„Crailsheim ist bunt!“ – Demonstration und Kundgebung in Crailsheim für Vielfalt und Toleranz

Zu einer „friedlichen und gewaltfreien Demo für Vielfalt und Toleranz“ unter dem Motto „Crailsheim ist bunt!“ laden Christian Hellenschmidt und Sebastian Karg für Freitag, 29. März 2019, ab 18 Uhr, nach Crailsheim ein. Karg ist Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Schwäbisch Hall.

Von den Veranstaltern

Treffpunkt am Weiße-Rose-Platz

Treffpunkt ist um 18 Uhr am Weiße-Rose-Platz vor dem Jagstbrückenhochhaus. Gemeinsam geht es zum Marktplatz. Dort findet um 19 Uhr eine Kundgebung statt. Für alle, die nicht mit Bus und Bahn zur Demo anreisen, möchten die Veranstalter darauf hinweisen, dass im Parkhaus Grabenstraße oder auf dem Volksfestplatz geparkt werden kann. Wir freuen uns auf viele TeilnehmerInnen bei der Demo „Crailsheim ist bunt!“

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.facebook.com/events/2741079325909186/permalink/2742794165737702/

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„100 Jahre Bauhaus und …“ – Keramikausstellung in Kirchberg/Jagst-Mistlau – Workshops und Vorträge

Die Keramikausstellung „100 Jahre Bauhaus und …“ ist vom 9. März 2019 bis 12. Mai 2019 in der Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau zu sehen. Sie ist samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Finisage findet am Sonntag, 12. Mai 2019, um 15 Uhr statt. Während der Ausstellungszeit gibt es eine Reihe von Vorträgen und Workshops.

Von Monika und Stefan Fitzlaff, Kirchberg/Jagst-Mistlau

Einladung zu Vorträgen und Workshops

Dienstag, 19. März 2019, 20 Uhr:

Durchblicke – neue Architektur

Vortrag um 20 Uhr in der „fabrik“ der Schloss-Schule Kirchberg/Jagst. Das bauhaus –  eine Philosophie für den Alltag, den Lebensraum und die Gesellschaft. Formen, Gestalten, Entwerfen, Komponieren für ein neues Miteinander. Was ist davon geblieben?

Referent: Senator E.h. Dipl. Ing. Géza-Richard Horn, CFM

Samstag, 23. März 2019, von 13 bis 17 Uhr:

Zugewandt – Material und Form

Workshops in der Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau. Die Grundkurse am bauhaus widmeten sich besonders den jeweiligen Materialien und deren Möglichkeiten der Formgebung. In diesem Workshop werden verschiedene Werkstoffe wie Ton, Holz und Metall erforscht, verwendet und gestaltet.

Referentin: Monika Fitzlaff, Keramikerin

Infos und Anmeldung im Internet: www.vhs-crailsheim.de

Dienstag, 26. März 2019, um 20 Uhr:

Zwischenräume – Malerei

Vortrag in der fabrik (Kirchberg/Jagst). Johanna Hummel spricht über renommierte Maler der Avantgarde, die als „Formmeister“ am Bauhaus lehrten. Eberhard Stein befasst sich mit dem Bauhausschüler Fritz Winter und dessen Mal-Klasse an der Hochschule Kassel.

Referenten: Johanna Hummel, HFM und Eberhard Stein, Maler

Samstag, 6. April 2019, von 13 Uhr bis 17 Uhr:

Kegel-Kugel-Zylinder

Die aus Ton vorgefertigten Grundformen Kegel- Kugel- Zylinder werden bearbeitet und zu Neuem kombiniert.

Referent: Stefan Fitzlaff, Keramikmeister

Donnerstag, 11 April 2019, um 20.30 Uhr:

Max Bill – das absolute Augenmaß

Film um 20.30 Uhr im Kirchberger Kino Klappe. Der Journalist und Filmemacher Erich Schmid zeigt einfühlsam und spannend den Lebensweg von Max Bill. Sein Film wurde 2008 auf dem Filmfestival Locarno gezeigt. Erich Schmid wird in den Film einführen

Dienstag, 7. Mai 2019, um 20 Uhr:

Vom Bauhaus beflügelt: Die HfG-Ulm

Vortrag um 20 Uhr in der fabrik der Schloss-Schule in Kirchberg/Jagst. Christiane Wachsmann ist Journalistin, Architektin und Kulturwissenschaftlerin. Sie arbeitet am HfG-Archiv Ulm und veröffentlichte 2018 das Buch „Vom Bauhaus beflügelt“ zur Geschichte der Hochschule für Gestaltung, Ulm.

Referentin: Christiane Wachsmann

Infos und Anmeldung im Internet: www.vhs-crailsheim.de

Die Keramik-Ausstellung „vom bauhaus bis heute“ wird samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr in der Töpferei Fitzlaff in Kirchberg/Jagst-Mistlau gezeigt.

Die Finissage findet am Sonntag, 12. Mai 2019, um 15 Uhr in der Töpferei Fitzlaff statt.

