„Veränderung ist möglich, wenn Menschen ihr Potential verwirklichen und sich zusammentun“ – Lesungen mit Isabel Abedi, Dunja Batarilo und Heinrich Steinfest in Kirchberg/Jagst

Eine Lesung mit den Autorinnen Isabel Abedi und Dunja Batarilo gibt es am Sonntag, 5. Juni 2016, um 17 Uhr im Kellerhaus des Teilorts Eichenau bei Kirchberg an der Jagst. Bitte der Beschilderung folgen. Einlass ist um 16.30 Uhr. Es gibt Bewirtung und brasilianisches Fingerfood. Karten im Vorverkauf sind bei der Stadtverwaltung Kirchberg, Telefon 07954-980117, erhältlich.

Von der Stadtbücherei Kirchberg/Jagst 

Erster Teil:

Isabel Abedi, Jahrgang 1967, arbeitete 13 Jahre lang als Werbetexterin. Abends am eigenen Schreibtisch schrieb sie Geschichten für Kinder und träumte davon, eines Tages davon leben zu können. Dieser Traum hat sich erfüllt. Inzwischen ist Isabel Abedi Kinder- und Jugendbuchautorin aus Leidenschaft. Ihre Bücher, mit denen sie in verschiedenen Verlagen vertreten ist, wurden zum Teil bereits in mehrere Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet. Isabel Abedi lebt heute mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Hamburg. Bekannt wurde sie durch ihre Lola-Kinderbuchreihe und ihren spannenden Jugendbüchern „whisper, isola, imago und lucian“.

Zweiter Teil:

Die Bewohner der Favela Monte Azul am Rande der Megacity Saõ Paulo haben es geschafft, Gewalt und Elend aus eigener Kraft zu überwinden. Dunja Batarilo erzählt die packende Lebensgeschichte von Ute Craemer, die die Favela Monte Azul verwandelte und eine der erfolgreichsten Sozialorganisationen Brasiliens auf den Weg brachte. Ute Craemer hat durch ihre innovative Kombination aus sozialer Arbeit, Entwicklungshilfe und Waldorfpädagogik das Leben vieler Tausend Menschen in Saõ Paulo berührt und verwandelt.
Die Geschichte der Favela Monte Azul ist eine Geschichte der Hoffnung: Veränderung ist möglich, wenn Menschen ihr Potential verwirklichen und sich zusammentun.

Die Musik:

Eduardo Macedo steht als Sänger und Gitarrist bereits seit den 1980ern für brasilianische Musikvielfalt in Deutschland. Er war Mitbegründer des legendären Szene-Clubs „Tropical Brasil“ in Hamburg, wo er zum Jammen mit brasilianischen Musikavantgardisten wie Hermeto Pascoal und Jazz-, Blues- und Reggae-Größen wie Jimmy Cliff und Eric Clapton zusammen traf. Als Komponist und Produzent betreibt er ein eigenes Studio in Hamburg-Eimsbüttel. Seine Frau, die Kinder- und Jugendbuchautorin Isabel Abedi, begleitet er seit vielen Jahren musikalisch auf Lesungen in Deutschland, der Schweiz und England. Er komponierte die Musik für über 25 Hörbücher, darunter die bekannte Lola-Serie. Auch im Kinofilm „Hier kommt Lola“ sind Stücke des brasilianischen Musikers zu hören.

Erlös für eine Kinderhilfsprojekt in Brasilien

Das Catering übernimmt der deutsch-brasilianische Verein Projeto Vida e. V. aus Schwäbisch Hall. Der Erlös des Catering geht an ein Kinderhilfsprojekt in Brasilien. Es gibt einen Büchertisch!

Eine weitere Lesung bei der Kirchberger Lesewoche:

Heinrich Steinfest kommt

Eine Lesung mit dem Autor Heinrich Steinfest findet am Donnerstag, 9. Juni 2016, um 20 Uhr im Kirchberger Teilort Eichenau statt. Einlass ist ab 19 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es bei der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst, Telefon 07954-980117.

Informationen von der Stadtbücherei Kirchberg/Jagst

Der einarmige Detektiv Cheng

Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, der den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimi-Preis und den Heimito-von-Doderer-Preis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 war er mit »Der Allesforscher« unter den sechs Finalisten der Shortlist.

Kurzinformation:

Lesung mit Heinrich Steinfest am Donnerstag, 9. Juni 2016. Beginn: 20 Uhr mit Bewirtung, Einlass ab 19 Uhr. Vorverkauf: Stadtverwaltung Kirchberg, Tel. 07954-980117. Ort: Kellerhaus im Teilort Eichenau bei Kirchberg/Jagst. Bitte beachten Sie die Beschilderung!

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„Beim neuen Feuerwehrmagazin in Kirchberg/Jagst spielen die Millionen keine Rolle“ – Leserbrief von Fritz Koch aus Kirchberg

Eine Erwiderung zum Leserbrief von Stefan Maurer (Kirchberg/Jagst), veröffentlicht im Hohenloher Tagblatt vom 6. Mai 2016, hat Fritz Koch aus Kirchberg geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht das Schreiben in voller Länge.

Leserbrief von Fritz Koch, Kirchberg/Jagst

Bitte Namen nennen

Herr Stefan Maurer, Sie haben in ihrem Leserbrief vom 6. Mai 2016 geschrieben, den gewählten Vertretern der Bürgerschaft würden öffentlich Korruption und Mauschelei unterstellt und einzelne Personen würden persönlich angegangen. Da frage ich mich, wenn man das behauptet, sollte man doch mindestens die Personen nennen. Ich war selbst vor einigen Jahren Mitglied des Kirchberger Gemeinderats und weiß genau was alles so gelaufen ist.

