„Die soziale Realität hinter den amtlichen Zahlen – Entspannung null“ – Stellungnahme von Hans A. Graef zur Verlegung einer Flüchtlingsfamilie aus Gaildorf ins Haller Industriegebiet Solpark

Eine Stellungnahme zum Pressebericht im Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017 „Entspannung auf breiter Linie“ hat Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall geschrieben. Graef: „Der wahre Sachverhalt zur albanischen Familie auf dem Foto – das Verhältnis von Bericht und Foto ist zweifellos irreführend.“ Graef ist Mitglied des Hans A. Graef, Freundeskreises Asyl Schwäbisch Hall. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Stellungnahme in voller Länge.

Stellungnahme von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Betreuer der Familie nicht befragt

Der Bericht von Jochen Korte (Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017) zeigt die Sicht des Landratsamts als Behörde auf die räumliche Unterbringung, die sich um die Flüchtlinge bemüht und gute Zahlen vorzuweisen hat. Leider wurden zu diesen Daten die ehrenamtlichen Helfer, die sich um die konkreten Einzelschicksale bemühen, nicht befragt. Insbesondere Harald Huber als Einzelbetreuer dieser Familie wurde übergangen. Auch wurde der abgelichteten Familie, die ich lange kenne, nicht erklärt, weshalb sie fotografiert werden soll.

Der Sachverhalt hinter diesen Daten:

Ohne Not wurde die gut integrierte Familie aus ihrem sozialen Umfeld in Gaildorf herausgerissen, insbesondere die beiden Kindergartenkinder wurden nach zwei Jahren ihres eingelebten Wohnsitzes regelrecht beraubt. Der Vater hat eine Arbeitsstelle – seine Blicke auf dem Bild zeugen von der Frustration dieser inakzeptablen Verlegung. Die Asylanträge aller wurden abgelehnt, nur der neugeborene Sohn hat noch keinen Bescheid. Jetzt sitzen die fünf in der neu renovierten Schmollerstraße 31 im Industriegebiet (Integration?) und haben statt einer Wohnung ein zirka 30 Quadratmeter großes Zimmer zu fünft. Es gibt keine Kindergartenplätze, so gut wie keine Kinder in diesem Männerhaus. Die Damentoiletten und Duschräume sind nicht abschließbar – ich war soeben dort.

Keinerlei Sozialkonzept für die Kleinkinder

Die Ehefrau hat zurecht Angst, zumal es keinerlei amtliches Sozialkonzept gibt für das Haus oder VORHERIGE Überlegungen, wie kann eine Kinderfamilie hier leben? Die neue gemeinsame Küche ist fast 150 Meter weg im Untergeschoss. Meine Kritik: wie kann die Behörde – ich will bewusst keine Namen nennen – es verantworten, dass zwar neue Räume, aber keinerlei Sozialkonzept für die Kleinkinder VORHER überlegt wird? Warum werden die Familien mit Kindern und Frauen nicht in die Nähe der Küche nebeneinander gelegt? Weshalb kann die Sozialarbeit im Haus nicht zu Beginn der gesetzlich verordneten Umlegung dafür sorgen, dass sich die zusammengewürfelten 70 Personen, später 173, kennen lernen und so ein Vertrauen zwischen Nachbarn verschiedener Nationen und Lebensgewohnheiten entsteht?

Darstellung und der Lebenswirklichkeit dieser Familie schreit zum Himmel

Fazit: Dieser Bericht und das Foto auf der einen Seite – aber der Widerspruch zwischen der Darstellung und der Lebenswirklichkeit dieser Familie schreit zum Himmel. Grundgesetz Artikel 6 sagt klar und eindeutig: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen (!) Schutz der staatlichen Ordnung“. Weshalb kümmern sich so wenige Mitmenschen in dieser angeblich um Integration bemühten Gesellschaft um diese an den Rand gedrängten Menschen?

Link zu dem Artikel „Entspannung auf breiter Linie“ im Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/entspannung-auf-breiter-linie-15280110.html

Weitere Informationen im Internet über den Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall und den Verein „Grenzenlose Freundschaft“:

http://www.freundeskreis-asyl-sha.de/

http://www.freundeskreis-asyl-sha.de/fluechtlingszeitung/

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„Gotthilf Schenkel: Ein widerständiger Pfarrer arbeitete in Unterdeufstetten“ – Vortrag in Crailsheim

Es gab nicht viele Pfarrer, die sich in der Endphase der Weimarer Republik und in der Zeit des „Dritten Reiches“ offen gegen die Politik der Nationalsozialisten äußerten. Einer davon war Dr. Gotthilf Schenkel, ab 1933 Pfarrer in Unterdeufstetten. Seine Biografie ist Thema des Vortagsabends von Stadtarchiv und Crailsheimer Historischem Verein am Montag, 26. Juni 2017, um 19.30 Uhr im „Forum in den Arkaden“. Es referieren Jörg Thierfelder (Kirchenhistoriker), Hans Norbert Janowski (Publizist) und Günter Wagner, die gerade ein Buch über Schenkel vorbereiten.

Informationen der Stadtverwaltung Crailsheim

Anerkennung und Unterstützung

Gotthilf Schenkel (1889-1960), Pfarrer, Religiöser Sozialist und Politiker, war einer der wenigen württembergischen Pfarrer, die dem Nationalsozialismus von Anfang an ablehnend gegenüberstanden und deshalb im Mai 1933 in die kleine Landgemeinde Unterdeufstetten zwangsversetzt wurde. Erstaunlicherweise fand der NS-Gegner in dem Dorf, dessen Bevölkerung ganz überwiegend die NSDAP gewählt hatte, Anerkennung und Unterstützung.

Stellungnahme für die Spruchkammer

Nach Kriegsende war Schenkel noch fast zwei Jahre in Unterdeufstetten. In dieser Zeit war er auch Kreisrat und wurde vielfach in Spruchkammerverfahren um seine Stellungnahme gebeten, wodurch auch die Verhältnisse im Kreis Crailsheim unter der amerikanischen Besatzung in den Blick kommen. Im Zentrum des Vortrags steht Schenkels Wirken in Unterdeufstetten und im Oberamt (Landkreis) Crailsheim. Aber natürlich werden auch die Hintergründe seiner Versetzung 1933 behandelt. Schenkels politische Karriere nach 1945, vor allem seine Zeit als „Kultminister“, bilden einen weiteren Schwerpunkt des Abends.

Weitere Informationen im Internet über Gotthilf Schenkel:

www.spd-zuffenhausen.de/meldungen/dr-gotthilf-schenkel-pfarrer-sozialist-und-nazigegner/

https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthilf_Schenkel

 

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„Anton Baron, Rainer Balzer und Rainer Podeswa überwachen die politische Bildung“ – AfD-Politiker ziehen in Kuratorien der Landeszentralen für politische Bildung ein

Weil die AfD in mehreren Landtagen sitzt, darf sie nun auch Vertreter in die Kuratorien der Landeszentralen für politische Bildung (LpB) entsenden. In Baden-Württemberg sitzen in dem 24-köpfigen LpB-Kuratorium die AfD-Abgeordneten Rainer Balzer (Wahlkreis Bruchsal), Anton Baron (Hohenlohe), Rainer Podeswa (Heilbronn). In Mecklenburg-Vorpommern kontrolliert nun ein wegen Volksverhetzung verurteilter Politiker die Landeszentrale und will den „ganz einseitigen” Kampf gegen Rechts beenden. In Thüringen sitzt Björn Höcke in dem Aufsichtsgremium. Wie groß ist der Einfluss der AfD-Hardliner auf die politische Bildung?

