„Damit sich wirklich etwas ändert“ – Infostand der Internationalistischen Liste/MLPD in Schwäbisch Hall

Die Internationalistische Liste/MLPD lädt am Samstag, 29. April 2017, an ihren Infostand auf dem Milchmarkt in Schwäbisch Hall ein. Von 10 bis 12 Uhr freuen sich die Aktiven der Partei auf interessante Gespräche mit den PassantInnen.

Von Veronika Maier, Internationalistische Liste/MLPD Schwäbisch Hall

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.mlpd.de/partei/mlpd-vorort/s/schwabisch-hall

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„Fake News und Verleumdungen im Netz kennzeichnen“ – Faktenfinder von tagesschau.de im Internet

Das neue Anti-Fake News-Portal faktenfinder.tagesschau.de ging am 3. April 2017 online. Über die Möglichkeiten, mit gutem Journalismus schlechten zu bekämpfen und über die Gefahr, Fake News dadurch erst recht Verbreitung zu verschaffen, hat Deutschlandradio Kultur mit Projektleiter Patrick Gensing gesprochen.

Informationen zusammengestellt von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Zweischneidiges Schwert

Die ARD startet startete das Projekt „Faktenfinder“ (faktenfinder.tagesschau.de), um Fake News und Verleumdungen im Netz zu kennzeichnen. Projektleiter und Tagesschau-Autor Patrick Gensing ist sich durchaus bewusst, dass die neue Plattform und ihre Aktivitäten ein zweischneidiges Schwert sind. Denn: Wertet man am Ende nicht sogar Falschmeldungen auf – und verbreitet sie erst recht – wenn man sich ihrer ernsthaft annimmt?

Gratwanderung

Gensing meint: „Das ist tatsächlich eine Gratwanderung. Also, wir beobachten natürlich sehr genau, was im Netz passiert, denn dort verbreiten sich die meisten gezielten Falschmeldungen nun mal. Und wir müssen dann überlegen, wenn wir da jetzt mit der Marke faktenfinder.tagesschau.de das Ganze thematisieren, ob wir es dadurch dann nicht erst viel, viel weiter verbreiten, als es jemals sonst Verbreitung gefunden hätte.“

Links im Internet:

http://faktenfinder.tagesschau.de/

http://www.deutschlandradiokultur.de/ard-projekt-faktenfinder-mit-journalistischem-handwerk.1008.de.html?dram:article_id=382926

http://www.deutschlandfunk.de/ard-correctiv-und-co-zweifel-am-kampf-gegen-fake-news.2907.de.html?dram:article_id=383024

http://www.nachdenkseiten.de/?p=36218

 

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„Vor 80 Jahren: Haben Flieger aus Hessental in Guernica mitgemordet?“ – Vortrag und Dokumentarfilm in Schwäbisch Hall

Unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ erinnern die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) Schwäbisch Hall und die  Internationale sozialistische Organisation (ISO) an die Zerstörung Guernicas vor 80 Jahren. Haben Flieger aus Hessental mitgemordet? Diese Frage stellt die VVN Schwäbisch Hall am Mittwoch, 26. April 2017, um 19 Uhr. Treffpunkt ist eine Nische der der Klosterstraße zugewandten Kirchmauer der St. Michaelskirche. Um 20 Uhr wird in den Räumen des Club Alpha 60 in der Pfarrgasse 3, die 2010 erstmals ausgestrahlte ARTE-Dokumentation „Guernica“ gezeigt.

Von der VVN-BdA Schwäbisch Hall

Nische am Fuße der Michaelskirche

Am 26. April 1937 wurde der kleine baskische Ort Guernica, das kulturelle und religiöse Zentrum des Baskenlandes, von deutschen und italienischen Flugzeugen in Schutt und Asche gelegt. Möglicherweise mitbeteiligt an dem Angriff auf Guernica waren Flieger vom Fliegerhorst Schwäbisch Hall-Hessental. Denn 148 Luftwaffenangehörige aus Hessental, darunter 35 Mann fliegendes Personal, waren Teil der Legion Condor in Spanien. Um deren „Heldentaten“ auf Seiten der Franco-Mörder zu ehren, sollte auf Anregung des damaligen Schwäbisch Haller Bürgermeisters Prinzing  in einer Nische in der der Klosterstraße zugewandten Kirchmauer ein Brunnen angebracht werden. Deswegen wird an eben dieser Stelle Siegfried Hubele von der VVN Schwäbisch Hall am Mittwoch, 26. April 2017, um 19 Uhr die Frage aufwerfen: Haben Flieger aus Hessental mit gemordet? Anschließend, um 20 Uhr, zeigen wir in den Räumen des Club Alpha 60 in der Pfarrgasse 3, Schwäbisch Hall, die 2010 erstmals ausgestrahlte ARTE-Dokumentation „Guernica“.

Leiden der Opfer

In dem 2010 erstmals auf ARTE gezeigten Dokumentarfilm „Guernica“ berichten Zeitzeugen, Historiker und Militärexperten vom Angriff und den Leiden der Opfer sowie von den Einsätzen und Motiven der deutschen „Legion Condor“-Piloten und ihrer italienischen Kampfgenossen der „Aviazione Legionaria“. Erzählt wird dabei auch von den Journalisten, ohne deren Reportagen die kleine Stadt im Baskenland nur eine Fußnote im Spanischen Bürgerkrieg geblieben wäre.

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„Sechs ungesühnte Morde“ – Dokumentation „Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst“ jetzt im Internet

Der Nationalsozialismus hat in Kirchberg/Jagst Spuren des Todes hinterlassen. Sechs Menschen wurden am 14. April 1945 von den Nazis in Kirchberg erschossen. Bei diesen sechs Menschen handelte es sich um Angela  Galczinski, Johann Heigl, und die vier Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, den Franzosen Ernst Bonne, den Polen Michael Kubicky und die beiden Ukrainer Josef Hepak und Wasyl Petryczka. Keiner dieser Morde ist je gesühnt worden. Der Tag der sechs Morde jährt sich heute zum 72. Mal. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht zu diesem Jahrestag einen Link zu der ausführlichen Dokumentation „Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst“.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Staatsanwaltschaft in Ellwangen ermittelte erst 1959

Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht hier das überarbeitete Vorwort der Dokumentation „Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst.“ Autor der erstmals 1997 veröffentlichten Dokumentation ist der Journalist Ralf Garmatter aus Kirchberg/Jagst.

Der Rentner Gustav Roth brachte die Erschießungen am 5. April 1946 beim Landespolizeiposten in Kirchberg zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft in Ellwangen ermittelte erst 1959 wegen der Erschießung der vier ausländischen Arbeiter. Die Ermittlung der Täter und ihrer Helfer wurden aber offensichtlich bald darauf wieder ergebnislos eingestellt. Angela Galczinski wurde später auf dem alten Friedhof in Kirchberg begraben. Kein Sterbenswörtchen über die Todesursache steht auf dem Grabstein. Der Pole und die beiden Ukrainer wurden später auf den Crailsheimer Ehrenfriedhof übergeführt, der Franzose Bonne auf einen Friedhof in seiner Heimat umgebettet. Nur sehr wenig ist in den darauffolgenden Jahren über diese Erschießungen bekannt geworden. Auch die Motive der Täter blieben weitgehend unklar.

Spruchkammerakten, Gemeinderatsprotokolle, Zeitungsartikel, Interviews

Ziel dieser Dokumentation ist es, über den Nationalsozialismus, und wie dieser sich auf den Alltag der Menschen in Kirchberg ausgewirkt hat, zu informieren. Recherchegrundlage waren: Die Tageszeitung „Vaterlandsfreund“ aus Gerabronn, im November 1933  umbenannt in „Der Franke“, Gemeinderatsprotokolle der Stadt Kirchberg aus den Jahren 1933 bis 1948, Spruchkammerakten des Staatsarchivs Ludwigsburg (Entnazifizierungsakten) und Interviews mit rund dreißig Zeitzeugen aus der Stadt Kirchberg und den heutigen Teilorten.

Erlebnisse im Alltag, in der Schule, Hitlerjugend (HJ), Bund Deutscher Mädel (BdM) oder Wehrmacht

Der allergrößte Teil der angefragten Zeitzeugen war gerne bereit über ihre Erlebnisse im Alltag, in der Schule, der Hitlerjugend (HJ), dem Bund Deutscher Mädel (BdM) oder der Wehrmacht Auskunft zu geben. Nicht dazu bereit waren jedoch drei wahrscheinlich wichtige Zeitzeugen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Rathauses Kirchberg, die dort ab 1942 arbeitete, ein ehemaliger Kirchberger Wehrmachtsoffizier, der zur Zeit der sechs Erschießungen durch die Nazis bereits mit einer schweren Kriegsverletzung wieder zu Hause in Kirchberg war, sowie ein ehemaliger Zwangsarbeiter aus Gaggstatt, der nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod in den 2010er-Jahren in Kirchberg lebte.

Nach dem Krieg in Erziehungsheimen

Bis heute sind die damals hingerichteten Menschen nicht rehabilitiert worden. Seit 2003 erinnert ein Mahnmal auf dem Kirchberger Frankenplatz an das sinnlose Morden der Nazis. Die Angehörigen und Kinder der Opfer haben bis heute keinerlei Entschädigung dafür erhalten, dass ihnen durch die Nazis die Mutter oder der Vater genommen wurde. Die beiden Kinder von Angela Galczinski, Roswitha Münzentaler und Benno Galczinski mussten nach dem Krieg lange in Erziehungsheimen zubringen.

Nachforschungen blockiert

Die Nachforschungen des Sohnes Benno Galczinski in den 50er Jahren nach den Mördern seiner Mutter wurden nach dessen Aussagen von Mitarbeitern des Kirchberger Rathauses sogar blockiert.

Widmung: Diese Dokumentation ist all jenen Menschen gewidmet, die durch die Naziherrschaft Schaden erlitten haben.

Dokumentation Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst:

Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst

Der Nationalsozialismus hat in Kirchberg Spuren des Todes hinterlassen. Sechs Menschen wurden von den Nazis in Kirchberg erschossen. Bei diesen sechs Menschen handelte es sich um Viktoria Angela Galczinski, Johann Heigl, und die vier Fremdarbeiter und Kriegsgefangenen, den Franzosen Ernst Bonne, den Polen Michael Kubicky, und die beiden Ukrainer Josef Hepak und Wasyl Petryczka. Keiner dieser Morde ist je gesühnt worden.

Der Rentner Gustav Roth brachte die Erschießungen am 5. April 1946 beim Landespolizeiposten in Kirchberg zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft in Ellwangen ermittelte erst 1959 wegen der Erschießung der vier ausländischen Arbeiter.

Die Ermittlung der Täter und ihrer Helfer wurden aber offensichtlich bald darauf wieder ergebnislos eingestellt. Viktoria Galczinski wurde später auf dem alten Friedhof in Kirchberg begraben. Kein Sterbenswörtchen über die Todesursache steht auf dem Grabstein. Der Pole und die beiden Ukrainer wurden später auf den Crailsheimer Ehrenfriedhof überführt, der Franzose Bonne auf einen Friedhof in seiner Heimat umgebettet. Nur sehr wenig ist in den darauffolgenden Jahren über diese Erschießungen bekannt geworden. Auch die Motive der Täter blieben weitgehend unklar.

Ziel dieser Dokumentation ist es, über den Nationalsozialismus, und wie dieser sich auf den Alltag der Menschen in Kirchberg ausgewirkt hat, zu informieren.

Recherchegrundlage: Die Tageszeitung „Vaterlandsfreund“, später umbenannt in „Der Franke“, Gemeinderatsprotokolle der Jahre 1933 bis 1948, Spruchkammerakten des Staatsarchivs Ludwigsburg (Entnazifizierungsakten) und Interviews mit rund dreißig Zeitzeugen aus der Stadt Kirchberg und den heutigen Teilorten.

Der allergrößte Teil der angefragten Zeitzeugen war gerne bereit über ihre Erlebnisse im Alltag, in der Schule, der Hitlerjugend, dem Bund Deutscher Mädel oder der Wehrmacht Auskunft zu geben. Nicht dazu bereit waren jedoch drei wahrscheinlich wichtige Zeitzeugen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Rathauses Kirchberg, die dort ab 1942 arbeitete, ein ehemaliger Kirchberger Wehrmachtsoffizier, der zur Zeit der sechs Erschießungen durch die Nazis bereits mit einer schweren Kriegsverletzung wieder zu Hause in Kirchberg war, sowie ein ehemaliger Kirchberger Kriegsgefangener.

Bis heute sind die damals hingerichteten Menschen nicht rehabilitiert worden. Kein Gedenkstein oder Mahnmal erinnert an das sinnlose Morden der Nazis. Die beiden noch lebenden Kinder der erschossenen Viktoria Angela Galczinski haben bisher keinerlei Entschädigung dafür erhalten, daß ihnen durch die Nazis die Mutter genommen wurde. Lange Zeit mußten sie in Erziehungsheimen zubringen.

Die Nachforschungen des Sohnes Benno Galczinski in den 50er Jahren nach den Mördern seiner Mutter wurden nach dessen Aussagen von Mitarbeitern des Kirchberger Rathauses sogar blockiert.

Widmung: Diese Dokumentation ist all jenen Menschen gewidmet, die durch die Naziherrschaft Schaden erlitten haben.


Inhalt:

Wegen einem Glas Schnaps
Kircherger schauten zu
Unser Josef
Ich stand direkt daneben
Gustav Roth erstattete Anzeige wegen Mordes
Schändliche Hinrichtung
Tod wegen einer weißen Fahne
Er wurde nachts abgeholt
Frau schrie noch lange Zeit
Mit Totenschein in der Tasche
Hungrig und apathisch
Betrunkener Ami“ bedrohte Familie
 Pole von Hubmann kam auch weg
 Juden waren unerwünscht
 Mann und Frau aus Gaggstatt sterilisiert
Nazi-Kreisarzt wollte Mädchen sterilisieren
Bauer erschoß einen englischen Piloten
Sie schnitzten für Eßbares
Endstation Ehrenfriedhof
Hildegart Rieker war auf der Stelle tot
Strafkompanie der Deutschen hungerte
Rosa Heinlein kaufte das Haus eines Juden
Mack an SS-Verhören beteiligt
Er schützte Erschossene nicht
Nach dem Krieg: Wiederwahl
Wagner änderte Einstellung
Erster Ortsgruppenleiter
Mann aus Dörrmenz schrieb Briefe aus KZ
Staigmüller schützte Mann vor Kastration
Gemeinderat schaffte Hakenkreuzfahne an
Gemeinderat wurde aufgelöst
Durch Zuruf neue Mitglieder gewählt
Baumann, Hörner und Dorsch gewählt
Heinrich Schuster warb für die Nazis
„Das sind die Ami-Huren“
Nazi-Plan: Gauführerschule
Lendsiedel verweigerte Geld
RAD forderte das Gebäude
HJ sollte eigenes Heim haben
Wendler wollte Inschriften
Kurz notiert
Sorg nähte in der Turnhalle
Maurer: Zu wenige Mädels im BdM
Wechselvolle Geschichte
Mit der NSDAP auf Kriegsfuß
Scheer gegen Gefangene fair
Hetzkampagnien gegen Juden
Karl Häberlein wurde gesucht
Vortrag: Juden haben den Krieg angezettelt
Kirchberger SA marschierte
Frauen schafften willig mit
Kinder wurden vereinnahmt
Kriegsgefangene meiden
NS-Rassenpolitik im Film „Erbkrank“
„Truppenbetreuer“ wurde Ehrenbürger
Walter Schmidt: Preis bei Aufsatzwettbewerb
Eigenartig damit umgegangen
Ansprüche seien erloschen
Nazi suchte Streit bei Kaufmann Blank
Wahlergebnisse 1932 bis 1938
Rückblick und Ausblick
Impressum


Erschießung von Viktoria Angela Galczinski:

Wegen einem Glas Schnaps

Die Mutter zweier kleiner Kinder lag im Streit mit der Tochter ihrer Vermieterin

Die damals 33 Jahre alte Viktoria Angela Galczinski wurde am Abend des 14. April 1945 an einer Feldscheune in der Nähe der heutigen neuapostolischen Kirche in Kirchberg getötet. Wahrscheinliche Täter: SS-Männer – sie schossen der Frau eine Kugel in die Schläfe. Zuvor war die junge Mutter zweier Kinder in der Kanzlei des NS-Ortsgruppenleiters August Mack im Kirchberger Schloß von der SS verhört worden. Als Zeugin war Rosa Ötterich, geborene Schaider anwesend. Sie belastete die Angeklagte Galczinski schwer.

(Hauptquelle: Spruchkammerakten von August Mack und Georg Wirth)

Viktoria Galczinski wurde am 27. Mai 1912 in Kösingen bei Neresheim geboren. Am 1. Oktober 1939 heiratete sie den Färbergesellen Karl Bruno Galczinski. Seit Jahren schon wohnte die Familie in Kirchberg.

Der Maurer Johann Frank aus Kirchberg sah wie kurz vor der Erschießung ein Auto vor das Wohnhaus von Galczinski fuhr. Die Frau stieg aus dem Auto, wie Frank beobachtete. Sie ging in das Haus. Kurze Zeit später kam sie wieder heraus und stieg wieder in das mit zwei Soldaten besetzte Auto. Dieses fuhr daraufhin gleich weg. Die Kinder der Frau, Benno (drei Jahre alt) und Roswitha (sechs Jahre) standen in der Haustür. Das Mädchen rief: „Oh Mama, oh Mama.“ Frank sah das Auto den Berg Richtung Lobenhausen hinauffahren. Kurz darauf knallte es. Der Maurer sagte zu seiner Frau: „Jetzt haben sie die Frau erschossen“. Tatzeit: 14. April 1945, gegen 20 Uhr.

Am nächsten Tag, es war ein Sonntag, lag Galczinski in der Nähe der Feldscheune Weinmann etwa drei bis vier Meter jenseits des Straßengrabens. Dort ist sie nach Zeugenaussagen von Samstag bis Montag gelegen. Danach hat sie der Stadttagelöhner Georg Österreicher auf Anweisung des Amtsdieners Friedrich Gögelein an einer Hecke bei der Feldscheune begraben. Das Loch schaufelte er 1,50 Meter tief, trug die Frau hinein und deckte sie mit Erde zu. Obendrauf legte er noch ein paar Steine. Bei seiner Arbeit entdeckte Österreicher ein etwa sechs Zentimeter großes Loch über dem rechten Auge an der Schläfe von Galczinski. „Die Gehirnmasse war zum Teil mit herausgerissen.“ Ein Zeuge, Emil Sorg will zur Zeit der Erschießung sogar zwei Schüsse gehört haben.

Als Bruno Galczinski nach seiner Rückkehr aus dem Krieg dem amerikanischen Kommandanten von der Erschießung seiner Frau berichtete, vertröstete ihn dieser mit den Worten, er kümmere sich darum. Geschehen ist daraufhin aber nichts. Auch die Vereinigung der Opfer des Nationalsozialismus habe nichts von sich hören lassen, klagte Bruno Galczinski.

Angeblicher Grund der Erschießung seiner Frau: Hochverrat. Wahrscheinlicher Grund: Sie hat sich beim ersten Einmarsch der Amerikaner mit diesen unterhalten und einem amerikanischen Panzer-Soldaten Schnaps und Kuchen gegeben. Außerdem soll sie einer Nachbarin (Rosa Ötterich) gedroht haben. Zu dieser Nachbarin soll Viktoria Galczinski gesagt haben, sie sorge dafür, „daß man ihnen (ihrer Familie) den Hals umdreht, wenn die Amerikaner kommen.“

Wilhelm Scholl aus Kirchberg war gegen Kriegsende Leiter der Kirchberger Polizei. Er will nach dem ersten Abmarsch der Amerikaner gehört haben, daß ein deutscher Offizier zu Galczinski gesagt hat: „Wenn sie nochmals einem Soldaten etwas zu Trinken anbieten, passiert ihnen was.“ Dies sollte später bittere Wahrheit werden.

Der Kirchberger Kleiderfabrikant Emil Sorg glaubte, daß es sich bei den Soldaten, die Galczinski erschossen, um die gleichen Männer handelte, die am Morgen des selben Tages auch die vier Fremdarbeiter und Kriegsgefangenen erschossen hatten. Einer der Soldaten war ein etwa 1,90 Meter großer Offizier mit einem langen grauen Gummimantel.

Sorg machte auch Angaben über die deutschen Soldaten, die nach dem Abmarsch der Amerikaner wieder nach Kirchberg einrückten. Es handelte sich seinen Aussagen zufolge um eine Einheit der Sonthofener Jäger. Ein Oberfeldwebel dieser Einheit der Feldgendarmerie sagte zu Sorg, daß sie diese „Erschießerei“ zum ersten Mal aufführen mußten. Das sei sonst Sache der SS.

