„Eine zweite Chance für die Liebe“ – Birgit Häbich erzählt in „Irgendwo in Hohenlohe“ von einer Beziehung, bei der Geschäftliches und Emotionales komplex verwoben sind

„Irgendwo in Hohenlohe“ ist eine untypische Liebesgeschichte und ein Heimatroman zugleich. Birgit Häbich, die in Murrhardt aufgewachsen ist, hat sie als Episodenerzählung in 54 kurzen Kapiteln mit eigenen Illustrationen gestaltet. Die Autorin entfaltet auf rund 220 Seiten die Geschichte von Carl Eugen Friedner und Paula Engel, die sich wirklich zugetan sind.

Buchbesprechung der Murrhardter Zeitung

Schlechtes Gewissen

Dass die Haller Handwerksmeisterin und Künstlerin Carls Dienste als Steuerberater und Rechtsanwalt in Anspruch nimmt, intensiviert die Beziehung und lässt sie gleichsam fast zerbrechen. Birgit Häbich hält in dem als Fortsetzungsgeschichte entstandenen Roman, der im Tübinger Kairos-Verlag erschienen ist, geschickt die Spannung bis zum Schluss. Sie erzählt vor allem aus der Perspektive von Carl Eugen Friedner, wechselt später aber phasenweise auch zu Paula Engel. Zu Beginn ist das Kind – oder man könnte auch sagen das Vermögen der Künstlerin – schon in den Brunnen gefallen, woran der Steuerberater und Rechtsanwalt einen nicht unerheblichen Anteil trägt. Dass Carl nach einigen Jahren des Schweigens doch wieder auf Paula zugehen will, hat vor allem emotionale Gründe. Zum einen schlagen sich sein schlechtes Gewissen und die ungeklärte Situation mittlerweile in gesundheitlichen Problemen nieder, zum anderen plagt ihn die Sehnsucht nach der Frau, mit der er sich trotz alledem und immer noch eine Beziehung wünscht. (…)

Gleichzeitig bieten die kurzen Kapitel ein schnelles (Wieder-)Einsteigen und lockeres Lesen. Hinzu kommen für Leser aus der Region verschiedene Wiedererkennungseffekte – ob in Schwäbisch Hall oder Hohenlohe.

Birgit Häbich: Irgendwo in Hohenlohe, Kairos-Verlag, Tübingen, 2018, 20 Euro ISBN 978-3-920523-21-7

Link zur vollständigen Buchbesprechung in der Murrhardter Zeitung:

https://www.murrhardter-zeitung.de/nachrichten/eine-zweite-chance-fuer-die-liebe-37742.html

   Sende Artikel als PDF   

„Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung“ – Vortrag von Manfred Spitzer in Künzelsau über Bildung, Gehirnforschung und Digitalisierung

Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer spricht über die Themen „Bildung, Gehirnforschung und Digitalisierung“ am Dienstag, 11. Februar 2020, um 19.30 Uhr in der Stadthalle Künzelsau. Der Eintritt ist frei. Einlass in die Stadthalle ab 18.30 Uhr; Einlass in den Großen Saal ab 19 Uhr. 

Von der Volkshochschule Künzelsau und der Buchhandlung Lindenmaier und Harsch

Mögliche Handlungsoptionen

Die Gehirnforschung der vergangenen Jahrzehnte hat unser Verständnis von Lernprozessen deutlich bereichert. Anhand dieser Erkenntnisse kann man auch Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung von Schulen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Gesellschaft feststellen. Dies wird an Beispielen dargestellt und mögliche Handlungsoptionen werden diskutiert.

Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm

Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer studierte in Freiburg Medizin, Psychologie und Philosophie. Nach seiner Habilitation für das Fach Psychiatrie waren Forschungsaufenthalte in den USA prägend. Seit 1997 ist er Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm. 2004 gründete er das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL).

Gespräch und Austausch beim Stehempfang

Die Veranstaltung ist die Auftaktveranstaltung zum 70-Jahr-Jubiläum der Volkshochschule. Sie wird offiziell durch Grußworte eröffnet. Nach Vortragsende sind die Besucherinnen und Besucher zum Gespräch und Austausch beim Stehempfang eingeladen.

Kosten: 

Gebührenfrei. Spende erbeten, Einlass in die Stadthalle Künzelsau ab 18.30 Uhr; Einlass in den Großen Saal ab 19 Uhr

Termin:

Dienstag, 11. Februar 2020, von 19.30 bis 21.30 Uhr

Weitere Informationen im Internet und Kontakt zu Manfred Spitzer:

https://www.uniklinik-ulm.de/psychiatrie-und-psychotherapie-iii/team/prof-dr-med-dr-phil-manfred-spitzer.html

Hirnforscher und Bestsellerautor „Risiken und Nebenwirkungen der Smartphone-Epidemie und ihre Auswirkungen auf uns Menschen“

http://wko.tv/play.aspx?c=10271

https://www.youtube.com/watch?v=utnzI7Y_qD0

https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer

Über einen, der aus Ängsten Geld macht

https://www.sueddeutsche.de/leben/buchautor-manfred-spitzer-ueber-einen-der-aus-aengsten-geld-macht-1.3965193

Digitales Klassenzimmer – Psychiater: Wenn Kinder nur wischen, haben sie einen Nachteil* / Manfred Spitzer im Gespräch mit Tobias Armbrüster

https://www.deutschlandfunk.de/digitales-klassenzimmer-psychiater-wenn-kinder-nur-wischen.694.de.html?dram:article_id=412480

   Sende Artikel als PDF   

„Kein Raum für historischen Vortrag über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit“ – Kritik an der Blockadehaltung in Langenburg

In der Stadt Langenburg ist es nicht möglich, einen Vortrag über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit zu halten. Seit fast zwei Jahren sind der Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske und der Journalist Ralf Garmatter auf der Suche nach einem Raum in Langenburg, um dort einen Vortrag zu diesem Thema halten zu können.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Warum wird Vortrag in Langenburg blockiert?

Was bewegt beispielsweise die Stadt Langenburg, die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg dazu, einen solchen Vortrag zu blockieren? Ein schon geplanter Vortrag im November 2019 in Gerabronn wurde von der Evangelischen Kirchengemeinde Gerabronn und der Katholischen Kirchengemeinde Gerabronn fünf Tage vor der Veranstaltung abgesagt – ohne vorher mit den beiden Referenten gesprochen zu haben.

Wer blockiert in Langenburg?

In Lauenburg blockieren die Stadtverwaltung Langenburg, die Volkshochschule, das Stadtarchiv, die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg, der Geschichtsverein, die Organisatoren des Philosophenkellers und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg selbst. Auch den amtierenden Fürst Philipp hatte der Autor dieses Artikels wegen eines Raums für einen Vortrag mit Diskussion angefragt. Das Fürstenhaus hat schriftlich abgelehnt.

