„Angriff auf abgeordnetenwatch.de“ – FDP-Vorsitzender Wolfgang Kubicki zweifelt an Unabhängigkeit

Einen Angriff auf abgeordnetenwatch.de unternimmt Wolfgang Kubicki, der stellvertretende FDP-Vorsitzende und Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Informationen von Gregor Hackmack, Verein abgeordnetenwatch.de

„Wer steckt dahinter, wer bezahlt die?“

Vor einigen Jahren begegnete ich Wolfgang Kubicki in der ZDF-Sendung von Maybrit Illner. Er war als Diskussionsteilnehmer geladen, ich als Experte zum Thema Nebentätigkeiten. Als ich Herrn Kubicki mit seiner Nebentätigkeit als Rechtsanwalt konfrontierte, reagierte der FDP-Politiker auf seine Weise. Ich müsse doch bitte einmal erklären: „Wer steckt dahinter, wer bezahlt die?“ Ich erklärte Herrn Kubicki und den TV-Zuschauern, dass wir uns über Förderinnen und Förderer finanzieren – damals, im Jahr 2012, waren es 1.300 Menschen.

Unabhängigkeit

Das ist die Vorgeschichte. Diese Woche hat Wolfgang Kubicki nun versucht, die Unabhängigkeit von abgeordnetenwatch.de infrage zu stellen. Er tat dies im Handelsblatt. In Bezug auf abgeordnetenwatch.de (sowie zwei anderen gemeinnützigen Organisationen) sagte er: „Es muss auch im Interesse dieser Organisationen sein, keinen Zweifel an ihrer Unabhängigkeit zu lassen.“

„Mövenpick-Steuer“

Zweifel an unserer Unabhängigkeit? Dass ausgerechnet ein namhafter Vertreter einer Partei, die große Nähe zu Konzernen und Lobbyverbänden pflegt (Stichwort „Mövenpick-Steuer“), die Unabhängigkeit einer gemeinnützigen und von Bürgerinnen und Bürgern getragenen Transparenzorganisation infrage stellt, spricht eigentlich für sich. Die Unabhängigkeit von abgeordnetenwatch.de wird gerade dadurch gewährleistet, dass viele Menschen (derzeit 6.909 Förderinnen und Förderer) mit ihren regelmäßigen Spenden unsere Arbeit ermöglichen (im Schnitt übrigens mit rund 8,50 Euro im Monat).

Stimmungsmache auch von anderen Politikern

Immer wieder machen Politiker öffentlich Stimmung gegen abgeordnetenwatch.de – der Grund dafür ist offensichtlich: Unsere Recherchen zu Nebentätigkeiten, Lobbyeinflüssen und Parteispenden sind ihnen ein Dorn im Auge.

„Aufpasserorganisation“

Ex-Wirtschaftsminister Peter Ramsauer bezeichnete uns als „unseriöse Organisation“, nachdem wir über seine stattlichen Nebeneinkünfte aus der Wirtschaft berichtet hatten. Der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl nannte uns wegen unseres Eintretens für ein verbindliches Lobbyregister eine „Aufpasserorganisation“, die in einer Demokratie niemand brauche. Peer Steinbrück von der SPD beschimpfte uns als „kommerziellen Haufen“, nachdem wir seine horrenden Vortragshonorare publik gemacht hatten. Nun also Wolfgang Kubicki, der stellvertretende FDP-Vorsitzende und Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

Missstände aufdecken

Wer glaubt, uns auf diese Weise einschüchtern zu können, täuscht sich. Mit ihren Angriffen erreichen die Politiker das genaue Gegenteil: Wir werden weiter recherchieren und Missstände aufdecken – auch wenn das einigen nicht passt. Die wiederholten Angriffe aus der Politik zeigen uns, wie wichtig es ist, unabhängig arbeiten zu können. Darum möchten wir Sie bitten: Sichern Sie unsere Unabhängigkeit – werden Sie Förderin/Förderer von abgeordnetenwatch.de (schon ab 5 Euro im Monat und steuerlich absetzbar).

