„Satiresendung, Volkshochschule und ein Teil der Gegenöffentlichkeit“ – Interview in Kontext mit Dietrich Krauß, einem der Macher von „Die Anstalt“

Der in Crailsheim aufgewachsene Dietrich Krauß (Jahrgang 1965) sorgt seit 2014 mit Max Uthoff und Claus von Wagner für satirisch-politische Aufklärung im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Krauß ist in „Die Anstalt“ zwar nicht auf der Bühne zu sehen. Doch zusammen mit den Hauptdarstellern Uthoff und von Wagner ist er für die Inhalte und die Texte der Sendung verantwortlich. Die „Kontext:Wochenzeitung“ veröffentlichte vor kurzem ein Interview mit Dietrich Krauß.

Informationen zusammengestellt von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Mal Nato-Hure, mal Putin-Pudel

Interview von Josef-Otto Freudenreich

Drei Heilige aus dem Morgenland zerpflücken das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen. Das freut Millionen Menschen – wenn sie „Die Anstalt“ sehen. Dietrich Krauß, einer der Macher, erzählt, wie eine Satiresendung zur Volkshochschule werden konnte. Und für ihn ein Teil der Gegenöffentlichkeit ist.

Herr Krauß, verraten Sie uns doch mal, wie die Ideen für „Die Anstalt“ entstehen.

Dietrich Krauß: Max Uthoff, Claus von Wagner und ich sitzen zusammen an einem Kaffeetisch, haben viele Bücher und Zeitungen gelesen, regen uns gemeinsam auf, spinnen Ideen – und Max hat hoffentlich die Schokolade nicht vergessen.

Und schon treten die drei heiligen Könige aus dem Morgenland auf und zerpflücken das Jahresgutachten der fünf Wirtschaftsweisen.

Krauß: Wir hatten den Blog des Journalisten Norbert Häring – sehr zu empfehlen – vom „Handelsblatt“ gelesen, in dem er das Gutachten auseinandergenommen hat. Das war eine tolle Vorarbeit für unsere Sendung vor Weihnachten. Da treten ja auch Weise auf, also die aus dem Morgenland, und schon stand der Plot für eine Szene. (…)

Das ganze Interview auf der Internetseite von Kontext:

http://www.kontextwochenzeitung.de/medien/247/mal-nato-hure-mal-putin-pudel-3331.html

Blog des Journalisten Norbert Häring vom „Handelsblatt“:

http://norberthaering.de/de/component/search/?searchword=Wirtschaftsweise&searchphrase=all&Itemid=125

Weitere Informationen über Dietrich Krauß:

Dietrich Krauß, 1965 in Gerabronn geboren, ist Doktor der politischen Philosophie, derzeit frei gestellter SWR-Redakteur und arbeitet für „Die Anstalt“ sowie die „heute show“ im ZDF. Zuletzt hat das Trio Krauß, Max Uthoff und Claus von Wagner den Grimme-Preis erhalten. Außerdem ist „Die Anstalt“ für den Deutschen Fernsehpreis 2016 nominiert. Dietrich Krauß ist in Crailsheim aufgewachsen. In den 1980er Jahren ging er zusammen mit Wolfgang Kröper als „Die Märchenprinzen“ auf Kabarett-Tournee.

Begründung für den Grimme-Preis 2015:

http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=1982

Internetseite von „Die Anstalt“:

http://www.zdf.de/die-anstalt/die-anstalt-31443710.html

   Sende Artikel als PDF   

„Kiesewetter-Ausschuss: Wichtige Zeugen nicht vernommen“ – Eine Dokumentation des Journalisten Thomas Moser

Die Aussage von Beate Zschäpe vor dem OLG München wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Auch der Polizistenmord von Heilbronn bleibt ungeklärt. Zu begründet sind die Zweifel an einer (Allein-)Täterschaft von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.

Von Thomas Moser, Journalist

Vertrauliche Informationen fließen an Ermittlungsbehörden

Fragen stellen sich aber auch zum NSU-Untersuchungsausschuss von Baden-Württemberg, der seine Beweisaufnahme jetzt, Mitte Dezember 2015, abgeschlossen hat. Etliche Zeugen wurden nicht vernommen, andere an die Bundesanwaltschaft übermittelt. Damit fließen weiterhin vertrauliche Informationen an die Ermittlungsbehörden, obwohl der Ausschuss anderes beschlossen hatte. Spielt er ein doppeltes Spiel? Handelt er anders, als er redet? – Eine Dokumentation.

Ausschluss nicht für alle Sitzungen

Im September 2015 hatte der Ausschussvorsitzende Wolfgang Drexler (SPD) einen publikumswirksamen Auftritt. Nachdem in mindestens zwei Fällen Sachverhalte, die Zeugen dem Ausschuss vertraulich mitgeteilt hatten, beim Landesinnenministerium und beim Generalbundesanwalt gelandet waren, wurden die vier offiziellen Vertreter der Landesregierung demonstrativ von den nicht-öffentlichen Sitzungen des NSU-Ausschusses ausgeschlossen. Allerdings nicht von allen. Der Ausschluss sollte nur für Fälle gelten, die zu rechtlichen Konsequenzen führen könnten. Ein Rauswurf zweiter Klasse, den Drexler damals am 21. September 2015 vor der Presse mit folgenden Worten begründete.

Eine heikle Sache

Wolfgang Drexler, Ausschussvorsitzender, SPD:  „Wir sind in vielen Bereichen darauf angewiesen, dass es selbst nach acht Jahren möglicherweise noch jemanden gibt, wenn ich mal den Fall Kiesewetter anspreche, der sich vielleicht doch noch meldet. Wir sind darauf angewiesen, dass sich Menschen melden, die sich bisher noch nicht gemeldet haben. Sonst lesen wir nämlich immer nur das nach, was Polizeibeamte in ihren Ermittlungen aufgeschrieben haben. Wir sind darauf angewiesen, und insofern ist es eine heikle Sache.“

Neuer Untersuchungsausschuss als Empfehlung

Einige Wochen später, am 30. Oktober 2015, verkündete der Ausschuss, er werde das Arbeitspensum bis zum Ende der Legislaturperiode nicht schaffen und deshalb dem neuen Landtag im März 2016 empfehlen, erneut einen Ausschuss zum Kiesewetter-Mord einzusetzen. Auf der Pressekonferenz erkundigt sich ein Medienvertreter, ob sich denn, wie erhofft, neue Zeugen gemeldet hätten.