Die Veranstaltungsreihe ist in Kooperation mit der Volkshochschule Crailsheim-Land

Internet: www.vhs-crailsheim.de

Weitere Informationen und Kontakt:

Töpferei Fitzlaff, 74592 Kirchberg/Jagst-Mistlau

Telefon: 07954/8667

Internet: www.fitzlaff.de

 

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„Feinfühlige Lyrik, brachialer Humor oder satirische Kurzgeschichte“ – Noch Teilnehmer für Poetry Slam in Crailsheim gesucht

Einen Poetry Slam gibt es am Freitag, 12. April 2019, um 20 Uhr im Hangar in Crailsheim. Der moderne Dichterwettstreit findet im Rahmen der Kinder- und Jugendkulturwoche statt. Die Eventlocation öffnet um 19 Uhr.

Von der Stadtverwaltung Crailsheim

Wettstreit um die besten Texte

Die Idee dieses Literaturformats ist einfach wie spannend zugleich: Jeder darf mit selbst verfassten Texten teilnehmen. Bis zu acht Poeten und Geschichtenerzähler jeden Alters stehen somit in einem nicht ernst gemeinten Wettstreit um die besten Texte des Abends. Das Publikum kürt den Sieger. Sollten Autoren aus Crailsheim und Umgebung mitmachen wollen, können sie sich jederzeit telefonisch anmelden. Die Telefonnummer lautet 0160-941 965 97.

Bühnenpoesie der Extraklasse

Der Rest der Leseliste ist mit teilweise deutschlandweit bekannten Szene-Stars gespickt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Ex-Ansbacher Michael Jakob (Zirndorf), der in der Rezatstadt seit 14 Jahren Poetry Slams veranstaltet, kommt ein exklusives Starterfeld zu Stande. Das Publikum hat an diesem Abend die Chance Bühnenpoesie der Extraklasse zu erleben! Feinfühlige Lyrik, brachialer Humor oder satirische Kurzgeschichte, bei diesem Slam kann und wird alles passieren.

Info: Eintritt 8 Euro, ermäßigt für Schülerinnen und Schüler: 5 Euro. Vorverkaufsstellen sind das Jugendbüro Crailsheim, Telefon 07951/ 95 95 80 und das Bürgerbüro im Crailsheimer Rathaus, Telefon 07951/4030.

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„Die Nazis geadelt“ – Über 80 Besucher beim Vortrag in Crailsheim über NS-Belastete aus dem Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg

Groß war vor Kurzem das Interesse an dem Vortrag „NS-Belastete aus dem Langenburger Fürstenhaus“. Über 80 Besucher kamen in das Forum in den Arkaden des Crailsheimer Rathauses. Der Journalist Ralf Garmatter berichtete über Fürst Ernst II. (1863-1950) und seine Tochter Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg (1901-1963).

Pressemitteilung von Ralf Garmatter, Journalist

Bisher kein Vortrag in Langenburg möglich

Grundlage des Vortrags waren zwei Artikel in dem 2018 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ (THT, Band 8). Veranstalter des Abends waren das Stadtarchiv Crailsheim und der Crailsheimer Historische Verein.
In ihren einführenden Reden berichteten Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch und Wolfgang Proske, Herausgeber der THT-Buchreihe, von den Schwierigkeiten bei der Archivrecherche und beim Finden eines Veranstaltungsraums in Langenburg. Ralf Garmatter wurde konkreter: „In Langenburg, Gerabronn und beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein ist es trotz zahlreicher Versuche während der vergangenen Monate nicht gelungen, einen Raum für diesen Vortrag anzumieten.“ Gerne würde der Journalist seinen Vortrag in Langenburg halten.

Fürstenhaus Hohenlohe versagte Akteneinsicht

Auch die Recherche zu den zwei Biographien habe sich viel schwieriger gestaltet als zuvor gedacht. „Beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein durfte ich nur Akten einsehen, die älter als 100 Jahre waren“, erklärte Garmatter. Jüngere Akten blieben unter Verschluss, weil das Fürstenhaus Hohenlohe sein Veto eingelegt hatte. Das Findbuch – die Inhaltsangabe des Archivbestands – habe er einsehen dürfen, berichtet der Journalist. Dort fanden sich einige interessante Hinweise und Kontakte von Fürst Ernst II. und seiner Tochter Alexandra. Die Dokumente selbst blieben aber unter Verschluss. „Bei meinen Recherchen war ich vor allem auf Unterlagen aus anderen Archiven, Zeitungsartikel und auf einschlägige Literatur über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg angewiesen.“

Adolf Hitler sah er als „Geschenk Gottes“

Fürst Ernst II. war von 1913 bis zu seinem Tod 1950 Standesherr des Hauses Hohenlohe-Langenburg. Dazu gehörte auch die Position als Kirchenpatron der evangelischen Kirchengemeinde Langenburg. Zu Beginn seiner Regentschaft in Langenburg war Ernst 50 Jahre alt. „Völkisches und antidemokratisches Denken herrschte schon früh am Fürstenhof Hohenlohe-Langenburg“, berichtete der Referent. Fürst Ernst II. (1863-1950) war ein großer Anhänger Hindenburgs. In Adolf Hitler sah er ein „Geschenk Gottes“ für das deutsche Volk.