Von David Wünschel, Mitarbeiter des Recherchezentrums CORRECTIV

AfD ist in vielen Landtagen

Bildung ist Ländersache. Die Landeszentralen für politische Bildung sind daher auch in jedem Bundesland verschieden organisiert. Ihre Arbeit wird in den meisten Fällen von Kuratorien kontrolliert, die sich aus Sachverständigen oder Abgeordneten der jeweiligen Landtage zusammensetzen. Weil dort inzwischen oft die AfD vertreten ist, sitzen mittlerweile bereits in sechs Kuratorien AfD-Politiker. Demnächst werden es neun sein.

Drei vom rechten AfD-Flügel

In Mecklenburg-Vorpommern sind mit Holger Arppe, Ralph Weber und Dirk Lerche gleich drei Politiker vertreten, die alle als Vertreter des rechten Flügels der AfD gelten. Arppe wurde in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt, er legte jedoch Berufung ein und das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Weber sprach davon, dass „Biodeutsche” sich für die „deutsche Leitkultur” einsetzen müssten und Lerche unterzeichnete die Erfurter Resolution, in der Björn Höcke und André Poggenburg 2015 eine konservativere Ausrichtung der AfD forderten.

Bundeszentrale für politische Bildung noch ohne AfD-Beteiligung

Auch in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Sachsen sitzen AfD-Abgeordnete inzwischen in den Kuratorien der Landeszentralen für politische Bildung. In Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wird dies der Fall sein, sobald die neuen Kuratorien sich erstmals nach den Landtagswahlen zusammenfinden. Und nach der Bundestagswahl könnten AfD-Abgeordnete auch ins Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung einziehen.

Mitglieder sollen Überparteilichkeit sicherstellen

Die Mitglieder der Kuratorien haben Einfluss auf die Arbeit der Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung. Die Aufgabe der Zentralen besteht darin, Veranstaltungen wie Diskussionsrunden oder Ausstellungen zu organisieren und politisch relevante Publikationen bereitzustellen. Sie sollen die Demokratie stärken und die politische Partizipation fördern. Die Mitglieder der Kuratorien sollen sicherstellen, dass die Landeszentralen überparteilich, pluralistisch und unabhängig handeln. Dazu treffen sie sich mehrmals pro Jahr. Außerdem haben sie eine beratende Funktion und können in einzelnen Fällen auch thematische Schwerpunkte für die Arbeit der Landeszentralen festlegen. In manchen Bundesländern übernehmen dagegen andere Gremien oder der Hauptausschuss des Landtags diese Aufgabe. So sind auch in Hamburg und in Nordrhein-Westfalen AfD-Abgeordnete in den Kontrollorganen vertreten.

Björn Höcke (AfD) kontrolliert mit

Überall, wo die AfD als Fraktion im Landtag vertreten ist, darf sie nach Proporz eine bestimmte Anzahl an Abgeordneten für die jeweiligen Kontrollorgane nominieren. In Thüringen sitzt beispielsweise Björn Höcke als einziger AfD-Abgeordneter gemeinsam mit Politikern von CDU, SPD, der Linken und den Grünen im Kuratorium.

Kaum Zusammenarbeit mit AfD-Abgeordneten

Höcke selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu seiner Arbeit in dem Kuratorium äußern. Seine Aufgabe scheint er jedoch nur teilweise zu erfüllen. Seit der Landtagswahl 2014 habe er nur einmal an einer Sitzung teilgenommen, sagt Ina Leukefeld, Abgeordnete der Linken und ebenfalls Mitglied des Thüringer Kuratoriums. Sie sagt: „Es gibt keine Zusammenarbeit mit Björn Höcke. Wir vermissen ihn nicht.” Selbst wenn er Einfluss nehmen wolle, sagt Leukefeld, seien Höckes Möglichkeiten begrenzt. Schließlich sei er nur einer von zehn Abgeordneten, das Kuratorium entscheide aber stets nach dem Mehrheitsprinzip. „Er könnte höchstens seine Meinung sagen, aber das ist bisher noch nicht geschehen.” Stattdessen sei Höcke bisher erst einmal in Erscheinung getreten, als er in wenigen Sätzen die Arbeit der Landeszentrale lobte.

Hauptsächlich durch Nichtstun aufgefallen

Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Martina Weyrauch, Leiterin der Brandenburger Landeszentrale für politische Bildung. Steffen Königer, der einzige AfDler im Kuratorium, sei bisher hauptsächlich durch Nichtstun aufgefallen. Daher sieht Weyrauch der Zusammenarbeit mit der AfD „entspannt” entgegen. Sie freue sich sogar über die Möglichkeit, den Oppositionellen öfter die eigene Sichtweise auf politische Themen erklären zu können. Auf Anfrage erklärte ein Mitarbeiter von Königer, dieser habe bisher vor allem die Finanzierung von Veranstaltungen der Landeszentrale hinterfragt und wolle zukünftig Jugendlichen die Idee der direkten Demokratie nahebringen.

AfD: „Unwucht in den Zielstellungen“

Im Kuratorium von Mecklenburg-Vorpommern hingegen könnte es bald zu Auseinandersetzungen kommen. In einer Stellungnahme gegenüber CORRECTIV kündigte der AfD-Abgeordnete Holger Arppe an, gemeinsam mit seinen beiden Kollegen zukünftig die „Unwucht in den Zielstellungen der Landeszentrale für politische Bildung” beheben zu wollen. Dort hätten sich viele Mitarbeiter „ganz einseitig dem Kampf gegen Rechts verschrieben”. Die AfD richte ihr Augenmerk jedoch „auf alle Formen des politischen und religiösen Extremismus”, schreibt Arppe: „Unsere Demokratie wird eben aus vielen Richtungen bedroht.” Folglich müsse auch der wachsende Linksextremismus vehement bekämpft werden. „Dieser Tatsache muss auch die Landeszentrale für politische Bildung verstärkt Rechnung tragen”, kündigt Arppe an.

Auffallende Zurückhaltung

Mecklenburg-Vorpommern scheint jedoch eine Ausnahme zu sein. In den anderen Bundesländern halten sich die AfD-Politiker in den Kuratorien auffallend zurück. Keine der während dieser Recherche kontaktierten Personen hat von nennenswerten Spannungen berichtet. Man sagt den AfD-Abgeordneten nach, dass sie in den Parlamenten nicht durch besonderes Engagement auffallen. Gleiches scheint auch für die Mitglieder der Kuratorien zu gelten.

