Der katholische Kapuzinerorden in Bad Mergentheim hat gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR) einen Missbrauchsfall bestätigt. Ein heute 80-jähriger Pater soll zwischen 1967 und 1975 ein Kind sexuell missbraucht haben. Auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist ein weiterer Missbrauchsfall bekannt geworden.
Gefunden von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Zum SWR-Bericht: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=6130326/abt1jr/index.html
Weiterer SWR-Bericht: http://www.swr.de/nachrichten/bw/heilbronn/-/id=1562/rb1z7d/index.html#meldung97640
Artikel in der Main-Post Würzburg über den Fall in Bad Mergentheim und einen weiteren Fall in Würzburg: http://www.mainpost.de/lokales/franken/Pater-aus-Kapuzinerkloster-wird-sexueller-Missbrauch-vorgeworfen;art1727,5505125
Artikel in Spiegel-Online: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,683922,00.html
Pressemitteilung des Kapuzinerordens:
Missbrauchsvorwurf gegen einen Pater aus Bad Mergentheim
Einem Pater aus dem Kapuzinerkloster Bad Mergentheim wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.
Dies teilte der Leiter der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz, Pater Christophorus Goedereis, über seine Pressestelle mit. Die Anschuldigung beziehe sich auf Vorgänge, die sich Anfang der 70er Jahre in Bad Mergentheim ereignet haben sollen. Die heutige Leitung der Ordensprovinz erfuhr von dieser Anschuldigung erst vor wenigen Tagen. Der mutmaßliche Täter ist heute knapp 80 Jahre alt und war von 1967 bis 1975 in Bad Mergentheim stationiert.
Als der beschuldigte Pater vor zwei Jahren, 33 Jahre nach seinem ersten Mergentheimer Einsatz, wieder nach Bad Mergentheim versetzt wurde, war der Ordensleitung weder ein Verdacht noch eine Anschuldigung bekannt, die sich auf diesen Ort bezogen hätte, so der heutige Provinzialminister. Allerdings sei die jetzige Leitung der Ordensprovinz darüber informiert gewesen, dass es in der Vergangenheit des verdächtigten Paters Auffälligkeiten gegeben habe. Daher ist der Verdächtigte bereits seit Jahren von allen seelsorglichen Diensten entpflichtet und unter strenge Sanktionen gestellt, die bis heute uneingeschränkt gelten. So darf er nur nach vorheriger Abmeldung beim Hausoberen das Kloster verlassen, der Kontakt mit Kindern und Jugendlichen ist ihm strengstens untersagt, das Beichtsakrament darf er nicht mehr spenden, und auch das Autofahren wurde ihm von der Ordensleitung verboten. Hätte man jedoch vor zwei Jahren von den nun bekannt gewordenen Vorwürfen aus den 70er Jahren in Bad Mergentheim gewusst, hätte man den Pater nicht an diesen Ort versetzt.
Die Rheinisch-Westfälische Kapuzinerprovinz, die ganz Deutschland ohne Bayern umfasst, hatte sich bereits im Jahr 2002 auf alle seither von der Deutschen Bischofskonferenz und von der Deutschen Ordensoberenkonferenz verabschiedeten Leitlinien“Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger” verpflichtet und neutrale Ansprechpartner für etwaige Fälle ernannt. Auch ermutigen die Kapuziner über ihre deutschsprachige Internetseite etwaige Opfer von Übergriffen und Missbrauch durch Ordensmitglieder, sich zu melden, damit der Orden transparent mit entsprechenden Vorwürfen umgehen und möglichen Opfern geholfen und Gerechtigkeit zuteil werden könne.
Daher signalisierte Provinzial P. Christophorus Goedereis auch umgehend nach Bekanntwerden der jetzigen Vorwürfe dem mutmaßlichen Opfer seine Gesprächsbereitschaft und sicherte seine Unterstützung für eine entschiedene Aufklärung zu. Für die Brüder im Kapuzinerkloster Bad Mergentheim sind die Vorgänge äußerst belastend, zumal die jetzige Klosterbesetzung eine völlig andere ist als in den 70er Jahren und auch die damaligen Oberen nicht mehr leben. Im Augenblick gehe es jedoch darum, sich den Anschuldigungen zu stellen, möglichen Opfern zu helfen und die bereits seit Jahren ergriffenen Präventionsmaßnahmen noch weiter auszubauen, so Pater Christophorus.
Pressesprecher
Pater Richard Dutkowiak
Kapuzinerkloster
Kapuzinerstraße 27
48149 Münster
Tel. 0251/9276-100
E-Mail: richard.dutkowiak@kapuziner.org
Erklärung des Vorstandes der Deutschen Ordensoberenkonfrenz zu den Vorfällen sexuellen Missbrauches von Kindern und Jugendlichen durch Ordensleute | Wo können sich Opfer hinwenden?
“Mit großer Bestürzung nehmen wir die Meldungen auf, die uns in diesen Tagen erreichen,” schreibt der Vorstand der DOK in einer Presseerklärung zu den Vorfällen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch Ordensangehörige. Die Presseerklärung findet sich als pdf: hier
Die beiden deutschen Kapuzinerprovinzen hatte sich bereits im Jahr 2002 auf die von der Deutschen Bischofskonferenz bei der Herbstvollversammlung vom 23.-26.09.2002 verabschiedeten Leitlinien ”Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger” (sowie die seinerzeit von der VDO adaptierte Fassung) verpflichtet. Auf die von der DOK am 08.06.2009 überarbeitete Fassung der Leitlinien ”Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Ordensleute im Bereich der DOK – Deutschen Ordensobernkonferenz e.V.” hat sich die Provinzleitung ebenfalls per Definitionsbeschluss in der Definitionssitzung vom 30.09.-02.10.2009 in München verpflichtet. Ebenso hat die Rhein.-Westf. Provinz einen offiziellen Beauftragten sowie einen Pressesprecher für etwaige Fälle ernannt.
Die Kapuziner ermutigen etwaige Opfer von Übergriffen und Missbrauch durch Ordensmitglieder, sich zu melden, damit der Orden transparent mit entsprechenden Vorwürfen umgehen und möglichen Opfern geholfen und Gerechtigkeit zuteil werden kann.
Ansprechpersonen für Opfer von sexuellem Missbrauch durch Brüder der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz:
– Provinzial Christophorus Goedereis OFMCap, Schaerfengaesschen 3, 60311 Frankfurt am Main
E-Mail: rwcap.provinzial@kapuziner.org
– Abt Friedhelm Thissen OSB, Oberforstbacher Str. 71, 52076 Aachen
E-Mail: fr.friedhelm@abtei-kornelimuenster.de
– Staatsanwalt a.D. Heribert Heitkamp
E-Mail: heribert.heitkamp@gmx.de
Ansprechpersonen für Opfer von sexuellem Missbrauch durch Brüder der Bayerischen Kapuzinerprovinz:
– Provinzial Josef Mittermaier OFMCap, Kapuzinerstraße 34, 80469 München
E-Mail: josef.mittermaier@kapuziner.org
– Rechtsanwalt Klemens J. Klein
Email: kanzlei@anwalt-klein.de
– Diplom-Theologin Andrea Schober als Ombudsfrau
Email: aschober@ordinariat-muenchen.de
Internetseite des Kapuzinerordens: http://www.kapuziner.org/meldungen/20100316.php