Weitere Informationen und Kontakt:

abgeordnetenwatch.de – Weil Transparenz Vertrauen schafft

Parlamentwatch e.V., Mittelweg 12, 20148 Hamburg

Telefon: 040-317691026

E-Mail: info@abgeordnetenwatch.de

Parlamentwatch e.V. hat seinen Sitz in Hamburg, eingetragen beim Amtsgericht Hamburg VR 19479, vertretungsberechtigte Vorstandsmitglieder sind Boris Hekele und Gregor Hackmack.

Spendenkonto:

Parlamentwatch e.V., Kto.: 2011 120 000, BLZ: 430 609 67 bei der GLS Bank, IBAN: DE03 4306 0967 2011 1200 00, BIC: GENODEM1GLS
Als gemeinnütziger Verein stellt abgeordnetenwatch.de auf Wunsch eine Spendenbescheinigung aus.

Internet:

https://www.abgeordnetenwatch.de/

https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/2018-12/nach-abgeordnetenwatchde-bericht-fdp-fraktionsvize-legt-geldgeber-offen-und-wirft

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„Amtsblätter dürfen nicht zur Lokalzeitung werden“ – BGH entscheidet Rechtsstreit der Südwestpresse gegen die Stadt Crailsheim

Städte und Gemeinden dürfen nach Ansicht des Bundesgerichtshofs keine klassische Lokalberichterstattung übernehmen. In einem entsprechenden Verfahren gab das Gericht der „Südwest Presse“ recht. Das Urteil vom 20. Dezember 2018 könnte auch über Baden-Württemberg hinaus Konsequenzen haben.

Informationen zusammengestellt von Hohenlohe-ungefiltert

Links zu Artikeln über die BGH-Entscheidung:

https://www.deutschlandfunk.de/bundesgerichtshof-amtsblaetter-duerfen-nicht-zur.2907.de.html?dram:article_id=436553

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/Karlsruhe-Crailsheim-BGH-Urteil-zu-Stadtblatt-erwartet,bgh-urteil-zu-stadtblatt-erwartet-100.html

https://www.bundesgerichtshof.de/SharedDocs/Termine/DE/Termine/IZR112.html?nn=6128288

https://kommunal.de/amtsblaetter-muessen-um-ihre-zukunft-fuerchten

https://www.rnz.de/politik/suedwest_artikel,-bundesgerichtshof-amtsblaetter-duerfen-nicht-wie-zeitung-berichten-_arid,408480.html

https://www.crailsheim.de/rathaus/presse/infos-zum-stadtblatt/

Pressemitteilung von Crailsheims Oberbürgermeister Christoph Grimmer vom 20. Dezember 2018:

BGH spricht Urteil im Rechtsstreit Große Kreisstadt Crailsheim / SÜDWEST PRESSE Hohenlohe GmbH & Co. KG

Zum Urteil des Bundesgerichtshofes erklärt Crailsheims Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer: „Das heutige Urteil des Bundesgerichtshofs ist Gewinn und Niederlage zugleich. Entsprechend ambivalent fällt eine Bewertung aus. Einerseits ist die Revision zurückgewiesen worden, damit haben wir den Prozess in letzter Instanz verloren. Andererseits haben wir auch etwas Wichtiges gewonnen: nämlich Rechtssicherheit. Der BGH steckt mit seinem Urteil das Territorium von Amtsblättern ab. Die rechtlichen Vertreter der Kommunen und vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit von Städten und Gemeinden haben nun von höchster Instanz eine Richtschnur erhalten, die Zulässiges und Unzulässiges trennt. Wenn Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen oder Dritte künftig also eine breitere Information durch ein Amtsblatt wünschen, können und müssen wir darauf verweisen, dass dies unzulässig und vom Gesetzgeber offenbar nicht gewünscht ist. Konkret bedeutet dies für unser Stadtblatt, dass nur über Inhalte und Themen berichtet werden kann, die unmittelbaren Bezug zu städtischem Verwaltungshandeln haben. Insofern wird das Stadtblatt auf die Darstellung des Handelns der Stadtverwaltung beschränkt. Der Stadt Crailsheim war und ist es wichtig, mit dem Stadtblatt zur Erfüllung des grundgesetzlichen Auftrages zur Stärkung und Förderung der örtlichen Gemeinschaft beizutragen. Der Gemeinderat wollte mit der kostenlosen Verteilung von neutralen Sachinformationen abnehmendem politischen Interesse und sinkender Wahlbeteiligung entgegenwirken. Jedoch war es nie die Absicht, das hohe Gut der Pressefreiheit zu beeinträchtigen. Dies wird mit dem heutigen Urteil bestätigt, wonach durch die Herausgabe eines inhaltlich und lokal beschränkten kommunalen Mitteilungsblatts kein Eingriff in die Freiheit oder die institutionelle Eigenständigkeit der Presse erfolgt. Ich hoffe, dass wir nun gemeinsam mit den Vertretern der Südwest Presse die juristische Auseinandersetzung demnächst zu den Akten legen können, um die weitere Zusammenarbeit in der Stadt möglichst unbelastet fortzusetzen. Schließlich eint uns am Ende dasselbe Ziel: die Bürgerinnen und Bürger über das Stadtgeschehen zu informieren und daran zu beteiligen.“

