„Nach dem G20-Gipfel: Publizistisches Trommelfeuer gegen Linke stellt die Wirklichkeit auf den Kopf“ – Kommentar von Paul Michel aus Schwäbisch Hall

Paul Michel aus Schwäbisch Hall war in der vergangenen Woche von Dienstag bis Samstagabend anlässlich der Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg. Über seine Erlebnisse hat er für Hohenlohe-ungefiltert einen Artikel geschrieben. Paul Michel spricht von einem „aktuellen publizistischen Trommelfeuer gegen Linke“. Seinen kommentierenden Bericht bezeichnet der Autor als einen „Versuch, die von Herrschenden dabei benutzten Verdrehungen der Wirklichkeit richtig zu stellen“.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall, Augenzeuge der G20-Proteste in Hamburg

Betroffenheit wird zur Schau gestellt

Seit Sonntag sehen sich Linke einem publizistischen Trommelfeuer seitens jener Kreise ausgesetzt, die für den Polizeieinsatz beim G20-Gipfel in Hamburg verantwortlich zeichnen. Von jenen politischen Führungskreisen in SPD und CDU/CSU, die mit allen Wassern gewaschen sind und die begnadete politische Schauspieler sind, wird Betroffenheit zur Schau gestellt. Das politisch Sagbare soll auf Bekenntnisse Pro Polizei verengt werden. Alles andere ist nicht statthaft. Den Menschen wird eine “Narrative“ (Geschichte) in die Hirne gehämmert, die die politisch Verantwortlichen von jeder Verantwortung freispricht und Linken-Bashing  zur Tageslosung macht.

Rückkehr zum Berufsverbot

Hamburgs OB Olaf Scholz (SPD) spricht von „heldenhaftem Einsatz“ der Polizei und erklärte im gleichen Atemzug Kritik an der Polizei für unzulässig. Er fordert Konsequenzen für die Anmelder der Demonstrationen und erwägt eine Schließung der „Roten Flora“. Kanzleramtsminister Peter Altmeier (CDU) verteidigt den Hamburger OB gegen Rücktrittsforderungen. Auch er will linke Zentren wie die „Rote Flora“ in Hamburg schließen lassen, sein Parteikollege Tauber fordert die Rückkehr zum Berufsverbot für Linke.

Drall ins Autoritär-Reaktionäre

Menschen, die sich nicht verordnen lassen wollen, was sie denken, werden geistig in den Schwitzkasten genommen. Wer sich nicht an die von Oben verordnete „Narrative“ (Geschichte) hält, muss damit rechnen, als verantwortungsloser Linksextremist abgestempelt  oder gar Objekt polizeilicher Ermittlungen zu werden. Der von den politischen Eliten geführte Diskurs hat einen beängstigenden Drall ins Autoritär-Reaktionäre.

„Hamburger Linie“: Eskalation mit Ansage

Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Zumindest bis zum Donnerstagabend (6. Juli 2017) wurde Gewalt nur von einer Seite ausgeübt, den Sicherheitskräften. Schon bevor der G20-Gipfel begann, herrschte an der Elbe der Ausnahmezustand. 38 Quadratkilometer Innenstadtgebiet wurden zur demokratiefreien Zone erklärt, in der nicht protestiert werden darf. Camps, in denen Gegner des G20-Gipfels übernachten können, werden untersagt oder mit schikanösen Auflagen belegt. Selbst wenn sie mühsam vor Gericht erstritten wurden, setzt sich die Polizei kurzerhand über ein Gerichtsurteil hinweg und verhindert gewaltsam den Aufbau der Zelte. Polizisten mit Maschinenpistolen stürmen die Wohnungen linker Aktivisten, weil sie sich in einem Zeitungsinterview positiv über Militanz geäußert haben sollen. Friedlich mit Musik feiernde Menschen in St. Pauli werden von der Straße gespült. Der renommierte Republikanische Anwaltsverein (RAV), dem selbst Hamburgs regierender Bürgermeister Olaf Scholz angehört, wird von der Polizei kurzerhand zur gefährlichen linksextremen Vereinigung erklärt.

Schraube noch einmal weitergedreht

Der Rot-Grüne Senat hatte mit Hartmut Dudde einen wegen seiner rabiaten Vorgehensweise ins Abseits geratenen und in die Schreibstube abgeschobenen notorischen Hardliner als obersten Einsatzleiter bestimmt. Dudde hatte einen kometenhaften Aufstieg gemacht, als Ronald Barnabas Schill („Richter Gnadenlos“) Innenminister war. Der Protestforscher Simon Teune äußert sich dazu in der „Süddeutschen Zeitung“ wie folgt: „Seit Jahrzehnten hat man in Hamburg die Taktik, draufhauen. Jetzt wurde beim G20-Protest die Schraube noch einmal weitergedreht… Einsatzleiter Dudde fährt diese Strategie seit langem… Wenn also Innensenator Grote und Olaf Scholz ihn als Einsatzleiter einsetzen, dann weiß man, woran man ist. Das war Eskalation mit Ansage.“

