„Wir alle sind Huber!“ – Protestaktion in Öhringen gegen Werksschließung in Bottrop

200 Beschäftigte protestierten vor einigen Tagen in Öhringen gegen die Schließung des Huber-Werkes in Bottrop. Sie sind solidarisch mit den Bottroper Kolleginnen und Kollegen und fürchten Auswirkungen auf Öhringen.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Kein weiterer Stellenabbau bei HUBER – Werksschließung in Bottrop verhindern

Stellungnahme des Betriebsrates am Standort Öhringen zur Schließung des Werkes in Bottrop:

Am Dienstag 26. Februar 2013 wurde dem Gesamtbetriebsrat und den Standort-Betriebsräten in Öhringen und Bottrop in einer knappen mündlichen Erklärung durch die Geschäftsführer mitgeteilt, dass das Werk Bottrop bis Ende 2013 geschlossen und eine Bierfass-Linie im Öhringer Werk 2 abgebaut werden soll.

Kein betriebswirtschaftlicher Grund für Standortschließung und Personalabbau

HUBER Packaging ist laut Herrn Hagen, dem neuen Vorsitzenden der Geschäfts-führung, ein Unternehmen, „das keine roten Zahlen“ schreibt und somit Gewinne aus seinem Geschäft erzielt. Auch in Bottrop. HUBER hat darüber hinaus eine Eigenkapitaldecke die seinesgleichen sucht. Nach unserer Auffassung gibt es damit grundsätzlich keinen betriebswirtschaftlich haltbaren Grund, ganze Standorte zu schließen und in Öhringen nochmals einen einschneidenden Perso-nalabbau zu provozieren.

Wegen Banken- und Finanzkrise sparen viele Kundenfirmen

Die konjunkturellen Einbrüche, die HUBER seit 2009 mit Kurzarbeit gut umschiffen konnte, rühren in hohem Maße auch von der europäischen Banken- und Finanzkrise her. Der damit einhergehende Sparkurs vieler Kundenfirmen, der sich auch in einer erheblichen Verringerung der Warenbestände niederschlägt, führt zu größeren Ausschlägen bei der Auftrags- und Beschäftigungslage.

Auf Auftragsschwankungen mit flexibler Arbeitszeit reagiert

Da HUBER an allen Standorten seit Jahren über ein außerordentlich flexibles Arbeitszeitmodell verfügt, kann das Unternehmen hervorragend auf Auftragsschwankungen reagieren. Dazu zählt auch die Möglichkeit, an zwei Standorten in Deutschland produzieren zu können, was die Liefersicherheit zu den Kundenfirmen enorm verstärkt. So lässt sich auch der immer noch große Marktanteil von HUBER an Blechverpackungen – der eine hohe Wertschätzung bei den Kunden genießt – erklären. Nun sind verlagerungsbedingte Umsatzeinbrüche wegen der Schließung Bottrops zu befürchten.

Blech hat Zukunft

Obwohl der Gesamtverbrauch an Blechverpackungen rückläufig ist, ist der Werkstoff „Blech“ im Verpackungsmittelbereich ein unersetzliches Segment – mit einer einzigartigen Ökobilanz und Nachhaltigkeit – die immer noch nicht ausreichend beworben wird. Während Kunststoffverpackungen die Weltmeere und ihre empfindliche Ökostruktur enorm belasten wird der Werkstoff Blech zu weit über 90 Prozent wieder dem stofflichen Kreislauf zugeführt. Blech hat Zukunft und kann im Hinblick auf die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen besonders innovativ sein.

Der „halbe“ HUBER ist Bottrop

Das Werk in Bottrop hat nach unserem Kenntnisstand – nach der absehbaren Überwindung der Kurzarbeit – eine Auftrags- und Beschäftigungslage, die einen Personalabbau oder gar eine Schließung in keinem Fall rechtfertigt. Mehr als 40 Prozent des Inland-Umsatzes von Huber wird in Bottrop realisiert. Das Werk Bottrop hat im Jahre 2010 nochmals eine personelle Anpassung in Form von 14 Prozent weniger Personal hinter sich gebracht. In Öhringen sind seit Sommer 2011 etwa 90 Stellen abgebaut worden. Seither sind die Belegschaften an beiden Standorten so ausgedünnt, dass es schwierig wird, termingerecht Kundenaufträge abzuwickeln und notwendige Maschinenbesetzungen einzuhalten. Nur der hohen Identifikation unserer Beschäftigten mit dem Unternehmen ist es zu verdanken, dass es noch keine größeren Verwerfungen gegeben hat.

HUBER Russland – ein Fass ohne Boden

Seit nunmehr sechs Jahren wird das Unternehmen immer mehr „beratergesteuert“ geführt. All diese „Ratschläge“ haben letztendlich zu einer Situation geführt, die heute die Begründung für Werksschließungen und Stellenabbau sind. In diesem Sinne ist es uns erst recht unverständlich, dass ein Standort wie Bottrop geschlossen werden soll, aber das Werk in Russland ausgebaut wird, obwohl es seit seinem Bestehen am „Tropf“ der profitablen Werke Öhringen und Bottrop hängt. Solange die Geschäftsführung von Huber bereit ist, das Werk in Russland mit Arbeit aus Öhringen zu subventionieren und darüber hinaus Verluste in Millionenhöhe ausgleicht, so lange gibt es keinerlei Begründung, das Huber-Werk in Bottrop, das mit Gewinn arbeitet, zu schließen.

Neue Gefahren: weiterer Personalabbau und Kostensenkungsprogramme

Die „Berater“ der Geschäftsführung haben zudem für Öhringen und Bottrop ein Kosteneinsparungsprojekt ins Leben gerufen, das in zehn Teilprojekten ein Kosteneinsparpotential von weit über zwei Millionen Euro zusätzlich bringen soll.
Diesen Projekten, sofern sie realisiert werden, sollen noch einmal weit über 20 Arbeitsplätze in Öhringen zum Opfer fallen. Sollte die zweite Bierfasslinie stillgelegt werden, werden in Öhringen insgesamt mehr als 40 Arbeitsplätze vernichtet.

Kunden sind bisher zufrieden

Wir sind der Meinung, dass mit dieser Politik das Unternehmen nicht „nachhaltig“ abgesichert wird, sondern sich schwer beschädigt. Zumal bislang keinerlei aussichtsreiche Perspektiven der Geschäftsführung für die Themen Beschäftigung und Zukunft vorliegen.
Die positiven Rückmeldungen bei den Kundenbefragungen über Liefertreue, Flexibilität und Qualität werden mit einem weiteren Stellenabbau und der Schließung von Bottrop zunichte gemacht.

Wir setzen auf die Unterstützung aller Beschäftigter in Bottrop und Öhringen

Reibungsverluste und verminderte Flexibilität werden ihren negativen Niederschlag im Werk Öhringen finden. Ob wir dann an dem seitherigen Umsatz festhalten können ist fraglich. Aus Verantwortung für unsere Kolleginnen und Kollegen und aus Verantwortung für den Erhalt des Unternehmens können wir Betriebsräte die geplante Schließung Bottrops und den weiteren Personalabbau in Öhringen nicht mittragen. Wir sind laut Gesetz dazu gehalten, zum Wohle des Unternehmens zu wirken, aber nicht zur Gewinnmehrung der Kapitaleigner. Wir werden unsere ganze Kraft dafür einsetzen, das Werk Bottrop zu erhalten und einen weiteren Stellenabbau in Öhringen zu verhindern. Dabei setzen wir auf die Unterstützung aller Beschäftigten aus Bottrop und Öhringen.

Weitere Informationen und Kontakt:

hhttp://www.schwaebisch-hall.igm.de/news/meldung.html?id=57992

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„Nazis ermordeten mindestens 55 Sinti und Roma aus Hohenlohe“ Vortrag Udo Grausam in Waldenburg

Im März 2013 war es genau 70 Jahre her, dass die Nationalsozialisten hunderte Sinti und Roma aus ganz Baden und Württemberg in Sonderwaggons der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz deportierten, so auch auf der Strecke Heilbronn-Waldenburg-Schwäbisch Hall – darunter auch in Hohenlohe geborene.

