„Viele Menschen fürchteten die Gewalttätigkeit des Königs in Stuttgart“ – Vortrag über Württembergs erste Oberamtmänner in Crailsheim

Noch immer liegen die Jahrzehnte der Eingliederung Crailsheims in das Königreich Württemberg nach 1810 weitgehend im Dunkeln. Aus personengeschichtlicher Perspektive wirft jetzt ein Vortrag des Crailsheimer Historischen Vereins einen Blick auf diese für die nachfolgende Geschichte der Stadt so einschneidende Zeit. Unter dem bezeichnenden Titel „Die Zwingvögte des Königs“ berichtet Dr. Frank Raberg am Montag, 9. März 2015, um 19.30 Uhr über Crailsheims erste württembergische Oberamtmänner zwischen 1810 und 1871. Die Veranstaltung findet im Crailsheimer Rathaus, Forum in den Arkaden statt.

Von Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch

Das „Hineinwachsen“ blieb nicht ohne Schwierigkeiten

Im Herbst 1810 kam das Oberamt Crailsheim an das Königreich Württemberg. Der Wechsel vollzog sich ebenso wie das „Hineinwachsen“ in den württembergischen Staat nicht ohne Schwierigkeiten, denn in der Region fürchteten viele Menschen die Gewalttätigkeit des Königs in Stuttgart, Friedrich I. Als Vertreter des Monarchen vor Ort spielten die in der Oberamtsstadt Crailsheim residierenden Oberamtmänner eine herausgehobene Rolle. Der Vortrag widmet sich (erstmals!) den verschiedenen Persönlichkeiten an der Spitze des Crailsheimer Oberamts, ihrer Amtsführung, den besonderen Anforderungen und der Entwicklung des Oberamts Crailsheim in den ersten Jahrzehnten württembergischer Herrschaft zwischen napoleonischen Kriegen und Gründung des deutschen Kaiserreichs.

Kurzinformation:

Vortrag „Die Zwingvögte des Königs“, Dr. Frank Raberg berichtet am Montag, 9. März 2015, ab 19.30 Uhr, im Forum in den Arkaden des Crailsheimer Rathauses.

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„Hängt die PKW-Maut mit ÖPP-Plänen für Autobahnen zusammen?“ – Kommentar von Christian Kümmerer, Schwäbisch Hall

Wie aus den Medien bekannt, spricht sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Cristian von Stetten (Künzelsau-Schloss Stetten) sehr eindeutig für die Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) aus, wenn es um die Form der Bewirtschaftung deutscher Autobahnen geht. Was ich sehr spannend finde, ist der in den unten verlinkten Artikeln geäußerte Zusammenhang zur PKW-Maut. Die PKW-Maut – man verzeihe mir den Sarkasmus – sei „keinesfalls mit Frau Merkel zu machen“ (Aussage Merkels im Bundestagswahlkampf).

Kommentar von Christian Kümmerer, Schwäbisch Hall

Eingeführte Abgaben werden nur sehr selten zurückgenommen

Dort werden konkrete Zusammenhänge zwischen der wohl kommenden Maut, beziehungsweise den Mauteinnahmen und den zu erwartenden Gewinnen der Investoren benannt. Es muss die Frage erlaubt sein: „Wer ist hier der größte Nutznießer?“, oder  anders herum „Für wen wird hier Politk gemacht? Für den Autofahrer (Bürger) oder den Konzern?“ Könnte es sein, dass man die Maut ganz konkret mit dem Ziel eingeführt hat, die Bürger hier weiter zu schröpfen? Mit der Argumentation, auch ausländische Autobahnbenutzer an den Kosten zu beteiligen, wurde dann wohl eine Scheindebatte geführt. Das scheint zwar momentan noch nicht so, weil die Zahlungen ja über die KFZ Steuer gegengerechnet werden sollen, aber einmal eingeführte Abgaben werden ja nur sehr selten zurückgenommen.

Schleichende Privatisierung staatlichen Eigentums

Der Journalist Harald Schuhmann nennt die Dinge beim Namen. In Wirklichkeit geht es um die schleichende Privatisierung von staatlichem Eigentum. Verbunden mit Garantiezahlungen wie wir sie aus der Finanzkrise kennen. Offenbar versucht man mal wieder Gewinne zu privatisieren und die Kosten zu verstaatlichen. Ganz im Sinne der „marktkonformen Demokratie“.

Es scheint, dass diese Idee auch von der EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker favourisiert wird:

http://norberthaering.de/index.php/de/newsblog2/27-german/news/273-juincker#1-weiterlesen

Kommentar von Harald Schuhmann, der auch den preisgekrönten Film „Statsgeheimnis Bankenrettung“ gemacht hat:

http://www.tagesspiegel.de/politik/oeffentliche-infrastruktur-privatisierung-fuer-allianz-und-co/11430914.html

Und hier die taz, die sich mit Wirtschaftminister Gabriels konkreten Plänen beschäftigt:

http://taz.de/Strassenbau-in-Deutschland/!155535/

Allgemein muss ich zugeben, dass ich ehrlich gesagt als hoffnungsloser Utopist, mich nicht leicht damit tue, eine „Pro Autofahrer-Position“ zu beziehen. Mir wäre es ehrlich gesagt viel lieber, wir hätten gleich mehrere Alternativen zum automobilen Individualverkehr. Im konkreten Fall geht es aber im Kern darum, Güter, die der Allgemeinheit gehören und mit unseren Steuergeldern bezahlt werden und wurden, Großkonzernen zum „Gewinne machen“ angeboten beziehungsweise geopfert werden, und das, obwohl der Staat in der momentanen Niedrigzinsphase das Ganze wesentlich kostengünstiger bewerkstelligen könnte.
Daran ändert man auch nichts, indem man Nebelkerzen wie „Autobahngenossenschaftsgedanken“ zündet oder mit der (populistischen) Gerechtigkeitskeule der „Ausländermaut“ schwingt.

Für alle, die Interesse haben tiefer in das Thema einzutauchen, gibt es hier ein paar Links zu älteren Artikeln:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=6144

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3460

http://www.nachdenkseiten.de/?p=2630

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„Spuren – Fragen – Widersprüche“ – Vortrag des Journalisten Thomas Moser im NSU-Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtag

Daß Journalisten von einem Parlamentsausschuß eingeladen werden, ist ungewöhnlich. In der Regel veröffentlichen sie, was sie wissen. Und ihre Unabhängigkeit verlangt Distanz zu den staatlichen Gewalten. Daß nun Journalisten und Autorinnen vor dem Untersuchungsausschuß zum Komplex NSU gehört werden, ist vor allem Ergebnis jahrelanger Versäumnisse. Wenn ich heute auf mein Zeugnisverweigerungsrecht weitgehend verzichte und Ihnen zur Verfügung stehe, dann weil dieser Ausschuß auch eine Form der Öffentlichkeit darstellt. Vor allem aber, weil der NSU-Komplex kein normaler Kriminalfall ist. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Vortrag von Thomas Moser in voller Länge.

Von Thomas Moser, Journalist

So, wie es die Bundesanwaltschaft darstellt, war es nicht

Im Gegenteil: Er hat begonnen, alles zu sprengen. Er hat bereits demokratische und rechtsstaatliche Strukturen beschädigt. Mich betrifft das deshalb nicht nur als Journalist. Was wir bisher an Hintergründen wissen und an Vertuschungen erleben, muß die Allgemeinheit alarmieren. Wir wissen nicht, wie es war. Wir wissen nur, wie es nicht war. So, wie es die Bundesanwaltschaft darstellt, war es nicht. Damit sind wir mitten im Problem.

Methodische Vorschläge für den Umgang mit Quellen, Akten und Zeugen

Ich will Ihnen einige Kenntnisse vortragen, Hinweise auf Spuren und Ermittlungsansätze geben, auf offene Fragen und auf Widersprüche aufmerksam machen – sowie methodische Vorschläge für den Umgang mit Quellen, Akten und Zeugen unterbreiten. Meine Informationsbasis sind unter anderem der Untersuchungsausschuß des Bundestages und der NSU-Prozeß in München. Ich will mit einem Musterfall beginnen, dem Sachverhalt „Stengel – Ogertschnik – V-Mann Erbse“.

Beamter mußte Bericht vernichten

Im August 2003 erfuhr das Landesamt für Verfassungsschutz von Baden-Württemberg durch den Hinweisgeber Torsten O. von der rechtsterroristischen Vereinigung namens NSU. Der Hinweisgeber soll mit der Gruppe in Verbindung gestanden und fünf Namen genannt haben, darunter Mundlos. Entgegengenommen hat die Information nach eigener Aussage, unter anderem vor dem Untersuchungsausschuß in Berlin, der LfV-Beamte Günter S. Der Beamte fertigte einen Bericht, den er dann im Amt auf Anweisung von oben vernichten mußte. Er machte noch einen Eintrag im Nadis, dem Informationssystem der Verfassungsschutzämter, und behielt einige Notizen bei sich.

Torsten O. müßte sich selbst schwer belasten

Die Version von Günter S. wird vom LfV, vom Landeskriminalamt und laut LKA auch von Torsten O. bestritten. Das muß niemanden verwundern, wenn man sich bewußt macht, was es bedeutet, sollte die Version von Günter S. stimmen: Der Informant Torsten O. wäre dann nämlich Unterstützer oder sogar Teil des NSU gewesen. Er müßte sich heute also schwer belasten. Mehr noch: Auch das LfV Baden-Württemberg würde schwer belastet werden – denn Torsten O. war einmal V-Mann des LfV, Deckname „Erbse“. Das ist bestätigt, wenn auch mit Verspätung. Trifft also die Version von Günter S. zu, hätte das LfV einen unmittelbaren Kontakt zum NSU gehabt. Und zwar spätestens 2003, als bereits vier Menschen ermordet worden waren. Grund genug also für LKA und LfV alles zu leugnen.