Strategie „Angst und Schrecken“

Dudde hatte verfügt, dass es in Hamburg keine Zeltlager für G20-GegnerInnen geben dürfe. Durchgesetzt wurde das mittels rabiaten Einsätzen, deren oberstes Ziel war, bei den DemonstrantInnen „Shock and Awe“ (Angst und Schrecken) zu verbreiten und ein Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit auszulösen. Jede Wiese, die besetzt wurde, wurde mit martialisch auftretender Polizeiübermacht gestürmt. Die Beamten in Kampfmontur rissen bunte Iglu-Zelte weg, stießen friedliche Protestler, schlugen zu und setzten Pfefferspray ein. Am Dienstagabend wurde ich selbst Zeuge eines solchen Einsatzes. Zwei Hundertschaften der Polizei rissen in einem kleinen Park am Rande des Schanzenviertels sechs kleine Zelte nieder. 300 anwesende Sympathisanten der Zeltenden wagten wegen des brachialen Auftretens der Polizei nicht einmal zum Schutz der Zelte Ketten zu bilden. Dem Polizeitrupp war das aber offenkundig nicht Machtdemonstration genug. Ich sah, wie Polizisten fünf Meter neben mir – völlig grundlos – mit der chemischen Keule gegen Demonstrierende vorgingen. Direkt vor mir schlug ein auf Krawall gebürsteter Beamter einem Demonstranten mehrfach mit der Faust ins Gesicht.

Mittwoch: Duddes Kurs kurz vor dem Scheitern

Bis zum Mittwochabend war die Polizei mit ihrer harten Draufschlag Linie aber politisch in die Defensive geraten. Die harte Linie gegenüber den G20-Protestierenden stieß vielerorts auf vehemente Kritik. In die Parole „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ stimmten auch viele „normale“ BürgerInnen ein. Hinzu kam, dass das Hamburger Schauspielhaus am Dienstagabend erklärte, es werde seine Räumlichkeiten für G20-GegnerInnen öffnen; Gleiches taten mehrere Pfarrgemeinden kund. Damit war der harte Kurs von Innensenator Andy Grote gegen die Camps faktisch gescheitert. Grote ließ nun zu, was er vorher konsequent durch massive Polizeieinsätze verhindert hatte: In zwei Hamburger Parks gab es nun Camps mit über 300 Zelten. Als am frühen Mittwochabend 25.000 Menschen in einer Nachttanzdemonstration durch die Straßen Hamburgs zogen, bedeutete das: Die Strategie der Hamburger Polizei stand am Mittwochabend kurz vor ihrem Scheitern. Der Plan von Scholz, Grote und Dudde war gewesen: Verbreitet sich frühzeitig die Nachricht, dass in Hamburg nirgends Platz zum Übernachten ist, werden sich viele potenzielle Störer erst gar nicht auf den Weg machen. Tatsächlich war das Gegenteil passiert: Immer mehr Menschen solidarisierten sich.

Gewalt durch die Polizei

Es gab zu diesem Zeitpunkt auch kaum einen Zweifel daran, von wem die Gewalt in der Stadt ausgeht: Von der riesigen ganz Hamburg in Beschlag nehmenden Polizeistreitmacht.

Paul Michel berichtet beim Schwäbisch Haller Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21:

Paul Michel war in der vergangenen Woche bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg. Von seinen Erlebnissen berichtet er am Donnerstag, 13. Juli 2017, um 18 Uhr bei der Sitzung des „Schwäbisch Haller Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21“ in der Gaststätte „Rose“ (Bahnhofstraße) in Schwäbisch Hall.

Vom Schwäbisch Haller Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21

Informieren und mitdiskutieren

Paul Michel: „Ich war dort von Dienstag bis Sonntag und habe so einiges erlebt, das sich nicht mit dem deckt, was uns politisch Verantwortliche glauben machen wollen. Wer sich informieren und mitdiskutieren will, ist herzlich eingeladen. Schön wäre, wenn Ihr die Information in eurem Bekanntenkreis weiterleiten würdet.“

Weitere Informationen und Kontakt:

http://www.kopfbahnhof-21.de/

https://www.bei-abriss-aufstand.de/

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„Gewalt gegen Personen und Sachen hat nichts mit LINKS zu tun“ – Kommentar von Jochen Dürr aus Schwäbisch Hall

Die Berichterstattung über die Tage des G20-Gipfels in Hamburg und jetzt im Nachgang bringt mich auf die Palme. Es wird suggeriert, dass die gewalttätigen Ausschreitungen im Schanzenviertel von so genanten Linken verübt worden seien. Wer Steine und anderes gegen Menschen wirft, um sie zu verletzen, Läden und Autos brandschatzt und anzündet, der kann sich nimmer den Stempel LINKS aufsetzen.

Kommentar von Jochen Dürr, Schwäbisch Hall

Fußballultras vom VfB Stuttgart

Aus anderen Städten – wie Genua usw. – weiß man/frau, dass ZivilpolizistInnen als Provokateure eingeschleust wurden. Fußballultras, beispielweise vom VfB Stuttgart, wurden von JournalistInnen eindeutig identifiziert. Die Hamburger Polizei hat von Beginn an, mit Ankündigung die DemonstrantInnen in Gänze als GegnerInnen betrachtet, die man wegschieben muss, so wie sie auch die versammlungsrechtlichen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts weggeschoben hat. Die politische Führung und die Einsatzleitung der Hamburger Polizei, angeheizt durch den Innensenator und Bundesinnenminister, haben schon im Vorfeld allein auf klare Konfrontation gesetzt.

