„Wir könnten heute im Adelheidstift ein florierendes `Haus der Gesundheit und Begegnung´ haben“ – Rede von Ralf Garmatter zur Bürgermeisterwahl 2016 in Kirchberg an der Jagst

Die Bürgermeisterwahl in Kirchberg an der Jagst findet am Sonntag, 12. Juni 2016, statt. Es gibt fünf Kandidaten (Reihenfolge nach Eingang der Bewerbung): Ralf Garmatter, Amtsinhaber Stefan Ohr, Ulrike Rehfeld, Daniela Roesner und einen Kandidaten der Nein-Partei. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Rede Garmatters in voller Länge. Er hat diese  Rede am Montag, 6. Juni 2016, in der Kirchberger Festhalle gehalten.

Rede des Kandidaten Ralf Garmatter zur Bürgermeisterwahl in Kirchberg/Jagst

Liebe Kirchbergerinnen und Kirchberger,

ich freue mich, dass Sie in die Festhalle gekommen sind. Unsere Gemeinde steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Alle Wahlberechtigten ab 16 Jahren – das sind 3310 Personen – entscheiden mit, wer ab September Bürgermeister oder Bürgermeisterin sein wird. Die Aufgabe als Bürgermeister bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten. Nach acht Jahren Amtszeit wäre ich zufrieden, wenn alle Bürgerinnen und Bürger sagen: „Unser Kirchberg ist lebens- und liebenswert. Es macht Spaß, hier zu wohnen, hier zu arbeiten und hier gemeinsam zu feiern.“ Ich wünsche mir eine bunte und lebendige Gemeinde. Menschen unterschiedlichster Interessen und Einstellungen sollen hier eine gemeinsame Heimat haben, sich gegenseitig respektieren und wertschätzen.

Parteilos und unabhängig

Meine Heimatstadt liegt mir sehr am Herzen. Hier lebe ich seit 51 Jahren. In vielen Bereichen habe ich mich ehrenamtlich engagiert – auch in der Kommunalpolitik. Ich bin parteilos und unabhängig. Ohne Beeinflussung von außen habe ich mich für die Kandidatur entschieden. In Hornberg bin ich aufgewachsen. Heute wohne ich mit meiner Frau und unseren zwei Töchtern im eigenen Haus am Sandbuck. In der TSG spiele ich noch Fußball bei den Alten Herren.

Langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik

Fünf Jahre war ich Stadtrat in Kirchberg. Zwanzig Jahre lang Mitglied im Hornberger Ortschaftsrat. Im Kindergarten Lendsiedel war ich Elternvertreter, anschließend Elternvertreter in der August-Ludwig-Schlözer-Grundschule. In den vergangenen zwei Jahren habe ich aus Interesse jede öffentliche Gemeinderatssitzung in Kirchberg besucht.

Journalist und Sozialpädagoge

Ich habe zwei Berufe gelernt – bin ausgebildeter Tageszeitungsredakteur – also gelernter Journalist. Davor hatte ich ein Fachhochschulstudium als Sozialpädagoge abgeschlossen. Ich betreibe als Journalist die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert und arbeite als Sozialpädagoge in einem Kinderheim in Mulfingen.

Welche Aufgaben hat ein Bürgermeister?

Das passt zur Fußball-EM: Der Bürgermeister ist der Teamchef im Rathaus. Er muss alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair behandeln. Wenn er sie gut motiviert und bei Problemen hinter ihnen steht, werden sie Höchstleistungen bringen. Wenn dann noch die richtige Taktik dazu kommt, wird die Stadt Kirchberg auch bei schwierigen Aufgaben erfolgreich sein.

Bürgermeister muss Firmen für Kirchberg begeistern 

Der Rathauschef sollte vor allem der oberste Wirtschaftsförderer der Gemeinde sein. Er muss sich dafür einsetzen, dass die Gewerbetreibenden gute Bedingungen für ihre Arbeit haben. Dafür muss er alle Gewerbetreibenden regelmäßig von sich aus kontaktieren. Er muss wissen, wo der Schuh drückt. Der Bürgermeister muss Firmen für Kirchberg begeistern. Firmen, die in den letzten Jahren entstandene Versorgungslücken wieder schließen. Denn viele Firmen haben ihre Läden zu gemacht. Da muss aktiv gegengesteuert werden. Wir brauchen eine Stadt, wo man alle Dinge des täglichen Bedarfs kaufen kann. Eine Stadt, in der wir die notwendigen Dienstleistungen vor Ort bekommen können. Wir brauchen außerdem genügend Kneipen, Restaurants und Cafés. Durch unser Kaufverhalten können wir alle dazu beitragen, dass unsere Firmen hier langfristig existieren können. Dadurch werden Arbeitsplätze erhalten und idealerweise neue geschaffen.

Mir gefällt der Spruch:

„Ein guter Brauch: Dort wo ich wohn, da kauf ich auch.

Der Bürgermeister muss mit gutem Beispiel voran gehen und was möglich ist, in der Gemeinde einkaufen. Wenn wir das alle tun, haben die Ladenbesitzer und Geschäftsinhaber ein gutes Auskommen. Neue Gewerbetreibende würden sich in einer solchen Stadt gerne ansiedeln.

Der Naturschutz ist mir wichtig. Zur schützenswerten Natur zählt auch die Vordere Au mit dem Sophienberg dahinter – dazu zählt die Jagst, die bei uns zur Zeit fast keine Fische mehr hat – dazu zählen auch der Lendsiedler und Dörrmenzer See – schützenswert sind auch die Bäume entlang der Transportstrecken für die Windkraftanlagen.

Im Landkreis hat Kirchberg prozentual mit Abstand die meisten Flüchtlinge. Bald leben knapp 400 Asylbewerber in unserer Gemeinde. Das sind fast zehn Prozent der Einwohner. Den Flüchtlingen sollten wir ohne Vorurteile die Hand reichen. Wir sollten ihnen helfen, sich bei uns wohl zu fühlen. Hier sollen sie ein glückliches Leben ohne Angst vor Bomben und Krieg führen können.

Landkreis und Vermieter müssen helfen 

Der Landkreis, der uns die Flüchtlinge schickt und die Gebäudevermieter sind moralisch verpflichtet, sich finanziell und mit Fachpersonal an der Intergrationsarbeit zu beteiligen. Ein paar Stunden Sozialberatung im Schloss, im Adelheidstift und in Gaggstatt durch den Landkreis sind viel zu wenig.

Die Stadt muss politisch Druck machen.

In Kirchberg gibt es einige Themen, die die Einwohnerschaft gespalten haben. Der Verkauf des Adelheidstifts an den Landkreis Hall, das Feuerwehrmagazin, der Verkauf des Häsele-Bürotrakts und die acht neuen Windkraftanlagen. Drei dieser acht Windmühlen hätten meiner Meinung nach aus Naturschutzgründen nicht gebaut werden sollen.

Die vier Themen haben eines gemeinsam:

Die Bürgerinnen und Bürger wurden viel zu spät oder gar nicht einbezogen. Das brachte viel Frust und Streit. Eines hat sich auch gezeigt: Die Bürger verlangen, dass sie sich auf das Wort des Bürgermeisters verlassen können. Er muss auf ihrer Seite stehen, muss der Anwalt aller Bürger sein. Sie brauchen ihn nicht als verlängerten Arm des Landratsamts.

Beim Adelheidstift wurde kein Kirchberger Bieter unterstützt

Für das Adelheidstift gab es drei Kaufinteressenten aus Kirchberg, die zum Teil viel mehr Geld geboten hatten als der Landkreis. Keinen der Kirchberger Bieter hat die Stadtverwaltung unterstützt. Wir könnten heute im Adelheidstift ein florierendes „Haus der Gesundheit und Begegnung“ haben – mit Facharztpraxen, Physiotherapeuten, senioren- und behindertengerechten Wohnungen, mit einem Pflegedienst, auch mit Wohnungen für junge Familien mit und ohne behinderte Familienangehörige. Auch eine Einrichtung zur Kinderbetreuung hätte dort entstehen können. In einem stilvoll eingerichteten Altbau wollte der Investor direkt neben dem Kocher-Jagst-Radweg ein gutbürgerliches Restaurant mit Café und einigen Fremdenzimmern einrichten. Ein namhafter Hotelier aus der Region hatte konkretes Interesse bekundet. Im Adelheidstift sollten auch Zimmer für 30 Flüchtlinge entstehen.

Die Stadtverwaltung schlug sich aber auf die Seite des Landratsamts. Heute kann der Landkreis im „Stift“ bis zu 158 Asylbewerber unterbringen.

Ich finde es jammerschade, dass die Entwicklungsmöglichkeiten eines „Hauses der Gesundheit und Begegnung“ für unseren Ort, für die Belebung des Tals nicht genutzt wurden. Der Unmut ist bei vielen Leuten groß.

Mangelnde Bürgerbeteiligung

Ein weiterer Streitpunkt in der Stadt ist die mangelnde Bürgerbeteiligung. Wir müssen das Fachwissen, das Engagement und die Hilfsbereitschaft unserer Bürger besser nutzen. Davon profitieren wir alle.

Es gibt eine Alternative für den Magazinstandort

Beim Feuerwehrmagazin wurden die Bürger erst in die Diskussion einbezogen, als die Stadtverwaltung und der kleine Hauptausschuss der Feuerwehr den Standort in der Vorderen Au schon als „alternativlos“ bezeichnet hatten. Für den Standort in der Au gibt es eine Alternative. Eine bessere und viel billigere. Einen Standort, an dem unsere tatkräftigen Feuerwehrleute und der städtische Bauhof eng beisammen wären. Bei einem Neubau beim alten Standort könnten Feuerwehr und Bauhof Räume gemeinsam nutzen. Solche Synergieeffekte senken die Kosten. An diesem Standort im Sanierungsgebiet der ehemaligen Baustoffhandlung Häsele, der Firmen Stapf, Edeka-Markt und Schloss-Schul-Fabrik wäre trotzdem noch genug Platz für Wohnhäuser, Mietshäuser und einen Supermarkt. Dies hat ein erfahrener Architekt bei einem Vor-Ort-Termin ausdrücklich bestätigt.