Leiterinnen der Frauen- und Mädchenorganisationen

Ernsts Tochter Alexandra (1901-1963) engagierte sich von der Fürstenfamilie am stärksten in den NS-Organisationen. Sie war Führerin der NS-Frauenschaft im Oberamt Gerabronn und Leiterin der NS-Frauenschaft in Langenburg. Alexandras jüngere Schwester Irma (1902-1986) stand in Langenburg an der Spitze des „Bund deutscher Mädel“ (BdM). Somit waren alle NS-Frauen- und Mädchenorganisationen fest in der Hand von Mitgliedern des Fürstenhauses.

Erbprinz Gottfried als Landrat abgesetzt

Erbprinz Gottfried (1897-1960) haben die Amerikaner im Mai 1945 kurzzeitig als Landrat des Kreises Crailsheim eingesetzt. Schon nach wenigen Wochen setzten sie ihn aber ab, „vermutlich als seine politische Vorgeschichte stärker in den Blickpunkte rückte“, heißt es im Findbuch des Hohenlohe-Zentralarchivs Neuenstein. Mitglieder der NSDAP waren alle vier genannten Personen der Fürstenfamilie. Auch Fürstin Alexandra (1878-1942) war ab 1937 Mitglied der Nazi-Partei. Sie starb bereits 1942.

„Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“

Langenburgs evangelischer Dekan Albert Borst (1892-1941) nannte es in seinem Pfarrbericht von 1933 „bemerkenswert, dass das Fürstenhaus bei den Frauen- und Mädchenorganisationen die Führerinnen stellt, nicht ohne vor Übernahme des Amtes und nun in der Führung engste Fühlung mit mir zu haben.“ Sich selbst bezeichnete Borst als „Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“. Borst lobte die gute Zusammenarbeit der örtlichen Kirchengemeinde mit dem NS-Ortsgruppenleiter in Langenburg.

Für Rassepolitik, gegen Judenvernichtung

Prinzessin Alexandra befürwortete nach eigenem Bekunden die Rassepolitik der Nazis, sprach sich nach eigenen Worten aber gegen die Judenvernichtung aus. Diese Aussage machte sie in ihrem Entnazifizierungsverfahren 1947. Dort gab sie an, von KZs in der Region und von der Verfolgung und Inhaftierung politisch Andersdenkender erstmals am Tag der Spruchkammerverhandlung gehört zu haben. Dabei hatte sie über Jahre hinweg persönlichen Kontakt zu Erich Gunzenhauser aus Atzenrod. Der Landwirt saß 1938 fünf Tage lang in Gestapo-Haft in Ellwangen, weil er bei der Volksabstimmung 1938 gegen Hitler gestimmt hatte.

27 Monate im Interniertenlager

Wegen ihres Engagements für die Nazis im Oberamt Gerabronn wurde Prinzessin Alexandra von der Militärregierung 27 Monate lang im Interniertenlager Ludwigsburg inhaftiert. Am 10. Dezember 1947 wurde sie aus der Haft entlassen. Formell wurde Alexandra zuerst als „Minderbelastete“ (Stufe 3 von 5) eingestuft, in einer Berufungsverhandlung als „Belastete“ (Stufe 2), später wurde sie einer Mitläuferin (Stufe 4) gleichgestellt. Allerdings blieben 20 Prozent ihres Vermögens eingezogen. Ihr Vater Fürst Ernst II. fiel wegen seines Alters und seines schlechten Gesundheitszustands unter die Weihnachtsamnestie und blieb straffrei. Beide starben in Langenburg und wurden auf dem dortigen Friedhof der Fürstenfamilie beerdigt. Ihre Gräber bestehen heute noch.

Weitere Informationen über das Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ gibt es auf folgender Internetseite:

http://www.ns-belastete.de/band_8.html

Das Buch kann unter folgender ISBN-Nummer im Buchhandel bestellt werden:

„Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“, 441 Seiten, Preis 19,99 Euro, ISBN 978-3945893098

 

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„Betriebsräte unter Beschuss – Die miesen Methoden der Arbeitgeber gegen Mitbestimmung“ – Diskussionsabend in Schwäbisch Hall

„Betriebsräte unter Beschuss – Die miesen Methoden der Arbeitgeber gegen Mitbestimmung“ lautet das Thema eines Diskussionsabends am Donnerstag, 28. März 2019, um 19 Uhr im Alten Schlachthaus in Schwäbisch Hall. Wolfgang Alles berichtet wie Arbeitgeber aktive Betriebsräte/innen, Personalräte/innen und Gewerkschafter/innen bekämpfen.