Von Hans A. Graef, Kulturkneipe Gleis 1 in Waldenburg

NS-Deportationszug fuhr von Waldenburg nach Auschwitz

Eine Gedenktafel am Gleis1 Bahnhof Waldenburg erinnert seit 2011 an Klara Winter (1941 bis 1944, in Bretzfeld-Schwabbach gebürtig). Dem Kulturforscher Udo Grausam (Tübingen) gebührt der Verdienst, die rassistische Verfolgung der deutschen Zigeuner in Hohenlohe aufgearbeitet zu haben, wie er in der Kulturkneipe darlegte. Aus der Gruppe der Sinti und Roma wurden mindestens 73 in Hohenlohe (das heißt auf dem Gebiet der heute bestehenden drei Landkreise Hohenlohe, Main-Tauber und Schwäbisch Hall) geborene Personen inhaftiert und deportiert. Sie wurden in die nationalsozialistischen Haftstätten und Konzentrationslager verschleppt. Von ihnen sind 55 dort umgekommen oder sie wurden ermordet. 17 Personen haben überlebt und eine Person ist in den Lagern verschollen.

Diskriminierung von Sinti und Roma ist noch weit verbreitet

Gleis1-Kulturvorstand Hans A. Graef wies in seiner Begrüßung auf die historische und moralische Notwendigkeit hin, das Gedenken an diese insgesamt eine halbe Million Menschen umfassende deutsche Opfergruppe endlich in die öffentliche regionale Gedenkkultur aufzunehmen – gerade auch deshalb, weil der Anti-Ziganismus in Europa noch weit verbreitet ist und gegen deren Diskriminierung ein Denk-Mal gesetzt werden müsse. Ein nationales Denkmal wurde erst im Oktober 2012 in Berlin eingeweiht.

In der Adenauer-Ära gab es keine Wiedergutmachung

Udo Grausam konnte als besonderen Gast des Geschichtsabends den Sohn der in Bretzfeld-Bitzfeld gebürtigen Paula Schneck, Herrn Franz D. begrüßen, der nach dem Krieg geboren wurde und dessen sechs ältere Brüder im Zuge der Verfolgung in Polen ums Leben kamen. Herr D. berichtete in seinem berührenden Rückblick über die Biografie seiner Familie und wie noch in der Adenauer-Ära die Anerkennung der Verfolgung und Wiedergutmachung von der bundesdeutschen Verwaltung und demokratischen Gerichten abgelehnt wurden – was erst später korrigiert wurde. Seine Mutter habe nach dem deutschen Martyrium der diskriminierenden NS-Verfolgung auch darunter sehr gelitten.

In neun von 16 Gemeinden des Hohenlohekreises gab es Deportationen von Sinti

Auf dem Gebiet des heutigen Hohenlohekreises waren in neun der heute bestehenden 16 Städte und Gemeinden Menschen geboren worden, die von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ inhaftiert und deportiert wurden. Das waren wie bisher festgestellt 25 Menschen, die in 21 Ortschaften geboren worden waren. 15 von ihnen kamen in den Lagern um oder wurden er­mordet, zehn überlebten. Fast alle Akten dieser Verfolgung wurden von den Nazi-Schergen vernichtet oder verbrannten im Krieg. Auf Umwegen fand Udo Grausam in Düsseldorf die Unterlagen auch über die Familie D., die heute in Unterfranken beheimatet ist.

Landkreis Hall: 21 von 24 Deportierten starben

Auf dem Gebiet des heutigen Kreises Schwäbisch Hall wurden damals 24 Sinti geboren, die von den Nazis dann inhaftiert und deportiert wurden. Ihre 22 Geburtsorte liegen heute in 15 der 30 Städte und Gemeinden des Kreises Schwäbisch Hall. Von den 24 Personen kamen 21 ums Leben oder wurden ermordet, drei überlebten. Es gab noch weitere dort geborene Sinti, die aber nicht deportiert wurden, deshalb sind die hier nicht mitgezählt; sie waren aber rassisch verfolgt, weil man ihnen vom Lohn die sogenannte „Sozialausgleichsabgabe“ für Juden und „Zigeuner“ abzog. Diese rassistische Sondersteuer wurde dann nach 1945 bei den sogenannten „Wiedergutmachungsverfahren“ auch tatsächlich am ehesten entschädigt; im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es dazu Entschädigungsakten.

Ab 1936 in Arbeitshäuser und ab 1938 ins KZ verschleppt

Sinti gehörten dazu, wie dezidiert in der verdienstvollen Forchtenberger Schrift „Versperrte Wege, zerstörtes Leben“ (Dezember 2012) von Fritz Roschmann und Werner Beck am Beispiel von Johanna Schneck und Magdalene Reinhardt nachzulesen ist. Die in den bäuerlichen Dorfgesellschaften als Steinschläger, Dienstmägde, Hausierhändler und Musiker eher randständigen Sinti und Roma wurden ab 1936 in Arbeitshäuser und ab 1938 ins KZ Dachau eingewiesen, 1940 ins Generalgouvernement Polen deportiert und ab 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. Paula D., geborene Schneck, war Opfer dieser Maßnahmen, ihr Mann Theodor überlebte das KZ Buchenwald. Theodor D. starb 1974, Paula D. 1981. Der Sohn Franz D. erhielt von Udo Grausam eine Kopie der erhaltenen Düsseldorfer Nazi-Akte seiner Mutter Paula D. für die Familienforschung überreicht. Udo Grausam forderte wie die übrigen Besucher, der verfolgten Sinti-Roma, ebenso wie die Gruppe der ermordeten Zwangsarbeiter endlich in das öffentliche Gedenken in Hohenlohe aufzunehmen.

Nachbemerkung von Udo Grausam:

Aufgrund eines Nachgesprächs mit Herrn Franz D., dem Sohn der verfolgten Sintiza Paula D. aus Bitzfeld, korrigiere ich hiermit eine Angabe aus dem Vortrag und aus den beiden Artikeln wie folgt. Nicht drei, sondern sechs Kinder von Paula D. sind im „Generalgouvernement“ umgekommen. Drei von ihnen starben im Ghetto Siedlce an Hungertyphus oder fielen der Gewalt zum Opfer. Ein Sohn starb auf der Flucht zurück nach Deutschland in der Nähe von Traunstein in Bayern an einer auf der Flucht zugezogenen Krankheit. Zuvor waren zwei weitere Brüder im „Generalgouvernement“ umgekommen oder ermordet worden. Von Paula D.s zehn Kindern haben die vier Töchter überlebt. Franz D. kennt seine umgekommenen älteren Brüder mit ihren Sinti-Namen, denn so hat seine Mutter den jüngeren Geschwistern von ihnen erzählt.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.gleis1.net/index.php?title=kontakt

http://de.wikipedia.org/wiki/Czesław_Trzciński

http://www.vhs-crailsheim.de/Kurse%20Details/fachbereich-FS4d9c36322a587/semester-2-11/kat-CT431d93b94519f/U11160.html

 

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„Umfairteilen – Reichtum besteuern“ – Aktionen auch in Schwäbisch Hall und Heilbronn

Zwei Aktionen zum Aktionstag „Umfairteilen – Reichtum besteuern“ finden am Samstag, 13. April 2013, in der Region Heilbronn-Franken statt. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht dazu die jeweiligen Kurzinformationen der Aktions-Internetseite.

Zusammengestellt von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Samstag, 13. April 2013, ab 10 Uhr:
Schwäbisch Hall, Milchmarkt vor der Stadtbibliothek, Umfairteilen-Infostand

Neben Flyern, Buttons und Aufklebern dürfen/sollen Passanten/innen die momentane Vermögensverteilung in Deutschland anhand von symbolischen Geldscheinbündeln nachlegen. Anschließend wird die Schätzung mit der tatsächlichen Situation verglichen. (Quelle aktueller Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung). Auf diese Weise erhoffen sich die Veranstalter viele “Aha-Effekte” und anschließend viele Unterzeichner/innen für den Aufruf „Umfairteilen“. Unterschriftenlisten zum bundesweiten Aufruf liegen aus.

Samstag, 13. April 2013, 11 Uhr:
Heilbronn, Fußgängerzone (Fleiner/Sülmer Straße), Aktion Performance Straßenaktion; nähere Informationen: http://www.attac-netzwerk.de/heilbronn

Weitere Informationen im Internet über den Aktionstag „Umfairteilen – Reichtum besteuern“:
Bündnis Umfairteilen – Reichtum besteuern!

www.umfairteilen.de

www.facebook.com/Umfairteilen.Reichtum.Besteuern

www.twitter.com/umfairteilen

Telefon: 030 – 6956-1132

Fax: 030 – 6959-3070

Postanschrift:

Umfairteilen c/o ver.di Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin

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„Mobilfunk: Ein Freilandversuch am Menschen“ – Vortrag in Schrozberg-Schmalfelden über die Gefahren des Mobilfunks

Mehrere Bürger aus Schrozberg sind unabhängig voneinander auf mich zugekommen und haben mich gebeten, ob ich einen Vortrag über die Gefahren des Mobilfunks halten könne. Diesem Wunsch komme ich nun gerne nach, denn die Zahl der Betroffenen hat auch in Schrozberg stark zugenommen.