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„Von der Wehrburg zum Witwensitz“ – Vortrag von Lena Grüner über das Schloss in Kirchberg/Jagst

Der Vortrag von Lena Grüner „Von der Wehrburg zum Witwensitz“ über das Kirchberger Schloss findet am Donnerstag, 29. November 2018, um 20 Uhr im Sandelschen Museum in Kirchberg/Jagst statt. 

Von Friedrich König, Museums- und Kulturverein Kirchberg/Jagst

Ritter von Kirchberg

Lena Grüner ist wieder gesund. Sie präsentiert neue Erkenntnisse zur Baugeschichte des Kirchberger Schlosses. Das Schloss Kirchberg hat die Form eines Dreiecks, drei Höfe gliedern die Anlage: Ehrenhof, Innenhof und hinterer Schlosshof. Das sah nicht immer so aus wie das heutige ehemalige Residenzschloss der Fürsten von Hohenlohe-Kirchberg.  Am Anfang war eine Burg, die den Rittern von Kirchberg gehörte.

Sonderausstellung bis 6. Januar 2019

Die Sonderausstellung „Kirchberg – Geschichte einer Residenz“ im Sandelschen Museum läuft noch bis 6. Januar 2019. Sie ist jeweils sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr zu sehen (außer am 24., 25. und 31. Dezember). Der Eintritt ist frei. Führungen sind nach Vereinbarung möglich, Telefon 07954/98010.

Weitere Informationen über die Sonderausstellung im Sandelschen Museum:

https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-schwaebisch-hall/die-verlorene-burg-von-kirchberg-28103034.html

https://www.kirchberg-jagst.de/index.php?id=469&publish[id]=887661&publish[start]=

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„Der wahre Beginn unserer Demokratie“ – Vortrag in Crailsheim über die Revolution 1918 in Württemberg

Über den „wahren Beginn unserer Demokratie“ spricht Dr. Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, am Montag, 19. November 2018, um 19.30 Uhr im Rathaus Crailsheim, Forum in den Arkaden. Veranstalter sind der Crailsheimer Historische Verein und das Stadtarchiv Crailsheim.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Kaiserliche Eliten waren reformunfähig

Vor 100 Jahren fegte die Revolution von 1918 das monarchische System des Kaiserreiches hinweg. In der Folge etablierte sich mit der Weimarer Republik erstmals eine parlamentarische Demokratie in Deutschland. Mit Thomas Schnabel befasst sich ein prominenter Referent mit dieser Umbruchszeit auf der Ebene des Landes Württemberg. Dr. Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, spricht in Crailsheim über den „wahren Beginn unserer Demokratie“. Die Revolution von 1918 war die Folge eines massiven Vertrauensverlustes in die kaiserlichen Eliten, die sich als reformunfähig erwiesen hatten.