Was Viktoria Galczinski wenige Stunden vor ihrem gewaltsamen Tod widerfuhr: Vor ihrer Erschießung ist Galczinski im Kirchberger Stadtturm eingesperrt gewesen. Von dort wurde sie ins Kirchberger Schloß verbracht. Die Frau wurde mehrere Stunden in der Kanzlei des Ortsgruppenleiters Mack im Schloß verhört. Galczinski habe während der Vernehmung stehen müssen. Einer der SS-Männer habe gesagt, sie sei „keinen Stuhl mehr wert.“ Bei dieser Vernehmung ist zumindest zeitweise auch der Ortsgruppenleiter August Mack anwesend gewesen. Er hatte sich laut Spruchkammerakten im Flüsterton mit den zwei vernehmenden SS-Männern unterhalten.

Rosa Ötterich wurde als Zeugin vorgeführt. Nachdem sie die SS-Männer und Galczinski in dem Zimmer sah, sei ihr „sofort klar gewesen, was gespielt wird.“ Sie ist auch sofort von einem SS-Mann gefragt worden, was „die Galczinski zu ihr gesagt hat.“ Darauf antwortete Ötterich: „Die Galczinski hat mir gedroht, sie würde dafür sorgen, daß man uns den Kragen umdreht.“ Dies habe Galczinski auch bestätigt. Aber sie habe auch gesagt, dies nur in der Aufregung ausgesprochen zu haben, erklärte Ötterich später vor der Spruchkammer.

Als Grund für ihre Vernehmung nahm Ötterich an, daß jemand ein Gespräch im Felsenkeller (einem Kirchberger Luftschutzkeller) mit angehört hatte und dies weitermeldete. Dort habe sie von Galczinskis Drohungen erzählt. Sie selbst habe jedoch keine Anzeige gegen Galczinski erstattet, beteuerte Ötterich. Jedoch habe ihre Mutter bereits vor dem Ortseingang Kirchberg mit einem deutschen Soldaten gesprochen. Nach Angaben ihrer Mutter habe ein Soldat auch nach einer „Frau Galczinski“ gefragt.

Die Kirchbergerin Amalie Köhler berichtete gegenüber der Spruchkammer, daß Galczinski öfter zur „Rollbahn Hochholz“, Richtung Eckartshausen lief. Dort waren mehrere Ausländer und Männer der „Organisation Todt“ beschäftigt. Eines Tages wurde Amalie Köhler von mehreren Kirchberger Bürgern davor gewarnt, weiterhin mit Galczinski Kontakt zu haben, da diese „nicht im besten Ruf stünde“. Diesen Hinweis beachtete Köhler dann auch. Ihre Tochter Hildegard Franke war am Tage, als die Amerikaner zum ersten Mal Kirchberg besetzten, sogar noch im Hause von Galczinski. Dort wollte sie ein Glas Fichtennadelhonig abholen.

Deren Angaben vor der Spruchkammer zufolge winkte ein amerikanischer Panzersoldat, Galczinski winkte und lachte zurück. Der Soldat habe dann um ein Glas Wasser gebeten und kam in die Wohnung von Galczinski. Dort bot die Frau dem Amerikaner Schnaps und Kuchen an. Der Soldat habe dies auch angenommen. „Er benahm sich sehr korrekt und wurde weder frech noch aufdringlich“erzählte Franke. Nach einer halben Stunde verließ er die Wohnung wieder.

Auch Hildegard Franke wurde zusammen mit Galczinski und Rosa Ötterich im Schloß verhört. Die SS wußte bereits, daß sich Franke beim Einmarsch der Amerikaner in der Galczinski-Wohnung aufgehalten hatte.

Galczinski wurden bei der Vernehmung noch weitere Delikte vorgeworfen. Beispielsweise hätte sie ein Öllager und Standorte der SS an die Amerikaner verraten. Franke bestritt jedoch gegenüber der SS diesen Verrat. Rosa Ötterich sei bei der Vernehmung durch die SS sehr nervös und erregt gewesen, erzählte Franke. Galczinski und Ötterich seien „gegeneinander sehr heftig gewesen und gebrauchten ordinäre Aufdrücke“. Ötterich warf Galczinski vor, eine Verräterin zu sein. Außerdem sei sie Tag und Nacht am Russenlager gewesen und habe ihnen Essen gebracht.

Franke beobachtete auch, daß Ortsgruppenleiter Mack während der Vernehmung in den Schriftstücken der SS gelesen hatte. Während der Vernehmung habe Mack den Eindruck gemacht, er sei „voll orientiert gewesen.“ Nach Frankes Empfinden hat „Mack Galczinski mitbeschuldigt.“ Mack verließ nach dem Verhör mit den SS-Leuten das Zimmer etwa ein halbe Stunde lang. Viktoria Angela Galczinski saß später, wie Amtsdiener Friedrich Gögelein den Spruchkammer-richtern erzählte, auf einem Stuhl und weinte. Sie bat Gögelein darum, die SS-Männer zu fragen, ob sie nochmals ihre Kinder sehen könne.

Nach der Vernehmung sind die SS-Männer mit Galczinski in ihrem Auto wieder aus dem Schloßhof gefahren. Vor dem Rathaus hielten sie an. Bürgermeister Georg Wirth brachte ein Kistchen heraus und verstaute es auf dem Rücksitz des Wagens. Als er es auf dem Rücksitz des Wagens legte, half ihm Galczinski dabei. Dies hatte die Zeugin Lina Knödler beobachtet. Einer der Soldaten habe nach dessen eigener Aussage zu Bürgermeister Georg Wirth gesagt: „Die Frau findet ihr morgen an der Feldscheuer.“

Der Wunsch vor ihrem Tod ihre Kinder noch einmal zu sehen, wurde Galczinski gestattet. Zusammen mit Gögelein und einem SSler ging sie ein letztes Mal zu ihren beiden Kindern. Sie richtete den Kleinen ihre Sonntagskleider hin und gab ihnen Brot zum Abendessen. Nach etwa zehn Minuten verabschiedete sie sich von ihren Kindern und ging mit dem SS-Soldaten die Treppe hinunter, dem Tod entgegen.

Vom Schloß her ist etwa um diese Zeit auch Rosa Ötterich gelaufen. Die junge Frau kam von der Vernehmung im Schloß und sagte zu Lina Knödler, die auf der Straße stand: „Die Galczinski hat uns was gedroht, wenn die Amerikaner kommen. Das kann man sich doch nicht bieten lassen. Deshalb bin ich zu Herrn Wirth gegangen und habe es ihm erzählt. Deshalb mußte ich jetzt ins Schloß kommen.“ Weiter soll Ötterich nach Angaben von Lina Knödler gesagt haben, „daß Galczinski nun alles eingestanden hätte und angegeben habe, die Drohung nur in der Dummheit ausgesprochen zu haben.“ Ötterichs bestand auch noch vor der Spruchkammer darauf: „So etwas können wir uns doch nicht gefallen lassen.“ Auch Ötterichs Mutter soll Galczinski zuvor schon öfter gedroht haben.

Nach der Erschießung sprach Magdalena Schneck zur Mutter von Rosa Ötterich: „Die Frau Galczinski hätte man aber nicht erschießen brauchen, zumal sie noch zwei Kinder hat.“ Diese soll allerdings geantwortet haben: „Doch, doch, die hat man erschießen müssen. Denn bei der ist man ja seines Lebens nicht mehr sicher gewesen.“ Galczinski solle sogar einmal im Luftschutzkeller gesagt haben, daß halb Kirchberg drankäme, und an erster Stelle der Bürgermeister Wirth, wenn sie es nur wolle. Ötterich und Galczinski sollen öfter miteinander gestritten haben, so Schneck.

Galczinsiks Tochter Roswitha Münzen-thaler hat nach der Erschießung gehört, wie ihre Wohnung von deutsch sprechenden Frauen geplündert worden sei. Sie habe hinterher eine Kirchberger Bürgerin in einem Kleid ihrer Mutter herumlaufen sehen, erzählte Münzenthaler in einem Interview.

Ihrem Stiefvater Bruno Galczinski verweigerte die Familie des Vermieters Schaider, daß er nach dem Krieg wieder in die ehemalige Wohnung seiner Frau einzieht. Wegen eines Regals kam es zwischen Bruno Galczinski und der Familie Schaider später noch zu Streitigkeiten. Der von den Amerikanern am 23. Mai 1945 eingesetzte Bürgermeister Wilhelm Blöß beendete diesen Zwist um das Möbelstück mit den Worten: „Wenn die Rosa Ötterich nicht ruhig ist, kommt die Verschießerei mit der ‚Ria Galczinski‘ wieder dran“.

Aus „den Akten“, wie sich Blöß vor der Spruchkammer aufdrückte, habe er ersehen können, daß auch zwischen dem ehemaligen stellvertretenden Bürgermeister Wirth und Viktoria Galczinski Differenzen bestanden haben müssen. Sie wurde von Wirth beispielsweise mit zehn Reichsmark und öffentlicher Abbitte wegen übler Nachrede bestraft, obwohl sie nach Ansicht von Blöß vollkommen im Recht befunden hatte.

Zu den Tatverdächtigen des Mordes an Viktoria Angela Galczinski: Der Kirchberger Arzt Dr. Joseph Käss nannte einen Oberleutnant der Feldgendarmerie mit dem Namen „Alt“. Von diesem ist auch Käss vernommen worden, weil er eine weiße Fahne gehißt habe. „Alt“ hatte nach Angaben von Käss einen „düsteren Blick“ gehabt. Weiterhin sei ein SS-Offizier im Range eines Hauptmanns an den Vernehmungen in Kirchberg beteiligt gewesen. Dieser war etwa 175 Zentimeter groß, schlank und hatte dunkle Haare. Zum Erstaunen des Arztes sei dieser „durchaus höflich und keinen Moment unfreundlich geworden.“ Beim zweiten Einmarsch der Amerikaner sei ihnen dieser Offizier am Ortseingang von Kirchberg in die Hände gefallen.

Der NS-Kreisleiter Otto Hänle gab 1948 im Internierungslager Ludwigsburg lediglich eine Vermutung ab: Nach seinen Angaben handelte es sich bei dem befehlshabenden SS-Offizier um einen Sturmführer oder Obersturmführer der SS, der mit Nachnamen Eckhardt oder so ähnlich hieß. Er vermutete, daß die SS-Männer wegen „Zerfallserscheinungen der deutschen Wehrmacht bei der ersten Besetzung Crailsheims in der Gegend waren.“

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Vier Fremdarbeiter und Kriegsgefangene auf dem „Freien Platz“ erschossen

Kirchberger schauten zu

Ortsgruppenleiter Mack und Bürgermeister Wirth wurden am Tag zuvor von der SS befragt

Pistolen- und Gewehrschüsse krachten am frühen Morgen des 14. April 1945 auf dem Freien Platz in Kirchberg. Vier Fremdarbeiter und Kriegsgefangene fielen getroffen zu Boden. Zumindest einer der vier Männer – Wasil Petryczka – war nicht sofort tot und schrie noch laut im Todeskampf. Einer der SS-Männer des Erschießungskommandos ging zu den am Boden liegenden Schwerverletzten und schoß jedem mit seiner Pistole in den Kopf.

Diese Erschießungen wurden auch von Kirchberger Bürgern beobachtet. Herbert Ulmer war damals 13 Jahre alt und im Kirchberger Jungvolk. Er und einige seiner Freunde standen unmittelbar neben dem Erschießungskommando. Sie wurden von den Soldaten nicht einmal weggeschickt. Ulmers Schilderung: „Ich habe gar nicht gewußt, um was es da eigentlich geht. Auf einmal ist einer von der SS zu den vier Gefangenen hingegangen und hat ihnen gesagt, sie sollen sich umdrehen. Dann schauten die vier Männer mit dem Gesicht zur Mauer. Sie standen etwa acht bis zehn Meter von ihren Mördern entfernt. Die vier Soldaten standen mit ihren Karabinern und einer Maschinenpistole hin und haben den Männern in den Rücken geschossen. Da die Erschossenen noch zappelten und einer sogar noch schrie, ging ein SS-Offizier zu ihnen und zog eine „08“ (Pistole) und schoß ihnen noch in den Kopf.“

Auf einmal erschien eine Frau auf dem Platz, ein kleines Kind im Arm und hat geweint, als sie ihren toten Mann da liegen sah. Einer von der SS hat sie dann weggezogen.

Das Geschehen hatte der Kirchberger NSV-Ortsgruppen-Amtswalter Ernst Honold von einem Fenster der Wohnung seiner Schwägerin aus folgendermaßen erlebt. (Dies geht aus den Spruchkammerakten von August Mack und Georg Wirth im Staatsarchiv Ludwigsburg hervor.) „Vor dem Cafe Baumann hatte ein kleiner LKW angehalten. Aus diesem stiegen vier SS-Gendarmen und verteilten sich in verschiedene Richtungen. Jeder der vier schien zu wissen, wohin er zu gehen und was er zu tun hatte. Kurze Zeit später brachte jeder der SS-Gendarmen einen Ausländer auf den freien Platz. Den Arbeiter des Bauern Weinmann (Josef Hepak) brachten sie zuerst, dann den Arbeiter des Gärtnereibesitzers Hofmann und dann den Franzosen des Stern-Wirts Knauer (Ernst Bonne). Als auch Wasyl Petryczka an seinem Richtplatz stand, wurde auch noch der vierte Ausländer, „Michel“, (Michael Kubicky) der bei der Witwe Schmid arbeitete, gebracht.

„Als ich das sah, wollte ich nach unten gehen und sehen, wo sich der Ortsgruppenleiter Mack befindet und wollte dann für die vier Ausländer einstehen. Aber es war schon zu spät. Die Schüsse waren da schon gefallen“, sagte Honold. Noch weitere Zeugen beobachteten die Erschießung.

Anna Schneck aus Hornberg wollte an diesem Samstag Morgen zusammen mit ihrer Mutter gerade auf den freien Platz laufen, als sie „von einem SS-Offizier in scharfem Ton angerufen wurden“, sie sollten auf die Seite gehen.

Die vier Soldaten des Erschießungskommandos trugen nach Schnecks Angaben schwarze Uniformen. Der Offizier, ein mittelgroßer, kräftiger Mann trug eine Schirmmütze. Die anderen drei hatten Feldmützen auf. Nach ihrer blutigen Arbeit seien die Soldaten in ein geschlossenes Auto, das vor der Postgarage abgestellt war, gestiegen und davongefahren.

Kurz darauf kam der Kirchberger Kleiderfabrikant Sorg, Führer des Kirchberger Volkssturms an die Erschießungsstelle. Sorg habe in scharfem Ton zu den Umstehenden gesagt: „Geht weiter, sonst ergeht es euch genauso wie diesen hier.“

Die Toten mußten von etwa acht Uhr bis gegen zwölf Uhr auf der Straße liegenbleiben. Ihnen wurden Schilder mit der Aufschrift umgehängt: „So geht es allen Verrätern“.

Bei den Erschossenen handelte es sich um den Franzosen Ernst Bonne, geboren am 26. Februar 1918. Er war entlassener Kriegsgefangener und arbeitete beim Stern-Wirt Knauer. Der Pole Michael Kubicky, geboren am 15. Oktober 1912 in Suchoschuw, Gemeinde Barando (Polen). Kubicky war landwirtschaftlicher Zwangsarbeiter. Der Ukrainer Wasil Petryczka, geboren am 14. September 1914 in Bukowec war ebenfalls landwirtschaftlicher Zwangsarbeiter, verheiratet mit seiner Frau Barbara, geborene Gontaryk. Petryczka war Vater eines kleinen Kindes, wohnte und arbeitete in Kleinallmerspann. Josef Hepak, geboren am 3. November 1918 in Jasicl in der Ukraine. Hepak war Zwangsarbeiter auf dem Kirchberger Hof des Bauern Weinmann. Nach Angaben von Ortsgruppenleiter August Mack gab es in Kirchberg zu dieser Zeit etwa 20 Kriegsgefangene.

Die vier Männer ahnten, wie auch Herbert Ulmer berichtete, nicht, was mit ihnen geschehen sollte. Der spätere Bürgermeister Wilhelm Blöß, der alle vier persönlich kannte, sah die vier nebeneinander vor der Mauer stehen. Einer von ihnen aß noch einen Apfel, ein anderer rauchte eine Zigarette. Alle vier genossen in Kirchberg einen tadellosen Ruf und seien akzeptiert gewesen, berichtete ein weiterer Zeuge. Blöß ahnte nichts Böses als er die Männer vor der Adlerscheune stehen sah und ging seines Weges. An der Postwagengarage gegenüber dem „Württemberger Hof“ war das Tor geöffnet. Hinter der offenen Tür standen einige Soldaten in grauer Uniform mit Gewehren. Ob es sich dabei um SS-Leute oder „sonstiges Militär“ handelte, konnte Blöß bei seiner Spruchkammer-Anhörung nicht sagen. Als Blöß etwa hundert Meter vom Freien Platz entfernt war, knallte es.

Alle vier Männer wurden zunächst in Kirchberg begraben und dann überführt. Der Franzose kam 1950 in seine Heimat, die beiden Ukrainer sowie der Pole kamen 1956 auf den Crailsheimer Ehrenfriedhof. Ein großer, starker Soldat von der Feldgendarmerie soll zu dem damaligen Amtsdiener Friedrich Gögelein gesagt haben, die Leichen müßten bis 12 Uhr mittags liegenbleiben. Gögelein war der Ansicht, daß die Leichen weggeschafft werden müßten. „Denn die Leute hielten sich darüber auf,“ so Gögelein vor der Spruchkammer. Eine Begründung, warum die Leichen liegen bleiben sollten, habe der Soldat nicht genannt. Da Gögelein den Bürgermeister Wirth im Rathaus nicht antreffen konnte, ging er zu dessen Stellvertreter Bauer. Dieser mußte in der Zwischenzeit mit dem Ortsgruppenleiter Mack gesprochen haben, so Gögelein, denn Bauer sei über die Angelegenheit vollständig im Bilde gewesen. Bauer beauftragte Gögelein damit, „die restlichen Kriegsgefangenen zu bestellen und mit ihnen die Erschossenen bis 13 Uhr zu begraben“. Als Begrabungsort wurde ihm das „Eichenauer Seele“ genannt. Erst um 13 Uhr habe sich Gögelein mit sechs Gefangenen und den vier auf einen Wagen geladenen Leichen auf den Weg zur Begrabungsstelle gemacht. Dort gruben sie ein etwa 1,20 Meter tiefes Loch und legten die vier Erschossenen nebeneinander hinein. Gegen 16 Uhr war die Eingrabung beendet und Gögelein schickte die Gefangenen wieder nach Hause.

Die Erschießung der Fremdarbeiter kann mit folgender Tatsache zusammenhängen, die der Kirchberger Rentner Gustav Roth den Ermittlungsbehörden zu Protokoll gegeben hat. Als die Amerikaner an einem Sonntag morgen Anfang April 1945 nach Kirchberg einmarschierten, rief ein amerikanischer Soldat auf dem „Freien Platz“ mehrmals: „Wo ist der Bürgermeister ?“ Mit erhobenen Händen begab sich Roth nach eigenen Angaben aus seiner Wohnung auf den Freien Platz, um ihnen die Wohnung des Bürger_meisters zu zeigen. Ein amerkanischer Offizier habe jedoch gerufen: „Nicht dies Mann, sondern dies Mann nehmen“. Dabei deutete er auf einen Fremdarbeiter, den er dann dazu bestimmte, ihm das Haus des Bürgermeisters zu zeigen. „Möglich, daß dies der später einrückenden SS gemeldet wurde“, vermutete Roth.

Zwei Fahrzeuge fuhren am Tag vor der Erschießung nach Kirchberg auf den Freien Platz. Dort wurden Ortsgruppenleiter Mack und Bürgermeister Wirth von einem deutschen Offizier befragt. Ihn interessierte vor allem wie sich die Zivilbevölkerung und die Fremdarbeiter beim Einmarsch der Amerikaner verhalten hatten. Mack habe ihm nach eigener Aussage erklärt, es sei alles in Ordnung gewesen. Darauf sei der Soldat zornig geworden und habe geschrien, was dann mit den weißen Flaggen gewesen sei. Außerdem gebe es seines Wissens des öfteren Zusammenkünfte von Ausländern im Waldstück „Gaisholz“, etwa zwei Kilometer von Kirchberg entfernt. Der Offizier schien bereits gut informiert zu sein. Der Soldat fragte Bürgermeister Wirth nach einigen Ausländern und anderen Personen, deren Namen er aus einem kleinen Notizblock vorlas. Zwischen vier und sechs Namen seien daraufgestanden. Darunter war auch der Name Heigl oder Heichel wie Wirth vor der Spruchkammer berichtete. Ein Mann mit dem Namen Johann Heigl aus Eichenau wurde am nächsten Morgen von einer Kirchbergerin am Ortseingang von Eichenau erschossen aufgefunden.