Von Klaus Weber für die Bürgerinitiative „Schutz vor Gefährdung durch Mobilfunk“, Schrozberg

Vortrag am Sonntag, 14. April 2013, um 19.30 Uhr

Deshalb werde ich „nach längerer Sendepause“ am Sonntag, 14. April 2013, um 19.30 Uhr wieder einen Vortrag zum Thema: „Mobilfunk – ein Freilandversuch am Menschen“ halten.

Ort: 74575 Schrozberg-Schmalfelden, Ernst Sachs-Liederhalle, Beginn: 19.30 Uhr

Hintergrundinformationen:

„Mobilfunk – Ein Freilandversuch am Menschen“

Schlafstörungen, Unruhezustände, Depressionen, Müdigkeit und Erschöpfung, Kopfschmerzen, Tinnitus, Lernstörungen bei Kindern, Blutdruckschwankungen, Allergien, Krebs. Kann die Ursache dieser gesundheitlichen Beschwerden in unmittelbarem Zusammenhang mit Mobilfunk stehen? Gibt es Abhilfe mit einfachen Mitteln?

Studien geben Anlass zu größter Besorgnis

Die Belastung der Bevölkerung durch gepulste elektro-magnetische Strahlung hat durch die Einführung neuer Mobilfunktechnologien wie Tetra und LTE auch im ländlichen Raum dramatisch zugenommen. Über die gesundheitliche Unbedenklichkeit gibt es keinen einzigen Beweis. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche fundierte wissenschaftliche Studien, die Anlass zu größter Besorgnis geben.

Freier Eintritt

Ist diese Technologie ein gefährliches Spiel mit unserer Gesundheit? Diese Fragen versuchen die Referenten der Informationsveranstaltung zu beantworten. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Veranstalter ist die Bürgerinitiative „Schutz vor Gefährdung durch Mobilfunk“, Schrozberg

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„Steuerflucht wirksam bekämpfen“ – Online-Petition unterzeichnen

Mindestens 400 Milliarden Euro deutsches Schwarzgeld liegen – geschätzt – weltweit in Steueroasen – oftmals versteckt hinter ineinander verschachtelten und anonymen Briefkastenfirmen. Dagegen wendet sich der Online-Appell: https://www.campact.de/steuerflucht/appell-2/teilnehmen/

Von der Organisation Campact

Jetzt bringt „Offshore-Leaks“, das bislang brisanteste Datenleck aus der Welt der Offshore-Finanzindustrie, Licht ins Dunkel: Die gewaltige Datenmasse zeigt, wie viele Reiche ihr Geld systematisch tarnen und in Steueroasen verstecken. Darunter auch Prominente, Finanzjongleure, Diktatoren und Politiker/innen. Helfershelfer sind Banken und Finanzdienstleister, die sie beim Errichten der Verstecke unterstützen.

Bundesregierung unternahm jahrelang nichts

Jahrelang hat die Bundesregierung praktisch nichts gegen die von Finanzinstituten geförderte Steuerflucht unternommen. In Zeiten von Finanzkrise, Bankenrettungen und Konjunktur-Paketen wird der Ruf nach einer energischen Bekämpfung von Steuerflucht jedoch immer lauter. Dank der Debatte um „Offshore-Leaks“ können wir Finanzminister Schäuble jetzt zum Handeln zwingen.

Unterzeichnen auch Sie den Appell!

https://www.campact.de/steuerflucht/appell-2/teilnehmen/

Kavaliersdelikt Steuerhinterziehung?

Jahrelang galt Steuerhinterziehung als Kavaliersdelikt – dabei handelt es sich um eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, in schweren Fällen sogar mit bis zu zehn Jahren, geahndet werden kann. Im Laufe der Jahre häuften deutsche Staatsbürger/innen viel Geld auf ausländischen Konten an. Schätzungen gehen von insgesamt 300 bis 400 Milliarden Euro aus, die auf Schwarzgeldkonten im Ausland vor dem deutschen Fiskus versteckt gehalten werden. Nach Berechnungen des Tax Justice Network könnten sogar mindestens 600 Milliarden Euro Kapital aus Deutschland in Steueroasen liegen. Dadurch entgehen Deutschland jährlich mindestens zehn Milliarden Euro an Steuern, schätzt die Deutsche Steuergewerkschaft. Auf den Schwarzgeldkonten liegt nicht nur Vermögen aus „einfacher“ Steuerhinterziehung, sondern auch aus kriminellen Aktivitäten deutscher Straftäter/innen – wie etwa Betrug, Untreue, Drogenhandel, Korruption oder organisierter Kriminalität.

Kriminelle Energie

Die Wahrnehmung von Steuerhinterziehung in der Gesellschaft hat sich jedoch inzwischen geändert. Der Staat braucht solide Einnahmen, um staatliche Leistungen wie Verkehrsinfrastruktur, Schulen, Universitäten und Kindergärten zu finanzieren. Geld in Steueroasen zu transferieren, verlangt einiges an Aufwand und krimineller Energie. Steuerbetrüger/innen entziehen sich so ihrer Bürgerpflicht, sich an den Kosten für das Gemeinwesen zu beteiligen.

„Offshore-Leaks“ – wie Steuerbetrüger und Finanzdienstleister Schwarzgeld verschleiern

Sie heißen „Moon Crystal Trust“, „Tantris Limited“ oder „Sunrise Water“: Steuerbetrüger/innen verstecken ihr Schwarzgeld oft hinter komplexen Finanzkonstrukten, die das Geld und ihre Eigentümer verschleiern. Stiftungen, Trusts, Treuhänder und Briefkastenfirmen werden so ineinander in mehreren Ebenen verschachtelt, dass es auf den ersten Blick unmöglich ist, ihre Strukturen zu entschlüsseln. Behilflich ist den Steuerbetrüger/innen dabei laxe Gesetzgebung in den Steueroasen – und internationale Finanzinstitute, die sie beim Errichten der Verstecke unterstützen.

2,5 Millionen Dokumente bringen Licht ins Dunkel

Jetzt bringen rund 2,5 Millionen Dokumente Licht ins Dunkel des internationalen Steuerflucht-Geflechts: Ein Netzwerk investigativer Journalist/innen hat einen gigantischen digitalen Aktenberg, den anonyme Informant/innen in Steueroasen gesammelt haben, in monatelanger Arbeit ausgewertet. Die Dokumente enthalten Daten von weltweit rund 130.000 Personen – darunter auch hunderte Deutsche – die sich globale Netzwerke zur Geldwäsche und Steuerflucht geschaffen haben. Politiker/innen, Prominente, Waffenhändler, Oligarchen und Finanzjongleure sind darunter, aber auch mittelständische Unternehmer/innen – und das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.

Banken und Finanzdienstleister sind tief verstrickt

Dabei sind sie nicht allein: Banken und Finanzdienstleister sind tief in den Offshore-Dschungel verstrickt. Internationale Großbanken helfen dabei, Geld auch über Ländergrenzen hinweg zu verschieben. Finanzdienstleister richten Briefkastenfirmen ein, gründen Schein-Unternehmen und stellen Treuhänder für Stiftungsvermögen – auf dem Papier. Auch die Deutsche Bank taucht in den „Offshore-Leaks“-Dokumenten auf.

Wer Geld versteckt, macht sich verdächtig

Noch ist nicht bekannt, ob alle diese Gelder, die in den Steueroasen geparkt wurden, auch unversteuert und damit Schwarzgeld sind. Jede/m ist erlaubt, Geld im Ausland anzulegen – wenn dies beim heimischen Finanzamt angegeben und ordnungsgemäß versteuert wird. Doch wer sein Geld auf solch komplizierte Weise versteckt, macht sich auf jeden Fall verdächtig.

Steuerflucht wirksam bekämpfen!

Die USA machen vor, wie es geht: Mit dem Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) verpflichten sie weltweit Banken, Fonds und Finanzfirmen dazu, Auskunft über Konten von US-Steuerpflichtigen zu geben. FATCA schreibt den Finanzinstitutionen außerdem vor, Eigentumsverhältnisse in Firmen und Stiftungen zu ermitteln, so dass sich niemand hinter anonymen Briefkastenfirmen verstecken kann. Verweigern die Banken dies, müssen sie eine happige Quellensteuer von 30 Prozent auf die Erträge von US-Wertpapieren entrichten. Auch Deutschland könnte Banken in Steueroasen verpflichten, die Kontodaten aller deutschen Steuerpflichtigen an den Fiskus weiterzugeben.