Hohenlohe-Zentralarchiv: Nutzungssperre für Akten, die jünger als 100 Jahre sind

Das Gesamt-Fürstenhaus Hohenlohe und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg gewährten bisher keinen Einblick in die einschlägigen Akten und Dokumente des staatlichen Hohenlohe-Zentralarchivs. Zuständig ist das Land Baden-Württemberg, das sich auf eine Nutzungsvereinbarung mit dem Haus Hohenlohe eingelassen hat. Diese Vereinbarung beinhaltet, dass bei allen Archivalien, die jünger als 100 Jahre sind, die Nutzung durch das Gesamtfürstenhaus Hohenlohe verweigert werden kann. Das bedeutet im konkreten Fall: Dokumente über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg während der NS-Zeit blieben – trotz zahlreicher Nutzungsanfragen durch den Autor in den vergangenen Jahren – unter Verschluss. Bleibt zu hoffen, dass sich das für die historische Forschung bald ändert.

Kirchenarchiv Langenburg: Nutzung durch den Autor nicht genehmigt

Die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg hat trotz zahlreicher Anfragen über mehrere Jahre hinweg die Nutzung des Kirchenarchivs Langenburg durch den Autor verweigert. So bleiben viele Dokumente über die Anfänge der NS-Zeit in Langenburg und die Arbeit des antisemitischen Stadtpfarrers und Langenburger Dekans Albert Borst ungenutzt.

Fürst Ernst II. und seine Tochter Prinzessin Alexandra

Zwei Artikel in dem Buch „Täter Helfer Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ aus dem Jahr 2018 beschäftigen sich mit Fürst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg (1863-1950) und seine Tochter Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg (1901-1963). Herausgeber der bisher zehnbändigen Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ ist Dr. Wolfgang Proske. Die Artikel stützen sich ausschließlich auf schriftliche Dokumente. Die Artikel über Fürst Ernst II. und seine Tochter Prinzessin Alexandra bilden die Grundlage für den geplanten Vortrag in Langenburg.

Oberamt Gerabronn hatte die meisten NSDAP-Wähler in Württemberg

Das Oberamt Gerabronn (zu dem auch Langenburg gehörte) hatte etwa zwischen 1932 und 1934 bei Wahlen den höchsten Anteil an NSDAP-Stimmen in ganz Württemberg. Aktive Förderer der frühen Jahre in der Region waren neben anderen auch das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg sowie der Langenburger Dekan und Stadtpfarrer Albert Borst. Borst sagte 1933, dass es für ihn als Kirchenmann eine Freude sei, mit dem Langenburger NSDAP-Ortsgruppenleiter zusammenzuarbeiten. Endlich sei der demokratische Geist aus dem Kirchengemeinderat verschwunden. Albert Borst war Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre „Stahlhelm-Pfarrer“ und in diesem Amt für den ganzen Bereich Württemberg zuständig. Der Stahlhelm war eine große antisemitische und militaristische Vereinigung während der Weimarer Republik. Dem Stahlhelm gehörten auch viele ehemalige Soldaten des Ersten Weltkriegs an.

Langenburger Fürstenhaus an der Spitze eines Kolonialvereins

Fürst Ernst II. war in der Kaiserzeit um die Jahrhunderwende und danach an vorderster Stelle eines deutschen Kolonialvereins. Ernsts Vater war in den 1880er Jahren Gründungsvorsitzender dieses reichsweit agierenden Kolonialvereins gewesen. Fürst Ernst II. hat das Ende des Kaiserreichs 1918 nicht verwunden. Er schloss sich früh republikfeindlichen Grundbesitzervereinen und Adligenvereinen an.

Kontakte zu hohen Nazikreisen

Fürst Ernst II. war antisemitisch eingestellt und hatte insbesondere durch seinen Neffen aus Coburg und durch seine nahe Verwandtschaft zum deutschen Ex-Kaiser schon in den 1920er Jahren Zugang zu höchsten NSDAP-Kreisen. Prinz August Wilhelm (Auwi), der Kaisersohn, der sich am stärksten an die Nazis rangeschmissen hat, ist auf Initiative von Ernst II. Ende der 1940er Jahre auf dem Friedhof in Langenburg beerdigt worden. Sein Grab existiert noch heute.

Fürst Ernst II.: Hitler ist ein „Geschenk Gottes für das deutsche Volk“

Fürst Ernst II. hat bei einem evangelischen Bezirkskirchentag Mitte der 1930er Jahre in Weikersheim Adolf Hitler öffentlich als „ein Geschenk Gottes für das deutsche Volk“ bezeichnet. Mit der Antisemitin Cosima Wagner aus Bayreuth pflegte Fürst Ernst II. einen langjährigen Briefverkehr. Einen Teil dieser Briefe veröffentlichte Fürst Ernst II. im Jahr 1936 in einem Buch, das noch antiquarisch erhältlich ist.

Prinzessin Alexandra, NS-Kreisfrauenschaftsführerin

Seine Tochter, Prinzessin Alexandra, war von 1933 an NS-Kreisfrauenschaftsführerin im gesamten Oberamt Gerabronn und gleichzeitig Ortsfrauenschaftsführerin in Langenburg. Durch ihre Initiative sind viele Frauen der Region in die NS-Frauenschaft eingetreten. Bei den NS-Werbeveranstaltungen im gesamten Oberamt Gerabronn hat Prinzessin Alexandra oft selbst gesprochen.

Prinzessin Irma, BdM-Führerin

Ihre jüngere Schwester Prinzessin Irma zu Hohenlohe-Langenburg stand von Beginn der NS-Zeit an der Spitze des Bunds Deutscher Mädel (BdM) in Langenburg. Die NS-Mädchen- und NS-Frauenarbeit war fest in der Hand des Fürstenhauses Hohenlohe-Langenburg.

Erbprinz Gottfried wurde als Landrat abgesetzt

Erbprinz Gottfried zu Hohenlohe-Langenburg wurde von den Amerikanern nach deren Einmarsch im Altkreis Crailsheim zum ersten Landrat nach dem Zweiten Weltkrieg ernannt. Nach wenigen Wochen wurde er wieder abberufen als der Militärregierung in Crailsheim seine Aktivitäten während der NS-Zeit näher bekannt wurden.

Merkwürdige Rolle des Hohenloher Tagblatts

Die Lokalzeitung Hohenloher Tagblatt in Crailsheim spielt beim Themenkomplex „Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der Zeit des Nationalsozialismus“ eine merkwürdige Rolle. Obwohl der Lokalredaktion alle Informationen vorgelegt wurden, wurde über den abgesagten Vortrag in Gerabronn (dieser war am 26. November 2019 geplant gewesen) bis zum heutigen Tag nicht berichtet. Der Leserbrief unten (am 1. Januar 2020 an die Lokalredaktion Crailsheim des Hohenloher Tagblatts geschickt und dort auch nachweislich angekommen) wurde bis heute (2. Februar 2020) im Hohenloher Tagblatt (dem Monopolblatt im Altkreis Crailsheim) nicht veröffentlicht. Auf Nachfrage des Autors wurden von der Redaktionsleitung dafür keine Gründe genannt.

Jahrelange Blockadehaltung – Thema wird totgeschwiegen

Im Artikel des Hohenloher Tagblatts vom 1. Februar 2020 über den Vortrag von Rainer Höß in Langenburg wird mit keinem Wort erwähnt, dass während des Vortrags eine lebhafte Diskussion begonnen hatte, die aber vom Moderator mit großem Einsatz abgewürgt worden war. Es sollte offensichtlich nicht besprochen werden, welche Rolle das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg im lokalen und regionalen Geschehen während der NS-Zeit gespielt hat. Auch sollte in der Diskussion und Fragerunde nicht auf die Anmerkungen des Fragestellers aus Ilshofen eingegangen werden, warum der geplante Vortrag in Gerabronn über das Thema Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit kurzfristig abgesagt worden war.