Preis für den „Bau in der Au“ ist nicht akzeptabel

Kirchberg ist eine hoch verschuldete Kommune. Deshalb ist der Preis für den „Bau in der Au“ nicht akzeptabel. Von ursprünglich 1,4 Millionen ist er auf 2,9 Millionen Euro gestiegen. Und es wird noch teurer werden. Zehn Meter tief müssen die Betonfundamente im Schwemmland des ehemaligen Jagstlaufs sein. Andere Standorte sind preisgünstiger, weil diese teuere Tiefgründung mit Betonpfählen entfällt und Auflagen von einigen Behörden wegfallen. Es ist nicht zu akzeptieren, dass durch das Feuerwehrhaus uralte historische Kultur- und Landschaftsgüter in Mitleidenschaft gezogen werden.

Eine Horrorvorstellung wäre für mich: Kirchberg baut in die Vordere Au ein drei Millionen Euro oder noch teureres Feuerwehrmagazin. Einige Jahre später steht das Bauwerk leer, weil es nicht mehr genügend Feuerwehrleute gibt. Das ist nicht abwegig: Der Trend im ganzen Land ist, dass die Zahl der aktiven Feuerwehrleute immer weiter sinkt.

Deshalb unterstütze ich das Bürgerbegehren, das zu einem Bürgerentscheid gegen den geplanten Standort in der Au führen soll. Viele Menschen haben schon unterschrieben und es werden täglich mehr. Die Unterschriftslisten liegen in einigen Geschäften aus. Ich unterstütze dieses Anliegen auch deshalb, damit alle Wahlberechtigten in der Gemeinde über den Standort mitbestimmen können. Das entspricht meinem Verständnis von Demokratie. Wenn die Bürger selbst entscheiden können, dann kehrt auch wieder Friede in der Gemeinde ein.

Geplanter Parkplatz im Schlossgarten

Die Stadtverwaltung hat bisher wenig aus ihren Fehlern gelernt. Vor einigen Tagen gab sie im Gemeinderat erst auf eine Bürgernachfrage bekannt, dass im sensiblen Bereich des Schlossgartens – gegenüber der katholischen Kirche im Tal – ein großer Parkplatz für Veranstaltungen im Schloss gebaut werden soll. Die Vorgespräche zwischen Stadtverwaltung und Schlosseigentümer sind schon weit gediehen – die Bürger haben wieder nichts davon erfahren. Mir graut vor einer unsensiblen Bebauung dieses schönen Grundstücks am unteren Eingangstor der historischen Altstadt.

Schluss mit der Heimlichtuerei und der Hinterzimmerpolitik

Wir müssen wieder zu einer Kommunalpolitik kommen, bei der alle wichtigen Diskussionen im Gemeinderat und in den Ortschaftsräten öffentlich geführt werden. Die Demokratie lebt von gut informierten Bürgern. Es muss Schluss sein mit der Heimlichtuerei und der Hinterzimmerpolitik im Gemeinderat. Es darf nicht sein, dass die nicht-öffentlichen Sitzungen viel länger dauern als die öffentlichen Sitzungen. Im Gesetz steht das nämlich anders drin. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat müssen die Karten auf den Tisch legen – so frühzeitig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger noch einmischen können. Nur dann finden Entscheidungen des Gemeinderats die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung.

„Reden wir lieber miteinander, statt hintenherum übereinander“

Die Befürworter und Gegner strittiger Projekte müssen wieder miteinander ins Gespräch kommen. Es wäre gut, wenn die Stadtverwaltung dabei eine aktive Rolle spielen würde. Bei Sachdiskussionen darf es ruhig hart zur Sache gehen. Das gehört zu einer konstruktiven Diskussions- und Streitkultur. Reden wir lieber miteinander, statt hintenherum übereinander. Haben wir den Mut, Dinge zu ändern, die wir ändern können. Wenn wir das schaffen, können wir gemeinsam viel bewegen.

Erfolgreich: Satteldorf, Ilshofen und Wolpertshausen

Wie erfolgreiche Gemeinden arbeiten, können wir in Satteldorf, Ilshofen und Wolpertshausen sehen. Dort boomt das Gewerbe, die Gemeindefinanzen sind solide. Die Stimmung ist gut.

Im Vergleich steht Kirchberg schlecht da. Hier wurde bürokratisch verwaltet und zu wenig kreativ gestaltet.

In Kirchberg fehlt das Geld an allen Ecken und Enden

Um kreativ gestalten zu können, braucht die Gemeinde Geld. Das fehlt in Kirchberg. In seiner Stellungnahme zum Kirchberger Gemeindehaushalt 2016 wies das Landratsamt Hall auf die brisante Finanzlage in Kirchberg hin. Die Schulden steigen bis 2019 von 4,3 Millionen auf bis zu 6,6 Millionen Euro. Das macht 1598 Euro Schulden pro Einwohner. Der Schuldenstand ist ähnlich schlecht wie vor acht Jahren. Die Stadt Kirchberg kann sich deshalb keine überteuerten Prestigeobjekte leisten.

Nun möchte ich noch einige weitere Dinge nennen, die mir wichtig sind:

Die August-Ludwig-Schlözer-Schule ist fast 50 Jahre alt. Sie muss dringend saniert werden. Wir müssen bestmögliche Lernbedingungen für unsere Kinder schaffen. Nur dann kann der Schulstandort Kirchberg langfristig erhalten bleiben. Beim Sonnenschutz besteht in der Schule und der Mensa dringender Handlungsbedarf.

Wir müssen gewerbliche Bauplätze schaffen. Die Betriebe brauchen eine Zukunftsperspektive. Warum ist Wolpertshausen Vorzeige-Kommune für Ökobetriebe und nicht Kirchberg?

Wir brauchen Bauplätze – vor allem in Kirchberg und Lendsiedel. Um nicht unnötig Flächen zu versiegeln, sollten zuerst leerstehende Häuser und Baulücken in den Ortskernen genutzt werden.

Bei allen Bauprojekten ist auf den Umweltschutz zu achten. Wohin der Klimawandel führt, haben wir erst vor einer Woche auch in Kirchberg gesehen. In Diembot sieht es schlimm aus.

Angesichts solch existenzieller Nöte geraten die Bedürfnisse der Kulturschaffenden leicht in den Hintergrund. Das Museum, die Stadtbücherei, die Schlosskonzerte, die Vereine und Bürgerinitiativen brauchen nicht nur unser Wohlwollen, sondern unsere konkrete Unterstützung. Nur wenn wir die Kulturgüter erhalten und schützen, kommen Touristen gerne nach Kirchberg. Nur wenn wir die Vereine und Gruppen konkret unterstützen, haben wir ein aktives und buntes Gemeindeleben.

Die Kindergärten brauchen die bestmögliche Ausstattung. Die Ganztagesbetreuung gilt es weiter auszubauen.

Die Instandsetzung und Pflege von Spielplätzen sollte nicht nur den Elterninitiativen übertragen werden. Die Stadt ist hier in der Pflicht. Finanziell und auch personell.

Kirchberger Jugendliche wünschen sich einen Kunstrasenplatz und einen Skaterplatz. Ein Kleinspielfeld mit Kunstrasen fordert schon länger auch die TSG Kirchberg – unser größter Verein in der Stadt. Gemeinsam müsste das zu schaffen sein.

Die jungen Menschen sind unsere Zukunft. Ihnen sollten wir unsere ganze Kraft und Aufmerksamkeit schenken. Lassen Sie uns alle gemeinsam die Zukunft Kirchbergs gestalten. Wenn wir zusammen anpacken und Gräben überwinden, können wir eine Menge schaffen. Gehen Sie am Sonntag zur Wahl. Wenn Sie mit mir in einigen Dingen übereinstimmen, würde ich mich über Ihre Stimme und Ihr Vertrauen freuen.

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„Die Folgen des Klimawandels erreichen Hohenlohe“ – Podiumsdiskussion „Elektromobilität im Nahverkehr“ findet in Schwäbisch Hall statt

Eine Podiumsdiskussion „Elektromobilität im Nahverkehr“ findet am Dienstag, 14. Juni 2016, um 20 Uhr in der Volkshochschule (VHS) Schwäbisch Hall statt.

Von Peter Aichelin, Verkehrsclub Deutschland e.V., Regionalverband Hall-Heilbronn-Hohenlohe

Hochkarätig besetztes Podium

Auf dem Podium sind vertreten: Ralf Arnold, Geschäftsführer der Abteilung „Automotive“ der Firma Ziehl-Abegg, Ingrid Kühnel, Geschäftsführerin des Kreisverkehr Schwäbisch Hall, Dieter Wolfarth, Sprecher der Kreisverbandes des ADFC. Moderation: Peter Aichelin, Mitglied des Regionalvorstandes des VCD. Veranstalter sind der VCD, Regionalverband Hall-Heilbronn-Hohenlohe und die VHS Schwäbisch Hall.

Die Folgen des Klimawandels erreichen Hohenlohe

Die Unwetter Ende Mai 2016 als direkte Folge des Klimawandels haben uns gezeigt, wie gefährlich unsere Lebensweise geworden ist: Aufgeheizte Luft hat sich mit Wasserdampf aus dem Mittelmeer vollgesaugt und dann direkt über uns im Wortsinn die Schleusen geöffnet. Dabei sind die Wege in eine andere Entwicklung klar erkennbar: So ist durch den Beschluss der Bundesregierung, die Anschaffung von E-Mobilen direkt zu unterstützen, die Elektromobilität wieder mehr ins öffentliche Blickfeld geraten. Doch verhindern Preis, Reichweite und Gewicht noch immer den Durchbruch bei den E-PKWs.

Elektrofahrräder werden immer wichtiger

Ein Bereich, in dem Elektromobilität aber bereits heute problemlos umsetzbar ist, spielt in der öffentlichen Diskussion fast gar keine Rolle: Der Nahverkehr. In den letzten Jahren hat die Anzahl der Elektro-Fahrräder stark zugenommen. Politik und die Verkehrsplanung reagieren darauf bisher kaum. Immerhin ist Schwäbisch Hall inzwischen der Arbeitsgemeinschaft „Fahrradfreundliche Kommunen“ beigetreten. Denn inzwischen ist auch in unserer hügeligen Gegend das Fahrrad als Verkehrsmittel immer wichtiger geworden.