Damoklesschwert Linksextremismus ziehen

Union und AfD rufen zum Kampf gegen so genannte LinksextremistInnen auf. Heiko Maas von der SPD ruft zu „ROCK GEGEN LINKS“ auf – geht’s noch?! Schön ablenken vom eigenen Versagen und den BürgerInnen zeigen, wer real diese Welt beherrscht und das Damoklesschwert Linksextremismus ziehen. Beim Aufräumen des Schanzenviertels und der Unterstützung der BewohnerInnen wurden diese feinen Damen und Herren nicht gesehen, lediglich zu Fototerminen ließen sie sich blicken. Die Partei DIE LINKE und die Anti-G20 GegnerInnen zeigten und zeigen ihren Protest gewaltfrei.

Gesamte Stadt militärisch abgeschirmt

Für ein paar Gespräche zwischen Trump und Putin wird eine gesamte Stadt in Ausnahmestand versetzt und militärisch abgeschirmt Es wird fein gespeist, während im Schanzenviertel Menschen sich um ihre Existenz sorgen. Milliarden von Steuermitteln werden für einen Gipfel verbraten, der nichtssagende Communiques zum Schluss verlautbart. Fast 80.000 Menschen demonstrierten am Samstag gegen die Politik der Herren Trump, Erdogan, Putin und Frau Merkel, die diese Welt sozial und ökologisch brutal an den Rand der Existenz gebracht hat und deren Kriege Hunger, Not und Flucht verursachen. Das Versammlungsgrundrecht nach Artikel 8 des Grundgesetzes wurde in Hamburg massiv malträtiert und mit Füßen getreten.

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„G20-Gipfel in Hamburg: Eine Niederlage für die Demokratie“ – Bundestagskandidat Kai Bock (LINKE) distanziert sich von Gewalt auf beiden Seiten

Der G20-Gipfel in Hamburg hat für die Menschen und die Demokratie nichts Gutes gebracht. Die Ergebnisse sind sehr dürftig, dafür hätte es kein Treffen in Hamburg gebraucht. Man muss auch hinterfragen, ob eine Stadt wie Hamburg überhaupt der richtige Ort für solch eine Veranstaltung ist. Zudem fehlt meines Erachtens die Legitimation dieses G20-Gremiums. Die Vereinten Nationen wären sicher der bessere Ort, um die Probleme dieser Welt zu lösen, da dort auch alle Staaten Mitspracherecht haben.

Von Kai Bock, Kreisverband Schwäbisch Hall/Hohenlohe der Partei DIE LINKE, Bundestagskandidat im Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe

„130 Millionen Euro hat dieses Spektakel gekostet“

Keines der Ziele von Merkel wurde erreicht, im Gegenteil, das Ziel einen Kompromisses in Sachen Klimapolitik zu erzielen, ist kläglich gescheitert. Auch das beschlossene Hilfsprogramm für Afrika ist seinen Namen nicht wert. Anstatt den Menschen vor Ort wirklich zu helfen, hilft man lieber der Industrie in Form von „privaten Investoren“, die Menschen und Rohstoffe in Afrika besser auszubeuten. Mindestens 130 Millionen Euro hat dieses Spektakel gekostet. Dieses Geld wäre für den Kampf gegen den Hunger im Afrika sinnvoller ausgegeben gewesen.

Kriminelle Gewalttäter

Erschreckend bleibt auch die Eskalationsstrategie der Polizei in Hamburg, die im Vorfeld des Gipfels schon Recht gebrochen und provoziert hat. Dies rechtfertigt meiner Meinung nach jedoch nicht, das kriminelle Verhalten einiger hundert Straftäter, die Freitag und Samstag marodierend durch Hamburg gezogen sind. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen, Leute, die durch die Straßen ziehen und Autos anzünden, Anwohner und Polizisten angreifen, sind keine Linken, sondern kriminelle Gewalttäter.

Verlierer sind die Menschen und die Demokratie

Die Linke hat zum friedlichen Protest aufgerufen, dem auch über 76000 Menschen gefolgt sind. Das sollte das Zeichen sein, welches von Hamburg ausgeht. Wenn jetzt jedoch die Partei DIE LINKE zum Sündenbock für die Gewalttaten in Hamburg gemacht wird, finde ich das sehr bedenklich und entspricht nicht den Tatsachen. Der große Verlierer dieses G20-Gipfels in Hamburg sind die Menschen und die Demokratie, die dort eine herbe Niederlage einstecken mussten.

Weitere Informationen und Kontakt:

Kai Bock, Kreissprecher DIE LINKE Schwäbisch Hall/Hohenlohe, Kandidat zur Bundestagswahl 2017 für den Wahlkreis Schwäbisch Hall/Hohenlohe, Steinäcker 12, 74639 Zweiflingen

Telefon: 07947/9434088

Mobil: 0172/6910468

E-Mail: kai.bock@die-linke-sha.de

Internet:

www.die-linke-sha.de

Facebook: www.facebook.com/kai.bock.dielinke/

Twitter: @KaiBockDieLinke

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„Das Gesicht des DGB vor Ort wird gewählt“ – Kreisdelegiertenversammlung des DGB-Kreisvorstands Hohenlohe

Bei der Kreisdelegiertenversammlung des DGB-Kreisvorstands Hohenlohe am Mittwoch, 12. Juli 2017,  finden turnusgemäß Wahlen statt. Dabei wird auch der/die ehrenamtliche Kreisvorsitzende gewählt. Die Veranstaltung findet ab 18 Uhr im Sporthotel Öhringen, An der Lehmgrube 17, statt. Von 17.30 Uhr bis 18 Uhr gibt es einen lockeren Empfang.