Beihilfe zur Steuerflucht unterbinden

Darüber hinaus muss Banken, die Beihilfe zur Steuerflucht leisten, in Deutschland die Lizenz entzogen werden. Beihilfe zur Steuerflucht darf kein Geschäftsmodell sein! Außerdem brauchen wir ein Unternehmensstrafrecht, das es ermöglicht, Vorstände strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Steuerbehörden und Steuerfahndung müssen finanziell und personell besser ausgestattet werden, um Steuerkriminalität wirksam verfolgen zu können. Die Gewerkschaft ver.di hat ermittelt, dass in Deutschland 16.000 Steuerbeamt/innen fehlen. Besondere Missstände gibt es bei der Prüfung von Unternehmen: Es fehlen rund 3.200 Betriebsprüfer/innen. Dabei bringt allein ein/e Prüfer/in zirka 1,23 Millionen Euro Zusatzeinnahmen im Jahr.

Bundesregierung agierte eher auf Seite der Steuerbetrüger/innen 

Und auch auf EU- und internationaler Ebene muss sich die Bundesregierung stärker gegen Steuerflucht engagieren. Bislang agierte sie eher auf Seite der Steuerbetrüger/innen: Erst letztes Jahr trugen wir gemeinsam mit unseren Bündnispartnern dazu bei, dass ein von Bundesfinanzminister Schäuble verhandeltes Steueramnestie-Abkommen mit der Schweiz platzte. Es hätte Steuerbetrüger/innen gegen einen geringen Obolus Anonymität und Straffreiheit garantiert. Dabei gibt es auf EU-Ebene mit dem automatischen Informationsaustausch der EU-Zinsrichtlinie bereits ein Instrument, das Steuerflucht wirksam bekämpfen kann.

Nutznießer von Trusts und Stiftungen offenlegen

Zwar hat die derzeitige Richtlinie noch Lücken – doch eine überarbeitete Zinsrichtlinie könnte ein enorm wirkungsvolles Instrument zur effektiven und gerechten Besteuerung von Kapitaleinkünften und zur Bekämpfung von Steuerbetrug werden. Und auch die Vorschriften der EU-Geldwäsche-Richtlinie, die gerade überarbeitet werden, können dabei helfen, Steuerflucht zu bekämpfen. So müssen etwa die Nutznießer („wirtschaftlich Berechtigten“) von Trusts und Stiftungen offen gelegt und in einem Register gespeichert werden.

Maßnahmenpaket gegen Steuerflucht und Steuerwettbewerb

Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern haben wir im November 2012 ein ganzes Maßnahmenpaket gegen Steuerflucht und Steuerwettbewerb vorgestellt.

Hier können Sie das Dokument mit allen Forderungen herunterladen:

Massnahmenkatalog_Steuerflucht

Schäuble muss handeln – Appell unterzeichnen

Jahrelang hat Bundesfinanzminister Schäuble nichts gegen die von Finanzinstituten geförderte Steuerflucht unternommen. Dank der Debatte um „Offshore-Leaks“ können wir ihn jetzt zum Handeln bringen. Unterzeichnen Sie unseren Appell!

https://www.campact.de/steuerflucht/appell-2/teilnehmen/

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„Warum erinnern wir uns eigentlich?“ – Rede von Hermann G. Abmayr beim Jahrestag des Hessentaler Todesmarschs

Hermann G. Abmayr hat am 5. April 2013 die Rede zum Gedenken an den Hessentaler Todesmarsch 1945 gehalten. Abmayr sprach teilweise frei und ergänzte die schriftlich vorliegende Rede an einigen Stellen. Hohenlohe-ungefiltert dokumentiert den schriftlich vorliegenden Redeteil in voller Länge. Zur besseren Lesbarkeit hat die Redaktion Zwischenüberschriften eingefügt.

Von Hermann G. Abmayr,

Warum erinnern wir uns eigentlich?

Warum brauchen wir heute noch Gedenkorte?

Warum ist Erinnern nach wie vor wichtig?

Oder verkommt es zum bloßen Ritual?

Der Begriff Erinnerung und Erinnerungskultur wird in der üblichen Konnotation vor allem seit der Weizsäcker-Rede von 1985 gebraucht – fast inflationär; er gehört also zur herrschenden Ideologie.

Der damalige Bundespräsident sagte:

„Das Geheimnis der Erinnerung heißt Erlösung.“

Damit ist die Erinnerungskultur im Reich der Religion angekommen. Für einen religiösen Menschen mag das wichtig und berechtigt sein. Aber genügt das und wollen wir das? Wollen wir das Holokaust-Gedenken ein Religionsersatz wird?

„Weltliche Heilige“

Der Historiker Peter Novick meint, dass sich die Erinnerung an Auschwitz in eine „Zivilreligion“ verwandelt hat – mit diversen Dogmen und Ritualen. Die Überlebenden der Shoa seien zu „weltlichen Heiligen“ geworden. Und mit den Gedenkfeiern an den Orten des Leidens habe eine „Sakralisierung“ begonnen. Man mag zu diesen Thesen stehen, wie man will. Doch sie müssen diskutiert werden.

Tag des Gedenkens an die Opfer des NS 

Mitte der 1990er Jahre hat ein anderer Bundespräsident einen neuen Akzent in der Erinnerungskultur gesetzt, Roman Herzog. Er erklärte den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des NS. Am 27. Januar 1945 war Auschwitz befreit worden.

Kaum beachtete Opfergruppe Sinti, Roma und die Jenische 

Seitdem veranstaltet auch der Landtag von Baden-Württemberg alljährlich eine Gedenkfeier. Bei der diesjährigen Feier in Mannheim stand erstmals eine lange Zeit kaum beachtete Opfergruppe im Mittelpunkt, die Sinti, Roma und die Jenische. Die Nazis sprachen von der „Bekämpfung der Zigeunerplage“. Und dies schloss auch „nach Zigeunerart umherziehende Landfahrer“ ein, die man Jenische nannte.

Landtagspräsident sprach von Naziopfern

Ein Jahr zuvor hat Guido Wolf, der Präsident des Landtags, bei der damaligen Gedenkfeier einen, wie ich meine, wichtigen Satz gesagt: „Die Opfer waren Menschen wie du und ich.“ Und er sprach von den Opfern der Nazis, er sprach von „den Nazis“. Auch so kann man „Erlösung“ erfahren.

Überspitzt formuliert:

Die Nazis, eine quasi exterritoriale Gruppe von Verbrechern, jedenfalls nicht Menschen wie du und ich, haben malträtiert, Menschen wie du und ich. Im Mittelpunkt der Erinnerung steht seit Mitte der 1980er Jahre das Opfer, das Leiden der Opfer, die Identifikation mit den Opfern.

Doch genügt das?

Einigen Mitgliedern der Stuttgarter Stolpersteininitiativen genügte es nicht. So entstand die Idee ein NS-Täter-Buch zu machen. Denn auch die Täter waren Menschen wie du und ich.

Primo Levi schrieb:

„Es gibt Ungeheuer, aber es sind zu wenige, als dass sie wirklich gefährlich werden könnten. Wer gefährlicher ist, das sind die normalen Menschen.“ Und wer waren die Täter, wer die Opfer, wer die Zuschauer, wenn es die überhaupt gab? Wir haben in unserem Buch Täter beschrieben, die kein Parteibuch der NSDAP hatten:

Paul Binder, der Banker der Arisierung

oder

Dr. Dr. Erwin Goldmann, ein Nazi und Denunziant, den die Partei abgelehnt hat, weil er keine „arische“ Herkunft nachweisen konnte.

Und wir haben Täter erwähnt, die auch Opfer waren:

Artur Nebbe, Einsatzgruppen-Leiter, der 10.000 Opfer auf dem Gewissen hat und als Verschwörer der 20. Juli hingerichtet wurde. Und wiederum Erwin Goldmann, der wegen der Religionszugehörigkeit eines Vorfahren vielfach diskriminiert wurde. Die Grenzen zwischen Tätern und Opfern müssen also nicht immer eindeutig sein.