Unter falschem Etikett?

Das LKA erklärt, Torsten O. würde bestreiten, was der LfV-Beamte Günter S. sage. Hier steht mindestens Aussage gegen Aussage. Verdächtig ist allerdings, daß LKA, LfV und Innenministerium einem Informanten mehr Glauben schenken als einem Beamten. Wir müssen aber nicht auf der Glaubensebene stehen bleiben. Es gibt Möglichkeiten und Kriterien der Überprüfung. Die Frage ist zum Beispiel: Wie wurde Torsten O. vernommen? Als Zeuge – oder als Beschuldigter? Das ist ein Unterschied. Als Beschuldigter mußte er nicht die Wahrheit sagen. Er muß sich nicht selbst belasten. Doch wenn er als Beschuldigter vernommen wurde, müßte gegen ihn ermittelt werden. Und wenn er als Zeuge vernommen wurde – hatte er dann eine Aussagegenehmigung? Ist es vielleicht so, daß Torsten O. als Beschuldigter belehrt und vernommen wurde und seine Vernehmung als die eines Zeugen präsentiert wird? Unter falschem Etikett sozusagen. Das muß als erstes geklärt werden.

Befragen Sie Torsten O.

Lassen Sie sich die Vernehmung von Torsten O. geben. Laden Sie ihn selber vor und befragen Sie ihn. Besorgen Sie sich die V-Mann-Akte von „Erbse“. Von wann bis wann war er V-Mann? Was war sein Tätigkeitsfeld und wer hat ihn geführt? Hören Sie Günter S. an.

Eine weitere Merkwürdigkeit in dem Fall: Günter S. hat erklärt, nicht gewußt zu haben, daß der Hinweisgeber Torsten O. einmal V-Mann war, als er, S., von der Amtsspitze im August 2003 zu ihm geschickt wurde. Günter S. war im Bereich Wirtschaftsspionage tätig, V-Mann „Erbse“ im Bereich Rechtsextremismus. „Erbse“ ist ein Mann des früheren LfV-Präsidenten Helmut Rannacher, einst Leiter der Abteilung Rechtsextremismus, sowie seiner Nachfolgerin in der Abteilung REX, Bettina Neumann, heute Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Beide müssen gewußt haben, daß es sich bei Torsten O. um den V-Mann „Erbse“ handelte.

Warum wurde Günter S. zu ihm geschickt und warum wurde die V-Mann-Tätigkeit des Hinweisgebers gegenüber dem Beamten S. verschwiegen?

Es gibt einen bedenklichen Umgang mit dem Zeugen Günter S.

Im Bericht der EG Umfeld des Innenministers vom Februar 2014 steht, der Untersuchungsausschuß des Bundestages habe Herrn S. „letztlich als nicht glaubwürdig eingestuft“. Das ist unwahr. Der Ausschuß enthielt sich einer Bewertung und erklärte nur, der Widerspruch sei nicht zu lösen gewesen. Vielmehr zitiert der Ausschuß sogar einen Vermerk des BKA, in dem Günter S. bescheinigt wird, einen „sehr glaubwürdigen Eindruck“ gemacht zu haben.

Wie kommt das Innenministerium also zu einer solchen falschen Behauptung?

Im Gall-Bericht steht weiter, Günter S. habe angegeben, laut Torsten O. habe Uwe Mundlos ihn, Torsten O., in der Haft besucht. Doch Torsten O., so das Ministerium, sei zwischen 1998 und 2011 nicht in Baden-Württemberg in Haft gewesen, also habe Mundlos ihn gar nicht in der Haft besuchen können. Das Ministerium benutzt das als weiteren Beleg für die „Zweifel am Wahrheitsgehalt der Darstellung des Herrn S.“ Doch das Ministerium manipuliert. Denn: Günter S. hat den dargestellten Sachverhalt so nie geschildert. Er hat nie behauptet, Torsten O. habe ihm berichtet, von Mundlos im Knast besucht worden zu sein. Vielmehr hat Günter S. berichtet, Torsten O. habe laut eigener Aussage im Gefängnis Leute aus Ostdeutschland kennengelernt. Der Kontakt sei nach der Haftentlassung geblieben, und darüber sei er schließlich in Kontakt zu Leuten dieser Gruppe namens „NSU“ gekommen, u.a. Mundlos.

Fragen Sie das Innenministerium, warum es mit solchen Unwahrheiten operiert

Die Geschichte von Günter S. ist noch nicht zu Ende. 2005 wurde er wegen der Affäre „NSU-Torsten O.“ vorzeitig in den Ruhestand versetzt. – Ich will das an der Stelle nur vermerken. – Er wird wegen seiner Aussagen von Vertretern der Exekutive fortgesetzt herabgewürdigt. Dennoch stellte er sich im Sommer 2013 erneut und freiwillig seiner Verantwortung. In verschiedenen Medien waren die 14 Phantombilder von Heilbronn erschienen und Günter S. will in einem der Bilder den Hinweisgeber von 2003, Torsten O., erkannt haben. Er ist sich so sicher, daß er dem Innenministerium in Stuttgart als pflichtbewußter Beamter Meldung macht. Dort wird der Hinweis auf unsagbare wie unprofessionelle Weise abgetan. Der Gall-Bericht dokumentiert diesen beschämenden Vorgang. Er dokumentiert die Blockade der Ermittlungen.

V-Mann, oder Ex-V-Mann, am Anschlagstag in Heilbronn am Tatort?

Der Hinweis von Günter S. besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß ein V-Mann, oder Ex-V-Mann, am Anschlagstag am Anschlagsort gewesen sein könnte. Der Mann war im Beisein von drei anderen Männern, die auf etwas warteten, so der Zeuge H., dem sie damals etwa eine dreiviertel Stunde vor der Tat auf der Theresienwiese auffielen und nach dessen Angaben das betreffende Phantombild gezeichnet wurde. Nach unseren Recherchen haben Torsten O. und der Mann auf der Theresienwiese nicht nur ein ähnliches Aussehen, sondern dieselbe Körpergröße und Statur.

Das gehört ermittelt und wird seltsamer Weise nicht ermittelt: Wo war Torsten O. am 25. April 2007? Hat er ein Alibi?

Torsten O. steht, wenn die Aussage von Günter S. stimmt, für die zahlreichen Verbindungen der Neonazi-Szene von Baden-Württemberg nach Ostdeutschland, die inzwischen vielfach belegt sind – nebenbei auch im Gall-Bericht. Der NSU nahm in Jena seinen Anfang, das Zwickauer Trio war einst ein Jenaer Trio. Auch nach Jena selber gibt es zahlreiche Kontakte von rechtsextremen Personen aus Baden-Württemberg. Unter anderem Nicole Schneiders, Michael Stingel, Michael Dangel, Martin S. und Wolfgang D.. Nicole Schneiders und Michael Stingel verkehrten in Jena in einem Burschenschaftshaus, in dem auch die Mitglieder des Thüringer Heimatschutzes Ralf Wohlleben und André Kapke verkehrten. Wohlleben sitzt in München vor Gericht. Gegen Kapke wird wegen der Mordserie noch ermittelt.

Im Untersuchungsauftrag dieses Ausschusses steht, Punkt I.7.:

„…Es ist insbesondere zu klären, ob Mitglieder des Trios, ein wegen der Unterstützung der Straftaten des NSU vor dem OLG München Angeklagter oder eine andere Person auf der sogenannten 129er-Liste als V-Person oder Informant baden-württembergischer Sicherheitsbehörden geführt oder eingesetzt wurden…“ – Zitat Ende.
Kompliment. Sie sind nach meinem Überblick das erste Gremium, das diese Frage so explizit formuliert. Es geht bei dieser Frage vor allem um den Angeklagten Ralf Wohlleben. – Ich habe das mehrfach beschrieben und kann es, wenn gewünscht, noch einmal ausführen. – Allerdings bezieht sich die mutmaßliche V-Mann-Tätigkeit Wohllebens nicht auf das LfV, sondern auf das BfV. Ich hoffe, das schmälert das Aufklärungsinteresse dieses Ausschusses nicht.

Zu Rechtsanwältin Schneiders fehlen viele Unterlagen

Zur Personalie Wohlleben gehört unmittelbar die Personalie Nicole Schneiders. Die Rechtsanwältin, die in München Ralf Wohlleben verteidigt, hat zwei Jahre lang, von 2001 bis 2002, in Jena studiert und war dort in der NPD die Stellvertreterin des NPD-Vorsitzenden Wohlleben. Der Untersuchungsausschuß des Bundestages hat sich vom LfV Unterlagen zu Schneiders kommen lassen. Das Innenministerium hat knapp 300 gefilterte und selektierte Seiten zusammengestellt. Sie sind zum Teil geschwärzt und darin fehlen wundersamerweise die Jenaer Jahre. Beim LfV müssen aber mindestens vier ganze Ordner über Schneiders vorliegen. Zusätzlich beim IM (Innenministerium) ein weiterer Ordner über die Frau.

Lassen Sie sich sämtliche Ordner geben. Vollständig und ungeschwärzt

Welche Kenntnisse hatte das LfV über die rechtsextreme Szene in Jena?

In den Unterlagen tauchen mehrere V-Leute auf. Zum Beispiel „VM Rose“, mutmaßlich eine V-Frau. Die Abkürzung „VM“ wird auch für Frauen benutzt. Lassen Sie sich den Klarnamen von V-Frau Rose geben und die vollständige Akte. Es gibt um Nicole Schneiders herum mindestens sechs bis sieben V-Leute. Lassen Sie sich die Klarnamen geben und die Akten.