Ortsgruppenleiter August Mack will von der Erschießung der vier Fremdarbeiter erst durch seinen Schloßportier Johann Christian Neth erfahren haben. Mack sei daraufhin sehr erschrocken und fing dann an, auf die SS zu schimpfen und darüber, daß es so etwas noch geben solle, erklärte Neth bei seiner Spruchkammervernehmung. Mack und Wirth wurde bei ihren Spruchkammer-Verhandlungen vorgeworfen, sie hätten die Fremdarbeiter nicht davor gewarnt, daß die SS nach ihnen gefragt hatte. Dadurch sei ihnen die Möglichkeit genommen worden, sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

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„Unser Josef“

Karl Weinmann (Jahrgang 1926) erinnert sich an den Fremdarbeiter Josef Hepak, der bei seinem Vater auf dem Hof in Kirchberg gearbeitet hat. Der Hof Weinmann war gegenüber dem Gasthaus Württemberger Hof:

Schon 1939 kam unser Josef nach Kirchberg. Ab etwa 1944 wohnte er bei uns in der Kammer. Er war ein grundehrlicher Mensch. Josef aß ganz normal bei uns am Tisch mit. Er war mit Sophie Überhör besser befreundet. Außerdem spielte er sehr gut Ziehharmonika. Wenn die Gemeinde Leute zum Holzmachen brauchte, nahmen sie auch Josef zum Helfen mit. Mein Vater hat es mitbekommen, als Josef abgeholt wurde. Meine Eltern saßen gerade beim Kaffeetisch. Josef war im Pferdestall auf der anderen Straßenseite. Ein baumlanger SS-Offizier kam ins Haus und fragte, ob wir Ausländer beschäftigen. Mein Vater bejahte dies. „Den nehmen wir mit“, sagte der SS-Mann. Vater ahnte nicht, daß Josef gleich erschossen werden sollte. Irgendeiner muß Josef denunziert haben. Kein Kirchberger hat sich gegen die Erschießung der vier Fremdarbeiter einsetzt.

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Als 13-jähriger beobachtete Herbert Ulmer die Erschießung

„Ich stand direkt daneben“

Gefangene ahnten bis kurz vor ihrem Tod nicht, was geschehen sollte

Der damals 13-jährige Herbert Ulmer stand wenige Meter neben dem Erschießungskommando, als die Fremdarbeiter erschossen wurden Ulmer berichtet: Die vier Männer standen beisammen und schwätzten miteinander. Sie lachten und rauchten Zigaretten. Auf dem Freien Platz befanden sich etwa vierzig SSler und Feldgendarmen.

Ein SS-Mann ging auf einmal zu den vieren hin. Sie mußten sich alle mit dem Gesicht zur Scheunenwand stellen. Das vierköpfige Erschießungskommando stand auf Höhe des Geländers vor dem Wohnhaus Ulmer. Dann haben die Soldaten den Fremdarbeitern in den Rücken geschossen. Da nicht alle gleich tot waren, ging ein SSler mit einer 08-Pistole hin und hat jedem noch in den Kopf geschossen. Die Erschossenen sind dabei noch regelrecht vom Boden weggesprungen. Dann kam die Frau eines der Gefangenen mit einem Kind auf dem Arm. Sie hat geweint und ihrem Mann eine Uhr aus der Tasche genommen. (Bei diesem Toten handelte es sich um Wasil Petryczka, der zusammen mit seiner Frau bei einem Bauern in Kleinallmerspann arbeitete) Dann hängte die SS den Toten noch Plakate um mit der Aufschrift: „So ergeht es jedem Verräter“.

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Gustav Roth erstattete Anzeige wegen Mordes

Der Rentner Gustav Roth aus Kirchberg erstattete am 16. Februar 1946 wegen der Erschießungen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Ellwangen. Es hat nach Roths Angaben nur eine einzige Untersuchung durch zwei Kriminal-beamte wegen der insgesamt sechs Erschießungen in Kirchberg gegeben. Sie verliefen allerdings ohne Erfolg. Der Fall von Johann Heigl wurde dabei überhaupt nicht untersucht. Roth war der Ansicht, daß die Intensität der Untersuchung höchstens „einem Apfeldiebstahl“ gerecht geworden wäre.

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Interview mit Benno Galczinski und Roswitha Münzenthaler:

„Schändliche Hinrichtung“

Offener und ehrlicher Umgang der Kirchberger mit der Tat der Henker ist nötig

Viktoria Angela Galczinski wurde am 14. April 1945 von der SS an einer Feldscheune in Kirchberg erschossen. Sie ließ zwei kleine Kinder – Roswitha sechs und Benno drei Jahre alt – zurück. Weder ist deren Mutter rehabilitiert worden, noch haben die Kinder eine Entschädigung von seiten des Staates erhalten. Roswitha Münzenthaler und Benno Galczinski leben heute in Remscheid, beziehungsweise Duisburg.

Beide Kinder verbrachten nach dem Tod ihrer Mutter noch einige Jahre ihrer Kindheit in Kirchberg. „Zum Zeitpunkt der Erschießung wohnten wir in der Dachwohnung des Hauses neben der Tankstelle Botsch. Unser Vater war noch im Krieg. Mutter wurde von SSlern zu Hause abgeholt. Sie hatte sich ganz schwarz angezogen und ihren besten Schmuck angelegt,“ erinnert sich Münzenthaler. Die beiden Kinder begleiteten ihre Mutter und einen Soldaten die Treppe hinunter. Ihre Mutter fuhr dann mit Soldaten in einem Kübelwagen davon. „Wir wußten damals nicht, daß dies das letzte Mal sein sollte, daß wir unsere Mutti sahen“, sagt Münzenthaler.

Die beiden Kinder blieben bei der Bauernfamilie, die im selben Haus wohnten zurück. Doch die Bäuerin sagte knapp: „Eure Mutter kommt nicht wieder.“ Keiner sagte einen Ton, wer sie erschossen und wer sie verraten hatte. Ihre Kinder durften den Ort, wo ihre Mutter erschossen und begraben worden war, nicht betreten.

Später sagte man der Tochter, ihre Mutter sei bereits richtig aufgeschwollen gewesen, als sie Monate später in den Kirchberger Friedhof umgebettet wurde. „Die SS hatte meiner Mutter ihren Schmuck, den sie vor der Erschießung angelegt hatte, geklaut,“ berichtete Münzenthaler.

„Bald nach der Erschießung kamen Kirchberger Weiber in unser Haus und plünderten unsere Wohnung. Sie nahmen Silberbesteck, das Bügeleisen und Kleider mit. Die Diebinnen sprachen fließend deutsch,“ erinnert sich Münzenthaler. Nach der Ermordung ihrer Mutter sah sie Kirchberger Frauen in den Kleidern ihrer Mutter herumlaufen. „Diese Kleider kannte ich genau,“ sagt die heutige Frührentnerin erzürnt.

Nach dem Tod ihrer Mutter begann für die beiden Kinder eine schwere Zeit. Das sechsjährige Mädchen wurde nach der offiziellen Beerdigung ihrer Mutter in ein Heim nach Schwäbisch Gründ gebracht. Zwei Jahre später folgte ihr Bruder Benno nach. Beide Kinder waren durch den Tod der Mutter psychisch so angeschlagen, daß sie ständig ins Bett näßten. „Es fehlte einfach die liebevolle Zuwendung der Mutter,“ erinnern sich Benno und Roswitha. Das kleine Mädchen schrie damals nachts, von Alpträumen geschüttelt und war meistens krank, hatte häufig hohes Fieber. „Der Heimarzt nannte mich immer sein krankes Hühnchen. Er sagte das sei seelisch bedingt,“ weiß sie noch heute. Im Heim fand die kleine Roswitha keine richtigen Freunde und kapselte sich zusehends ab. „Als Benno nachkam, ging es mir etwas besser,“ erinnert sich Münzenthaler an die schlimme Zeit im Schwäbisch Gmünder Kinderheim. Drei Jahre verbrachten sie im Heim. Dann erst kamen die beiden Kinder zurück nach Kirchberg und gingen dort zur Schule.

Die beiden Halbwaisen stellten fest, daß sich die einheimischen Kirchberger ihnen gegenüber seltsam verhielten. „Es fiel auf, daß es ihnen lieber gewesen wäre, wir würden nicht mehr in der Nähe sein. Sie verhielten sich uns gegenüber beinahe überfreundlich, wohl aus einem schlechtem Gewissen heraus.“ vermuten die beiden.

Erst Jahre später erfuhr Benno Galczinski von seiner Pflegemutter so etwas wie ein Motiv für die Erschießung seiner Mutter: „Sie soll zu den Kirchberger Nazis gesagt haben, es würde einigen Leuten hier ganz schön schlecht gehen, wenn sie nach dem Einmarsch der Amerikaner ihren Mund aufmachen würde.“ Doch genaue Details habe sich die Pflegemutter nicht entlocken lassen. Auch als er auf dem Rathaus in Kirchberg nachforschen wollte, bekam er keine Antwort auf die Fragen, die ihn noch heute stark beschäftigen. Nicht einmal bis zum damaligen Bürgermeister Max Wendler sei er vorgelassen worden. Schon vorher hätten ihn Rathausangestellte abgewimmelt. „Es ist wohl ein unangenehmes Thema für die Stadt,“ glaubt Galczinski heute.

„Außer, daß sie uns die Mutter raubten, ist besonders schlimm, wie uns der Staat vernachlässigte. Nicht einmal Halbwaisen-rente bekamen wir. Keine Entschädigung dafür, daß unsere Mutter schändlich hingerichtet wurde,“ sagt Galczinski. „Einen finanziellen Ausgleich könnte ich heute wegen meiner angeschlagenen Gesundheit gut gebrauchen,“ ergänzt seine Schwester Roswitha. Sie leidet unter starken Asthmaanfällen. Aber eine echte Wiedergutmachung könne es nicht geben. Davon werde ihre Mutter auch nicht mehr lebendig. „Doch es wäre eine hochanständige Sache, wenn klargestellt werden könnte, daß sich unsere Mutter nicht mit den Amerikanern eingelassen hat,“ fordern die beiden zur Ehrenrettung ihrer Mutter.

Dazu sei ein offener und ehrlicher Umgang mit der Tat der Henker nötig. „Wir verurteilen für das, was unserer Mutter angetan wurde nicht alle Kirchberger. Nur diejenigen, die dafür die Verantwortung tragen.“ Denn eines sei sicher: „Unser ganzes Leben wäre glücklicher und erfolgreicher verlaufen, wenn wir eine Mutter gehabt hätten.“

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Mord an Johann Heigl aus Eichenau:

Tod wegen einer weißen Fahne

Heigl wurde von der SS nachts zwischen Eichenau und Kirchberg erschossen

An 14. April 1945 geschah in Kirchberg noch ein sechster Mord. Am frühen Morgen dieses Tages wurde der Deutsche Johann Heigl von der Kirchbergerin Gertrud Härer am Straßenrand zwischen Kirchberg und Eichenau tot aufgefunden. Vieles ist bei diesem Mord nach wie vor unklar.

Der 47-jährige lag links an einer Ausbuchtung am Straßenrand auf dem Rücken. Er hatte einen Zettel in der Hand mit der Aufschrift: „Ich bin ein Verräter“.

Eine Nachbarin von Heigl erinnert sich: Er muß noch nachts erschossen worden sein. Von den Schüssen habe ich allerdings nichts gehört. Doch schon am frühen Morgen des 14. April lag er tot am Straßenrand.

Nach der Erschießung wurde Heigl zunächst an der Scheune der Familie Holl in Eichenau begraben. Nach dem Krieg mußte er von ehemaligen Eichenauer Parteimitgliedern der NSDAP wieder ausgegraben werden. Er wurde in einen Sarg umgebettet und kam auf den Friedhof nach Lendsiedel. Auf dem Kriegerdenkmal vor der Lendsiedel Kirche steht sein Name auf der Gefallenenliste.

Johann Heigl wohnte mit seiner Frau Margarete und seiner Stieftochter Else Holl schon einige Jahre in Eichenau. Ihnen gehörte das vierte Haus auf der linken Seite von Kirchberg her gesehen. Heigl ist in Säerling (Oberpfalz) geboren und war Hilfsarbeiter.

Seine Frau hatte bereits vier Kinder aus erster Ehe. Zwei ihrer Söhne sind im Krieg gefallen. Heigl Frau lebte auch noch nach dem Tod ihres Mannes in Eichenau und heiratete wieder.

Heigl soll vor dem Einmarsch der Amerikaner eine weiße Fahne aufgehängt haben. Diese sei am Giebel der Holl-Scheuer am Ortseingang von Eichenau gehangen. Heigl sei eines Abends durch das Dorf gelaufen und habe noch zu einem Nachbarn gerufen: „Häng auch eine weiße Fahne raus.“

Der Angerufene hat darauf aber nicht reagiert. Am Abend vor Heigl Ermordung kamen – es war schon alles verdunkelt – drei SS-Männer an das Haus von Heigl Nachbarin. Dort klopften sie an das Schlafzimmerfenster und fragten nach deren Mann. Der war aber gerade bei einem Nachbarn. Wegen der Dunkelheit konnte die Frau vom Schlafzimmer aus die SS-Männer nicht erkennen. Die SSler, die sich nur am Fenster des Hauses aufgehalten hatten, seien gleich wieder abgezogen. Heigl wurde in dieser Nacht um 22.30 Uhr zum letzten Mal lebend gesehen.

Einen weiteren Mosaikstein des Mordes an Heigl fügt Karl Leyh von der Obermühle in Eichenau hinzu. Heigl soll beim Einmarsch der Amerikaner auch dem Vater von Karl Leyh zugerufen haben: „Herr Leyh, hängen sie eine weiße Fahne raus, die Amerikaner kommen.“ Wie die SS von der Flaggenhissung erfahren hat, kann sich Leyh bis heute nicht erklären. „Das muß denen jemand erzählt haben“, vermutet er.

Nach Leyhs Angaben galt der Hilfsarbeiter Heigl als unbescholtener Bürger und habe niemand etwas zuleide getan.

Am Ende des Krieges richtete die SS sogar noch ein Waffenlager in der Eichenauer Obermühle ein. „Bei uns im Haus lagerten Panzerfäuste und Munition, aber keine schweren Waffen“, so Leyh. Wieviel Soldaten von der SS im Haus einquartiert waren, weiß der heutige „Obermüller“ allerdings nicht.

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Wilhelm Zieher aus Mistlau – Schicksal ungeklärt

Er wurde nachts abgeholt

Der alte Mann betrieb eine kleine Landwirtschaft und „hat niemandem etwas zuleide getan“

Weitgehend im Dunkeln ist auch das Schicksal von Wilhelm Zieher aus Mistlau. Der Kleinbauer hatte einen Hof mitten in dem kleinen Dorf. An dieser Stelle steht heute ein Schuppen des Landwirts Ernst Hubmann. „Eines nachts in den Jahren 1943 oder 1944 kam Zieher weg“, erzählt eine Zeugin. „Danach ist er nie mehr wiedergekommen. Wahrscheinlich wurde er von den Nazis umgebracht“, vermutet die Zeugin aus Mistlau.

Zieher galt als „etwas geistesgestört“, so ein weiterer Zeitzeuge. Der Einzelgänger soll über den Krieg geschimpft haben. „Auf einmal war er nicht mehr da“. Vermutlich sei er in ein Konzentrations-lager gekommen.

Politische Äußerungen traut eine Frau, die Zieher persönlich gut kannte, dem alten Mann nicht zu. „Er war nicht so intelligent, daß er gegen den Krieg gewesen ist und dies öffentlich erzählte“, sagte die Nachbarin in einem Interview. „Daß Zieher weggekommen ist, war nicht richtig. Er hat niemand etwas zuleide getan.“

Der Mann, der da „weggekommen ist“ war schon über 60 Jahre alt und betrieb eine kleine Landwirtschaft mit zwei Kühen, ein paar Wiesen und etwas Wald.

Diesen kleinen Hof bewirtschaftete der verheiratete Mann alleine. Als seine Frau gestorben war, sei er sehr traurig geworden, so eine Nachbarin. Er hat sich deswegen manchmal bei einer Mistlauer Familie, die er gut kannte „ausgeheult“. Dort hat er auch öfter zu Mittag gegessen.

Zieher sei ein stiller, etwas träger Mann gewesen, so die einhellige Meinung der befragten Zeitzeugen. Er hatte keine Kinder, zu denen er nach dem Tode seiner Frau hätte gehen können. Eine Schwester von ihm wohnte offensichtlich in Schwäbisch Gründ. Sie soll dort eine Gärtnerei besessen haben.

Karl Gesell, NS-Blockwart, NS-Zellenleiter und Ortsanwalt von Mistlau sei zum Pfleger von Zieher ernannt worden. Nachdem Zieher von den Nazis aus seiner Wohnung geholt worden war, sei sein Eigentum (insgesamt etwa acht Morgen Land) zunächst an den Staat gegangen.

Danach soll Karl Gesell das kleine Anwesen verkauft haben. „Jeder hat da etwas gekriegt“, so ein Zeitzeuge, dessen Vater von Gsell Zieher-Äcker zum Preis von insgesamt 130 Reichsmark kaufte. Auch die Mistlauer Familie Strauß kaufte einen Zieher-Acker von Gsell. Die Äcker „in der Hordt“ – „lauter so Buckel und Berglich“ seien das gewesen. „Dort steht jetzt ein Baumland“, so Frieda Strauß. Bereits 1940 bezahlte Hermann Bauer Pachtgeld (20 Reichsmark) für Land aus dem Besitz Ziehers. Dies geht aus einer Quittung vom 18. Januar 1941 an „K. Gesell (Pfleger)“ hervor.

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Tod einer Zwangsarbeiterin in Gaggstatt:

Frau schrie noch lange Zeit

Amerikanischer Soldat erschoß Anna Kowa durch geschlossene Haustür

Auch die amerikanischen Truppen haben bei ihrem Einmarsch in die heutige Gemeinde Kirchberg blutige Spuren hinterlassen. In Gaggstatt wurde am 10. April 1945 die ledige Bauernmagd Anna Kowa von einem amerikanischen Soldaten erschossen. Der betrunkene Amerikaner hat der Frau laut Augenzeugenberichten nachgestellt. Sie sei vor ihm geflüchtet und habe ihm die Haustür vor der Nase zugeschlagen. Der Soldat habe dann mehrere Schüsse durch die geschlossene Tr abgefeuert und die Frau dabei schwer verletzt.

Sie hat Augenzeugenberichten zufolge noch längere Zeit „furchtbar geschrien“. Auch hinzugeeilte amerikanische Sanitäter konnten das Leben der 26-jährigen Zwangsarbeiterin aus Charkow nicht mehr retten. Sie wurde am 14. April 1945 von Pfarrer Schmoller auf dem Friedhof in Gaggstatt beerdigt. Auf der Gedenktafel im Gaggstatter Leichenhaus ist sie jedoch nicht als Gefallene des Zweiten Weltkrieges aufgeführt. Im Sterberegister des evangelischen Pfarramtes Gaggstatt steht nichts darüber wie die junge Ausländerin zu Tode kam.

Die Zwangsarbeiterin war auf dem Bauernhof der Gaggstatter Familie Welk beschäftigt gewesen. Vor ihrer Ermordung soll sie sich längere Zeit mit den Amerikanern unterhalten haben. Die Ermittlungen zu diesem Mord sind nach Aussage von Willi Kaufmann aus Gaggstatt allerdings im Sande verlaufen.

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Trauergottesdienst für einen Lebenden:

Mit Totenschein in der Tasche

Karl Dürr kehrte aus russischer Gefangenschaft nach Gaggstatt zurück

Kurios hört sich die Geschichte von Karl Dürr aus Gaggstatt an. Am 24. September 1944 wurde in der Gaggstatter Kirche ein Trauergottesdienst zu Ehren des „gefallenen Soldaten“ abgehalten. Von seiner Einheit war gemeldet worden, der ledige Bahnangestellte sei am 20. Juli 1944 bei Bredny in Rußland gefallen.

Was sich aber erst ein Jahr später herausstellte: Karl Dürr war gar nicht tot, er kehrte im November 1945 wohlbehalten aus russischer Gefangenschaft in sein Heimatdorf zurück. Dort lebt er noch bis zum heutigen Tag und erfreut sich an seiner Bienenzucht.