Gemeinderat hätte gegen Bürgermeister Ohr vorgehen müssen

Wie ich aus dem Leserbrief schließen kann, wollen Sie den Stadträten der „Aktiven Bürger“ und der Feuerwehr ein Lob aussprechen. Gemeinderäte, Stadtverwaltung und der Bürgermeister sollen doch zum Wohle der Bürger da sein. Meine Frage an alle Gemeinderäte ist: Warum hat man beim Bodengutachten den Bürgermeister Ohr nicht gleich zur Rede gestellt und Antworten und Konsequenzen verlangt? Wieso und warum sind sieben bis acht Monate vergangen, bevor das Gutachten dem Gemeinderat vorgelegt wurde? Es wäre vom Bürgermeister Ohr angebracht gewesen, wenn er ehrlich gesagt hätte, warum er so lange abgewartet hat. Aus meiner Sicht ist das, was der Gemeinderat gemacht hat, schlicht und einfach „Nichts“. Der Gemeinderat hätte mit Geschlossenheit gegen den Bürgermeister Ohr vorgehen müssen. Wenn ein Bürgermeister solch gravierende Fehler macht, müsste er sich vor dem Gemeinderat und vor der Bürgerschaft entschuldigen. Aber er hat nichts gemacht.

Wenn es um Millionen geht, ist den Herren alles egal

Ein Beispiel aus der Nachbargemeinde Ilshofen: Der dortige Bürgermeister, Herr Wurmthaler hat auch einen Fehler gemacht. Er hat sich aber beim Gemeinderat und bei der Bürgerschaft entschuldigt. In Kirchberg hingegen wurde die Bürgerschaft über das ganze Vorgehen nicht einmal informiert. Ist das der richtige Weg, Stefan Maurer, bei den immensen Kosten für das neue Feuerwehrmagazin? Mit fremden Geldern können unser gesamter Gemeinderat und Bürgermeister Ohr großzügig sein, wenn es aber um den eigenen Geldbeutel geht, da können die Herren sparen. Mir kommt es so vor, dass den Herren alles egal ist, wenn es um Millionen geht.

Wie sollen die Schulden abgezahlt werden?

Es wäre auch sinnvoll, darüber nachzudenken, dass die Pro-Kopf-Verschuldung nicht zu hoch wird. Unsere Kinder und Enkelkinder müssen die Schulden bezahlen. Ich bin der Meinung, dass die Gemeinderäte und der Bürgermeister sich auch Gedanken darüber machen, wie die Schulden abbezahlt werden sollen.

Hoffentlich bleibt noch Geld für Schulen, Kindergärten und Straßen

Ich bin immer der Meinung gewesen, dass unser Feuerwehr-Gesamtkommandant Gerhard Stahl sparen will. Aber wo es um das neue Feuerwehrmagazin geht, da spielen die Millionen keine Rolle mehr. Hoffentlich bleibt noch Geld für unsere Schulen, Kindergärten, den Straßenbau und so weiter übrig.

Keine windigen Mauscheleien

Eine Sache interessiert mich noch: Wurde der Gemeinderat über den geplanten Verkauf des Bürotrakts Häsele informiert, bevor Herr Bürgermeister Ohr dem Eigentümer mitteilte, die Stadt Kirchberg/Jagst hat kein Interesse an diesem ehemaligen Bürotrakt der Firma Häsele? Kann ein Bürgermeister von sich aus sagen, die Stadt hat am Kauf kein Interesse? Ich gehe davon aus, dass der Bürgermeister auch weiß, dass die Bürger mitdenken. Windige Mauscheleien will keiner haben.

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„Der Personenkult geht weiter“ – Leserbrief von Guy M.Y.Ph. Franquinet aus Crailsheim über Ministerpräsident Kretschmann und die Medien

Einen Leserbrief zum Artikel „Ich habe ein gutes Gefühl“ des Hohenloher Tagblatts (HT) von Freitag 15. April 2016, hat Guy M.Y.Ph. Franquinet aus Crailsheim geschrieben. Der Autor ist unter anderem Inhaber einer Schmieröl-Handelsfirma “Lubricating Dutchman” mit Sitz in Crailsheim. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Guy M.Y.Ph. Franquinet, Crailsheim

Kretschmann leidet unter Realitätsverlust

Ich kann mich nicht erinnern, noch während Koalitionsverhandlungen einen solch einseitigen Artikel in einer „sich selbst unabhängig nennenden“ Tageszeitung gelesen zu haben. Die Südwestpresse und Herr Kretschmann scheinen nicht verstanden zu haben, dass die Grün/Rote Regierung abgewählt wurde. Kein Schimmer von Selbsterkenntnis oder Nachdenklichkeit. Die Grün/Rote Politik dürfte nicht zurückgedreht werden? Welch Unsinn. Kretschmann leidet unter Realitätsverlust, denn Grün/Rot wurde abgewählt, weil die Mehrheit der Bevölkerung mit seiner Politik nicht einig war, mag er persönlich noch so beliebt sein.

Unkritische Medien

Die Medien, allen voran unsere Südwestpresse, haben in fünf Jahren keine Möglichkeit gefunden, Kretschmann zu kritisieren, obwohl der Ministerpräsident oft genug die Menschen bei seinen Besuchen ignoriert oder sogar angeblafft hat. Trotzdem geht der Personenkult weiter. Es wird für mich persönlich immer schwieriger, eine solche Tageszeitung zu akzeptieren und ihr Glauben zu schenken. Mir liegen interne Papiere zu einem „Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte“ vor, die von einer Arbeitsgruppe unter grüner Führung erarbeitet, beziehungsweise beschlossen wurden. Dieses Papier erlaubt einen Einblick in das Denken der Grünen. Es ist schon sehr verdächtig, dass diese Horrorpläne wie ein Staatsgeheimnis gehütet werden. Danach sollen wir künftig, worüber wir bisher froh waren verschont zu bleiben, als etwas völlig Normales und Gutes akzeptieren. Das erreicht man nur, wenn man den Menschen dazu erzieht, selbst nicht mehr zu denken. Von dieser Hirnwäsche sind dann nicht nur unsere Kinder, sondern zum Beispiel auch Pädagogen betroffen.