Der Autor David Wünschel ist Mitarbeiter des Recherchezentrums CORRECTIV. Die Redaktion, mit der unsere Internet-Zeitung kooperiert, finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Wenn Sie CORRECTIV unterstützen möchten, werden Sie Fördermitglied. Informationen finden Sie unter correctiv.org

Übersicht: AfD-Politiker in den Kuratorien der Landeszentralen für politische Bildung

Baden-Württemberg: Kuratorium mit 24 Mitgliedern, darunter die AfD-Abgeordneten Rainer Balzer, Anton Baron, Rainer Podeswa
Bayern: Parlamentarischer Beirat ohne AfD-Abgeordnete
Berlin: Kuratorium mit zehn Mitgliedern, darunter der AfD-Abgeordnete Martin Trefzer
Brandenburg: Kuratorium mit neun Mitgliedern, darunter der AfD-Abgeordnete Steffen Königer
Bremen: Beirat ohne AfD-Abgeordnete
Hamburg: Beirat mit 21 Mitgliedern, darunter der AfD-Abgeordnete Jörn Kruse
Hessen: Kuratorium ohne AfD-Abgeordnete
Mecklenburg-Vorpommern: Kuratorium mit zwölf Mitgliedern, darunter die AfD-Abgeordneten Holger Arppe, Dirk Lerche und Ralph Weber
Niedersachsen: Kuratorium ohne AfD-Abgeordnete
Nordrhein-Westfalen: Die Arbeit der Landeszentrale für politische Bildung wird vom Hauptausschuss des Landtags kontrolliert. In ihm sitzen 13 Mitglieder, darunter der AfD-Abgeordnete Marcus Pretzell
Rheinland-Pfalz: Die AfD wird im neuen Kuratorium, das sich seit der Landtagswahl im März 2016 noch nicht zusammengesetzt hat, vertreten sein.
Saarland: Es gibt kein Kuratorium und auch kein vergleichbares Organ.
Sachsen: Kuratorium mit 23 Mitgliedern, darunter der AfD-Abgeordnete André Barth
Sachsen-Anhalt: Die AfD wird im neuen Kuratorium, das sich seit der Landtagswahl im März 2016 noch nicht zusammengesetzt hat, vertreten sein.
Schleswig-Holstein: Die AfD wird im neuen Kuratorium, das sich seit der Landtagswahl im Mai 2017 noch nicht zusammengesetzt hat, vertreten sein.
Thüringen: Kuratorium mit zehn Mitgliedern, darunter der AfD-Abgeordnete Björn Höcke

Der Autor ist Mitarbeiter des Recherchezentrums CORRECTIV. Die Redaktion, mit der unsere Internet-Zeitung kooperiert, finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Wenn Sie CORRECTIV unterstützen möchten, werden Sie Fördermitglied. Informationen finden Sie unter www.correctiv.org

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„Willi Maier will in den Bundestag“ – Der Mann aus Schwäbisch Hall kandidiert für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)

Willi Maier aus Schwäbisch Hall hat sich entschlossen, zur Bundestagswahl 2017 als Direktkandidat im Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe zu kandidieren. Dazu muss er bis zum 7. Juli 2017, 200 so genannte Unterstützungsunterschriften sammeln. Er tritt als Kandidat der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) an. Das Formular ist unten als PDF-Datei zum Herunterladen angehängt.

Informationen von Willi Maier, Schwäbisch Hall, Marxisitisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)

Man darf nur ein Mal ein Unterstützungsformular unterschreiben

„Wer meine Kandidatur unterstützen möchte, im Landkreis Schwäbisch Hall oder dem Hohenlohekreis wohnt, 18 Jahre alt ist und deutsch, kann das Formular ausdrucken, ausfüllen und unterschreiben oder auch selbst Unterschriften sammeln. Nur der mittlere Teil muss ausgefüllt und unterschrieben werden, nicht der Zusatz für A und nicht die Bescheinigung des Wahlrechts. Man darf nur ein Mal ein solches Formular unterschreiben. Ihr könnt es mir zusenden oder ich hole es ab, meine Telefonnummer 0791-6681.

Vielen Dank für die Unterstützung

Willi Maier

Formular für Unterstützungsunterschriften zum Herunterladen als PDF-Datei:

Unterstützungsunterschrift_MLPD

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„Ein großer politischer Kämpfer, Analytiker und Optimist“ – Theodor Bergmann, Widerstandskämpfer aus Stuttgart starb im Alter von 101 Jahren

Theodor Bergmann aus Stuttgart, der große politische Kämpfer, Analytiker und Optimist, ist am vergangenen Montag im Alter von 101 ­Jahren gestorben.

Kolumne von Joe Bauer in den Stuttgarter Nachrichten

Feste, klare Stimme

Ein paar Tage bevor er zur Feier seines runden Geburtstags im Familienkreis nach Israel reiste, im März vergangenen Jahres, habe ich ihn zum letzten Mal besucht und seitdem oft an ihn gedacht. Ob er allein ­reise, hatte ich ihn gefragt. Ja, hat er gesagt, mit dem Taxi nach Degerloch, dann mit der Straßenbahn zum Bahnhof und mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt. Ich konnte es kaum glauben, als er schon kurz nach seiner Rückkehr bei einem Symposium im Clara-Zetkin-Waldheim in Sillenbuch wieder eine Rede hielt. Wie stets mit fester, klarer Stimme, einer speziellen Mischung aus leicht preußischem und doch liebenswürdigem Ton. (…)

Link zur vollständigen Kolumne in den Stuttgarter Nachrichten:

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.widerstandskaempfer-aus-stuttgart-theodor-bergmann-ist-tot.556e2a67-d1be-4f71-96df-3658ca27bfac.html

 

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„Dem Freiherrn fehlen die Worte“ – Link zu einem Artikel in der Kontext:Wochenzeitung über den Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten (CDU)

Bis vor kurzem galt Christian Freiherr von Stetten noch als schärfster Merkel-Kritiker in der CDU. Das Umfragehoch der Kanzlerin hat den blaublütigen Bundestagsabgeordneten aus der hohenlohischen Provinz verstummen lassen.

Informationen von der Kontext:Wochenzeitung

Publicity

Das waren noch Zeiten. Fast täglich war Christian Freiherr von Stetten in den Medien präsent. Journalisten und Redaktionen rissen sich auf dem Höhepunkt der so genannten Flüchtlingskrise um ein Statement des smarten Adligen aus der baden-württembergischen Provinz. Als sich unzählige syrische Bürgerkriegsopfer auf den Weg in eine sicherere Welt machten, brachte es der CDU-Bundestagsabgeordnete zu enormer Popularität. Die Publicity verdankte er vor allem seinen Worten gegen einen „unkontrollierten Zustrom nach Deutschland“. Und den unmissverständlichen Warnungen, die er an seine Chefin, die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende Angela Merkel, im gleichen Atemzug richtete. (…)

Link zum ganzen Artikel in der Kontext:Wochenzeitung vom 31. Mai 2017:

https://www.kontextwochenzeitung.de/politik/322/dem-freiherrn-fehlen-die-worte-4404.html

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„Crailsheim bringt Draisinen-Rennen zurück nach Mannheim“ – Vor 200 Jahren fuhr Karl Drais mit seinem Laufrad erstmals über Mannheims Straßen

„Crailsheim bringt Draisinen-Rennen zurück“, titelte der Mannheimer Morgen am heutigen Montag (12. Juni 2017). Crailsheims Baubürgermeister Herbert Holl war am Sonntag zusammen mit 25 Sportlerinnen und Sportlern des TSV Crailsheim zu Gast beim „Monnem Bike-Festival“.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

25 Crailsheimer fuhren mit

1817 erfand Karl Drais in Mannheim das Fahrrad. Anlässlich „200 Jahre Fahrrad“ fand am Wochenende in „Monnem“ ein dreitägiges Festival statt. Dabei gab es in der City zahlreiche Aktionen rund um das Fahrrad. So wurde am Sonntag unter anderem die offizielle Liegerad-WM ausgetragen und auch der schrille „World Klapp“ auf Klappfahrrädern fand rund um den Wasserturm statt. Dazwischen erregte auch die Crailsheimer Delegation viel Aufmerksamkeit. In Mannheim waren die Draisinenrennen während der letzten Jahrzehnte etwas in Vergessenheit geraten. Deshalb holten die Organisatoren für ein „Original-Draisinen-Rennen“ die Crailsheimer in die Stadt. Rund 25 Sportlerinnen und Sportler folgten der Einladung und nahmen an dem Rennen teil, darunter auch der Austauschschüler aus der Partnerstadt Worthington, Dominic Burns. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung hatten die Crailsheimer Laufräder für weitere Rennteilnehmer der Stadt Mannheim zur Verfügung gestellt.