Auf Spekulationen angewiesen

Was gibt es zu verbergen, dass die Diskussion über dieses lokalgeschichtliche Thema so vehement unterbunden wird? Alle Interessierten sind bei der Beantwortung dieser Frage auf Spekulationen angewiesen. Als Lokaljournalist habe ich für solch eine jahrelange Blockadehaltung kein Verständnis.

Bisher nicht veröffentlichter Leserbrief von Ralf Garmatter (am 1. Januar 2020 an das Hohenloher Tagblatt geschickt):

„Vortrag über Nazis wurde leider kurzfristig abgesagt“

Leserbrief von Ralf Garmatter zum HT-Artikel „Vortrag über die Nazi-Zeit – Autoren befassen sich in Gerabronn mit Tätern“ vom 21. November 2019

Leider hat der im HT angekündigte Vortrag über NS-Belastete aus Langenburg und Crailsheim am 26. November 2019 im evangelischen Gemeindehaus Gerabronn nicht stattgefunden. Fünf Tage vor der Veranstaltung sagten Pfarrer Axel Seidel (Projektleiter der OffenBar Gerabronn), Pfarrer Simon Englert (Evangelische Gesamtkirchengemeinde Gerabronn) und der Gemeindereferent Nils Neudenberger von der katholischen Kirchengemeinde Gerabronn die Veranstaltung ab. Nicht an der Absage beteiligt war der Co-Veranstalter, der Verein „Ohne Rechtsaußen“.
Mit den Referenten, dem Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aus Gerstetten bei Heidenheim und mir, dem Kirchberger Journalisten Ralf Garmatter, hatte zuvor leider keiner der Kirchenvertreter gesprochen. Als Grund für die Absage nannten die beiden evangelischen Pfarrer und der katholische Gemeindereferent, dass „In den Vorgesprächen zu der gemeinsamen Veranstaltung und auf dem Weg zur Erstellung des Plakates mehrfach von den Verantwortlichen der evangelischen und katholischen Kirchen und der OffenBar klargestellt und dann vereinbart worden sei: Es dürfen in keiner schriftlichen/öffentlichen Werbung für die Veranstaltung die vollen Namen von mutmaßlichen „Tätern“ genannt werden.“
Wie bereits gesagt: Vor der Absage hat keiner der Kirchenvertreter jemals mit den Autoren gesprochen, geschweige denn derartige Vorgaben gemacht. Deshalb konnten wir Autoren von einer solchen Vereinbarung auch nichts wissen. Und: Warum soll in einer Pressemitteilung zu der Veranstaltung nicht geschrieben werden, dass es bei dem Vortrag um Fürst Ernst II. und seine Tochter Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg sowie den späteren Crailsheimer Landrat Werner Ansel geht? Was gibt es da 74 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur zu verheimlichen? Alle drei Personen sind schon vor vielen Jahren gestorben. Und ihre Biographien sind in dem 2018 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ nachzulesen.
Wegen der überraschenden Absage in Gerabronn sind wir, die Autoren Ralf Garmatter und Dr. Wolfgang Proske, wieder auf der Suche nach einem Raum in Langenburg, wo wir den Vortrag über das Thema „Das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit“ halten können. Trotz zahlreicher Anfragen bei in Frage kommenden Veranstaltern in Langenburg war es uns in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht möglich, in dem Fürstenstädtchen Langenburg einen Raum für den Vortrag zu finden. Wir würden uns freuen, wenn sich das bald änderte.

Ein Artikel in Hohenlohe-ungefiltert vom 27. März 2019:

https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=24845

„Die Nazis geadelt“ – NS-Belastete aus dem Langenburger Fürstenhaus

Groß war vor Kurzem das Interesse an dem Vortrag „NS-Belastete aus dem Langenburger Fürstenhaus“. Über 80 Besucher kamen in das Forum in den Arkaden des Crailsheimer Rathauses.

Pressemitteilung des Referenten

„Täter, Helfer, Trittbrettfahrer…“

Der Journalist Ralf Garmatter berichtete über Fürst Ernst II. (1863-1950) und dessen Tochter Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg (1901-1963). Grundlage des Vortrags waren zwei Artikel in dem 2018 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ (THT, Band 8). Veranstalter des Abends waren das Stadtarchiv Crailsheim und der Crailsheimer Historische Verein.

Keinen Raum in Langenburg

In ihren einführenden Reden berichteten Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch und Wolfgang Proske, Herausgeber der THT-Buchreihe, von den Schwierigkeiten bei der Archivrecherche und beim Finden eines Veranstaltungsraums in Langenburg. Ralf Garmatter wurde konkreter: „In Langenburg, Gerabronn und beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein ist es trotz zahlreicher Versuche während der vergangenen Monate nicht gelungen, einen Raum für diesen Vortrag anzumieten.“ Gerne würde der Journalist seinen Vortrag in Langenburg halten.

Fürstenhaus Hohenlohe erschwerte Archivrecherche

Auch die Recherchen zu den zwei Biographien haben sich viel schwieriger gestaltet als zuvor gedacht. „Beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein durfte ich nur Akten einsehen, die älter als 100 Jahre waren“, erklärte Garmatter. Jüngere Akten blieben unter Verschluss, weil das Fürstenhaus Hohenlohe sein Veto eingelegt hatte. Das Findbuch – die Inhaltsangabe des Archivbestands – habe er einsehen dürfen, berichtet der Journalist. Dort fanden sich einige interessante Hinweise und Kontakte von Fürst Ernst II. und seiner Tochter Alexandra. Die Dokumente selbst blieben aber unter Verschluss. „Bei meinen Recherchen war ich vor allem auf Unterlagen aus anderen Archiven, Zeitungsartikel und auf einschlägige Literatur über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg angewiesen.“

Fürst Ernst II.: „Hitler ist ein Geschenk Gottes für das deutsche Volk“

Fürst Ernst II. war von 1913 bis zu seinem Tod 1950 Standesherr des Hauses Hohenlohe-Langenburg. Dazu gehörte auch die Position als Kirchenpatron der evangelischen Kirchengemeinde Langenburg. Zu Beginn seiner Regentschaft in Langenburg war Ernst 50 Jahre alt. „Völkisches und antidemokratisches Denken herrschte schon früh am Fürstenhof Hohenlohe-Langenburg“, berichtete der Referent. Fürst Ernst II. (1863-1950) war ein großer Anhänger Hindenburgs. In Adolf Hitler sah er ein „Geschenk Gottes“ für das deutsche Volk.

Prinzessinnen an der Spitze der NS-Frauenbewegung

Ernsts Tochter Alexandra (1901-1963) engagierte sich von der Fürstenfamilie am stärksten in den NS-Organisationen. Sie war Führerin der NS-Frauenschaft im Oberamt Gerabronn und Leiterin der NS-Frauenschaft in Langenburg. Alexandras jüngere Schwester Irma (1902-1986) stand in Langenburg an der Spitze des „Bund deutscher Mädel“ (BdM). Somit waren alle NS-Frauen- und Mädchenorganisationen fest in der Hand von Mitgliedern des Fürstenhauses.