Menschen mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen respektieren

Natürlich müssen wir Menschen mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen respektieren aber es ist und bleibt immer unsere Freiheit um das nicht normal zu finden. Die No-Sex-Toilette, die in allen öffentlichen Gebäuden eingerichtet werden soll (für Menschen, die nicht wissen ob sie Männlein oder Weiblein sind) ist von vorneherein schon überflüssig, weil sie entgegengesetzt wirkt und stigmatisieren kann. Heute sind schon viele Eltern nicht einverstanden mit dem „modernen“ Sexualunterricht und empfinden diesen als kinderfeindlich und indoktrinierend. Wer sich mit diesen Plänen auseinandersetzt und erfährt, was die Grünen planen, kann sich denken was auf uns zukommt. Ich jedenfalls habe absolut kein gutes Gefühl.

Anmerkung von Hohenlohe-ungefiltert und weitere Informationen im Internet:

Der „Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte“ ist im Internet nachzulesen.

Aktionsplan für Akzeptanz und gleiche Rechte: http://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/menschen/offenheit-und-akzeptanz/aktionsplan-fuer-akzeptanz-gleiche-rechte/

Südwestpresse-Artikel: Winfried Kretschmann: „Ich habe ein gutes Gefühl“ vom 15. April 2016:

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Ministerpraesident-Kretschmann-Ich-habe-ein-gutes-Gefuehl;art4319,3785210

Weitere Informationen im Internet über die Firma Lubricating Dutchman:

http://www2.ld-oil.de/deutsch/philosophie/frameset.htm

 

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„Kaum noch Fische in der Jagst bei Kirchberg“ – SWR-Bericht über Fischzählung in der Jagst neun Monate nach dem Mühlenbrand in Lobenhausen

Experten der Fischereiforschungsstelle Langenargen am Bodensee untersuchen den Fischbestand in der Jagst. Anlass ist die Chemie-Katastrophe im August 2015, als verunreinigtes Löschwasser beim Brand der Lobenhausener Mühle in die Jagst gelangte. Die erste Bilanz der Forscher ist ernüchternd.

Informationen des Südwestrundfunks (SWR)

Link zum vollständigen SWR-Text:

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/heilbronn/umwelt-katastrohe-vom-letzten-sommer-fisch-umsetzaktion-an-der-jagst/-/id=1562/did=17422394/nid=1562/18kala9/index.html

Internetseite „Wir helfen der Jagst“:

http://www.wir-helfen-der-jagst.de/

 

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„Arbeitgeber bieten Magerkost – Altersarmut im reichen Deutschland ist eine Schande“ – Kundgebungsredner Wolfgang Däubler kritisiert in Schwäbisch Hall die Reichen und fordert mehr Solidarität

Hauptredner bei der Mai-Kundgebung 2016 in Schwäbisch Hall war Professor Dr. Wolfgang Däubler, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Bremen. Däubler sprach schon 1978 bei einer Mai-Feier in Schwäbisch Hall. Ein Leserbriefschreiber beschwerte sich anschließend über „kommunistische Propaganda“ in der Lokalzeitung.

Von Wolfgang Däubler, Redner am 1. Mai 2016 in Schwäbisch Hall

Däublers Rede 2016 im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

herzlichen Dank für die Einladung, hier auf dieser Kundgebung in Schwäbisch Hall sprechen zu können. Es ist das zweite Mal, dass ich als Mairedner hier bin. Das erste Mal war ich 1978 da. Die Schalmeienkapelle hat damals auch schon gespielt. Die Stimmung war gut, obwohl es seit 1974 in der Wirtschaft nicht mehr so ganz rund lief. Das Haller Tagblatt berichtete ganz objektiv über das, was ich gesagt hatte. Doch da entsetzte sich ein Leserbriefschreiber: So viel kommunistische Propaganda habe er noch nie im Haller Tagblatt gelesen, das sei schlimmer als im Neuen Deutschland. Nun ja, es gab etliche Erwiderungen, auch vom damaligen DGB-Vorsitzenden Siedentopp. Die freie Presse blieb letztlich Sieger; irgendwie hat sich die Aufregung dann wieder gelegt.

Anerkennung und Solidarität für die Streikenden

Heute haben wir andere Sorgen als den angeblich so bösen Feind im Osten. Die Gewerkschaftsbewegung hat eine nicht ganz einfache Zeit hinter sich. Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2010 fielen die Reallöhne – netto und in Kaufkraft gemessen – im Durchschnitt um 3 Prozent. Die nominalen Tariferhöhungen wurden mit Zulagen verrechnet. Was übrig blieb, fraßen Inflation, Steuern und Abgaben auf. Erst 2014 war das reale Niveau von 2000 wieder überschritten – um ganze 1,4 Prozent. Die Kapitaleinkünfte hatten sich in derselben Zeit um 60 Prozent erhöht. Schon deshalb finde ich die 5-Prozent-Forderung der IG Metall in Ordnung: es besteht noch immer gewaltiger Nachholbedarf. Allein in Baden-Württemberg haben sich am Freitag mehr als 35.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt – sie haben unsere Anerkennung und unsere Solidarität verdient.

Ein lachhaftes Tarif-Angebot

Die Arbeitgeber bieten bei einer Laufzeit von zwei Jahren 2,1 Prozent an, das heißt pro Jahr 1,05 Prozent. Das ist Magerkost, besser: Hungerkünstlerdiät, im Grunde ein lachhaftes Angebot. Klar, dass es da zu  Streiks kommen muss. Und wir müssen uns für einen Streik überhaupt nicht entschuldigen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das Recht auf Streik ist ein Grundrecht, nicht anders als die Meinungsfreiheit und das Recht auf Demonstration.