Von Sylvia Wagner, Gewerkschaftssekretärin, DGB-Bezirk Baden-Württemberg, Büro Schwäbisch Hall

Turnusgemäße Wahl alle vier Jahre

Der/die zu wählende Kreisvorsitzende wird bei der Versammlung die demokratische Legitimation der Delegierten erhalten und als gewählte/r Mandatsträger/in zukünftig „das Gesicht des DGB vor Ort“ sein. Bisheriger DGB-Kreisvorsitzender ist Ernst Kern. Turnusgemäß wird alle vier Jahre der/die Vorsitzende gewählt.

Tagesordnung:

1. Eröffnung und Begrüßung – Silvia Wagner

2. Konstituierung der Kreisdelegiertenkonferenz

3. Grußworte:

– Gabriele Frenzer-Wolf, stv. DGB-Landesvorsitzende Ba-Wü

– Bernhard Löffler, DGB-Regionsgeschäftsführer

– Uwe Bauer, 1. Bevollmächtigter IG Metall Schwäbisch Hall

4. Gewerkschaftliche Anforderungen an einen handlungsfähigen Staat, Julia Friedrich, Abteilungsleiterin Wirtschafts-, Industrie- und Umweltpolitik, DGB Bezirk Baden-Württemberg

5. Bericht der Mandatsprüfungskommission

6. Bericht des Kreisvorsitzenden Ernst Kern, Aussprache und Entlastung des Kreisvorstands

7. Vorstellung der Kandidaten/innen

8. Wahl der / des Kreisvorsitzenden

8.1. Bekanntgabe des Wahlergebnisses

8.2. Vorstellung der benannten Mitglieder für den Kreisvorstand/Verabschiedung der scheidenden Mitglieder

9. Beratung und Beschlussfassung von Anträgen

10. Schlusswort der/des neuen Kreisvorsitzenden

Weitere Informationen und Kontakt:

Silvia Wagner, Gewerkschaftssekretärin, DGB-Bezirk Baden-Württemberg, Büro Schwäbisch Hall, Haller Straße 37, 74523 Schwäbisch Hall

Telefon: 0791-950290

Mobil: 0170- 8514009

Telefax: 0791 9502932

E-Mail: silvia.wagner@dgb.de

cid:image001.png@01CF2E0F.86B9BBA0

Internet:

www.nordwuerttemberg.dgb.de

www.bw.dgb.de

www.facebook.com/bw.dgb

www.twitter.com/dgb.bw

Mitglied in einer DGB Gewerkschaft werden:

https://www.dgb.de/service/mitglied-werden/index.html

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„Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) und Umweltministerin Hendricks (SPD) versagen beim Schutz vor Hormongiften“ – Kommentar des Bundestagsabgeordneten Harald Ebner (Grüne)

Zum Beschluss der EU-Kriterien zur Identifizierung von Hormongiften (endokrinen Disruptoren) haben Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik und Nicole Maisch, Sprecherin für Verbraucherpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen eine Erklärung verfasst. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Erklärung in voller Länge.

Von Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik und Nicole Maisch, Sprecherin für Verbraucherpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Widerspricht klar dem Vorsorgeprinzip

„Die beschlossenen Regeln sind alles andere als ein Erfolg für den Schutz vor Hormongiften. Die Kriterien schaffen so hohe Beweislasthürden für ein Verbot, dass kaum einer dieser Stoffe aus dem Verkehr gezogen wird – selbst wenn erwiesen ist, dass sie Schäden verursachen. Das widerspricht klar dem Vorsorgeprinzip und ist ein Geschenk an die Agrarchemie-Konzerne.

Bisheriges EU-Recht wird ausgehebelt

Pestizidwirkstoffe, die auf das Hormonsystem von Schädlingen zielen, sollen sogar automatisch nicht mehr als Hormongifte gelten – auch dann, wenn sie Bienen und anderen Nützlingen schaden. Damit wird das bisherige EU-Recht ausgehebelt, dass besonders gefährliche Pestizidwirkstoffe keine Zulassung mehr bekommen.

Öffentliches Versprechen gebrochen

Die Bundesregierung trägt mit ihrer Zustimmung Mitverantwortung für dieses Versagen. Von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) war ohnehin nichts anderes zu erwarten. Besonders enttäuscht sind wir, dass auch Bundesumweltministerin Hendricks (SPD) den untauglichen Kriterien zugestimmt hat. Die SPD-Politikerin hat damit ihr öffentliches Versprechen gebrochen, für einen effektiven Schutz von Mensch und Umwelt im Sinne des Vorsorgeprinzips zu sorgen.

EU-Parlament muss für Nachbesserungen sorgen

Der aktuelle Beschluss ändert leider nichts daran, dass Hormongifte weiter Gesundheit und Umwelt in Europa gefährden. Nun ist das Europäische Parlament aufgefordert, den untauglichen Vorschlag von Kommission und Rat zurückzuweisen und für Nachbesserungen zu sorgen, die der Bedrohung durch diese Stoffe gerecht werden.“

Weitere Informationen zum Thema:

Grüne Bundestagsfraktion: Hormongifte gefährden Gesundheit und Umwelt

https://www.gruene-bundestag.de/themen/gesundheit/hormongifte-gefaehrden-gesundheit-und-umwelt-29-05-2017.html

dpa-Meldung zum Beschluss vom 4. Juli 2017:

http://www.finanztreff.de/news/roundup-eu-kommt-bei-schutz-vor-hormonschaedigenden-chemikalien-voran/12245618