Aussagen der Zeugen vor dem Berliner Ausschuß stimmen nicht

Die LfV-Verantwortlichen Helmut Rannacher und Bettina Neumann haben vor dem U-Ausschuß in Berlin ausgesagt, mangels Quellen habe das Amt keinen Zugang zur rechtsextremen Szene in Baden-Württemberg gehabt. Auch der LfV-Verantwortliche Johannes Schmalzl ging in diese Richtung. Damit wollten sie erklären, warum die Taten und Kontakte des NSU im Land unentdeckt blieben. Die Aussagen der Zeugen vor dem Berliner Ausschuß stimmen nicht. Das LfV hatte entgegen deren Behauptungen zahlreiche Quellen in der rechten Szene.

Konfrontieren Sie Rannacher, Schmalzl und Neumann damit

Zu den Heilbronn-Ermittlungen:

In den Ermittlungsakten zum Mord auf der Theresienwiese werden Sie auf bemerkenswerte Aussagen stoßen, aber auch auf irritierende, auf Widersprüche und sogar auf Aktenmanipulationen.

Staatsanwalt hat Sachverhalt nicht korrekt vorgetragen

Verschiedene Zeugen sahen nach 14 Uhr an jenem 25. April 2007 drei blutverschmierte Männer nahe des Tatorts. Die Zeugin L.W. sah einem blutverschmierten Mann am südlichen Eingang zur Theresienwiese sekundenlang und nur wenige Meter entfernt ins Gesicht. Seine linke Körperseite war blutbesudelt. Sie hatte ihn frontal vor sich. Wer die Stelle in Augenschein nimmt, erkennt, warum das so war. Die Zeugin W. ist glaubhaft. Der Erste Staatsanwalt von Heilbronn, Christoph Meyer-Manoras, bescheinigte ihr dagegen „Unglaubwürdigkeit“. – Die Gründe, die der Staatsanwalt angibt, sind mutwillig. Außerdem hat er dem Untersuchungsausschuß in Berlin den Sachverhalt nicht korrekt vorgetragen. Wenn gewünscht, erläutere ich das. – Von dem blutverschmierten Mann wurden zwei Phantombilder erstellt. Ein Zeuge, der an anderer Stelle, weiter südlich, einen blutverschmierten Mann sah, blutverschmiert rechts, ist eine V-Person der Heilbronner Polizei. Auch von diesem blutverschmierten Mann wurde ein Phantombild erstellt. Der verantwortliche Staatsanwalt von Heilbronn bezeichnete auch diesen Zeugen als unglaubwürdig. Der Zeuge A.M. sah einen Mann, der im Neckar seine blutverschmierten Hände wusch und der in Begleitung einer Frau und eines zweiten Mannes war. Von dem Blutverschmierten und der Frau wurden Phantombilder erstellt. Bei den drei Blutverschmierten handelt es sich um drei verschiedene Männer. Die SoKo Parkplatz ging aufgrund dieser korrespondierenden Zeugenaussagen davon aus, daß die Tat von vier bis sechs Personen begangen wurde. Auch Martin Arnold, der schwerverletzte Beamte, ließ ein Phantombild erstellen. Laut Bericht der SoKo Parkplatz vom April 2011 zeige es „mit hoher Wahrscheinlichkeit den Täter.“ Kein einziges der Phantombilder – insgesamt zwölf verschiedene Männer – ähnelt aber Böhnhardt oder Mundlos. Das Phantombild der Frau nicht Zschäpe.

Phantombilder sind relevant

Das LKA wollte drei der Phantombilder für die Fahndung herausgeben. Der Erste Staatsanwalt von Heilbronn untersagte das. Doch die Phantombilder haben eine Relevanz. Sämtlichen Polizeibeamten aus Böblingen und Heilbronn wurden die Phantombilder vorgelegt – mit zum Teil verstörendem Ergebnis. Dazu komme ich noch. 2012 wurden den Heilbronner Zeugen, nach deren Angaben die Phantombilder erstellt wurden, Fotos von Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe und dem Angeklagten Holger Gerlach vorgelegt. Niemand erkannte unter den vieren jene Person, die ihm damals aufgefallen war.

Fahrer rief: „Dawei, dawei“

In den Akten werden Sie dann auf eine Spur stoßen, die nicht restlich geklärt ist: Am Tattag soll ein Angler russischer Herkunft auf Höhe des Trafohäuschens, wo der Mord geschah, am Neckar geangelt haben. Er soll Bekannten gegenüber mitgeteilt haben, er wüßte, welche Nationalität die Täter hatten, denn er habe sie reden gehört. Anzunehmenderweise eben Russisch. „Russisch“ – das korrespondiert zum Beispiel mit der Wahrnehmung jenes Zeugen, der einen blutverschmierten Mann, blutverschmiert rechts, in ein Auto springen sah, dessen Fahrer „dawei, dawei!“ rief.

Fragen Sie die Zielfahndung des LKA, die nach diesem Angler gesucht haben will, warum sie ihn nicht gefunden hat.

Waren beim Anschlag Polizisten in der Nähe?

Der Zeuge A.K. passierte am Tattag gegen 13.45 Uhr, also bevor Kiesewetter und Arnold auf der Theresienwiese ankamen, – das war gegen 13:55 Uhr – mit seinem Fahrrad von Böckingen kommend die Theresienwiese. Dabei bemerkte er auf dem Platz ein parkendes Polizeifahrzeug, jedoch nicht am Trafohaus, wo die späteren Opfer parkten. Ein unidentifiziertes Polizeiauto auf der Theresienwiese? Es gibt dazu weitere Beobachtungen: Der Zeuge M.K. sah gegen 13:45 Uhr einen Streifenwagen der Polizei von der Otto-Konz-Brücke kommend in die Theresienstraße einbiegen, die an der Theresienwiese entlang führt. Kiesewetter und Arnold konnten das nicht gewesen sein. Sie nahmen einen anderen Weg, kamen vom Polizeirevier, fuhren durch die Innenstadt und am Bahnhof vorbei über die Frankfurter Straße zur Theresienwiese. Der Zeuge E.R. fuhr gegen 13.50 Uhr aus Richtung Bahnhof kommend über die Theresienstraße zur Otto-Konz-Brücke. Vor der Kreuzung Theresienstraße-Karlsruher Straße bemerkte er in der Einfahrt zur Theresienwiese ein Polizeifahrzeug.
Also zwei Streifenwagen am Tatort, wenige Minuten vor dem Anschlag? Nicht ermittelte Spuren.

Aussagen der Polizisten reich an Auffälligkeiten

Nun zu den Vernehmungen der Polizeibeamten aus Böblingen und Heilbronn. Sie sind reich an Auffälligkeiten. Die Polizeibeamtin Yvonne M., die mit Michèle Kiesewetter zusammengewohnt hat und wie sie in Ostdeutschland aufwuchs, sagt bei ihrer Vernehmung zunächst den Satz: „Eine Tat aus den eigenen Reihen schließe ich aus.“ Dann entwickelt sie ein verblüffendes Szenario: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tat von mehreren begangen wurde, ich glaube sogar von mehr als nur zwei Personen. Die Frage kam damals auch auf, ob das am helllichten Tag an diesem Ort Sinn macht. Wenn man am Tatort steht, dann merkt man, dass die Täter nicht unbedingt auffallen müssen. Es fahren ständig Züge und es ist dann so laut, dass man einen Schuss vermutlich nicht hören wird. Wenn dann noch einige Mittäter an bestimmten Knotenpunkten als Streckenposten aufgestellt werden und die Passanten mit „unauffälligen Fragen“, z.B. Frage nach dem Weg, einer Straße oder so ähnlich, aufhalten, dann muss das keiner bemerkt haben. Manchmal sind es auch ganz belanglose Dinge, die so unauffällig sind, dass man sie z.B. als Zeuge gar nicht erwähnt. Wenn ich am Tattag z.B. nach dem Weg gefragt werde, dann ordne ich das nicht dem Mordfall zu. Ich denke daher auch, dass es eine geplante Tat war.“ – Zitat Ende.

Wie kommt die Beamtin auf ein solches Szenario?

Interessanterweise passen dazu verschiedene Beobachtungen von Zeugen. Die Zeugin T.F. und der Zeuge T.B. sahen gegen 14 Uhr unabhängig voneinander drei Männer, die vom Tatort Richtung Norden, Hafenstraße, flohen. Es paßt die Wahrnehmung jenes Zeugen, dem etwa eine dreiviertel Stunde vor der Tat eine Gruppe von vier wartenden Männern auffiel. Und der Zeuge Peter S., der kurz nach 14 Uhr die Opfer liegen sah und daraufhin bei Taxifahrern am Bahnhof als Erster Meldung über die Tat machte, berichtete vor dem Oberlandesgericht in München Folgendes (21.1.2014): Auf dem Radweg von Böckingen an der Theresienwiese vorbei Richtung Bahnhof sei, als er die Opfer entdeckte, „ungeheuer viel los“ gewesen. Doch als er kurz darauf vom Bahnhof zurückkam, sei „kein Mensch mehr dagewesen“. Und wörtlich: „Das war wie verhext.“ Ein solches Szenario, wie es die Polizistin Yvonne M. entwickelte, paßt schließlich auch zu der Annahme der SoKo Parkplatz von den vier bis sechs Tätern. Konservativ gerechnet. Progressiv könnten es sogar fünf bis zehn Täter gewesen sein.