Den traditionellen Täterbegriff erweitert

Wir haben in unserem Buch auch den traditionellen Täterbegriff erweitert. Denn mit Hitler und seinen paar Helfern wäre der NS-Terror und seine fürchterliche Erfolgsgeschichte nicht erklärbar. Der Sozialpsychologe Harald Welzer fordert, „dass man sich von der Vorstellung freimachen muss, dass es auf der einen Seite Täter gibt, die Verbrechen planen, vorbereiten und ausführen, und auf der anderen Seite Unbeteiligte oder Zuschauer, die einen tiefgreifenden Gesellschafts- und Wertewandel lediglich indifferent zur Kenntnis nehmen.“

Es gibt keine Unbeteiligten

„Mit solchen Personenkategorien kann der Handlungszusammenhang, der schließlich in den Massenmord und in die Vernichtung führte, nicht angemessen beschrieben werden. Es gibt nämlich in einem solchen Zusammenhang keine Zuschauer, es gibt auch keine Unbeteiligten. Es gibt nur Menschen, die gemeinsam, jeder auf seine Weise, der eine intensiver und engagierter, der andere skeptischer und gleichgültiger, eine gemeinsame soziale Wirklichkeit von Tätern und Opfern herstellen.“

Und an anderer Stelle:

„Wenn der Holocaust als ein in breiten Teilen der Bevölkerung zustimmungsfähiges Projekt zustande gekommen ist, liegt darin die Herausforderung, in der Gegenwart die Potentiale für antisoziales Verhalten, für die Aufweichung rechtstaatlicher Prinzipien, für gegenmenschliche Praktiken wahrzunehmen. Dann aber wäre die Erinnerung nicht museal und identifikatorisch, sondern gegenwärtig, reflexiv und politisch.“

Worum geht es also beim Gedenken?

Geht es um Orts- oder Landesgeschichte, um NS-Geschichte? Oder um NS-Geschichten? Nach dem Motto: Ich kenne auch noch einen Nazi aus Region, der Dreck am Stecken hat. Oder: Hitler hatte auch in Schwäbisch Hall einige Helfer. Oder: Das war aber schlimm, was man in den Kriegsjahren mit Herr XY gemacht hat.

Ich denke, dies wäre der falsche Ansatz

Beim Gedenken geht es in erster Linie um uns selbst. Wir müssen von der Gegenwart aus denken, gegenwärtig, reflexiv und politisch, wie Harald Welzer sagt. Und mit WIR meine ich nicht die Experten, nicht die Politiker und nicht irgend ein „Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung“. Der Begriff stammt übrigens nicht von mir, sondern aus dem Buch „Das Eigentliche“ von Iris Haneka. WIR, das sind die Bürger. Oder, wie es neudeutch heißt, die Zivilgesellschaft.

Lebendiges Stück Erinnerungsarbeit

Und dieser Prozess der Aneignung hat längst begonnen. Aleida Assmann von der Universität Konstanz hat erklärt, dass die Debatte um Orte des Gedenkens und die Gestaltung dieses Erinnern selbst schon ein lebendiges Stück Erinnerungsarbeit ist.

Und an anderer Stelle sagt Assmann:

„Das Paradoxe an unserer deutschen Geschichte ist, dass wir aus negativen Lektionen die positiven Werte der Achtung des Anderen und des Eintretens für Menschenrechte erworben haben.“ Dies sei nicht rückwärtsgewandt, sondern hochaktuell.

Assmann nennt:

– latenten Rassismus und die leichtfertige Einstufung des Fremden als Bedrohung,

– mangelnde Empathie mit Opfern neonazistischer Gewalt und

– eine ‚Ideologie der Ungleichwertigkeit‘, das heißt die Bereitschaft zur Herabstufung von Bürgern dieses Landes zu Menschen zweiter Klasse“.

Skandal: NSU mordete viele Jahre unerkannt

Und hinzufügen muss man natürlich den Skandal, dass der NSU über viele Jahre unerkannt blieb und zehn Menschen aus rassistischen Gründen ermorden konnte. Und der Verfassungsschutz schaute zu, hatte V-Leute in der Szene, die möglicherweise an den Morden beteiligt waren.

NSU-Prozess in München beginnt

Am 17. April beginnt nun in München der Prozess gegen einige Beteiligte der NSU-Morde. Doch wir kennen noch lange nicht das Netzwerk, das hier am Werk war. Etliche mutmaßlich Täter stehen nicht vor Gericht.

NSU und Ku-Klux Klan in Baden-Württemberg aktiv

Und NSU und Ku-Klux Klan und andere Neonazi-Gruppen waren auch in Baden-Württemberg aktiv. Vor unserer Haustür. Und bis in die Polizei hinein. Der Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestages wird sich mit diesem Thema am 18. April befassen.

Warnung vor einem zu engen Blick

Allerdings möchte ich vor einem zu engen Blick warnen. Geschichte wiederholt sich nicht, auch die NS-Geschichte. Die Gefahren lauern vielleicht an ganz anderer Stelle. Ich möchte nur ein Beispiel nennen: Allein im Jahr 2010 sind die Lebensmittelpreise weltweit im Durchschnitt um 33 Prozent in die Höhe geschossen. Dies hat 40 Millionen Menschen in den Hunger und in extreme Armut getrieben. Weder Dürre, noch die Nachfrage für Biosprit können den Preisanstieg vollständig erklären. Viele Experten sind sich einig, dass Spekulationen mit Lebensmitteln und ihren Preisen eine wesentliche Rolle bei den weltweit steigenden Kosten spielen.

Banker als Täter?

Sind die verantwortlichen Banker also Täter? Keiner von ihnen hat ein Parteibuch der NSDAP oder der NPD oder gar der NSU. Auch der vorher erwähnte Arisierungs-Banker Paul Binder hatte kein Parteibuch. Kann man also Josef Ackermann und seine Nachfolger bei der Deutschen Bank und Paul Binder in einem Atemzug nennen? Ich will diese Frage nicht vertiefen. Dies ist nicht der Platz dafür. Doch auch hier gilt es genau hinzuschauen und zu differenzieren.

Orte wie Hessental nicht für tagespolitische Zwecke instrumentalisieren

Ich warne auch vor einer plumpen politischen Instrumentalisierung dieses Ortes hier in Hessental oder anderer historischer Orte für tagespolitische Ziele. Ein Gedenkort sollte immer auch ein Lernort sein, ein Lernort für alle Bürger; er muss er vor allem OFFEN sein, muss Freiräume bieten, Kommunikation ermöglichen. Er muss Fragen zulassen, auch „ketzerische“. Selbst wenn Experten und Politiker oder die Träger damit schwer umgehen können.

Fragen der Menschen behandeln

Nur wenn die Fragen der Gesellschaft, die Fragen, die jüngere Generationen stellen, in diesen Orten verhandelt werden können, werden sie mehr als ein Alibi sein. So könnten die Bürger eigene Erfahrungen machen. Lernort also nicht im Sinne von Konsum mehr oder weniger gut aufbereiteter Angebote, sondern im Sinne von selber tun und selbst erleben.

Ehemalige Gestapo-Zentrale als bürgerschaftlicher Lernort neuen Typs

Harald Welzer fordert „bürgergesellschaftliche Lernorte neuen Typs“. Diese Aufgabe steht jetzt in Stuttgart an. Beim „Hotel Silber“, der ehemaligen Zentrale der württembergischen Gestapo. Rückblick: Das Gebäude im Zentrum von Stuttgart sollte abgerissen werden

… Breuninger, Landtagswahl…

Jetzt geht es vor allem um die Finanzierung. Ein Streit zwischen Stadt und Land. Über Konzepte wird bereits gesprochen. Auch über neue Ansätzen, denn die heutigen Generationen haben andere Gewohnheiten und Standards der Mediennutzung und Wissensgenerierung. aber auch erlebnisorientierte Formate. Damit sind auch besondere Chancen verbunden.

Beim Projekt „Hotel Silber“ in Stuttgart geht es auch um Geld

All diese Fragen sollten nicht von Oben herab diskutiert werden, sondern unter den Bürgern selbst – zusammen mit den Experten, die dafür ausgewählt werden – und natürlich auch bezahlt werden müssen. Deshalb geht es bei dem landesweit bedeutenden Projekt „Hotel Silber“ in Stuttgart auch um Geld. Und dies gilt genauso für vergleichbare Projekte in Landkreisen, Städten und Gemeinden.

1933 wurden wichtige Weichen gestellt

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Art und Weise, wie man vor Ort mit der eigenen Geschichte – und damit auch der NS-Geschichte – umging und umgeht. Historiker sprechen von Rezeptionsgeschichte. Im diesem Jahr können wir dies gut beobachten am Umgang mit dem Jahr 1933. Damals vor 80 Jahren wurden wichtige Weichen gestellt. Im Januar wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Es gibt Städte, die sich mit dem Thema befassen, andere nicht. In Schorndorf wollte die Mehrheit des Gemeinderats eine geplante Veranstaltungsreihe nicht finanzieren. Der OB erklärte dann, er würden das Honorar eines Referenten aus eigener Tasche bezahlen.