Vom DGB-Bezirk Nordwürttemberg, Kreisverband Schwäbisch Hall

Solidaritätskomitee „Gegen BR-Mobbing“

Wolfgang Alles aus Mannheim ist Mitbegründer des Solidaritätskomitees „Gegen BR-Mobbing“ und ehemaliger Betriebsrat bei Alstom in Mannheim. Gezeigt wird in Schwäbisch Hall auch ein kurzer Film zu den Methoden gegen aktive Gewerkschafter/innen. Arbeitgeber bespitzeln Betriebs- und Personalräte, schüchtern Kandidaten ein und versuchen mit allen Mitteln, Wahlen zu verhindern: Obwohl die betriebliche Mitbestimmung gesetzlich geschützt ist, gehen immer mehr Unternehmen gegen Interessenvertretungen vor, zum Teil mit drastischen Mitteln und professioneller Unterstützung. Das Phänomen heißt „Union Busting“ und kommt aus den USA. Arbeit- geber-Anwälte bieten gezielt ihre Hilfe an, um mit scheinbar legalen Methoden die so genannten „Unkündbaren und Unliebsamen“ los zu werden.

„Die Rausschmeißer – Feuern um jeden Preis“

Wir blicken hinter die Kulissen der verschiedenen Branchen und zeigen den 30-minütigen Film: „Die Rausschmeißer – Feuern um jeden Preis“. Im Anschluss offene Diskussionsrunde.

„Betriebsräte im Visier“ – Dokumentation der fünften bundesweiten Konferenz gegen Betriebsräte-Mobbing am 13. Oktober 2018 in Mannheim zum Herunterladen als PDF-Datei:

http://gegen-br-mobbing.de/images/PDF/BR-Mobbing-Broschuere_2018.pdf

Weitere Informationen und Kontakt:

https://nordwuerttemberg.dgb.de/ueber-uns/kreisverbaende/kv-schwaebisch-hall

http://gegen-br-mobbing.de/

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„Tausche Rose gegen Spende“ – Spendenaktion in Schwäbisch Hall für togolesische Frauen

Eine „Spendenaktion für togolesische Frauen“ gibt es am Freitag, 8. März 2019, um 15 Uhr im Froschgraben in Schwäbisch Hall (Fußgängerzone). Veranstalter der Aktion „Tausche Rose gegen Spende“ am Internationalen Frauentag ist „Solidarität International“.

Von Willi Maier, Schwäbisch Hall

Frauen sollen eigenes Geld verdienen

Die Spenden gehen an das Projekt Sitsope (Zuflucht), ein Frauen-Selbsthilfeprojekt in Togo, mit dem Frauen im Batiken und Nähen ausgebildet werden, um ihr eigenes Geld verdienen zu können. Außerdem gibt es Kurse der Alphabetisierung und Gesundheitserziehung.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://solidaritaet-international.de/index.php?id=667

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„Die Schattenseiten der Globalisierung“ – Rückblick von Hans A. Graef auf die Jahrestagung 2019 der Haller Akademie der Weltmarktverlierer

Auf eine „Erfolgreiche Jahrestagung 2019 der Haller Akademie der Weltmarkt-Verlierer“ blickt Geschäftsführer Hans A. Graef zurück. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Rückblick in voller Länge.

Von Hans A. Graef, Haller Akademie der Weltmarktverlierer

Neoliberaler Kapitalismus

Zum dritten Mal wurde als Gegengipfel zum Elitetreffen der Weltmarktführer eine mehrtägige Veranstaltungsreihe über die Schattenseiten und Verlierer der Globalisierung in Schwäbisch Hall veranstaltet. Die unabhängige Akademie der Weltmarkt-Verlierer befasste sich mit den Verlierern, die im harten Konkurrenzkampf des neoliberalen Kapitalismus entstehen. Initiiert von ATTAC Schwäbisch Hall sind diverse Haller Gruppen aus dem gewerkschaftlichen, alternativen und kirchlichen Bereich beteiligt.

Wo Krankheit zum Geschäft wird

Mit einem informativen Prospekt wurde für die Veranstaltungen geworben, die vom 1. Februar bis zum 12. Februar 2019 von 360 Interessierten besucht wurden. 400 Flyer wurden von ATTAC verteilt, fünf Artikel erschienen in der regionalen Presse. „Der marktgerechte Patient“ hieß der Dokumentarfilm, den der Ortsverein der Gewerkschaft Verdi vor 80 Besuchern im Kino im Schafstall zeigte. Ärzte, Pfleger und Politiker erläuterten die schlechten Zustände vor allem in Privatkliniken, wo Krankheit zum Geschäft wird. Seit Einführung der Fallpauschalen, so wurde bewiesen, hat sich die Versorgungslage vieler Patienten massiv verschlechtert, vor allem durch Personaleinsparungen und Arbeitsbedingungen. Die rigorose Durchökonomisierung des Gesundheitswesens hat durch Privatisierungen und Effektivitätsselektion zu erkennbarer Benachteiligung vieler Patienten geführt, wogegen in Berlin und anderswo massiv protestiert wurde. Der Film zeigte, wie das Politische privat wird, wie das rot-grüne Gesetz von 2003 zu Missständen führte, die ansatzweise auch bei uns zu spüren sind.

Gewinne auf dem Rücken der Kranken

Jochen Dürr vom Verdi-Ortsverein Schwäbisch Hall leitete die längere Diskussion, die zeigte, dass dieses Problem mehr in die Öffentlichkeit sollte. Patienten wurden durch diese Form der neoliberalen Ökonomie zu Marktverlierern, während internationale Kapitalgeber Gewinne auf dem Rücken der Kranken machen.