Das Motiv für die Tat fehlt bislang

In den Vernehmungen der Beamten wird die Hypothese formuliert, es handle sich um einen „lauten Mord“. Am hellichten Tag, mitten in der Stadt, vor allen Leuten – damit sollte ein Zeichen der Stärke und Unangreifbarkeit der Täter-Gruppierung gesetzt werden. Die Opfer seien ein „Ersatzziel“ gewesen, vielleicht für die Einheit. Nicht weniger als 15 Beamte der BF-Einheit aus Böblingen waren am Tattag in Heilbronn – und das, obwohl die BFE-ler die Anweisung hatten, Urlaub zu machen und Überstunden abzufeiern.
Warum also waren dennoch so viele in Heilbronn? Und warum tat fast die Hälfte ihren Dienst in Zivil? Gab es vielleicht Hinweise auf eine bevorstehende  Aktion? Waren darin Beamte verwickelt?

Allen vernommenen Beamten wurden die 14 Phantombilder vorgelegt

Der Beamte Danyel K. sagt (13.10.2010): Bei dem Phantombild der Frau „könnte es sich um die Kollegin Yvonne M. handeln“. Der Beamte Thomas K. sagt, die Phantombild-Frau mit dem Kopftuch komme ihm vertraut vor. Er komme aber nicht drauf, wem sie ähnlich sehe. Der Beamte Jochen R. sagt (14.10.2010), das Phantombild des Mannes, blutverschmiert links, „sieht so ähnlich aus, wie der Kollege S. Er war an dem Tag im Einsatz, am Bahnhof und zwar in zivil.“ Der Beamte Reiner M., Polizeidirektion Heilbronn, sagt zu dem Phantombild, das der angeschossene Beamte Arnold erstellen ließ: „Die Person gibt es. Ich würde sagen, daß der schon mal in einer Sache bei mir auf der Dienststelle war.“
Es gibt noch mehr Bemerkungen dieser Art über Ähnlichkeiten von Phantombildern mit realen Personen.

Die Akten sind unvollständig

In einem Aktenvermerk vom Dezember 2010 bemängelt die SoKo Parkplatz, daß Unterlagen der Bereitschaftspolizei Böblingen „nicht vollumfänglich vorliegen“. In diesen Unterlagen geht es u.a. um die „NoeP“-Tätigkeit von Michèle Kiesewetter – NoeP steht für „Nicht offen ermittelnde Polizistin“.

Manipulationen bei den Ermittlungsakten?

Bei drei Beamten – Rainer B., Mathias H. und  Patrick H. – stößt man auf folgende Merkwürdigkeit: Bei ihren Vernehmungen im Jahr 2010 wird ihnen ihre angebliche Erstvernehmung von 2007 vorgehalten. Alle drei erklären – unabhängig voneinander – damals gar nicht vernommen worden zu sein. Die Vernehmung nun, im Oktober 2010, sei ihre erste Vernehmung. Sie bestätigen gleichzeitig aber, daß die Unterschrift auf dem letzten Blatt der angeblichen Erstvernehmung ihre Unterschrift sei. Der Sachverhalt kommt offensichtlich auch der SoKo Parkplatz verdächtig vor. Die Sachbearbeiterin macht dazu einen extra Vermerk. Er ist „VS – nfD“ eingestuft. Warum? Weil die Manipulation geheim bleiben sollte? In den vorliegenden Ermittlungsakten wiederum finden sich diese angeblichen Erstvernehmungen von 2007, die den drei Beamten vorgehalten wurden, nicht mehr.

Eine doppelte Aktenmanipulation also? Fingierte Vernehmungen von 2007 – die dann aus den Ermittlungsakten herausgenommen wurden?

Der Beamte Patrick H. sagt in der Vernehmung 2010: Er habe am Tag vor der Tat auf der Theresienwiese Pause gemacht, zusammen mit der Kollegin S. Die Kollegin S. wurde später nach Thüringen versetzt. Von ihr liegt keine Vernehmung vor. In seiner angeblichen, von ihm bestrittenen Erstvernehmung soll der Beamte H. angegeben haben, am Tatort nie Pause gemacht zu haben.

Haben die Ermittler in Heilbronn Spuren verwischt?

Der Beamte Rainer B., der seine angebliche Erstvernehmung bestreitet, ist einer von vier Beamten, deren DNA an der Bekleidung von Kiesewetter und Arnold gefunden wurden. Wie die dort hin kam, können die Ermittler nicht sagen. Der Polizeibeamte Daniel S. war am Tattag in Heilbronn. Laut Akten kontrollierte er nach der Tat von 14.45 Uhr bis 14.55 Uhr, also ganze zehn Minuten lang, Passanten auf der Theresienwiese. Auch von Daniel S. wurden DNA-Spuren an Gürtel und Hose von Martin Arnold gefunden.  Eine Vernehmung von Daniel S. findet sich nicht in den Unterlagen.
Gehen Sie diesen Ungereimtheiten in den Akten auf den Grund.

Offene Fragen zu einigen Personen – zunächst Martin Arnold

Er wurde am 25. April 2007 mit seiner schweren Kopfverletzung ins Klinikum Ludwigsburg geflogen und dort mehrfach operiert. Am 15. Mai, nach drei Wochen, wurde er zur Rehabilitation nach Neresheim ins SRH-Fachkrankenhaus gebracht. Aus Ärztekreisen in Ludwigsburg stammt eine Information, daß Arnold drei Tage nach seiner Einlieferung in Ludwigsburg, also etwa am 28. April, kurzzeitig weggebracht worden sein soll. Diese Information wurde vom Klinikum Ludwigsburg nicht dementiert, sondern es wurde auf die zuständigen Behörden verwiesen. Das Innenministerium verweigerte die Auskunft. Ebenso die Bundesanwaltschaft. Ein Kollege erhielt allerdings auf die selbe Frage die Auskunft, Arnold sei – Zitat – „kurz nach seiner Noteinlieferung in Ludwigsburg ins Fachkrankenhaus Neresheim verlegt“ worden. Man kann diese Auskunft so interpretieren: Die Information, Arnold wurde verlegt, wird bestätigt, aber mit dem falschen Ort zu falschen Zeit vermengt.
Wurde der schwerverletzte Beamte tatsächlich – kurzzeitig – weggebracht? Wenn ja, wohin? Wer hat das veranlasst? Und vor allem: Warum?

Alexander Horn:

Der Vermieter des Wohnmobils aus Chemnitz, das von Böhnhardt unter dem Namen Gerlach angemietet worden war, das am 25. April 2007 mutmaßlich in Heilbronn war und das jedenfalls bei der Ringfahndung in Oberstenfeld eine halbe Stunde nach der Tat ostwärtsfahrend registriert wurde (Kz. C-PW 87) – dieser Vermieter war am 25. April 2007 ebenfalls in Heilbronn. Das ergab seine Befragung vor dem OLG in München. (12.11.2013) Der Grund sei gewesen, daß er einen Gebrauchtwagen angeschaut habe, irgendwo „in einem Gewerbegebiet“. Er habe das Fahrzeug gekauft und direkt mitgenommen. Und dann auf Nachfrage von Nebenklageanwälten: Das Fahrzeug existiere aber nicht mehr, weil es bei der Überführung nach Chemnitz einen Unfall „mit Totalschaden“ gehabt habe. Bei seiner Vernehmung durch das BKA bzw. LKA (Ba-Wü/Regionaler Ermittlungsabschnitt) im Dezember 2011 (22.12.2011) hatte Horn dagegen erklärt, er habe in Heilbronn keine Geschäftspartner und sich dort am 25. April 2007 auch nicht aufgehalten. Die Bundesanwaltschaft hat nach Horns Aussage vor dem OLG angekündigt, den Sachverhalt (gekauftes und verunfalltes Fahrzeug) ermitteln zu wollen. Ob das geschah und wenn ja, mit welchem Ergebnis entzieht sich meiner Kenntnis.
Fragen Sie nach: Wurde ermittelt und was ergaben die Ermittlungen? Lassen Sie sich die Unterlagen geben.

V-Frau „Krokus“ des LfV Baden-Württemberg:

Sie macht Aussagen, die ihr ehemaliger V-Frau-Führer bestreitet. Sie will 2006 Zschäpe in Ilshofen und Böhnhardt in Erlenbach getroffen haben. Sie erklärt, von 2006 bis 2012 als V-Person gearbeitet zu haben, also schon zur Zeit des Anschlages. Ihr V-Frau-Führer Rainer O. dagegen behauptet, sie sei erst nach dem Mord rekrutiert worden und sei von Sommer 2007 bis 2010 als Informantin tätig gewesen. Das läßt sich überprüfen. Zum Beispiel anhand der Personaldaten im LfV. Im Fall „Krokus“ steht Aussage gegen Aussage. Der U-Ausschuß des Bundestages in Berlin hat nur den LfV-Beamten O. gehört, nicht die V-Frau. Das muß nachgeholt werden. Der Fall zeigt nebenbei, daß es keinen Sinn macht, nur V-Mann-Führer zu hören. Im Gegenteil: An erster Stelle müssen die V-Leute gehört werden. Sie sind die unmittelbareren Zeugen.