Crailsheimer René Kuban siegte

Beim Lauf über zwei Mal 1,7 Kilometer ging der Crailsheimer René Kuban als Sieger mit Riesenschritten ins Ziel. Auch die nächsten beiden Plätze gingen an Crailsheimer. Beim Prominenten-Lauf davor hatte sich zuvor Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein in Frack und Zylinder mit Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz ging gleichauf mit Herbert Holl, der sich sportlich fair zurückhielt, über die Linie. Mit dabei war auch der Crailsheimer Arno Ferchow, der als Kommentator die Rennen fachmännisch begleitete.

Tüftler Wolfgang Frank aus Stimpfach

Aber nicht nur bei den Rennen selbst fanden die Crailsheimer Applaus. Viel Bewunderung bei Festivalbesuchern und Presse fanden auch die selbstgebauten Crailsheimer Draisinen, die Wolfgang Frank aus Stimpfach in der heimischen Werkstatt zu wahren Rennmaschinen weiterentwickelt hat. Auch Wolfgang Frank nahm am Rennen teil. Ein schöner und erfolgreicher Tag für die Crailsheimer Delegation – und das nicht nur in sportlicher Hinsicht.

Laufrad-Rennen seit 1973 in Crailsheim

Info: Schon seit 1973 finden am Volksfestsonntag die Laufrad-Rennen mit 60 bis 70 Teilnehmern statt. Die Idee kam tatsächlich aus Mannheim. Dort fand 1972 zwischen Mannheim und Schwetzingen ein solches Rennen statt. Mit dabei war der ehemalige Crailsheimer Radsportler Werner Scheurer. Er schlug darauf vor, ein solches Rennen auch in Crailsheim zu veranstalten. Die Idee kam an, schnell wurde das Draisinen-Rennen fester Bestandteil des Volksfestes.

Link zum Artikel im Mannheimer Morgen vom 12. Juni 2017:

https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-mannheim-crailsheim-bringt-draisinenrennen-zurueck-_arid,1062129.html

Weitere Informationen im Internet über Karl Drais und seine Erfindung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Drais

http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/karl-drais-100.html

 

 

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„Syrien ist erst durch geostrategische Interessen zu einem internationalen Brandherd geworden“ – Vortrag von Karin Leukefeld in Schwäbisch Hall

„Syrien ist erst durch geostrategische Interessen zu einem internationalen Brandherd geworden. Chancen einer friedlichen Lösung eines ursprünglich lokalen Konflikts wurden vertan“, sagt Karin Leukefeld. Die freie Journalistin ist derzeit die einzige deutsche Korrespondentin im Kriegsgebiet in Syrien. Sie berichtet am Montag, 29. Mai 2017, um 19.30 Uhr im Club Alpha 60, Spitalmühlenstraße 13/2 in Schwäbisch Hall von ihrer Arbeit.

Vom Club Alpha 60, Schwäbisch Hall

Kritik an einseitiger Berichterstattung über Syrien

Karin Leukefeld berichtet seit dem Jahr 2000 als freie Journalistin aus dem Nahen und Mittleren Osten. Sie ist die einzige
deutsche Korrespondentin im Kriegsgebiet in Syrien. In Schwäbisch Hall berichtet sie über „Syrien zwischen den Fronten“. Im Vortrag befasst sich Karin Leukefeld mit der Vorgeschichte des mörderischen Krieges in Syrien und mit der Lage der syrischen Bevölkerung, die mehrheitlich eine laizistische Staatsform beibehalten will. Sie berichtet über die Hintergründe der „Rebellen“, die unter verschiedenen Label kämpfen und morden. Als „Nusra“ oder „Islamischer Staat“, als „Freie syrische Armee“. Sie spricht über vertane Chancen einer friedlichen Lösung eines ursprünglich lokalen Konflikts, der durch geostrategische Interessen zu einem internationalen Brandherd geworden ist. Karin Leukefeld thematisiert auch die Rolle von Staaten wie Saudi Arabien, Katar, Türkei, USA, Russland und anderen in diesem Krieg. Leukefeld kritisiert die einseitige Berichterstattung über Syrien. Sie ist Ethnologin, Islam- und Politikwissenschaftlerin.

Kurzinformation:

Vortrag und Diskussion „Syrien zwischen den Fronten“ mit Karin Leukefeld, Ethnologin, Islam- und Politikwissenschaftlerin. Montag, 29. Mai 2017, um 19.30 Uhr im Club Alpha 60, Spitalmühlenstraße 13/2 in Schwäbisch Hall.

Weitere Informationen im Internet über die Referentin Karin Leukefeld:

https://leukefeld.net/

https://de.wikipedia.org/wiki/Karin_Leukefeld

https://www.perlentaucher.de/buch/karin-leukefeld/flaechenbrand.html

https://www.jungewelt.de/artikel/311312.kontrollierte-destabilisierung.html

https://www.jungewelt.de/artikel/311313.auf-amman-ist-verlass.html

http://www.nordrhein-westfalen.freidenker.org/frankfurter-solidaritaetskomitee-fuer-syrien/

http://www.nachdenkseiten.de/?p=27340

 

 

 

 

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„Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen“ – Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den aktuell gültigen Traditionserlass der Bundeswehr in voller Länge

Wegen rechtsextremistischer Soldaten wurde in Veröffentlichungen der vergangenen Wochen häufig auf den Traditionserlass der Bundeswehr aus dem Jahr 1982 verwiesen. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Traditionserlass in voller Länge. Außerdem sind in diesem Artikel die deutschen Kasernen zusammengestellt, deren Namen in den vergangenen Jahren geändert wurden. Angehängt ist auch die Zentrale Dienstvorschrift der Bundeswehr A-2600/1 Innere Führung – Selbstverständnis und Führungskultur zum Thema „Politische Bildung“.

Informationen zusammengestellt von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr

Geschichte kann Tradition bilden, wenn sie als Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft begriffen wird. In welcher Tradition sich die Bundeswehr sieht – und in welcher nicht – ist im Traditionserlass von 1982 geregelt.

Der Traditionserlass im Wortlaut:

Grundsätze

1. Tradition ist die Überlieferung von Werten und Normen. Sie bildet sich in einem Prozess wertorientierter Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Tradition verbindet die Generationen, sichert Identität und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Tradition ist eine wesentliche Grundlage menschlicher Kultur. Sie setzt Verständnis für historische, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge voraus.