Pressekonferenz:

Journalist 1: „In der Vergangenheit haben Sie gesagt: ‘Wir sind darauf angewiesen, dass Zeugen sich noch melden‘. Haben sich denn in letzter Zeit noch Hinweise ergeben und Zeugen gemeldet?“

Drexler: „Ja, es haben sich noch Zeugen gemeldet.“

Journalist 1: „Können Sie das ausführen?“

Drexler: „Nein.“

Journalist 1: „Warum nicht?“

Drexler: „Weil der Zeuge mir mitgeteilt hat, dass er nicht möchte, dass das bekannt wird. Und deswegen war das auch in einer Sitzung des Untersuchungsausschusses ohne Regierungsvertreter. Und auch die Vertreter der Fraktionen haben auch nur die Anfangsbuchstaben oder N.N. mitgeteilt bekommen.“

Journalist 1: „Da geht es um die Identität. Können Sie denn inhaltlich noch etwas dazu sagen?“

Drexler: „Ja, es gibt jemand, der gesagt hat, er habe an diesem Tag [25. April 2007, Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter], ich glaube, eine Stunde vorher, wenn ich es noch richtig im Kopf habe, etwas bemerkt, das ganz wichtig sei. Und wir werden dem jetzt nachgehen. Wir haben vorhin beschlossen, ihn zu vernehmen.“

Journalist 1: „Ist schon klar, wann?“

Drexler: „Nein, noch nicht. Aber bis zum 7. Dezember.“

Journalist 1: „In dann nicht-öffentlicher Sitzung?“

Drexler: „Das müssen wir noch mit ihm verhandeln. Ich bin ja immer für öffentliche Sitzungen. Es wäre gut, wenn das öffentlich wäre. Auf jeden Fall, wenn wir ihn vernehmen können, den Ton öffentlich. Wir werden jetzt nach unserem heutigen Beschluss Verbindung mit ihm aufnehmen und hoffen, dass wir ihn bis zum 7. Dezember noch vernehmen können. Eine Person, die bisher, so wie er es uns mitgeteilt hat, sich nicht bei der Polizei gemeldet hat. – Ich muss noch einen zweiten…, ich habe mir das gerade überlegt: Wir haben noch einen zweiten Hinweisgeber. Diesen Fall haben wir an den Generalbundesanwalt gegeben, aufgrund der Fülle und der Schwierigkeiten, die da bestehen.“

Journalist 1: „Läßt sich das inhaltlich noch skizzieren oder eingrenzen, worum es da geht?“
Drexler berät sich kurz.
Drexler: „Da geht es um Handyaufnahmen. Um Handyaufnahmen möglicherweise während der Tat.“

Am 9. November 2015 sind die beiden neuen Zeugen erneut Thema in der Presserunde vor Beginn der Ausschusssitzung.

Journalist 2: „Noch einmal zu diesen zwei Zeugen, die sich bei Ihnen meldeten. Einen wollten Sie vernehmen…“

Drexler: „Ja. Und einen haben wir weitergegeben.“

Journalist 2: „An den Generalbundesanwalt.“

Drexler: „Ja.“

Journalist 2: „War das im Einverständnis mit dem Zeugen, dass er an den Generalbundesanwalt übergeben wird? Weil, er hat sich ja bei Ihnen gemeldet und nicht bei der Polizei.“

Drexler: „Weiß ich jetzt gerade nicht.“

Journalist 2: „Und warum übergeben Sie den einen und den anderen nicht?“

Drexler: „Aus dem einfachen Grund: Bei dem einen muss man noch ermitteln, da sind wir noch nicht so weit. Wir sind keine Ermittlungsbehörde. Wir können den Zeugen nicht einfach so vernehmen. Wir brauchen ja die Unterlagen. Während beim anderen Zeugen, der hat uns seine Informationen gegeben, dann haben wir gesagt: den können wir sofort in den Ausschuss nehmen.“

Journalist 2: „Wir hatten ja die Diskussion, dass sich Zeugen vertraulich an den Ausschuss gewendet haben und eben nicht an die Ermittlungsbehörden…“

Drexler: „Ja, aber so wie ich erfahren habe, ist das bisher anstandslos von demjenigen auch akzeptiert worden. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für den Ausschuss: Entweder er ermittelt selber, was er nicht darf, oder aber wir geben es einer Ermittlungsbehörde. Das ist der Generalbundesanwalt, der ja immer noch ein Verfahren gegen Unbekannt führt. Wir hoffen, dass er das so ermittelt, dass wir entweder noch vorher oder im nächsten Ausschuss dann das Ergebnis einführen können in den vielleicht nächsten Untersuchungsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg. Auf jeden Fall hält uns der GBA auf dem Laufenden, was jetzt mit diesem Fall ist.“

Auf der Presserunde der Obleute nach der Sitzung wird der Vorgang ein weiteres Mal angesprochen.

Journalist 2: „Ich wollte noch einmal die Frage stellen, die heute morgen nicht beantwortet werden konnte. Vielleicht kann sie es jetzt. Es hat sich ja ein Zeuge gemeldet, der Handyaufnahmen vom Tatort in Heilbronn gemacht haben will. Diesen Zeugen hat der Ausschuss an den Generalbundesanwalt übergeben. Mich interessiert, ob das mit dem Einverständnis des Zeugen geschah?“

Drexler: „Im Näheren kann ich Ihnen dazu keine Aussagen machen, weil wir sonst sehr viel preisgeben würden, was uns noch interessiert und was wir vorher der Öffentlichkeit nicht bekanntgeben können.“

Journalist 2: „Sie können nicht sagen, ob es mit seinem Einverständnis geschah?“

Drexler: „Nein, ich sag da gar nichts. Denn schon wenn ich das richtig beantworten würde, könnte man Schlüsse auf andere Dinge ziehen.“

Journalist 2: „Und die anderen Obleute: Teilen Sie…?“

Matthias Pröfrock, Obmann der CDU: „Die berichten nicht aus nicht-öffentlicher Sitzung.“
Die Obmänner von FDP (Ulrich Goll), SPD (Nikolaos Sakellariou) und Grüne (Jürgen Filius) antworten nicht.

Zwei Zeugen wurden nicht vernommen

Der Vorgang wirft Fragen zum Selbstverständnis des Untersuchungsausschusses auf. Was aus den zwei Zeugen wurde, ist bisher nicht bekannt. Im Ausschuss wurde keiner vernommen.

Nachfrage des Autors bei der Bundesanwaltschaft vom 30. November 2015:

„Der NSU-Untersuchungsausschuss von Baden-Württemberg hat einen Zeugen, der sich an den Ausschuss gewandt hatte, ‘dem GBA übergeben‘. Der Zeuge soll über Handyaufnahmen vom Tatort Theresienwiese Heilbronn verfügen.

Dazu folgende Fragen:

1) Wann hatte sich der Zeuge an den Ausschuss gewandt, und wann wurde er an Ihre Behörde übergeben?

2) Geschah das auch im Interesse des Zeugen?

3) Um welcher Art von Handyaufnahmen handelt es sich? Bilder, Video? Wann wurden diese Aufnahmen genau gemacht und was zeigen sie?