ARTE/Vox Pop: Endokrine Disruptoren

http://info.arte.tv/de/endokrine-disruptoren

Pressemitteilung der EU-Kommission vom 4. Juli 2017:

http://europa.eu/rapid/press-release_IP-17-1906_en.htm

FAQ der EU-Kommission zum Thema vom 4. Juli 2017:

http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-17-1907_en.htm

Weitere Informationen und Kontakt:

Büro Harald Ebner, MdB, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Platz der Republik 1, 11011 Berlin

Telefon: 030/227-73028

Fax: 030/227-76025

E-Mail: harald.ebner.ma11@bundestag.de

Internet: www.harald-ebner.de

 

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„G20: Teil der Ursache, nicht Teil der Lösung des Problems“ – Kommentar von Paul Michel aus Schwäbisch Hall

Der Artikel des „Haller Tagblatts“ vom 3. Juli 2017 zu den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg war wirklich keine Sternstunde des Journalismus. Er war in Stil und Inhalt eher von der Art, wie es sich Putin für sein Land im Vorfeld von regierungskritischen Demonstrationen wünscht.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Einsatz von Pfefferspray

Der Artikel gibt lammfromm Warnungen des Bundeskriminalamts, eine Erklärung von Innenminister De Maziere und eine Stellungnahme der Kanzlerin wieder und zwar „alternativlos“; das heißt, die Meinung der Gegenseite wird den LeserInnen vorenthalten. Das ist Ausgewogenheit a la Putin! Nicht nur das: Es werden auch wichtige Fakten unterschlagen: Beispielsweise, dass die rot-grüne Hamburger Landesregierung für eine 30 Quadratkilometer große Zone die Grundrechte suspendiert und eine demonstrations- und demokratiefreie Zone geschaffen hat. Damit nicht genug. Sie hält ihr Verbot von Protestcamps im Hamburger Stadtpark oder in Altona auch gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aufrecht und räumte unter Einsatz von Pfefferspray Zelte, die von G20-GegnerInnen in Hamburg-Entenwerder aufgebaut wurden.

Regierungsfromme Leitmedien

Dass Zeitungen wie die „Südwest Presse“, die sich vermutlich als Teil der „Qualitätsmedien“ verstehen,  entweder gar nicht oder wenn überhaupt, dann regierungsfromm über die Inhalte berichten, um die es in Hamburg geht, hat leider auch schon eine schlechte Tradition in der BRD. Nicht nur für die Regierung, sondern offenbar auch für große Teile der regierungsfrommen Leitmedien wird im Vorfeld von Gipfeln aus dem Versammlungsrecht ein Versammlungs- und Demonstrations-Verhinderungsrecht.  Auch schon in Zusammenhang mit dem G8-Gipfel in Heiligendamm wurde vor allem über vermeintliche Gewalttäter statt über die auf der Tagesordnung stehenden Inhalte geschrieben.

Im Stil einer Autokanzlerin

Beispiel Klimawandel: Hier fällt auf, dass die  Bundeskanzlerin und ihre Regierung sich zwar in Worten, aber deutlich weniger  in Taten vom bekennenden Klimakiller Donald Trump unterscheiden. Merkel spricht sich zwar nachdrücklich für das Klimaabkommen von Paris aus. Weil aber Papier geduldig ist und das Pariser Abkommen keine Sanktionen gegen Länder vorsieht, die das Abkommen verletzen, ähneln Merkels Taten eher denen eines Donald Trump. Ganz im Stile einer Autokanzlerin verhindert sie in Brüssel schärfere Abgasrichtlinien für CO2-spuckende deutsche Luxuskarossen. Sie redet von Verkehrswende und gleichzeitig tun ihre CSU-Verkehrsminister alles dafür, dass eine Verbesserung der Bahninfrastruktur verhindert wird und noch mehr Verkehr die Straßen verstopft. Was die Energiepolitik betrifft, so hat die Bundesregierung seit 2010 die Energiewende praktisch liquidiert. Stattdessen sorgt sie dafür, dass eine neue Generation der als Dreckschleudern berüchtigten Braunkohlekraftwerke ans Netz geht.

Hähnchenreste zu Dumpingpreisen

Beispiel Afrika: Ein wichtiges Thema der G20-Beratungen in Hamburg soll eine neu zu schaffende „Partnerschaft mit Afrika“ sein. Diese Partnerschaft mit den afrikanischen Staaten soll nach Auffassung von Merkel und Co Wirtschaftswachstum und Stabilität in Afrika schaffen. Der konkrete Umgang der Industriestaaten mit den Ländern Afrikas ist allerdings alles andere als „partnerschaftlich“. Afrikanischen Regierungen werden Freihandelsverträge aufgenötigt, dank derer hochsubventionierte europäische Hähnchenreste zu Dumpingpreisen die Märkte in Ost- und Westafrika überschwemmen. Einheimische Bauern können da nicht mithalten und gehen Pleite. Vor der Küste Senegals fischen hochmoderne internationale Trawler die Fischgründe leer und vernichten die Existenz lokaler Fischer. Multinationale Bergbaukonzerne beuten in Zambia und anderen Ländern die Erzvorkommen aus, ihre riesigen Gewinne transferieren sie praktisch steuerfrei in die Steueroasen dieser Welt. „Global Justice Now“ geht davon aus, dass 2015 die afrikanischen Länder zwar 162 Milliarden Dollar an Krediten und Entwicklungshilfe bekommen haben. Gleichzeitig flossen aber 203 Milliarden Dollar an Gewinnen, Zinszahlungen usw. aus Afrika heraus in die reichen Länder des Nordens. Hier Abhilfe zu schaffen wäre einfach und würde für die Menschen in Afrika spürbare Verbesserungen ihrer Lebensumstände bringen. Aber das von den Regierungen der G20-Ländern zu erwarten, würde bedeuten, den Wunsch zum Vater des Gedankens zu machen.