2. Maßstab für Traditionsverständnis und Traditionspflege in der Bundeswehr sind das Grundgesetz und die der Bundeswehr übertragenen Aufgaben und Pflichten. Das Grundgesetz ist Antwort auf die deutsche Geschichte. Es gewährt große Freiräume, zieht aber auch eindeutige Grenzen. Die Darstellung der Wertgebundenheit der Streitkräfte und ihres demokratischen Selbstverständnisses ist die Grundlage der Traditionspflege der Bundeswehr.

3. In der pluralistischen Gesellschaft haben historische Ereignisse und Gestalten nicht für alle Staatsbürger gleiche Bedeutung, geschichtliche Lehren und Erfahrungen nicht für alle den gleichen Grad an Verbindlichkeit. Tradition ist auch eine persönliche Entscheidung.

4. Traditionsbewußtsein kann nicht verordnet werden. Es bildet sich auf der Grundlage weltanschaulicher Überzeugungen und persönlicher Wertentscheidungen.

Dies gilt auch für die Bundeswehr mit ihrem Leitbild vom mündigen Soldaten, dem Staatsbürger in Uniform. Die Freiheit der Entscheidung in Traditionsangelegenheiten gilt innerhalb des Rahmens von Grundgesetz und Soldatengesetz.

5. Politisch-historische Bildung trägt entscheidend zur Entwicklung eines verfassungskonformen Traditionsverständnisses und einer zeitgemäßen Traditionspflege bei. Dies fordert, den Gesamtbestand der deutschen Geschichte in die Betrachtung einzubeziehen und nichts auszuklammern.

6. Die Geschichte deutscher Streitkräfte hat sich nicht ohne tiefe Einbrüche entwickelt. In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.

7. Alles militärische Tun muss sich an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientieren. Die Pflichten des Soldaten – Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit sowie beispielhaftes und fürsorgliches Verhalten der Vorgesetzten – erlangen in unserer Zeit sittlichen Rang durch die Bindung an das Grundgesetz.

8. Die Bundeswehr dient dem Frieden. Der Auftrag der Streitkräfte, den Frieden in Freiheit zu sichern, fordert Bereitschaft und Fähigkeit, für die Bewahrung des Friedens treu zu dienen und im Verteidigungsfall für seine Wiederherstellung tapfer zu kämpfen.

Die Verpflichtung auf den Frieden verleiht dem Dienst des Soldaten eine neue politische und ethische Dimension.

9. Für die Traditionsbildung in den Streitkräften ist von Bedeutung, dass die Bundeswehr

– die erste Wehrpflichtarmee in einem demokratischen deutschen Staatswesen ist;

– ausschließlich der Verteidigung dient;

– in ein Bündnis von Staaten integriert ist, die sich zur Demokratie, der Freiheit der Person und der Herrschaft des Rechts bekennen.

Diese politischen und rechtlichen Bindungen verlangen, dass die Bundeswehr ihre militärische Tradition auf der Grundlage eines freiheitlichen demokratischen Selbstverständnisses entwickelt.

10. Viele Formen, Sitten und Gepflogenheiten des Truppenalltags sind nicht Tradition, sondern militärisches Brauchtum. Es handelt sich um Gewohnheiten und Förmlichkeiten, wie sie in jeder großen gesellschaftlichen Einrichtung anzutreffen sind. Meist haben sie sich vor langer Zeit herausgebildet. Ihr ursprünglicher Sinn ist oft in Vergessenheit geraten, der Bedeutungszusammenhang zerfallen. Formen, Sitten und Gepflogenheiten tragen jedoch zur Verhaltenssicherheit im Umgang miteinander bei.

Nicht jede Einzelheit militärischen Brauchtums, das sich aus früheren Zeiten herleitet, muss demokratisch legitimiert sein. Militärisches Brauchtum darf aber den vom Grundgesetz vorgegebenen Werten und Normen nicht entgegenstehen.

Brauchtum muss, um lebendig zu bleiben, von den Soldaten angenommen werden.

Zielsetzungen

11. Traditionsbewußtsein zu wecken, ist eine wichtige Aufgabe der Vorgesetzten.

12. Traditionspflege ist Teil der soldatischen Ausbildung. Sie soll die geistige und politische Mündigkeit des Soldaten und die Einbindung der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft fördern. Die Pflege von Traditionen soll der Möglichkeit entgegenwirken, sich wertneutral auf das militärische Handwerk zu beschränken.

13. Traditionsbewusstsein und Traditionspflege sollen dazu beitragen, die ethischen Grundlagen des soldatischen Dienstes in der heutigen Zeit zu verdeutlichen. Sie sollen dem Soldaten bei der Bewältigung seiner Aufgabe helfen, durch Bereitschaft und Fähigkeit zum Kampf seinen Beitrag zur Sicherung des Friedens zu leisten und die damit verbundenen Belastungen zu tragen.

14. In der Ausbildung zum militärischen Führer sind mit der Kenntnis geschichtlicher Tatsachen auch Werte und Inhalte der Traditionspflege zu vermitteln.

15. In der Traditionspflege der Bundeswehr sollen solche Zeugnisse, Haltungen und Erfahrungen aus der Geschichte bewahrt werden, die als ethische und rechtsstaatliche, freiheitliche und demokratische Traditionen auch für unsere Zeit beispielhaft und erinnerungswürdig sind.

16. In der Traditionspflege soll auch an solche Geschehnisse erinnert werden, in denen Soldaten über die militärische Bewährung hinaus an politischen Erneuerungen teilhatten, die zur Entstehung einer mündigen Bürgerschaft beigetragen und den Weg für ein freiheitliches, republikanisches und demokratisches Deutschland gewiesen haben.

17. In der Traditionspflege der Bundeswehr soll auf folgende Einstellungen und Verhaltensweisen besonderer Wert gelegt werden

– kritisches Bekenntnis zur deutschen Geschichte, Liebe zu Heimat und Vaterland, Orientierung nicht allein am Erfolg und den Erfolgreichen, sondern auch am Leiden der Verfolgten und Gedemütigten;

– politisches Mitdenken und Mitverantworten, demokratisches Wertbewusstsein, Vorurteilslosigkeit und Toleranz, Bereitschaft und Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit den ethischen Fragen des soldatischen Dienstes, Wille zum Frieden;

– gewissenhafter Gehorsam und treue Pflichterfüllung im Alltag, Kameradschaft, Entschlussfreude, Wille zum Kampf, wenn es der Verteidigungsauftrag erfordert.

18. Menschlichkeit hat nach unserem Grundgesetz einen hohen Rang. Das Selbstverständnis der Bundeswehr ist dem verpflichtet. Es gibt auch in der Vergangenheit viele Beispiele menschlich vorbildlichen Verhaltens, die unseren Respekt verdienen. Sie sollen daran erinnern, daß der Grundwert der Humanität auch unter schwierigen Bedingungen bewahrt werden muss.

19. Soldatische Erfahrungen und militärische Leistungen der Vergangenheit können für die Ausbildung der Streitkräfte von Bedeutung sein. Dabei ist stets zu prüfen, inwieweit Überliefertes angesichts ständig sich wandelnder technischer und taktischer, politischer und gesellschaftlicher Gegebenheiten an Wert behält. Die Geschichte liefert keine Anweisungen für künftiges Verhalten, wohl aber Maßstäbe und Orientierungen für Haltungen.