4) Warum war der Zeuge am Tatort?“

Antwort der GBA-Pressestelle vom 2. Dezember 2015: „Auf Ihre Anfrage teile ich Ihnen mit, dass der Untersuchungsausschuss des Baden-Württembergischen Landtages am 23. Oktober 2015 die dort vorliegenden Erkenntnisse zu dem von Ihnen erwähnten Zeugen an den Generalbundesanwalt übermittelt hat. Die aufgeworfenen Fragen nach dem Zeitpunkt der Kontaktaufnahme des Zeugen mit dem Untersuchungsausschuss und der näheren Umstände der Weiterleitung der Informationen fallen in den Geschäftsbereich des Untersuchungsausschusses, an den ich Sie zur Beantwortung insoweit verweise. Bezüglich Ihrer weiteren Fragen, die im Zusammenhang mit den Angaben des Zeugen stehen, kann ich aufgrund laufender Ermittlungen derzeit keine Auskünfte geben.“

Ermittlungsverfahren gegen neun weitere Beschuldigte

Neben den Verfahren gegen die fünf Angeklagten von München führt der Generalbundesanwalt weiterhin Ermittlungsverfahren gegen neun weitere Beschuldigte, ohne dass es bisher zu Anklagen gekommen wäre. Alle anderen Zeugen und Spuren im NSU-Komplex nimmt die Karlsruher Behörde in ein allgemeines Sammelverfahren „NSU/Unbekannt“ auf. Um wen und was genau es sich dabei handelt, weiß die oberste Ermittlungsinstanz allein.

   Sende Artikel als PDF   

„Kretschmann läuft… und ignoriert Volkes Stimme“ – Leserbrief von Guy M.Y.Ph. Franquinet zur Schädlichkeit von Windkraftanlagen

Einen Leserbrief zu den Wanderungen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) hat Guy M.Y.Ph. Franquinet aus Crailsheim geschrieben. Die Lokalpresse hatte laut Franquinet eine Veröffentlichung abgelehnt. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Leserbrief von Guy M.Y.Ph. Franquinet, Crailsheim

Haus und Hof aus gesundheitlichen Gründen verlassen

Wer die Berichterstattung in den Medien über Kretschmanns Wanderschaft verfolgt, muss wohl den Eindruck  bekommen, dass er ein freundlicher und netter Ministerpräsident (MP) ist, der sich gerne unter das Volk begibt, so auch im Hohenloher Tagblatt (HT) vom 14. August 2015, Kretschmann läuft …. und viele laufen mit. Er versprach immer das Ohr am Volk zu haben. Das ist alles so lange wahr, wie man mit diesem MP einer Meinung ist. Leidet man unter seiner Regierung, sieht es ganz anders  aus. Aus seinem Munde, muss es als Hohn klingen, wenn er sagt, dass Windräder doch nichts Schlimmes sind, vor allen wenn man sein Haus und Hof aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste.

Naturzerstörung mit Genehmigung der Landesregierung

Scheinbar liest er die Untersuchungen, die auch in seinem Auftrag durchgeführt wurden, nicht. Auch neueste Untersuchungen über den für viele Menschen schädlichen Infraschall erkennt er nicht an. Als er dann bei der Übergabe von 1500 Unterschriften noch sagt, man hätte diese besser an die Genehmigungsbehörde abgegeben, zeigt er wie feige er ist, für die von ihm verantwortete Politik gerade zu stehen. Ein solch stark gezeigtes Desinteresse für die Nöte der Bevölkerung hat sich hier wohl noch nie ein Ministerpräsident geleistet. Der Eindruck, den er hinterlässt ist einer von tiefster Enttäuschung und Unverständnis. Sein Ohr ist für viele Hohenloher total verstopft. Einen größeren Unterschied zwischen Anschein und Wirklichkeit kann man sich kaum vorstellen, für viele Bürger ist daher das Maß voll. Wer sich zuvor für den Schutz der Natur stark macht und dann anschließend als Regierungspartei dessen Zerstörung anordnet (600 Windräder bei uns) muss wohl damit rechnen. Ein MP der sich bei der Annahme von Bürgerunterschriften hinter seiner eigenen unteren Behörde versteckt, verhält sich skandalös. Weiß Kretschmann nicht mehr, dass er von den Bürgern gewählt wurde?

   Sende Artikel als PDF   

„Fakten liefern, statt Argumente aus dem Parteibuch oder der Werbung von PV-Anlagenherstellern“ – Kritischer Leserbrief zu den Photovoltaikanlagen in Crailsheim-Maulach

Einen Leserbrief zu den Photovoltaikanlagen im Crailsheimer Stadtteil Maulach hat Guy M.Y. Ph. Franquinet aus Crailsheim geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Von Guy M.Y. Ph. Franquinet, Crailsheim, Sprecher der Bürgerinitiative GENIE

Nicht dem Öko-Diktat aus Stuttgart gefolgt

Wirklich Respekt habe ich für den Crailsheimer Gemeinderat, der sich die Entscheidung über weitere PV-Anlagen in Maulach sicherlich nicht leicht gemacht hat. Man ist dem Öko-Diktat aus Stuttgart nicht gefolgt und es wurde nach eigenem Wissen und Gewissen entschieden, denn schließlich sind die Maulacher am meisten betroffen und deren Mehrheit wollte das so. Wenn Andreas Harthan (Anmerkung: Redaktionsleiter des Hohenloher Tagblatts) jetzt sagt, das ist falsch, dann sollte er Fakten bringen, und keine Argumente aus einem Parteibuch oder aus der Werbung von PV-Anlagenherstellern.

Bringen nur zehn Prozent ihrer Nennleistung

Eine Solaranlage, die den Strom direkt einspeichert, verringert keine nennenswerten Mengen an CO2. Solarstrom und Windstrom sind nicht grundlastfähig, wie Kern-, Kohle-, Gas-, Bio- oder Wasserkraftstrom. Solar- oder Windstrom kann nur ins Netz eingespeist werden, wenn im Hintergrund Schattenwerke Strom vorhalten. Diese –  meist Kohlekraftwerke – laufen oft im Leerlauf  (der Dampf entweicht dann sofort ins Freie) und produzieren das Vielfache an CO2, was die PV Anlage oder Windrad überhaupt bei ihrer Zufallsstromproduktion an  CO2 verhindern könnten. Die Schattenwerke müssen die mögliche 100-Prozent-Leistung einer PV-Anlage in Sekundenschnelle ersetzen können (z.B. wegen dichten Wolken), obwohl solche Anlagen bei uns im Schnitt gerade nur zehn Prozent ihrer Nennleistung bringen. Natürlich kann ein Kohlekraftwerk den Strom von vielen Kollektoren oder Windrädern vorhalten, aber das ändert nichts daran, dass ein Kohlekraftwerk auch dann im Standby CO2 produziert, ohne Strom produzieren zu dürfen, weil der Solar- und Windstrom immer Vorrang hat.

