„Grundsätzliche Differenzen in den Bereichen der Geschäfts- und Personalführung“ führten nach Angaben des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg zur Trennung vom langjährigen Geschäftsführer Clemens Dirscherl. Drei Vorstandsmitglieder des Vereins mit Sitz in Waldenburg-Hohebuch veröffentlichten einen Offenen Brief auf der Internetseite des Bauernwerks. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Offenen Brief in voller Länge.
Informationen des Evangelischen Bauernwerks Hohenlohe, abgerufen von Hohenlohe-ungefiltert am 25. April 2017
Offener Brief des Evangelisches Bauernwerk in Württemberg:
An die
Mitglieder und Freunde des Evangelischen Bauernwerks und der Hohebucher Arbeit
Hohebuch 23. April 2017
Mitteilung des Vorstands des Evangelischen Bauernwerks
Liebe Mitglieder und Freunde des Evangelischen Bauernwerks und der Hohebucher Arbeit,
wir möchten Euch/Ihnen heute mitteilen, dass sich Vorstand und Ausschuss des Evangelischen Bauernwerks vergangene Woche zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen haben. Einziger Punkt der Tagesordnung war die Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Geschäftsführer Dr. Clemens Dirscherl. Nach langer Diskussion haben wir durch eindeutige Abstimmung beschlossen, dass wir unsere Zusammenarbeit mit ihm nicht mehr fortsetzen wollen. Die Vorstellungen zwischen den Gremien und Dr. Dirscherl in den Bereichen der Geschäfts- und Personalführung sind grundsätzlich unterschiedlich. Wir werden uns von Dr. Dirscherl trennen.
Schmerzlicher Prozess
Herr Dr. Dirscherl ist ab sofort von seiner Arbeit freigestellt. Wir können Euch/Ihnen aufgrund des gebotenen Vertrauensschutzes keine Einzelheiten nennen, denn wir möchten nichts und niemanden beschädigen, zumal wir noch im laufenden Verfahren sind. Für uns alle ist dies ein sehr schmerzlicher Prozess, der uns große Mühen und Kopfzerbrechen bereitet hat, aber am Ende doch unausweichlich war. Unsere Arbeit im Evangelischen Bauernwerk und in der Heimvolkshochschule Hohebuch wird auch in Zukunft in bewährter Art und Weise von und mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergeführt. Getragen von Eurem/Ihrem Vertrauen sehen wir hoffnungsfroh in die Zukunft.
Mit herzlichen Grüßen,
auch im Namen des Ausschusses des Evangelischen Bauernwerks,
Bernd Kraft (Vorsitzender aus Leipoldsweiler), Barbara Hofmann (Vorstandsmitglied aus Wittenweiler), Wilfried Grieshaber (Vorstandsmitglied aus Hirschlanden)
Weitere Informationen und Kontakt:
Telefon: 07942/107-70
Telefax: 07942/107-77
E-Mail: info@hohebuch.de
Internet:
Kirchenverein feuert Chef in Hohebuch – Clemens Dirscherl, einer der wichtigen Kämpfer für die Belange der Bauern, hat seinen Job verloren. http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Kirchenvereinfeuert-Chefin-Hohebuch-329019.html
Pressemitteilung des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg:
Evangelische Landessynode beschäftigt sich mit Landwirtschaft und ländlichem Raum
Anlässlich ihrer Frühjahrstagung hat die Landessynode der Evangelischen Kirche in Württemberg einen Schwerpunkttag „Ländliche Räume“ durchgeführt. Dazu beschäftigte man sich mit der Zukunft der Kirche unter den gegebenen demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Synodalen und Gäste diskutierten in acht Gruppen über die Rolle des Ehrenamtes in Kirchengemeinden und Diakonie auf dem Lande, über Kooperationsmöglichkeiten, aber auch die besondere Rolle der Landwirtschaft. Der Vorsitzende des Evangelischen Bauernwerks Bernd Kraft schilderte dazu die widersprüchlichen Erwartungen, welche von Seiten der Gesellschaft und Politik an die Landwirtschaft herangetragen werde: Einerseits Anpassung an den Modernisierungsprozess und eine effiziente landwirtschaftliche Produktionsweise im Kontext globalen Wettbewerbes – andererseits auch besondere ethische Anfragen an Umwelt-, Tier- und Landschaftsschutz. Die Erfordernis betrieblichen Wachstums in der Landwirtschaft wurde dabei von einzelnen Synodalen hinterfragt.
Land mit Heimat, Freiheit und Nachhaltigkeit positiv verknüpft
Innerhalb eines Begegnungsabends, bei dem auch Vertreter des Landesbauernverbandes und der Landfrauen sowie des Evangelischen Bauernwerks eingeladen waren, erläuterte die Staatssekretärin des Ministeriums ländlicher Raum Friedlinde Gurr-Hirsch, dass das Land mit Heimat, Freiheit und Nachhaltigkeit positiv verknüpft sei. Gleichwohl seien neue Konzepte erforderlich, um bei den Fragen Mobilität, Gesundheitsversorgung und bedarfsgerechte Wohn- und Pflegeangebote für Ältere auch künftig lebenswert zu bleiben. Zudem gab sie ein deutliches Bekenntnis für die heimische Landwirtschaft ab, die mit ihrer Vielgestaltigkeit wesentlich zur Lebensqualität Baden-Württembergs beitrage.
Vertreter der Landwirtschaft besser einbinden
Der Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks und Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) Dr. Clemens Dirscherl wies auf die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Kirche hin: Es gebe ein hohes Potential an ehrenamtlichem Engagement, das sich in den Kirchengemeinden vor Ort wiederspiegele. Die gesamten Diskussionen um Umwelt- und Tierethik sowie zu Fragen der Ernährung wie zur Lebensmittelverschwendung seien ohne konkret-praktische Bezüge zur Landwirtschaft oftmals sinnentleert. Hier gelte es, Vertreter der Landwirtschaft mit ihrem Erfahrungswissen in die Diskussionen oder die Erarbeitung von Stellungnahmen mit einzubinden. Angesichts der Debatten um die Nutztierhaltung verdeutlichte der kirchliche Agrarexperte, dass gerade an der Landwirtschaft die Begrenztheit irdischen Lebens in den Schöpfungszyklen erfahrbar werde: Leben entstehe, reife und vergehe aber auch – sei also in einem Schöpfungskreislauf eingebunden. Damit gebe es einen elementaren Bezug auch zu Krankheit und Tod als Bestandteil von Leben, was auch an der Tierhaltung gezeigt werden könne – gerade wenn ein vegetarischer Zeitgeist solche Fragen romantisch verkläre beziehungsweise ignoriere.
Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg und EKD-Agrarbeauftragter Dr. Clemens Dirscherl:
„Der ländliche Raum bietet dem kirchlichen Leben von Morgen Zukunft.“ Auf dem Land engagieren sich Menschen etwa in Kirchengemeinden und Vereinen über alle Sozialgrenzen hinweg, weil sie ihr Lebensumfeld nicht veröden lassen wollten. Sie praktizieren so soziale Integration. Und sie wollten konkrete Ergebnisse ihres Einsatzes sehen. Davon könne die Kirche lernen.