Amerikaner setzten Erbprinz Gottfried als Landrat ab

Kronprinz Gottfried (1897-1960) haben die Amerikaner im Mai 1945 kurzzeitig als Landrat des Kreises Crailsheim eingesetzt. Schon nach wenigen Wochen setzten sie ihn aber ab, „vermutlich als seine politische Vorgeschichte stärker in den Blickpunkt rückte“, heißt es im Findbuch des Hohenlohe-Zentralarchivs Neuenstein. Mitglieder der NSDAP waren alle vier genannten Personen der Fürstenfamilie. Auch Fürstin Alexandra (1878-1942) war ab 1937 Mitglied der Nazi-Partei. Sie starb bereits 1942.

Dekan Borst – „Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“

Langenburgs evangelischer Dekan Albert Borst (1892-1941) nannte es in seinem Pfarrbericht von 1933 „bemerkenswert, dass das Fürstenhaus bei den Frauen- und Mädchenorganisationen die Führerinnen stellt, nicht ohne vor Übernahme des Amtes und nun in der Führung engste Fühlung mit mir zu haben“. Sich selbst bezeichnete Borst als „Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“. Borst lobte die gute Zusammenarbeit der örtlichen Kirchengemeinde mit dem NS-Ortsgruppenleiter in Langenburg.

„Für Rassepolitik, aber gegen Judenvernichtung“

Prinzessin Alexandra befürwortete nach eigenem Bekunden die Rassepolitik der Nazis, sprach sich nach eigenen Worten aber gegen die Judenvernichtung aus. Diese Aussage machte sie in ihrem Entnazifizierungsverfahren 1947. Dort gab sie an, von KZs in der Region und von der Verfolgung und Inhaftierung politisch Andersdenkender erstmals am Tag der Spruchkammerverhandlung gehört zu haben. Dabei hatte sie über Jahre hinweg persönlichen Kontakt zu Erich Gunzenhauser aus Atzenrod. Erich Gunzenhauser war Pächter des Gutshofs in Atzenrod, der dem Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg gehörte. Der Landwirt saß 1938 fünf Tage lang in Gestapo-Haft in Ellwangen, weil er bei der Volksabstimmung 1938 gegen Hitler gestimmt hatte.

Fürst Ernst II. erhielt „Weihnachtsamnestie“

Wegen ihres Engagements für die Nazis im Oberamt Gerabronn wurde Prinzessin Alexandra von der Militärregierung 27 Monate lang im Interniertenlager Ludwigsburg inhaftiert. Am 10. Dezember 1947 wurde sie aus der Haft entlassen. Formell wurde Alexandra zuerst als „Minderbelastete“ (Stufe 3 von 5) eingestuft, in einer Berufungsverhandlung als „Belastete“ (Stufe 2), später wurde sie einer Mitläuferin (Stufe 4) gleichgestellt. Allerdings blieben 20 Prozent ihres Vermögens eingezogen. Ihr Vater Fürst Ernst II. fiel wegen seines Alters und seines schlechten Gesundheitszustands unter die Weihnachtsamnestie und blieb straffrei. Beide starben in Langenburg und wurden auf dem dortigen Friedhof der Fürstenfamilie beerdigt. Ihre Gräber bestehen noch heute.

Buchempfehlung:

Weitere Informationen über das Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ gibt es auf folgender Internetseite:

http://www.ns-belastete.de/band_8.html

Das Buch kann unter folgender ISBN-Nummer im Buchhandel bestellt werden:

„Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“, herausgegeben von Wolfgang Proske, Kugelbergverlag Gerstetten, 441 Seiten, Preis 19,99 Euro, ISBN 978-3945893098

   Sende Artikel als PDF   

„Wir wollen bald eine soziale Stimme im Landtag haben“ – Bretzfelder Simon Brecht zum Landesgeschäftsführer der linksjugend [’solid] gewählt

Den Bretzfelder Simon Brecht (21) hat die linksjugend [’solid] bei der Jahreshauptversammlung in Karlsruhe zum Landesgeschäftsführer gewählt.

Von Die Linke, Kreisverband Schwäbisch Hall und Hohenlohe

Einstimmig gewählt

Die linksjugend [’solid] ist die Jugendorganisation der Partei DIE LINKE. , traf sich in Karlsruhe zu ihrer Jahreshauptversammlung. Gemeinsam mit Kassandra Rosentiel aus Freiburg, wird der 21-jährige Simon Brecht das Amt ein Jahr lang bekleiden. Der Hohenloher wurde von den anwesenden Mitgliedern einstimmig gewählt.

Mitgründer der Basisgruppe Schwäbisch Hall-Hohenlohe

Bereits seit 2018 gibt es in den Landkreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohe eine Basisgruppe der Linksjugend. Simon Brecht war Mitbegründer der Basisgruppe Schwäbisch Hall-Hohenlohe und bisher Sprecher dieser Gruppe. Darüber hinaus ist er als Kassierer des LINKEN Kreisverbandes, auch Mitglied im Kreisvorstand seiner Partei.

„Jugendarbeit und Gruppen besser vernetzen“

Seine neue Position möchte er dazu einsetzen, die Jugendarbeit im Land besser zu strukturieren und die einzelnen Gruppen überall im Land zu vernetzen. „Der Jugendverband soll im Jahr 2021 gut aufgestellt sein, um seinen, nicht gerade geringen Teil dazu beizutragen, dass wir mit der LINKEN endlich eine soziale Stimme im Landtag haben“, so Brecht direkt nach seiner Wahl.

„Starker Jugendverband ist nötig“

Auch der Kreissprecher der LINKEN Schwäbisch Hall und Hohenlohe Cedric Schiele, der mit Brecht und anderen die Linksjugend-Basisgruppe gegründet hatte, freute sich über die Wahl: „Wir brauchen in den kommenden Wahlkämpfen einen starken Jugendverband und Simon hat in Hall und Hohenlohe gezeigt was er kann. Ich bin mir sicher, dass er helfen wird, die Linksjugend in ganz Baden-Württemberg gut aufzustellen, zu professionalisieren und zu etablieren.“

Weitere Informationen im Internet über die linksjugend [’solid]:

Kreisverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe: http://linksjugend-solid-bw.de/shaho/

Landesverband Baden-Württemberg: http://linksjugend-solid-bw.de/

Bundesverband: https://www.linksjugend-solid.de/

Weitere Informationen und Kontakt:

Linksjugend [‘solid] Baden-Württemberg
Schützenstraße 46
76137 Karlsruhe

Telefon: (0721) 3548 9341
Telefonsprechzeiten: Donnerstag, 18-20 Uhr

E-Mail: info@linksjugend-solid-bw.de

 

   Sende Artikel als PDF   

„Für eine bessere Klima-Politik und Gerechtigkeit in der Weltwirtschaft“ – Aktionen der Akademie der Weltmarktverlierer in Schwäbisch Hall

Akademie der Weltmarktverlierer in Schwäbisch Hall: Insgesamt waren vergangene Woche 350 Besucher bei den Veranstaltungen, 200 haben mit den Aktivisten von Fridays-for-Future vor der Bausparkasse gegen den Weltmarktführer-Gipfel für eine bessere Klimapolitik demonstriert.