„Armut und Wohnungsnot in einem reichen Land“

Zum Vortrags-Auftakt sprach der Leiter der Erlacher Höhe, Wolfgang Sartorius, im Haller Brenzhaus über das Thema „Armut und Wohnungsnot in einem reichen Land“. Anhand eindeutiger Fakten und Statistiken zeigte er vor 80 Besuchern den Zusammenhang von Einkommen, Obdachlosigkeit und Gesundheit auf. Ärmere Menschen sterben zehn Jahre früher – ein Skandal in einer Gesellschaft, die durch die Verfassung als Sozialstaat definiert wird. Unter den Regierungen von Kanzlerin Merkel hat sich dies noch verschlechtert, 850 000 Wohnungen fehlen, der Markt hat versagt, die Kinderarmut betrifft über zwei Millionen Kinder, die soziale Schere hat sich unter CDU/SPD-Regierungen weiter geöffnet. Ein sachlicher ausführlicher Bericht im Haller Tagblatt beschrieb unter der Überschrift „Lebensverkürzend und tödlich“ – allerdings nicht auf der Wirtschaftsseite, sondern im Lokalteil. Sartorius beleuchtet neben dem materiellen auch die Gesundheit und Bildung“ die Situation aus der Sicht eines Praktikers, der auch im Vorstand der Evangelischen Obdachlosenhilfe in Deutschland sowie im Aufsichtsrat von Brot für die Welt der Diakonie Deutschland aktiv ist.

EU-Politik als Entwicklungsbremse für Afrika

Der Vortrag „Freihandelsdiktate und Rohstoffplünderung – EU-Politik als Entwicklungsbremse für Afrika“ von Dr. Boniface Mabanza mit 55 Zuhörern wäre ausgezeichnet geeignet gewesen für die Akademie der Weltmarktführer, denn er zeigte faktenreich die wirtschaftliche Ausbeutung durch Konzerne in der Phase des postkolonialen Kapitalismus in seinem Kontinent. Leider interessieren sich die Unternehmer und Dr. Döring nicht für diese Realität, die man etwa aus dem Kongo vom Kobalt-Bergbau kennt, wo der Referent herkommt. Er arbeitet seit 15 Jahren bei der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) in Heidelberg und ist in Brüssel und Berlin ein viel gefragter Berater. Ausführlich wurde der Einfluss großer Konzerne etwa aus der Ölbranche erläutert, die Macht über Regierungen haben und die häufig Korruption fördern. Faire Handelsbeziehungen und eine soziale Verantwortung im Sinne eines wirtschaftlichen Menschenrechtskodex könnten dazu führen, dass in den rohstoffreichsten Ländern Afrikas nicht weiterhin 69 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut leben und oft nach Europa flüchten.

„Weltmarktverlierer Bienen und Insekten“

Das Politik- und Kulturfest „Weltmarktverlierer Bienen und Insekten“ führte 55 Besucher in den Club Alpha, wo auch Stände von Solidarischer Landwirtschaft (Solawi), von Gemeinsam Wohnen „Trauben und Rosinen“, von Gemeinwohlökonomie und Attac vertreten waren. Das Haller Duo Jailhouse Classics mit Jürgen Ohnemus und Jochen Narciss-Sing umrahmte den Abend, der Puppenspieler Jörg Mast spielte eine eindrucksvolle Szene zum Thema Weltmarktverlierer. Ein Film zeigte, wie Flüchtlinge auf Tomatenfeldern Süditaliens ausgebeutet werden, deren kleine Tomatenfarmen oft durch Billigexporte der EU vernichtet werden und die nun für zwei Euro unter meist mafiösen Bedingungen schwer arbeiten. Ein Kultfilm von Oxfam beleuchtete die globale Situation vom Wachstumswahn auf einem begrenzten Planeten.

„Geld! Macht! Sexy?“

Finaler Höhepunkt war der Auftritt des Finanzkabarettisten Chin Meyer im voll besetzten (100) Theatersaal der Kultbucht mit seinem Programm „Geld! Macht! Sexy?“, über das im Haller Tagblatt unter der Überschrift „Liebe auf der Haalmauer und das Geld“ auf der Kulturseite ausführlich berichtet wurde. In seinem neuen Bühnenprogramm zeigte er das Instrumentarium der Mächtigen, die Machthaberei und was Macht mit uns macht. Dabei hinterfragte der „Kapitalismusversteher des Kabaretts“ die allgegenwärtige Gier nach immer mehr Geld und das in alle Lebensbereiche ausufernde Streben nach Sexy-Selbstbestätigungs-Wohlfühl-Konsum im unterhaltsamen Kampf der Wertschöpfungsszenarien.