Seinen Totenschein hat Dürr nach dem Krieg noch jahrelang in seiner Hosentasche herumgetragen und hat sich daraus einen Spaß gemacht. Zu seinem Trauergottesdienst wurde folgende Bibelstelle aus Amos 8, Vers 11 und 12 verlesen:

„Einst wird man vergeblich nach Gottes Wort verlangen. Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der Herr, daß ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, es zu hören; daß sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden.“

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Hunderte Gefangene marschierten durch Mistlau

Hungrig und apathisch

In der Ortsmitte erhielten die Hungernden zwei gekochte Kartoffeln

Ein langer Gefangenenmarsch verlief im April 1945 durch den kleinen hohenlohischen Ort Mistlau. In Dreier- und Viererreihen marschierten die ausgemergelten Gefangenen von Lobenhausen her in das Dorf an der Jagst. „Sie waren still und liefen friedlich dahin,“ erzählt ein Beobachter dieses Marsches.

Von der Ortsmitte Mistlaus sei der Gefangenenzug über einen Kilometer lang gewesen. Bis zur Lobenhausener Mühle habe sich der Zug erstreckt. Mitten in Mistlau an der Kastanie sei ein Kartoffelkocher aufgestellt gewesen. Dort habe es für die Gefangenen jeweils zwei Kartoffeln gegeben. „Die Männer mußten die Kartoffeln im Vorübergehen mitnehmen. Sie durften nicht anhalten. Das haben die deutschen Soldaten, die als Bewacher dabei waren, nicht zugelassen“, so der Augenzeuge. Die Gefangenen hätten einen ausgehungerten Eindruck gemacht. Die Kartoffelrationen haben nicht für alle ausgereicht – zu groß war die Zahl der Hungernden. Die Gefangenen marschierten Richtung Gaggstatt weiter.

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In Gaggstatt:

„Betrunkener Ami“ bedrohte Familie

Ein betrunkener amerikanischer Soldat bedrohte drei Kinder, eine Frau und den Großvater der Familie Blattner mit einem Gewehr. „Er hat uns im Haus zusammengetrieben und hat mit seiner Waffe herumgefuchtelt,“ erzählt Wilhelm Ritz, der als fünfjähriger bei diesem Vorfall dabeigewesen war.

Ritz Tante, Anna Blattner konnte sich verstecken und holte drei weitere amerikanische Soldaten zu Hilfe. Diese überwältigen ihren dunkelhäutigen Kollegen und fesselten ihn nach Aussagen eines weiteren Augenzeugen an einen Panzer. Von dort habe er sich allerdings losgerissen und danach die Zwangsarbeiterin Anna Kowa erschossen.

Willi Kaufmann erinnert sich an die Trinkgewohnheiten einiger Besatzer: „Die Amerikaner haben viel Schnaps und Most gesoffen. Deshalb habe ich meinen Schnaps vergraben, denn der war auch wichtig zum Handeln.“

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In Mistlau:

Pole von Hubmann kam auch weg

Bei dem Mistlauer Bauern Hubmann soll längere Zeit ein polnischer Kriegsgefangener gearbeitet haben. Nach Aussagen eines Zeitzeugen kam dieser eines Tages überraschend weg und keiner wußte, wohin man ihn gebracht hatte. Der Zwangsarbeiter ist nach dieser Verschleppung nie mehr wiedergesehen worden.

„Zwischen sechs und acht Gefangene gab es in Mistlau,“ so Hermann Bauer. Die Kriegsgefangenen waren in einem Backsteinschuppen auf dem Anwesen Mack untergebracht. Bauers Vater mußte diesen Schuppen jeden Abend um 22 Uhr abschließen und jeden Morgen um sechs Uhr wieder öffnen. Die Männer – meist ältere Belgier – mußten dann bei den Mistlauer Bauern auf den Höfen arbeiten. Dort bekamen sie auch ihr Essen. Die belgischen Gefangenen wie auch ein Russe blieben einige Jahre in Mistlau. Durch den langen Aufenthalt hätten sie auch deutsch geredet und konnten sich mit den Einheimischen unterhalten.

Nach Aussagen von Bauer wurden die Kriegsgefangenen in Mistlau gut behandelt und von der Bevölkerung nicht gehänselt oder verspottet. Einer der Kriegsgefangenen komme noch heute hin und wieder nach Mistlau zu Besuch.

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Ein Schild am Ortseingang von Kirchberg zeigte :

Juden waren unerwünscht

Juden kamen vor allem als Viehhändler und Hausierer nach Kirchberg

Eine Zeitzeugin aus Hornberg berichtete von einem Schild am Ortseingang Kirchbergs (von Gaggstatt her) mit der Aufschrift: „Juden sind hier nicht erwünscht.“ Ein weiterer Zeitzeuge bestätigte die Existenz dieses Schildes. Es soll etwa 50 Zentimeter hoch und 50 Zentimeter breit gewesen sein.

1936 sind Juden aus Michelbach/Lücke, wo es auch eine Synagoge gab, nach Hornberg gekommen und verkauften dort ihre Kleider. Mit dem Geld wollten sie nach Amerika auswandern, erzählte ein Zeitzeugin aus Hornberg.

Der „alte Jude Moser“ kam noch mindestens bis zum Kriegsanfang nach Hornberg. Dann wurde er abtransportiert. Der Bruder der Hornberger Zeitzeugin arbeitete sogar mit einem Juden im Steinbruch zusammen. Er soll dem hungrigen Juden immer etwas zu Essen zugesteckt haben. Auf dem Bild unten: Eine Arbeitsgruppe der Firma Schön und Hippelein in Satteldorf während einer Pause. Der Dritte von rechts ist ein jüdischer Arbeiter aus Michelbach/Lücke. Sein Name konnte nicht ermittelt werden. Das Bild wurde etwa 1938 aufgenommen. Die anderen Männer auf dem Foto sind teilweise Männer aus dem heutigen Kirchberger Teilort Hornberg.

In Gaggstatt gab es sogar einen jüdischen Bauern namens Gundelfinger. Dieser ließ seinen Hof von einem Mann mit dem Nachnamen Klein verwalten. Dieser Hof ist heute im Besitz des Landwirts Eugen Doll.

Ein fahrender jüdischer Händler aus Michelbach kam oft nach Gaggstatt und verkaufte dort Hühner und ein bißchen Vieh. Er wurde von den Gaggstatter Kindern immer gehänselt, wenn er mit seiner Pferdekutsche durch den Ort fuhr. Er trug den Spitznamen „Ba-Jude-Hugl“.

Als Viehhändler war in Kirchberg vor allem der Jude Moritz Eichberg aus Michelbach bekannt. Eichberg lebte nach dem Krieg in Crailsheim.

Ein älterer Jude mit dem Nachnamen Adler aus Dünsbach ist mit seinem Fahrrad immer nach Dörren gekommen und hat Stoff verkauft. Dessen Kinder seien schon früh ausgewandert. Adler kam eines Tages zu einer befreundeten Dörrender Familie und sagte, er müsse wegen der Nazis nach Stuttgart fahren. Danach wurde er nie mehr wiedergesehen. Ein Nachkomme von Adler habe sich nach dem Krieg um das Eigentum seines Verwandten gekümmert.

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Auf Anordnung der Nazis:

Mann und Frau aus Gaggstatt sterilisiert

„Ein Mann und eine Frau aus Gaggstatt wurden von den Nazis sterilisiert. Sie soll ein `leichtes Mädchen½ gewesen sein und auch gestohlen haben“, erzählt ein Zeitzeuge aus dem heutigen Kirchberger Teilort. Der Mann solle geistig leicht behindert gewesen sein.

Noch im Jahr 1947 habe man ein Ehetauglichkeits- und Ehefähigkeitszeugnis vorweisen müssen, um überhaupt heiraten zu dürfen. „Da ist noch viel Nazirecht beibehalten worden“, so der Gaggstatter Bürger.

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Wegen Menstruationsproblemen:

Nazi-Kreisarzt wollte Mädchen sterilisieren

„Während meiner ersten Menstruationsblutungen wurde ich mehrmals ohnmächtig“, erzählte eine alte Kirchbergerin. Nach einer einzigen Untersuchung wollte sie der damals zuständige Nazi-Kreisarzt sterilisieren lassen. für das damals junge Mädchen brach eine Welt zusammen. Der Arzt, „ein großer Nationalsozialist“, wie die Frau sagte, vermutete epileptische Anfälle. Die Frau wurde aber nicht unfruchtbar gemacht und brachte später gesunde Kinder zur Welt.

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Im Geißholz bei Lendsiedel:

Bauer erschoß einen englischen Piloten

In das Waldstück Geißholz zwischen Lendsiedel und Kleinallmerspann stürzte am Ende des Zweiten Weltkrieges ein Militärflugzeug. Der englische Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten.

Mitglieder des Lendsiedel Volkssturms machten sich auf die Suche des Piloten und spürten ihn auf. Sie sollen ihn nach Aussagen von Zeitzeugen beim Stehlen auf einem Acker erwischt haben. Offenbar wurde dem Unglücklichen ein Fehlverhalten zum Verhängnis: Der Flugzeugführer habe bei seiner Festnahme in seine Jackeninnentasche gegriffen. Einer der Lendsiedel Volkssturmmänner habe vermutet, der Engländer wolle nach einer Waffe greifen und erschoß ihn. Der Engländer soll jedoch gar nicht bewaffnet gewesen sein. Nach dem Krieg wurde der Todesschütze den Eltern des erschossenen Engländers gegenübergestellt.

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Kriegsgefangenenlager im Hochholz bei Herboldshausen

Sie schnitzten für Eßbares

Kinder brachten den Insassen Kartoffeln – dafür gab’s Schnitzereien

Ein großes Kriegsgefangenenlager befand sich während des Zweiten Weltkrieges im Hochholz bei Herboldshausen. Wahrscheinlich wurden die Gefangenen auch zum Bau einer Flugzeuglandebahn im Bereich der heutigen Autobahn A 6 bei Kleinallmerspann eingesetzt. Diese Landebahn wurde jedoch nie fertiggestellt.

In diesem Gefangenenlager im unteren Bereich des Waldes (von Kirchberg her in Richtung Herboldshausen gesehen links) befanden sich „vor allem Russen“, so der damals etwa dreizehnjährige Zeitzeuge Herbert Ulmer. Nach seinen Angaben hatte das Lager ziemlich lange Bestand. Es soll mindestens seit Sommer 1944 bis zum Ende des Winters bestanden haben. „Wir sind immer hinausgegangen und haben den Insassen gekochte Kartoffeln und Brot durch das Gitter gegeben,“ erzählte Ulmer. Als Gegenleistung bekamen Ulmer und seine Freunde von den Gefangenen „wunderbar geschnitzte Spazierstöcke mit Schlangenverzierungen und dergleichen geschenkt“.

Auch Spielsachen und sonstige Gegenstände haben die Männer geschnitzt. „Ein Wachmann hat nicht kommen dürfen“, erinnert sich Ulmer, „die haben uns dann gleich weggejagt“. Die Kinder haben immer gewartet, bis die Wachmänner der Organisation Todt an ihnen vorbei waren. Dann erst näherten sie sich dem Zaun des Lagers. Dieser war nach Angaben des Zeitzeugen nicht mit Stacheldraht gesichert. Der Draht habe eher Ähnlichkeit mit einem Gartenzaun gehabt.

„Die Gefangenen haben uns immer gleich bemerkt“, so der heutige Rentner. „Die haben wahrscheinlich nicht genug zum Essen gehabt, die armen Teufel.“ Weil der Wald teilweise die Sicht versperrte, konnten die Kinder nicht genau abschätzen, wie viele Männer in diesem Lager untergebracht waren. Nach Ulmers Beobachtungen standen sogar Baracken und Bunker in dem betreffenden Waldstück. Wann das Lager aufgelöst wurde und was mit den Gefangenen geschah, ist bis heute unbekannt.

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Insgesamt acht Todesfälle von Ausländern in Kirchberg bekannt

Endstation Ehrenfriedhof

Sieben sind im „Russenfeld“des Crailsheimer Ehrenfriedhofs begraben

Die ausländischen Opfer wurden zunächst in Kirchberg oder den Teilorten, wo sie ums Leben kamen, begraben.

1957 wurden die ausländischen Opfer (außer dem erschossenen Ernst Bonne, der bereits 1950 von Angehörigen nach Frankreich überführt wurde) aus der Gemeinde Kirchberg in kleinen Holzsärgen nach Crailsheim überführt. Dort wurden sie im „Russenfeld“ (Friedhofsfeld XIII) des dortigen Ehrenfriedhofs begraben. Im „Russenfeld“ liegen insgesamt 28 Leichen. Bei einigen ist die Todesursache nicht bekannt. Im angrenzenden „Polenfeld“ (Feld XII) liegen acht Kriegstote begraben.

Die Gräberfelder für die Opfer des Zweiten Weltkriegs aus dem Altkreis Crailsheim wurden 1957 angelegt. Sie werden seit 1982 von dem Crailsheimer Pensionär Fritz Phillip gepflegt. Jedes Jahr werden neue Blumenschalen auf die Gräber gestellt sowie die Grabfelder von Unkraut befreit. Die Stadt Crailsheim sorgt dafür, daß die Wege sauber gehalten und die Rasenflächen gemäht werden. Pro beerdigtem Kriegstoten bezahlt das Land Baden-Württemberg jährlich 40 Mark. 345 Kriegsopfer aus dem alten Landkreis Crailsheim wurden auf dem Crailsheimer Ehrenfriedhof beerdigt.

Davon lebten folgende Ausländer vor ihrem Tod in der heutigen Gemeinde Kirchberg (alle sind im Grabfeld XIII begraben):

Michael Kubicky, geb. 15.10.1922 in Suchoschun, Gemeinde Barando (Polen), gest. 14.4.1945 in Kirchberg/Jagst (Von Deutschen erschossen). Wasil Petryczka, geb. 14.9.1914 in Bukowec (Ukraine), gest. 14.4.1945 in Kirchberg/Jagst (Von Deutschen erschossen). Josef Hepak, geb. 3.11.1918 in Jasicl (Ukraine), gest. 14.4.1945 in Kirchberg/Jagst (Von Deutschen erschossen). Stanislaw Kazmierczak, geb. 12.2.1921 in Janiszaw, Kreis Turek (Polen), gest. 18.4.1945 in Lendsiedel (Todesursache unbekannt). Anna-Kowa Lukiantschin, geb. 10.12.1918 in Charkow (Ukraine), gest. 10.4.1945 (Von amerikanischem Soldat erschossen). Zwei unbekannte Tote – beide sind am 14.4.1945 in der Gemeinde Kirchberg umgekommen – liegen im Grabfeld XIII des Crailsheimer Ehrenfriedhofs. Beide sind wahrscheinlich russischer Nationalität.

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Granatenangriff auf Hornberg:

Hildegart Rieker war auf der Stelle tot

Das 16-jährige Mädchen Hildegart Rieker aus Hornberg wurde bei einem Artillerie-Angriff amerikanischer Soldaten auf ihren Heimatort von einem Granatsplitter getroffen und war sofort tot. „Die Jugendliche wollte gerade Brot aus dem Keller holen, als die Amerikaner am Kriegsende begannen, Hornberg zu beschießen“, berichtete eine Zeitzeugin. Das Grab von Hildegard Rieker besteht noch heute auf dem Friedhof in Hornberg.

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In zwei Eichenauer Scheunen:

Strafkompanie der Deutschen hungerte

In Scheunen der Eichenauer Bauernfamilien Layher und Franz waren am Kriegsende Soldaten einer deutschen Strafkompanie eingesperrt, berichtet eine Zeitzeugin aus Eichenau. Die Gefangenen seien völlig ausgehungert gewesen und von deutschen Soldaten ständig bewacht worden.

Ein solches „Gefängnis“ für deutsche Soldaten habe es für kurze Zeit auch in Hornberg, bei dem dortigen Bauern Prager sowie in Mistlau gegeben.

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Von der Stadt Crailsheim:

Rosa Heinlein kaufte das Haus eines Juden

„Ich habe das Haus der Judenfamilie `Friedmann´ von der Stadt Crailsheim für 3000 Mark gekauft“, erzählte Rosa Heinlein aus Eichenau. Die Judenfamilie sei gestorben, habe es damals von Seiten der Crailsheimer Stadtverwaltung geheißen. Das Haus wurde später bei der Bombardierung von Crailsheim völlig zerstört.

„Das kaputte Haus kaufte mir der heutige Crailsheimer Bäcker Baier für 1500 Reichsmark noch vor dem Kriegsende ab“, berichtete Heinlein weiter. Dieser habe dort später eine Nudelfabrik hingebaut. Die 1500 Mark durfte Heinlein jedoch nicht lange behalten.

Nach dem Krieg mußte die heutige Eichenauerin 900 Mark persönlich bei einer Zahlstelle der Amerikaner in Stuttgart abliefern. Diese Zahlstelle habe den Namen „IRSO“ getragen. „Die Kaufverträge für das Haus habe ich leider weggeworfen“, bedauert die Rentnerin.

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Vor der Erschießung von Viktoria Angela Galczinski:

Mack an SS-Verhören beteiligt

Revierförster August Mack führte von 1939 bis 1945 die NSDAP-Ortsgruppe in Kirchberg

Bei der Entnazifizierung stufte die zuständige Spruchkammer den Kirchberger NSDAP-Ortsgruppenleiter August Mack zunächst als Minderbelasteten ein. In der Berufungsverhandlung vor der Spruchkammer in Ludwigsburg am 21. Januar 1949 wurde dieser Spruch aufgehoben. Die dortigen Richter schätzten Mack nur noch als Mitläufer des NS-Regimes ein.

Die Spruchkammerakte von Mack lagert im Staatsarchiv Ludwigsburg und trägt die Bestandsnummer EL 903/3 AZ J/75/1602.

Daraus ergibt sich, daß Mack bei der Vernehmung von Viktoria Angela Galczinski durch die SS zumindest zeitweise beteiligt gewesen war. Ob er sie allerdings so schwer belastete, daß sie später erschossen wurde, kann nicht endgültig festgestellt werden.

Die zuständigen Richter waren bei der Berufungsverhandlung zu der Auffassung gelangt, daß Mack „nach den angestellten Ermittlungen erwarten läßt, daß er seine Pflichten als Bürger eines friedlichen demokratischen Staates erfüllen werde“.

Ab dem 23. April 1945 befand sich der Kirchberger Ortsgruppenleiter in einem Kornwestheimer Internierungslager mehrere Jahre in politischer Haft.

August Mack wurde am 16. August 1895 in Gaxhardt geboren. Seit 1928 lebte er als Revierförster im Kirchberger Schloß. Er war verheiratet und Vater einer Tochter. Laut Klageschrift des öffentlichen Klägers trat Mack am 1. April 1933 der NSDAP bei. Er blieb Mitglied bis zu deren Auflösung im Jahr 1945. Mack war Blockleiter und von 1936 bis 1945 Zellenleiter der Nazi-Partei in Kirchberg. Außerdem war Mack Mitglied folgender NS-Organisationen: Deutsche Arbeitsfront, NSV, NSKOV, KdF und der Deutschen Jägerschaft. Ab 1939 führte der Revierförster die Geschäfte der Ortsgruppe. Auf seinem „Meldebogen auf Grund des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946“ plädierte der Ortsgruppenleiter zunächst für eine Einstufung als Mitläufer. Als Grund dafür nannte er seine „Gesamthaltung – erwiesen durch Entlastungsmaterial“.

Den Wert dieses Entlastungsmaterials stellte der öffentliche Kläger in seiner Klageschrift in Zweifel. „Ein großer Teil der von dem Betroffenen vorgelegten Entlastungszeugnisse stamme von ehemaligen Nazis, die laut Feststellung der Spruchkammer Crailsheim mit zu den führenden Persönlichkeiten der Partei in Kirchberg zählten. Vielmehr legte der Kläger Mack zur Last, daß er „Hoheitsträger der Partei und damit zuständig für alle Willensäußerungen der NSDAP gewesen ist. Außerdem sei Mack für die politische und weltanschauliche Führung und Ausrichtung des ihm unterstellten Hoheitsbereichs gewesen. Mack war gesamtverantwortlich für die politische Auswirkung aller Maßnahmen der Ämter, Gliederungen und angeschlossenen Partei-Verbände.