Zwei Drittel der Forderungen durchzusetzen, sind ein normales Ergebnis

Die deutschen Gewerkschaften haben in den letzten 50 Jahren von ihrem Streikrecht nur einen sehr sparsamen Gebrauch gemacht. Das versteht man, wenn es auch ohne Streik aufwärts geht, wie das in der Tat lange der Fall war. Man versteht es auch, wenn die Arbeitgeber wie in der chemischen Industrie so klug sind, Angebote zu machen, mit denen man gut leben kann. Wenn aber Grund besteht, sich zu empören, und wenn dann nichts geschieht – dann gehen die Kollegen von der Fahne, und die, die dabei bleiben, sind enttäuscht und können niemanden mehr motivieren und zum Beitritt bewegen. Als Gewerkschaftsmitglied will man sicher sein, dass man gemeinsam mit anderen etwas für seine Interessen tun kann, dass man eine loyale Führung hat, die zu ihren Idealen steht, und dass sie auch zum Kampf bereit ist. Deshalb ist es gut, wenn es jetzt zu breiten Warnstreiks kommt. Bevor man dann abschließt, sollte man sich zudem an Otto Brenner erinnern, der mal gesagt hat: Zwei Drittel der Forderungen durchzusetzen, sind ein normales Ergebnis. Ich habe gerechnet: Zwei Drittel von 5 Prozent sind 3,33 Prozent. Das muss mindestens herauskommen, sonst hat sich die Sache nicht gelohnt; 2,5 Prozent würden nicht genügen.

Unser Motto für den 1. Mai 2016 lautet: „Zeit für mehr Solidarität“. Das regt zum Nachdenken an.

„Zeit“ fehlt den allermeisten von uns. Wir haben eine tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden bei Metall und Druck; im Durchschnitt aller Branchen liegt die Wochenarbeitszeit bei 37,5 Stunden. Die tatsächliche Arbeitszeit beläuft sich aber auf etwa 42 Stunden. Dazu kommen inoffizielle Überstunden. Fast 40 Prozent aller Beschäftigten müssen auch in ihrer Freizeit jederzeit für ihren Chef oder für Kunden erreichbar sein. Eine wachsende Zahl von Beschäftigten arbeitet auch zu Hause oder auf dem Weg – in der Bahn, auf Dienstreise im Hotel, beim Warten auf dem Flughafen. Von mobiler Arbeit ist die Rede, die dem Arbeitszeitkonto nur selten gutgeschrieben wird. Eine empirische Untersuchung ergab, dass 73 Prozent der Befragten nichts extra bekamen. Alles muss immer schneller gehen: Wenn man eine E-Mail nicht gleich beantwortet, kommt die besorgte Nachfrage: Hast du meine E-Mail bekommen? Ich habe sie eigentlich immer gekriegt, aber die Frage ist ja auch nicht unbedingt wörtlich gemeint, sondern will sagen: Jetzt rühr dich doch endlich!

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Viel Arbeit, die schnell zu erledigen ist: Das ist die Situation der meisten Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich bei Betriebsräteseminaren die Teilnehmer frage, welche Themen sie gerne behandelt hätten, so steht an erster Stelle der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. „Man ist nie fertig“, bekomme ich da zu hören, „man kann nur die größten Löcher stopfen“, aber auch am Freitagnachmittag bleiben immer eine Menge Sachen, die noch zu erledigen wären. Und diese Situation hält nicht jeder und nicht jede durch: Die harmloseren Symptome sind Rückenschmerzen und häufige Erkältungen oder Hexenschuss, die schlimmeren sind Burn-out und psychische Erkrankungen. Psychische Erkrankungen waren 2001 für 6,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich, im Jahre 2012 waren es schon 15,5 Prozent.

Was tun? Mit einem Appell, sich mehr Zeit zu nehmen, ist es nicht getan. Man muss nach den Ursachen fragen.

Wir leben in einer Wettbewerbsgesellschaft, wo jeder unter dem Druck steht, immer besser und immer schneller zu arbeiten. Wenn ich mir die Diskussionen um TTIP und CETA anschaue, so gibt es viel berechtigte Kritik. Vorausgeschickt wird aber immer: „Wir sind natürlich für den Freihandel. Wir finden es gut, wenn die letzten Zollbarrieren fallen.“ Mehr Freihandel heißt aber mehr Wettbewerb. Und das schlägt sich unmittelbar in der Arbeitssituation vieler Kolleginnen und Kollegen nieder. Der Wettbewerb ist keine schlechte Sache, weil er zu neuen Ideen zwingt. Aber es ist wie mit einem Medikament: Wenn man zuviel davon nimmt, wirkt es wie Gift und schadet statt zu nutzen. Durch die EU und viele Handelsabkommen haben wir heute schon genügend Konkurrenz und Leistungsdruck: Noch mehr davon können wir nicht brauchen. Schon deshalb: Weg mit TTIP und CETA.

Betriebsrat kann Leistungsdruck für alle reduzieren

Aber was tun, um die konkrete Situation im Betrieb zu verbessern? Es gibt Beschäftigte, die „nein“ sagen können, weil sie gesuchte Fachkräfte sind und nichts befürchten müssen, wenn der Chef die Stirn runzelt. Das sind leider nicht alle, aber aufgrund der demographischen Entwicklung wächst ihre Zahl. Ein Betriebsrat kann eine Menge tun, um den Leistungsdruck für alle zu reduzieren. Viele setzen eine so genannte Gefährdungsbeurteilung durch, die heute auch die psychischen Belastungen einbeziehen muss. Der Betriebsrat muss dabei einen langen Atem haben und gerade dann aktiv bleiben, wenn das Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung vorliegt: Er muss alles tun, um die empfohlenen Verbesserungen zu realisieren. Auch die Einstellung neuer Arbeitskräfte kann man manchmal durchsetzen, es gibt Beispiele dafür!

Man kann die Arbeitshetze reduzieren, man kann Zeit gewinnen. Auch Zeit für mehr Solidarität.

Was heißt „mehr Solidarität“? Ich hatte mal einen Gesamtbetriebsrat zu beraten, als es um die Schaffung eines Verhaltenskodex für das Unternehmen ging. Die Arbeitgeberseite wollte das Leistungsprinzip festschreiben, im Sinne von noch mehr Effizienz und noch besserem Output. Wir haben dagegen gesetzt: Leistung besteht auch darin, einer Kollegin oder einem Kollegen zu helfen, der mit seiner Arbeit in Schwierigkeiten gerät oder persönliche Probleme hat. Wer hierfür Zeit erübrigt, verdient die besondere Anerkennung des Unternehmens, schrieben wir in unseren Entwurf. Das war überhaupt nicht nach dem Geschmack des Arbeitgebers, aber so richtig dagegen wollte er auch nicht sein: Also hat er auf den gesamten Abschnitt über Leistung verzichtet.