Weitere Veranstaltungen geplant

Im kontinuierlichen Dialog mit dem Publikum hinterfragte er unser eigenes Geld-Verhalten und baute gekonnt persönliche Verhältnisse mit ein, was die Zuschauer begeisterte. Bis zur nächsten Jahrestagung vom 28. Januar bis 30. Januar 2020 werden noch weitere Veranstaltungen geplant. Angefragt sind u.a. der Sprecher der Bürgeraktion Finanzwende, Ex-MdB Gerhard Schick und Jürgen Grässlin von der Aktion „Aufschrei“ gegen Rüstungsexporte bzw. vom Rüstungsinformationsbüro Freiburg.

Weitere Informationen und Kontakt:

E-Mail: hans.a.graef@t-online.de

Handy ATTAC Schwäbisch Hall: 0162-6878335

Internet: www.weltmarktverlierer-akademie.de

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„Geschäftsführer Graef und Kümmerer berichten“ – ATTAC-Rückblick in Schwäbisch Hall auf Akademietagung der Weltmarktverlierer

Zur Nachbesprechung der diesjährigen Jahrestagung der Haller Akademie der Weltmarktverlierer lädt die ATTAC-Regionalgruppe Schwäbisch Hall am Donnerstag,  7. März 2019, um 20 Uhr ins Haller Umweltzentrum in der Gelbinger Gasse alle Mitwirkenden und Interessierten ein.

Von Hans Graef, Schwäbisch Hall

„Die unheimliche Macht der Berater“

Die Geschäftsführer Hans Graef und Christian Kümmerer legen einen inhaltlichen Bericht und einen Finanzbericht vor. Es werden dort zwei Dokumentarfilme vorgestellt: „Zocken mit Zöllen – Gewinner und Verlierer des Freihandels“ (zdf-ZOOM) und „Die unheimliche Macht der Berater – wie KPMG und die Big Four die Steuerpolitik manipulieren“.

360 Besucher

Zum dritten Mal wurde als Gegengipfel zum Elitetreffen der Weltmarktführer eine mehrtägige Veranstaltungsreihe über die Schattenseiten und Verlierer der Globalisierung in Schwäbisch Hall organisiert. Die unabhängige Akademie der Weltmarkt-Verlierer befasste sich mit den Verlierern, die im harten Konkurrenzkampf des neoliberalen Kapitalismus entstehen. Initiiert von ATTAC Schwäbisch Hall sind diverse Haller Gruppen aus dem gewerkschaftlichen, alternativen und kirchlichen Bereich beteiligt. Mit einem informativen Prospekt wurde für die Veranstaltungen geworben, die vom 1. Februar bis zum 12. Februar 2019 von über 360 Interessierten besucht wurden. 400 Flyer wurden von ATTAC verteilt, fünf Artikel erschienen in der regionalen Presse.

Aktion „Aufschrei“ gegen Rüstungsexporte

Bis zur nächsten Jahrestagung vom 28. Januar bis 30. Januar 2020 werden noch weitere Veranstaltungen geplant. Angefragt sind u.a. der Sprecher der Bürgeraktion Finanzwende, Ex-MdB Gerhard Schick und Jürgen Grässlin von der Aktion „Aufschrei“ gegen Rüstungsexporte bzw. vom Rüstungsinformationsbüro Freiburg.

Weitere Informationen im Internet über die folgende neue Internetseite:

www.weltmarktverlierer-akademie.de

E-Mail: hans.a.graef@t-online.de

Telefon ATTAC Schwäbisch Hall: 0162-6878335

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„Trotz Bauchlandung“ –  Guaido und Pence basteln weiter an „humanitärer“ Intervention in Venezuela – Kommentar von Paul Michel

Der 23. Februar 2019 war von Juan Guaido als „Tag der Entscheidung“ proklamiert worden. An diesem Tag wollte er in Feldherrenpose als „Oberbefehlshaber“ von eigenen Gnaden der venezolanischen Nationalgarde den Befehl geben, den Weg frei zu machen für die von ihm an die kolumbianisch-venezolanische Grenze bestellten Hilfstransporte.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

„Einseitige Sicht deutscher Medien“

Dann, so sein Plan, würde er unter dem Jubel seiner Anhänger die Grenze zu überschreiten und dann auf einer Welle der Begeisterung bis nach Caracas ziehen, um dort Nicolas Maduro aus dem Amt zu vertreiben. Das war der Plan. Aber es kam ganz anders. Die Gewaltfrage: die sehr einseitige Sicht deutscher Medien.

Aktion für die Kameras

Die Nationalgarde machte ihm den Weg nicht frei. Man hat gesehen, dass dem Aufruf von Guaidó, am Samstag massenhaft an die Grenzen zu kommen, um die Hilfsgüter ins Land zu bringen, nicht sehr viele gefolgt sind. Statt der angekündigten tausende von Anhängern versammelten sich auf der kolumbianischen Seite der Grenze lediglich hunderte von Anhängern Guaidos. Mensch darf wohl davon ausgehen, dass sich darunter nicht wenige von erprobten rechtsextremen Straßenkämpfern aus den großen Städten Venezuelas befanden. Die traten auch alsbald in Aktion nachdem zunächst – wohl für die Kameras – Frauen mit Blumen zu den Nationalgardisten geschickt worden waren, um sie zum Überlaufen zu bewegen.