Handlungsweise wird vom Kapital gesteuert

Wir von der Bürgerinitiative GENIE wollen die Menschen objektiv und mit Fakten informieren. Hier gibt es klare Fakten, dann sind solche Kommentare höchst kontraproduktiv. Die Investoren von PV-Anlagen wollen ihr Vermögen mehren, das ist ihr gutes Recht, aber ihre Handlungsweise wird vom Kapital gesteuert. Die Bürgerinitiativen, die das verhindern wollen, werden nur von ihrer Besorgnis über sich selbst, die Umwelt und über das Landschaftsbild gesteuert, Geld spielt dabei kaum eine Rolle, alles ist ehrenamtlich. Also liebe Redaktion vom HT, arbeite bitte mit uns zusammen und lasst uns versuchen, zusammen Unfug zu verhindern.

Weitere Informationen von Guy M.Y. Ph. Franquinet zum Thema Windkraft:

Um Windräder betreiben zu können, sollte eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von zirka 18 Kilometer pro Stunde (km/h) erreicht werden (entspricht zirka 5,6 Meter pro Sekunde (m/sec). Weil das bei uns in Hohenlohe nicht der Fall ist, werden hier solche Windräder willkürlich und auf Geheiß einer höheren Macht (unsere Landesregierung) gebaut.

Strom von 2300 Windrädern vorhalten

Ein Block eines Kohlekraftwerkes leistet zirka 1000 Megawatt (MW), ein 200 Meter hohes Windrad zirka drei MW. Sodass ein Kohle-KW-Block viel Strom bringen könnte wie über 300 Windräder. Da Kohle-Kraftwerke rund um die Uhr arbeiten und Windräder bei uns gerade mal 15 Prozent Auslastung bringen, muss das Kohle-KW im Schnitt den Strom von 7 x 330 (7×15=zirka 100) Windräder vorhalten. Dies entspricht zirka 2300 Windrädern.

Kein grundlastfähiger Windstrom

Als Schröder und Trittin um das Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)  einrichteten, ordneten sie neue und moderne Kohlekraftwerke an. Diese wurden auch vermehrt gebaut. Also werden bei uns die Kernkraftwerke durch Kohlekraftwerke ersetzt, weil Windräder keinen grundlastfähigen Strom bringen können.

Von Kernkraft auf Kohle umgestellt

Die Energiewende bedeutet nichts anderes, als dass man mit Hilfe von PV-Anlagen und Windrädern von Strom aus Kernkraftwerken auf Kohlestrom umgestellt hat. Natürlich wissen das nur die Fachleute und das Volk glaubt weiterhin, dass Windräder und PV-Anlagen etwas Gutes für die Umwelt sind. Windräder sind Geldvernichter, PV Anlagen sind Goldesel. Der Umwelt helfen beide nicht.

Weitere Informationen im Internet über die „Nebenwirkungen“ der Windkraft:

http://www.gegenwind-huerup.de/2015/11/neue-erkenntnisse-zum-thema-windkraftanlegen-und-infraschall/

   Sende Artikel als PDF   

„29 Angehörige der Sinti und Jenischen aus dem Landkreis Hall als ‚Zigeuner‘ verfolgt“ – Informationen des Kulturforschers Udo Grausam

Aus 15 Gemeinden im Landkreis Schwäbisch Hall wurden 29 Angehörige der Sinti und Jenischen während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) als ‚Zigeuner‘ verfolgt. Dies berichtet der Kulturforscher Udo Grausam aus Tübingen.

Von Udo Grausam, Kulturforscher aus Tübingen

Mindestens 24 Menschen starben

„Eine Person stammte aus dem Haller Stadtteil Eltershofen. 24 von ihnen starben im Lager, zwei sind verschollen, drei überlebten.“ Udo Grausam ist in Bretzfeld aufgewachsen und setzt sich seit vielen Jahren für ein angemessenes Gedenken an den polnischen Zwangsarbeiter Czesław Trzciński ein.

Weitere Informationen in Hohenlohe-ungefiltert über Czesław Trzciński:

Ein polnischer Zwangsarbeiter wurde 1942 in Bretzfeld-Rappach hingerichtet – Eine private Initiative setzt sich für ein angemessenes Gedenken ein

https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=2979|

 

   Sende Artikel als PDF   

„Kein Platz für menschenfeindliche Propaganda“ – Aufruf zur Demonstration in Öhringen

Seit dem 10. Oktober 2015 finden in Öhringen jeden Samstag rassistische und flüchtlingsfeindliche Kundgebungen statt. Die Kundgebungen sollen bis zu den Landtagswahlen im März 2016 jede Woche stattfinden. Wir rufen dazu auf samstags nach Öhringen zu kommen und den Rassisten entgegenzutreten. Diese treffen sich zu ihren Kundgebungen an der alten Turnhalle in Öhringen.

Von der „Antifaschistischen Aktion Schwäbisch Hall“

Gegen Hetze und Angstmacherei

Nächstes Treffen zur Gegendemonstration ist am Samstag, 5. Dezember 2015, um 13.30 Uhr in  Öhringen. Bei den Kundgebungen der Ausländerfeinde versammelt sich Woche für Woche eine Mischung aus „besorgten BürgernInnen“, MitgliederInnen der rechtspopulistischen AfD, der rechtsextremen NPD und Neonazis aus gewaltbereiten Kameradschaften. Auf den Kundgebungen wird im Stil von Pegida gegen Flüchtlinge gehetzt, werden Ängste geschürt und Verschwörungstheorien verbreitet.

Kein Platz für rassistische Hetze

Die Vergangenheit hat uns gezeigt: Wir dürfen nicht wegschauen, wenn der rassistische Mob auf die Straße geht. Niemals dürfen wir vergessen: Rassismus tötet! Es ist richtig und wichtig, laut und deutlich zu zeigen: Flüchtlinge sind willkommen, Rassisten sind es nicht! Für rassistische Hetzte gibt es keinen Platz! Wir rufen dazu auf, gemeinsam auf die Staße zu gehen und dem rassistischen Mob entgegenzutreten.

Unten steht ein Aufruf der Organisierten Linken Heilbronn und anderer Gruppen aus der Region für diesen Samstag, 5. Dezember 2015. Bitte verbreitet ihn weiter und kommt am Samstag nach Öhringen. Wenn ihr diesen Aufruf als Gruppe oder Einzelperson unterstützen möchtet, lasst es uns wissen.