Viele Krisen gemeistert

Dem Sog der Ereignisse in Kiel, München und Berlin konnte man sich auch in Stuttgart nicht entziehen, obwohl der letzte württembergische König Wilhelm II. immer noch außerordentlich beliebt war. Dazu kam, dass die Demokratie im Südwesten schon immer sehr viel tiefer verankert war als in den meisten anderen Teilen des Reichs. Die Revolution und die Anfänge der Weimarer Republik werden zumeist vom Ende her, dem Machtantritt Hitlers und der Nationalsozialisten 1933, be- und verurteilt. Dabei ist es beeindruckend, wie viele Katastrophen und Krisen diese erste deutsche Demokratie bis Mitte der 1920er Jahre erfolgreich meisterte. Diese Leistungen, dieser Aufbruch und die Stabilität, die vor allem Württemberg bis zum Ende der Republik ausgezeichnet haben, sollen im Mittelpunkt des Vortrags stehen.

Info:

Vortrag „Der wahre Beginn unserer Demokratie“, Referent Dr. Thomas Schnabel, Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, Montag, 19. November 2018, 19.30 Uhr Rathaus Crailsheim, Forum in den Arkaden, Eintritt 5 Euro (Abendkasse), Mitglieder des Crailsheimer Historischen Vereins frei.

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„Rechte Umtriebe in der Region: Studienzentrum Weikersheim“ – Offener linker Treff in Crailsheim

„Rechte Umtriebe in der Region: Studienzentrum Weikersheim“ heißt das Thema beim „Offenen linken Treffen“ am Dienstag, 20. November 2018, um 19 Uhr im China-Restaurant Kaiser Palast, Worthingtonstraße 14, 74564 Crailsheim. Willkommen sind alle, die an linker Politik interessiert sind.

Von David Jäger, Offenes linkes Treffen

Weitere Informationen im Internet über das Studienzentrum Weikersheim:

http://studienzentrum-weikersheim.de/8-0-Programm.html

http://www.belltower.news/artikel/das-studienzentrum-weikersheim

http://www.belltower.news/artikel/zwischen-niedergang-renaissance-das-%E2%80%9Estudienzentrum-weikersheim%E2%80%9C-12459

http://www.belltower.news/lexikontext/studienzentrum-weikersheim-szw

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/baden-wuerttemberg-oettinger-tritt-aus-studienzentrum-weikersheim-aus-1436689.html

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„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achtundvierzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achtundvierzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XLVIII Betrug

… „Ja, wir haben beide Fehler gemacht. Doch die jahrelange Distanz zwischen uns war nötig. Ich war eine Weile wie gelähmt, dann jedoch habe ich alles getan, um mit mir selber ins Reine zu kommen. Über die Details dazu können wir später noch ausführlich reden. Heute kann ich jedenfalls klipp und klar sagen, was ich will, und was ich zu einer guten Beziehung zwischen uns beiden beitragen kann.“ Carl machte eine Pause, drehte sein Gesicht wieder Paula zu und beugte sich in ihre Richtung, um sie noch aufmerksamer betrachten zu können: „Was ich dir als Mann und Freund zur Wiedergutmachung geben kann. Und wie wir gegen den Betrug von damals vorgehen können.“ Dann wartete er in dieser Position bis bei Paula die Bedeutung seiner Worte angekommen waren.

Zorn

Paula begriff den Sinn seiner Worte tatsächlich nicht gleich in vollem Umfang. Sie runzelte zuerst die Stirn und unterstellte Carl, trotz seiner ergreifenden Rede, eine Falle. Paula war nicht nur misstrauisch, es ging ihr auch zu schnell und sie vermutete richtig, dass Carl schon wieder einen fertigen Plan ausgeheckt hatte, zu dem sie jetzt >Ja und Amen< sagen sollte. Sie kniff die Augen zusammen und fragte betont ruhig: „Als Mann und Freund?“ und fügte nach einer Weile mit zittriger Stimme hinzu: „Willst du mir jetzt ein Eheversprechen anbieten und damit soll es dann gut sein?“ Ihre Augen verdunkelten sich, ihre Lippen wurden schmal und sie begann sich aufzurichten. Doch bevor Paula Engel ihren erneut aufflammenden Zorn in Worte fassen konnte, sprang Carl auf, war mit zwei Schritten bei ihr und setzte sich neben sie auf das Sofa, nahm ihre Hände und flehte Paula beschwörend an: „Hör mir erst zu! Es ist viel auf einmal, ich weiß. Aber es geht das Eine nicht ohne das Andere! Lass es mich erklären ohne dass wir streiten. Bitte! Überlege dir mein Angebot in aller Ruhe und dann sehen wir weiter.“