Der Kirchberger Ortsgruppenleiter wird von Zeugen als überzeugter Nazi bezeichnet, der bis zum Ende alles getan hat, die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus zu festigen und zu erhalten. Weiter berichteten Zeugen vor der Spruchkammer, daß Mack jeden Widerspruch von Andersdenkenden bereits im Keim erstickte. Der öffentliche Kläger der Internierungslager ging in seiner negativen Einschätzung Macks sogar noch weiter. „Mack führte sich in der Öffentlichkeit als fanatischer Nazi auf und hielt Reden im nationalsozialistischen Sinne. Der Betroffene wurde beschuldigt, die Frau des Lamm-Wirts in Kirchberg bei der Kreisleitung denunziert zu haben. Ferner wurde Mack zur Last gelegt, daß er für alle Erschießungen durch SS-Gendarmen in Kirchberg mitverantwortlich war. In diesem Zusammenhang erwähnte der Kläger, daß Kirchberg „als Muster eines reaktionären Nestes gegolten hat, wo deutschnationale Mucker, Nazis, Stahlhelm und SA-Barone, zusammen mit durch Alkohol ausgehaltenen Tagelöhnern das Regiment führten“.

Der Kläger stellte zusammenfassend fest, daß Mack durch seine Stellung und Tätigkeit die NS-Gewaltherrschaft wesentlich gefördert hat und sich als ein überzeugter Anhänger erwies. Darüber hinaus habe er seine Stellung zu Zwang und Drohungen ausgenützt. Aus diesen Gründen beantragte der öffentliche Kläger am 3. November 1947, Mack in die Gruppe der Belasteten einzureihen.

In seiner Erwiderung auf die Klageschrift verwies Mack darauf, daß er nach besten Kräften den Auswirkungen der Gewaltherrschaft entgegengewirkt habe. Dadurch habe er der Ungerechtigkeit, Willkür und Unterdrückung entgegengearbeitet. Opfer und Gegner des Faschismus habe er gefördert und unterstützt. Unter anderem hat sich Mack nach eigenen Angaben dafür eingesetzt, daß der

konfessionelle Kindergarten auch während der Nazidiktatur erhalten blieb. Außerdem habe er trotz vielfacher Gelegenheit nie eine Anzeige gegen Schwarzhörer oder Parteigegner erstattet. Auf Grund dessen beantragte Mack, die Einstufung in die Gruppe der Minderbelasteten. Seine Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg (Kopf- und Unterschenkelschuß) und einen Arbeitsunfall brachte der ehemalige Ortsgruppenleiter als Milderungsgründe vor.

Der von den Amerikanern eingesetzte Kirchberger Bürgermeister Blöß schrieb am 22. Oktober 1947 in einem Brief an die Spruchkammer, daß der Revierförster als Parteimitglied der NSDAP und Ortsgruppenleiter von der guten Sache seines Tuns überzeugt war. „Mit kurzen Worten“, so Blöß, „er war Ortsgruppenleiter des Führers“.

Die Ermittlungen der Spruchkammer hatten ergeben, daß der Ortsgruppenleiter in der Verfolgung der Parteiziele unnachgiebig gewesen war. Durch Propagandareden habe er die Bevölkerung im nationalsozialistischen Sinne beeinflußt und Druck auf sie ausgebt. Die NSDAP-Mitgliedschaft habe er bedenkenlos für seine persönlichen Macht- und Geltungsbedürfnisse ausgenutzt.

Einige Bürger Kirchbergs, die sich selbst teilweise als Nazi-Gegner bezeichneten, nahmen Mack indessen in Schutz. Weil er sich ihnen gegenüber fair verhalten und manche Vorfälle nicht weitergemeldet habe, sei ihnen größeres Übel erspart geblieben.

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Stellvertretender Bürgermeister Georg Wirth:

Er schützte spätere Opfer nicht

Wirth wurde gegen Ende des Krieges von der SS verhaftet – wenige Tage später freigelassen

Weit auseinander gehen die Ansichten der Spruchkammerzeugen im Fall des stellvertretenden Kirchberger Bürger-meisters Georg Wirth. Die einen bezeichneten ihn als „überzeugten Nazi“, andere wiederum stellten ihn als einen „inneren Gegner“ des Regimes dar. Nach der Einberufung des damaligen Bürgermeister Max Wendler (von 1940-45) zur Wehrmacht führte Wirth die Geschäfte der Stadt Kirchberg.

Georg Wirth wurde am 22. Dezember 1947 von der Spruchkammer Crailsheim als „Belasteter“ eingestuft. (Quelle: Entnazifizierungsakte im Staatsarchiv Ludwigsburg, AZ: EL 902/5 Nr. 9/24/814) Er sollte mindestens 15 000 Reichsmark Strafe bezahlen und eineinhalb Jahre Sonderarbeiten für die Allgemeinheit leisten. Mindestens fünf Jahre sollte Wirth seinem Beruf als Sattler nicht mehr selbständig nachgehen dürfen. Wirth wurde von den Alliierten 16 Monate in politischer Haft gehalten.

Dieses Spruchkammer-Urteil wurde in der Berufungsverhandlung am 18. August 1949 wieder aufgehoben. Der Sattlermeister galt fortan nur noch als „Minderbelasteter“. Der 1884 geborene Mann bekam eine Bewährungsfrist von einem Jahr und mußte 3000 D-Mark in einen Wiedergutmachungsfonds zahlen. Außerdem mußte Wirth die Kosten des ersten Verfahrens selbst tragen. Das Berufungsverfahren hingegen wurde aus der Staatskasse bezahlt.

Dem ehemaligen Bürgermeister-Stellvertreter wurde vor allem zur Last gelegt, daß er bei den Todesurteilen durch die SS gegen vier Fremdarbeiter und Angelika Galczinski nicht das Wort gegen diese „unmenschlichen Urteile“ ergriffen hat. Dieses Verhalten isoliert betrachtet, hätte auch in der Berufungsverhandlung Wirths Einstufung als Belasteter bedeutet. Doch zu seiner Entlastung wurde berücksichtigt, daß der Kirchberger Nazi zwei Gefangene aus Germersheim im Ort duldete und ihnen heimlich Lebensmittel-karten zukommen ließ. Außerdem habe er einen Gendarmen durch gutes Zureden davon überzeugt, daß dieser zwei Mädchen (ausländische Arbeiterinnen) wieder freiließ.

Wirth selbst stufte sich auf seinem Meldebogen vor der ersten Spruchkammerverhandlung als Entlasteten ein. Als Grund gab er an, am 8. April 1945, daß er „wegen kampfloser Übergabe der Stadt und Hissung der weißen Fahne zum Tode verurteilt“ worden sei. Nur durch das rasche Vorgehen der amerikanischen Truppen sei er vor der Vollstreckung bewahrt worden. Zeugen sagen jedoch aus, daß Wirth die weiße Flagge gar nicht selbst gehißt habe.

Wirth trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei. Nach seinen eigenen Aussagen, um nicht seinen Sitz im Gemeinderat der Stadt zu verlieren. 1928 wurde Wirth erstmals in den Kirchberger Gemeinderat gewählt. Bereits im November 1932 wählte der Sattlermeister die NSDAP (eigene Aussage). „Es hat also keiner besonderen Überzeugungsarbeit der Parteileiter bedurft, Wirth in ihre Reihen einzugliedern“, stellte der öffentliche Kläger fest. Nach Aussagen eines Zeitzeugen gab es auch nach dem 1. Mai 1933 noch ein Gemeinderatsmitglied, das nicht in der Nazi-Partei war. Nichtmitgliedschaft hatte also nicht die sofortige Amtsenthebung zur Folge.

Wirth hatte mehrere Ämter in der NSDAP inne. Von 1933 bis 1934 war er Scharführer der SA-Reserve in Kirchberg. Außerdem war der Sattlermeister von 1934 bis 1945 Ortsobmann der Deutschen Arbeitsfront und von 1943 bis 1945 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.

Vom Crailsheimer Kreisleiter Otto Hänle wurde Wirth im November 1944 zum Kompanieführer des Volkssturms bestimmt. Wirth war sogar mehrere Jahre Hundertschaftsführer der politischen Leiter.

In Kirchberg verfügte Wirth nach seinen eigenen Aussagen über drei Zellenleiter und acht bis zehn Blockwarte. Von vier Blockwarten und fünf Mitgliedern der DAF ließ sich Wirth in fast gleichlautenden Erklärungen bescheinigen, daß er sich „nicht nazistisch verhalten hat“. Vielmehr sei er „der Sache ziemlich interesselos gegenbergestanden“. Trotzdem hat er mit den politischen Leitern alle vier Wochen exerziert und das Pistolenschießen gebt. Bürgermeister Max Wendler bezeichnete dieses Schießen als „rein sportliche Geschichte“.

Wirths geschäftliche Beziehungen zu Juden schätzte die Spruchkammer im ersten Verfahren als „nüchtere kaufmännische Berechnung ein“. Sie seien „kein Beweis für eine prosemitische Haltung“.

Nach Zeugenaussagen hat sich Wirth gegenüber Andersdenkenden grob und hemmungslos verhalten – vor allem gegenüber denjenigen, die wehr- oder machtlos waren. Eine Zeugin habe er gar mit einem Stück Holz bedroht.

Zu seiner Entlastung gab der Angeklagte an, daß er die Evakuierung Kirchbergs verhindert, den Volkssturm frühzeitig aufgelöst und das Hissen einer weißen Fahne am Stadtturm veranlaßt habe. Wegen der beiden letztgenannten Maßnahmen sei er von der SS verhaftet worden.

Doch dies hat sich nach Angaben von Zeugen anders abgespielt. Die Anweisung, die Fahne am Stadtturm zu hissen, sei nicht von Wirth gekommen. Vielmehr sei er hin- und hergeschwankt, weil er offensichtlich nicht wußte wie er sich verhalten sollte.

Die weiße Fahne sei zu diesem Zeitpunkt bereits am Stadtturm gehangen. Hedwig Zorn hat diese nach eigenen Angaben dort aufgehängt. „40 bis 50 weiße Fahnen sind insgesamt in Kirchberg zu sehen gewesen“, so Wirth bei seiner Spruchkammer-Vernehmung.

In der Berufungsverhandlung gab Wirth an, daß er von den erschossenen Fremdarbeitern beim Einmarsch der Amerikaner nichts zu befürchten hatte. Denn er habe sich mit ihnen gut verstanden.

Die offizielle Stellungnahme der Aktenauswertung vor der Berufungsverhandlung bescheinigte Wirth jedoch „bei allen Vorkommnissen in Kirchberg eine besonders erbärmliche Haltung. Wirth ist an der nazistischen Entwicklung des Ortes Kirchberg maßgeblich beteiligt gewesen“. Andersdenkenden habe er, wo er nur konnte, Schaden zugefügt und sie an solchen Stellen eingesetzt, wo selbst deren Leben in Gefahr kam. „Jetzt, wo der Betroffene für seine gemeinen Handlungen geradestehen soll, zeigt er sich als besonderer Feigling,“ so der öffentliche Kläger.

Vor allem, weil Wirth nichts unternommen hat, um die Erschießung der vier „unschuldigen Ausländer“ und Viktoria Angela Galczinski – Mutter zweier Kinder – zu verhindern, wäre es, so der Ankläger „unverantwortlich, dem Betroffenen auch nur das geringste Entgegenkommen“ zu zeigen.

Bei den „Parasiten von der SS“, so der öffentliche Ankläger müsse Wirth einen guten Namen gehabt haben. Sonst wären sie nicht zwei Tage lang auf ihn zugekommen, sondern „hätten wie bei den ausländischen Arbeitern und der Kirchberger Frau, kurzen Prozeß mit ihm gemacht“.

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Max Wendler war während der gesamten NS-Zeit Bürgermeister von Kirchberg

Nach dem Krieg: Wiederwahl

Der Kirchberger Schultheiß war von 1931 bis 1945 und von 1948 bis 1966 im Amt

Als die Entlastungszeugnisse für Max Wendler vor der Spruchkammer verlesen wurden, wurde ihm vorgeworfen, er habe sie selbst geschrieben und nur von den Zeugen unterschreiben lassen. Alle Zeugnisse seien mit derselben Schreibmaschine geschrieben worden.

Wendler wurde von der Spruchkammer Crailsheim dennoch als Mitläufer eingestuft. Begründung: Er habe „am Nationalsozialismus nicht mehr als nominell teilgenommen“. Wendler habe diesen „nur unwesentlich unterstützt“.

Als Körperversehrter im Sinne der Weihnachtsamnestie-Verordnung vom 5. Februar 1947 wurde das Verfahren gegen Wendler schließlich eingestellt. Von der formellen Belastung her, wurde er jedoch als „Belasteter“ im Sinne des „Gesetzes zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus“ angesehen.

Max Wendler ist 1905 geboren. Von Beruf war er Verwaltungsbeamter. Vom 1. Mai 1933 bis 1945 ist Wendler Mitglied der NSDAP gewesen. Blockleiter der NSDAP war er von 1937 bis 1940, NS-Blockleiter von 1934 bis 1935, SA-Reservemann von 1933 bis 1934. Bürgermeister von Kirchberg war Wendler von 1931 bis 1945 und von 1948 bis 1966.

Von 1960 bis zur Gemeindereform 1972 war Wendler noch Bürgermeister von Hornberg. Der Kirchberger Alt-Bürgermeister überstand also drei politische Systeme als erster Mann der Stadt Kirchberg. 1981 ist Wendler verstorben. Sein Grab befindet sich noch heute auf dem neuen Friedhof in Kirchberg.

Seinen eigenen Angaben zufolge hat sich Wendler lange „kategorisch gewehrt“ der Nazi-Partei beizutreten. Sogar noch dann als ihm von „maßgeblicher Parteiseite bedeutet wurde, daß sein weiteres Verbleiben im Amt als Bürgermeister für den Fall des Nicht-Parteibeitritts äußerst fraglich sei“.

Diesen Standpunkt habe er erst geändert, als in der „Märzwahl 1933“ der Stimmenanteil der NSDAP in Kirchberg von zuvor 40 auf rund „75 Prozent hochschnellte“.

Bis dahin habe Wendler vor allem wegen der „überparteilichen Zusammensetzung des Kirchberger Gemeinderates eine abweisende Haltung zum Nationalsozialismus beibehalten können“. Doch nach dieser Wahl sei der Kirchberger Gemeinderat in Wendler Abwesenheit durch die Partei „gleichgeschaltet worden“. Dies sei alles ohne Rücksprache mit ihm erfolgt. für Wendler gab es nach seinen eigenen Angaben nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder in die Partei eintreten oder abgesetzt werden.

Die Arbeit im Gemeinderat habe sich nach der Gleichschaltung als äußerst schwierig erwiesen. Wendler sei ab diesem Moment „im Gemeinderat alleine dagestanden“. Aus besonderer Rücksicht auf seine Familie und seine weitere Existenz habe er sich entschlossen, in die Partei einzutreten.

Wendler hat seinen eigenen Angaben zufolge aus „seinem bescheidenen Blickwinkel“ die Legalität der Regierungsbildung Hitlers nicht anzweifeln können. Der Alt-Bürgermeister war der Ansicht, daß er durch sein Verbleiben im Amt „unerwünschte Elemente ferngehalten und dadurch erreicht habe, daß alle Gemeindebürger unbehelligt blieben“.

Seine Mitgliedschaft in der SA-Reserve spielte Wendler herunter. Die Zusammenkünfte der SA-Reserve hätten „vorwiegend vereinsmäßigen Charakter gehabt. Als er diesen Zusammenkünften immer häufiger fernblieb, wurde er mehrfach angefeindet“, so Wendler vor der Spruchkammer. Daraus habe auch sein „schlechtes Verhältnis zur NS-Kreisleitung“ hergerührt.

Als die NSDAP-Ortsgruppen nach der Machtübergabe an Hitler ausgebaut wurden habe Wendler auf Drängen des Ortsgruppenleiters Friedrich Bauer die Geschäfte der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übernommen. Dieses Amt bekleidete Wendler etwa 14 Monate lang.

Seine Tätigkeit als Blockwart habe lediglich darin bestanden, die Mitgliedsbeiträge von fünf Parteigenossen einzukassieren und Abzeichen des Winterhilfswerkes (WHW) und ähnlichem zu verkaufen. Von einer politischen Tätigkeit könne überhaupt nicht gesprochen werden, so Wendler.

Während seiner gesamten Amtszeit habe er nicht ein einziges Parteimitglied geworben. Sowieso sei er allen Parteidingen „stets äußerst passiv gegenbergestanden“. Dadurch sei er „in vielfachen Widerspruch mit der Kreisleitung gekommen“. So habe er beispielsweise keine öffentlichen politischen Reden gehalten. Lediglich Begrüßungsansprachen zu offiziellen Feiern wie Heldengedenktag, Maifeier oder Erntedankfest habe er gehalten. Bei solchen Veranstaltungen habe es lediglich Radioübertragungen von NS-Reden Hitlers oder Goebbels gegeben. Zahlreiche Artikel der Lokalzeitung „Der Franke“ belegen jedoch das Gegenteil. Darin wird auch von politischen Stellungnahmen Wendler im nazistischen Sinne berichtet.

Seiner Schwester will Wendler verboten haben, in die NS-Frauenschaft einzutreten. Allen Kirchberger Bürgern sei er loyal gegenbergestanden und habe niemand bevorzugt.

Deshalb habe es in Kirchberg auch „keine Ausschreitungen gegeben“. Nie sei jemand politisch verfolgt oder denunziert worden. Es wurden in Kirchberg auch keine Straßen, Plätze oder Gebäude nach Naziführern benannt, berichtete Wendler. Aus der Kirche sei er nie ausgetreten und habe auch keiner anderen „politischen Glaubensbewegung angehört“.

Das schlechte Verhältnis zur NS-Kreisleitung wollte Wendler nicht überspannen. Angegebener Grund: Sein jüngerer Bruder Rudolf wurde 1935 wegen eines politischen Vergehens sechs Monate inhaftiert. Wegen eines „erneuten angeblich politischen Delikts“ sei Rudolf Wendler 1937 zu zweieinhalb Jahren KZ-Haft in Buchenwald verurteilt worden. Bis 1943 sei Rudolf Wendler „wehrunwürdig“ gewesen. Im September 1944 ist er dann doch als Soldat bei „einem Sonderkommando gefallen“.

Wendler gab vor der Spruchkammer an, seinem Bruder ständig mit Rat und Tat (auch bei Gerichtssachen) beigestanden zu haben. Bereits am 10. Januar 1940 wurde Wendler selbst zum Wehrdienst beim Heer eingezogen. Er sei einer von zwei Bürgermeistern im Kreis gewesen, die nicht „uk-gestellt waren“ und eingezogen wurden.

Das Amt des Bürgermeister behielt der Verwaltungsbeamte aber auch als Soldat weiter bis zum Kriegsende inne. Hin und wieder leitete Wendler, wenn er auf Heimaturlaub war Sitzungen des Gemeinderats. Als Stellvertreter im Amt fungierte nach dem Einrücken Wendler der Sattlermeister Georg Wirth.

Als Soldat erhielt Wendler einen Kopfschuß. Dadurch litt Wendler später unter schweren Gleichgewichtsstörungen und wurde nach dem Krieg zunächst als nicht arbeitsfähig eingestuft (über 50 Prozent kriegsversehrt).

„Fr seine Verdienste als Bürgermeister vor, während und nach dem Krieg“ wurde Max Wendler am 14. Juli 1983 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Kirchberg verliehen. Dies teilte die Stadtverwaltung Kirchberg auf Nachfrage des Autors mit.

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Ortsgruppenleiter Richard Wagner

Wagner änderte Einstellung

Der Kirchberger Metzgermeister trat bereits 1931 der NSDAP bei

Richard Wagner wurde von Kirchberger Zeit-Zeugen als „guter Nationalsozialist geschildert“. Der Ortsgruppenleiter (von 1934 bis 1939) trug die Partei-Uniform und hielt auch Reden bei NSDAP-Veranstaltungen. Es sei aber nicht bekanntgeworden, daß er Bürger angezeigt oder bedroht hätte.

Bis 22. Juni 1947 befand sich Wagner im Internierungslager „3rd Civilian Internment Camp R and i.S.“. Der Metzgermeister (geboren am 17. März 1899) fiel unter die Weihnachtsamnestie vom 5. März 1947. Wagner wurde am 5. April 1948 von der Spruchkammer im vereinfachten Verfahren in die Gruppe der Mitläufer eingereiht. Entlastend schien bei der Spruchkammer die Tatsache gewirkt zu haben, daß Wagner, obwohl er Ortsgruppenleiter war, bereits im August 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde.

Formell war Wagner folgendermaßen belastet: Er war Parteimitglied der NSDAP seit 1931 und Ortsgruppenleiter von 1934 bis 1939. Laut Meldebogen gehörte Wagner noch folgenden Nazi-Organisationen als Mitglied an: NSV, DAF, RKB, A.O. und RBL.