Mit solidarischen Grüßen

Antifaschistische Aktion Schwäbisch Hall

„Kein Platz für Rassismus und rechte Hetze in Öhringen“

Woche für Woche finden in Öhringen Kundgebungen gegen die Aufnahme von geflüchteten Menschen statt. Jeden Samstag versammeln sich die bis zu 300 Demonstrantinnen und Demonstranten vor der Alten Turnhalle. Im Laufe der Zeit wurde deutlich, dass es sich bei den Teilnehmenden nicht um „besorgte BürgerInnen“ handelt, sondern um Rassistinnen und Rassisten. Unter ihnen tummeln sich AnhängerInnen der Nazi-Partei NPD und ihrer Jugendorganisation JN, rechtspopulistische AfD-Mitglieder und rechte VerschwörungstheoretikerInnen aus dem gesamten Umland.

Islamfeindlicher Blogger

Für den 14. November 2015 wurde mit dem islamfeindlichen Blogger Michael Mannheimer ein bundes- und europaweit bekannter rechter Redner eingeladen. Dieser hatte in der Vergangenheit schon öffentlich zum bewaffneten Kampf aufgerufen. Im Anschluss an diese Kundgebung demonstrierten die Rechten mitten durch die Öhringer Innenstadt.

Rassistische Stimmungsmache

Mit ihrer Hetze gegen Menschen, die vor Krieg und Elend aus ihrer Heimat fliehen müssen, versuchen sie das gesellschaftliche Klima zu vergiften und Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Wie gefährlich rassistische Stimmungsmache ist, zeigen die Ereignisse der letzten Monate: Beinahe jeden Tag werden Geflüchtete oder ihre UnterstützerInnen verbal oder körperlich angegriffen und angefeindet. Immer wieder erreichen uns Meldungen von Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte.

Nicht unwidersprochen hinnehmen

In den vergangenen Wochen boten nur wenige Menschen den rassistischen Protesten in Öhringen die Stirn. Das gab den HetzerInnen die Möglichkeit, ihren Protest ungestört auf die Straße zu tragen und ihre Aktivitäten auszubauen. Mittlerweile wird aber immer mehr Menschen klar: Die rechte Stimmungsmache wird nicht von alleine aufhören. Sie kann und darf nicht weiter ignoriert, verharmlost oder unwidersprochen hingenommen werden. Die Demonstrationen sind ein möglicher Ausgangspunkt für gewalttätige Übergriffe auf Geflüchtete und stärken extrem rechte Kräfte in der Region. Nur durch unseren kreativen, lautstarken und bunten Protest können wir verhindern, dass sich Öhringen zum Anlaufpunkt für Nazis und rechte Politprominenz aus ganz Baden-Württemberg entwickelt.

Für eine offene Gesellschaft

Gemeinsam und solidarisch werden wir am Samstag, 5. Dezember 2015, ab 13.30 Uhr, in Öhringen der rassistischen Hetze unsere Visionen einer offenen, vielfältigen Gesellschaft entgegensetzen und uns an die Seite der Geflüchteten stellen. Lasst uns gemeinsam zeigen, dass in Öhringen kein Platz für menschenfeindliche Propaganda und Angriffe auf ein friedliches Miteinander ist.

Refugees welcome! Kein Platz für Rassismus in Öhringen!

Kommt am Samstag, 5. Dezember 2015, um 13.30 Uhr nach Öhringen.

5. Dezember 2015 | 13:30 Uhr | Öhringen

UnterstützerInnen:

Antifaschistische Aktion Schwäbisch Hall, Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Heilbronn, Die Linke Kreisverband Heilbronn-Unterland, Fraktion UNS/ Die Grünen Öhringen, Grüne Jugend Hohenlohe,  Jusos Heilbronn, Mergentheim Gegen Rechts, Organisierte Linke Heilbronn (OL), ver.di Jugend Heilbronn-Neckar-Franken

   Sende Artikel als PDF   

„Mit der Ausrufung des Ausnahmezustandes begeht Frankreich einen Fehler“ – Kritischer Artikel in der Zeitung Le Monde

„Mit der Ausrufung des Ausnahmezustandes begeht Frankreich einen Fehler“ lautet das Fazit eines Artikels von Gilbert Achcar in der französischen Zeitung Le Monde vom 26. November 2015. Achcar ist Professor an der SOAS (Hochschule für orientalische und afrikanische Studien) der Universität London.

Informationen zugesandt von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Übersetzung von Paul B. Kleiser:

Der Kriegsdiskurs des französischen Präsidenten zielt darauf ab, diese Maßnahme zur Norm zu machen. Ein strategischer Irrtum, verbunden mit einem politischen Fehler, der das Risiko des Terrorismus weiter anwachsen lässt.

Artikel von Gilbert Achcar in Le Monde vom 26. November 2015

Verheerende Bilanz

François Hollande hat auf die Schmach des Terrorismus, der neuerlich im Herzen von Paris zugeschlagen hat, mit einer „Kriegserklärung“ reagiert – so wie dies George W. Bush angesichts der „Mutter aller terroristischen Attentate“ mitten in New York gemacht hat. Dadurch hat sich der französische Präsident bewusst über die Kritik an der Entscheidung der Bush-Administration hinweggesetzt, die zur damaligen Zeit die vorherrschende Meinung sogar in Frankreich gewesen ist (und auch von den früheren Außenministern Hubert Védrine und Dominique de Villepin geteilt wurde). Er hat dies trotz der verheerenden Bilanz des „Krieges gegen den Terrorismus“ der Bush-Administration getan, die diese Kritik vollumfänglich bestätigt hat.

Verbale Überreaktion

Sigmar Gabriel, der deutsche Vizekanzler und Vorsitzende der SPD, der Bruderpartei der französischen PS, hat erklärt, von Krieg zu sprechen hieße das Spiel des Islamischen Staates (Daesh) zu betreiben. Zunächst könnte es scheinen, dass der Kriegsdiskurs nur eine verbale Überreaktion darstellt, eine Art, auf die legitime Emotion zu reagieren, die das abscheuliche Attentat mit bislang 130 Toten hervorgerufen hat. Doch wird der Kriegsdiskurs von der Durchsetzung eines Gesetzes durch François Hollande begleitet, das den Ausnahmezustand auf drei Monate verlängert.

Freifahrtscheine für die Repressionskräfte

Der Präsident möchte außerdem die französische Verfassung ändern, um die Ausnahmen von den demokratischen Regelungen auszuweiten, obwohl es sich um eine Verfassung handelt, die 1958 in einer Situation des Ausnahmezustandes entstanden ist. Sie sieht bereits die Möglichkeit des Ausnahmezustandes (Art. 16) und des Belagerungszustandes (Art. 36) vor. Nun werden schlimmste Verletzungen der Menschenrechte möglich: der Entzug der Staatsbürgerschaft, die Haft ohne Anklage sowie weitere Freifahrtscheine für die Repressionskräfte.

