Das Schloss Kirchberg/Jagst ist nach Recherchen von Hohenlohe-ungefiltert verkauft worden. Der Verkauf wurde am Freitag, 25. September 2015, bei einer Pressekonferenz im Kirchberger Schloss offiziell bekannt gegeben.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
„Gemeinnützige Stiftung Haus der Bauern“
Käufer der weitläufigen Immobilie in der Kirchberger Altstadt ist die „Gemeinnützige Stiftung Haus der Bauern“ sein. Der Kaufpreis ist bisher nicht bekannt. Die Stiftung besitzt am Schwäbisch Haller Marktplatz das „Haus der Bauern“. Die Stiftung hängt eng mit Rudolf Bühler, dem Chef der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zusammen. Bühler wohnt in Wolpertshausen und ist durch die „Rettung“ des einst vom Aussterben bedrohten Schwäbisch-Hällischen Landschweins weithin bekannt geworden. In Wolpertshausen betreibt die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall einen Regionalmarkt und ein Restaurant.
Jahrelang einen Käufer oder Investor gesucht
Die Evangelische Heimstiftung – mit Hauptsitz in Stuttgart – war seit den 1950er Jahren Eigentümer des Kirchberger Schlosses. Die Heimstiftung nutzt nur noch den „Langen Bau“ als Alten- und Pflegeheim für etwa 70 Bewohnerinnen und Bewohner. Zu Spitzenzeiten lebten im ganzen Schloss knapp 250 alte und pflegebedürftige Menschen. Jahrelang suchte die Evangelische Heimstiftung nach einem Käufer oder Investor für die riesige Schloss-Immobilie. Der Sanierungsbedarf ist hoch. Die Kosten dafür sind immens. In den vergangenen Jahren betonten Verantwortliche der Heimstiftung immer wieder, dass ihre Firma die Kosten für eine Schloss-Sanierung nicht selbst tragen könne.
Eine Tagungsstätte soll hinein
Seit einigen Jahren belebt eine Künstlerkolonie das Hauptgebäude von Schloss Kirchberg. Unter den Künstlern befinden sich Profis, ambitionierte Amateure und Kunstliebhaber verschiedenster Stil- und Fachrichtungen. Erst vor einigen Tagen feierten sie mit ihren Gästen eine „Lange Kunstnacht“. Laut Rudolf Bühler sollen die Künstler weiterhin ihre Ateliers im Kirchberger Schloss betreiben können. Auch der Zugang zum Schloss sowie der Schlosspark sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich bleiben. Die „Stiftung Haus der Bauern“ plant im Schloss Kirchberg eine Tagungsstätte und möglicherweise einen gastronomischen Bereich. Die Kunde vom Verkauf des Schlosses verbreitete sich bereits vor der offiziellen Bekanntgabe wie ein Lauffeuer in der Stadt Kirchberg. Viele sind gespannt wie es mit dem stadtbildprägenden Bauwerk weiter geht.
Weitere Informationen im Internet über das Schloss Kirchberg an der Jagst:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kirchberg_%28Kirchberg_an_der_Jagst%29
http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Schlossherr-gesucht-Residenz-bei-Ebay-zum-Verkauf-angeboten;art5722,2783681
Weitere Informationen im Internet über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall:
http://www.besh.de/
Pressemitteilung der Evangelischen Heimstiftung vom 25. September 2015 (Zwischenüberschriften von Hohenlohe-ungefiltert eingefügt):
Schloss Kirchberg wechselt den Besitzer
Die Evangelische Heimstiftung verkauft Schloss Kirchberg an die gemeinnützige Stiftung „Haus der Bauern“ aus Schwäbisch Hall, welche der Unternehmensgruppe Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zugehörig ist. Das neue Nutzungskonzept sieht eine Akademie für ökologische Land- und Ernährungswirtschaft vor mit ökologischer Lehre und Forschung, Berufsbildung und Ausbildung. Der im Hauptbau des Schlosses etablierte Künstlerverein „AufgeSCHLOSSen“ kann die Räumlichkeiten im Schloss weiterhin nutzen.
Hauptbau, Marstall und Witwenbau
Die Evangelische Heimstiftung (EHS) als derzeitige Eigentümerin und gemeinnützige Betreiberin von Pflegeeinrichtungen sieht sich mit dem Betrieb eines historischen Barockschlosses auf Dauer überfordert. Ziel war es deshalb, das Schloss Kirchberg auf der Grundlage des 2012 gemeinsam erarbeiteten Zukunftskonzeptes an einen öffentlichen oder privaten Träger zu verkaufen. Der Betrieb des Pflegeheims im Schloss wurde deshalb eingestellt und vollständig auf das angrenzende Fürst-Ludwig-Haus übergeführt. Damit stand das Schloss Kirchberg, bestehend aus Hauptbau, dem Marstall und dem Witwenbau zur freien Disposition.