Denn die sich in Hamburg versammelnden Damen und Herren Regierungschef sind wohl eher Ursache als Teil der Lösung der Probleme.

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„Angeblicher Giftgasangriff entpuppt sich als Fake-News“ – Leserbrief von Wilhelm Maier aus Schwäbsich Hall

Einen Leserbrief mit der Überschrift „Angeblicher Giftgasangriff entpuppt sich als Fake-News“ hat Wilhelm Maier aus Schwäbisch Hall geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief in voller Länge.

Leserbrief von Wilhelm Maier, Schwäbisch Hall

Eine der schlimmsten Nachrichten dieses Jahres

Im Haller Tagblatt (Südwestpresse-Teil) vom 28. Juni 2017 schreibt Martin Gehlen von einem bevorstehenden Giftgasangriff des Assad-Regimes auf die eigene Bevölkerung. Die Situation sei wie im April dieses Jahres, wo dem Assad-Regime ein Giftgasangriff auf das Dorf Khan Sheikun vorgeworfen wurde. Wir erinnern uns: Trump ließ daraufhin einen „Vergeltungsschlag“ gegen einen syrischen Flughafen durchführen. Eine der schlimmsten Nachrichten dieses Jahres hat sich aber als Fake-News herausgestellt. Es gab nie einen Giftgasangriff! Wie der US-amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh in der Welt am Sonntag nachweist, ist die komplette Geschichte vom syrischen Giftgasangriff aufs eigene Volk – wie Trump sagen würde – „Fake-News“.

Hinweis durch einen US-Regierungsberater

Seymour Hersh ist Pulitzerpreisträger und hat sich unter anderem mit Enthüllungen über das Massaker im vietnamesischen My Lai und über die Folter durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghreib in Bagdad einen Namen gemacht. Er weist durch ein Gespräch mit einem US-Regierungsberater nach, dass ein syrischer Jagdbomber am 4. April 2017 eine konventionelle 500-Pfund-Bombe über einem Treffpunkt islamistischer Faschisten ausgeklinkt hatte. Dabei hätte die schwere Detonation im Keller gelagerte landwirtschaftliche Chemikalien zur Explosion gebracht.

Düngemittel und Desinfektionsmittel

Der Bericht des besagten US-Regierungsberaters wird durch ein internes Papier des US-Militärs – ein „Battle Damage Assessment“ – gestützt, aus dem Hersh zitiert. Die US-Armee stellt darin fest, dass es keinen Giftgasangriff gab, sondern dass die Giftwolke, die über Cham Scheichun waberte, aus den explodierten Stoffen – darunter Düngemittel und Desinfektionsmittel entstand. Der Giftgasangriff war eine daraus entwickelte Falschmeldung (Fake News) der syrischen Assad-Gegner. Erhärtet wird das durch Aussagen seitens des US-Geheimdienstes CIA, der nach der Attacke erklärte: „Wir haben keinen Beweis dafür, dass Syrien Sarin hatte oder einsetzte.“ Und es geht noch weiter: Die USA wussten über die damalige Verbindung mit den russischen Streitkräften von dem bevorstehenden konventionellen Angriff der Syrer auf den Djihadisten-Treff.

Trump blies zur Attacke

Im Rahmen des gegenseitigen Informationsaustauschs, um Zusammenstöße zu vermeiden, hatte das russische Militär die US-Amerikaner über die Aktion seines Verbündeten Assad unterrichtet. Der US-Regierung war also zu jedem Zeitpunkt klar, dass es keinen Giftgasangriff des Assad-Regimes gegeben hatte. Trotzdem blies Präsident Trump zur Attacke.

Opfer für imperialistische Kriegspropaganda missbraucht

Mir geht es hier nicht um eine „Reinwaschung“ des russischen Statthalters und Diktators Baschar al-Assad. Es geht darum, dass Trump bewusst das furchtbare Schicksal der Opfer in Chan Scheichun für seine imperialistische Kriegspropaganda missbraucht hat. Denn nun geistern schon wieder Meldungen von einem angeblich bevorstehenden syrischen Giftgasangriff durch die bürgerlichen Massenmedien. Es gilt also sehr wachsam zu sein. Am Beispiel Trump sieht man, dass der Imperialismus seit einiger Zeit übergegangen ist zu einer Politik der äußersten Reaktion und Aggression. Das hat eine neue Qualität. Die Gefahr einer Konfrontation mit Russland und eines Weltkrieges sind gestiegen. Die Südwestpresse trägt leider nicht zu einer nüchternen Betrachtung der Situation bei, sondern verbreitet die falsche Version der amerikanischen Regierung.“

Link zu dem Artikel in der Südwestpresse:

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/giftgas_-usa-warnen-assad-regime-15318170.html

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„Pharmakonzerne haben 562 Millionen Euro an Ärzte gezahlt“ – Artikel von CORRECTIV – Recherchen für die Gesellschaft gemeinnützige GmbH, Kooperationspartner von Hohenlohe-ungefiltert

Bis Ende Juni 2017 wollen die Arzneimittelhersteller wieder die Namen von Ärzten veröffentlichen, die im vergangenen Jahr Geld bekommen haben. Doch immer mehr Ärzte lehnen das Transparenzprojekt ab: Waren im vergangenen Jahr noch 31 Prozent der Geldempfänger bereit, dass ihr Name im Internet veröffentlicht wird, sind es in diesem Jahr nur noch 25 Prozent. Die Pharmaindustrie bezeichnet diesen Rückgang als „erwartbar“. In den USA ist die Veröffentlichung der Zahlungen seit 2013 für alle Ärzte verpflichtend.