Tino Brandt:

Der Neonazi-Aktivist des Thüringer Heimatschutzes und V-Mann des Verfassungsschutzes war Besitzer eines Hauses in Hardthausen nördlich von Heilbronn von 2004 bis 2008. Laut Innenministerium und laut Brandt selber habe er nicht in dem Haus gewohnt. Unklar ist bis heute, wer sich möglicherweise dort aufgehalten hat und wofür das Haus genutzt wurde. Theoretisch vorstellbar ist, daß es sich um eine konspirative Wohnung gehandelt hat, in der Treffen von V-Mann-Führern mit V-Leuten stattfanden. In Hardthausen lebt der ehemalige NPD-Aktivist und V-Mann des LfV, M.L. Und es gibt Hinweise auf einen weiteren V-Mann dort in der NPD. Die Person M.L., ehemals Landeschef der NPD-Jugendorganisation JN (Junge Nationaldemokraten) hatte Kontakte nach Thüringen. Unter anderem zu Patrick Wieschke aus Eisenach, früherer JN-Chef von Thüringen, heute NPD-Landeschef. Wieschke zählt zum NSU-Umfeld. Mit ihm wiederum hängt Carsten Schultze zusammen, ehemals zweiter JN-Chef von Thüringen, heute Angeklagter in München. Und mittendrin der Spitzel und NPD-Funktionär Tino Brandt. Brandt hat in München vor dem OLG ausgesagt (16.7.2014), er habe das Haus in Hardthausen damals für einen „Geschäftsmann aus Thüringen“ gekauft.
Wer ist dieser „Geschäftsmann“ und was tat er?

Der Fall Florian Heilig:

Dazu an dieser Stelle nur ein Gedanke: Die Todesermittlungen wurden von der Stuttgarter Polizei durchgeführt. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit NSU und dem Heilbronn-Mord jedoch liegen in den Händen der Bundesanwaltschaft. Dort liegen mindestens zwei Vernehmungen mit Heilig vor, die bisher nicht bekannt sind und auch dem Untersuchungsausschuß des Bundestages nicht zur Verfügung gestellt wurden.
Auch hier gilt: Lassen Sie sich diese Akten aus Karlsruhe kommen, ungeschwärzt.

Geheimschutz ist Täterschutz

Der Innenminister hat dem Ausschuß zehntausende Aktenseiten geliefert. Überprüfen Sie, ob sie vollständig sind. Akzeptieren Sie keine Herausnahmen von Blättern und keine Schwärzungen durch Behörden, die Ihr Untersuchungsgegenstand sind. Akzeptieren Sie keine geheimschutzlichen Einstufungen durch Organe des Sicherheitsapparates, die an der Verhinderung der Aufklärung beteiligt sind. Und die sogar im Verdacht stehen, in die Mordserie verstrickt zu sein. Keine Aussagegenehmigungen, die nämlich immer Aussageeinschränkungen sind. Geheimschutz ist Täterschutz. Sie sind als Gremium des Parlamentes unabhängig und nicht der Exekutive nachgeordnet.

Neonazis, der Verfassungsschutz, die organisierte Kriminalität sowie die Polizei

Auch nach drei Jahren wissen wir nicht, was der NSU-Komplex genau war und ist. Wir kennen aber Bestandteile: das sind Neonazis, der Verfassungsschutz, die organisierte Kriminalität sowie die Polizei. Wie sie zusammenhängen, das müssen wir alle herausfinden. Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe waren ein Teil dieses Geflechtes.

Schlußbemerkungen:

Im Januar 2012 hat der Bundestag seinen Untersuchungsausschuß zum Thema NSU eingesetzt. Seine Fortsetzung ist nur eine Frage der Zeit. Im Februar 2012 folgte der U-Ausschuß in Thüringen, dessen Fortsetzung bereits beschlossen ist. Im April 2012 begann der U-Ausschuß in Sachsen, im Juli 2012 der in Bayern. Im Jahr 2014 rangen sich die Parlamente in Hessen, NRW und Baden-Württemberg zu einem U-Ausschuß durch. Nach drei versäumten Jahren.

Was geschah in Baden-Württemberg?

Nach dem Bekanntwerden des NSU im November 2011 erklärte der Innenminister, alle Ermittlungen seien von da an darauf ausgerichtet gewesen, die Täterschaft von Böhnhardt und Mundlos nachzuweisen. Das war tendenziös – und ist gescheitert. Es erbrachte quasi sogar den Gegenbeweis. Ermittlungsbericht BKA, Oktober 2012, im Wortlaut: „Ein eindeutiger Nachweis, daß Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am Tattag in unmittelbarer Tatortnähe in Heilbronn waren, konnte bislang nicht erbracht werden.“ Fragen Sie sich, warum die Bundesanwaltschaft das Gegenteil behauptet. Die Frage steht zwar nicht im Untersuchungsauftrag – aber sie steht für alle sichtbar im Raum.

Etikettenschwindel und Hochstapelei

Vor zwei Jahren setzte der Innenminister dann die so genannte Ermittlungsgruppe Umfeld ein, um den NSU-Komplex aufzuklären. Eine Ermittlungsgruppe, die ihren Namen nicht verdient hat. Sie hat nicht ermittelt, sondern lediglich Befragungen durchgeführt. Etikettenschwindel und Hochstapelei könnte man sagen. Etwa ein Drittel der KKK-Mitglieder (Ku-Klux-Klan) verweigerte gegenüber der EG schlicht die Antwort. KKK-Mitglied und V-Mann „Corelli“ wurde nicht mal angesprochen. Jetzt geht es nicht mehr.

„Verhalten macht mich mitrauisch“

Vor einem Jahr veröffentlichte der Innenminister den Bericht dieser EG Umfeld. Er wurde durch alle Fraktionen hindurch hoch gelobt. Besser könne es ein Untersuchungsausschuß nicht machen, erklärte ein SPD-Abgeordneter, der heute als Obmann hier in diesem UA sitzt. Im O-Ton sagte er unter anderem: „Der Bericht der EG Umfeld ist gerade deshalb so gut, weil er nicht alle Fragen beantwortet.“ Ähnlich der Obmann der FDP. Auch er sprach sich entschieden gegen einen Untersuchungsausschuß aus und sagte wörtlich: „Natürlich sind nicht alle Rätsel gelöst – sie können wahrscheinlich auch nicht gelöst werden.“ Und der CDU-Vertreter, der heute der stellvertretende Vorsitzende dieses UAs ist, meinte: Ein Untersuchungsausschuß bringe keinen Gewinn. Wie es weiterging, ist inzwischen Landesgeschichte: Nach der EG Umfeld kam die Enquetekommission, um zu verhindern, daß ein UA eingerichtet wird. Diese Kommission fiel zusammen wie ein Kartenhaus. Daß dann urplötzlich wie Phönix aus der Asche dieselben Abgeordneten einen NSU-Untersuchungsausschuß installierten, die ihn bis dahin energisch bekämpften, macht uns – macht mich – mißtrauisch.

Ich sehe ein Problem darin, wenn Abgeordnete ihr eigenes früheres Regierungshandeln aufarbeiten sollen.

Es fehlt der Abgeordnete Daniel Lede Abal

Ich vermisse andererseits hier Abgeordnete, die in den letzten drei Jahren nicht untätig herumsaßen oder mauerten, sondern die sich bemühten aufzuklären. Zum Beispiel der Abgeordnete Daniel Lede Abal. Er forderte seit Jahren diesen U-Ausschuß. Er hat sich in der Materie kundig gemacht, Gespräche geführt, recherchiert. Vielleicht der Abgeordnete des Landtages, der sich am besten im NSU-Komplex auskennt. Er sitzt nicht in diesem Ausschuß, weil ihn der Bannstrahl der größten Fraktion traf. Er hat gelogen, richtig, das gehört sich nicht. Doch die CDU mißt mit zweierlei Maß. Die Unwahrheiten des Innenministers akzeptiert sie, sie passen ihr ins Konzept. Obendrein wage ich zu bezweifeln, daß einer Partei, die ebenfalls drei Jahre lang die Aufklärung verhinderte, die Legitimation fehlt, in dieser Weise zu richten. Wollte sie die Affäre benutzen, um einen qualifizierten Abgeordneten loszuwerden? Kurz: Beenden Sie den kleinkarierten Bannstrahl gegen Daniel Lede Abal und sorgen Sie dafür, daß er hier Platz nehmen und mitarbeiten kann. Sie brauchen seine Kompetenz. Sie haben keine Ressourcen zu verschleudern.

Wir brauchen die maximale Öffentlichkeit

Vorletzter Punkt: Eine Initiative von Bürgern begleitet und beobachtet diesen Ausschuß kritisch. Protokolliert das Gesagte und kommentiert es. Das ist gut. Sehen Sie darin nicht lästige Störenfriede, sondern begreifen Sie diese Öffentlichkeit als Ihren Bündnispartner. Wir Journalisten, die Dutzende von engagierten Opferanwälten, Abgeordneten und auch tatsächliche Ermittler  – wir allein können den NSU-Komplex nicht lösen. Wir brauchen die maximale Öffentlichkeit. Die Aufklärung muß zur nationalen Sache werden.

Und deshalb ein allerletzter Vorschlag: Übertragen Sie die Ausschußsitzungen live im Fernsehen und Radio.

Weitere Informationen im Internet über das Thema NSU:

http://www.kontextwochenzeitung.de/ueberm-kesselrand.html?tx_news_pi1[news]=389&tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&tx_news_pi1[overwriteDemand][issues]=23

http://politik-im-spiegel.de/der-klan-als-nsu-jger/

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„Empörung über Windkraftanlagen in Michelbach/Bilz“ – Haller Tagblatt veröffentlicht Leserbrief von Waltraud Plarre nicht

Was sich bei den geplanten Windkraftanlage in Michelbach/Bilz zwischen Genehmigungsbehörde Landratsamt, Stadtwerken und Evangelischer Landeskirche Württemberg abspielt, wird auch anderswo in Deutschland wahrgenommen und sorgt für Empörung. Eine Mitstreiterin aus Brandenburg, Waltraud Plarre, hat daraufhin einen Leserbrief an das Haller Tagblatt geschickt, um aufzuzeigen was in ihrer Gegend geschehen ist und auch bei uns geschehen kann.