Enormes Potential
Für die Stadt Kirchberg, den Landkreis Schwäbisch Hall und die Region Hohenlohe hat sich dadurch die großartige Chance eröffnet, eines der bedeutendsten Kulturgüter des Landes für die Öffentlichkeit zu erhalten und dieses mit neuem Leben zu füllen. Das einzigartige Ensemble, die historische Stadt Kirchberg und das wunderbar gelegene Barockschloss, das mit historischen Räumen, einem herrlichen Park und einladenden Innenhöfen aufwarten kann, bietet für die touristische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung von Stadt, Region und Land ein enormes Potential.
Ökologisch ausgerichtete Akademie
Dieses Potential wurde nun von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) erkannt. Nach der Vision der Hohenloher Bauern soll im Schloss Kirchberg eine nationale und internationale landwirtschaftliche und ernährungswissenschaftliche, ökologisch ausgerichtete Akademie entstehen für die perspektivisch auch ein Internatsbetrieb im Witwenbau und möglicherweise ein gastronomisches Angebot im Marstall denkbar wäre. Gedacht ist auch an internationale Projekte der Entwicklungshilfe.
Bauerschule Weckelweiler ist mit im Boot
Die Akademie soll voraussichtlich von einer gemeinnützigen Gesellschaft getragen und betrieben werden, in der sich nicht nur die Erzeugergemeinschaft und die Bauernschule Weckelweiler, sondern auch verschiedene Verbände, wie Demeter, Bioland oder der Bundesverband für ökologischen Landbau und auch das Land Baden-Württemberg engagieren sollen.
Ökologische Modellregion Hohenlohe
„Eine solche ökologisch ausgerichtete Akademie für landwirtschaftliche und ernährungswissenschaftliche Berufe ist längst überfällig“, so Rudolf Bühler, Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Haus der Bauern. „Unsere ökologische Modellregion Hohenlohe wird mit einer solchen Akademie eine große Strahlkraft entwickeln und unseren modernen, nachhaltigen Ansatz in der Landwirtschaft sowie in der Herstellung hochwertiger Lebensmittel weit ins Land und darüber hinaus tragen.“
Heimstiftung: „Zukünftige Nutzung ist ideal“
Die mit dieser Vision verbundene zukünftige Nutzung des Schlosses ist nach Einschätzung der Evangelischen Heimstiftung ideal. „Wir fühlen uns den Bauern in Hohenlohe und ihrer Genossenschaft sehr verbunden. Deshalb ist die Idee für diese Akademie bei uns sofort auf fruchtbaren Boden gefallen“, so Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung. „Wir freuen uns, dass wir Schloss Kirchberg an einen regionalen und weit über Hohenlohe hinaus wirkenden Träger verkaufen können.“
„Faires Geschäft“
Nachdem das von der EHS beauftragte Maklerbüro Engel & Völkers seine Verkaufsbemühungen verstärkt hat, gab es einige Interessenten von Privatpersonen bis zu Investoren, die Hotelbetriebe, Sanatorien und ähnliches vorhatten. „Mit den Hohenloher Bauern ist nun eine für alle Seiten herausragende Lösung gefunden worden. Es ist uns deshalb nicht schwer gefallen uns beim Preis zu einigen“, so Schneider, „Es war mir wichtig, dass wir für beide Seiten ein faires Geschäft machen.“ Das bestätigt Rudolf Bühler: „Die Verhandlungen waren hart und zielgerichtet, aber auch fair und vertrauensvoll. Am Ende hat es nur zufriedene Gesichter gegeben.“
Künstler sollen bleiben
Auch für die Künstler, die über ihren Verein „AufgeSCHLOSSen“ seit April 2013 das Schloss von der Evangelischen Heimstiftung gepachtet haben, soll es eine zufriedenstellende Lösung geben. Die EHS wird den Pachtvertag fristgerecht zum 31. Dezember 2015 kündigen, damit die BESH insbesondere die Säle im Schloss für ihre Zwecke mitnutzen kann. Die BESH möchte aber die Belange der Künstler bei der zukünftigen Nutzungskonzeption berücksichtigen und dem Verein einen neuen Pachtvertag zu vergleichbaren Konditionen anbieten.
Die Pressemitteilung auf der Internetseite der Evangelischen Heimstiftung:
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