Wagner wurde von Zeugen als „harmloser und ruhiger Parteigenosse“ dargestellt. Als Ortsgruppenleiter trat er „auftragsgemäß in der Öffentlichkeit in Erscheinung“. Er sei niemandem zu nahe getreten. Während seiner Zeit bei der Wehrmacht (Baukompanie 571, später in der Schlachtereiabteilung im Range eines Obergefreiten) habe er „seine Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus geändert und war nachher nicht mehr so ein Nationalsozialist wie früher“. Bei der Entlassung aus dem Internierungslager wurde Wagner (1,68 Meter groß) auf einem ärztlichen Attest als schlank bezeichnet. Nach Zeugenaussagen Kirchberger Bürger war Wagner vor dem Krieg eher stark gebaut. Dies könnte auf schlechte Ernährung im Internierungslager hindeuten.

Das Landratsamt Crailsheim forderte am 9. Oktober 1957 Wagners Spruchkammer-akten an. Grund: Um den Kriegsgefangenen-Entschädigungsantrag von Wagner entscheiden zu können.

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Friedrich Bauer aus Kirchberg

Erster Ortsgruppenleiter

Der Buchbindermeister war bereits 1932 Stützpunktleiter der NSDAP

Friedrich Bauer leitete die Kirchberger Ortsgruppe der NSDAP mit kurzer Unterbrechung von 1932 bis 1934. Ende 1934 legte er sein Amt nieder, weil er nach eigener Aussage mit der antikirchlichen Politik der Nazis nichts mehr zu tun haben wollte. Bauer blieb aber weiterhin Mitglied der Partei und Mitglied im Gemeinderat Kirchberg bis ins Jahr 1945.

Obwohl er sich schon früh aus den Parteiämtern zurückzog, wurde er im August 1945 im Internierungslager Kornwestheim gefangen gehalten. Am 25. Mai 1945 verstarb der Buchbindermeister im Alter von 69 Jahren in Kirchberg, kurz nach seiner Entlassung aus dem Internierungslager. Trotzdem mußten seine Erben 1000 Reichsmark Geldstrafe aus dem Urteil der Spruchkammer an einen Wiedergutmachungsfonds leisten. Denn Bauers Tod trat erst nach Rechtskraft des Spruchkammerurteils vom 11. April 1947 ein. Von der Spruchkammer wurde Bauer als Minderbelasteter eingestuft. Er erhielt eine Bewährungsfrist von zwei Jahren.

In der Klageschrift wurde trotz des milden Urteils für den frühen Parteikämpfer festgestellt, daß Bauer durch seine Ämter und seine Tätigkeit die Gewaltherrschaft der NSDAP „wesentlich unterstützt hat“. Der öffentliche Kläger machte Bauer vor allem zum Vorwurf, daß er als kirchlich eingestellter Mann, den Nationalsozialismus mit dem Ansehen seiner Person und durch seine Stellung wesentlich gefördert hat. Formell sei er gar als Belasteter einzustufen gewesen. Doch wegen seines guten Eindrucks, während seiner Inhaftierung und bei den Vernehmungen durch den öffentlichen Kläger, sei er milder zu beurteilen gewesen.

Ein Parteiredner der Nazis, so Bauer, habe 1934 in der Kirchberger Turnhalle so gegen die Kirche und den Landesbischof gehetzt, daß er als Ortsgruppenleiter einer Behauptung seiner Tochter Julie zufolge dagegen öffentlich Stellung bezog. Auch habe er es abgelehnt – wie von Parteiführern auf einer Tagung gefordert – den Stadtpfarrer Diez in Kirchberg zu bespitzeln.

Doch Bauer hielt auch politische Ansprachen im Sinne des Nationalsozialismus, wie einige Artikel in der lokalen Presse belegen.

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Postmitarbeiter berichtete:

Mann aus Dörrmenz schrieb Briefe aus KZ

Nach Mitteilungen eines ehemaligen Mitarbeiters der Kirchberger Post hat etwa um das Jahr 1940 ein Mann aus Dörrmenz mehrere Briefe aus einem Konzentrationslager an seine Familie in Dörrmenz geschickt. Der Mann habe in einem der Häuser links am Ortsausgang des Dorfes Richtung Leofels gewohnt (oberhalb des heutigen Anwesens von Georg Wackler). Bei diesen Briefen habe es sich um spezielle Formbriefe gehandelt. Nach Ansicht des Zeitzeugen ist dieser Mann in einem Konzentrationslager verstorben. Weshalb dieser Mann im Konzentrationslager war, ist bisher nicht bekannt.

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Gemeinde Lendsiedel

Staigmüller schützte Mann vor Kastration

Nach Angaben eines Zeugen aus Kleinallmerspann verhinderte der Lendsiedel Bürgermeister Otto Staigmüller durch seine Tätigkeit als Berater die Kastration eines Bauernsohnes seiner Gemeinde. Staigmüller empfahl dem Vater des Betroffenen, die Kreisbauernschaft einzuschalten, „um die Sache zu verzögern“. Weiterhin solle sich der Bauer einen Rechtsanwalt nehmen. Denn alleine könne er „die Sache“ nicht durchstehen, so Staigmüller zu dem Ratsuchenden. Die Kastration konnte verhindert werden.

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In Kirchberg:

Gemeinderat schaffte Hakenkreuzfahne an

In der Sitzung am 22. März 1933 genehmigten die elf anwesenden Mitglieder des Kirchberger Gemeinderats die Anschaffung einer schwarz-weiß-roten Fahne sowie einer Hakenkreuzfahne. Von den insgesamt 13 Mitgliedern waren bei dieser Sitzung nicht dabei: Stadtrat Krauss, sowie Stadtrat Gellichsheimer (verstorben). Dies geht aus dem Sitzungsprotokoll dieser Gemeinderatsitzung hervor.

Hauptlehrer Wendnagel beantragte als stellvertretender Schulvorstand für den 1. Mai 1933 die Anschaffung einer schwarz-weiß-roten Fahne sowie einer Hakenkreuzfahne. Die Anschaffung wurde genehmigt, die Lieferung an Ernst Stoll bertragen.

Weiterhin wurde beschlossen, daß die Kosten für die Nazi-Maifeier von der Stadtkasse übernommen werden.

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In Kirchberg:

Gemeinderat wurde aufgelöst

1933 wurde die Zahl der Gemeinderäte auf sechs festgelegt – 1935 auf fünf reduziert

Durch das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich galt der Gemeinderat Kirchberg/Jagst als aufgelöst. (Protokoll des Gemeinderates Kirchberg im Mai 1933). Das Staatsministerium ermächtigte daraufhin den Ortsvorsteher (Bürgermeister) bis zur Neubildung des Gemeinderates die Gemeinde zu vertreten.

Der Kirchberger „Ortsvorsteher“ konnte daraufhin alleinige Beschlüsse fassen. In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 6. Mai, abends sechs Uhr wurden drei neue Gemeinderäte (Friedrich Bauer, Friedrich Dorsch, Richard Wagner) eingesetzt, drei alte (Georg Wirth, Friedrich Weinmann, Gastwirt Scholl) auf ihren früher geleisteten Diensteid hingewiesen. Ersatzmänner waren laut „Vaterlandsfreund“ vom 6. Mai 1933 Fritz Beck, Karl Wanner und Josef Pulvermüller. Dem Zeitungsbericht zufolge hatten die Nationalsozialisten und der Kampfblock Schwarz-Weiß-Rot diesen Wahlvorschlag gemeinsam eingebracht. Statt zuvor 13 hatte der Kirchberger Gemeinderat daraufhin nur noch sieben Mitglieder.

Bürgermeister Max Wendler wies die Mitglieder in der ersten Sitzung eingehend auf die Rechte und Pflichten des Gemeinderates aufgrund der neuen Gemeindeordnung hin. Stadtrat Friedrich Bauer gedachte in einer kurzen Ansprache „der Wahrhaftigkeit und Zielbewußtheit der Staatsumwälzung 1933 gegenüber derjenigen von 1918“, steht im gleichen Sitzungsprotokoll.

Bürgermeister Wendler schlug vor, gleichzeitig einen zweiten Bürgermeister-Stellvertreter zu bestellen. In geheimer Wahl wurden mit je sechs Stimmen gewählt: „Zum 1. Stellvertreter: Georg Wirth, Sattlermeister. Zum 2. Stellvertreter Friedrich Bauer, Buchbindermeister.“ In der Gemeinderatsitzung am 7. August 1935 wurden durch den Beauftragten der NSDAP folgende Männer von Bürgermeister Wendler zu Gemeinderäten ernannt: Friedrich Bauer, Buchbindermeister, Friedrich Dorsch, Mühlenbesitzer, Friedrich Weinmann, Bauer, Wilhelm Scholl, Gastwirt und Friedrich Pfannkuch, Landpostbote. Die neuen Gemeinderäte wurden wie Beamte oder Wehrmachtsangehörige vereidigt. Sie wurden von Ortsgruppenleiter Richard Wagner „feierlich in ihr Amt eingeführt. Als Beigeordnete wurden gewählt: Georg Wirth und Richard Wagner.

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Kurz notiert


Gremienwahlen:

Durch Zuruf neue Mitglieder gewählt

Der Gemeinderat Kirchberg wählte am 25. Juli 1933 „durch Zuruf“ folgende Mitglieder in den neuen Gewerbeorts-schulrat: „Fr. Golletz (1. Vorsitzender), Fr. Bauer (2. Vorsitzender), Fr. Freitag, Schreinermeister, Wilhelm Zettler, Schlossermeister, Richard Wagner, Metzgermeister, Karl Wider, Kaufmann. Als Stellvertreter: Gottl. Benner, Paul Holzinger und Friedr. Keller.“

Die Steuersatzbehörde wurde in gleicher Sitzung ebenfalls neu besetzt. Ebenfalls durch Zuruf wurden gewählt: die Stadträte Dorsch, Weinmann und Bauer sowie Stadtpfleger Lezerkoss.

Zum neuen Stadtpfleger (auf drei Jahre) wurde der ledige Kaufmann Robert Wirth mit vier von sechs abgegebenen Stimmen gewählt. Zwei Stimmen entfielen auf den Bewerber Wilhelm Kurr. Wahlbegründung: Robert Wirth war Kriegsteilnehmer. „Auf Grund seiner Vorbildung und Persönlichkeit garantiere er eine den Interessen der Gemeinde Rechnung tragende Geschäftsführung.“ Zusätzliche Argumente: Wirth war seit vier Jahren arbeitslos, die Lage seiner Wohnung sei zentral und seine sachlichen Verhältnisse seien geordnet.

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Ortsschulräte:

Baumann, Hörner und Dorsch gewählt

Die Amtszeit der Ortsschulräte für Volksschulen Gewerbe- und Handelsschulen endete am 15. Mai 1933. Der Gemeinderat Kirchberg wählte daraufhin am 19. Mai 1933 Konditormeister Baumann, Metzgermeister Hörner und Mühlenbesitzer Dorsch zu Ortsschulräten.

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Lendsiedel Seifenfabrikant

Heinrich Schuster warb für die Nazis

Ein großer Anhänger, „alter Kämpfer“ und Amtsträger der NSDAP in Lendsiedel war der Seifenfabrikant Heinrich Schuster. Dies belegen zahlreiche Zeugenaussagen und Akten. Schuster war Ortsgruppenleiter (später Zellenleiter) von Lendsiedel. 1933 war er wenige Monate lang Ortsgruppenleiter von Kirchberg. Nach Angaben von Bürgermeister Otto Staigmüller aus Lendsiedel war Schuster gar Vertrauensmann des Sicherheitsdienstes der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Schuster warb nachweislich Männer für Naziposten. Der HJ Lendsiedel spendierte der Fabrikant ein eigenes Heim und der Gemeinde einen NS-Kindergarten.

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Plakate in Kirchberg:

„Das sind die Ami-Huren“

„Nach dem ersten Einmarsch der Amerikaner in Kirchberg hängten gutbetuchte Kirchberger Bürger Plakate mit vier oder fünf Frauennamen an Laternenpfosten in der Stadt. Eines dieser Plakate hing an einem Laternenmast beim Gasthaus Silberau“. Dies berichtete der frühere Kirchberger Bürger Adolf Köhler.

Der Name seiner Schwester Hildegard Franke sei auch auf diesen Plakaten gestanden. Hildegard Franke wurde wie Viktoria Angela Galczinski nach dem Abmarsch der Amerikaner von der SS im Kirchberger Schloß verhört.

Auf den Plakaten stand nach Angaben von Hildegard Franke sinngemäß, so Köhler: „Das sind die Ami-Huren“. Den Frauen wurde von empörten Spießbürgern vorgeworfen, sie hätten mit den Amerikanern gesprochen, ihnen zu trinken gegeben und Blumensträuße überreicht. „Doch sie taten dies nur aus Freude, weil sie glaubten, der Krieg sei damit endlich beendet“, erklärte Köhler.

Bei der Vernehmung durch die SS sei seiner Schwester zugute gekommen, daß der dabei anwesende Ortsgruppenleiter August Mack den Vater der Verhörten gut kannte. Mack soll sich deshalb für die Freilassung von Hildegard Franke eingesetzt haben. Die junge Frau wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Viktoria Galczinski aber den Henkern überlassen.

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In Kirchberg:

Nazi-Plan: Gauführerschule

Stellvertretender Gauleiter Friedrich Schmidt bevorzugte Haus des Apothekers Prassler

Im April 1934 bekam Kirchberg hohen Besuch. Gauleiter-Stellvertreter Friedrich Schmidt wollte wegen des geplanten Baus einer Gauführerschule in Kirchberg persönlich mit dem Bürger-meister und dem Ortsgruppenleiter verhandeln.

Als geeignetes Objekt wurde das Haus des Kirchberger Apothekers Prassler angesehen. Doch Prassler lehnte eine Vermietung auf zwei Jahre ab. Bei einer Vermietung auf fünf Jahre verlangte der Apotheker einen jährlichen Mietzins von 1000 Reichsmark, zuzüglich einer notwendigen Instandsetzung des Hauses.

Vor den Verhandlungen mit Prassler bekamen Bürgermeister Max Wendler und Ortsgruppenleiter Friedrich Bauer eine Ablehnung vom Besitzer des Gasthauses Württemberger Hof (Wurst). Die Gauleitung verlangte daß sich die Stadt Kirchberg an der Einrichtung der Schule durch die Übernahme des entstehenden Mietzinses beteiligt. Außerdem sollte sich die Stadt an der Einrichtung einer Waschgelegenheit beteiligen. Der Gauleiter wollte für den Bestand der Schule jedoch nur für die Dauer von zwei Jahren garantieren. Die Gauleitung verlangte von der Stadt Kirchberg ein baldiges schriftliches Angebot.

In der Gemeinderatsitzung vom 10. April 1934 sprachen sich die Kirchberger Gemeinderäte für eine finanzielle Beteiligung der Stadt an dem Bau einer Gauführerschule in Kirchberg aus. Die Gemeinderäte versprachen sich dadurch einen wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde durch diesen „maßgebenden Wirtschaftsfaktor“.

Sie faßten deshalb folgenden Beschluß: „Bei zweijähriger Dauer der Gauführerschule übernimmt die Stadtgemeinde den entstehenden Aufwand an Miete. Bei fünfjähriger und längerer Dauer ist die Gemeinde bereit, neben der Übernahme der Miete die notwendigen Waschgelegenheiten einrichten zu lassen, oder je nach Höhe der Baukosten, sich mit einem Zuschuß zu beteiligen. Der Gemeinderat bat die Gauleitung, wenn möglich, eine längere Mietzeit zu garantieren oder nach Aufhebung der Schule eine andere ähnliche Anstalt in diesem Gebäude in Aussicht zu stellen.“ Es gibt jedoch keine Belege dafür, daß die Gauführerschule jemals eingeweiht wurde.

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NSDAP-Ortsgruppe Kirchberg wollte Großlautsprecher

Lendsiedel verweigerte Geld

Gemeinderat Kirchberg: Das Gerät darf nie von Lendsiedel benutzt werden

„Bei Veranstaltungen der NSDAP hat sich immer das Fehlen eines Großlautsprechers bemerkbar gemacht“, behauptete die Ortsgruppe Kirchberg. Sie forderte die Gemeinden Kirchberg, Lendsiedel, Gaggstatt und Hornberg deshalb auf, ein gemeinsames Gerät anzuschaffen. Doch die Gemeinde Lendsiedel verweigerte dazu ihre Zustimmung.

Fr ihre ablehnende Haltung führten die Lendsiedel an, „die Übertragung in Gaggstatt hat gezeigt, daß das Gerät zwar gut, die Aufmerksamkeit der Zuhörer aber sehr zu wüschen übrig gelassen hat“. Die Gemeinde Lendsiedel sah deshalb die Notwendigkeit eines solchen Lautsprechers nicht ein. „Diese Auffassung zu widerlegen ist wohl Sache der Partei“, meinten die Kirchberger Gemeinderäte daraufhin in ihrer Sitzung am 28. Oktober 1936.

Nachdem die Gemeinde Lendsiedel als Mitfinancier ausfiel, schlug Bürgermeister Max Wendler vor, das Gerät gleichzeitig als Schulgerät für die Stadt Kirchberg zu benutzen. Dafür wollte er im voraus die Hälfte der Anschaffungskosten (400 Reichsmark) übernehmen. Den Rest sollten sich die Gemeinden Gaggstatt und Hornberg sowie die Partei teilen. Es komme wegen des ablehnenden Verhaltens von Lendsiedel aber nicht in Frage, das Gerät nach Lendsiedel zu verleihen, nicht einmal bei Veranstaltungen der Partei oder der NSDAP-Ortsgruppe. Diesem Vorschlag des Bürgermeister stimmten die Kirchberger Gemeinderäte zu. Der Großlautsprecher sollte daraufhin bei der Firma Gottlob Ley in Kirchberg gekauft werden.

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Kirchberg und Gaggstatt kauften Kurhaus Elim in Mistlau

RAD forderte das Gebäude

Reichsarbeitsdienst wollte das Anwesen zum gleichen Preis von den Gemeinden abkaufen

Der Reichsarbeitsdienst (RAD) beabsichtigte zu Beginn des Jahres 1938 in Mistlau ein Arbeitsdienstlager für etwa 60 Mädchen einzurichten. Das Gebäude „Haus Elim“ wollten die Gemeinden Kirchberg und Gaggstatt als Mietobjekt auf zehn Jahre zur Verfügung stellen. Vorgesehene Mietvorauszahlung: 7000 Reichsmark.

Doch daraus wurde nichts. Der RAD hatte sich sich nämlich kurzfristig anders entschieden. Arbeitsführer Rammisch und Unterkunftssachbearbeiter Schurr wollten plötzlich das Gebäude zum selben Preis (7000 Reichsmark) kaufen wie die beiden Gemeinden es von dem Landwirt August Mack aus Vellberg erworben hatten. Diesem Begehren des RAD gaben die Kirchberger Gemeinde-räte ohne große Diskussion nach. Lediglich die Kosten des Kaufvertrags zwischen Mack und der Gemeinde, die Grunderwerbsteuer aus diesem Vertrag und die Vermessungskosten sollte der Reichsarbeitsdienst tragen. Der Gemeinderat Kirchberg entschloß sich, noch zwei weitere Wünsche in den Kaufvertrag aufzunehmen.

Der Reichsarbeitsdienst solle das Haus nicht abreißen dürfen und die Gemeinde solle im Falle eines Verkaufs die Möglichkeit bekommen, das Haus wieder zum gleichen Preis zurückzukaufen.

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Mit Unterstützung der Stadt Kirchberg:

HJ sollte eigenes Heim haben

Finanzierungsplan: Geld sollte im Gemeindehaushalt sichergestellt werden

Die Kirchberger Gemeinderäte erklärten sich bereit, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde ein entsprechendes Gebäude für die Hitlerjugend zu erstellen. Der Gemeinderat Kirchberg beschloß deshalb in der Sitzung am 13. Januar 1938 dem neuzugründenden „Zweckverband Crailsheim zur gemeinschaftlichen Finanzierung von Hitlerjugend-Heimen“ beizutreten.

Durch solche Zweckverbände (von der Reichsführung angeregt) sollte gewährleistet werden, daß auch ländliche Gebiete flächendeckend mit Heimen für die Hitlerjugend versorgt wurden. Gemeinden unter 3000 Einwohnern mit geringer Finanzkraft sollte durch solche Zweckverbände ermöglicht werden, gemeinsame Gebäude für die HJ zu erstellen. Voraussetzung für einen solchen Beitritt in die Zweckverbände war, daß die Gemeinde innerhalb der folgenden drei Jahre nicht in der Lage sein werde, ein eigenes Heim für die HJ zu bauen. Der HJ-Bann Hohenlohe sah deshalb vor, ein gemeinsames Heim für die Orte Kirchberg, Lendsiedel, Gaggstatt und Hornberg zu errichten. Preis: 55000 Reichsmark.