Marktführer der Antriebstechnik ist in unserer Region

Auch ein anderer Bereich wird viel zu wenig beachtet: Der Busverkehr mit Elektrobussen. Dabei sitzt der Marktführer der Antriebstechnik in diesem Bereich in der Region. Endlich sind zur Landesgartenschau in Öhringen die ersten E-Linienbusse hier in Betrieb genommen worden. Diese Themen sind Inhalt unserer Podiumsdiskussion „Elektromobilität im Nahverkehr“. Diese findet am Dienstag, 14. Juni 2016, um 20 Uhr in der Volkshochschule (VHS) Schwäbisch Hall statt.

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„Die Bürger bei allen wichtigen Projekten frühzeitig und intensiv einbeziehen“ – Extrablatt (Ausgabe 2) zur Bürgermeisterwahl 2016 in Kirchberg an der Jagst

Drei Ausgaben des Extrablatts zur Bürgermeisterwahl am Sonntag, 12. Juni 2016, in Kirchberg an der Jagst veröffentlicht der Bürgermeisterkandidat Ralf Garmatter. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht alle drei Ausgaben in voller Länge. Dieser Artikel enthält Extrablatt-Ausgabe 2.

Von Bürgermeisterkandidat Ralf Garmatter, Kirchberg an der Jagst

Kein Bau in der Au

Viel Diskussionsstoff lieferte in den vergangenen Monaten der geplante Neubau eines gemeinsamen Feuerwehrmagazins in Kirchberg-Tal. Die Fronten sind verhärtet. In der „Vorderen Au“ soll es gebaut werden. Viele Bürgerinnen und Bürger sind gegen diesen Standort. Eine Gruppe initiiert deshalb ein Bürgerbegehren „Nein zum Standort des geplanten Feuerwehrmagazins in der Vorderen Au in Kirchberg-Tal – Ja zu einem Bürgerentscheid“. Alle Bürgerinnen und Bürger – ab 16 Jahren – in der gesamten Gemeinde Kirchberg sollen die Möglichkeit bekommen, über dieses wichtige kommunale Bauwerk und dessen Standort mitzuentscheiden. Das ist gelebte Demokratie.

Erstes Bürgerbegehren

Der Gemeinderat hat am 25. April 2016 beschlossen, ein neues Feuerwehrmagazin am Standort in der Vorderen Au in Kirchberg-Tal zu bauen. Dagegen wenden sich die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Wenn genügend Unterschriften zusammen kommen, kann es in Kirchberg den ersten Bürgerentscheid der 750-jährigen Stadtgeschichte geben. Erfolgreiches Vorbild der jüngsten Vergangenheit ist Schrozberg. Dort haben sich die Wählerinnen und Wähler für den Erhalt ihres Freibades entschieden.

Viele Gründe sprechen gegen den Magazin-Standort

Ein großvolumiger Magazin-Neubau im Gebiet des ehemaligen Jagstlaufs der Vorderen Au behindert den Blick auf das städtebauliche Gesamtensemble der historischen Altstadt von Kirchberg. Uraltes Kulturgut und die Kulturlandschaft werden entwertet und die touristische Attraktivität Kirchbergs wird geschmälert. Die historisch gewachsene Auenlandschaft mit dem Sophienberg im Hintergrund wird durch den Magazin-Neubau stark beeinträchtigt. Durch den Magazin-Neubau in der Vorderen Au werden Flächen unnötig neu versiegelt und der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Außerdem ist die Verkehrsanbindung problematisch. Die steile Ausfahrt vom geplanten Magazin-Neubau auf die Landesstraße 1040 ist unübersichtlich und gefährlich.

Der Preis hat sich schon mehr als verdoppelt

Die Preissteigerung von ursprünglich geplanten 1,4 Millionen auf inzwischen 2,9 Millionen Euro ist nicht akzeptabel. Mit weiteren Preissteigerungen während der Bauphase ist zu rechnen. Der Gemeinderat der Stadt Kirchberg/Jagst hatte den Grundsatzbeschluss für den Bau eines gemeinsamen Feuerwehrmagazins für den Preis von 1,4 Millionen Euro gefasst. Wenige Wochen später wurden in den Haushaltsplan der Stadt für den Neubau aber Kosten von 2,7 Millionen Euro geschrieben. Durch die erforderliche Tiefgründung mit Hilfe von bis zu zehn Meter tiefen Betonpfählen erhöhten sich die Baukosten bereits vor Baubeginn auf 2,9 Millionen Euro. Das zu dieser Preissteigerung führende Bodengutachten hatte der Bürgermeister den Stadträten acht Monate lang vorenthalten.

Die Bürgerinnen und Bürger sollen selbst entscheiden

Andere Standorte sind preisgünstiger, weil die aufwändige Tiefgründung entfällt und Auflagen von verschiedenen Behörden wegfallen. Ich unterstütze aktiv das Anliegen, dass alle Wahlberechtigten in Kirchberg und den Teilorten über den Standort des zukünftigen Feuerwehrmagazins abstimmen können. Die Bürgerinnen und Bürger sollen selbst entscheiden.

Für was ich mich noch einsetzen will:

Für einen Jugendbeirat

Damit die jungen Menschen in Kirchberg mehr Mitspracherecht bekommen, werde ich einen Jugendbeirat anregen. Die jungen Menschen sollen den Gemeinderat sowie die Ortschaftsräte in Lendsiedel, Gaggstatt und Hornberg bei allen Themen beraten, die unsere Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde und in den Teilorten betreffen.

Für mehr Bürgerbeteiligung

Bürgerbeteiligung macht die Stadt lebendig. Die Bürger fühlen sich ernst genommen. Es darf nicht so sein, dass die Einwohner lediglich über bereits gefasste Beschlüsse informiert werden. Das ist keine Bürgerbeteiligung. Echte Bürgerbeteiligung bedeutet, dass die Kirchbergerinnen und Kirchberger ihre Vorschläge und ihre Kritik frühzeitig in öffentlichen Veranstaltungen und öffentlichen Arbeitsgremien äußern und ihre Ideen direkt einbringen können. Gute Vorschläge soll die Gemeinde umsetzen.

Bürgerschaftliches Engagement

Nicht nur bei der Arbeit mit Flüchtlingen erbringen die Bürgerinnen und Bürger enorme Leistungen. In den Vereinen, Gruppen und Initiativen wird Vorbildliches geleistet. Die Helferinnen und Helfer dürfen bei ihrer Arbeit nicht alleine gelassen werden. Bei Engpässen und Überlastungen gilt es seitens der Stadt unbürokratisch Hilfe zu leisten. Wo erforderlich, muss auch finanziell und/oder personell unterstützt werden.

Verantwortung übernehmen

Wenn es eine Umweltkatastrophe mit zunächst nicht absehbaren Folgen gibt – wie beim Mühlenbrand in Lobenhausen im August 2015 – muss ein Bürgermeister vor Ort sein. Er muss die Hilfeleistungen mit organisieren und mit aller Kraft die ehrenamtlichen Helfer unterstützen. Es ist zu wenig, zum Pressetermin des Umweltministers in den Hohenlohekreis anzureisen und anschließend wieder zurück in den Urlaub zu fahren. Ein Bürgermeister muss Verantwortung übernehmen. Er muss da sein, wenn Hilfe dringend benötigt wird.

Mehr Transparenz im Gemeinderat

In der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg heißt es im Paragraph 35 Absatz 1: „Die Sitzungen des Gemeinderats sind öffentlich. Nichtöffentlich darf nur verhandelt werden, wenn es das öffentliche Wohl oder berechtigte Interessen einzelner erfordern (…).“

Diese Vorschrift zugrunde gelegt, hat sich der Kirchberger Gemeinderat in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Geheim(de)rat entwickelt. Die nicht-öffentlichen Sitzungen dauern inzwischen länger als die öffentlichen Sitzungen. Die Beschlüsse werden entgegen den Vorschriften der Gemeindeordnung nicht in der nächsten Sitzung, sondern manchmal erst eineinhalb Jahre später veröffentlicht.

Was soll diese Geheimniskrämerei?

In Kirchberg ist es sogar so weit gekommen, dass die öffentlichen Sitzungen von zwei nicht-öffentlichen Sitzungen umrahmt werden. Das heißt: Die Stadträte tagen vor der öffentlichen Sitzung bereits nicht-öffentlich und nach dem öffentlichen Teil geht es noch einmal nicht-öffentlich weiter. Was soll diese Geheimniskrämerei?

In einem Rechtskommentar zur Gemeindeordnung heißt es: „Eine generelle Vorberatung durch den Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung ohne Vorliegen der Kriterien des Paragraph 35, Abs. 1, Satz 2, die dazu führt, dass in der öffentlichen Sitzung keine Sachdiskussion mehr stattfindet, ist mit dem Öffentlichkeitsgrundsatz nicht vereinbar.“ Kommunalpolitik muss für die Bürger nachvollziehbar sein.

Von der Existenz nicht-öffentlicher Sitzungen erfahren die Kirchbergerinnen und Kirchberger schon länger nichts mehr. Seit etwa zwei Jahren werden im städtischen Mitteilungsblatt keine nicht-öffentlichen Sitzungen mehr angekündigt.

Meine Forderung lautet: In Kirchberg müssen die kommunalpolitischen Debatten wieder öffentlich geführt werden. Die Bürgerinnen und Bürger sollen wissen, welche Positionen die Gemeinderatsfraktionen und die Stadtverwaltung jeweils vertreten. Nur so können sich alle ein realistisches Bild der Kommunalpolitik und ihrer Akteure machen.

Die Schulden steigen

Die Schulden der Stadt Kirchberg steigen nach Angaben des Landratsamts Schwäbisch Hall in den Jahren bis 2019 von 4,3 Millionen Euro auf bis zu 6,6 Millionen Euro. Das sind Schulden von 1598 Euro je Einwohner. „Ob die Ertragskraft des Verwaltungshaushalts ausreicht, um die geplanten Investitionen wie in der Finanzplanung bis 2019 vorgesehen durchführen zu können, ist fraglich“, schreibt die Kreisbehörde in ihrer Stellungnahme zum Haushalt 2016. Insbesondere sei „jede neu zu schaffende Infrastruktureinrichtung konsequent nach wirtschaftlichen Erwägungen zu planen und umzusetzen. Hierbei sind auch die Folgekosten zu beachten.“

Angesichts dieser düsteren Prognose kann sich Kirchberg keine überteuerten Prestigeobjekte leisten – wie beispielsweise ein Feuerwehrmagazin am falschen und zu kostspieligen Ort.