Von Hans A. Graef, Akademie der Weltmarktverlierer in Schwäbisch Hall

Radio Störfunk berichtet über die Veranstaltungen

Im Radio StHörfunk in Schwäbisch Hall gibt es inzwischen die ersten Sendungen der Weltmarktverlierer-Veranstaltungen. Der erste Schwerpunkt befasst sich mit dem „Lieferkettengesetz“. Weitere Vorträge sind ab Freitag, 7. Februar 2020, im Radio Sthörfunk zu hören.

Link zur Mediathek des Radio-Sthörfunk:

http://www.sthoerfunk.de/mediathek

Weitere Informationen im Internet über die Akademie der Weltmarktverlierer in Schwäbisch Hall:

http://www.weltmarktverlierer-akademie.de

Weitere Informationen und Kontakt:

E-Mail: hans.a.graef@t-online.de

   Sende Artikel als PDF   

„Traditionen und eine fast vergessene Pleite“ – Kritik in der Zeitung „RotFuchs“ an Aberkennung der Gemeinnützigkeit für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA)

„Traditionen und eine fast vergessene Pleite“ lautet die Überschrift ist des Artikels von Victor Grossmann in der Zeitung „RotFuchs“ vom Januar 2020. Grossmann kritisiert darin die Entscheidung der Berliner Finanzverwaltung, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.

Von Victor Grossmann, Arbeitskreis Frieden der Berliner VVN-BdA in der Zeitung „Rotfuchs“ vom Januar 2020

„Ausgerechnet vom bayrischen Verfassungsschutz“

In der Politik sind Traditionen wichtig. Als das Berliner Finanzamt beschloss, der VVN/BdA die Gemeinnützigkeit zu entziehen, wurde das glasklar. Die Entscheidung, die es ihr finanziell fast unmöglich macht, ein Büro ohne feste Angestellte zu behalten, ihre Existenz also gefährdet, basiert offiziell auf deren Einstufung als „gefährlich für die Demokratie“ – ausgerechnet vom bayrischen Verfassungsschutz.

Alte Nazis

Doch baut sie eben auf einer viel älteren Tradition auf. Spätestens 1959 beschloss die Bundesregierung, die VVN, wie vor ihr die FDJ, die KPD und alle „kommunistischen Tarnorganisationen“ als verfassungswidrig zu verbieten. Nach drei Jahren war sie soweit. Vor 57 Jahren also, am 29. November 1962, eröffneten Professor Fritz Werner und zwei Nebenrichter des ersten Senats des Bundesverwaltungsgerichts den Prozess. Doch kaum hatte er begonnen, mischte sich August Baumgarte ein, ein Überlebender der KZ Sachsenhausen und Mauthausen, und überreichte Dokumente, die bewiesen, dass gerade Werner schon vor 1933 Mitglied der NSDAP war, dass er stolz den Ehrentitel „Alter Parteigenosse“ trug und nach 1933 zum höheren SA-Führer berufen wurde. Danach kam heraus, dass der beisitzende Richter Eugen Hering, seit 1933 NSDAP-Mitglied, sogar in der SS war und bis zuletzt Landrat einer Ortschaft im besetzten Polen. Der dritte Richter, Lullies, auch seit 1933 in der NSDAP, hatte zur Nazi-Zeit einen hohen Rang in Erfurt inne und wäre Oberbürgermeister in Regensburg geworden, wenn das Kriegsende diese Beförderung nicht verhindert hätte. Schließlich war der Staatsanwalt der Regierung, Hermann Reuß, ebenfalls NSDAP-Mtglied und früher Richter, der schon gleich nach Hitlers Machtantritt das Verbot aller anderen Parteien forderte.

„Der Prozess ist gescheitert“

Diese Enthülliungen wurden in den bundesdeutschen Medien fast völlig vertuscht und waren der Grund , warum schon am zweiten Tag das Ganze verschämt „verschoben“ und kaum je wieder erwähnt wurde (nachdem Bonns Regierungssprecher kleinlaut zugab: “Der Prozess ist gescheitert.“). Dazu kommentierte seinerzeit die britische Zeitung „New Statesman“ bissig: Die VVN vor Gericht zu stellen zeugt schon überhaupt von sehr schlechtem Geschmack, dann aber dafür einen Nazi-Richter und SA-Mitglied als Vorsitzenden zu ernennen, ist absolut unglaublich… Nun, wenn Adenauer die Vertreter von Menschen, die in Konzentrationslagern litten, unbedingt bestrafen will, müsste sich, um ihre Schuld festzustellen, irgendwo in seinem Reich ein Richter finden lassen, der selbst kein Nazi war.“

„Extremisten“

Die neuerliche Entscheidung in Berlin ist noch mit einer ähnlichen Tradition verknotet, die neulich auf sehr hoher Ebene erkennbar wurde – nämlich bei der Europäischen Union. Diese Tradition bezeichnet linke Ideen und linke Menschen, ob Bolschewiken, Kommunisten oder “linke Extremisten“ genannt, nicht nur als schlecht und geradezu gefährlich, sondern stellt sie mit Faschisten gleich – und sogar verwandt, als wären die UdSSR, der „Ostblock“ und erst recht die DDR mit dem Dritten Reich der Nazis verwandte böse Brüder, wobei deutlich wird, für etliche seien die „Roten“ am Ende noch die gefährlicheren des Verwandtenpaars. Man spricht dabei von einem verwandten „Totalitarismus“. Nur, die eigentliche Tradition sieht ganz anders aus.

Hitler ermutigt, den Weltkrieg zu beginnen

Am 19. November 1937 traf sich Lord Halifax – bald wurde er britischer Außenminister – insgeheim mit Adolf Hitler. Nachdem er die großen Verdienste, die sich der Führer um den Wiederaufbau Deutschlands erworben habe, „voll und ganz“ lobte, versicherte er, dass er „wie andere Mitglieder der englischen Regierung davon durchdrungen (wäre), dass der Führer nicht nur in Deutschland selbst Großes geleistet habe, sondern auch durch die Vernichtung des Kommunismus im eigenen Lande diesem den Weg nach Westeuropa versperrt habe und dass daher mit Recht Deutschland als Bollwerk des Westens gegen den Bolschewismus angesehen werden könne.“ Dieses Treffen bestärkte England darin, Hitler und Mussolini bei deren entscheidender Hilfe für General Franco im Spanischen Bürgerkrieg gegen die dortige demokratische Regierung zu unterstützen – auf Kosten ungeheuren Elends nicht nur für das spanische Volk, sondern für alle Völker; denn diese Politik war es, die Hitler ermutigte und ihm ermöglichte, den Weltkrieg zu beginnen.

„Vielleicht morgen einem Hocker?“

Die Tradition ist also längst offenbar geworden, dass Regierungen und Politiker, die auf Antikommunismus schwören, meistens bereit sind, sich mit Faschisten zu verbinden. Trotz aller sorgsam gepflegten Totalitarismus-Theorien, sobald es darauf ankam, waren solche „Demokraten“ geneigt, einem Franco eher als einem Negrin zu helfen, einem Ngo Dinh Diem eher als einem Ho Chi Minh, einem Pinochet eher als einem Allende. Und vielleicht morgen einem Höcke?