Das Handwerk legen

Er machte eine Pause, in der er zwar Paulas Hände wieder losließ, aber dicht neben ihr sitzen blieb: „Also, wenn du mein persönliches Angebot zur Wiedergutmachung annimmst, werde ich es einlösen. Es bindet dich jedoch nicht an mich. Ich lasse dir die Freiheit, dich für oder gegen mich zu entscheiden. Trotzdem wünsche ich mir natürlich mehr von dir als eine rein geschäftliche Beziehung.“ Carl legte nun bewusst keine Pause ein und sprach ohne Unterbrechung weiter: „Und dieses Mal könnten wir – anders als vor zehn Jahren – mit meinem heutigen Wissen, mit meinem gefassten Vorsatz, sowie der zugesagten Unterstützung von Anton und wenn wir zwei zusammenhalten, gemeinsam den Burschen das Handwerk legen. Das willst du doch auch, oder?“, beendete Carl mit der kleinen fragenden Einschränkung seine eindringliche Ansprache.
Dann stand er auf, ging zum Sessel am Fenster und schaute schweigend hinaus. Er nahm jedoch die malerisch ins zartrosa Abendlicht getauchte Kulisse auf dem Unterwöhrd gar nicht wahr. Carl konzentrierte sich ganz auf seine weiteren Worte.

Alleinerbin

Während er sich wieder zu Paula umdrehte, hub er zu sprechen an: „Ich biete dir die Hälfte meines gesamten Vermögens als Wiedergutmachung an. Als meine Ehefrau kämst du mit einem notariell festgelegten Ehevertrag steuertechnisch günstiger weg und ich würde dich als Alleinerbin einsetzen lassen.“ Und ohne Übergang sprach er weiter zu ihr: „Wenn du die Wiedergutmachung ohne mich als Mann willst, werde ich dir die Hälfte meines Vermögens als Schenkung ausbezahlen. Dafür würde halt dann eine höhere Steuer anfallen, welche die Summe für dich etwas schmälern würde. Aber ich betone nochmals, du hast Zeit dich in Ruhe zu entscheiden.“

Wiedergutmachung

Paula schwieg, sie begann entgegen Carls Rat, sofort abzuwägen. Vor ihrem inneren Auge tanzten die Summen mit denen sie hantieren könnte, sollte sie Carls Vorschlag annehmen. Sie wusste um sein Vermögen. In seinem Heimatort pfiffen es die Spatzen von den Dächern. Niemals hätte sie sich so ein lukratives Angebot träumen lassen. Weder eine Wiedergutmachung mit, noch eine ohne Ehe. „Das war ein Heiratsantrag? Oder?“, fragte Paula ihn plötzlich mit spöttischem Unterton, als sie ihre Gedanken einigermaßen sortiert hatte. Er gab ihr keine Antwort, sondern trug weiterhin vor: „Der geschehene Betrug wäre nur sehr schwer nachzuweisen. Es gibt kaum verwertbares Belastungsmaterial, die gerichtlichen Verfahren werden sich in die Länge und Breite ziehen. Deswegen biete ich dir zuerst die Wiedergutmachung an, damit du mir glaubst, wie ernst es mir ist. Somit wärst du finanziell einigermaßen für dieses teure Vorhaben ausgestattet. Solltest du dann überdies mit meiner Hilfe wieder zu deinem ganzen Haus und zusätzlich noch zu dem ganzen dir zustehenden Erbe von deinem Onkel Ewald kommen, so wäre es an dir, dich bei mir erkenntlich zu zeigen. Freiwillig! Versteht sich, du hast mein volles Vertrauen!“, setzte Carl nachdrücklich hinzu.