Sanierung der Schule

Für die Erziehung und Bildung unserer Kinder müssen wir die besten Bedingungen schaffen. Der Rückgang der Schülerzahlen muss gestoppt werden, sonst leidet der Schulstandort Kirchberg. Die August-Ludwig-Schlözer-Schule ist fast 50 Jahre alt. Eine energetische Sanierung ist dringend erforderlich. Sie darf wegen ausufernder Kosten für das geplante Feuerwehrmagazin nicht auf die lange Bank geschoben werden. Zu überlegen wäre ein energiesparendes Heizungskonzept in Zusammenarbeit mit örtlichen und regionalen Energieinitiativen und innovativen Energieanbietern. Bei der Schulsanierung ist außerdem auf einen wirkungsvollen Sonnenschutz auf der Südseite und der Westseite der Schule zu achten.

Sonnenschutz des Mensagebäudes fehlt

In den wärmeren Monaten des Jahres steigt die Zimmertemperatur in den stickigen Räumen der Mensa-Hausaufgabenbetreuung auf viel zu hohe Werte. Im relativ kühlen Sommer 2014 hat die Stadtverwaltung selbst Raumtemperaturen von knapp 30 Grad (29,3) gemessen. Im heißen Jahr 2015 waren die Temperaturen entsprechend höher. Da kann sich beim Lernen kein Kind mehr richtig konzentrieren. Negativ auf das Raumklima wirkt sich neben dem fehlenden Sonnenschutz aus, dass in den Räumen der Hausaufgabenbetreuung aus Kostengründen auf die Be- und Entlüftung verzichtet wurde.

Die Stadt Kirchberg muss endlich die etwa 320 Unterschriften von Schülereltern ernst nehmen und eine Außenjalousie anbringen. Die vor zwei Jahren gepflanzten Bäume bringen nichts. Deren Schatten erreichen während der Betreuungszeiten in der Mensa nicht einmal das Gebäude. Deshalb können sie auch nicht für eine Abkühlung in den Räumen sorgen.

Kindergärten bestmöglich ausstatten

Die Kinderbetreuung gilt es kindgerecht und elternfreundlich auszubauen. Dazu zählen auch die Ganztagesbetreuung und die Kleinkindbetreuung. Freitagnachmittags sollte es für berufstätige Eltern, für Alleinerziehende und alle anderen Eltern möglich werden, ihre Kinder im Kindergarten betreuen zu lassen.

Belebung der Ortskerne

In einigen Orten gibt es leerstehende Häuser und Baulücken. Diese gilt es zuerst zu nutzen, weil dadurch unnötige Versiegelungen von Flächen und teuere Erschließungen vermieden werden.

Gewerbliche Bauplätze

Die Bauplätze für Gewerbeerweiterungen und Modernisierungen kommen an ihre Grenzen. Es müssen weitere Möglichkeiten der Existenzsicherung für Gewerbetreibende geschaffen werden.

Attraktive Bauplätze schaffen

In den Baugebieten in Kirchberg und Lendsiedel gibt es nur noch wenige freie Plätze. Der Gemeinderat muss die Bürgerinnen und Bürger bei der Schaffung neuer Bau- und Gewerbegebiete intensiv mit einbeziehen.

Bäuerliche Landwirtschaft schaffen

Die Stadt Kirchberg muss alles in ihrer Macht stehende tun, um die bäuerliche Landwirtschaft in Kirchberg und den Teilorten zu erhalten und zu unterstützen. Gewissenhaft arbeitende Bauern sind nicht nur Kultur- und Landschaftspfleger, sondern auch Tierschützer.

Handel und Gewerbe unterstützen

In enger Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden muss die Stadt Kirchberg die Versorgung mit allen Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs sicherstellen. Aktives Stadtmarketing, das den örtlichen Geschäften nutzt, ist dafür erforderlich. Erinnert sei an den guten Brauch: „Dort wo ich wohn’ da kauf’ ich auch.“

Tourismus fördern

Im Bereich des Frankenplatzes soll ein „Stadtinformationsbüro“ eingerichtet werden, wo sich die Besucherinnen und Besucher der Stadt über das touristische Angebot der Stadt, die Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, Hotels, Cafés informieren können. Auch Vorbestellungen, Reservierungen und Buchungen sollten dort möglich sein. Eine Integration in ein bereits bestehendes Geschäft wäre ebenfalls denkbar.

Kultur und Bildung

Junge Menschen sollen nach Erreichen der Volljährigkeit weiterhin gebührenfrei Bücher, CDs, DVDs in der Stadtbücherei ausleihen können, wenn sie sich noch in der Ausbildung, der Schule, im Studium befinden, Hartz-IV-berechtigt oder arbeitslos sind.

Kultur und Kommunikation

Das vielfach ausgezeichnete Kino Klappe muss besser in städtische Kulturangebote einbezogen werden. Die „Klappe – Kino und Bar“ ist ein Juwel unter den Kulturinitiativen unserer Stadt. Sie ist auch ein ganz wichtiger Treffpunkt in unserer Gemeinde. Gleiches gilt für die Dorfwirtschaften in Lendsiedel, Mistlau, Gaggstatt, Diembot und Dörrmenz.

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„Ein guter Brauch: Dort wo ich wohn‘, da kauf‘ ich auch!“ – Extrablatt (Ausgabe 1) zur Bürgermeisterwahl 2016 in Kirchberg an der Jagst

Drei Ausgaben der Informationsbroschüre „Extrablatt“ zur Bürgermeisterwahl in Kirchberg/Jagst am Sonntag, 12. Juni 2016, gibt Bürgermeisterkandidat Ralf Garmatter heraus. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht in diesem Artikel die Informationen der ersten Ausgabe in voller Länge. Zwei weitere Ausgaben werden in gesonderten Artikeln veröffentlicht.

Von Ralf Garmatter, Bürgermeisterkandidat in Kirchberg/Jagst

Ein guter Brauch: Dort wo ich wohn‘, da kauf‘ ich auch!

Kirchberg/Jagst ist ein lebenswerter und liebenswerter Ort. In Hornberg bin ich aufgewachsen, heute wohne ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in Kirchberg. Am Sandbuck haben wir ein Haus gebaut. Mein Herz hängt an meiner Heimatstadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. Meine beruflich erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen kann ich gewinnbringend für Kirchberg und seine Bürgerinnen und Bürger einsetzen.

Was mir Sorgen bereitet:

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Geschäfte geschlossen. Die Innenstadt droht zu veröden. Das muss gestoppt werden. Es darf nicht sein, dass eine Stadt, die mit dem Slogan „Kunst und Natur“ wirbt, nicht einmal mehr eine Buchhandlung hat. Daran lässt sich die Misere exemplarisch darstellen. Wenn ein alteingesessenes Geschäft zuzumachen droht, müssen beim Bürgermeister die Alarmglocken schrillen. Er muss aktiv werden, um entweder eine Schließung zu verhindern oder als oberster Wirtschaftsförderer der Stadt, alle Hebel in Bewegung setzen, um geeignete Nachfolger oder Pächter zu finden.

Mit den Bürgern ständig im Gespräch sein

Die mangelhafte Kommunikation des Bürgermeisters mit der Bürgerschaft, den Geschäftsleuten und einem Teil der Gremienvertreter ist seit einigen Jahren das Hauptproblem in der Kirchberger Kommunalpolitik. Ein Bürgermeister muss mit den Bürgerinnen und Bürgern ständig im Gespräch sein und nicht nur während des Wahlkampfs so tun, als ob ihn die Probleme der Menschen interessieren.

Eines kann ich Ihnen versichern: Ich werde die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen. Ich werde immer versuchen, gemeinsam mit den Betroffenen, schnelle und gute Lösungen zu finden. Dies soll auch die Maxime der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus sein. Dazu muss das Betriebsklima stimmen. Nur dann können sie ihre ganze Kraft in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger stellen. Der Bürgermeister muss die Dinge gut vorbereiten, klare und verständliche Anweisungen geben und sich in schwierigen Angelegenheiten vor seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen. Dafür ist eine starke Persönlichkeit nötig.

Wählen Sie am 12. Juni 2016 Ralf Garmatter zu Ihrem Bürgermeister von Kirchberg/Jagst!

Ein schöner Brauch: Dort wo ich wohn‘, da kauf‘ ich auch

Wer das Motto „Ein schöner Brauch: Dort wo ich wohn‘, da kauf‘ ich auch“ umsetzt, hilft allen Ladeninhabern und Pächtern in Kirchberg und den Teilorten. Es sorgt dafür, dass nicht noch mehr Geschäfte für immer schließen. Die Stadt und die Teilorte dürfen nicht veröden. Kirchberg darf nicht nur zur Wohn- und Schlafstadt werden. Weitere Geschäfts- und Ladenschließungen aus Altersgründen drohen in den nächsten Jahren. Da muss aktiv gegengesteuert werden. Möglich ist dies zum Beispiel bei der Suche nach Geschäftsnachfolgern oder durch die Schaffung von guten Rahmenbedingungen für die Firmen. Keinesfalls darf ein Stadtoberhaupt bei städtischen Immobilien die Arbeit der Pächterinnen und Pächter unnötig erschweren. Durch aktive Wirtschaftsförderung muss der Bürgermeister seinen Beitrag leisten.

Ein Bürgermeister muss:

Bürgeranliegen ernst nehmen. Zuhören können, sich für die Belange der Einwohner einsetzen. Für die beste Lösung kämpfen. Fehler einräumen und aus begangenen Fehlern lernen.

Was mir außerdem wichtig ist:

– Gute Zusammenarbeit mit allen Bürgerinnen und Bürgern in Kirchberg und in den Teilorten. Die Menschen müssen sich auf das Wort des Bürgermeisters verlassen können.

– Gute Bedingungen an den Kirchberger Schulen und Kindergärten, Förderung der Ganztagesbetreuung

– Faire Zusammenarbeit und intensive Kommunikation mit allen Fraktionen im Kirchberger Gemeinderat

– Frühzeitige und intensive Bürgerbeteiligung bei allen Projekten

– Jährlich mindestens eine Bürgerversammlung in Gaggstatt, Hornberg, Lendsiedel und Kirchberg.