Pentagon ist brutalster aller Massenmörder

Was aber noch schlimmer ist: Im Gegensatz zu den Attentaten in New York wurden diejenigen im Januar und November 2015 in Paris von französischen StaatsbürgerInnen begangen (deswegen die Drohung mit dem Entzug der Nationalität). Während der Kriegszustand seinem Wesen nach per se ein Ausnahmezustand ist, also ein Zustand der Aufhebung der Rechte der menschlichen Person, gibt es einen qualitativen Unterschied in den Konsequenzen, je nachdem ob der Krieg außerhalb des nationalen Territoriums stattfindet, oder ob sich der potenzielle Feind im Lande selbst befindet. Die USA konnten die Ausübung der – abgebauten – Bürgerrechte dem Grunde nach wiederherstellen, nachdem die Sicherheit ihres Territoriums neuerlich gegeben war, wohingegen sie den Ausnahmezustand im Ausland praktizierten und dies weiterhin tun. Die ganze Heuchelei von der Aufrechterhaltung des juristischen Niemandslandes Guantanamo bis zu den extralegalen Hinrichtungen durch Drohnen macht aus dem Pentagon den brutalsten aller Massenmörder.

Totalitärer Charakter

Aber Frankreich? Das Problem des Dschihad gehört zu seiner Geschichte. Und dies so sehr, dass die erste Konfrontation mit dem Dschihad auf die blutige Eroberung Algeriens durch die französische Armee vor bald zweihundert Jahren zurückreicht, auch wenn der Dschihad von heute sich qualitativ vom früheren durch seinen totalitären Charakter unterscheidet. Sodann war der französische Militär- und Sicherheitsapparat mit der algerischen FLN (nationale Befreiungsfront) konfrontiert, deren Zeitung El Moudjahid („der Dschihadist“) hieß.

Übersteigerter Groll 

Frankreich hat, als es sich ab 1955 auf diesen dreckigen Krieg einließ, ein Gesetz über den Ausnahmezustand erlassen. Und unter den Bedingungen des Algerienkrieges wurde der Ausnahmezustand zum letzten Mal vor dem 14. November 2015 in den Jahren 1961 bis 1963 auf dem gesamten Staatsgebiet verkündet. Im Rahmen jenes Ausnahmezustandes wurden auf französischem Boden schlimme Untaten verübt, neben den Verbrechen, die in Algerien massenhaft geschahen. Der Ausnahmezustand wurde am 8. November 2005, also fast genau vor zehn Jahren, für einen Teil Frankreichs neuerlich ausgerufen. Die Beziehung zum Algerienkrieg ist damals niemandem entgangen: Ein Großteil der jungen Leute, die sich an den Aufständen der Vorstädte beteiligt haben, waren „Produkte“ der langen französischen Kolonialgeschichte in Afrika. Dies trifft genauso auf den größten Teil der französischen Dschihadisten der letzten Jahre zu, die unter den Bedingungen des zunehmenden Grolls und der Hoffnungen auf die dann enttäuschten Versprechungen aufgewachsen sind, der 2005 seinen Ausbruch fand. Es handelt sich um diejenigen, die unter dem leiden, was kein geringerer als Ministerpräsident Manuel Valls in einem flüchtigen Moment politischer Einsicht am 20. Januar 2015 „die territoriale, soziale und ethnische Apartheid“ genannt hat.

Kein Waffenverkauf an Saudi Arabien

Die logische Konsequenz dieses Eingeständnisses läge gerade in der Beendigung des territorialen, sozialen und ethnischen Ausschlusses der eingewanderten Teile der Bevölkerung und aller Diskriminierungen, die sie erleiden muss; dies wäre die erste Antwort auf die Gefahr des Terrorismus. Damit muss eine Außenpolitik einhergehen, die den Verkauf von Kanonen und das militärische Gehabe eines Staates, der sich als imperiale Macht ausgibt, durch eine Politik des Friedens, der Menschenrechte und der Entwicklung gemäß der Charta der UNO, die er mit verfasst hat, ersetzt. Der schwedi-
sche sozialdemokratische Außenminister, der den Verkauf von Waffen an das Königreich Saudi Arabien durch Händler seines Landes untersagt hat, hat den richtigen Weg aufgezeigt.

Frustrierte Hoffnungen des „Arabischen Frühlings“

Eine adäquate Antwort auf die Gefahr des Terrorismus läge auch in einer entschiedenen, aber nicht aufdringlichen Unterstützung aller Männer und Frauen, die im Nahen Osten und in Nordafrika gegen die Despoten der Region für Demokratie und Emanzipation kämpfen, gleichgültig ob es sich um Ölmonarchien oder Militär- oder Polizeidiktaturen handelt. Der „Arabische Frühling“ von 2011 hat für einige Zeit den dschihadistischen Terrorismus an den Rand gedrängt. Seine Niederlage unter Mithilfe der Großmächte hat, gestärkt durch die frustrierten Hoffnungen des „Frühlings“, zu seiner kraftvollen
Wiederauferstehung geführt.

   Sende Artikel als PDF   

„NSU: Das große Zeugen-Rätsel – Lediglich mit Initialen kündigt der Untersuchungsausschuss von Baden-Württemberg seine Zeugen an“ – Ein Beitrag von Thomas Moser

J.M., G.B., M.W., A.W., C.F., D.W., D.F., M.L. – das sind die Initialen der Zeugen, die der Kiesewetter-Untersuchungsausschuss von Baden-Württemberg bei seiner Sitzung am 27. November 2015 befragen will. Hieroglyphen, die der Öffentlichkeit präsentiert werden und unter denen sich selbst gut informierte Kenner der Materie wenig vorstellen können.

Von Thomas Moser, Journalist

Dechiffrierte Zeugenliste:

So geht es in Stuttgart Woche für Woche, wenn der Sitzungsplan des Ausschusses herausgegeben wird. Transparenz sieht anders aus. Dabei hat es die Zeugenliste in sich. Wir dechiffrieren sie hier soweit es geht:

J.M. = Jerzy Montag. Der frühere Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen wird zu seinem Bericht über den V-Mann „Corelli“ (Thomas Richter) befragt, den er für den Bundestag gefertigt hat. Corelli war mindestens 18 Jahr lang V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) in der rechten Szene und hatte auch Kontakt zum NSU. Corelli war unter anderem im Ku-Klux-Klan (KKK) aktiv. Richter kam im April 2014, als er im Zeugenschutzprogramm des BKA war, ums Leben. Die Umstände sollte Montag als Sonderermittler untersuchen. Allerdings wurden ihm nicht alle Akten zur Verfügung gestellt. Weil dem NSU-Ausschuss von Baden-Württemberg der als geheim eingestufte Original-Bericht Montags über Corelli nicht zur Verfügung gestellt wurde, muss sich das Gremium mit der Befragung Montags begnügen.