Nachdenken

Draußen dämmerte der Abend herein. Carl setzte sich wieder auf die kleine Couch, schwieg und wartete ab. Paula empfand weder Triumph, noch lösten Carls Worte die Art von Zufriedenheit bei ihr aus, die sie sich immer vorgestellt hatte. Jahrelang malte sie sich aus, ihn zerschmettert am Boden liegen zu sehen. Von einem hohen Gericht dazu verdonnert, bei ihr Buße zu tun. Gerichtlich gezwungen, ihr reumütig seine Vorschläge zur Entscheidung zu unterbreiten – und nun das. So würde sie auf die ersehnte Genugtuung verzichten müssen. Das hatte er sich ja wieder klug ausgedacht, Carl würde sich von einer gerichtlichen Entscheidung freikaufen. Ganz souverän bot er ihr die Ehe als günstigere Variante an. Was bildete er sich ein? Paula war wütend auf seinen Wissensvorsprung und seine clevere Vorgehensweise und sie fühlte sich um eine romantische Vorstellung betrogen. Gleichzeitig war ihr bewusst, dass sie jetzt nicht noch mehr von Carl verlangen konnte. Sein annehmbares Angebot musste sie trotz ihrer heftigen Wünsche nach Vergeltung und Genugtuung, ernsthaft in Erwägung ziehen.
Carl Eugen Friedner war tatsächlich bereit, ihr die Schmach mit Geld zu bezahlen. Und zusätzlich bot er ihr die beachtliche Aussicht auf sämtliche Teile des verlorenen Erbes an. Aber sie schwieg, über dieses unerwartet großzügige Angebot musste sie allerdings in aller Ruhe nachdenken … Fortsetzung folgt.

Wer hat auch schon eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der geneigten Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E.Mail: b.haebich@web.de

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„Crailsheim – einst und jetzt“ – Neuer Bildband: Buchvorstellung in Crailsheim

Das Buch „Crailsheim – einst und jetzt“ wird am Mittwoch, 21. November 2018, um 19 Uhr im Crailsheimer Rathaus, Forum in den Arkaden, vorgestellt. Es referieren die Autoren Monika Kolb und Folker Förtsch.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

55 Bildpaare gegenüber gestellt

Wie in kaum einer anderen Stadt in der Region hat sich das Stadtbild Crailsheims in den vergangenen 100 Jahren enorm gewandelt. Verantwortlich dafür war nicht zuletzt die Kriegszerstörung 1945. Unter dem Titel „Crailsheim – einst und jetzt“ zeigt ein neues Buch die großen Veränderungen, denen die Stadt in baulicher Hinsicht, aber auch im Alltag der Bewohner unterworfen war. Dafür stellen die Autoren Monika Kolb und Folker Förtsch 55 Bildpaare gegenüber und kommentieren sie in ausführlicher Weise. Der Bildband lädt ein zum Vergleichen und Erinnern. Das Buch erscheint in der Reihe „Zeitsprünge“ des Sutton Verlags aus Erfurt.

Kurzinformation:

Buchvorstellung: Mittwoch, 21. November 2018, 19 Uhr, Rathaus Crailsheim – Forum in den Arkaden, Folker Förtsch/Monika Kolb: „Crailsheim – einst und jetzt“, 128 Seiten, zirka 110 Abbildungen, 19,99 Euro, ISBN 9783954009800 (erhältlich im Buchhandel).

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„Es darf sich nicht wiederholen“ – ASG-Schüler gestalten mit bei Gedenkfeier in Crailsheim an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren

Die Gedenkfeier in Crailsheim an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren gestalteten die „Initiative Erinnerung und Verantwortung“ zusammen mit Schülerinnen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) am Platz der ehemaligen jüdischen Synagoge in Crailsheim. Hans Kumpf spielte auf der Klarinette.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Menschenverachtung nicht dulden

Fast gespenstisch still war es auf dem Platz der ehemaligen Synagoge in der Adam-Weiß-Straße am Freitag, 9. November 2018, um 18.30 Uhr als die vielen Besucher zur Gedenkfeier andächtig dem Läuten der Glocken der Johanneskirche schweigend lauschten. Nahezu erlösend waren da die ersten Töne, die Hans Kumpf auf seiner Klarinette spielte. Von lauten und leisen Tönen wurde anschließend gesprochen. Von lauten Tönen auf Demonstrationen in Dresden und Hetzjagden in Chemnitz sowie von verharmlosenden Kommentaren einiger Politiker sprach Peter Erler von der „Initiative Erinnerung und Verantwortung“. Der zweite Redner, Peter Pfitzenmeier, appelliert an initiatives Eingreifen schon bei leisen Tönen der Menschenverachtung und nicht erst bei schamlosen Parolen: „Man muss bereits dem Rad in die Speichen greifen, wenn es sich zu drehen beginnt.“