Zugesandt von Karl-Heinz Glandorf, Michelbach/Bilz

Absage des HT ohne Begründung

Nachdem sie die Absage des Haller Tagblatts (HT) erhalten hat, hat sie mir ihren Leserbrief und den Mailverkehr mit dem HT zur Kenntnis gegeben. Mit dem Einverständnis der Autorin, sende ich die Unterlagen an Hohenlohe-ungefiltert. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge. Die schriftliche Absage des Haller Tagblatts an die Leserbriefautorin hat folgenden Wortlaut: „Sehr geehrte Frau Plarre, herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ihr Leserbrief wird nicht im Haller Tagblatt veröffentlicht.

Mit freundlichen Grüßen (…)“

Leserbrief von Waltraud Plarre zu einem Artikel auf der Internetseite der Südwestpresse vom 15. Januar 2015:

„Landratsamt veröffentlicht Genehmigung für sieben Windkraftanlagen bei Michelbach“

„Stadtwerke rechnen mit Widerstand“

Nun passiert also im Südwesten Deutschlands das, was im Nordosten unseres Landes schon lange gang und gäbe ist – die Verschandelung der Landschaft. In den Limpurger Bergen wird der Wald gerodet, um sieben Windindustrieanlagen im Wald zu errichten. Wissen die Bürger eigentlich, dass mit diesen Windkraftanlagen das Gebiet „vorgeschädigt“ wird? Ich habe es bei uns  erlebt. Erst waren nur drei WKA (auf Kirchenland wie in Michelbach) geplant, dann wurden es sieben und nun sind es 29!  Der neue Regionalplan hat aktuell den angrenzenden Wald freigegeben – das könnten weitere 40 bis 60 werden. Die Einwendungen der Anwohner scheiterten daran, dass das Gebiet schließlich schon „vorgeschädigt“sei, und daran habe sich auch der Fischadler zu gewöhnen, der heute noch seinen Horst am Wald hat. Die Aussage von Stadtwerkegeschäftsführer Gentner, dass  11-12000 Haushalte von den sieben Anlagen mit Strom versorgt werden können, ist gar nichts wert, solange nicht dazu gesagt wird, wer diese Haushalte an den windarmen/-freien Stunden des Jahres versorgt.
Dieses Problem lösen auch eine Million Windkraftanlagen nicht, denn die Einspeisung bei Windstille wäre 1.000.000 x 0 = 0.

Schade um die Natur und schade um das viele Geld, das von Bürgertaschen in andere fließt.

Waltraud Plarre, Kloster Lehnin, Brandenburg

Artikel in der Südwestpresse:

http://www.swp.de/2994585

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„Wilde Müllablagerungen auf geschütztem Magerrasen“ – Ein Schäfer pflegt künftig ein Naturdenkmal bei Jagstheim

Der „Magerrasen im Honhardter Bühl“ ist ein Naturdenkmal. Dieser Status hat das Stück Natur westlich des Jagstheimer Häckselplatzes nicht vor wilden Müllablagerungen schützen können. Dem soll nun ein Ende bereitet werden. Ein Schäfer wird künftig das Naturdenkmal bei Jagstheim pflegen. Wilde Müllablagerungen werden ab sofort zur Anzeige gebracht.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Stark in Mitleidenschaft gezogen

Das rund einen halben Hektar große Biotop ist gesetzlich geschützt und wird derzeit von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem „Landschaftserhaltungsverband für den Landkreis Schwäbisch Hall e.V.“ gepflegt. Denn mit den Jahren ist das Stück Magerrasen verbuscht und wurde insbesondere durch Müllablagerungen, wie Schutt, Mist und Gartenabfälle, die eigentlich auf den Häckselplatz gehören, stark in Mitleidenschaft gezogen.

Artenreichste Biotoptypen 

„Die Beseitigung der Müllablagerungen und die Wiederherstellung des ursprünglich dort vorhandenen Magerrasens wird uns noch einige Jahre beschäftigen“, ist sich der städtische Grünplaner Stephan Brendle sicher. Noch 1998 war der Magerrasen im Honhardter Bühl bis auf einen Apfelbaum und zwei Sträucher gehölzfrei und ein bedeutender Standort für Golddistel und verschiedene Enzianarten. „Dies sind typische Pflanzenarten, die auf nährstoffarmen Standorten wie dem Magerrasen vorkommen“ erklärt Brendle. Und obwohl der Name anders klingt, gehören Magerrasen zu den artenreichsten Biotoptypen Mitteleuropas. Auch wenn Magerrasen gesetzlichen Schutz genießen, benötigen sie eine fachgerechte Pflege, die verhindert, dass sie immer weiter aus der Landschaft verschwinden.

Beweidung mit Schafen

In Jagstheim wurde das Gebiet nun entholzt und entbuscht, der Müll muss noch zum größten Teil entsorgt werden. Ab Frühjahr wird es dann regelmäßig durch eine Beweidung mit Schafen freigehalten. Und noch eine Warnung: Wilde Müllablagerungen werden zukünftig zur Anzeige gebracht. Um Mithilfe der Bevölkerung wird gebeten.

Weitere Informationen im Internet zum Thema Magerrasen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Magerrasen

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„Von Kampfkunst Capoeira bis zum gemütlichen Café 33“ – Selbstverwaltetes Jugendzentrum in Crailsheim lädt zu einem abwechslungsreichen Wochenprogramm ein

Das Jugendzentrum Crailsheim (JuZe) bietet viel. Von der brasilianischen Kampfkunst Capoeira bis zum gemütlichen Café 33. Auch bei den ersten Schritten der individuellen Selbstverwirklichung nimmt das JuZe die Crailsheimer Kinder und Jugendlichen an die Hand.

Von Sebastian Kopf, Praktikant der Stadtverwaltung Crailsheim

Rhythmusgefühl und Körperbeherrschung durch Capoeira

„Wir sind ein neutraler, toleranter und für jeden offener Raum mit verschiedenen Projekten für Kinder und Jugendliche“, beschreibt die Bundesfreiwilligendienstleistende Elif Yilmaz die ehemalige Gewerbeschule gegenüber der Leonhard-Sachs-Schule am Volksfestplatz. Die JuZe-Woche startet am Montag für die Mädels von 14 bis 18 Jahren mit Jacis Fit­nessgruppe – einem „Workout“ für Anfänger, das gerätelose Übungen für „Bauch-Beine-Po“ oder Stretching beinhaltet. Dienstags kann im JuZe mit der brasilianischen, tanzenden Kampfkunst (oder auch kämpfende Tanzkunst) Capoeira Rhythmusgefühl und Körperbeherrschung auf eine ganz spezielle Art und Weise erprobt werden. Dies ist übrigens ein Angebot des TSV Crailsheim.

Enspannung und Kreatives

Am Mittwoch können im Café 33 beim entspannten Zusammentreffen zu Kaffee oder Tee kreative Ideen ausgetauscht und ausgelebt werden. Das Jugendzentrum bietet hierfür Materialien von Acryl und Aquarell über Tusche bis hin zu Ton und den notwendigen Platz und Freiraum. Neu im Sortiment: Ein Schneidplotter, der es ermöglicht, Logos oder selbst erstellte Grafiken auf T-Shirts, Taschen oder andere Textilien zu drucken. Preiswert ist das allemal, da nur Materialkosten anfallen, die sich je nach Größe des Logos im Centbereich bewegen.

Rugby, Fußball oder Baseball

Am Donnerstag sind die Jungs in ihrem Element, wenn in der Jahnhalle Rugby, Fußball oder Baseball gespielt wird und man(n) den in Kooperation mit dem Jugendbüro eingeführten Jungstag am Tischkicker oder beim gemeinsamen Kochen und einem Film ausklingen lassen kann. Begeisterte Modellbauerinnen und Modellbauer sind in der gut ausgerüsteten Werkstatt des JuZe jeden Montag, Mittwoch und Freitag herzlich willkommen. Hier können flug- oder schwimmtaugliche Miniaturen großer Vorbilder angefertigt werden. Selbst Musiker erhalten die Chance, ihr eigenes Cajon zu bauen.

Mithilfe beim Tonstudio erwünscht

Am Wochenende bietet der hauseigene Konzertraum die Möglichkeit, den ersten eigenen Gig zu spielen, Poetry Slams zu veranstalten oder sich als DJ zu beweisen. Außerdem wird momentan auf Wunsch des Jugendgemeinderats von fleißigen Bufdis, Ehrenamtlichen und JGRlern ein Tonstudio mit Unterstützung von Radio Sthörfunk eingerichtet. Mithilfe erwünscht!

Bufdis bieten Hilfe beim Lernen an

Auch technisch interessierte und versierte Nerds kommen im Jugendzentrum auf ihre Kosten. Wer Lust hat, über Computerangelegenheiten zu fachsimpeln, an Testservern herumzutüfteln oder ein paar IT-Kniffe kennenlernen will, ist hier bestens aufgehoben. Für Schüler und Schülerinnen der 4. bis 10. Klassenstufe bieten die JuZe-Bufdis zu flexiblen Zeiten über die ganze Woche hinweg eine Lernhilfe an. „Wir sind keine professionellen Nachhilfelehrer, aber wir haben alle Abitur. Klar können wir nicht alles wissen, aber wir versuchen zu helfen, wo wir können“, so die Bufdis über ihre Lerninitiative.

Crailsheimer Streuobstwiesen erhalten

Ein besonderes Vorhaben ist das Naturschutzprojekt zum Erhalt der Crailsheimer Streuobstwiesen, das von der Stiftung Naturschutzfonds gefördert wird. Im Rahmen dieses Projekts haben acht Schulklassen im vergangenen Sommer eine vom Jugendzentrum bewirtschaftete städtische Streuobstwiese kennengelernt und „abgeerntet“. Am Ende hatte sich die schweißtreibende Arbeit gelohnt, denn die Schüler konnten ihren Saft aus selbst gesammelten Äpfeln genießen.