Bürgermeister Otto Staigmüller aus Lendsiedel hingegen wollte für seine Gemeinde ein eigenes Domizil für die HJ erstellen. Gleiches plante daraufhin auch die Gemeinde Gaggstatt. Der Kirchberger Bürgermeister Max Wendler war der Auffassung, daß man sich zunächst darum kümmern müsse, das notwendige Geld zusammenzusparen. Erst dann könne daran gedacht werden, ob man ein gemeinsames HJ-Heim baut oder ein eigenes. Für die Bauarbeiten waren „soweit als möglich, Gemeinschaftsleistungen von privater Seite vorgesehen“. Das notwendige Geld wollte die Stadt Kirchberg in den folgenden Jahren als Rücklage in die Haushaltspläne einstellen.

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Neue Glocke im Stadtturm

Wendler wollte Inschriften

Dem Anschluß Österreichs und des Sudetenlands gewidmet

Die neue Glocke auf dem Kirchberger Stadtturm stand im Mittelpunkt einer Feier am Sonntag, 15. Januar 1939. Die Inschrift des etwa 280 Kilogramm schweren Klangkörpers, Durchmesser 76 Zentimeter, Stimmlage C, lautete (Quelle: Der Franke): „Gegossen 1938, dem Jahr der Rückkehr Österreichs und des Sudetenlandes zum Großdeutschen Reich“. Als weitere Inschrift schlug der Kirchberger Gemeinderat in seiner Sitzung am 7. Oktober 1938 vor: „Friede sei ihr erst Geläute“.

Die Glocke hängt heute nicht mehr im Kirchberger Stadtturm. Den Anstoß zu diesen Inschriften gab laut Gemeinderatsprotokoll der damalige Bürgermeister Max Wendler. Der Gemeinderatsvorsitzende glaubte „mit Rücksicht auf die geschichtlichen Ereignisse 1938 Gelegenheit nehmen zu müssen, die neue Glocke diesem schicksalsreichen Jahre zu widmen“.

Weil der Monteur der Firma Heinrich Kurz aus Stuttgart, den Zug verpaßte, sei es nicht möglich gewesen, die Glocke vor dem Aufhängen zu weihen. Dies wurde bei der Feier am 15. Januar 1939 nachgeholt. Die Ratsherren Bauer, Weinmann, Scholl und Pfannkuch hielten eine Beteiligung der Kirche an der Feier „für unumgänglich“. Grund: Die Glocke (Kaufpreis 976,90 Reichsmark) würde vor allem kirchlichen Zwecken dienen. Auch der Liederkranz sollte an der Einweihung teilnehmen. Dann habe der „Geistliche“ im anschließenden Gottesdienst, zu dem die Glocken schon Verwendung finden können, Gelegenheit die Glocke im kirchlichen Sinne zu weihen.

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Kurz notiert

Zwölf HJ-Uniformen

sollten nach Ansicht der Kreisführer der freiwilligen Feuerwehren Ende des Jahres 1942 von der Stadt Kirchberg gekauft werden. Die Gemeinderäte wollten diese nur kaufen, wenn dies „absolut verlangt“ werde.

Gerda Ehrmann

aus Gaggstatt arbeitete seit 1. November 1942 auf dem Kirchberger Rathaus als Schreibhilfe. Sie arbeitete dort noch in den 80er Jahren unter Bürgermeister Dieter Barthel (?).

Eine Luftschutzsirene

kaufte die Gemeinde Kirchberg im Januar 1943 auf Anraten des Landratsamtes. Die Sirene konnte die Luftschutzsignale „Heulton“ und „Hoher Dauerton“ abgeben.

Ein Feuerlöschteich

wegen vermehrter Luftangriffe auf ländliche Gebiete sollte Anfang 1944 oberhalb der „Stadthalle“ Kirchberg gebaut werden. Zunächst wollten die Gemeinderäte nur ein Probeloch machen. Damit wollten sie prüfen, ob der Boden lettenhaltig und wasserdicht ist. Erst dann sollte mit dem Bau des Feuerlöschteiches begonnen werden.

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Sorg nähte in der Turnhalle

Nach langwierigen Verhandlungen mit Behörden, der Turngemeinde und dem Liederkranz Kirchberg ging für Bürgermeister Max Wendler ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Im Mai 1939 (Quelle: Der Franke) begann die Näherei Sorg mit der Produktion von Berufs- und Seemannskleidung sowie Drillichen (Arbeitsanzüge für Soldaten) in der Kirchberger Turnhalle. Die Gemeinde versprach sich dadurch etwa 50 Arbeitsplätze für Frauen. Die Firma lieferte laut „Der Franke“ vor allem an das Heer, den Arbeitsdienst und bald auch an die Marine. „So dürfen unsere Frauen und Mädchen auch auf diese Art und Weise zur Wehrhaftmachung Deutschlands beitragen. Wer wollte da zurückstehen“, war in der Ausgabe vom 22. Mai 1939 zu lesen. Das Bestreben der Firma sei, „im Dienst für Heimat und Vaterland vielen Arbeit und Brot zu geben“.

Die Schwierigkeiten bei der Gewerbeansiedlung der Firma Sorg und Co aus Sondelfingen bei Reutlingen bestanden vor allem darin, daß die Turngemeinde dadurch keine Sportstätte mehr zur Verfügung hatte.

Bürgermeister Wendler versprach jedoch deren Vorsitzenden Hans Stoll alles zu unternehmen, daß dieser Raumnot abgeholfen werden könne. Probleme machte laut Gemeinderatsprotokoll vom 12. März 1939 auch der Kreisbauernführer, der sich offenbar gegen eine Gewerbeansiedlung in Kirchberg ausgesprochen hatte.

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Maurer: Zu wenige Mädels im BdM

In einem Propagandamarsch zogen am 29. August 1933 (Quelle: „Vaterlandsfreund“) verschiedene Formationen des Bundes deutscher Mädel (BdM) sowie der Hitlerjugend (HJ) und des Jungvolks durch Kirchberg. Etwa 200 Mädchen und Jungen waren unterwegs. Mit diesem Propagandamarsch wollten diese Organisationen Mitglieder für ihre Arbeit gewinnen. Hermann Maurer, Fähnleinführer des Jungvolks in Kirchberg beklagte dabei, daß der BdM in Kirchberg auf zu wenig Interesse stoße. „Die Mädchen treiben sich lieber woanders herum. Sie bildeten dadurch falsche Vorurteile dem BdM gegenüber“, so Maurer. Auch HJ-Oberamtsführer Karl Hahn (Blaufelden) appellierte an die Kirchberger Mädels. „Die HJ Kirchberg bildet eine der kleinsten Scharen im Oberamt Gerabronn“, klagte Hahn. Er wies die Mädchen auf ihren zu großen Egoismus hin und forderte sie zusammen mit Hermann Maurer auf, „ihr ganzes Leben für Führer, Volk und Vaterland einzusetzen“. BdM-Führerin in Kirchberg war 1933 Ida Hörner, Leiterin der Jungmädels Irma Model. (Der BdM mußte in Kirchberg auch nach 1933 immer mit kirchlichen Angeboten konkurrieren.) Der Zeitungsartikel endete mit Heil Hitler! Pressewart H. M.

 

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Mistlauer Haus Elim in der NS-Zeit

Wechselvolle Geschichte

BdM-Schulungslager, Haushaltungsschule, Arbeitsdienstlager – Am Kriegsende geplündert

Mehrmals wechselten während der Nazi-Zeit die Nutzer des Hauses Elim in Mistlau (heute Quellhof). Anfang 1934 errichtete der Bund deutscher Mädel (BdM) darin das „Umschulungslager Sonnenwinkel“. Am 1. April 1936 funktionierte derselbe Träger das Haus in eine BdM-Haushaltungsschule um. 1938 errichtete der Reichsarbeitsdienst (RAD) darin ein Lager zur Ausbildung von „Führerinnen im Arbeitsdienst“.

Einem Bericht der Lokalzeitung „Der Franke“ vom 10. Januar 1934 zufolge handelte es sich um das erste Arbeitslager des BdM in Württemberg. „Nach Überwindung großer Schwierigkeiten“ sei es gelungen, „das herrlich gelegene Kinderheim Mistlau für den BdM Württemberg zu gewinnen. Neben der Landwirtschaft und dem Gartenbau sollten „die Mädels“ auch Säuglings- und Kinderpflege lernen. Die jungen Frauen (meist Arbeitslose) wurden auch von den Bauern der Umgebung als Arbeiterinnen ausgeliehen. Teilweise wohnten sie auch bei den Bauern mehrere Wochen. Im März 1934 besuchte sogar der Reichstatthalter Murr das Umschulungslager in Mistlau. Er wollte sich ein Bild von der dort geleisteten Arbeit machen.

Einem Artikel in „Der Franke“ (24. November 1934) zufolge sollten „die Mädchen aller Stände dort zu jenen Tätigkeiten hin- und zurückgeführt werden, die seit je zum natürlichen, ursprünglichen Aufgabenbereich der Frau gehören. Sie hatten das Haus zu besorgen, zu kochen, zu waschen, zu flicken, zu nähen, sich in der Kleinkinderpflege zu üben, den Garten und das Feld zu bestellen und Kleintierzucht zu betreiben“.

Als das Haus Elim im April 1936 zu einer „weltanschaulich ausgerichteten Haushaltungsschule“ wurde, hatten nicht mehr BdM-Führerinnen die Leitung, sondern Fachlehrerinnen. Die praktische Arbeit bei den Bauern fiel weg. Die Kirchberger Parteileitung beklagte nach dieser Änderung einen Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft.

1938 errichtete der RAD ein Lager zur Ausbildung von Führerinnen des weiblichen Arbeitsdienstes im Haus Elim. Es soll sich dabei um eine von drei großen Lagerschulen in Württemberg gehandelt haben. Leiterin war ein „Fräulein Schmitthals“. Das Programm für die „etwa 50 Arbeitsmaiden“ bestand aus häuslicher Arbeit, Arbeit im Büro, Flaggenhissen, Singen, Sport und weltanschaulichem Unterricht. 1939 gab es in Deutschland rund 700 Arbeitsdienstlager für die weibliche Jugend. Etwa 3000 Mädchen und Frauen waren in diesen Lagern als Arbeitsdienstführerinnen oder als Auszubildende dazu im Dienst.

„Am Kriegsende als der RAD das Lager Mistlau verlassen hatte, wurde es von Einheimischen fast vollständig geplündert“, berichtete ein Zeitzeuge.

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Bürgermeister Otto Staigmüller aus Lendsiedel

Mit der NSDAP auf Kriegsfuß

Nazis aus Kirchberg waren mit der Wahl Staigmüller als Blockleiter sehr unzufrieden

Nach Aussagen des Lendsiedel Bürgermeisters Otto Staigmüller vor der Spruchkammer Crailsheim, „stand die ganze Zelle Lendsiedel in Opposition zu Kirchberg“. Verschiedene Dinge hätten den Kirchberger Nazis an den Lendsiedel Verhältnissen nicht gepaßt.

Um welche Differenzen (außer personalpolitische) es sich dabei handelte, wurde in der Spruchkammerverhandlung Staigmüllers nicht besprochen. Obwohl Staigmüller nach eigenem Bekunden noch im März 1933 die Deutsche Volkspartei gewählt hat, trat der Bürgermeister (von 1919 bis 1945 im Amt) im gleichen Jahr der NSDAP bei. „Ich bin nur wegen meiner Existenz, weil ich Beamter war, in die Partei eingetreten. Ich hatte eine kranke Frau und ein krankes Kind“, beteuerte Staigmüller am 23. Oktober 1947 vor der Spruchkammer. Er war zum Zeitpunkt der Verhandlung 56 Jahre alt. „Ich habe in einer Zwangslage gehandelt. Eine Zwangslage bekehrt nicht, sondern verbittert“, so Staigmüller weiter. Nach Aussage des ehemaligen Gemeinderatsmitglieds Friedrich Horlacher, sei Staigmüller auf seine Empfehlung hin in die Partei eingetreten. Horlacher wollte damit erreichen, daß Staigmüller sein Amt nicht verliert.

Erst am 11. August 1945 setzten ihn die Amerikaner von seinem Bürgermeister-posten ab. Sein Nachfolger wurde Heinrich Spreng. Formell war der langjährige Lendsiedel Bürgermeister Staigmüller durch mehrere Naziämter belastet. So war er Blockleiter von 1938 bis 1941 sowie Amtswalter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV). Das erste Amt übernahm er auf Anraten des Lendsiedel Zellenleiters Kohn, zweites nur auf Drängen des Seifenfabrikanten Heinrich Schuster aus Lendsiedel. 1936 trat Staigmüller dem Reichsbund der Deutschen Beamten, 1938 den Deutschen Christen (für kurze Zeit) und 1943 dem Reichskriegerbund bei.

Im Posten als Blockleiter der NSDAP sah Staigmüller die einzige Möglichkeit, als Bürgermeister mitzubekommen, was auf der örtlichen Parteiebene abläuft. „Dazu mußte ich mich in die Höhle des Löwen begeben“, sagte der Bürgermeister. Ortsgruppenleiter Richard Wagner aus Kirchberg sei mit seiner Wahl zum Blockleiter sehr unzufrieden gewesen, behauptete Staigmüller vor der Spruchkammer. Der damals kursierende Spruch: „Die Partei befiehlt dem Staat“, sei für ihn als „Bürgermeister alter Schule“ eine bittere Tatsache gewesen. Obwohl er als NS-Bürgermeister Entscheidungen auch ohne den Gemeinderat hätte treffen können, habe er nach alter demokratischer Sitte alle Punkte vom Gremium abstimmen lassen.

Seinen Beitritt zu den Deutschen Christen bezeichnete er als einen persönlichen Fehler. Er sei irrigerweise davon ausgegangen, daß die Deutschen Christen einen ähnlich starken Block gegen die Nazis bilden könnten wie dies seiner Meinung nach die Katholiken taten. Die deutschen Protestanten waren Staigmüller „vom vaterländischen Standpunkt aus“ zu sehr zersplittert. Als er merkte, daß es sich bei den Deutschen Christen nur um „eine Parteisache“ handelte, sei er sofort ausgetreten.

Gleich nach der Machtergreifung Hitlers sei Heinrich Schuster zu Staigmüller ins Rathaus gekommen und habe gesagt: „Jetzt ist die Wende. Wen wollen sie als Gemeinderäte haben ?“ Staigmüller habe entgegnet, daß ihm das egal sei. Die alten Gemeinderäte seien dann alle im Amt geblieben. Seinen Angaben zufolge habe Staigmüller von Anfang an ein schlechtes Verhältnis zu den Nazis gehabt. Er sei von der Partei „sehr scharf beobachtet worden“. Vor allem, weil er die Flaggenhissung längere Zeit verweigert habe. Auch habe er keine Betriebsappelle abgehalten und keine Nazi-Plakate anbringen lassen. Eines Tages sei ein „Herr Daurer“ zu ihm gekommen und wollte ihn als Bürgermeister absetzen, was dann aber doch nicht geschah.

Zu den Kriegsgefangenen in Lendsiedel habe er ein gutes Verhältnis gehabt. Sie seien nach dem Einmarsch der Amerikaner zu ihm nach Hause gekommen und hätten ein Bier mit ihm getrunken. Einmal habe er sogar ein ukrainisches Paar getraut, was die Nazis überhaupt nicht gern gesehen hätten. Zu manchen Anlässen habe er eine Nazi-Uniform getragen. Diese habe er sich von Heinrich Schuster ausgeliehen. Versammlungen der Nazis habe er aber nur besucht, wenn er mußte.

Von der Spruchkammer wurde Staigmüller als Mitläufer eingestuft. Er mußte einen einmaligen Sonderbeitrag in Höhe von 1500 Reichsmark bezahlen.

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Zellenleiter und stellvertretender Bürgermeister Ernst Scheer aus Gaggstatt

Scheer gegen Gefangene fair

Durchweg positive Zeugnisse, auch von ehemaligen Kriegsgefangenen in Gaggstatt, legte Ernst Scheer, NSDAP-Zellenleiter und stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Gaggstatt bei der Spruchkammer Crailsheim vor. Trotzdem wurde er wegen seiner formellen Belastung als „minderbelastet“ eingestuft.

Scheer, am 29. September 1897 geboren, wurde am 16. Dezember 1947 zu 600 Reichsmark Strafe an einen Wiedergutmachungsfonds verurteilt und zu 30 Tagen Sonderarbeit für die Allgemeinheit herangezogen. Außerdem wurde ihm eine Bewährungsfrist von acht Monaten auferlegt. Scheer war von 1935 bis 1945 Mitglied der NSDAP. 1934 und 1935 war er SA-Mann, von 1935 bis 1938 Blockleiter und von 1938 bis 1945 Zellenleiter der NSDAP in Gaggstatt. Trotz dieser formellen Belastung wurde Scheer in der Klageschrift der Spruch-kammer auf Grund der Zeugenaussagen sehr positiv beurteilt. Er habe sich weder als Blockleiter, Zellenleiter noch als stellvertretender Bürgermeister persönliche Vorteile durch seine Position verschafft. Außerdem habe er sich stets „korrekt benommen“ und „für das Allgemeinwohl der Gemeinde eingesetzt“. Sein Verdienst sei es gewesen, daß Gaggstatt beim Angriff der Amerikaner nicht zerstört worden sei. Trotz dieses einhelligen Lobes für Scheer hegte der Kläger Zweifel an der blütenreinen Weste des langjährigen Amtsträgers.

Scheer sei trotzdem als überzeugter und tatkräftiger Parteigenosse zu beurteilen, so der Kläger. Es erschien dem Kläger auffällig, daß bei einem so langjährigen Nationalsozialisten von keinem Menschen des Ortes subjektive Vorwürfe erhoben wurden. Wegen dieser Zweifel versuchte der öffentliche Kläger Scheer auch als Belasteten einzustufen, obwohl er ihn für „eine gemäßere Beurteilung würdig“ hielt. Scheer wurde von den Amerikanern als Bürgermeister abgesetzt. Erster Nachfolger: Wilhelm Kaufmann.

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Bei Partei- und Kirchenveranstaltungen in Kirchberg

Hetzkampagnen gegen Juden

In der Lokalzeitung „Vaterlandsfreund“ tauchten bereits im Mai 1933 erste Hetzschriften auf

Einem Artikel des „Vaterlandsfreundes“ aus Gerabronn nach zu urteilen, fand in Kirchberg die erste offizielle Hetzveranstaltung gegen Juden am 8. Mai 1933 statt. (Die Zeitung war damals noch nicht der NS-Presse angeschlossen.) Im Mittelpunkt dieses kirchlichen Gemeindeabends stand das Referat des Dekan Borst aus Langenburg. Borst widmete sich in seinem Vortrag den Volksschäden durch Juden.

Nach dem Bericht der Lokalzeitung hat Borst mit diesem Thema „voll Aktualität“ den zahlreichen Kirchberger Besuchern aus dem Herzen gesprochen. Borst bekam offenbar für seine Hetzrede gegen die Juden lebhaften Applaus. Auch der Stadtpfarrer Diez aus Kirchberg soll laut Zeitung mit den Ausführungen des Referenten durchaus einig gewesen sein.

Die Judenfrage bewege die ganze Kulturwelt, so Borst einleitend. Der Boykott gegen die Juden habe viele Christen „in eine Gewissensnot gebracht“. Weil die Juden ihre „rassischen und religiösen Besonderheiten erhalten wollen, seien sie für das deutsche Volk eine große Gefahr“. Juden traten nach Ansicht von Borst in zwei politischen Erscheinungen dieser Zeit auf: „In den revolutionären Gedankengängen der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und im Sozialismus. Ohne Juden wäre die „bolschewistische Revolution nicht möglich gewesen“, wetterte der Langenburger Dekan. „Der Jude“ kämpfe „fr die Durchsetzung des Jüdischen in Kunst, Theater und Wirtschaft“. Sogar den Reformator Martin Luther zog der verblendete Kirchenmann zur Unterstützung seiner Thesen heran. Zunächst habe sich Luther zwar für die Juden eingesetzt. Später jedoch habe er sich, behauptete Borst, von ihnen wieder abgewandt. Grund: Der angebliche „Haß der Juden gegen die Christen, die Schmähungen gegen das Christentum, die religiöse Überheblichkeit, der jüdische Mammonismus und die Hartherzigkeit“ hätten Luther dazu bewogen.