Gegen Diskriminierung und Ausgrenzung

Als die Schülerinnen des ASG in einer Sprechfolge die sich immer steigernde und aggressiver werdende Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung vortrugen, hörte man die anfangs alltäglichen und leisen Zwischentöne gegenüber den Opfern. Da ist das Schulmädchen, das in die letzte Reihe neben einen an Tuberkulose erkrankten Schüler gesetzt wird. Da sind die 23-stündige Ausgangssperre für die jüdische Bevölkerung, das „J“ im Pass, der gelbe Stern, Sanktionen und Verschärfungen, wenn man als Nichtjude mit den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt stand.

Selbstmord

Misshandlungen in einer der dunklen Stunden von Crailsheims Stadtgeschichte, als unter anderen die Crailsheimer Josef Böhm und Siegfried Stein im Schloss ausgepeitscht wurden. Die so genannte „Judenauspeitschung“ brach Joseph Böhm innerlich und äußerlich. Er nahm sich später das Leben. Dann die Reichspogromnacht, in der die Crailsheimer Synagoge geschändet wurde – aufgrund der großen Brandgefahr für Nachbarhäuser wurde sie nicht angezündet. Insgesamt flohen 111 Crailsheimer Juden aus Deutschland, bevor 1941 das Auswanderungsverbot verhängt wurde. 44 Juden wurden deportiert und ermordet – rechnet man Joseph Böhm dazu, sind es 45.

Gutes wirkt weiter

„Das darf sich nicht wiederholen!“, spricht Peter Erler mahnend in die Runde und rechnet mit den jüngsten Vorkommnissen auf Grund politisch gefährlicher Tendenzen ab. Auch Peter Pfitzenmeier schließt sich mahnend seinem Vorredner an: „Das Böse hat den Drang, sich auszuweiten.“ „Doch Gutes wirkt auch weiter“, schließt Pfitzenmeier unmittelbar an. Der Antisemitismus dürfe nicht zur neuen Normalität im Alltag werden. Und das sei in Crailsheim sichtbar: Es wirkt, wenn ein Oberbürgermeister öffentlich sagt, mit dem Denkmal sei Hans Scholl in der Mitte der Stadt angekommen. Es wirkt, wenn die Basketballspieler der Hakro-Merlins vor Hunderten von Schülern über ihre Integration sprechen. So spricht er abschließend in einem hoffnungsvollen Ton den Anwesenden zu und beschließt die Gedenkfeier mit „Hoffnung und Dank“.

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„Ganz normale Männer? – Vortrag in Crailsheim über Täter des nationalsozialistischen Massenmords

Aus Anlass des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht laden Crailsheimer Historischer Verein und Stadtarchiv Crailsheim im Anschluss an die Gedenkfeier in der Adam-Weiß-Straße am Freitag, 9. November 2018, um 19.30 Uhr zu einem Vortrag in das Forum in den Arkaden ein.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Welche Einstellungen, welche Charaktereigenschaften?

Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch beschäftigt sich unter dem Titel „Ganz normale Männer?“ mit den Tätern des NS-Massenmordes. Eine der wichtigsten Fragen der Forschung zu den Verbrechen des Nationalsozialismus ist die nach der Persönlichkeit der Täter: Welche Einstellungen, welche Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsstrukturen müssen vorliegen, damit jemand an brutalsten Menschenrechtsverletzungen und Massenerschießungen teilnimmt? Oder bedarf es dieser besonderen persönlichen Voraussetzungen gar nicht und jeder „harmlose Durch-
schnittsmensch“ kann sich unter bestimmten Umständen als KZ-Wärter oder Schütze am Erschießungsgraben wiederfinden?

Was macht Menschen zu Massenmördern?

Der Vortrag thematisiert an mehreren Beispielen die Ordnungsstrukturen und die sozialpsychologischen Bedingungen, unter denen Menschen zu Massenmördern werden.

Info:
Eintritt: 5 Euro (Abendkasse), Mitglieder des Crailsheimer Historischen Vereins frei.

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