Haus gehört den Kindern und Jugendlichen

„Das JuZe soll ein belebtes Haus sein. Dieses Haus gehört den Kindern und Jugendlichen“, erklärt Elif. Wer in diesem Haus mitbestimmen will, ist eingeladen, montags, um 19.30 Uhr zur offenen Teamsitzung vorbeizukommen und sich einzumischen.

Weitere Informationen und Kontakt:

Jugendzentrum Crailsheim, Schönebürgstraße 33.

Telefon: 07951-41400

Internet: www.juze-cr.de

Das JuZe-Programm:

Montag:

14.30 – 17.00 Uhr: Modellbau

17.30 – 18.30 Uhr: Jacis Fitnessgruppe

19.30 – 21.30 Uhr: offene Teamsitzung

Dienstag:

14.00 – 16.00 Uhr: Kinder-Design-Studio

18.00 – 20.00 Uhr: Capoeira Brasil

Mittwoch:

14.30 – 17 Uhr: Modellbau

15.00 – 17.00 Uhr: Café 33 – Tob‘ dich bunt!

18.00 – 20.00 Uhr: Café 33 – Kunst & Kekse

Donnerstag:

15.20 – 16.50 Uhr: Kinder-Design-Studio

17.30 – 20.00 Uhr: Jungs-Tag (Jugendbüro)

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„Abmahnung zurücknehmen“ – Solidaritätskreis für die Esslinger Gemeinderätin Dilek Toy gegründet, die beim Landratsamt Schwäbisch Hall arbeitet

In ihrer beruflichen Existenz bedroht wird Dilek Toy nach Ansicht eines frisch gegründeten Solidaritätskreises. Dilek Toy arbeitet als Diplom-Pflegewirtin im Landratsamt Schwäbisch Hall. Der Solidaritätskreis fordert die Rücknahme der Abmahnung gegen die Esslinger Gemeinderätin.

Von Frieder Harsch, Sigrid Cremer, Alican Cifci, Esslingen

Sprachrohr der einfachen Menschen

Im Juni 2014 zog Dilek Toy als Spitzenkandidatin  des  Personenwahlbündnisses FÜR Esslingen (Fortschrittlich – Überparteilich – Rege) in den Esslinger Gemeinderat ein. Schon von 2005 bis 2009 war sie als Gemeinderätin von FÜR im Esslinger Gemeinderat  und machte sich einen Namen als kritische Stimme im Stadtparlament und als Sprachrohr der einfachen Menschen.

Teilnahme an Gemeinderatssitzungen wird erschwert

Anfang September 2014 erhielt sie von ihrem Arbeitgeber, dem Landkreis Schwäbisch Hall, wo sie als Diplom-Pflegewirtin arbeitet, eine Abmahnung. Der Vorwurf: Teilnahme an einem Infostand des Wahlbündnisses FÜR Esslingen am 26. April 2014, während sie krankgeschrieben war. Eine weitere Abmahnung ist bereits angekündigt. Der Personalrat verweigerte dazu zweimal seine Zustimmung. Die Teilnahme an den Gemeinderatssitzungen wird durch verschiedene Festlegungen ihrer Vorgesetzten erschwert.

Angriffe des Arbeitgebers

Dilek Toy zeigt großes Engagement für die Esslinger Kommunalpolitik. Als Migrantin, alleinerziehende und allein verdienende Mutter ist dies eh eine große Herausforderung. Die Angriffe ihres Arbeitgebers treffen uns alle. Wir alle sind herausgefordert sie in dieser Auseinandersetzung solidarisch zu unterstützen und ihr zu helfen, dass sie das Mandat ohne berufliche Benachteiligung ausüben kann.

Solidaritätskreis trifft sich

Der nächste Treff des Solidaritätskreises ist am Freitag, 6. März 2015, um 19 Uhr im Alevitischen Kulturverein Esslingen (Ulmer Straße 30/1 Neben Profi-Ernst). Ab 18 Uhr gibt es Speisen und Getränke! Kommt zur Solidaritätskundgebung am Dienstag, 3. März 2015, um 9.30 Uhr auf der Freitreppe vor dem Landratsamt Schwäbisch Hall! Anschließend um 10.20 Uhr:  Erste Verhandlung des Arbeitsgerichts im Saal Nr. 266 des Landratsamts Schwäbisch Hall.Mitfahrgelegenheit: 7.30 Uhr ZOB Stuttgart-Obertürkheim. Anmeldung bei folgender Kontaktadresse: Frieder Harsch Breslauer Straße 43, 73730 Esslingen; Kontakt: fitzeha@arcor.de; Telefon: 0711 317785.

Der Solidaritätskreis  für die Esslinger Gemeinderätin Dilek Toy informiert:

1. Am Freitag, 30. Januar 2015, wurde der Solidaritätskreis  für die Esslinger Gemeinderätin Dilek Toy einstimmig gegründet.  Anwesend waren zirka 15 Personen.

2. In der Einladung zu dem Treffen hieß es:

„Im Juni 2014 zog Dilek Toy als Spitzenkandidatin des Personenwahlbündnisses FÜR Esslingen (Fortschrittlich – Überparteilich – Rege) in den Esslinger Gemeinderat ein. Schon von 2005 bis 2009 war sie als Gemeinderätin von FÜR im Esslinger Gemeinderat und machte sich einen Namen als kritische Stimme im Stadtparlament und als Sprachrohr der einfachen Menschen. Ihrem Arbeitgeber, dem Landkreis Schwäbisch Hall, wo sie als Diplom-Pflegewirtin arbeitet, scheint dies offenbar nicht zu schmecken. Denn seit dem Wahlkampf 2014 gibt es Versuche, ihr an den Karren zu fahren. Anfang September (!) erhielt sie eine Abmahnung. Der Vorwurf: Teilnahme an einem Infostand des Wahlbündnisses FÜR Esslingen am 26.April 2014, während sie krankgeschrieben war. Aufforderungen zur Zurücknahme dieser Abmahnung hat der Landkreis Schwäbisch Hall nicht beantwortet, inzwischen sogar noch eine weitere Abmahnung angekündigt. Außerdem wird ihr die Teilnahme an den
Gemeinderatssitzungen durch verschiedene Festlegungen ihrer Vorgesetzten erschwert. Die ganze Entwicklung zeigt, dass wir diese Angriffe äußerst ernst nehmen müssen.

Dilek Toy zeigt großes Engagement für die Esslinger Kommunalpolitik. Als Migrantin, alleinerziehende und alleinverdienende Mutter ist dies eh eine große Herausforderung. Die Angriffe seitens ihres Arbeitgebers, betreffen sie nicht allein persönlich. Wir alle sind herausgefordert sie in dieser Auseinandersetzung solidarisch zu unterstützen und ihr zu helfen, dass sie das Mandat ohne berufliche Benachteiligung ausüben kann.“

3. Inzwischen hat Frau Toy gegen die Abmahnung Klage eingereicht und der DGB übernimmt den Rechtsschutz in dieser Angelegenheit. Der Gütetermin findet am Dienstag, 3. März 2015, um 10 Uhr im großen Saal des Landratsamts Schwäbisch Hall statt.

4. Auf der Gründungsversammlung wurden folgende Grundsätze für die Arbeit des Solikreises beschlossen:

Grundsätze des Solidaritätskreises für die Esslinger Gemeinderätin Dilek Toy

1. Wir unterstützen Dilek Toy in ihrem Kampf gegen berufliche Benachteiligung und Bedrohung ihrer beruflichen Existenz.

2. Wir finanzieren unsere Arbeit gemeinsam aus Spenden. Wir vertrauen auf die eigene Kraft und sind finanziell unabhängig.

3. Wir verwirklichen eine solidarische Streitkultur und arbeiten demokratisch, überparteilich und gleichberechtigt zusammen, auf antifaschistischer Grundlage.

4. Der Solidaritätskreis hat gewählte Sprecher/innen, welche die Zusammenkünfte leiten und dazu einladen. Sie koordinieren die Arbeit des Solidaritätskreises. Dazu wählen wir Kassenverantwortliche/n und Kassenprüfer.

5. Wir arbeiten mit allen Kräften zusammen, die diese Ziele unterstützen wollen. Dazu werben wir aktive Unterstützer und verwirklichen eine offensive und breite Informationspolitik.

– Wahl der Sprecher: Als Sprecher des Solikreises wurden einstimmig gewählt: Sigrid Cremer, Alican Cifci, Frieder Harsch

6. Wahl Kassier und Kassenprüfer: Als Kassierer wurde einstimmig gewählt: Heribert Müller Als Kassenprüfer wurde einstimmig gewählt: Peter Jauernig

7. Beschlüsse: Wir bereiten eine Kundgebung vor dem Landratsamt am 3. März 2015, um 9.30 Uhr vor, Anmeldung und Öffentlichkeitsarbeit vor Ort machen die Kollegen aus Schwäbisch Hall.

8. Spendensamlung Die Spendensammlung zur Selbstfinanzierung der Arbeit erbrachte über 100 Euro.

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„Stille Macht“ – Eine Lobbykomödie der Berliner Compagnie wird in Schwäbisch Hall aufgeführt

Das breite Bündnis aus TTIP-Kritikern und der IG Metall im Landkreis Schwäbisch Hall veranstaltet am Samstag, 14. März 2015, um 20 Uhr im Neubausaal Schwäbisch Hall einen Theaterabend mit der renommierten Berliner Compagnie. Gegeben wird  „STILLE MACHT – eine Lobbyisten-Komödie mit Schmachtfetzen & Evergreens.“

Zugesandt von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, 25. Februar 2015

Die renommierte Berliner Compagnie gastiert am Samstag, 14. März 2015, um 20 Uhr im Schwäbisch Haller Neubausaal mit dem Stück „Stille Macht – eine Lobbyistenkomödie mit Schmachtfetzen und Evergreens“. Der Kulturabend wird vom breiten Schwäbisch Haller Bündnis gegen das Freihandelsabkommen TTIP und der IG Metall veranstaltet. Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, 25. Februar 2015, in den Verkaufsstellen der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft in den Kornhausscheunen, dem Bauernmarkt, dem Bistro s`Hällische in der Neuen Straße und im Regionalmarkt Wolpertshausen sowie bei der Hessentaler Geschäftststelle der IG Metall.