20. Die Bundeswehr pflegt bereits eigene Traditionen, die weiterentwickelt werden sollen. Dazu gehören vor allem:

– der Auftrag zur Erhaltung des Friedens in Freiheit als Grundlage des soldatischen Selbstverständnisses;

– der Verzicht auf ideologische Feindbilder und auf Hasserziehung;

– die Einbindung in die Atlantische Allianz und die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit den verbündeten Streitkräften auf der Grundlage gemeinsamer Werte;

– das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ und die Grundsätze der Inneren Führung;

– die aktive Mitgestaltung der Demokratie durch den Soldaten als Staatsbürger;

– die Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen und die Kontaktbereitschaft zu den zivilen Bürgern;

– die Hilfeleistungen für die Zivilbevölkerung bei Notlagen und Katastrophen im In- und Ausland.
Das sind unverwechselbare Merkmale der Bundeswehr.

Hinweise

21. Die Traditionspflege liegt in der Verantwortung der Kommandeure und Einheitsführer. Sie verfügen über Ermessens- und Entscheidungsfreiheit vor allem dort, wo es sich um regionale und lokale Besonderheiten handelt.

Kommandeure und Einheitsführer treffen ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Grundgesetz und Soldatengesetz im Sinne der hier niedergelegten Richtlinien selbständig.

22. Begegnungen im Rahmen der Traditionspflege dürfen nur mit solchen Personen oder Verbänden erfolgen, die in ihrer politischen Grundeinstellung den Werten und Zielvorstellungen unserer verfassungsmäßigen Ordnung verpflichtet sind.

Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen. Fahnen und Standarten früherer deutscher Truppenteile werden in der Bundeswehr nicht mitgeführt oder begleitet. Dienstliche Kontakte mit Nachfolgeorganisationen der ehemaligen Waffen-SS sind untersagt. Nationalsozialistische Kennzeichen, insbesondere das Hakenkreuz, dürfen nicht gezeigt werden.

Ausgenommen von diesem Verbot sind Darstellungen, die der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der politischen oder historischen Bildung dienen, Ausstellungen des Wehrgeschichtlichen Museums sowie die Verwendung dieser Kennzeichen im Rahmen der Forschung und Lehre.

23. Tradition braucht Symbole, Zeichen und Zeremonielle. Sie könne die inneren Werte der Tradition nicht ersetzen, wohl aber auf sie verweisen und ihre zeitgemäße Bewahrung sichern. In der Traditionspflege der Bundeswehr haben besondere Bedeutung:

– die schwarz-rot-goldene Flagge als Symbol freiheitlich-republikanischen Bürgersinns und staatsbürgerlich-demokratischer Mitverantwortung;

– unsere Nationalhymne als Ausdruck des Strebens der Deutschen nach Einigkeit, Recht und Freiheit;

– der Adler des deutschen Bundeswappens als Zeichen nationaler Souveränität, der dem Recht dienenden Macht und der geschichtlichen Kontinuität;

– das Eiserne Kreuz als nationales Erkennungszeichen und als Sinnbild für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit;

– der Diensteid und das feierliche Gelöbnis der Soldaten als Bekenntnis und Versprechen, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Die Bedeutung der Symbole, Zeichen und Zeremonielle muß in der soldatischen Ausbildung erklärt und wachgehalten werden. So haben auch der Große Zapfenstreich als Ausdruck des Zusammengehörigkeitsgefühls und das Lied vom guten Kameraden als Abschiedsgruß ebenfalls einen festen Platz in der Traditionspflege.

24. Die deutsche Geschichte hat eine Fülle landmannschaftlicher, regionaler und lokaler Besonderheiten hervorgebracht. Die Vielfalt ist eine deutsche historische Eigentümlichkeit.

Bei der Traditionspflege hat es sich als sinnvoll erwiesen, an solche Besonderheiten anzuknüpfen, insbesondere durch

– Abschluß und Pflege von Patenschaften mit Städten und Gemeinden;

– Übernahme und Pflege von Gedenkstätten, Mahn- und Ehrenmalen;

– Begehen von Fest- und Gedenktagen des Verbandes und der Garnison;

– Sammeln von Dokumenten und Ausstellungsstücken;

– Erstellen und Fortschreiben einer Chronik der Einheit oder des Verbandes unter Berücksichtigung regionaler und lokaler Ereignisse.

25. Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen ist erlaubt. Es dient der Kenntnis und dem Interesse an der Geschichte und belegt, was gewesen ist.

Die Art und Weise, in der wehrkundliche Exponate gezeigt werden, muss die Einordnung in einen geschichtlichen Zusammenhang erkennen lassen. Die äußere Aufmachung muss diesen Richtlinien entsprechen.

26. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und Auftragsverständnis der Truppe kann durch feierliche Appelle, vor allem anläßlich nationaler Gedenktage, der Aufnahme und Entlassung von grundwehrdienstleistenden Soldaten, beim Abschluss von Übungen sowie anlässlich der Verleihung von Orden und Ehrenzeichen gestärkt werden.

Die Reservisten der Bundeswehr sollen zu geeigneten Veranstaltungen und kameradschaftlichen Zusammenkünften eingeladen werden.

27. Das Singen in der Truppe ist ein alter Brauch, der bewahrt werden soll. Das Liedgut ist im Liederbuch der Bundeswehr zusammengestellt. Diese Sammlung ist Richtschnur für die Auswahl.

28. Die Militärmusik hat eine lange und reiche Geschichte. Sie dient der Ausgestaltung dienstlicher Veranstaltungen und der Repräsentation der Bundeswehr im In- und Ausland.

29. Kasernen und andere Einrichtungen der Bundeswehr können mit Zustimmung des Bundesministers der Verteidigung nach Persönlichkeiten benannt werden, die sich durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben.

30. Vereidigungen und feierliche Gelöbnisse unter Anteilnahme der zivilen Bürger sind ein öffentliches Bekenntnis der Soldaten zum demokratischen Staat. Sie sind Bestandteil einer gewachsenen Tradition der Bundeswehr. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen diejenigen, die sich zu ihren gesetzlichen Pflichten bekennen sollen. Ihnen muß der Sinn ihres Dienstes deutlich werden.

Die Beteiligung der Öffentlichkeit am Leben der Truppe fördert die Integration der Streitkräfte in die Gesellschaft. An „Tagen der offenen Tür“ und bei anderen Gelegenheiten sind die Bürger einzuladen, den Alltag und das Leistungsvermögen der Truppe kennenzulernen.

Die Textquelle im Internet:

https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/streitkraefte/grundlagen/geschichte/tradition/traditionserlass/!ut/p/z1/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfIjo8zinSx8QnyMLI2MQgKcXQw8fY2dnAwDjYx8XQz0wwkpiAJKG-AAjgb6wSmp-pFAM8xxmeHmbKofrB-lH5WVWJZYoVeQX1SSk1qil5gMcqF-ZEZiXkpOakB-siNEoCA3otyg3FERALYe9dQ!/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/

Überblick und Hintergrund: Kasernen mit neuem Namen

Berlin, 16.05.2017
Die Bundeswehr folgt bei Kasernenbenennungen dem Ansatz, Namensgebungen in einem Prozess bei den betroffenen Bundeswehrangehörigen „von unten“ zu initiieren. Das entspricht den Grundsätzen der Inneren Führung und dem Leitbild des mündigen Staatsbürgers in Uniform. Beispielgebend: Der Name einer Kaserne muss dem Traditionsverständnis der Bundeswehr entsprechen. (Quelle: Burkhard Schmidtke)

Aktuelle Diskussion, offene Meinungsbildung

Im Zuge der gegenwärtigen Diskussionen zum Traditionsverständnis der Bundeswehr wurde entschieden, diesen Prozess dort erneut anzustoßen, wo Kasernen mit Bezug zu Wehrmachtsangehörigen benannt sind, die nicht im Einklang mit dem heutigen Traditionsverständnis der Bundeswehr stehen könnten.