Ehrenamtliche Helfer für Flüchtlinge

Solidarität ist im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt. Als vor einigen Monaten zahlreiche Flüchtlinge hier ankamen, fanden sich unheimlich viele ehrenamtliche Helfer. Sie hatten alle plötzlich Zeit, und ich habe mich gefragt, warum so viele Leute hinter dem Ofen hervorgekommen sind. Vermutlich war es der Gedanke, hier mal etwas ganz konkret Nützliches tun zu können, eine Sache, die ihren unbestreitbaren Eigenwert hat. Das ist nicht Alltagsroutine wie sonst, bei der man sich fragen muss, wo eigentlich der Nutzen liegt und wem er zugute kommt. Die Helfer verdienen unser aller Anerkennung.

Haben wir in Afghanistan wirklich nur Brunnen gebohrt?

Die Aufnahme von rund einer Million Flüchtlingen hat auch viele Besorgnisse ausgelöst. In der aktuellen Situation wird leider viel zu selten nach den Ursachen der Fluchtbewegung gefragt. Hat nicht vielleicht auch die deutsche Außenpolitik ihren Anteil daran, dass bestimmte Länder destabilisiert wurden? Dass die Lebensbedingungen dort unerträglich wurden? Denn man verlässt seine Heimat nur, wenn man wirklich keine andere Alternative hat, wenn einem das Wasser zum  Halse steht. Ich frage mich immer: Haben wir in Afghanistan wirklich nur Brunnen gebohrt oder Kurse in Buchhaltung angeboten? Wie war und ist es mit unserer Neutralität im syrischen Bürgerkrieg? Warum müssen plötzlich deutsche Truppen ins Baltikum? Gut, wird man sagen, wir sind nun mal im westlichen Bündnis, und das ist mit Pflichten verbunden. Aber gehen sie wirklich so weit? Müssen wir den Weltoberpolizisten wirklich bei allen seinen Aktionen unterstützen? Sind wir so eine Art Hilfssheriff? Gleiche Rechte haben wir sowieso nicht. Man muss sich nur mal überlegen, was passiert wäre, wenn der BND das Handy von Obama abgehört hätte? Ob er dann wohl auch als freundlicher Onkel auf Abschiedstour gekommen wäre? Man hätte sich vermutlich fünf mal entschuldigt für so ein schreckliches Versehen ganz unbedeutender unterer Instanzen. Vielleicht hätte aber auch die Regierung zurücktreten müssen. Wie hat George Orwell mal geschrieben? Alle sind gleich, aber einige sind noch gleicher.

Die deutsche Außenpolitik gehört auf den Prüfstand

Doch zurück zu den Flüchtlingen. Unsere Gesellschaft ist nicht nur auf schnellen Output gepolt, sondern sie vergisst auch schnell. Nach 1990 sind mehr als zwei Millionen Übersiedler aus der früheren Sowjetunion und Osteuropa zu uns gekommen. Sie kamen als so genannte Volksdeutsche, obwohl manche nicht viel mehr Deutsch konnten als „bitte“ und „danke“ sagen. Das machte am Anfang einige Probleme, aber heute sind das keine mehr. Die Zuwanderer sind integriert, die Deutsch-Kurse hatten Erfolg. Warum soll dies jetzt anders sein?

Je geringer der Ausländeranteil, umso größer die Ausländerfeindlichkeit

Plötzlich taucht die These auf, die deutsche Bevölkerung werde zur Minderheit im eigenen Land, überall würden Moscheen gebaut. Mit Realität lässt sich das nicht begründen: Wie soll eine Minderheit von nicht mal zehn Prozent plötzlich in unserer Gesellschaft den Ton angeben? Doch Ängste sind oft irrational: Je geringer der Ausländeranteil, umso größer die Ausländerfeindlichkeit. Und noch eines: Deutschland war schon immer ein Einwanderungsland, was mit seiner wirtschaftlichen Stärke zusammenhängt. Woher kommen denn die vielen Namen polnischen Ursprungs, die Kowalskis, Kwiatkowskis und Lojewskis, im Ruhrgebiet und anderwärts? Sind das denn keine Deutschen geworden? Di Fabio heißt ein bekannter Verfassungsrichter, übrigens Sohn italienischer Gastarbeiter. Wo liegt das Problem? Wir haben im Gegenteil eine schlechte Bevölkerungspyramide mit viel zu wenig jungen Menschen: Durch die Zuwanderung wird dies ein Stück weit ausgeglichen.

Keine Arbeitenden erster und zweiter Klasse zulassen

Solidarität bezieht sich nicht nur auf Menschen, die unmittelbar Hilfe brauchen. Es geht auch darum, in den Betrieben keine Arbeitenden erster und zweiter Klasse zuzulassen. Ich meine damit die Leiharbeitnehmer und die Beschäftigten, die auf Grund von Werkverträgen in die Betriebe kommen. Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien heißt es, dass man die Stellung der Leiharbeiter verbessern und auch die Werkverträge regeln wolle. Das Arbeitsministerium hat zunächst einen Gesetzentwurf vorgelegt, der genau das umsetzen wollte, was im Koalitionsvertrag drinstand. Doch der CSU war dies schon zu viel und sie legte ihr Veto ein. Nunmehr haben wir einen verdünnten Entwurf, der zwischen den Ministerien kursiert. Ob er es auch nur zum Regierungsentwurf bringt, ist fraglich; noch mehr muss man zweifeln, ob er vom Parlament verabschiedet wird.