Einziger politischer Streik gegen Hitler 

Streit gab es auch in Mössingen bei Tübingen. Obwohl die Mössinger stolz sein könnten auf ihre Geschichte. In Mössingen fand im Januar 1933 der einzige politische Streik gegen Hitler statt. Doch manche wollen sich ungern daran erinnern. Schließlich hatten die Kommunisten zu dem Streik aufgerufen.

Arbeiterinnen und Arbeiter legten in Mössingen die Arbeit nieder 

Am 31. Januar 1933 legten Arbeiterinnen und Arbeiter in Mössingen die Arbeit nieder und marschierten durch ihr Dorf. Vorneweg ein Transparent, worauf stand: „Heraus zum Massenstreik“. Männer und Frauen, Arbeiter und Handwerker, Nebenerwerbsbauern und Arbeitslose. Blechtrommler, die die Nazis aus dem Takt bringen wollten. Ein politischer Streik.

Nicht die Daimler- und Bosch-Arbeiter in Stuttgart gingen auf die Straße

Nicht die Daimler- und Bosch-Arbeiter in Stuttgart gingen auf die Straße, nicht die des roten Ruhrgebiets oder die aus Berlin, sondern Männer und Frauen in einem 4000-Seelen-Dorf. in Mössingen im Steinlachtal am Fuße der Schwäbischen Alb, nicht weit entfernt von der Universitätsstadt Tübingen.

Regierung Hitlers „lahmzulegen und zum Rücktritt zu zwingen“

„Wäre diese Aufforderung zum Generalstreik befolgt worden“, heißt es 21 Jahre später in einem letztinstanzlichen Urteil des Landgerichts Stuttgart, „so wären diese Maßnahmen durchaus geeignet gewesen, das angestrebte Ziel zu erreichen“, die Regierung Hitlers „lahmzulegen und zum Rücktritt zu zwingen“.

Durch Machtübernahme Adolf Hitlers war eine Notstandlage eingetreten 

Die Richter werteten den Eingriff in das Eigentumsrecht der bestreikten Unternehmen, zwar als Straftat, doch sei durch die Machtübernahme Adolf Hitlers eine Notstandlage eingetreten, die zu diesem Eingriff berechtigte. Sie attestierten den Mössinger Rebellen, die auch eine „Arbeiter- und Bauernrepublik“ gefordert hatten, einen „aus Überzeugung geleisteten Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft“. Und das sei „ein Verdienst um das Wohl des Deutschen Volkes“.

Stauffenberg galt vielen immer noch als Verräter

Das Urteil war ungewöhnlich in der Adenauer-Ära. In der Zeit des Kalten Krieges, der Wiederaufrüstung und der großen Legendenbildungen. Als Widerstandskämpfer wurde damals meist nicht einmal Wehrmachtsoffiziere wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg anerkannt. Der Hitler-Attentäter aus einem alten schwäbischen Adelsgeschlecht galt vielen immer noch als Verräter. Für die renitenten Mössinger Proleten hätte er nur Verachtung übrig gehabt. Er hatte die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ausdrücklich begrüßt und sich vor lauter Begeisterung an der Ausbildung der Schlägertrupps der Nazis, der SA, beteiligt.

Rommel war lange Hitlers Lieblingsoffizier

Verehrt hat die Mehrheit der Deutschen in den 1950er Jahren vor allem eine Propaganda-Erfindung von Josef Goebbels, einen Held des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Erwin Rommel. Hitlers Lieblingsoffizier, der in Ostwürttemberg aufgewachsen ist, galt als Inbegriff des „guten sauberen Soldatentums“.

Die Legende vom Widerstandskämpfer

Einer der Drehbuchschreiber dieser Legende war der Schwabe Hans Speidel, Stabschef der Heeresgruppe B unter Rommel. Er adelte Rommel mit dem Titel Widerstandskämpfer und machte ihn zu einer Ikone der jungen Bundeswehr, nach dem Kasernen, ein Kriegsschiff und Straßen benannt wurden. Bundeskanzler Konrad Adenauer machte Speidel 1950 zu seinem militärischen Berater. Später wurde Rommels ehemaliger Stabschef einer der mächtigsten Militärs des westlichen Verteidigungspakts, Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa.

Elser gelang es fast Hitler zu ermorden

Rommel oder Stauffenberg? Das war damals die Frage. An die renitenten Mössinger Arbeiter war gar nicht zu denken. Auch der Handwerker Georg Elser sollte viele Jahrzehnte lang nicht geehrt werden. Der Mann, der ganz in der Nähe von Rommels Geburtsort Heidenheim aufgewachsen ist und es beinahe geschafft hätte, Hitler zu ermorden. Zwei Monate nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und fünf Jahre vor den Attentätern des 20. Juli. Während es über Rommel und Stauffenberg zahlreiche Spielfilme gibt, hat es Elser bisher nur zu einem gebracht, die Mössinger zu keinem.

Rummel um Rommel will nicht aufhören 

Und der Rummel um Rommel will nicht aufhören. Erst im November des Vorjahres fand in deutschen Wohnzimmern ein seltsames Rommel-Gedenken statt. Fast sieben Millionen Menschen verfolgten vor der Glotze die soundsovielte Verfilmung des großen Dramas. Nicht dass Regisseur Niki Stein Rommel erneut zum Widerstandskämpfer gemacht hätte, doch ohne positive Identifikation mit dem Helden, funktioniert ein Drama nun einmal nicht.

Generalstreiker aus Mössingen schafften es noch nie auf ein Spiegel-Cover 

Der Rommel-Mythos bringt Zuschauer; er verkauft sich gut. So war sich der „Spiegel“ nicht zu schade, den Titel-Umschlag mit einem Propaganda-Foto aus der Nazi-Zeit zu präsentieren. Die Generalstreiker aus Mössingen schafften es noch nie auf ein Spiegel-Cover. Warum auch? Für ein großes deutsches Drama sind die Mössinger Rebellen ungeeignet. 80 von ihnen landeten zwar wegen Landesfriedensbruch im Knast, einige sogar wegen Hochverrat, doch es gab keinen Schuss, es gab keine Märtyrer, keinen, der wie Rommel in den Tod gezwungen wurde.

Generalstreik verhinderte Kapp-Putsch

Massenstreik oder Attentat? Was wäre wirksamer gewesen? Immerhin verhinderte ein Generalstreik zwölf Jahr zuvor einen rechten Putsch, den sogenannten Kapp-Putsch.

Arbeiterparteien bekämpften sich bis aufs Messer

Doch warum folgten nur wenige hundert Menschen dem Streikaufruf der KPD-Zentrale? Die SPD und Gewerkschaften verordneten Ruhe als erste Bürgerpflicht. Und die KPD-Spitze hatte sich bei den Arbeitern selbst diskreditiert: Sie hatte bereits so oft erfolglos zum allgemeinen Arbeitsniederlegung gerufen, dass dies kaum mehr ernst genommen wurde. Zudem hatten sich die beiden Arbeiterparteien bis aufs Messer bekämpft. So beschimpfte die KPD die Sozialdemokraten als „Sozialfaschisten“, was die Spaltung der Linke noch vertiefte.

Pausa-Chefs gaben ihren Leuten nachmittags frei 

Die Mössinger Linken dagegen nahmen den KPD-Aufruf ernst. Und die Pausa-Arbeiter stimmten mit knapper Mehrheit für den Ausstand, obwohl sich ihr Betriebsratsvorsitzender dagegen ausgesprochen hatte, da keine Anweisung von oben vorlag. Schließlich gaben die Pausa-Chefs ihren Leuten nachmittags frei. Und die Arbeiterinnen und Arbeiter zogen mit Trommeln und Pfeifen weiter durchs Dorf. Sie sangen Lieder und skandierten „Hitler verrecke“.

Tradierte Handlungsmuster bei ländlichen Rebellionen 

Der Schwaben-Streik gegen Hitler sei „kein Implantat gewesen, das dem ‚Dorfkörper’ gänzlich fremd gewesen wäre“, schreibt Bernd Jürgen Warneken von der Universität Tübingen. Die Mössinger hätten „tradierte Handlungsmuster bei ländlichen Rebellionen“ aufgegriffen, ein Thema, das bisher nur wenig erforscht worden ist.

Warum wurden viele zu Tätern?

Es gibt also noch viel zu erforschen. Warum leisteten die Mössinger schon so früh Widerstand? Warum leisteten andere später Widerstand? Warum machten die meisten Leute mit, wurden viele zu Tätern?

Und was lernen wir aus dem politischen Streik in Mössingen, was aus dem Generalstreik 1921?