Ziel ist es, dabei grundsätzlich zu prüfen, ob die Benennungen der Kasernen sinnstiftend im Sinne des Traditionsverständnisses der Bundeswehr sind, oder ob eine Umbenennung von Kasernen zu erfolgen hat.

Es gilt daher, bei den Bundeswehrangehörigen einen offenen Meinungsbildungsprozess anzustoßen und gemeinsam mit den Vertretern der Kommunen in einen entsprechenden Dialog zu treten. Der Prozess soll noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden.

Traditionserlass ist Grundlage für Namensänderungen

In der vergangenen Woche hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits eine Überarbeitung des Traditionserlasses zum Umgang der Bundeswehr mit ihrer Traditionspflege angekündigt. Nach Angaben des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Volker Wieker, solle die Überarbeitung voraussichtlich bis zum Ende der Legislatur im Herbst geschehen.

Der Traditionserlass dient auch in Verbindung mit der Zentralen Dienstvorschrift „Benennung von Liegenschaften der Bundeswehr“ als Grundlage für die Namensänderungen von Kasernen. Die Bundeswehr prüft besonders seit 1995 Kasernennamen. Im Zuge dessen wurden bis 2016 insgesamt 16 Kasernen umbenannt. Grund dafür: Die Namensgeber der Kasernen waren vor dem Hintergrund der beiden genannten Vorschriften nicht mehr sinnstiftend für die Bundeswehr in dieser Zeit. Hier einige Beispiele:

Bisherige Umbenennungen von Kasernen

Den Auftakt der Umbenennungen machte 1995 die einstige Dietl-Kaserne im bayerischen Füssen in Allgäu-Kaserne. Eduard Dietl war Generaloberst und Gebirgsjäger. Seine Rolle in der NS-Zeit wurde zunehmend als problematisch erachtet.

In der Folge dieser Kasernenumbenennung erhielt 1995 auch die General-Kübler-Kaserne in Mittenwald einen neuen Namen: Sie wurde in Karwendel-Kaserne umbenannt. General Ludwig Kübler spielte im Zweiten Weltkrieg eine umstrittene Rolle.

Im Herbst 2012 bekam auch die damalige General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall mit Hochstaufen-Kaserne einen neuen Namen. Die Kaserne war ursprünglich nach dem General der Gebirgstruppe, Rudolf Konrad, benannt, dessen Handlungen während des Zweiten Weltkrieges nicht mehr vereinbar mit dem Traditionsverständnis der Bundeswehr galten.

Als vorläufig letzte Kaserne wurde im Oktober 2016 die General-Fahnert-Kaserne in Karlsruhe in Kirchfeld-Kaserne umbenannt.

Darüber hinaus wurden seit 1995 die Rüdel-Kaserne in Rendsburg neu benannt in „Feldwebel-Schmid-Kaserne (2000, Standort 2010 aufgegeben), die Mölders-Kaserne in Visselhövede in Kaserne Lehnsheide (2005), die Frankenstein-Kaserne in Pfungstadt in Major-Karl-Plagge-Kaserne (2008), die Lettow-Vorbeck-Kaserne in Leer in Evenburg-Kaserne (2010), die Medem-Kaserne in Holzminden in Pionier-Kaserne am Solling (2013), die General-Hüttner-Kaserne in Hof in Oberfranken-Kaserne (2013), die Albertstadt-Kaserne in Dresden in Graf-Stauffenberg-Kaserne (2013), die Generaloberst-von-Fritsch-Kaserne in Pfullendorf in Staufer-Kaserne (2013), die Gallwitz-Kaserne in Aachen in Dr. Leo Löwenstein-Kaserne (2013), die General-Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne in Germersheim in Südpfalz-Kaserne (2015), die General-Delius-Kaserne in Mayen in Oberst-Hauschild-Kaserne (2015), die Harz-Kaserne in Blankenburg in Feldwebel-Anton-Schmid-Kaserne (2016) benannt.

Beispielgebend für unsere Zeit

Grundsätzlich können Kasernen der Bundeswehr mit Zustimmung des Verteidigungsministeriums nach bereits verstorbenen Persönlichkeiten der Geschichte, nach Landschaften, Regionen, Gemarkungen sowie nach Truppengattungen benannt werden. Bei der Auswahl von Persönlichkeiten der Geschichte sind Namensgeber zu berücksichtigen, die sich durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben.

Bei der Beurteilung, ob Persönlichkeiten der deutschen Militärgeschichte für die Bundeswehr überlieferungswürdig sind, können nicht nur soldatische Haltung und militärische Leistungen zugrunde gelegt werden. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob ihre Persönlichkeit und ihr gesamtes Verhalten beispielgebend in unsere Zeit hineinwirken.

Klar geregeltes Verfahren

Die Initiative für die Benennung einer Kaserne liegt grundsätzlich bei der dort stationierten Truppe. Der Kasernenkommandant stimmt den beabsichtigten Namensvorschlag mit den Kommandeuren und Dienststellenleitern der in der Kaserne untergebrachten Truppenteile und Dienststellen ab.

Besteht bei der Truppe Einvernehmen zu einem Namensvorschlag, so ist die Zustimmung des Inspekteurs des zuständigen militärischen Organisationsbereiches auf dem Dienstweg einzuholen. Anschließend ist die Stadt oder Gemeinde, bei der sich die Kaserne befindet, zu beteiligen. Ist die Benennung nach einer verdienten Persönlichkeit beabsichtigt, so ist danach die schriftliche Zustimmung der nächsten Angehörigen oder Nachkommen des zukünftigen Namensgebers einzuholen.

Der so abgeklärte und von allen Beteiligten getragene Vorschlag zur Benennung wird dem Verteidigungsministerium zur Genehmigung vorgelegt. Ist diese Genehmigung erteilt, wird die Namensgebung der Liegenschaft durch die Dienststellen vor Ort unter feierlicher Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. Erst mit diesem feierlichen Akt ist die Namensgebung abgeschlossen. Die Benennung erlischt mit Aufgabe der Liegenschaft durch die Bundeswehr.

Textquelle im Internet:

https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/start/streitkraefte/grundlagen/geschichte/tradition/kasernennamen/!ut/p/z1/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfIjo8zinSx8QnyMLI2MfAJMLAwc3S0cHQ3dvAwNDAz0wwkpiAJKG-AAjgb6wSmp-pFAM8xxm2GqH6wfpR-VlViWWKFXkF9UkpNaopeYDHKhfmRGYl5KTmpAfrIjRKAgN6LcoNxREQDm-NZ8/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/

Aus der Zentralen Dienstvorschrift der Bundeswehr A-2600/1 Innere Führung – Selbstverständnis und Führungskultur: 

(…) 6.2.2 Politische Bildung

625. Politische Bildung in der Bundeswehr hilft den Soldatinnen und Soldaten, ihre Kenntnis der Werte und Normen des Grundgesetzes zu vertiefen, damit sie den Sinn und die Notwendigkeit ihres Dienstes für Frieden, Freiheit und Recht besser verstehen und anerkennen. Nach § 33 des Soldatengesetzes ist politische Bildung in der Bundeswehr verpflichtende Aufgabe.