Im Zweifel ist bei der SPD „Einknicken“ angesagt

Mit der SPD ist es wie früher mit den Gewerkschaften: Man hat nicht den Eindruck, dass sie für ihre Vorstellungen wirklich kämpft. Dabei geht es mir nicht um Personen: ich würde von Andrea Nahles nach einigem Nachdenken durchaus einen Gebrauchtwagen kaufen, mir allerdings die letzte TÜV-Diagnose sehr genau ansehen oder einen Experten mitnehmen. Es geht mir um die Politik der Gesamtorganisation: Im Zweifel ist „Einknicken“ angesagt. In den Wahlen gibt´s dann die Quittung. Dennoch macht man weiter wie bisher; die Lernfähigkeit dieser Organisation ist nicht besonders ausgeprägt – um es diplomatisch zu formulieren.

Kurt Tucholsky: Du glaubst, du tust was für den sozialen Fortschritt, aber mit der Partei kommt er nie

Regeln allein für die Leiharbeit zu machen und bei Werkverträgen nur ein Informationsrecht des Betriebsrats vorzusehen – wie es der Entwurf vorsieht – bringt nichts. Viele Tätigkeiten von Leiharbeitnehmern lassen sich auch über Werkverträge erledigen. Solange man diese nicht gleichwertig mitregelt, sind die ganzen Bemühungen umsonst, weil der Arbeitgeber automatisch in Werkverträge ausweicht. Früher gab es mal einen Tarifvertrag im Bergbau, der gerade die Werkverträge erfasste: Der Arbeitgeber durfte zwar weiterhin Aufgaben nach außen vergeben, aber nur unter einer Bedingung: Die für den anderen Unternehmer Arbeitenden mussten nach Tarifvertrag bezahlt werden. Das könnte heute noch ein Vorbild sein: Vielleicht in der nächsten Metall-Tarifrunde? Es von der Arbeitsministerin zu erwarten, ist so, wie wenn man Gerechtigkeit vom Jüngsten Gericht erwartet. Frei nach Kurt Tucholsky: Du glaubst, du tust was für den sozialen Fortschritt, aber mit der Partei kommt er nie.

Altersarmut im reichen Deutschland ist eine Schande

Was wir brauchen ist eine breite soziale Bewegung für faire Arbeitsbedingungen und weniger Ungleichheit in der Gesellschaft. Der Mindestlohn war ein richtiger Schritt, und er kam nur, weil es in der Bevölkerung wie in der Öffentlichkeit eine breite Mehrheit dafür gab. Das ist ein Beispiel, das uns Mut machen kann. Wir sollten nicht mehr weiter zuschauen, wie die Renten immer mehr abgeschmolzen werden. Heute liegt das Rentenniveau im Durchschnitt bei 46 Prozent, in 14 Jahren soll es nur noch bei 39 Prozent des aktiven Gehalts liegen. Altersarmut wird so für viele Realität. Für ein so reiches Land wie die Bundesrepublik ist das eine Schande.

Die Reichen zur Kasse bitten – Eigentum verpflichtet

Wir müssen uns das nicht gefallen lassen. Wir können das oberste Prozent der Bevölkerung zur Kasse bitten, dem ein Drittel des ganzen Volksvermögens gehört. Oder noch besser: Das oberste Promille, also rund 80.000 Menschen, hat 16 mal mehr Vermögen als die ganze untere Hälfte der Gesellschaft. Im Grundgesetz heißt es nicht: Das Eigentum ist heilig. Vielmehr heißt es: Das Eigentum verpflichtet.

Wir müssen uns wehren und wir müssen zusammen stehen: Dann erreichen wir wirkliche Reformen und eine bessere Gesellschaft.

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„Initiative: Respekt für Griechenland – Volunteers for Lesvos“ – Projektleiter berichtet in Schwäbisch Hall

Ein Bildvortrag von Claus Kittsteiner über die internationale Flüchtlingshilfe auf der Insel Lesbos findet am Freitag, 22. April 2016, um 19.30 Uhr im Alten Schlachthaus Schwäbisch Hall, Haalstraße 9, statt.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Mehrere Monate auf der Insel Lesbos gearbeitet

Claus Kittsteiner war von November 2015 bis Januar 2016 und im März 2016 Projektorganisator der „Initiative: Respekt für Griechenland – Volunteers for Lesvos“ auf der Insel Lesbos tätig. Er wird von seinen Eindrücken berichten. Die Presse ist zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Der Referent steht für Hintergrundgespräche zur Verfügung.

VeranstalterInnen sind folgende Organisationen und Parteien:

UmFairteilen, Freundeskreis Asyl, ATTAC, internationale sozialistische Linke (isl), DKP Schwäbisch Hall, Dritte-Welt-Laden Schwäbisch Hall, DGB-Kreisverband Schwäbisch Hall, IG Metall, Die Linke Schwäbisch Hall/Hohenlohe, AK Programm des Club Alpha 60, Freundeskreis Afrika

Weitere Informationen im Internet über die „Initiative: Respekt für Griechenland – Volunteers for Lesvos“:

http://respekt-für-griechenland.de/?page_id=705

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„Panama Papers gehören in die Hände der Staatsanwaltschaft!“ – Kommentar von Jochen Dürr, Schwäbisch Hall

Die 11,5 Millionen Dokumente der Panama Papers betreffen 214.488 Briefkastenfirmen, hinter denen rund 14.000 Personen stehen. Keine einzige dieser 14.000 Personen wird sich jemals vor Gericht dafür rechtfertigen müssen, denn in vielen Fällen ist die Dienstleistung nun einmal überhaupt nicht illegal.

Kommentar von Jochen Dürr, Bundessprecher der AG betrieb&gewerkschaft in der Partei DIE LINKE

„Auch regionale Eliten unter die Lupe nehmen“

Es passiert erst dann etwas, wenn die Daten der Panama Papers in die Hände nationaler und internationaler Ermittler gelangen können. Dann werden die „Enthüllungen“ auch praktische Folgen haben. Die JourmalistInnen haben ihre Rohdaten nicht veröffentlicht, hierzulande wird nur die Elite um Wladimir Putin in großen Artikeln beleuchtet. Als gebe es nicht genügend „Eliten“ auch in der Region und im Ländle, die sich Briefkastenfirmengeschäfte leisten können.

Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten!

Wer Briefkastengeschäfte betreibt, legt die Vermutung nahe, dass er etwas zu verbergen hat und ist straftrechtlich zu überprüfen. Zur Klärung der Frage, ob dort Schwarzgelder liegen, gehört auch der politische Wille, die Gelder einzutreiben. Wir brauchen in diesem Lande generell eine Steuerpolitik, die die Kohle oben abschöpft und umverteilt. Aufgabenfelder gibt es genügend. Das Gerede vom Kassensturz und was können wir uns leisten, muss beendet werden. Keiner braucht eine Schuldenbremse. Geld ist genug da! Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten!

So genannte LeistungsträgerInnen und „Eliten“ sind korrupt?

Was haben wir aus den Panama Papers gelernt? So genannte LeistungsträgerInnen und „Eliten“ sind korrupt? Bereits in einem Monat wissen wir nicht einmal, was die Kanzlei Mossack Fonseca einmal geschrieben hat. Dies sind feste Rituale in unserer Aufmerksamkeitsgesellschaft.

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„Flüchtlingsdeportationen: Legal, illegal, scheißegal“ – Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Einen Leserbrief zum Thema „Abschiebungen von griechischen Inseln in die Türkei“ hat Paul Michel aus Schwäbisch Hall geschrieben. Er wählte die Überschrift „Flüchtlingsdeportationen: Legal, illegal, scheißegal. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Paragraphenwerk hingebogen

Am Morgen des 4. April 2016 wurden erstmals Flüchtlinge von den griechischen Inseln in die Türkei deportiert. Sie wurden wie Gefangene von Polizisten eskortiert. Merkel, De Maziere und Co sagen, die Menschen würden abgeschoben, weil sie „illegal“ eingereist seien. Durch die diffamierende Abstempelung der Flüchtlinge als „illegal“ will die Bundesregierung wohl die Flüchtlinge als gefährliche und potentiell bedrohliche Personen kennzeichnen und dadurch Akzeptanz für ihre unmenschliche Politik schaffen.  Dabei gilt: Die Flüchtlinge sind „illegal“ eingereist, weil die Machthaber in der EU ihr Paragraphenwerk entsprechend hingebogen haben, dass ihre Flucht als „illegal“ erscheinen muss.

Scharfe Kritik von Menschenrechtsorganisationen

Erinnern wir uns: In den 1930er Jahren wollte die Schweiz keine Flüchtlinge aus Deutschland haben. Entsprechend war die Flucht von Juden oder politisch Verfolgten aus Deutschland nach damaliger offizieller Schweizer Lesart „illegal“ und hatte für die Flüchtlinge sehr häufig eine Abschiebung zurück nach Deutschland zur Konsequenz. Die Bundesregierung als treibende Kraft des Abschiebeabkommens mit der Türkei bewegt sich in den Fußspuren der Schweizer Rechtsbeuger aus den 1930er Jahren. Die vermutlich im Innenministerium von De Maziere ausgeheckte Formulierung, die Türkei sei ein „sicherer Drittstaat“ ist das Werk furchtbarer Juristen. Der Realität des Lebens unter dem Unrechtsregime des Despoten Erdogan spricht diese Worthülse Hohn. Der UN-Flüchtlingsrat und Menschenrechtsorganisationen wie zum Beispiel Amnesty International und PRO ASYL haben deshalb den Deal von Merkel mit Erdogan scharf kritisiert.

Abschiebungen aussetzen

Amnesty International hat enthüllt, dass in den letzten Wochen über 1000 SyrerInnen, darunter zahlreiche Kinder, von den türkischen Behörden nach Syrien abgeschoben wurden. Nach Angaben der britischen „The Times“ haben türkische Grenzschützer in den letzten Wochen 16 Menschen, die von Syrien in die Türkei flüchten wollten, erschossen. Normalerweise müsste die EU Experten in die Türkei schicken, um die Vorwürfe zu prüfen. Bis dahin müssten die Abschiebungen ausgesetzt werden. Das ist aber in Berlin und Brüssel kein Thema.

Erpressung durch ökonomischen Druck

Die Bundesregierung – und da ziehen Merkel, De Maziere, Gabriel und Seehofer an einem Strang – hat sich das Pegida-Motto zu Eigen gemacht. „Jeder Flüchtling in Europa ist einer zu viel“.  Zu diesem Zweck wird das Recht passend gemacht. Man darf da getrost von vorsätzlichem Rechtsbruch reden. Und man bedient sich bei zögerlichen Partnern wie der griechischen Regierung, wieder einmal, des Mittels der Erpressung durch ökonomischen Druck, um sie „auf Linie“ zu bringen.

Der europäischen Kultur unwürdig

Der Deportations-Deal der EU mit Erdogan ist eine Schande für Europa. Norbert Blüm, der ehemalige Bundesarbeitsminister sagte anlässlich seines Aufenthalts im nordgriechischen Flüchtlingslager Idomeni:  „Diese Art von Brutalität ist unwürdig der europäischen Kultur“. Diese Art von Brutalität ist mittlerweile Normalität für die Machthaber in Berlin und Brüssel. Bei ihnen auf Einsicht oder Umkehr zu hoffen, ist Wunschdenken. Es braucht einen Aufstand der Anständigen.