Zum Inhalt: Die Mitarbeiter der Lobbyagentur Utterley & Quiet“ mit Sitz in Brüssel/Berlin haben´s generell nicht leicht. Keiner mag sie. Schließlich heißt „für die Besitzenden denken“ gegen die Besitzlosen denken. Aber jetzt: Rüstungsexport-Skandal! Und wieder mal steht die Agroindustrie am Pranger! Da gilt es, Nerven zu behalten. Da braucht es Fantasie und einen kühnen Kopf. Aber auch, wenn der alte Chef mit seiner Raucherlunge auf der Intensivstation liegt und die junge, ehrgeizige Estelle sich als seine Stellvertreterin im Team erst durchsetzen muss.

Sie wollen ein Ziel durchsetzen, das sehr unpopulär ist und für das Sie keine Mehrheiten bekommen?

Verpacken Sie Ihr Projekt in ein Freihandelsabkommen! Mit ihm senken Sie nicht nur überflüssige ökologische und soziale Standards bei uns, sondern erobern die ganze Welt! Mit ihm fegen Sie nationale Produzenten aus dem Weg und eröffnen Ihrem multinationalen Konzern bislang streng verschlossene Märkte. Und indem Sie mit Massentierhaltung, Dumping-Preisen, Billigexporten und exportiertem Gen-Saatgut die Kleinbauern im Süden in den Widerstand treiben, erhalten Sie dort unten neue Kunden: Sie liefern den Herrschenden das Kriegsgerät, das sie brauchen, um den Widerstand zu brechen.

Biegsame Moral

Allzu zart besaitete Wesen dürfen Sie natürlich nicht sein. Es braucht schon eine biegsame Moral, wer dem heimischen Volk die Zwangsfütterung mit Gen-Food als gesundheitsfördernd, Freihandel als segensreich und Streubomben als „smart-Munition“ verkaufen will. Aber der erfolgreiche Lobbyist wird auch gut bezahlt. In der jüngsten Produktion der Berliner Theatermacher jedenfalls wird Stress ganz locker abgebaut. Es wird gesungen, es wird getanzt. Und es gibt einiges zu lachen.

Weitere Informationen und Kontakt:

Telefon: 0791-94668526

Informationen im Internet über die Berliner Compagnie:

http://www.berlinercompagnie.de/index.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Compagnie

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„Märchenstunde mit Schäuble und Merkel“ – Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Bei ihrer Erpressungsstrategie greifen Schäuble, Merkel und Co immer wieder auf die gleichen Argumentationsmuster zurück. Diese Stories verdrehen zwar nachhaltig die Wirklichkeit, sind dank jahrelanger Desinformation und Hetze als Ressentiments tief im Bewusstsein weiter Bevölkerungsgruppen verwurzelt.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Märchen Nr.1: „Verträge sind einzuhalten“

Das „Lieblingsargument“, das Tsipras und Varoufakis bei ihrer Tour durch die europäischen Hauptstädte um die Ohren gehauen wurde. Richtig daran ist, dass die Sparpolitik in Griechenland in den Jahren 2010 bis 2013 in Verträgen festgeschrieben wurde. Allerdings vergessen Schäuble und Merkel stets zu erwähnen, dass diese keine Verträge zwischen gleichberechtigten Partnern waren. Das ökonomisch am Boden liegende Griechenland wurde vor die Wahl gestellt: Entweder Du unterschreibst oder Du gehst pleite! Vor dem zweiten Memorandum wurde sogar noch die Regierung Papandreu von Merkel und Szarkozy zum Rücktritt gezwungen, weil sie es gewagt hatte, eine Volksabstimmung über die Verträge vorzuschlagen. Bei den Verträgen, auf deren Einhaltung Schäuble so energisch pocht, handelt es sich um erpresste Verträge, um Diktate – weiter nichts! Es ist nur recht und billig, dass die SYRIZA-Regierung sich an solche Verträge nicht gebunden fühlt.

Märchen Nr.2: „Wir haben den Griechen doch schon genug geholfen“

Tatsächlich umfassten die so genannten Griechenland-Rettungspakete bisher zirka 240 Milliarden Euro. Dankenswerterweise hat attac Österreich sich die Mühe gemacht und hat einfach mal nachgerechnet, wohin die vielen Milliarden geflossen sind, denen man das Etikett „Rettungspläne“ oder „Hilfszahlungen“ angeklebt hat. Von den 207 Milliarden an „Hilfen“, die seit Mai 2010 in den vier „Memoranden“ vereinbart worden sind (inzwischen sind es 240 Milliarden), wurden 55 Milliarden für die Rückzahlung fällig gewordener Staatsanleihen und elf Milliarden für den Rückkauf alter Schulden verwendet. Mit 58 Milliarden wurde das Eigenkapital griechischer Banken aufgestockt – nachdem es durch Kapitalflucht der Reichen ins Ausland kräftig ausgezehrt worden war. Mit 35 Milliarden wurde den Banken und „Investmentfonds“ der Welt der Schuldenschnitt des Jahres 2012 schmackhaft gemacht – nachdem sie vorher angesichts von Zinsen bis 35 Prozent einen kräftigen Reibach gemacht hatten.

77 Prozent der Kredite gingen an Firmen aus dem Finanzsektor

Die Gesamtzahlungen Griechenlands für Zinsen und Tilgung dürften sich für die vergangenen 20 Jahre ohnehin auf über eine Billion Dollar belaufen – das Land wurde von den Gläubigern also kräftig ausgenommen. Seit 1991 soll das Land allein 640 Milliarden Euro an Zinsen bezahlt haben, wovon etwa 75 Prozent an ausländische Kreditgeber gingen. Jedenfalls kommt attac Österreich zum Schluss, dass sich mindestens 77 Prozent der Kredite direkt oder indirekt dem Finanzsektor zuordnen lassen. Selbst von den knapp 47 Milliarden Euro, die überhaupt im Staatsbudget aufgetaucht sind, musste (oder wollte) die Athener Regierung 35 Milliarden als Zinszahlungen an die Besitzer von Staatsanleihen weiterreichen. Dazu kommen noch gut zehn Milliarden für die „Landesverteidigung“, denn „Merkozy“ machten im Interesse der deutschen und französischen Rüstungsindustrie mächtig Druck, zu verhindern, dass Athen Rüstungsaufträge stornierte. In Griechenland stehen mehr Panzer deutscher Fabrikation als hierzulande selbst! Die Griechen müssen also ihre Panzer und U-Boote bezahlen, auch wenn sie dabei vor Hunger krepieren – so sieht die Moral „christlicher“ PolitikerInnen aus. Die Programme der Bankenrettung waren und sind also im wesentlichen Rettungsprogramme für die Reichen und Superreichen, die seit 2007 ihre Einkommen deutlich steigern konnten, während der Großteil der Bevölkerung auf der Strecke blieb.

Soziale Kahlschlagmaßnahmen

Die normale Bevölkerung sah nichts davon. Die Menschen in Griechenland bekamen 2010 und 2012 keine Rettungspakete, sondern „Memoranden“. Das waren Pakete von sozialen Kahlschlagmaßnahmen, mit denen das ohnehin nicht besonders tragfähige soziale Netz in Griechenland so systematisch zerstört wurde, dass Beobachter sich angesichts der sozialen die Verhältnisse in Athen und Thessaloniki an die „Dritte Welt„ erinnert fühlen.

Fazit: Die von bundesdeutschen Politikern immer wieder als Beleg für praktizierte „Solidarität mit den Griechen“ angeführten „Rettungspakete“ waren in Wirklichkeit gigantische Rettungspakete für deutsche und französische Banken.

Märchen Nr.3: „Die Reformpolitik zeigt Erfolge“

Wenn er einen auf gutmütig macht, lobt Wolfgang Schäuble die Sparanstrengungen der Griechen und verweist darauf, dass es schon Erfolge gebe. Man dürfe jetzt nur nicht nachlassen. Nicht nur, dass er sich über die katastrophalen sozialen Folgen der Austeritätspolitik ausschweigt, die zum Zusammenbruch der griechischen Wirtschaft geführt und immer größere Teile der Bevölkerung Griechenlands in bittere Armut gestürzt hat. Er verliert auch kein Wort darüber, dass alle von der Troika getroffenen Voraussagen hinsichtlich der zu erwartenden positiven Folgewirkungen dieser Maßnahmen sich als völlig falsch erwiesen haben. Das belegt unter anderem eine Auswertung der Troika-Programme durch den IWF: Der Wirtschaftseinbruch ist fünfmal so tief wie vorgesehen (minus 25 Prozent statt minus 5 Prozent). Die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie geplant (28 statt 15 Prozent) die Schulden liegen nicht bei 150, sondern bei 176 Prozent des Inlandprodukts.

Versuch, die griechische Regierung zu ruinieren

Nun, da es darum geht, die neue griechische Regierung gegen die Wand fahren zu lassen, wird die Austeritätspolitik, die Wirtschaft und Gesellschaft ruiniert hat, wider besseres Wissen zur „Erfolgsstory“ verklärt.

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