Von Markus Grill (correctiv.org)

Warmer Geldregen für die Ärzte

Die 54 größten Pharmaunternehmen haben im Jahr 2016 insgesamt 562 Millionen Euro an Ärzte und medizinische Fachkreisangehörige in Deutschland bezahlt. Das teilte der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA), die Lobbyorganisation der Pharmaindustrie, am Mittwoch (21. Juni 2017) in Berlin mit. Das meiste Geld (356 Millionen Euro) floss dabei als Honorar für die Durchführung von klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen (AWBs). 105 Millionen Euro bekamen Ärzte als Vortragshonorar und für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen. Mit weiteren 101 Millionen Euro sponserte die Industrie Veranstaltungen und Institutionen.

Unternehmen mauern

Eine Unterscheidung zwischen Zulassungsstudien und AWBs lehnt die Industrie ab, obwohl AWBs unter Wissenschaftlern einen schlechten Ruf haben, weil sie häufig dazu dienen, Ärzte mit finanziellen Anreizen dazu zu bringen, ihren Patienten ein ganz bestimmtes Präparat zu verordnen. Die Unternehmen wollen aber weder verraten, wie hoch der Anteil der AWBs unter den Studienhonoraren sind, noch welche Ärzte genau an AWBs teilnehmen.

FSA- und vfa-Transparenzkodex: Zahlungen in den Bereichen im Vergleich

Die Gesamtausgaben der Zahlungen an Ärzte und medizinische Fachkreisangehörige liegen insgesamt rund zwei Prozent unter den Werten des Jahres 2015. Damals hatte die Industrie noch 575 Millionen Euro an insgesamt 70.000 Ärzte in Deutschland gezahlt. Nach Angaben des VfA waren im vergangenen Jahr 31 Prozent der Ärzte bereit, dass die Zahlungen an sie mit der konkreten Summe und der Namensnennung des Arztes auf der Website des Pharmaunternehmens veröffentlicht werden darf. In diesem Jahr erteilten nur noch 25 Prozent ihr Einverständnis, die Daten zu veröffentlichen.

FSA- und vfa-Transparenzkodex: Zustimmungsquote

Dass die Zahl der Ärzte dieses Jahr deutlich niedriger ist als im vergangenen Jahr, liegt nach Ansicht der Hauptgeschäftsführerin des Pharmaverbands, Birgit Fischer, an den Medien. „Es ist schlecht, dass Ärzte, die den Weg der Transparenz gehen, an den Pranger gestellt werden. Im Vorjahr ist das zu unserem Bedauern geschehen“, sagte die VfA-Chefin, ohne die Vorwürfe zu konkretisieren. „Hier liegt ein Grund, dass die Zustimmungsquote der Ärztinnen und Ärzte zur namentlichen Veröffentlichung von rund einem Drittel im Vorjahr auf rund ein Viertel in diesem Jahr gesunken ist.“ Als im vergangenen Jahr 31 Prozent der Ärzte ihre Zustimmung erteilt hatten, erklärte Frau Fischer noch, dass die Zahl in den nächsten Jahren steigen werde. „Ich gehe davon aus, dass in Zukunft mehr Ärzte der Transparenz zustimmen werden“, sagte Fischer im Juni 2016 und ergänzte: „Heute ist, glaube ich, ein Wert von einem Drittel ein ganz guter Beginn. Die Zustimmungsrate wird sich in Zukunft noch verändern.“

Gesundheitsministerium Hermann Gröhe (CDU) zeigt bisher kein Interesse

Holger Diener von der pharmaeigenen „Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ (FSA) erklärte heute nun, dass ein Rückgang der Transparenz „natürlich zu erwarten“ gewesen sei, dennoch liege die Zustimmungsrate „immer noch im erwartbaren Rahmen“. In den USA hatte die Regierung unter Barack Obama im Jahr 2010 ein Gesetz beschlossen, das die Veröffentlichung der Pharmazahlungen an Ärzte verpflichtend festschreibt. Seit 2013 müssen die Firmen diese Zahlungen veröffentlichen und Patienten können zum Beispiel nachschauen, wie viel Geld ihr Arzt im vergangenen Jahr von welchem Unternehmen bekommen hat. In Europa versucht die Pharmaindustrie seit mehreren Jahren ein solches Gesetz zu verhindern, indem sie auf eine freiwillige Transparenz pocht – was angesichts einer Zustimmungsquote von mittlerweile nur 25 Prozent aber immer fraglicher erscheint. Intern hört man aus der Branche immer wieder, dass man mit einem entsprechenden Gesetz wie in den USA auch in Deutschland gut leben könne. Weil damit klare und gleiche Bedingungen für alle gelten würden. Und nicht nur für jene Firmen, die sich im Pharmaverband VfA zusammen geschlossen haben. Denn die kleinen und mittleren Unternehmen, die im Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) zusammen geschlossen sind, veröffentlichen bisher ebenso wenig ihre Zahlungen an Ärzte wie die großen Generikafirmen oder auch die Homöopathie-Unternehmen. Das Gesundheitsministerium unter Hermann Gröhe (CDU) zeigt bisher aber kein Interesse an einem Transparenzgesetz für Ärzte in Deutschland.