In Deutschland sind politischen Streiks im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern tabu. Man denke nur an den 14. November 2012. In Griechenland, Portugal, Spanien, Zypern, Malta und in Italien haben Millionen Menschen einen Tag lang die Arbeit niedergelegt, um gegen die anhaltenden Kürzungen ihrer Löhne und Renten, gegen weitere Einschnitte im Gesundheits- und Bildungswesen und immer neue Sparpakete zu protestieren.

Merkels „marktkonforme Demokratie“

Ein Streik gegen die Regierungen. Doch das passt genauso wenig in Angela Merkels „marktkonformer Demokratie“ wie die renitenten Montagsdemonstranten in Stuttgart oder die Menschen im Wendland, die sich seit vielen Jahren gegen das Atomlager in Gorleben wehren.

Grundgesetz garantiert auch Streikfreiheit

Dabei garantieren Verfassung und Völkerrecht mit der Koalitionsfreiheit „zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ (Art. 9 Abs. 3 GG) auch die Streikfreiheit. Folgerichtig hat ein von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) berufener Sachverständigenausschuss festgestellt, dass ein Verbot von politischen Streiks völkerrechtswidrig ist.

Mössinger scherten sich nicht um Rechtsfragen

Die Mössinger hatten sich um diese Rechtsfragen nicht gekümmert. Schon im 19. Jahrhundert beschrieb der Pfarrbericht den im Ort vorherrschenden „Geist des Spottes und der Lästerung“. Zivilcourage war bei vielen von ihnen Bürgerpflicht. Ein Geist, der bei hohen Militärs wie Stauffenberg viel zu lange oder, wie bei Rommel, überhaupt fehlte.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.kontextwochenzeitung.de/no_cache/newsartikel/2013/01/vergessener-widerstand/?sword_list%5B0%5D=abmayr

http://www.kontextwochenzeitung.de/newsartikel/2013/01/die-trommler-des-widerstands/

http://schwaebischer-heimatbund.de/index.php?cid=822

http://www.kz-hessental.de/

 

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„In Deutschland arbeiten Millionen Menschen für Armutslöhne“ – Petition fordert „Übergroßen Reichtum stärker besteuern“

Vor kurzem präsentierte die Bundesregierung den Armuts- und Reichtumsbericht. Ein kurzer Moment, in dem der alltägliche Skandal ins Licht rückte: In Deutschland arbeiten Millionen Menschen für Armutslöhne, zugleich werden Millionäre immer reicher. Seitdem Stille. Es fehlt der Aufschrei.

Von Annette Sawatzki, Organisation Campact

Große Vermögen gerecht besteuern

Gemeinsam mit Sozialverbänden, Gewerkschaften und vielen weiteren Organisationen will Campact das bis zur Bundestagswahl ändern. Eine neue Bundesregierung muss große Vermögen endlich gerecht besteuern und konsequent gegen Steuerbetrug vorgehen. Als Auftakt wollen wir unseren Protest am Samstag, 13. April 2013, in 60 Städten mit einem bundesweiten Umfairteilen-Aktionstag auf die Straße tragen. Sind Sie mit dabei?!

Menschenketten, Straßentheater oder Flashmobs

Ob Menschenketten, Straßentheater oder Flashmobs, ob Umfairteilen-Märkte oder satirische Millionärs-Demos: Ganz sicher startet auch in Ihrer Nähe eine Aktion. Machen Sie mit und bringen Sie Familie, Freund/innen und Kolleg/innen mit!

Infos über alle Orte und Aktionen finden Sie auf der folgenden Bündnis-Website:

http://umfairteilen.de/start/home/alle-termine/

Den Aufruf unterzeichnen:

http://umfairteilen.de/start/mitmachen/als-person-unterstuetzen/

Aufruftext des Bündnisses Umfairteilen:

In den letzten Jahren haben die Regierenden mit Steuersenkungen und Bankenrettung massiv von unten nach oben umverteilt. Wir wollen nicht, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht und öffentliche und soziale Leistungen weiter verschlechtert werden. Es gibt eine Alternative: Umfairteilen!

Jetzt muss endlich übergroßer Reichtum stärker besteuert werden! Wir fordern:

– eine dauerhafte Vermögensteuer und eine einmalige Vermögensabgabe – möglichst europaweit koordiniert;

– einen konsequenten Kampf gegen Steuerbetrug und Steueroasen, auch auf internationaler Ebene.

Mehr Geld für Bildung und Soziales, Pflege, Gesundheit, Energiewende

Wir brauchen Geld für Investitionen in mehr Bildung und Soziales, Pflege und Gesundheit, in bessere öffentliche Infrastruktur, sozialen Wohnungsbau und die Energiewende. Wir brauchen finanzielle Spielräume für den Schuldenabbau und internationale Armutsbekämpfung. Und es geht um gelebte Solidarität in unserer Gesellschaft.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://umfairteilen.de/start/home/

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„Rassistisches Gefasel kam schon 1924 aus der Mitte der Gesellschaft“ – Gedenkrede von Siegfried Hubele zum Jahrestag des Hessentaler Todesmarschs

Zum Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Hessental und den Todesmarsch, der dort am 5. April 1945 begann, sprach als erster Redner Siegfried Hubele aus Schwäbisch Hall. Hubele ist einer der Sprecher der Initiative KZ Gedenkstätte Hessental. Hohenlohe-ungefiltert dokumentiert die Rede in voller Länge.

Von Siegfried Hubele, Initiative KZ Gedenkstätte Hessental

Hessentaler Todesmarsch begann am 5. April 1945

Ich begrüße Sie im Namen der Initiative KZ Gedenkstätte Hessental zu unserer Gedenkveranstaltung anlässlich des Beginns des „Hessentaler Todesmarsches“ am 5. April 1945.

Am 2. September 1924 war im Haller Tagblatt folgendes zu lesen:

„Nach der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur, die der Redner anführte, gäbe es 4 Rassen im deutschen Volk. Die Juden seien dort nicht aufgeführt, infolgedessen gehörten sie wissenschaftlich nicht zum deutschen Volk. Es sei auch eine Wunschvorstellung, wenn man meine, alles, was Menschenantlitz trage, gehöre zusammen.“ Dieses rassistische Gefasel stammt aus einem Vortrag des Obermedizinalrates Dr. de Bury, auf einer Veranstaltung der Haller NSDAP.

Heute würde man sagen – von einem Mann aus der „Mitte der Gesellschaft“.

Mit der Machtübertragung am 30. Januar 1933, an Hitler als Reichskanzler, ohne Parlamentsvotum und tatsächliche Mehrheitskoalition – begann der Marsch Deutschlands in Verfolgung, Krieg und Völkermord.

Schweigen, Wegsehen und Mitmachen großer Teile der Gesellschaft

Nachdem die politischen Gegner – Sozialdemokraten, Kommunisten, standhafte Gewerkschafter und aufrichtige Menschen aus dem Bürgertum durch den SA-Terror schwer geschwächt waren – konnte sich der Rassismus des neuen Regimes voll entfalten. Leider auch getragen durch Schweigen, Wegsehen und Mitmachen großer Teile der Gesellschaft.

Synagoge in Steinbach von Nazis und gut situierten Bürgern niedergebrannt

Am 1. April 33 organisierte die SA den ersten Boykott jüdischer Geschäfte in Hall. 1935 wurden alle jüdischen Kinder aus den Haller Schulen verbannt und mussten auf eine jüdische Schule nach Braunsbach. 1938 wurde die Synagoge in Steinbach von Nazis und gut situierten Bürgern – darunter Lehrer, Beamte, Kaufleute… – niedergebrannt und der jüdische Betsaal in Hall zerstört und mehrere jüdische Bürger verhaftet, einige ins KZ Dachau verbracht.

Finanzamt und Polizei waren willige Gehilfen

1939 bereicherte sich der Nazistaat bei der Flucht und Vertreibung der Haller Juden über die so genannte „Reichsfluchtsteuer“ und die „Judenvermögensabgabe“. Das Finanzamt und die Polizei waren dabei willige Gehilfen. 1941 – beim ersten Transport württembergischer Juden in die Vernichtungslager waren vier Hallerinnen und Haller betroffen. Alle vier Menschen überlebten das Ghetto von Riga nicht.

42 Haller wurden Opfer des rassistischen Völkermords

Insgesamt wurden 42, mindestens zeitweise in Schwäbisch Hall lebende Menschen, Opfer des rassistischen Völkermords. Im Mai 1942 stellt der Haller Bürgermeister fest: Dass Schwäbisch Hall nun „judenfrei“ sei. Schon ein Jahr zuvor hatte sich zumindest ein Haller Bürger aktiv bei der Verwirklichung „judenfreier Gebiete“ in der Ukraine hervorgetan.