– Stärkung der Arbeit in den Ortschaftsräten in Gaggstatt, Hornberg und Lendsiedel

– Klares Bekenntnis zu starken und aktiven Teilorten. Unterstützung der Teilorte bei ihren Aktivitäten

– Unterstützung der Ehrenamtlichen und der Hauptamtlichen in den Vereinen, den Dorfgemeinschaften, den Schulen und Kindergärten.

– Unterstützung der Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen bei der Arbeit mit Flüchtlingen.

–Erhalt und Förderung der kulturellen und sozialen Einrichtungen und Aktivitäten

Persönliche Daten:

Ralf Garmatter

Geboren 1964 in Schwäbisch Hall

Aufgewachsen in Kirchberg/Jagst-Hornberg

Familienstand: verheiratet, zwei Kinder (2 und 10 Jahre alt)

Wohnort: 74592 Kirchberg/Jagst

Schulzeit:

Grundschule Kirchberg/Jagst

Gymnasium Schloss-Schule Kirchberg/Jagst

Wehrdienst:

Grundwehrdienst in Ingolstadt und Ellwangen

Studium:

Sozialpädagogisches Vorpraktikum im DRK-Kurheim für Mütter mit behinderten und nicht-behinderten Kindern in Kirchberg/Jagst

Grundstudium Sozialpädagogik an der Fachhochschule in Frankfurt/Main

Hauptstudium Sozialpädagogik an der Fachhochschule in Esslingen/Neckar, Abschluss als Diplom-Sozialpädagoge (FH) mit Staatlicher Anerkennung

Berufliche Tätigkeiten:

Sozialpädagoge im Kinder- und Jugendheim St. Raphael in Unterdeufstetten

Verantwortlicher Redakteur der Wochenzeitung Crailsheim, einem wöchentlich erscheinenden Anzeigenblatt

Ausbildung zum Tageszeitungsredakteur (Volontariat) bei der Murrhardter Zeitung

Arbeit als Tageszeitungsredakteur

Seit 1999 bis heute: Selbstständige Tätigkeit als „Freier Journalist“

Seit 2009: Verantwortlicher Redakteur und Herausgeber der Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert

Seit 2007 bis heute: Arbeit als Sozialpädagoge im Kinder- und Jugendheim St. Josefspflege in Mulfingen

Ehrenamt:

Studentisches Mitglied des Senats der Fachhochschule Esslingen und anderer studentischer Gremien

1994 bis 1999: Mitglied des Gemeinderats der Stadt Kirchberg/Jagst

1994 bis 2014: Mitglied des Ortschaftsrats Hornberg

2010 bis 2012: Elternvertreter im Kindergarten Lendsiedel

2012 bis 2014: Elternvertreter in der August-Ludwig-Schlözer-Schule Kirchberg

Lizenzierter Fußball-Trainer, drei Jahre Aktiventrainer und vier Jahre lang Jugendtrainer der TSG Kirchberg

Hobbies:

Reisen, Lesen, Sport, Natur, Deutsch lernen mit Flüchtlingen in Kirchberg, lokale und regionale Zeitgeschichte

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„Veränderung ist möglich, wenn Menschen ihr Potential verwirklichen und sich zusammentun“ – Lesungen mit Isabel Abedi, Dunja Batarilo und Heinrich Steinfest in Kirchberg/Jagst

Eine Lesung mit den Autorinnen Isabel Abedi und Dunja Batarilo gibt es am Sonntag, 5. Juni 2016, um 17 Uhr im Kellerhaus des Teilorts Eichenau bei Kirchberg an der Jagst. Bitte der Beschilderung folgen. Einlass ist um 16.30 Uhr. Es gibt Bewirtung und brasilianisches Fingerfood. Karten im Vorverkauf sind bei der Stadtverwaltung Kirchberg, Telefon 07954-980117, erhältlich.

Von der Stadtbücherei Kirchberg/Jagst 

Erster Teil:

Isabel Abedi, Jahrgang 1967, arbeitete 13 Jahre lang als Werbetexterin. Abends am eigenen Schreibtisch schrieb sie Geschichten für Kinder und träumte davon, eines Tages davon leben zu können. Dieser Traum hat sich erfüllt. Inzwischen ist Isabel Abedi Kinder- und Jugendbuchautorin aus Leidenschaft. Ihre Bücher, mit denen sie in verschiedenen Verlagen vertreten ist, wurden zum Teil bereits in mehrere Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet. Isabel Abedi lebt heute mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Hamburg. Bekannt wurde sie durch ihre Lola-Kinderbuchreihe und ihren spannenden Jugendbüchern „whisper, isola, imago und lucian“.

Zweiter Teil:

Die Bewohner der Favela Monte Azul am Rande der Megacity Saõ Paulo haben es geschafft, Gewalt und Elend aus eigener Kraft zu überwinden. Dunja Batarilo erzählt die packende Lebensgeschichte von Ute Craemer, die die Favela Monte Azul verwandelte und eine der erfolgreichsten Sozialorganisationen Brasiliens auf den Weg brachte. Ute Craemer hat durch ihre innovative Kombination aus sozialer Arbeit, Entwicklungshilfe und Waldorfpädagogik das Leben vieler Tausend Menschen in Saõ Paulo berührt und verwandelt.
Die Geschichte der Favela Monte Azul ist eine Geschichte der Hoffnung: Veränderung ist möglich, wenn Menschen ihr Potential verwirklichen und sich zusammentun.

Die Musik:

Eduardo Macedo steht als Sänger und Gitarrist bereits seit den 1980ern für brasilianische Musikvielfalt in Deutschland. Er war Mitbegründer des legendären Szene-Clubs „Tropical Brasil“ in Hamburg, wo er zum Jammen mit brasilianischen Musikavantgardisten wie Hermeto Pascoal und Jazz-, Blues- und Reggae-Größen wie Jimmy Cliff und Eric Clapton zusammen traf. Als Komponist und Produzent betreibt er ein eigenes Studio in Hamburg-Eimsbüttel. Seine Frau, die Kinder- und Jugendbuchautorin Isabel Abedi, begleitet er seit vielen Jahren musikalisch auf Lesungen in Deutschland, der Schweiz und England. Er komponierte die Musik für über 25 Hörbücher, darunter die bekannte Lola-Serie. Auch im Kinofilm „Hier kommt Lola“ sind Stücke des brasilianischen Musikers zu hören.

Erlös für eine Kinderhilfsprojekt in Brasilien

Das Catering übernimmt der deutsch-brasilianische Verein Projeto Vida e. V. aus Schwäbisch Hall. Der Erlös des Catering geht an ein Kinderhilfsprojekt in Brasilien. Es gibt einen Büchertisch!

Eine weitere Lesung bei der Kirchberger Lesewoche:

Heinrich Steinfest kommt

Eine Lesung mit dem Autor Heinrich Steinfest findet am Donnerstag, 9. Juni 2016, um 20 Uhr im Kirchberger Teilort Eichenau statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es bei der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst, Telefon 07954-980117.

Informationen von der Stadtbücherei Kirchberg/Jagst

Der einarmige Detektiv Cheng

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, der den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimi-Preis und den Heimito-von-Doderer-Preis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 war er mit »Der Allesforscher« unter den sechs Finalisten der Shortlist.

Kurzinformation:

Lesung mit Heinrich Steinfest am Donnerstag, 9. Juni 2016. Beginn: 20 Uhr mit Bewirtung, Einlass ab 19 Uhr. Vorverkauf: Stadtverwaltung Kirchberg, Tel. 07954-980117. Ort: Kellerhaus im Teilort Eichenau bei Kirchberg/Jagst. Bitte beachten Sie die Beschilderung!

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„Humanitärer Einsatz in Kobane“ – Bilder-Vortrag von Wilhelm Maier in Schwäbisch Hall

Wegen des großen Interesses hält Wilhelm Maier aus Schwäbisch Hall seinen Bilder-Vortrag über den Aufbau eines Gesundheitszentrum in Kobane noch einmal. Dieser findet am Freitag, 13. Mai 2016, um 19.30 Uhr in Schwäbisch Hall im Haus der Bildung, Raum N 2.20 statt. Der Eintritt ist frei. Veranstalter sind das Haus der Bildung und die Naturfreunde.

Von den Veranstaltern

Erfolgreicher Kampf gegen den IS

Wilhelm Maier hat sich selbst an diesem Bau beteiligt, das 177 Freiwillige und Arbeiter aus Kobane im Dezember 2015 zum großen Teil fertig gestellt haben. Kobane im Norden von Syrien war Ende Januar zum Symbol des erfolgreichen Kampfes gegen den IS geworden, die Stadt war aber vom IS zu 80 Prozent zerstört worden.

Kurzinformation:

„Humanitärer Einsatz in Kobane“, Bildervortrag von Wilhelm Maier am Freitag, 13. Mai 2016, um 19.30 Uhr in Schwäbisch Hall, Haus der Bildung, Raum N 2.20

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„Helfen statt Hetzen“ – Arbeitskreis trifft sich in Schwäbisch Hall

Der nächste Termin des Arbeitskreises (AK) „Helfen statt Hetzen“ findet am Montag, 9. Mai 2016, um 19 Uhr in den Räumen der Volkshochschule Schwäbisch Hall statt.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Solidarität mit Flüchtlingen

Der AK „Helfen statt Hetzen“ bemüht sich um Solidarität mit den Flüchtlingen in der BRD und setzt sich kritisch mit der fremdenfeindlichen Stimmungmache von AfD und Pegida sowie der von der Bundesregierung betriebenen Abschottungspolitik auseinander. Hauptthema des Treffens am 9. Mai 2016 ist die Vorbereitung einer Veranstaltung mit Bernd Mesovic, dem stellvertretenden Geschäftsführer und rechtspolitischen Referenten der Organisation Pro Asyl. Weitere Themen sind der Parteitag der AfD in Stuttgart und die Ankündigung von Angela Merkel, in Zukunft stärker rechte Themen zu besetzen.

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„Die einen dienen, die anderen verdienen“ – Rede und Gesangseinlage des DGB-Kreisvorsitzenden Siegfried Hubele bei der Mai-Kundgebung in Schwäbisch Hall

Die Begrüßungsrede bei der Demonstration am „Tag der Arbeit“ in Schwäbisch Hall hielt Siegfried Hubele, DGB-Kreisvorsitzender Schwäbisch Hall. Er erinnerte auch an die Anfänge der Maikundgebungen auf dem  „Haymarket“ in Chicago. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Rede Hubeles in voller Länge – außerdem auch das von Schalmeien begleitete Lied „Trompetenecho-Pegida“.