„Faschisten bedrohen niemals die Reichen“

Die tatsächliche Verwandtschaft besteht nämlich nicht zwischen Faschisten und den Linken, Sozialisten und Kommunisten, welche sie immer grundsätzlich als Hauptfeind hassten und bekämpften, sondern mit den Antikommunisten, und wenn sie noch so glatt über Demokratie, Verfassungstreue oder böse Extremisten reden konnten. Diese Verwandtschaft liegt nämlich darin, dass sie bei Linken um ihr Eigentum fürchten mussten, dass ihre Millionen oder gar Milliarden vermindert oder – ach Gott – gar enteignet werden. Solche Ängste brauchen sie bei den Faschisten nicht zu haben, die ja niemals die Reichen bedrohen, die sie zumeist – wenn auch zuerst geheim – immer wieder finanzieren und unterstützen.

Verlogene Schritte gegen die VVN

Gerade die deutschen Traditionen – Linke betreffend – machen deutlich, wie verlogen Schritte gegen die VVN sind – und wie gefährlich. Sie harmonisieren allzuleicht mit den Forderungen mancher Minister – stark an eine gewisse Vergangenheit erinnernd – nach immer mehr Waffen und immer mehr Einsätzen. Dahinter, immer lauter, erkennt man schon die alt-neuen Sirenengesänge eines Höcke oder, kaum verdeckt, das Gebrüll eines blutlüsternen Mobs – wie einst!

Weitere Artikel im Internet in der Zeitung „RotFuchs“ zum aktuellen Thema VVN-BdA:

http://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2020/RF-264-01-20.pdf

Weitere Informationen im Internet über die Zeitung RotFuchs:

http://rotfuchs.net/

   Sende Artikel als PDF   

„Beeindruckende Menschen aus Hohenlohe“ – Michaela Butz aus Crailsheim hat einen eigenen Blog gestartet

Einen eigenen Blog hat die Diplom-Kommunikationswirtin Michaela Butz aus Crailsheim gestartet. Sie ist Social Media Managerin (VWA) und besitzt ein Zertifikat in „Leichter Sprache“. Sie macht beruflich auch Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt Crailsheim.

Informationen von Michaela Butz, Crailsheim

Was mich an Hohenlohe fasziniert und was mich hier hält

Im Mittelpunkt dieses Blogs stehen Menschen aus Hohenlohe, die mich auf ganz unterschiedliche Weise beeindrucken. Es sind diejenigen, die mir Kraft geben oder mich anregen, die mich zum Lachen bringen, herausfordern, rühren oder die mich staunen lassen. Ich mache aber auch Werbung und berichte über die schönsten Ecken meiner Provinz. Kurz: Ich zeige, was mich an Hohenlohe fasziniert und was mich hier hält.

Wer ich bin?

Mir fallen viele Antworten ein. Keine stimmt ganz. Jeder Tag ist anders. Das geht wohl allen so, die offen und neugierig durchs Leben gehen und sich immer wieder aufs Neue berühren lassen.

Und beruflich?

Auch was ich tue, lässt sich nicht leicht auf einen Nenner bringen. Seit rund zehn Jahren mache ich Öffentlichkeitsarbeit für meine Heimatstadt Crailsheim. Daneben engagieren mich Agenturen und kleinere Unternehmen als Texterin, Freelancerin und PR-Fachfrau. Seit rund einem Jahr lehre ich zudem Deutsch als Fremdsprache (DaF) an einer privaten Crailsheimer Sprachschule. Mein Studium an der Berliner Uni der Künste habe ich mir als Krankenschwester finanziert. Ich war Koordinatorin im Betreuten Wohnen, Barkeeperin einer Tanzschule, Hilfsarchivarin beim RIAS… Immer hatte ich mit Menschen zu tun (beim RIAS indirekt über ihre Biografien). Vielleicht ist das der gesuchte Nenner.

Und noch eine Runde

Von Jobs und Menschen habe ich immer noch nicht genug. 2018 habe ich ein Zertifikat in Leichter Sprache bei der Lebenshilfe in Bremen abgelegt. Den Titel „Social Media Managerin (VWA)“ holte ich mir 2019 bei der VWA, Freiburg. „Fortbildung bis zur Bahre“, meinte neulich ein guter Freund dazu. Für mich gibt es nichts Sinnvolleres. Nun nutze ich die Freiheiten des Internets und werde als Bloggerin aktiv. Auch wenn Blogs ihren Zenit vielleicht bereits überschritten haben. Ich freue mich trotzdem auf das unbegrenzte journalistische Arbeiten, das mir ein eigener Blog eröffnet. Und auf den Dialog mit vielen Menschen, den die sozialen Medien ermöglichen.

Kenne ich von der Autobahn

Berichten werde ich über meine Heimat Hohenlohe. Für alle, die nicht regelmäßig auf der A 6 oder A 7 unterwegs sind: Hohenlohe, Crailsheim, Schwäbisch Hall, Brunzenberg, Liebesdorf & Co. gehören zum nordöstlichen Teil Baden-Württembergs und liegen dicht an der bayrisch-fränkischen Grenze. Und für meine japanischen Leser: Ja, in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber. Die Gegend hat also viel Fachwerk und ist sehr ländlich geprägt. Die Bevölkerung wächst trotzdem, denn die Wirtschaft funktioniert.

Wieder Menschen, aber auch ein bisschen Tourismus…

Im Mittelpunkt meines Blogs stehen die Menschen, mit denen ich hier im Süden lebe und arbeite, die mir hier begegnen und die mich auf ganz unterschiedliche Weise beeindrucken. Ich lasse also die zu Wort kommen, die mir Kraft geben oder mich anregen, die mich zum Lachen bringen oder die mich staunen lassen. Sie kommen übrigens aus aller Welt, denn auch Hohenlohe ist spätestens seit 2015 global aufgestellt.

„Berichte über die schönsten Ecken meiner Provinz“

Ich mache aber auch einfach Werbung, berichte über die schönsten Ecken meiner Provinz und gebe Freizeit- und Urlaubstipps. Kurz: Ich zeige, was mich an Hohenlohe fasziniert und was mich hier hält.

Die Provinz ist das neue Berlin

Das mache ich auch für mich selbst, denn eigentlich liebe ich das Großstadtleben – nur nicht um jeden Preis. Bezahlbarer Wohnraum, Überschaubarkeit, Ruhe, Natur, ein sicheres Lebensgefühl und Auslauf für meinen Kater sprechen für die Provinz. Sie darf nur nicht zu provinziell sein.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://michaelabutz.com/

   Sende Artikel als PDF   

„Für ein gerechtes Wirtschaftssystem“ – Vier Veranstaltungen der „Akademie der Weltmarktverlierer“ in Schwäbisch Hall

Vier Veranstaltungen der „Akademie der Weltmarktverlierer“ finden in den nächsten Tagen in Schwäbisch Hall statt. Die Vorträge werden in den kommenden Wochen in der gleichnamigen Sendung freitags ab 16 Uhr im Radio Sthörfunk gesendet.