90 Kinder und Säuglinge ermordet

August Häfner – sorgte dafür, dass 90 jüdische Kinder und Säuglinge am 22. August 1941 in einer von der Wehrmacht ausgehobenen Grube von ukrainischer SS erschossen wurden.

Millonenfacher Mord

„Judenfrei“ war das Reichsgebiet Anfang der 1940er Jahre – weil die in Deutschland lebenden Juden zur Zwangsarbeit und Vernichtung in den europäischen Osten gebracht wurden. Offensichtlich war es den „Volksgenossen“ nicht zuzumuten, die Vernichtungslager der Juden vor der Haustüre zu haben. Den millionenfachen Mord an den jüdischen Menschen aus Osteuropa, durch die SS – und Polizei-Sonderkommandos und die Wehrmacht – wollten viele nur als „Feindpropaganda“ sehen.

800 jüdische Häftlinge sollten den Flugbetrieb in Hessental sicherstellen

1944 angesichts der militärischen Niederlage der Wehrmacht unternahm der Nazistaat nochmals Anstrengungen die Rüstungsproduktion zu steigern, insbesondere mit der Fertigung von Kampfflugzeugen. Auch hier in Hessental. 800 jüdische Häftlinge sollten den Flugbetrieb auf dem Fliegerhorst sicherstellen.

„Wettlauf mit dem Tod“

Izchak Lamhut, der Ende 1944 Häftling hier im KZ Hessental war, musste zuvor Sklavenarbeit für eine deutsche Flugzeugfabrik im polnischen Budzy verrichten. Er stammte aus dem kleinen Städtchen Krasnik. Izchak Lamhut verlor fast die gesamte Familie während der verschiedenen Auflösungen der Ghettos und Arbeitslager durch die Deutschen. Seine Mutter war im Gefängnis des Ghettos mit dem jüngsten Bruder Schlomo eingesperrt. In seinen Erinnerungen „Wettlauf mit dem Tod“ beschreibt Izchak Lamhut in dramatischen Worten den letzten Kontakt mit der Mutter:

Gott, hilf mir doch, meiner Mutter zu helfen!

„Irgendjemand erzählte mir, dass meine Mutter im Gefängnis saß. Ich rannte natürlich sofort dorthin, und meinen Augen bot sich ein schreckliches Bild. Meine Mutter steht am geschlossenen Fenster, das zusätzlich mit einem Gitternetz überzogen ist, hält Shlojmele an der Hand und beide weinen. Als meine Mutter mich unten stehen sah, begann sie mich anzuflehen, liebes Kind, Itzchak, rette uns, morgen wollen sie uns täten. Liebes Kind, schütte Öl in die Lampe, solange der Docht noch brennt, du wirst deine Mutter verlieren. Ich schauderte am ganzen Körper, ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen und sie erzählte mir alles, was in den paar Tagen, seitdem ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, zugestoßen war. Damals war sie noch zuhause gewesen, und jetzt zog sich schon die Schlinge um ihren Hals zu. Erbarme dich meiner, und wenn nicht, dann wenigstens deines kleinen Bruders. Meine Mutter sprach mit heiserer Stimme, und wie in einem Reflex hob ich die Arme hoch und schrie `Gott, hilf mir doch, meiner Mutter zu helfen!´ Ich merkte gar nicht, dass hinter mir zwei von der SS standen. Plötzlich bekam ich eine schallende Ohrfeige und jemand schrie: `Mach, dass du wegkommst, du Hund, sonst erschieß ich dich!´ Das war das letzte Mal, dass ich meine Mutter gesehen habe. Ich hatte überhaupt keine Möglichkeit, Öl in die Lampe zu gießen, und am nächsten Tag brachten sie meine Mutter und das Baby auf den Friedhof und erschossen sie dort.“

Hunger, Krankeit und Mord 

Izchak Lamhut war am 5. April 1945 ein Überlebender des KZ Hessental. Mit seelischen und körperlichen Narben, die wir uns kaum vorstellen können. Mindestens 182 seiner Leidensgenossen aus dem KZ-Außenlager Hessental starben durch Hunger, Krankeit und Mord.

Hessentaler Todesmarsch forderte mehr als 150 Todesopfer

Wahrscheinlich mehr als 150 Todesopfer forderte der Hessentaler Todesmarsch, den die Häftlinge größtenteils zu Fuß ab Sulzdorf – über Ellwangen und Nördlingen nach Dachau-Allach zurücklegen mussten.

Dieser Männer gedenken wir heute!

Gedenken hat aber immer etwas mit nachdenken zu tun. Es gab in den letzten Jahren kaum einen Skandal, der die Menschen in der Bundesrepublik so beschäftigt hat, wie die Morde des terroristischen Nazitrios „Nationalsozialistischer Untergrund“. Die meisten hätten sich die Ausmaße dieser Verbrechen vorher nicht vorstellen können.

Gegen alltäglichen Rassismus kämpfen

Deshalb ist es an solchen Gedenktagen, wo wir an die Opfer des Faschismus erinnern, ein wichtiges Anliegen, nachzudenken, ob Rassismus und rechter Terror eine Gesellschaft wie unsere wieder beherrschen könnte? Welche Warnsignale kommen aus der „Mitte der Gesellschaft“? Was können wir tun gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen Asyl-Hetze, gegen den alltäglichen Rassismus!

Hauptredner ist Hermann Abmayr

Unser Hauptredner heute ist Hermann Abmayr. Er ist Journalist, Buch- und Hörfunkautor und Filmemacher – und hat sich auf vielfältige Weise mit dem Thema befasst. Ich denke er wird in seinem Beitrag die Kontinuität des historischen Faschismus aufzeigen, der bis heute der Bezugspunkt vieler terroristischer Nazigruppen ist. Zuerst spielt nochmals die Gruppe Yondar – die uns auch in diesem Jahr einen würdigen musikalischen Rahmen bereitet. Danke.

Anmerkung von Hohenlohe-ungefiltert:

Die Rede von Hermann Abmayr wird demnächst auf dieser Internetseite veröffentlicht.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.kz-hessental.de/index.php/geschichte/der-todesmarsch

http://www.kz-hessental.de/index.php/termine

http://stuttgarter-ns-taeter.de/

http://moessingergeneralstreik.wordpress.com/

http://de.wikipedia.org/wiki/Mössinger_Generalstreik

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2013/01/31/wdr3-wdr5-zeitzeichen-moessinger-generalstreik.xml

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„Rechtsradikale und Rassismus 1933 und heute“ – Vortrag heute (Freitag) in Schwäbisch Hall-Hessental

 Zur Erinnerung an die Auflösung des Konzentrationslagers Hessental 1945 und den Beginn des Todesmarsches spricht heute, Freitag, 5. April 2013, um 17 Uhr, Hermann G. Abmayr zum Thema „Rechtsradikale und Rassismus 1933 und heute“. Die Veranstaltung findet auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte am Hessentaler Bahnhof statt.

Von der Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental

„Stuttgarter NS-Täter – Vom Mitläufer zum Massenmörder“

Abmayr ist bekannt für seine Arbeit als Herausgeber des Buches  „Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer zum Massenmörder“ aus dem Jahr 2009 oder als Autor von „Wir brauchen kein Denkmal. Willi Bleicher: Der Arbeiterführer und seine Erben“, 1992.  Sein Film über die „Spur der Erinnerung“ hält eine Bürgeraktion im Jahre 2009 fest, die mit vielen unterschiedlichen Aktionen von BürgerInnen mit und ohne Behinderungen, Vereinen, Archiven, Gemeinden etc. eine breite Spur zwischen Grafeneck, Ort der Vernichtung von Menschen mit Behinderungen, und Stuttgart zog.

Terminvorschau:

19. April 2013, 19.30 Uhr:

Gasthof Goldener Adler, Am Markt 11, Schwäbisch Hall – Nebenzimmer:

Jahreshauptversammlung der Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental e.V.

Tagesordnung:
1. Bericht des Sprecherrats
2. Aussprache
3. Kassenbericht
4. Entlastung des Sprecherrats und der Kassenleiterin
5. Neuwahlen
6. Verschiedenes (Programm, Anregungen und Anträge)
7. Film “Spur der Erinnerung“

Der Film über die von vielen Menschen gebildete 70 Kilometer lange Spur von Grafeneck nach Stuttgart erinnert an die Tötung zahlreicher Menschen mit Behinderungen im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis. Der Film über diese Bürgeraktion entstand unter der Regie von G. Abmayr und R. Sanchez. Alle Vereinsmitglieder, aber auch alle an unserer Arbeit Interessierten sind herzlich eingeladen. Über Ihren/Euren Besuch freuen wir uns sehr.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.kz-hessental.de/index.php/termine

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