Siegfried Hubele, DGB-Kreisvorsitzender Schwäbisch Hall

Begrüßungrede vom 1. Mai 2016:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste mit und ohne Amt oder Funktion, aber mit einem solidarischen Gedanken im Kopf und im Herzen,  für die Sache der Gewerkschaften – ich begrüße euch ganz herzlich zur Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Schwäbisch Hall. Vor 130 Jahren, am 1. Mai 1886 demonstrierten in den USA rund 400.000 Beschäftigte dafür, dass in die Arbeitsverträge der Achtstundentag aufgenommen wird. Die größte Demonstration fand in Chicago statt. Es waren friedliche Proteste. Nach zwei Tagen eskalierte die Situation, als die Polizei Streikposten angegriffen hatte und dabei tötete. Der Protesttag auf dem „Haymarket“ in Chicago gilt als die Geburtsstunde des 1. Mai als Kampf- und Feiertag der Gewerkschaften.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Im 130. Jahr nach den Protesten der amerikanischen Arbeiter für Arbeitszeitverkürzung – gibt es wieder Angriffe auf den erkämpften Acht-Stunden-Tag hier im Land. Schon 2015 wollten die Arbeitgeber auf den 8-Stundentag losgehen. Nun fordern sie eine Abschaffung der Tageshöchstarbeitszeit. Arbeitstage von über zehm Stunden sollen möglich sein, das Arbeitszeitrecht soll nach ihren Wünschen auf Wochenarbeitszeit, statt Tageshöchstarbeitszeit umgestellt werden.

Für Arbeitszeitverkürzung einsetzen

Regelmäßige Überstunden, ständige Erreichbarkeit, Arbeiten an Sonn- und Feiertagen, weniger freie Zeit, schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf – all das bleibt nicht ohne Folgen. Entgrenzung der Arbeitszeit und ständig wachsender Druck auf Beschäftigte machen krank. Depressionen und psychische Erkrankungen steigen rapide an. Deshalb ist es dringend notwendig, dass wir als Beschäftigte wieder über Arbeitszeitverkürzung diskutieren und uns dafür einsetzen.

Profitmaximierung auf Kosten der sozialen Sicherheit

Diese Auseinandersetzung wird eine harte sein, weil sie dem Flexibilisierungswahn der Manager entgegensteht. Sie wollen Arbeit nicht umverteilen, damit unterbeschäftigte und arbeitslose Menschen eine faire Beschäftigung erlangen – sie wollen Arbeit weiter flexibilisieren mit Leiharbeit, Werkverträgen und Befristungen, um zielgenau Profitmaximierung auf Kosten der sozialen Sicherheit, vor allem der jungen Kolleginnen und Kollegen, durchzusetzen. Arbeitszeitverkürzung ist notwendig, wenn ich nur an die Vernichtung von Arbeitsplätze beim Mahle-Konzern auch hier in der Region denke oder auch beim Voith-Konzern. Wo sollen in einigen Jahren die jungen Kolleginnen und Kollegen eine auskömmliche Arbeiten haben?

Die einen dienen, die anderen verdienen

Eine Gesellschaft und Wirtschaft, die nur an steigenden Renditen, an niedrigen Arbeitskosten und hohen Kontoständen für einige Wenige interessiert ist, das kann nicht „Unsere“ Wirtschaft sein! 11,5 Millionen Euro  Jahresgehalt für das VW-Vorstandsmitglied Andreas Renschler in 2015 ist einfach eine Sauerei. Solche Zustände können, ohne rot zu werden, als Ausdruck einer Klassengesellschaft bezeichnet werden. Nach dem Motto: Die einen dienen, die anderen verdienen. Daran hat sich leider die letzten 150 Jahre grundsätzlich nichts verändert. Nur die Schminke ist dicker aufgetragen. Der Betrug ist nicht mehr so offenkundig. Er wird verklärt.

31-Milliarden-Vermögen ohne Steuerzahlungen vererbt

Die Kolleginnen und Kollegen von Verdi haben für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst ein akzeptables Ergebnis errungen. Trotzdem ist es scheinheilig, wenn die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes die wichtige Arbeit ihrer Beschäftigten schlechter entlohnen wie in der Industrie und sich auf mangelnde Finanzmittel der öffentlichen Hand berufen. Wenn es der Gesetzgeber andererseits duldet, dass  Superreiche sowie  internationale Konzerne ganz legal Steuern in Deutschland vermeiden können. So konnte zum Beispiel die Familie Quandt ihr 31-Milliarden-Vermögen im vergangenen Jahr ohne Steuerzahlungen vererben. Und die Bayer AG hat ihre Steuern in den vergangenen zehn Jahren um mehr als drei Viertel gesenkt.

Kinderleicht für Reiche, Steuern zu hinterziehen

Das Auslandsvermögen von Deutschen in Steueroasen, wie zum Beispiel Panama, wird auf mehrere hundert Milliarden Euro geschätzt. Die bisher bekannt gewordenen Fälle machen deutlich, dass diese Vermögen praktisch nie versteuert wurden. Der Kinderbuchautor Janosch hatte sicherlich keine Landkarte für Reiche geliefert als er das wunderbare Büchlein verfasste: Ach wie schön ist Panama. Aber es scheint wohl kinderleicht für Reiche zu sein, Steuern zu hinterziehen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Empörung müsste riesig sein. Vor allem bei unseren jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Schäuble, die Versicherungswirtschaft, Teile der politischen Eliten und die Arbeitgeber wollen die Rente ab 70 Jahren. Was die wollen, sind nicht gesundheitlich verbrauchte, angeschlagene Beschäftigte, die da aus den Büros und Fabriken rauskommen – die Pläne sind – Rentenkürzungen, zusätzliche Märkte für private Rentenversicherungsanbieter und mehr öffentliches Geld für andere politische Projekte.

Kolleginnen und Kollegen,

Geplant ist für die nächsten 15 Jahre eine ungeheure Aufrüstung der Bundeswehr, die uns 130 Milliarden Euro kosten soll. Allein beim Verzicht auf das Rüstungsprojekt Eurofighter, das rund 26 Milliarden Euro kosten soll, könnten gut 148.000 sozial geförderte 3-Zimmer-Wohnungen bezahlt werden. Die Kosten für die Anschaffung des Kampfhubschraubers „Tiger“ – 5.1 Milliarden Kosten – damit könnten 2400 Ganztagesbereiche für Grundschulen ausgebaut werden. Das wären unsere Alternativen !

Aufrüstung bringt kein bisschen mehr Frieden

Die Aufrüstung der Bundeswehr und der NATO hat uns in der Vergangenheit kein bisschen mehr Frieden beschert. Im Gegenteil. Es hat dazu geführt, dass zum Beispiel aus Afghanistan allein zwischen Januar und März 2016 –  20.100 Menschen wegen Krieg geflohen sind. Im selben Zeitraum haben wegen Krieg 25.700 Menschen aus dem Irak Asyl in unserem Land beantragt, aus dem Bürgerkriegsland Syrien kamen in diesem Zeitraum 88.700 Flüchtlinge.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Hauptgrund der Flucht dieser armen Menschen ist Krieg. Nach dem politischen Bruch mit dem Assad-Regime sorgten die NATO-Staaten für eine gezielte Destabilisierung Syriens. Durch direkte und indirekte Unterstützung islamistischer Terrorgruppen. Wie das zuvor schon in Afghanistan mit den Gotteskriegern der Mutschahedin praktiziert wurde. Auch die deutsche Bundesregierung ist unmittelbar mitverantwortlich, weil sie Waffen an Saudi-Arabien liefert, die Türkei militärisch unterstützt, die ihre Bevölkerung brutal unterdrückt und Terrorbanden wie den IS versorgt. Die deutsche Rüstungsindustrie zählt zu den fünf größten Waffenlieferanten in der Welt. Wenn wir Fluchtursachen ernsthaft bekämpfen wollen, dann müssen:

– Aufrüstung und Auslandseinsätze des Bundeswehr aufhören

– dann muss der Export von Kriegswaffen aus Deutschland gestoppt werden.

– dann müssen solche Einsatzzentralen wie das Eucom und Africom in Stuttgart, von wo aus die US-Armee weltweit Kriegseinsätze und Drohnenangriffe lenkt – geschlossen werden.

Daran führt kein Weg vorbei.

Liebe Mitglieder einer DGB-Gewerkschaft:

„Die Gewerkschaften treten für das Recht auf Asyl auf der Grundlage des Flüchtlingsbegriffs der Genfer Flüchtlingskonvention ein. Sie engagieren sich für eine Gesetzgebung und Verwaltungspraxis, die Flüchtlingen tatsächlichen Schutz und ein menschenwürdiges Leben in unserem Land ermöglicht. Gewerkschaften setzen sich für eine tolerante Gesellschaft ein, in der Zuwanderer das Recht und die Möglichkeit haben, ihre Kultur und ihre Erfahrungen in die Gesellschaft einzubringen. Die Gewerkschaften treten allen Erscheinungsformen von Extremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – auch in den eigenen Reihen – entgegen.“

Humanitäre Katastrophe in Griechenland

So steht das im Grundsatzprogramm des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und danach haben wir zu handeln. Deshalb verurteilen wir auch die europäische Asylpolitik die chaotische Verhältnisse und eine humanitäre Katastrophe insbesondere in Griechenland für die Kriegsflüchtlinge ausgelöst hat.

Gegner sind die Kriegstreiber, Lohnkürzer und Sozialabbauer

Wir können es  nicht zulassen, dass Deutsche gegen Flüchtlinge ausgespielt werden. Wir müssen dieser Spaltung unsere Solidarität entgegensetzen. Flüchtlinge und Deutsche haben den gleichen Gegner: Die Kriegstreiber, Lohnkürzer und Sozialabbauer!

Eine Gesangseinlage bei der Mai-Kundgebung in Schwäbisch Hall:

Trompetenecho-Pegida

Gesungen von Siegfried Hubele, Schwäbisch Hall

Habe die Ehre, I bin da Brandbeauftragte Florian von d’AfD. A poor von eich ham uns a g’wählt ! Im kumm pfeilgrad vom Parteitag aus Stgt. Mir ham jetzt a ein Parteilied – des is no ganz geheim ! Aber wenns des Liedl hörts? Do lernts uns no kenna!