Bis zum 30. Juni 2017 sollen Namen veröffentlicht werden

Ähnlich wie in den USA haben CORRECTIV und „Spiegel-Online“ mit den freiwillig veröffentlichten Daten der großen Pharmaunternehmen eine Datenbank gebaut, in der jeder Nutzer gezielt nach seinem Arzt suchen kann. In den kommenden Tagen – bis zum 30. Juni 2017 – wollen die VfA-Firmen nun die einzelnen Namen jener 25 Prozent der Ärzte veröffentlichen, die der Transparenz zugestimmt haben.

Der Autor ist Redakteur des Recherchezentrums CORRECTIV. Die Redaktion, mit der unsere Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert kooperiert, finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Wenn Sie CORRECTIV unterstützen möchten, werden Sie Fördermitglied. Informationen finden Sie unter correctiv.org

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„Die soziale Realität hinter den amtlichen Zahlen – Entspannung null“ – Stellungnahme von Hans A. Graef zur Verlegung einer Flüchtlingsfamilie aus Gaildorf ins Haller Industriegebiet Solpark

Eine Stellungnahme zum Pressebericht im Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017 „Entspannung auf breiter Linie“ hat Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall geschrieben. Graef: „Der wahre Sachverhalt zur albanischen Familie auf dem Foto – das Verhältnis von Bericht und Foto ist zweifellos irreführend.“ Graef ist Mitglied des Hans A. Graef, Freundeskreises Asyl Schwäbisch Hall. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Stellungnahme in voller Länge.

Stellungnahme von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

Betreuer der Familie nicht befragt

Der Bericht von Jochen Korte (Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017) zeigt die Sicht des Landratsamts als Behörde auf die räumliche Unterbringung, die sich um die Flüchtlinge bemüht und gute Zahlen vorzuweisen hat. Leider wurden zu diesen Daten die ehrenamtlichen Helfer, die sich um die konkreten Einzelschicksale bemühen, nicht befragt. Insbesondere Harald Huber als Einzelbetreuer dieser Familie wurde übergangen. Auch wurde der abgelichteten Familie, die ich lange kenne, nicht erklärt, weshalb sie fotografiert werden soll.

Der Sachverhalt hinter diesen Daten:

Ohne Not wurde die gut integrierte Familie aus ihrem sozialen Umfeld in Gaildorf herausgerissen, insbesondere die beiden Kindergartenkinder wurden nach zwei Jahren ihres eingelebten Wohnsitzes regelrecht beraubt. Der Vater hat eine Arbeitsstelle – seine Blicke auf dem Bild zeugen von der Frustration dieser inakzeptablen Verlegung. Die Asylanträge aller wurden abgelehnt, nur der neugeborene Sohn hat noch keinen Bescheid. Jetzt sitzen die fünf in der neu renovierten Schmollerstraße 31 im Industriegebiet (Integration?) und haben statt einer Wohnung ein zirka 30 Quadratmeter großes Zimmer zu fünft. Es gibt keine Kindergartenplätze, so gut wie keine Kinder in diesem Männerhaus. Die Damentoiletten und Duschräume sind nicht abschließbar – ich war soeben dort.

Keinerlei Sozialkonzept für die Kleinkinder

Die Ehefrau hat zurecht Angst, zumal es keinerlei amtliches Sozialkonzept gibt für das Haus oder VORHERIGE Überlegungen, wie kann eine Kinderfamilie hier leben? Die neue gemeinsame Küche ist fast 150 Meter weg im Untergeschoss. Meine Kritik: wie kann die Behörde – ich will bewusst keine Namen nennen – es verantworten, dass zwar neue Räume, aber keinerlei Sozialkonzept für die Kleinkinder VORHER überlegt wird? Warum werden die Familien mit Kindern und Frauen nicht in die Nähe der Küche nebeneinander gelegt? Weshalb kann die Sozialarbeit im Haus nicht zu Beginn der gesetzlich verordneten Umlegung dafür sorgen, dass sich die zusammengewürfelten 70 Personen, später 173, kennen lernen und so ein Vertrauen zwischen Nachbarn verschiedener Nationen und Lebensgewohnheiten entsteht?

Darstellung und der Lebenswirklichkeit dieser Familie schreit zum Himmel

Fazit: Dieser Bericht und das Foto auf der einen Seite – aber der Widerspruch zwischen der Darstellung und der Lebenswirklichkeit dieser Familie schreit zum Himmel. Grundgesetz Artikel 6 sagt klar und eindeutig: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen (!) Schutz der staatlichen Ordnung“. Weshalb kümmern sich so wenige Mitmenschen in dieser angeblich um Integration bemühten Gesellschaft um diese an den Rand gedrängten Menschen?

Link zu dem Artikel „Entspannung auf breiter Linie“ im Haller Tagblatt vom 22. Juni 2017:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/entspannung-auf-breiter-linie-15280110.html

Weitere Informationen im Internet über den Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall und den Verein „Grenzenlose Freundschaft“:

http://www.freundeskreis-asyl-sha.de/

http://www.freundeskreis-asyl-sha.de/fluechtlingszeitung/

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