Von der Akademie der Weltmarktverlierer Schwäbisch Hall

Montag, 27. Januar 2020, um 19.30 im Brenzhaus Schwäbisch Hall:

Veranstalter: ATTAC Schwäbisch Hall und Evangelisches Kreisbildungswerk

Thema: „Zum Beispiel BASF. Über Konzernmacht und Menschenrechte“, es referiert SIMONE KNAPP von der KASA (Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika) in Heidelberg

Wie ist es möglich, dass die Menschen, die eines der wertvollsten Metalle der Welt für ein deutsches Vorzeigeunternehmen abbauen, in Slums leben? Am Beispiel der Platinlieferkette zwischen dem deutschen Chemiekonzern BASF und dem britisch-südafrikanischen Platinproduzenten Lonmin erörtert sie koloniale Kontinuitäten im Rohstoffhandel und versammelt Stimmen von ArbeiterInnen, AktivistInnen und WissenschaftlerInnen. Es geht um die direkte Verbindung des Massakers von Marikana nach Europa, um globale Lieferketten und deren Gestaltung durch Handelsabkommen und Entwicklungspolitik, um Steuervermeidung, Lobbyismus und Unternehmensverantwortung, um dringend notwendige rechtliche Regulierungen und postkoloniale Verantwortungskonzepte – und um die neuen Herausforderungen transnationaler Solidarität.

Dienstag, 28. Januar 2020, um 19.30 Uhr im Haus der Bildung Schwäbisch Hall:

Veranstalter: ATTAC Schwäbisch Hall und Volkshochschule

Dokumentarfilm „Goldmann Sachs – eine Bank lenkt die Welt“

Vortrag Finanzwende von Dr. Schick abgesagt

Wegen einer Erkrankung kann der bekannte Finanzpolitiker Dr. Gerhard Schick von der Bürgeraktion Finanzwende am Dienstag, 28. Januar 2020 seinen angekündigten Vortrag „Die Finanzwirtschaft an die Kette legen“ bei der VHS im Haus der Bildung  leider nicht halten. Der Termin soll in Kürze nachgeholt werden. Stattdessen wird für Interessierte der Dokumentarfilm „Goldmann Sachs – eine Bank lenkt die Welt“ gezeigt.

Für eine Finanzwirtschaft, die der Gesellschaft dient, nicht ihr schadet

Er ist promovierter Volkswirt, ehemaliges Mitglied des Bundestages (ehemaliger finanzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion), Mit-Initiator des Vereins und dessen geschäftsführender Vorstand. Bekannt wurde er in den Medien durch seine Aufklärung der so genannten Cum-Cum- und Cum-Ex-Geschäfte, bei der europäische Staaten durch Geschäfte der Finanzwirtschaft um 55 Milliarden Euro betrogen wurden – einer der größten Steuerbetrügereien der letzten Jahrzehnte. „Willfährige Wirtschaftsprüfer sind Erfüllungsgehilfen der Firmen“ titelte die Süddeutsche Zeitung. Literaturhinweis: Giegold/Philipp/Schick. Finanzwende – den nächsten Crash verhindern. (Wagenbach)

Mittwoch, 29. Januar 2020, um 19.30 Uhr Theatersaal Altes Schlachthaus in Schwäbisch Hall:

Veranstalter: ATTAC Schwäbisch Hall, Publik und Brot für die Welt

Thema: „Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern – Eine Streitschrift (2019)“

WOLFGANG KESSLER (ehemaliger Publik-Chefredakteur)

„Rasender Kapitalismus“

Megakonzerne und Großinvestoren erobern Innenstädte, Krankenhäuser, Pflegeheime, Ackerland und unsere Daten. Für hohe Renditen werden Rohstoffe ausgebeutet, Regenwälder abgeholzt und die Meere vermüllt. Der rasende Kapitalismus bedroht Mensch, Demokratie, Natur und Klima. Wirtschaft und Konsum müssen grundlegend anders werden. Das erfordert die Kunst, das Wirtschaftssystem tiefgreifend zu verändern – ohne dass es in eine Krise abstürzt. Wolfgang Kessler zeigt, wie dies gehen kann. Und was wir dafür tun können.

Andere über Wolfgang Kesslers Streitschrift:

»Ein Buch für alle, die in diesem Land etwas verändern wollen.« Stephan Hebel, Journalist
»Sagenhaft aufrüttelnd«. Friedhelm Hengstbach SJ
»Ein beeindruckendes Feuerwerk von Alternativen, das nur eine Schlussfolgerung zulässt: Alles ist tatsächlich zum Besseren veränderbar. «Christian Felber, Publizist

Freitag, 31. Januar 2020, um 20 Uhr im Kino im Schafstall in Schwäbisch Hall:

DER MARKTGERECHTE MENSCH Ein „Film von unten“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, anschließend FILMGESPRÄCH mit den Autoren

Veranstalter: Kino im Schafstall, Club Alpha 60, ATTAC und Verdi

„Arbeitnehmer-Unternehmer“ statt Arbeitnehmer-Sicherheit

Wie bei dem Film „Der marktgerechte Patient“, der zeigte wie das Gesundheitswesen den kapitalistischen Prinzipien profitabel privatisiert wurde und der im Januar 2019 in Schwäbisch Hall gezeigt wurde, dokumentiert der neue Film, wie Solidarität verloren geht und wir alle Gefahr laufen, in Konkurrenz zueinander zu versinken – während die Reichen immer reicher werden. Europa ist im Umbruch. Seit dem neuen Jahrtausend und zuletzt nach der Finanzkrise wurden neue Weichen gestellt. Die soziale Marktwirtschaft, gesellschaftliche Solidarsysteme, über Jahrzehnte erstritten, werden infrage gestellt. Besonders der Arbeitsmarkt und mit ihm die Menschen verändern sich rasant. „Arbeitnehmer-Unternehmer“ statt Arbeitnehmer-Sicherheit Noch vor 20 Jahren waren in Deutschland knapp zwei Drittel der Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht. 38 Prozent sind es nur noch heute. Aktuell arbeitet bereits knapp die Hälfte der Beschäftigten in Unsicherheit. Sie befinden sich in Praktika, wiederholt befristeter Arbeit, in Werkverträgen und Leiharbeit. Welche Folgen hat die Arbeitsmarktderegulierung für die Menschen? Wer auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft mitspielen will, muss sich von klein an auf Flexibilität und Wettbewerb einstellen. Wie verändert diese Unbeständigkeit und Konkurrenz uns Menschen selbst und unsere sozialen Beziehungen zu anderen?

Konkurrenzkampf führt ins Abseits

Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Arbeitskämpfe haben seit der Industrialisierung Standards des Arbeitsrechts erstritten, die für die soziale Marktwirtschaft grundlegend waren. Welche politischen Entscheidungen waren bestimmend, als seit den 1980er Jahren zuerst in den USA und dann auch in Großbritannien der schlanke Staat, die Beseitigung aller Schranken des Marktes und der entgrenzte globale Wettbewerb propagiert wurden? In Deutschland etablierte sich diese Politik erstmals mit der Rot-Grünen Regierung Schröder/Fischer. Mit einer Senkung der Unternehmenssteuern und der Deregulierung des Arbeitsmarktes schaffte sie es, deutschen Konzernen nachhaltig Kostenvorteile zu verschaffen. Die Realeinkommen sanken allerdings infolge dessen zwischen den Jahren 2000 und 2010 im Mittel um 4,2 Prozent, im unteren Lohnbereich sogar um bis zu 23,1 Prozent. Fast alle Menschen in Europa verlieren an sozialer Sicherheit und werden in einen Konkurrenzkampf geschickt, der zunehmend alle Lebensbereiche umfasst und viele ins Abseits drängt.