Zündeln damma, brenna damma, Häuser zünd’mer o
damit da Neger und der Syrer nimmer komma ko
AfD und Pegida – alle Vögel sind schon da
mir san die deitsche Leitkultur von Ulm bis Alaska

Schwule, Leschba, Wirtschaftflüchtling –  find‘ mor alle bleed
mir sann die Zier des Abendlands – hauts ab sonscht tuts no weh!
Lügenpresse in die Fresse, koaner hält uns auf
Flüchtlingselend sehn mor ned – drum schlag mor auf se drauf

Grenzenlos damit ist’s endlich Schluss und aus
koaner kimmt mehr rei – die schmeiss’mer hochkant raus
Stacheldraht und Tränengas, die sind famos
wer net spurt den schieß’mer glei, drunt am Balkan dod.

Orban, Höcke, Frauke Petry und die Storch
des san doch koine Nazis – nur Rassisten – Quasi
Die Frag‘ für Uns ischt tragisch, wenn du bischt irakisch
hasch’n reinen Saft im Schlauch, dann bischte super-arisch.

Was kümmert uns das Kriegsgeschehn, Flüchtlingselend, Massenmord
Mir ham halt guate Waffa , die mer gern verkaffa
So lang das so floriert – da sammer für’n Kriag
Und flücht’n dann die Leit ganz doll – dann sog’mars Boot ist voll!

Wir haben viel Erfolg damit – die anderen machen endlich mit
denn der Geschäftsplan ist genial –  verkaffa Leit an Erdogan
der hält uns d’Leit mit G’walt vom Hals – ach sind wir christlich, Gott erhalts.
Mir sind doch a Kulturnation – im Namen des Vaters und des Sohns.

Amen.

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„Arbeitgeber bieten Magerkost – Altersarmut im reichen Deutschland ist eine Schande“ – Kundgebungsredner Wolfgang Däubler kritisiert in Schwäbisch Hall die Reichen und fordert mehr Solidarität

Hauptredner bei der Mai-Kundgebung 2016 in Schwäbisch Hall war Professor Dr. Wolfgang Däubler, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Bremen. Däubler sprach schon 1978 bei einer Mai-Feier in Schwäbisch Hall. Ein Leserbriefschreiber beschwerte sich anschließend über „kommunistische Propaganda“ in der Lokalzeitung.

Von Wolfgang Däubler, Redner am 1. Mai 2016 in Schwäbisch Hall

Däublers Rede 2016 im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

herzlichen Dank für die Einladung, hier auf dieser Kundgebung in Schwäbisch Hall sprechen zu können. Es ist das zweite Mal, dass ich als Mairedner hier bin. Das erste Mal war ich 1978 da. Die Schalmeienkapelle hat damals auch schon gespielt. Die Stimmung war gut, obwohl es seit 1974 in der Wirtschaft nicht mehr so ganz rund lief. Das Haller Tagblatt berichtete ganz objektiv über das, was ich gesagt hatte. Doch da entsetzte sich ein Leserbriefschreiber: So viel kommunistische Propaganda habe er noch nie im Haller Tagblatt gelesen, das sei schlimmer als im Neuen Deutschland. Nun ja, es gab etliche Erwiderungen, auch vom damaligen DGB-Vorsitzenden Siedentopp. Die freie Presse blieb letztlich Sieger; irgendwie hat sich die Aufregung dann wieder gelegt.

Anerkennung und Solidarität für die Streikenden

Heute haben wir andere Sorgen als den angeblich so bösen Feind im Osten. Die Gewerkschaftsbewegung hat eine nicht ganz einfache Zeit hinter sich. Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2010 fielen die Reallöhne – netto und in Kaufkraft gemessen – im Durchschnitt um 3 Prozent. Die nominalen Tariferhöhungen wurden mit Zulagen verrechnet. Was übrig blieb, fraßen Inflation, Steuern und Abgaben auf. Erst 2014 war das reale Niveau von 2000 wieder überschritten – um ganze 1,4 Prozent. Die Kapitaleinkünfte hatten sich in derselben Zeit um 60 Prozent erhöht. Schon deshalb finde ich die 5-Prozent-Forderung der IG Metall in Ordnung: es besteht noch immer gewaltiger Nachholbedarf. Allein in Baden-Württemberg haben sich am Freitag mehr als 35.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt – sie haben unsere Anerkennung und unsere Solidarität verdient.

Ein lachhaftes Tarif-Angebot

Die Arbeitgeber bieten bei einer Laufzeit von zwei Jahren 2,1 Prozent an, das heißt pro Jahr 1,05 Prozent. Das ist Magerkost, besser: Hungerkünstlerdiät, im Grunde ein lachhaftes Angebot. Klar, dass es da zu  Streiks kommen muss. Und wir müssen uns für einen Streik überhaupt nicht entschuldigen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das Recht auf Streik ist ein Grundrecht, nicht anders als die Meinungsfreiheit und das Recht auf Demonstration.

Zwei Drittel der Forderungen durchzusetzen, sind ein normales Ergebnis

Die deutschen Gewerkschaften haben in den letzten 50 Jahren von ihrem Streikrecht nur einen sehr sparsamen Gebrauch gemacht. Das versteht man, wenn es auch ohne Streik aufwärts geht, wie das in der Tat lange der Fall war. Man versteht es auch, wenn die Arbeitgeber wie in der chemischen Industrie so klug sind, Angebote zu machen, mit denen man gut leben kann. Wenn aber Grund besteht, sich zu empören, und wenn dann nichts geschieht – dann gehen die Kollegen von der Fahne, und die, die dabei bleiben, sind enttäuscht und können niemanden mehr motivieren und zum Beitritt bewegen. Als Gewerkschaftsmitglied will man sicher sein, dass man gemeinsam mit anderen etwas für seine Interessen tun kann, dass man eine loyale Führung hat, die zu ihren Idealen steht, und dass sie auch zum Kampf bereit ist. Deshalb ist es gut, wenn es jetzt zu breiten Warnstreiks kommt. Bevor man dann abschließt, sollte man sich zudem an Otto Brenner erinnern, der mal gesagt hat: Zwei Drittel der Forderungen durchzusetzen, sind ein normales Ergebnis. Ich habe gerechnet: Zwei Drittel von 5 Prozent sind 3,33 Prozent. Das muss mindestens herauskommen, sonst hat sich die Sache nicht gelohnt; 2,5 Prozent würden nicht genügen.

Unser Motto für den 1. Mai 2016 lautet: „Zeit für mehr Solidarität“. Das regt zum Nachdenken an.

„Zeit“ fehlt den allermeisten von uns. Wir haben eine tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden bei Metall und Druck; im Durchschnitt aller Branchen liegt die Wochenarbeitszeit bei 37,5 Stunden. Die tatsächliche Arbeitszeit beläuft sich aber auf etwa 42 Stunden. Dazu kommen inoffizielle Überstunden. Fast 40 Prozent aller Beschäftigten müssen auch in ihrer Freizeit jederzeit für ihren Chef oder für Kunden erreichbar sein. Eine wachsende Zahl von Beschäftigten arbeitet auch zu Hause oder auf dem Weg – in der Bahn, auf Dienstreise im Hotel, beim Warten auf dem Flughafen. Von mobiler Arbeit ist die Rede, die dem Arbeitszeitkonto nur selten gutgeschrieben wird. Eine empirische Untersuchung ergab, dass 73 Prozent der Befragten nichts extra bekamen. Alles muss immer schneller gehen: Wenn man eine E-Mail nicht gleich beantwortet, kommt die besorgte Nachfrage: Hast du meine E-Mail bekommen? Ich habe sie eigentlich immer gekriegt, aber die Frage ist ja auch nicht unbedingt wörtlich gemeint, sondern will sagen: Jetzt rühr dich doch endlich!

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Viel Arbeit, die schnell zu erledigen ist: Das ist die Situation der meisten Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich bei Betriebsräteseminaren die Teilnehmer frage, welche Themen sie gerne behandelt hätten, so steht an erster Stelle der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. „Man ist nie fertig“, bekomme ich da zu hören, „man kann nur die größten Löcher stopfen“, aber auch am Freitagnachmittag bleiben immer eine Menge Sachen, die noch zu erledigen wären. Und diese Situation hält nicht jeder und nicht jede durch: Die harmloseren Symptome sind Rückenschmerzen und häufige Erkältungen oder Hexenschuss, die schlimmeren sind Burn-out und psychische Erkrankungen. Psychische Erkrankungen waren 2001 für 6,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich, im Jahre 2012 waren es schon 15,5 Prozent.

Was tun? Mit einem Appell, sich mehr Zeit zu nehmen, ist es nicht getan. Man muss nach den Ursachen fragen.

Wir leben in einer Wettbewerbsgesellschaft, wo jeder unter dem Druck steht, immer besser und immer schneller zu arbeiten. Wenn ich mir die Diskussionen um TTIP und CETA anschaue, so gibt es viel berechtigte Kritik. Vorausgeschickt wird aber immer: „Wir sind natürlich für den Freihandel. Wir finden es gut, wenn die letzten Zollbarrieren fallen.“ Mehr Freihandel heißt aber mehr Wettbewerb. Und das schlägt sich unmittelbar in der Arbeitssituation vieler Kolleginnen und Kollegen nieder. Der Wettbewerb ist keine schlechte Sache, weil er zu neuen Ideen zwingt. Aber es ist wie mit einem Medikament: Wenn man zuviel davon nimmt, wirkt es wie Gift und schadet statt zu nutzen. Durch die EU und viele Handelsabkommen haben wir heute schon genügend Konkurrenz und Leistungsdruck: Noch mehr davon können wir nicht brauchen. Schon deshalb: Weg mit TTIP und CETA.

Betriebsrat kann Leistungsdruck für alle reduzieren

Aber was tun, um die konkrete Situation im Betrieb zu verbessern? Es gibt Beschäftigte, die „nein“ sagen können, weil sie gesuchte Fachkräfte sind und nichts befürchten müssen, wenn der Chef die Stirn runzelt. Das sind leider nicht alle, aber aufgrund der demographischen Entwicklung wächst ihre Zahl. Ein Betriebsrat kann eine Menge tun, um den Leistungsdruck für alle zu reduzieren. Viele setzen eine so genannte Gefährdungsbeurteilung durch, die heute auch die psychischen Belastungen einbeziehen muss. Der Betriebsrat muss dabei einen langen Atem haben und gerade dann aktiv bleiben, wenn das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung vorliegt: Er muss alles tun, um die empfohlenen Verbesserungen zu realisieren. Auch die Einstellung neuer Arbeitskräfte kann man manchmal durchsetzen, es gibt Beispiele dafür!