Frust

In den elektronischen Medien ist dann zu sehen wie die Sturmtruppen von Guaido Barrikaden wegräumten und die Soldaten der Nationalgarde mit einem Hagel von Steinen und Molotowcocktails eindeckten. Gegen Ende der Auseinandersetzung setzten die Anhänger Guaidós, offenbar aus Frust über den ausbleibenden Erfolg, mit Molotowcocktails sogar noch zwei der LKWs mit Hilfsgütern in Brand. Würden linke Demonstranten in Deutschland oder Frankreich so gegen Polizeisperren vorgehen, wären die Mainstreammedien völlig außer sich und würden unisono von unerträglichem Straßenterror linker Chaoten sprechen. Die Polizeitruppen ihrerseits würden mit Tränengas, Gummigeschossen und massivem Knüppeleinsatz gegen die Angreifer vorgehen.

Harte Polizeieinsätze gegen Gelbwesten

Bei den Protesten der Gelbwesten in Frankreich gab es übrigens infolge von harten Polizeieinsätzen über 100 Schwerverletzte, einigen wurden durch Polizeigranaten Gliedmaßen abgerissen, die 80-Jährige Zineb Redouane aus Marseille starb am 1. Dezember bei einer Operation im Krankenhaus, nachdem sie von einer Tränengasgranate im Gesicht getroffen worden war. Am Verhalten der Anhänger Guaidos am 23. Februar wollten die deutschen regimetreuen Medien nichts Verwerfliches erkennen. Sie schimpften ausschließlich über die Brutalität der staatlichen Organe Venezuelas.

Die Demokratieheuchler

Absolut skandalös ist die Darstellung der Konfliktparteien in Venezuela seitens der deutschen Medien. Sie ist nach dem Muster hier Despot (Maduro) dort „Allianz der Demokraten“ gestrickt. Dabei wird Kolumbiens rechter Präsident Duque, der am 23. Februar im Grenzort Cúcuta persönlich anwesend war, zum lupenreinen Demokraten verklärt. Kein Wort davon, dass in keinem Land Lateinamerikas Menschen, die sich politisch oder ökologisch engagieren, so gefährlich leben wie in Kolumbien. Nach Angaben der internationalen Menschenrechtsorganisation wurden 2018 in Kolumbien 126 MenschenrechtsaktivistInnen ermordet. Auffällig ist, dass die staatlichen Behörden in Kolumbien kaum Anstrengungen unternehmen, der Täter habhaft zu werden.

Verstrickungen mit dem Paramilitarismus

Kein Wunder: Der aktuelle Regierungschef Duque aus der ultrarechten neoliberalen Partei Centro Democrático (CD), wurde mit 10,2 Millionen Stimmen nicht zuletzt dank der Popularität seines Mentors, des Ex-Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010), zum neuen Präsidenten gewählt. Uribe ist bekannt für seine Verstrickungen mit dem Paramilitarismus, die für die Mehrzahl der politischen Morde in Kolumbien verantwortlich ist.

Die “humanitäre Hilfe” und das US-Drehbuch des „Regime Change“

Juan Guaidó hat wiederholt erklärt, dass 300.000 Menschen kurz davor stünden, an Hunger zu sterben, wenn keine Hilfe gewährt würde. Eine reine Lüge. Die Wirtschaftskrise in Venezuela ist sehr ernst und hat massive Auswirkungen auf den Lebensstandard der Menschen gehabt, aber Guaidós Behauptung ist völlig übertrieben. Nicht zutreffend ist auch die Aussage, dass die Maduro-Regierung Hilfe aus dem Ausland akzeptiert. So kooperiert die Regierung durchaus mit Stellen der UNO. Beispielsweise hat die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) im Januar drei Millionen antiretrovirale Tabletten für HIV-Infizierte und Medikamente für Krebs- und Parkinsonpatienten nach Venezuela gebracht. Anderen Medienberichten zufolge, hat die UNO in Venezuela Hilfen für 100.000 Kinder und Frauen verteilt. Dies mag man als nicht ausreichend kritisieren, aber es widerlegt die häufig wiederholte Aussage, Maduro lasse keine Hilfe ins Land.

Politisch-militärisches Manöver

Ziel der am 23. Februar von Guaido gestarteten Inszenierung einer „Hilfsaktion“ war nicht, tatsächlich humanitäre Hilfe für die Menschen in Venezuela zu leisten. Dafür war die Menge der bereitgestellten Güter viel zu gering. Es handelte sich dabei um Güter im Wert von etwa 20 Millionen US-Dollar. Selbst nach offiziellen Angaben über die erste Lieferung könnten damit gerade einmal 10.000 Menschen für einige Wochen versorgt werden. Der Zweck der inszenierten Aktion, der bekanntlich ihr „humanitärer“ Charakter von den Vereinten Nationen und dem Internationalen Roten Kreuz längst abgesprochen worden ist, war ein politisch-militärisches Manöver zum Test und zur Spaltung und Umstimmung der bisher regierungstreuen venezolanischen Streitkräfte.

