Mit dem Programm „Niemalsland“ gastiert die Gruppe Sound Espace am Sonntag, 26. Oktober 2014, um 15 Uhr zu einer Konzertlesung im Rosensteinsaal in der Burgenlandhalle Braunsbach. Einlass ist ab 14.30 Uhr. Für die Veranstaltung wird kein Eintritt erhoben. Zur Deckung der Unkosten werden gerne Spenden angenommen. Von 13.30 Uhr bis 14.30 Uhr ist letztmalig die Sonderausstellung „Frau im Judentum“ im Rabbinatsmuseum Braunsbach zu sehen. Auf dem Gelände der Burgenlandhalle stand die ehemalige Synagoge von Braunsbach.
Vom Rabbinatsmuseum Braunsbach
„Worte sind Taten – Zivilgesellschaftliches Engagement in der Literatur“
Der siebte Literatursommer Baden-Württemberg findet unter dem Motto „Worte sind Taten – Zivilgesellschaftliches Engagement in der Literatur“ statt. In rund 160 Veranstaltungen werden Eintritt für Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, soziale Verantwortung und Toleranz in der Literatur von gestern und heute beleuchtet. In diesem Rahmen kommt die GRUPPE SOUND ESPACE mit ihrem Programm „Niemalsland“ am Sonntag, 26. Oktober 2014, auf Einladung des Rabbinatsmuseums, nach Braunsbach.
Extremerfahrung menschlichen Leidens
Das Programm „Niemalsland“ beschäftigt sich mit einem sehr sperrigen Thema der deutschen Vergangenheit. Es gab in den KZs Gedichte, und entgegen aller anderen Vermutungen gibt es auch nach Auschwitz noch Lyrik über das Unaussprechliche. Die „GRUPPE SOUND ESPACE“ verknüpft solche Texte mit einer Musik, die sich von allem Gewohnten weit entfernt und dem Unglaublichen neue Töne und Sounds an die Seite stellt. Basis des Programms „Niemalsland“ sind Gedichte von Häftlingen aus deutschen Konzentrationslagern. Entstanden in einer Extremerfahrung menschlichen Leidens, sind sie gleichzeitig Zeugnisse der Überwindung dieser Situation durch die Kreativität des einzelnen. Die lyrischen Texte waren für die Betroffenen Überlebenshilfe, sicher aber auch Momentaufnahmen der geistigen Freiheit des Menschen unter entwürdigenden Bedingungen. Sie sind heute ein Mahnruf gegen das Vergessen und Verdrängen des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte.
Verpflichtung für die Zukunft
Gleichzeitig sieht die GRUPPE SOUND ESPACE darin aber auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Ihre moderne, zeitgenössische Musik transportiert die über 70 Jahre alten Texte ins Heute und ins Morgen, stellt ihnen aber auch noch Betrachtungen anderer Menschen zur Seite, die später die historischen Ereignisse lyrisch kommentiert haben. Ein lakonisches Gedicht über das, was man über Adolf Eichmann wissen kann, entstand zum Beispiel erst nach den Nürnberger Prozessen.
Rote Rosen in Dachau
Als Klammer des Programms dient ein Text mit dem Titel „Rote Rosen in Dachau“, eine Toncollage des polnischen Originals steht am Anfang und am Ende der Aufführung. Manche Texte stellen das Unheil offen, schonungslos und teils schockierend dar, lyrisch, bildhaft, verdichtet auf wenige Zeilen. Schließlich handelt es sich um Gedichte, also um viel Dichtes!
Dem stehen aber auch sehr persönliche, intime Zeilen gegenüber, von der zerbrechlichen Schönheit, die nicht nur die Sinne selbst wahrnahmen, sondern die sich auch in der sinnlichen Erinnerung abspielen. In anderen Texten wiederum verschwimmen die Perspektiven, der Zuhörer betritt eine verschwommene Landschaft, die trotzdem schmerzlich scharf ist.
Drei Sprachen, ein Konzept
Die GRUPPE SOUND ESPACE spürt nicht nur den Inhalten, sondern auch den Bildern, Geschichten und vor allem Stimmungen nach und interpretiert sie mit den Mitteln heutiger, experimenteller Musik. In ihren „Klangkonferenzen“ kombinieren die Künstler ruhige, ambienteartige Phrasen mit aufregenden expressionistischen Experimenten. Die ungewöhnlichen Klänge der Musik aus dem 21. Jahrhundert korrespondieren mit den Klang- und Bildqualitäten der lyrischen Texte, Wort und Klang verweben sich dabei zu einem Geflecht aus Musik, Sprache und Geräusch, ergeben so eine Art Hörstück, das sich im freischwebenden Feld zwischen Konzert und Hörspiel befindet. Genauso flirrt die Musik zwischen freier Improvisation, Toncollage und zeitgenössischer ernster Musik.
Wie die Musiker einen eigenartigen Spagat zwischen verschiedenen musikalischen und sprachlichen Ausdrucksformen schaffen, so ist auch der aus drei Worten bestehende Bandname beschaffen: Er vereinigt Wörter aus drei verschiedenen Sprachen, die gemeinsam ein Konzept umreißen.
Die Konzertlesung findet um 15 Uhr in der ehemaligen Synagoge von Braunsbach im Rosensteinsaal in der Burgenlandhalle statt. Einlass ist ab 14.30 Uhr. Für die Veranstaltung wird kein Eintritt erhoben. Zur Deckung der Unkosten werden aber gerne Spenden angenommen. Von 13.30 Uhr bis 14.30 Uhr ist letztmalig die Sonderausstellung „Frau im Judentum“ im Rabbinatsmuseum zu sehen.
Weitere Informationen und Kontakt:
www.rabbinatsmuseum-braunsbach.de
Telefon: 07906-8512