G.B. = Vertreter des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der zum Thema Ku-Klux-Klan befragt werden soll. Mutmaßlich geht es dabei auch um „Corelli“. Mehr war bisher nicht in Erfahrung zu bringen.

M.W. = Cousine von Michèle Kiesewetter, der in Heilbronn ermordeten Polizeibeamtin. M.W. ist die Tochter des Kiesewetter-Onkels Mike Wenzel, der ebenfalls Polizeibeamter ist und der in den 1990er Jahren als Staatsschützer mit dem rechtsextremen Thüringer Heimatschutz (THS) und namentlich auch Tino Brandt zu tun hatte. Das Trio Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe war Teil des THS. Brandt war V-Mann des thüringer Verfassungsschutzes. Kiesewetter Cousine M.W. soll Kontakte in die rechte Szene in Thüringen unterhalten haben. Das behauptet unter anderem die Zeugin Anja Wi.

A.W. = Anja Wi., ebenfalls Polizeibeamtin, frühere Freundin von Kiesewetter und ehemalige Lebensgefährtin von Mike Wenzel. Anja Wi. heiratete Ralf Wi., den Chef einer Sicherheitsfirma, in der auch rechtsextreme Personen beschäftigt sind. Unter anderem ein NPD-Funktionär aus Thüringen, der wiederum Kontakt zu dem Angeklagten Ralf Wohlleben, Ex-NPD-Funktionär, unterhielt. Anja Wi. soll Dienstgeheimnisse aus Ermittlungen gegen die rechte Szene an ihren Mann weitergegeben haben und wurde vom Polizeidienst suspendiert. Inzwischen ist sie wieder im Dienst. Vor dem Amtsgericht Gera läuft derzeit ein bemerkenswertes Verfahren gegen Anja Wi. Sie hatte Beamte der Kriminalpolizeiinspektion Saalfeld wegen Strafvereitelung im Amt angezeigt, da diese sich geweigert hätten, Anzeigen gegen eine Person aus der rechten Szene aufzunehmen. Anja Wi. ist angeklagt, weil sie diese Straftat erfunden beziehungsweise unterstellt haben soll.

C.F. = Ein Bekannter von Michèle Kiesewetter aus ihrem Heimatort Oberweißbach in Thüringen. Auch bei ihm geht es um Kontakte in die rechte Szene.

D.W. = Dominik W., Polizeihauptmeister und früherer Kollege von Kiesewetter bei der Bereitschaftspolizei Böblingen. Sie waren in derselben Einheit tätig (BFE 523) und fuhren im April 2007, wenige Tage vor dem Anschlag, zusammen Streife in Heilbronn. Sie hatten eine Beziehung und wollten sich zusammen nach Karlsruhe versetzen lassen. Ob Dominik W. Kiesewetter einmal auch nach Oberweißbach begleitete, ist nicht ganz klar. W. wurde mehrfach von der SoKo Parkplatz vernommen. In den Ermittlungsakten fehlt mindestens eine Vernehmung. W. weiß von den Einsätzen Kiesewetters als „Zivile Aufklärerin“ zum Beispiel vor Razzien in Diskotheken und von ihrer Tätigkeit als „NoeP“ („Nicht offen ermittelnde Polizistin“), zum Beispiel dem fingierten Aufkaufen von Rauschgift. Bei seiner Vernehmung im Juni 2011 sagte W., der Mord könne eine mögliche Vergeltungstat gegen die Bereitschaftspolizei Böblingen gewesen sein, zum Beispiel von den Rauschgiftbossen in Heilbronn.

D.F. = David Feiler. Schwager von Ralf Wohlleben. Feilers Schwester ist mit dem Angeklagten verheiratet. Feiler selbst war einmal mit Beate Zschäpe liiert. Und sein Bruder war mit Zschäpes Cousin Stefan A. befreundet, der ebenfalls zur Neonazi-Szene von Jena gehörte. Feiler wohnte einmal in Nürnberg, der Stadt, in der die Mordserie begann und in der drei Menschen mit der Ceska-Pistole erschossen wurden. Außerdem wurde der erste Sprengstoffanschlag in Nürnberg verübt. Zschäpe-Cousin Stefan A. und andere Jenaer Neonazis besuchten Feiler wiederholt in Nürnberg. Und: Feiler betrieb in Oberweißbach, dem Heimatort der Polizistin Michèle Kiesewetter, die Gastwirtschaft „Zur Bergbahn“, in der sich auch die rechte Szene traf.

M.L. = Mike L. Ehemaliger Vorsitzender der NPD-Jugendorganisation JN (Junge Nationaldemokraten) von Baden-Württemberg. Außerdem war er V-Mann des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) von Baden-Württemberg. Mike L. hatte Kontakte nach Thüringen, unter anderem zu Patrick Wieschke aus Eisenach, früherer JN-Chef von Thüringen, heute NPD-Landeschef. Mit Wieschke hängt wiederum Carsten Schultze zusammen, ehemals zweiter JN-Chef von Thüringen, heute Angeklagter in München. Mike L. hatte außerdem Kontakt zum KKK-Chef Achim Schmid, der ebenfalls V-Mann des LfV war und bei dem zuhause „Corelli“ verkehrte. Mike L. wohnt in Hardthausen wenige Kilometer nördlich von Heilbronn. Dort besaß Tino Brandt, der frühere Neonazi-Aktivist aus Thüringen und V-Mann, von 2004 bis 2008 ein Haus. Was es mit diesem Haus auf sich hatte, will der Ausschuss herausfinden.

Und nun die abschließende Frage an den Untersuchungsausschuss in Stuttgart: Werden diese Zeugen mit nichtssagenden Initialen abgekürzt, um genau diese Hintergründe zu verstecken?

   Sende Artikel als PDF   

„Schwerpunktthemen fürs Jahr 2016 festlegen“ – Einladung zum öffentlichen Plenum der attac-Gruppe in Schwäbisch Hall

Das nächste Plenum der attac-Gruppe Schwäbisch Hall findet am Donnerstag, 26. November 2015, um 20 Uhr im Umweltzentrum, Gelbinger Gasse 85, in Schwäbisch Hall statt. Besucher sind herzlich eingeladen.

Von Christian Kümmerer, Untermünkheim-Enslingen

Geplante Tagesordnungspunkte:

– Schwerpunktthemen für 2016: Gemeinsam wollen wir Schwerpunktthemen für das kommende attac-Jahr diskutieren und festlegen, Veranstaltungen und Aktionen zu möglichen Schwerpunktthemen besprechen. Hier möchte ich Euch auffordern mir Artikel, oder Texte zu möglichen Themen schon vor der Sitzung per E-Mail (oder wahlweise auch auf anderem Wege) zuzuschicken, damit ich eine Übersicht zusammenstellen kann. Das würde mir sehr helfen, diesen Tagesordungspunkt  gut vorzubereiten.