Man kann die Arbeitshetze reduzieren, man kann Zeit gewinnen. Auch Zeit für mehr Solidarität.

Was heißt „mehr Solidarität“? Ich hatte mal einen Gesamtbetriebsrat zu beraten, als es um die Schaffung eines Verhaltenskodex für das Unternehmen ging. Die Arbeitgeberseite wollte das Leistungsprinzip festschreiben, im Sinne von noch mehr Effizienz und noch besserem Output. Wir haben dagegen gesetzt: Leistung besteht auch darin, einer Kollegin oder einem Kollegen zu helfen, der mit seiner Arbeit in Schwierigkeiten gerät oder persönliche Probleme hat. Wer hierfür Zeit erübrigt, verdient die besondere Anerkennung des Unternehmens, schrieben wir in unseren Entwurf. Das war überhaupt nicht nach dem Geschmack des Arbeitgebers, aber so richtig dagegen wollte er auch nicht sein: Also hat er auf den gesamten Abschnitt über Leistung verzichtet.

Ehrenamtliche Helfer für Flüchtlinge

Solidarität ist im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt. Als vor einigen Monaten zahlreiche Flüchtlinge hier ankamen, fanden sich unheimlich viele ehrenamtliche Helfer. Sie hatten alle plötzlich Zeit, und ich habe mich gefragt, warum so viele Leute hinter dem Ofen hervorgekommen sind. Vermutlich war es der Gedanke, hier mal etwas ganz konkret Nützliches tun zu können, eine Sache, die ihren unbestreitbaren Eigenwert hat. Das ist nicht Alltagsroutine wie sonst, bei der man sich fragen muss, wo eigentlich der Nutzen liegt und wem er zugute kommt. Die Helfer verdienen unser aller Anerkennung.

Haben wir in Afghanistan wirklich nur Brunnen gebohrt?

Die Aufnahme von rund einer Million Flüchtlingen hat auch viele Besorgnisse ausgelöst. In der aktuellen Situation wird leider viel zu selten nach den Ursachen der Fluchtbewegung gefragt. Hat nicht vielleicht auch die deutsche Außenpolitik ihren Anteil daran, dass bestimmte Länder destabilisiert wurden? Dass die Lebensbedingungen dort unerträglich wurden? Denn man verlässt seine Heimat nur, wenn man wirklich keine andere Alternative hat, wenn einem das Wasser zum  Halse steht. Ich frage mich immer: Haben wir in Afghanistan wirklich nur Brunnen gebohrt oder Kurse in Buchhaltung angeboten? Wie war und ist es mit unserer Neutralität im syrischen Bürgerkrieg? Warum müssen plötzlich deutsche Truppen ins Baltikum? Gut, wird man sagen, wir sind nun mal im westlichen Bündnis, und das ist mit Pflichten verbunden. Aber gehen sie wirklich so weit? Müssen wir den Weltoberpolizisten wirklich bei allen seinen Aktionen unterstützen? Sind wir so eine Art Hilfssheriff? Gleiche Rechte haben wir sowieso nicht. Man muss sich nur mal überlegen, was passiert wäre, wenn der BND das Handy von Obama abgehört hätte? Ob er dann wohl auch als freundlicher Onkel auf Abschiedstour gekommen wäre? Man hätte sich vermutlich fünf mal entschuldigt für so ein schreckliches Versehen ganz unbedeutender unterer Instanzen. Vielleicht hätte aber auch die Regierung zurücktreten müssen. Wie hat George Orwell mal geschrieben? Alle sind gleich, aber einige sind noch gleicher.

Die deutsche Außenpolitik gehört auf den Prüfstand

Doch zurück zu den Flüchtlingen. Unsere Gesellschaft ist nicht nur auf schnellen Output gepolt, sondern sie vergisst auch schnell. Nach 1990 sind mehr als zwei Millionen Übersiedler aus der früheren Sowjetunion und Osteuropa zu uns gekommen. Sie kamen als so genannte Volksdeutsche, obwohl manche nicht viel mehr Deutsch konnten als „bitte“ und „danke“ sagen. Das machte am Anfang einige Probleme, aber heute sind das keine mehr. Die Zuwanderer sind integriert, die Deutsch-Kurse hatten Erfolg. Warum soll dies jetzt anders sein?

Je geringer der Ausländeranteil, umso größer die Ausländerfeindlichkeit

Plötzlich taucht die These auf, die deutsche Bevölkerung werde zur Minderheit im eigenen Land, überall würden Moscheen gebaut. Mit Realität lässt sich das nicht begründen: Wie soll eine Minderheit von nicht mal zehn Prozent plötzlich in unserer Gesellschaft den Ton angeben? Doch Ängste sind oft irrational: Je geringer der Ausländeranteil, umso größer die Ausländerfeindlichkeit. Und noch eines: Deutschland war schon immer ein Einwanderungsland, was mit seiner wirtschaftlichen Stärke zusammenhängt. Woher kommen denn die vielen Namen polnischen Ursprungs, die Kowalskis, Kwiatkowskis und Lojewskis, im Ruhrgebiet und anderwärts? Sind das denn keine Deutschen geworden? Di Fabio heißt ein bekannter Verfassungsrichter, übrigens Sohn italienischer Gastarbeiter. Wo liegt das Problem? Wir haben im Gegenteil eine schlechte Bevölkerungspyramide mit viel zu wenig jungen Menschen: Durch die Zuwanderung wird dies ein Stück weit ausgeglichen.

Keine Arbeitenden erster und zweiter Klasse zulassen

Solidarität bezieht sich nicht nur auf Menschen, die unmittelbar Hilfe brauchen. Es geht auch darum, in den Betrieben keine Arbeitenden erster und zweiter Klasse zuzulassen. Ich meine damit die Leiharbeitnehmer und die Beschäftigten, die auf Grund von Werkverträgen in die Betriebe kommen. Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien heißt es, dass man die Stellung der Leiharbeiter verbessern und auch die Werkverträge regeln wolle. Das Arbeitsministerium hat zunächst einen Gesetzentwurf vorgelegt, der genau das umsetzen wollte, was im Koalitionsvertrag drinstand. Doch der CSU war dies schon zu viel und sie legte ihr Veto ein. Nunmehr haben wir einen verdünnten Entwurf, der zwischen den Ministerien kursiert. Ob er es auch nur zum Regierungsentwurf bringt, ist fraglich; noch mehr muss man zweifeln, ob er vom Parlament verabschiedet wird.

Im Zweifel ist bei der SPD „Einknicken“ angesagt

Mit der SPD ist es wie früher mit den Gewerkschaften: Man hat nicht den Eindruck, dass sie für ihre Vorstellungen wirklich kämpft. Dabei geht es mir nicht um Personen: ich würde von Andrea Nahles nach einigem Nachdenken durchaus einen Gebrauchtwagen kaufen, mir allerdings die letzte TÜV-Diagnose sehr genau ansehen oder einen Experten mitnehmen. Es geht mir um die Politik der Gesamtorganisation: Im Zweifel ist „Einknicken“ angesagt. In den Wahlen gibt´s dann die Quittung. Dennoch macht man weiter wie bisher; die Lernfähigkeit dieser Organisation ist nicht besonders ausgeprägt – um es diplomatisch zu formulieren.

Kurt Tucholsky: Du glaubst, du tust was für den sozialen Fortschritt, aber mit der Partei kommt er nie

Regeln allein für die Leiharbeit zu machen und bei Werkverträgen nur ein Informationsrecht des Betriebsrats vorzusehen – wie es der Entwurf vorsieht – bringt nichts. Viele Tätigkeiten von Leiharbeitnehmern lassen sich auch über Werkverträge erledigen. Solange man diese nicht gleichwertig mitregelt, sind die ganzen Bemühungen umsonst, weil der Arbeitgeber automatisch in Werkverträge ausweicht. Früher gab es mal einen Tarifvertrag im Bergbau, der gerade die Werkverträge erfasste: Der Arbeitgeber durfte zwar weiterhin Aufgaben nach außen vergeben, aber nur unter einer Bedingung: Die für den anderen Unternehmer Arbeitenden mussten nach Tarifvertrag bezahlt werden. Das könnte heute noch ein Vorbild sein: Vielleicht in der nächsten Metall-Tarifrunde? Es von der Arbeitsministerin zu erwarten, ist so, wie wenn man Gerechtigkeit vom Jüngsten Gericht erwartet. Frei nach Kurt Tucholsky: Du glaubst, du tust was für den sozialen Fortschritt, aber mit der Partei kommt er nie.

Altersarmut im reichen Deutschland ist eine Schande

Was wir brauchen ist eine breite soziale Bewegung für faire Arbeitsbedingungen und weniger Ungleichheit in der Gesellschaft. Der Mindestlohn war ein richtiger Schritt, und er kam nur, weil es in der Bevölkerung wie in der Öffentlichkeit eine breite Mehrheit dafür gab. Das ist ein Beispiel, das uns Mut machen kann. Wir sollten nicht mehr weiter zuschauen, wie die Renten immer mehr abgeschmolzen werden. Heute liegt das Rentenniveau im Durchschnitt bei 46 Prozent, in 14 Jahren soll es nur noch bei 39 Prozent des aktiven Gehalts liegen. Altersarmut wird so für viele Realität. Für ein so reiches Land wie die Bundesrepublik ist das eine Schande.

Die Reichen zur Kasse bitten – Eigentum verpflichtet

Wir müssen uns das nicht gefallen lassen. Wir können das oberste Prozent der Bevölkerung zur Kasse bitten, dem ein Drittel des ganzen Volksvermögens gehört. Oder noch besser: Das oberste Promille, also rund 80.000 Menschen, hat 16 mal mehr Vermögen als die ganze untere Hälfte der Gesellschaft. Im Grundgesetz heißt es nicht: Das Eigentum ist heilig. Vielmehr heißt es: Das Eigentum verpflichtet.

Wir müssen uns wehren und wir müssen zusammen stehen: Dann erreichen wir wirkliche Reformen und eine bessere Gesellschaft.

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