626. Soldatinnen und Soldaten dürfen ihren Dienst in den Streitkräften nicht als Bruch zur Werteordnung der Bundesrepublik Deutschland erfahren. Sie müssen die Grundwerte, für deren Erhaltung sie als „Staatsbürger in Uniform“ eintreten, im täglichen Dienst erleben. Politische Bildung steht demzufolge in enger Wechselbeziehung zur Menschenführung und der damit verbundenen
Wertevermittlung. Zudem sind Soldatinnen und Soldaten über ihre staatsbürgerlichen und völkerrechtlichen Pflichten und Rechte zu unterrichten.

627. Politische Bildung

• vertieft geschichtliche Kenntnisse,

• erklärt politische Zusammenhänge,

• unterstützt politische Urteilsfähigkeit,

• verbessert die interkulturelle Kompetenz,

• fördert das Wertebewusstsein und

• regt zur aktiven Teilnahme an der politischen Willensbildung an.

Alle Soldatinnen und Soldaten haben die Pflicht, sich politisch zu informieren und sich um Wissen und Bildung zu bemühen, damit sie dem Leitbild vom „Staatsbürger in Uniform“ gerecht werden.

628. Vor dem Hintergrund von Auslandseinsätzen gewinnt politische Bildung zusätzlich an Bedeutung. Die Soldatinnen und Soldaten müssen über die politischen Hintergründe, sicherheitspolitischen Interessen und die daraus hervorgehende Notwendigkeit von Einsätzen der Bundeswehr rechtzeitig und angemessen informiert werden. Vor, während und nach dem Einsatz sollen die Vorgesetzten aller Ebenen durch politische Bildung dazu beitragen, dass die ihnen anvertrauten Soldatinnen und Soldaten die notwendigen Kenntnisse über den aktuellen Einsatz, das Einsatzland und die jeweiligen besonderen Bedingungen erwerben. Damit unterstützen Vorgesetzte das Handeln der ihnen untergebenen Soldatinnen und Soldaten im Sinne der übergeordneten Führung, stärken deren Motivation und bestätigen sie als „Staatsbürger in Uniform“.

629. Um die Ziele der politischen Bildung erreichen zu können, ist häufig die Betrachtung geschichtlicher Hintergründe erforderlich. Diese sollen den Soldatinnen und Soldaten die Entwicklung unseres demokratisch verfassten Gemeinwesens veranschaulichen und den Wert und die Bedeutung des Grundgesetzes aus den Erfahrungen deutscher Geschichte verdeutlichen. Aus dem Verständnis der Grundsätze unserer Verfassung sowie durch eine werteorientierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit werden Maßstäbe gewonnen, um politische Geschehnisse und Zusammenhänge der Gegenwart zu beurteilen und ein angemessenes Traditionsverständnis im Rahmen der gültigen Richtlinien (Anlage 7.3) zu entwickeln.

630. Tradition ist die Überlieferung von Werten und Normen. Sie hilft den Soldatinnen und Soldaten bei der Bestimmung ihres Berufs- und Selbstverständnisses. Sie dient der Selbstvergewisserung, ordnet ihr Handeln in den größeren Zusammenhang der Geschichte ein und gibt ihnen Orientierung für militärisches Führen und Handeln. Die Pflege von Tradition leistet deshalb einen unverzichtbaren Beitrag für die Bundeswehr als Armee im Einsatz.

631. Politische Bildung ist eine weitere Kernaufgabe aller Vorgesetzten und gesetzliche Verpflichtung der Disziplinarvorgesetzten. Sie ist bei jeder sich bietenden Gelegenheit – auch im Einsatz – durchzuführen. Vorgesetzte gewinnen persönliche Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, indem sie neben der erforderlichen Sachkenntnis einen eigenen durchdachten und begründeten Standpunkt beziehen und Gesprächsbereitschaft zeigen. Bei der Durchführung der politischen Bildung können Vorgesetzte sich der Vielfalt der politischen Bildungsangebote in und außerhalb der Bundeswehr bedienen. Sie bleiben jedoch stets für die Gestaltung dieses Bildungsbereiches verantwortlich.

632. Soldatinnen und Soldaten sind an Planung und Durchführung der politischen Bildung zu beteiligen. Vorgesetzte fördern neben der Wissensvermittlung eine freimütige Diskussion, die durch Aufgeschlossenheit, Aufrichtigkeit und Rücksichtnahme gekennzeichnet ist. Eine offene Gesprächsführung stärkt die Urteils- und Kritikfähigkeit und vermindert die Gefahr, dass Soldatinnen und Soldaten sich einseitig informieren und orientieren. Themen, die in Politik und Gesellschaft strittig sind, müssen auch strittig dargestellt und diskutiert werden. Dieses Gebot, sich an realen politischen Kontroversen zu orientieren, beinhaltet auch die Verpflichtung der Vorgesetzten, Auffassungen und Bestrebungen, die den Grundsätzen der Verfassung widersprechen, entschieden entgegenzutreten.

633. Politische Bildung wendet sich an Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade. Sie ist ein Element der Erwachsenenbildung und Teil eines auf Persönlichkeitsentwicklung angelegten Prozesses. Ihr wesentliches Ziel ist die Information über politische Zusammenhänge. Politische Bildung soll möglichst Situationen, Erfahrungen und Konflikte behandeln, die die Soldatin und den Soldaten unmittelbar betreffen. So können Themen lebensnah vermittelt und verstanden werden.

634. Der Dienst im multinationalen Umfeld erfordert, dass alle dort eingesetzten Angehörigen der Bundeswehr mit Organisationsprinzipien und Führungskulturen von Streitkräften anderer Nationen sowie von Nicht-Regierungs-Organisationen vertraut sind. Darüber hinaus sind Kenntnisse über Politik, Kultur, Land und Leute in den Einsatzgebieten unverzichtbar. Ziel ist der angemessene Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft im Sinne der Werte und Normen des Grundgesetzes und des Auftrags der Bundeswehr. Umgekehrt stehen die Angehörigen der Bundeswehr im multinationalen Umfeld auch für die Achtung der eigenen Führungsprinzipien, Sitten und Mentalitäten ein. Ein besonderes Anliegen politischer Bildung ist es, auf mögliche Spannungen zwischen der Beachtung der Menschenrechte, für die auch die Bundeswehr eintritt, und entgegenstehenden kulturellen und sozialen Eigenheiten im Einsatzgebiet vorzubereiten. (…)

Aktuelle Version auf unten verlinkter Internetseite/abgerufen am 26. Mai 2017:

http://www.kommando.streitkraeftebasis.de/portal/a/kdoskb/start/weitdstst/zinfue/download/!ut/p/z1/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfIjo8zinSx8QnyMLI2MQtyMLAw8zb1CPE08HI0MXE31wwkpiAJKG-AAjgb6wSmp-pFAM8xxmhFqpB-sH6UflZVYllihV5BfVJKTWqKXmAxyoX5kRmJeSk5qQH6yI0SgIDei3KDcUREAM-tVmQ!!/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922TF280I7JTI4HA20U2

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