Millionenschäden durch Sanktionen

Es ging zum einen darum, dass die von der Regierung Maduro zur Grenzsicherung abgestellten Militäreinheiten den Gehorsam verweigern und die LKWs mit den Hilfsgütern passieren lassen sollten. Dadurch sollte eine Welle von weiteren Gehorsamsverweigerungen ausgelöst werden, so dass in Folge dessen zumindest bedeutsame Teile des Militärs von Maduro zu Guaido überwechseln sollten. Ein weiterer Zweck der Aktion war, die Maduro-Regierung als eine Ansammlung unmenschlicher Despoten erscheinen zu lassen, die nicht einmal davor zurückschrecken, durch „Unterdrückung und Gewalt“ seitens der „Streitkräfte der Diktatur“ den Menschen in Venezuela humanitäre Hilfe zu verwehren. Dabei gibt es einen ganz einfachen Weg, wie die USA die humanitäre Situation der Menschen in Venezuela verbessern helfen könnten: Die neuen US-Sanktionen, die im April in Kraft treten sollen, kosten Venezuela 30 Millionen US-Dollar pro Tag.

Sanktionen beenden

Der Wert der am 23. Februar bereitgestellten Hilfsgüter von 20 Millionen Dollar ist weniger als der Schaden der an einem einzigen Tag durch US- Sanktionen angerichtet wird. Es wäre für die USA ein Leichtes, mit der Aufhebung von Sanktionen die katastrophale Lage in dem Land zu lindern. Doch die Verteidiger westlicher Werte denken lieber über eine weitere Verschärfung nach, weil es in erster Linie eben nicht um Menschen und Menschenrechte, sondern um einen „Regime Change“ geht, den sie am schnellsten durch einen Zusammenbruch des Landes zu erreichen hoffen. Was folgt nach dem Fehlschlag? Vorläufig kann der Versuch der venezolanischen Opposition, die Einführung der „humanitären Hilfe“ nach Venezuela zu erzwingen, als gescheitert angesehen werden.

Brasilien dementiert

Meldungen von Guaidó, wonach einzelne Lieferungen aus Brasilien die Grenze überquert hätten, wurden nicht bestätigt, beziehungsweise von den brasilianischen Behörden dementiert. Der von der bürgerlichen Opposition angestrebte Bruch innerhalb der venezolanischen Sicherheitskräfte fand nicht statt. In der Sendung „Weltspiegel“ vom 24. Februar war zu erkennen, dass Anhänger von Guaido angesichts des Misserfolgs ziemlich angefressen waren. Einer sagte in die Kamera: „Was ist mit Guaidó? Ich habe ihn heute nicht gesehen. Seine Politikerfreunde hauen gerade ab und lassen uns allein“. Ob diese Stimmung weitere Kreise zieht, ist natürlich unklar. Klar ist, dass Guaido und sein Team an solchen Fragen kein Interesse haben. Sie versuchten durch ein Treffen der Lima-Gruppe am folgenden Tag, für das Guaido mit einer kolumbianischen Militärmaschine nach Bogota geflogen wurde, den Anschein von Entschlossenheit und Geschlossenheit zu vermitteln. Auf diesem Treffen forderte Guaido explizit „alle Optionen offen zu halten“.

„Übergang zur Demokratie“

Selbst die „Süddeutsche Zeitung“ interpretiert das als Aufforderung an Donald Trump, der mit einer ähnlichen Wortwahl mehrfach einen Einmarsch in Venezuela ins Spiel gebracht hatte. US-Außenminister Mike Pompeo sagte, die „Zeit zum Handeln“ sei gekommen. Julio Borges, im Exil lebender Vorsitzender der Partei „Primero Justicia“ und von Guaidó als Botschafter der Lima-Gruppe bestellt, sprach sich offen dafür aus, „Gewalt anzuwenden“, um Maduro zu stürzen. Trotz der aggressiven Rhetorik seitens der US-Regierung und Guaidos lehnten die Vertreter der Mitgliedsstaaten der »Lima-Gruppe« am Montag in Bogotá den Einsatz von Gewalt zum Sturz des »illegitimen Regimes« in Caracas ab. Der »Übergang zur Demokratie« müsse von den Venezolanern selbst friedlich und im Rahmen der Verfassung und des Völkerrechts erreicht werden, heißt es in der gemeinsamen Abschlusserklärung.

Nächstes Konfliktthema wird vorbereitet

Das bedeutet nicht das Ende der Eskalationspolitik gegenüber Venezuela. In einem Artikel auf SPIEGEL-Online wird angedeutet, was das nächste Konfliktthema sein könnte: Sollte Juan Guaidó oder seiner Familie bei einer Rückkehr aus dem kolumbianischen Cúcuta nach Caracas etwas passieren, „machen wir dafür den Diktator Nicolás Maduro verantwortlich“, sagte der kolumbianische Außenminister Carlos Holmes Trujillo in der Schlusserklärung von Bogotá. Dann würden die Lima-Staaten alle „politischen und rechtlichen Schritte“ ergreifen, um dem „chavistischen Regime ein Ende zu bereiten“.

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