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„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXXIX Wirtschaft

… „und einer der Liederlichen war der Vorderschein?“ fragte Paula, so nebenbei. Während sie sich in ihrem Werkstattbüro am alten Küchenbüffet zu schaffen machte und Carl Besteck und Wassergläser in die Hand gab, damit er den Tisch decken konnte. Ohne dass Paula einen Ton dazu verlor, wo sie essen würden, trug Carl die Utensilien einfach in den gemütlichen Atelierraum. Legte sie dort neben den bunt gefüllten Speisebehältern auf den Tisch und stellte alles recht appetitlich zusammen. „Servietten fehlen“, murmelte er als Paula auf ihn zukam. Sie hatte die gewünschten, bereits in Form von Papiertüchern bei sich, und legte sie jeweils zu den Gedecken. „Hast du einen Korkenzieher und vielleicht Weingläser?“ fragte Carl, mit beiläufigem Ton. „Bevor wir uns setzen, wäre es doch klug, die Flasche zu öffnen. Paula brachte ihm den Korkenzieher und meinte mit erhobenen Augenbrauen: „Das gibt hier kein kleines Tête-à-Tête*, wir haben Ernsthaftes zu besprechen – Wein wird stillos aus Wassergläsern getrunken.“

Zuerst Fieläckerle

„Was ist jetzt mit Vorderschein?“, fragte Paula, nachdem sie die ersten Bissen von ihrem gefüllten Fladenbrot gegessen hatte. Carl, der zuerst bedächtig Wein in beide Gläser goss, erwiderte: „Der Reihe nach, zuerst Fieläckerle,“ und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu, „du hast es hier wunderschön, der Ausblick ist malerisch und deine Werkstatträume sind einladend gestaltet. Paula konnte sich den lobenden Worten Carls nicht entziehen, sie freute sich, dass er sich wohl fühlte und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Carl erhob sein Glas und prostete Paula zu: „Auf dich!“ Paula Engel nahm den Trinkspruch gelassen entgegen und nippte vorsichtig am Glas. Sie würde sich in Acht nehmen müssen, Carl verstand es noch genauso gut wie früher, sie mit kleinen freundlichen Gesten einzuwickeln.

Hochgedient

Carl erzählte während dem Essen und ließ nur kleine Pausen, in denen er sich genüsslich den Teller füllte, ein in Öl und Kräuter eingelegtes Gemüsestück in den Mund schob oder einen kräftigen Schluck Wein aus seinem Glas nahm. „Fieläckerle hatte keinen Spaß an erzieherischen Aufgaben. Die Oberstufenschüler der Achtzigerjahre waren schon recht aufgeweckt, wollten konkrete Antworten, suchten allerorts nach umsetzbaren Alternativen. Denen waren blumige Worthülsen zu wenig, diese jungen Menschen erwarteten echte Vorbilder an denen sie sich auch orientieren konnten. Das schmeckte dem Fieläckerle aber gar nicht und so quittierte er den Schuldienst. Und schon nach wenigen Jahren hatte er sich in den politischen Gremien soweit hochgedient, dass er sogar stellvertretender Ministerpräsident in der damaligen Landesregierung war.

Günstlingswirtschaft

Wie er diese Zeit finanziell bis zu diesem politischen Erfolg überlebte, weiß ich bis heute nicht. Wahrscheinlich haben ihn seine Familie und seine erste Frau materiell unterstützt. Und er trug sein Feigenblatt des Verzichts aufs Beamtentum auch sorgsam vor sich her. Das zog in Wahlkampfzeiten und er ließ keine Gelegenheit aus, seine Ehrbarkeit, und damit sich selber in den Vordergrund zu stellen. Fieläckerle hatte beim Austritt aus dem Schuldienst, was ja prinzipiell löblich ist, auf alle Rechte und Privilegien aus seiner Beamtenzeit verzichtet.“ Carl schwieg einen Moment, dann sprach er mit etwas gedämpftem Ton weiter: „Ein Bauernopfer*, wenn man bedenkt was es, bei der wohl durchdachten Günstlingswirtschaft, dann im Lauf der Jahre alles zu ergaunern gab.“ Er stocherte unlustig im restlichen Salat herum und blickte Paula wieder aufmerksam und fragend an. Paula Engel hatte es sich unterdessen in ihrem ledernen Ohrensessel bequem gemacht, die Füße hochgezogen und sich entspannt zurückgelehnt. Sie genoss Carls Gegenwart und seine offene Rede. Warum hatte er sich nicht schon vor Jahren so mit ihr unterhalten? Wieso musste er erst monatelang mit ihr erbittert streiten, sie übel verraten und dann jahrelang zu allem schweigen? Aber sie hielt es jetzt nicht für angebracht diese schlimme Zeit zwischen ihnen klären zu wollen. Und Carl Eugen erzählte momentan ja sogar ausführlicher, als sie es in Fragen hätte fassen können. Doch blieb sie misstrauisch, was hatte er vor? Die Zusammenhänge waren ihr noch zu unkonkret. Also wartete sie vorläufig, was Carl weiterhin freiwillig erzählen würde ohne irgendein neues Ultimatum in Betracht zu ziehen.

Vorderschein

Ihre entspannte Haltung ließ ihn innerlich aufatmen. Carl freute sich still, dass sie beide so friedlich zusammensaßen. In dieser Atmosphäre fiel es ihm erheblich leichter, die schwierigen Dinge in Worte zu fassen und Paula würde die unangenehmen Wahrheiten gelassener aufnehmen. Also sprach er weiter: „Wie du vielleicht noch aus der Zeit, als Deine Tante das Haus selbst bewohnte, weißt, stammten die Fördergelder aus Töpfen des Finanzministeriums, welches damals noch vom Wirtschaftsministerium getrennt war. Dem Wirtschaftsministerium waren seinerzeit unter anderem auch, die Geschäftsbereiche des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege zugeordnet.“ Paula richtete sich plötzlich auf: „Ach, jetzt verstehe ich, dann kannten sich der Vorderschein und der Fieläckerle also daher? Carl Eugen Friedner nickte zustimmend.… Fortsetzung folgt.

*Tête-à-Tête: Stelldichein, Rendezvous, Date

*Bauernopfer: Schachzug bei dem eine entbehrliche Figur (meist der Bauer) dem Gegner preisgegeben wird, um eine Bedrohung (des Königs) zu vermeiden, oder mehrere wichtigere andere zu schützen bzw. zu behalten; kleines Opfer, um schneller an das dann wesentlich ertragreichere Ziel zu gelangen;

Wer hat auch schon eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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