– Mögliche Partner: Dahinter steckt die Idee, eine Liste oder ein Organigramm zu erstellen von aktiven und auch potentiellen Netzwerkpartnern. Um sich gut vernetzen zu können und langfristig auch mehr Menschen zu erreichen.

– Werbung für die Veranstaltung mit Dr. Bonifaze Mabanza am 8. Dezember 2015 und vieles andere mehr.

Weitere Informationen und Kontakt:

Christian Kümmerer, Kirchstraße 25, 74547 Untermünkheim-Enslingen

Telefon: 07906-9409210

Weitere Informationen im Internet und Termine:

http://www.attac-netzwerk.de/schwaebisch-hall/startseite/

Dienstag, 8. Dezember 2015, 20 Uhr: Altes Schlachthaus Schwäbisch Hall, Theatersaal

Freihandelsdiktate – Wie die Politik der EU in Afrika Fluchtgründe schafft

Vortrag und Diskussion mit Dr. Boniface Mabanza, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) Heidelberg

In Afrika können lokale Milchproduzenten ihre Milch nicht mehr verkaufen, weil die importierte Trockenmilch erheblich billiger ist. Bauern, die Hühner züchten, gehen Bankrott, weil subventionierte Hähnchenteile aus der EU sie mit Dumpingpreisen vom Markt drängen. Die EU hat mit vielen afrikanischen Staaten Freihandelsabkommen abgeschlossen, in denen festgeschrieben ist, dass die afrikanischen Länder ihre Märkte bis zu 83 Prozent für europäische Importe öffnen und hierbei schrittweise Zölle und Gebühren abschaffen müssen.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Fördert die EU-Politik in Afrika Entwicklung oder schafft sie Fluchtgründe? Ist Freihandel auch fairer Handel? Was sind die Alternativen?

Dr. Boniface Mabanza ist Theologe, Literaturwissenschaftler und Philosoph und stammt aus Kimbongo in der Demokratischen Republik Kongo. Er arbeitet seit 2008 bei der
Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) in Heidelberg. Er beschäftigt sich intensiv mit entwicklungspolitischen Themen und setzt sich pointiert für einen konsequenten Perspektivwechsel insbesondere in den wirtschaftlichen Beziehungen
zwischen afrikanischen und europäischen Ländern und der EU ein. Dr. Mabanza wurde 2015 mit dem Dorothee-Sölle-Preis ausgezeichnet. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Veranstalter: attac, club alpha 60, DGB, Dritte-Welt-Laden, Freundeskreis Afrika, Freundeskreis Asyl, GEW, IG Metall, Initiative Umfairteilen, ver.di (alle Schwäbisch Hall)

Freitag, 11. Dezember 2015, 20 Uhr:

Kino im Schafstall Schwäbisch Hall 

„Menschen“ – Dokumentar- und Kunstfilm über Flüchtlinge in Baden-Württemberg. Filmgespräch mit dem Regisseur Grégory Darcy. 

Grégory Darcy führt ausführliche Interviews mit insgesamt zehn Flüchtlingen. Menschen aus Kamerun, Algerien, Gambia, Pakistan, Iran oder Syrien brachten den Mut auf und
beantworteten die zum Teil sehr persönlichen Fragen vor der Kamera. Wie finden sich die neuen Bürger hier in Deutschland zurecht? Wie fühlen sie sich unter uns? Was hat sie auf die lange Reise gebracht und was haben sie dabei erlebt? Was sind ihre Träume und
Wünsche an die Gesellschaft, in der sie nun leben? Sie berichten spannend, sehr berührend und manchmal mit Humor über ihr früheres Leben in den Heimatländern und ihr neues Leben in Deutschland.

Überraschende Seiten der Persönlichkeit

„Manchmal haben wir das Gefühl, wir sind keine Menschen mehr“, sagt einer. Dies zu ändern, dafür tritt der Film ein. Ein anderer Teil des Films ist der Kreativität gewidmet. Flüchtlinge traten als Künstler vor die Kamera, lasen eigene Gedichte, spielten Theater oder zeigten sich als Ballkünstler. Der Film zeigt die überraschenden Seiten der Persönlichkeit seiner Protagonisten, die oft als Asylbewerber über einen Kamm geschoren werden und darunter leiden. Menschen, die diesen Film sehen, bekommen einen anderen Blick auf sie.

Regisseur ist zum Gespräch da

Die Musik schrieb Johanna Borchert. Sie ist dieses Jahr beim Jazzfestival in Schwäbisch Hall aufgetreten. Zur Filmvorführung in Schwäbisch Hall ist der Regisseur Grégory Darcy anwesend und steht dem Publikum zum Gespräch zur Verfügung. Moderation: Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall.

Eintritt: 6 Euro/4 Euro

30. November 2015 bis 12. Dezember 2015: Haus der Bildung Schwäbisch Hall

Asyl ist Menschenrecht – Informationsausstellung von Pro Asyl zum Thema Flucht, Flüchtlinge und Asyl. 

Warum fliehen Menschen? Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Welche Wege müssen sie beschreiten? Wo und unter welchen Umständen finden sie Schutz?

Viele flüchten in Nachbarstaaten

Aktuell sind mehr Menschen auf der Flucht, als jemals nach dem Zweiten Weltkrieg. Die meisten von ihnen bleiben in ihrer Region – entweder als Binnenvertriebene im eigenen Land oder in den Nachbarstaaten. Nur ein kleiner Teil kommt nach Europa, oft auf lebensgefährlichen Fluchtwegen.

Menschen aufnehmen

Angesichts der Flüchtlingskatastrophe wächst die Herausforderung an die Staaten Europas, unter ihnen Deutschland, sich ihrer Verantwortung zu stellen und mehr für den Schutz der Menschen zu tun. Was unternehmen sie, um den humanitären und politischen Anforderungen gerecht zu werden? Wie agieren sie gegenüber Flüchtlingen an ihren Grenzen? Wie sieht es mit der Bereitschaft aus, Menschen aufzunehmen und ihnen eine Perspektive zu geben?

Lage in Kriegs- und Krisengebieten

Die Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“, herausgegeben von Pro Asyl und unterstützt unter anderem von der IG Metall, dem DGB, Brot für die Welt, Diakonie und Evangelische Kirche Hessen, versucht, Antworten zu geben. Sie schildert die Lage in Kriegs- und Krisengebieten sowie in den Nachbarregionen. Sie informiert über Fluchtursachen und Fluchtwege. Sie berichtet über die Situation an den EU-Außengrenzen sowie im Inneren Europas und Deutschlands.

 

   Sende Artikel als PDF