Flyer: Akademie der Weltmarktverlierer 2020

ATTAC Schwäbisch Hall & Unterstützer laden ein zur 4. Jahrestagung der Akademie der Weltmarktverlierer

Schattenseiten der Globalisierung werden ausgeklammert

Die neoliberale Akademie der Weltmarktführer wird zum zehnten Mal ein Gipfeltreffen der kapitalistischen Elite in Schwäbisch Hall ausrichten, wo ein Loblied auf Globalisierung und Wirtschaftswachstum gesungen wird. Die Schattenseiten des Welthungers, der Rohstoffkriege, des Elends, des diskriminierenden Freihandels und der Klimakatastrophe werden komplett ausgeklammert. Dem positivistischen Weltbild dieser Lobbyorganisation der Weltmarktführer setzen wir als demokratische unabhängige Akademie unsere kritische wissenschaftliche Aufklärung entgegen. Wir geben als Teil der privilegierten Gesellschaft den Opfern der strukturellen Gewalt global und bei uns eine Stimme. Feudale Feste im Stile der Sonnenkönige klammern die Überlebensfragen unseres Planeten aus. Das von Dr. Walter Dörings neoliberalem Gipfel propagierte Wirtschaftswachstum ist Hauptursache der Klimakrise, die Profiteure sind Reiche, die Börsen und Konzerne.

Unsere Parole: Eine andere, solidarische und klimafreundliche Welt ist möglich!

Die Aufklärung über die Opfer und Abgründe der Globalisierung als aktuelle Form des kapitalistischen Kolonialismus ist unser Ziel. Diese Globalisierung erzeugt strukturelle Gewalt, Terror, Kriege – eine andere Globalisierung ist nötig. Die Wirtschafts- und Politikelite wird ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung in keiner Weise gerecht. Konzerne bemächtigen sich der Staaten, wie man es nicht nur in den USA beobachten kann. Demokratien werden durch Lobbyisten ausgehöhlt und manipuliert – und die Weltmarktführer-Akademie ist eine Lobbyvereinigung, mitverantwortlich für die Defizite, auf die wir hinweisen. Nur ein Beispiel: Die globale Steuerberatungs- UND Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ist Partner des Elitentreffens, mitverantwortlich für den Cum-Ex-Steuerbetrugsskandal, der europäische Staaten 55 Milliarden Euro Steuern entzog, die für Bildung, Gesundheit und Soziales fehlen.

Unterstützer der Akademie der Weltmarktverlierer Schwäbisch Hall:

ATTAC, Weltladen Schwäbisch Hall, Brot für die Welt, Evangelisches Kreisbildungswerk, Volkshochschule Schwäbisch Hall, Club Alpha 60, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), IG Metall, Verdi, Umweltzentrum Schwäbisch Hall, Verein Umfairteilen Schwäbisch Hall

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.weltmarktverlierer-akademie.de/

https://www.facebook.com/events/akademie-der-weltmarktverlierer/jahrestagung-akademieweltmarktverlierer-aufkl%C3%A4rung-solidarit%C3%A4t/507271983194734/

https://www.attac.de/

   Sende Artikel als PDF   

„Wie sich die Bankenlobby ein Gesetz zum großangelegten Steuerraub schrieb“ – Recherchen von Abgeordnetenwatch

Der Cum/Ex-Skandal gilt als der „größte Steuerraub“ in der Bundesrepublik, mehrere Beteiligte müssen sich derzeit vor Gericht verantworten. Auslöser war ein Gesetz, das an entscheidender Stelle von der Bankenlobby formuliert worden war – eins zu eins, ohne dass ein Komma geändert wurde. Wie konnte es dazu kommen? Wir haben die Dokumente zusammengetragen.

Von Susan Jörges, abgeordnetenwatch.de

Kein Komma wurde geändert

Vor dem Landgericht Bonn erzählte ein Zeuge kürzlich etwas Ungeheuerliches: Nach intensiver Lobbyarbeit durch Banken und Beratungsfirmen sei ein Gesetz genau so übernommen worden, wie von den Beteiligten gewünscht, „eins zu eins, ohne dass ein Komma geändert wurde“.

„Größter Steuerraub“ in der Bundesrepublik

Der Fall ist unter dem Namen Cum/Ex-Skandal bekannt geworden und machte Schlagzeilen als der „größte Steuerraub“ in der Bundesrepublik. Mit sogenannten Cum/Ex-Geschäften konnte ein Netzwerk aus Banken, Beratern und reichen Investoren lange Zeit viel Geld auf Kosten der Allgemeinheit machen. Durch das Hin- und Herschieben von Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Dividendenanspruch, ließ sich eine einmal gezahlte Kapitalertragsteuer mit Hilfe von Banken mehrfach erstatten. Schaden für die Allgemeinheit: mehrere Milliarden Euro. Derzeit laufen zahlreiche Gerichtsverfahren.

Haben sich Lobbyakteure also das Gesetz selbst geschrieben, wie es der Zeuge, ein langjähriger Investmentberater, vor Gericht nahelegte?

Bundesfinanzministerium übernahm die Formulierungen der Bankenlobby

Wir haben die betreffenden Dokumente zusammengetragen und tatsächlich: Entscheidende Passagen aus Lobbyschreiben des Bundesverbandes deutscher Banken wurden in den folgenschweren Gesetzentwurf übernommen – teilweise eins zu eins, ohne ein Komma zu ändern. Die Dokumente stammen aus den Anlagen eines 830-seitigen Abschlussberichtes des Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages zum Cum/Ex-Skandal.

Bankenverband schickte 2003 „ersten Entwurf“

Am 9. Januar 2003 schickte der Bundesverband deutscher Banken dem Bundesfinanzministerium einen von ihm selbst verfassten „ersten Entwurf eines steuergesetzlichen Formulierungsvorschlags“ zur Änderung des Einkommenssteuergesetzes, der unter anderem den folgenden Paragraphen enthielt:
Ausschnitt aus Brief des Bankenverbandes an das BMF vom 3. Januar 2003

„Zu den Einkünften aus Kapitalvermögen gehören […] Einnahmen, die an der Stelle der Bezüge im Sinne der Nummer 1 von einem anderen als dem Anteilseigner nach Absatz 2a bezogen werden, wenn dieser die Anteile mit Dividendenberechtigung erworben aber ohne Dividende erhalten hat.“ (…)

Link zum ganzen Artikel auf der Internetseite von abgeordnetenwatch.de:

https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/2020/cumex-skandal?pk_campaign=nl20200113

Weitere Informationen zu einer Zeugenaussage bei einem Prozess am Bonner Landgericht zum Cum/Ex-Skandal:

Zeuge im Cum-Ex-Prozess: Wie Banker und Investoren die Staatskasse plünderten

https://www.spiegel.de/wirtschaft/cum-ex-prozess-wie-banker-und-investoren-die-staatskasse-pluenderten-a-1293967.html

Cum-Ex-Skandal Staatsanwaltschaft klagt Mitarbeiter der Maple Bank an
Im Skandal um windige Steuertricks hat die Staatsanwaltschaft sieben weitere Verdächtige angeklagt. Mitarbeiter der Maple Bank sollen rund 380 Millionen Euro vom Fiskus erschwindelt haben.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/staatsanwaltschaft-klagt-maple-bank-an-a-29677153-6e44-43f2-b67d-2dc3158ba2e9

   Sende Artikel als PDF