Als Bollwerke gegen das Judentum nannte der Langenburger Dekan den Kirchbergern die „Glaubensbewegung deutscher Christen“ und die „Deutsche Kirche“. Die katholische Kirche verstand sich nach Ansicht von Borst zu dieser Zeit noch zu gut mit den Juden. Bedauerlich fand der Kirchenmann, daß „die Judenfrage im Ausland eine deutsche Schuld“ darstelle.

Am 27. Mai 1938 wurde in der Kirchberger Turnhalle ein Theaterstück über Rassenpflege und Rassenhygiene aufgeführt. Zu Gast mit ihrem Stück „Die Schwiegersöhne“ von Alexander Paul unter der Spielleitung von Heinz Georges war die „Volksdeutsche Bühne Berlin“. Rassenpflege und Rassenhygiene seien das „vordringlichste Gebot unseres völkischen Lebens“, schrieb die Lokalzeitung „Der Franke“ aus Gerabronn am 24. Mai 1938 in ihrer redaktionellen Vorankündigung zu dieser Veranstaltung.

Über „die feindselige Haltung des Auslands vor allem in der Judenfrage“ ließ sich der Senatspräsident Dr. Cuhorst aus Stuttgart bei einer Parteiveranstaltung der Kirchberger Nazis aus. Diese fand am 19. November 1938 in Kirchberg statt. „Die Juden, welche seit 1933 wirklich goldene Tage in Deutschland erlebt hätten, würden heute offen gegen Deutschland vorgehen und keinen Mord scheuen“, so Cuhorst in seiner Rede. (Anmerkung: Am 9. November 1938 war die „Reichskristallnacht“) Hinter allen politischen Schwierigkeiten stünde der Jude, verbreitete der Senatspräsident vor versammelter Kirchberger Zuhörerschaft. „Nicht die Juden, sondern wir sind auf deutschem Boden das auserwählte Volk“, redete Cuhorst den Kirchbergern ins nationale und völkische Gewissen.

Noch weiter in seiner antijüdischen Propaganda ging der NS-Gauredner Müller aus Stuttgart am 13. Januar 1940 im Lendsiedel Gasthaus Ochsen. Juden und Freimaurer seien die wahren Hintermänner der kriegerischen Politik Englands, so Müller. „Sie scheuten kein Mittel, um das deutsche Volk zu vernichten“, schleuderte der Parteiredner in die vollbesetzten Zuhörerreihen des Gasthauses. Über den „ewigen Juden“ zog der Parteiredner Brüninghaus aus Crailsheim bei einer Kundgebung in Kirchberg am 14. Januar 1940 her. Das gleiche tat auch der Kreisleiter von Bad Mergentheim und Crailsheim, Seiz, Anfang Mai 1943 im Kirchberger „Stern-Saal“. Bis 29. Oktober 1944 dauerten in Kirchberg die Hetzveranstaltungen gegen Juden an (Siehe Artikel unten).

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Wegen angeblicher Brandstiftung in Kirchberg

Karl Häberlein wurde gesucht

Feueralarm wegen Brandstiftung war am Abend des 22. Oktober 1936 in Kirchberg. Dies berichtete „Der Franke“ in seiner Ausgabe vom 24. Oktober 1936. Vier vollgefüllte Scheunen der Bauern Weinmann, Abele, Emmert und Hinderer seien vollständig niedergebrannt. Die Feuerwehr habe sich darauf beschränken müssen, die umstehenden Häuser vor dem Feuer zu schützen.

Als steckbrieflich gesuchter Tatverdächtiger galt der Kirchberger Karl Häberlein. Dieser sei laut Zeitungsbericht am Sonntag, 10. Oktober 1936 aus dem Gerichtsgefängnis Ellwangen entwichen. Wegen Scheckbetrugs und Einbruchdieb-stahls sei er dort in Haft gesessen.

Noch am Tage seines Ausbruchs soll Häberlein in Hüttlingen (Kreis Aalen) einen Bauernhof angezündet haben. Die Aufregung während der Löscharbeiten habe er dazu benutzt, einen Einbruchdieb-stahl zu begehen.

Außerdem habe Häberlein am 11. Oktober 1936 im Kreis Gerabronn zwei weitere Einbruchdiebstähle begangen. Dabei habe er eine größere Menge Geld erbeutet. Bei dem Brand in Kirchberg habe der verheiratete Schreiner – wie in Hüttlingen – während der Löscharbeiten einen Einbruch begangen. Danach soll sich der Tatverdächtige wieder in den Wäldern versteckt haben. Das Kommando der Landjägerstation Gerabronn bat die Bevölkerung daraufhin um Mithilfe zur Ergreifung des Tatverdächtigen.

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1944 im Gasthof Adler

Vortrag: Juden haben den Krieg angezettelt

Bei einer Versammlung „im dichtbesetzten Adler-Saal“ in Kirchberg schimpfte am 29. Oktober 1944 der Kreisredner Brech über „den ewigen Juden, der ohne nationales Bewußtsein, auch diesen Krieg angezettelt habe. Der Jude habe sich die Völker hörig gemacht und jedes starke Regime mitleidlos verfolgt. Deutschland kämpfe um sein Leben und der Jude wolle Deutschland vernichten, es sterben lassen“, polterte Brech. Der Kreisredner wandte sich auch gegen „Flüsterpropaganda“. Außerdem solle die deutsche Jugend den Abstand der Geschlechter wieder stärker betonen. Vor allem müsse der Verkehr mit ausländischen Arbeiter-innen und Arbeitern gemieden werden, forderte Brech die Kirchberger auf.

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Kirchberger SA marschierte

Zeitzeuge: SA-Leute waren „schlichtere Gemüter und willfährige Helfer der Parteigrößen“

Aus einem bescheidenen Häuflein von fünf Mann bestand bei ihrer Gründung im Frühjahr 1931 die SA-Gruppe Kirchberg. Dies geht aus einem Bericht des „Vaterlandsfreundes“ im Mai 1933 hervor. Bis zum 20. Mai 1933 war deren Zahl auf ungefähr 80 Mann angewachsen. Wegen einer großen Zahl Neueingetretener spaltete sich in dieser Zeit die SA-Ortsgruppe Lendsiedel ab. Sie hatte fortan eigene SA-Marschierer.

Der Kirchberger SA-Führer 1933 hieß mit Nachnamen Freitag. Ziel der ersten SA-Mitglieder der Kirchberger Gruppe war nach dem Bericht der Lokalzeitung das „ganze Städtchen“ Kirchberg für die „Bewegung“ zu gewinnen. Kirchberg sei vor 1933 „in viele kleine Gruppen und Parteien zersplittert gewesen“, so der Verfasser des Zeitungsartikels. Der Anfang sei für die SA-Gruppe sehr schwer gewesen. Zunächst seien die SA-Männer „verlacht, verhöhnt und verspottet worden“.

Trotzdem versuchten sie neue Männer für die Weltanschauung Adolf Hitlers zu gewinnen. Manchmal habe sie auch der Mut verlassen. Vor allem, als die SA vom „Zentrumskanzler Brüning“ verboten und aufgelöst wurde.

Doch die Erfolge der Nazis am 30. Januar 1933 und der Wahlerfolg am 5. März 1933 brachte der SA zahlreiche neue Mitglieder. In diesem Zeitungsbericht über eine erweiterte Ortsgruppenversammlung im Kirchberger „Parteilokal Wagner“ wurden die Eigenschaften eines Nationalsozialisten und SA-Mannes dargestellt: „Nationalsozialist zu sein“, heißt , „sich unterzuordnen und den Befehlen des Führers ohne Murren zu gehorchen“.

SA-Leiter Freitag ergänzte, „Nationalsozialist zu sein bedeute, Kämpfer zu sein“. Bei Tag und bei Nacht, in Wind und Wetter, wenn die anderen ruhig und friedlich schlafen, dann habe der SA-Mann Dienst. Freitag empörte sich dabei über Berichte, wonach die SA-Männer Geld für ihren Dienst erhalten würden. Als „alte Kämpfer wurden im Mai 1935 bei einer Versammlung des Stabes des Sturmbannes II/R. 122 in Kirchberg die beiden Mitglieder der NSDAP und SA Hauer und Hertweck ausgezeichnet. Sie waren seit 1925 Mitglied beider NS-Gruppierungen. Die SA beteiligte sich in Kirchberg im Vorfeld der März-Reichstagswahl 1933 mit einem großen Fackelzug am Wahlkampf. Hunderte von Schaulustigen wollten laut Zeitungsbericht diesen Fackelzug der SA in den Straßen Kirchbergs sehen.

Wohl um dem Vorwurf entgegenzuwirken, die SA bestehe bloß aus dumpfen Schlägertrupps versuchten sich die Uniformträger auch am Kulturleben der Gemeinde Kirchberg zu beteiligen. Wie der Ortsgruppenpressewart Hermann Maurer am 12. Juli 1933 im „Vaterlandsfreund“ schrieb, marschierte eine 34 Mann starke Kapelle des Sturmbannes Blaufelden durch Kirchberg und spielte „flotte, schneidige Militärmusik“. Der Berichterstatter verkündete in seinem Artikel, daß sich auch das Radio in den Dienst der nationalen Erhebung gestellt habe und die „quietschende Jazz-Musik selbst in den Städten und Dörfern verstummt ist“. Flöten und Gitarren kämen so wieder mehr zur Geltung, berichtete Maurer. Abschließend beschwerte sich Pressewart Maurer über den mangelhaften Besuch des SA-Konzertes. Vor allem fanden die Menschen, „die sich außerhalb der Turnhalle herumgedrückt haben, um kostenlos einige Töne zu stehlen“ das Mißfallen des Berichterstatters.

Nach Ansicht eines Zeitzeugen betätigten sich in der SA-Kirchberg aktiv nur die „etwas schlichteren Gemüter, die sonst nichts zu sagen hatten“. Von den Parteigrößen Kirchbergs seien die SA-Männer als willfährige Helfer benutzt worden.

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NS-Frauenschaften Kirchberg und Lendsiedel

Frauen schafften willig mit

Kreisleiterin: Jüdische Ärzte und Rechtsanwälte meiden – Nur in deutschen Läden einkaufen

Nicht nur Männer stützten in Kirchberg und den heutigen Teilorten die Herrschaft der Nazis und ihrer Organisationen. Auch Frauen ließen sich in der NS-Frauenschaft willig vor den ideologischen Karren der Nazis spannen.

Frauenschaftsleiterinnen in Kirchberg waren Maria Wölzlein, „Fräulein Schiffelholz aus Tirschenreuth, „Frau Wendnagel“, als Zellenleiterin fungierte „Frau Rabus“; Leiterin der NS-Frauenschaft Lendsiedel war „Frau Ulmer“. In Lendsiedel gab es ab Juni 1939 sogar einen NS-Kindergarten im dortigen HJ-Heim. Spender: Heinrich Schuster. „Die NS-Frauenschaft ist auf Adolf Hitler verpflichtet und hat damit die Pflicht übernommen nationalsozialistisches Gedankengut in die Reihen der Frauen zu tragen“, verkündete Friedrich Bauer, Ortsgruppenleiter der NSDAP Kirchberg bei einer Mitgliederversammlung im März 1933. Bauer bedauerte sehr, daß in Kirchberg eine neue Gruppe des Frauendienstes des Evangelischen Gemeindedienstes gegründet wurde. Widersprach diese Aufsplitterung doch dem damals verkündeten Ideal der „Volksgemeinschaft“. Bauer hoffte, die Frauengruppen vereinigen zu können. Die Mitgliederzahl der NS-Frauenschaft in Kirchberg wuchs beständig.

Frauen hatten bei den Nazis vor allem die Funktion der Hausfrau und Mutter. Sie sollten mit ihren Männern für „erbgesunden Nachwuchs“ in großer Zahl (Mutter-kreuz) sorgen. Eine wichtige Aufgabe sei, „die Frau aus den Betrieben herauszunehmen“, sagte der Stuttgarter Stadtrat Sauer bei einem Vortrag der Deutschen Arbeitsfront im April 1934 in der Kirchberger Turnhalle. Die Frau sollte als billige Arbeitsplatzkonkurrentin für Männer wegfallen. Kreisleiterin der NS-Frauenschaft war im Juni 1934 Prinzessin Alexandra von Hohenlohe-Langenburg. Sie verkündet bei einem Vortrag in Kirchberg, Frauen hätten die Aufgabe, „Kinder im nationalsozialistischen Sinne zu erziehen“. Eine deutsche Frau kaufe nur in deutschen Geschäften ein und „lehnt Auslandserzeugnisse ab“. Außerdem meide sie „jüdische Ärzte und Rechtsanwälte“, so die Prinzessin. Die Kreisleiterin wies die Kirchberger Frauenschaftsleiterin darauf hin, darüber zu wachen, daß sich „verbotene Organisationen wie Volksbund, Jungfrauenverein und Missionsverein nicht in reaktionärer Weise betätigen“.

Im Krieg sollten Frauen die Soldaten an der Front „nicht mit den kleinen Sorgen des Alltags belasten“, forderte Kreisleiter Otto Hänle bei einer NSDAP-Versammlung im April 1940 in Kirchberg.

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Jungvolk, HJ, BdM und Jungmädels

Kinder wurden vereinnahmt

Wer nicht am Dienst teilnahm, wurde schon mal mit Steinen beworfen

Mit der Machtbernahme der Nazis kam es zur Gleichschaltung der Jugendarbeit. Ab 1. Dezember 1936 wurde die Hitlerjugend (HJ) zur Staatsjugend. Andere Jugendgruppen waren nicht mehr erlaubt. Im Jungvolk, bei den Jungmädels, der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädels fand die Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen ab dem zehnten Lebensjahr durch die nationalsozialistische Ideologie auch auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Kirchberg statt (Fähnlein 19/122).

„Nach dem 1936 verabschiedeten Gesetz wurde die gesamte deutsche Jugend außer im Elternhaus und der Schule, in der Hitler-Jugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und an der Volksgemeinschaft erzogen. Jugendlichen, die sich nicht von den Nazis vereinnahmen lassen wollten, drohten Wehrertüchtigungslager, Arbeitserziehungslager oder längere Jugendgefängnis-strafen. Gegen Ende des Krieges wurden zahlreiche Jugendliche der NS-feindlichen „Edelweißpiraten“ zum Tode verurteilt“ (Titus Simon, Raufhändel und Randale, Juventa-Verlag, 1996).

Ein ehemaliger Lendsiedel HJ-Führer sagte jedoch im Gespräch mit dem Autor dieses Heftes, daß Strafen immer nur dann drohten, wenn die Jugend-Führer Verfehlungen an die Parteileitung weitermeldeten. „Vieles konnte von den HJ-Führern unter dem Teppich gehalten werden, wenn sie es nur wollten“, so der Mann aus einem ehemaligen Lendsiedel Teilorts. In zahlreichen Gesprächen mit Kirchberger Zeitzeugen wurde deutlich, daß die meisten noch heute den Dienst bei der Hitlerjugend oder dem BdM sehr positiv in Erinnerung haben. War es doch die einzige Möglichkeit, Abwechslung in den tristen Alltag auf dem Land durch Zeltlager, Sportwettbewerbe, Gelände-spiele, Schulungsabende, Singen, Volks-tänze und größere Feste zu bekommen. Manche Jungen und Mädchen, die nicht am HJ-Dienst teilnahmen, mußten an solchen Tagen nach Lendsiedel in die Schule gehen und bekamen dort zur Strafe einen „verschärften Unterricht“. Von HJ-lern wurden sie manchmal auf dem Weg dorthin beschimpft, verspottet und auch mit Steinen beworfen. „Es war ein richtiger Spießrutenlauf“, berichtete eine Zeitzeugin.

HJ-Bannführer Hohenlohe war längere Zeit Fritz Strempfer aus Weckelweiler. Er kümmerte sich vor allem um Volkstanzveranstaltungen von Mädchen. Kirchberger oder Lendsiedel HJ- und Jungvolkführer waren unter anderem: Hermann Maurer, Ernst Müller (von den Jugendlichen „Mullei“ genannt), Ernst Maaß, ein Mann namens „Schlereth“ und außerdem ein Neffe von Hermann Göring, der als Schüler in der Schloßschule war. Viele Aktivitäten der Kirchberger HJ gingen von der Schloßschule aus.

Die Gaggstatter Hitlerjugendlichen vertrieben nach Aussagen eines Mitglieds einen ihrer unbeliebten Führer mit Schlägen, weil er sie zu sehr geschunden hatte. Sie wurden daraufhin mit einem „scharfen Hund“ aus dem Arbeitsdienstlager in Rot am See bestraft.

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Vortrag im Gasthaus Stern

Kriegsgefangene meiden

Bei Verstößen drohte Todesstrafe – Ausländer wurden nachts eingesperrt

Über nazistische Rassengesetze und wie sie auf Kriegsgefangene und Ausländer anzuwenden sind, ließ sich der NSDAP-Schulungsleiter Zetsche bei einer Parteimitgliederversammlung am 23. November 1941 im Saal des Kirchberger Gasthauses „Stern“ aus. (Der Franke, 26. November 19941)

In Kirchberg und den heutigen Teilorten gab es etwa ab Anfang 1940 zahlreiche Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Tagsüber arbeiteten sie bei den Bauern, nachts wurden sie meist in Massenunterkünfte mitten in den Ortschaften gesperrt. Es gab für die Nazis zwei Gruppen von Ausländern: Träger artverwandten Blutes und solche, die artfremdes Blut besitzen. Es galt als „heilige Pflicht eines jeden deutschen Volksgenossen, sich nicht mit Trägern artfremden Blutes zu vermischen“.
Es sei ein Verbrechen am deutschen Volke, sich mit einem Kriegsgefangenen einzulassen und mit Strafen bis hin zur Todesstrafe zu ahnden, giftete Zetsche bei seinem Vortrag. Nur so könne der Gefahr wirtschaftlicher, politischer und militärischer Spionage und gefährlicher Verhetzung begegnet werden, mahnte Zetsche seine Kirchberger Zuhörer. Der Nazi-Propagandist sah in der Rassefrage „den Schlüssel zur Weltgeschichte“.

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Im Gaggstatter „Lamm“

NS-Rassenpolitik im Film „Erbkrank“

Der Kreisbeauftragte des „Rassenpolitischen Amtes“, Riek aus Blaufelden zeigte im Saal des Gasthauses „Zum Lamm“ in Gaggstatt den „Aufklärungsfilm Erbkrank“.

„Dieser Film zeigte mit erschreckender Deutlichkeit, wie ungemein notwendig es war, im Interesse einer gesunden Weiterentwicklung des deutschen Volkes, auf dem Gebiet der Vererbung durch gesetzliche Regelung grundsätzlich Wandel zu verschaffen“, schrieb „Der Franke“ in seiner Ausgabe vom 10. November 1936.

Bevor der Film gezeigt wurde, hielt der „Rassenpolitiker Riek“ noch einen Vortrag, der von den zahlreichen Besuchern in Gaggstatt „mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt und aufgenommen wurde“. Der Berichterstatter des „Franken“ beendete seinen Artikel mit den angeblichen Nietzsche-Worten: „Nicht fort sollst du dich pflanzen, sondern hinauf.“

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G. Harro Schaeff-Scheefen

„Truppenbetreuer“ wurde Ehrenbürger

„Der seit Jahren in Kirchberg ansässige Dichter G. Harro Schaeff-Scheefen, dessen letztes Buch `Das Sommerhaus½ unsere Jagstlandschaft verherrlicht, und der sich auch durch seine heimatgeschichtlichen Forschungen und zahlreichen Rundfunksendungen einen in Deutsch-land bekannten Namen gemacht hat, hat bei dem vom Oberkommando der Wehrmacht ausgeschriebenen Wettbewerb im Rahmen der geistigen Truppen-betreuung für seine Novelle `Begegnung mit einem toten Helden½ den zweiten Preis zuerkannt erhalten. Der Wehrmachtsbevollmächtigte beim Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, General-major Toussant hat dem Dichter dazu seinen besonderen Glückwunsch ausgesprochen.“ Diese Meldung stand in „Der Franke“, Ausgabe 24. Juli 1942. Im Jahr 1983 wurden Schaeff-Scheefen und seine Frau Caroline Schaeff zu Ehrenbürgern von Kirchberg ernannt.

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Willi Dreßen über die Erschießungen in Kirchberg

Eigenartig damit umgegangen

Leiter der Zentralen Stelle: Da sind wohl Dinge passiert, auf die die Gemeinde nicht stolz ist

„Wir arbeiten nationalsozialistisches Unrecht auf, solange noch Menschen am Leben sind, gegen die wir ein gerichtliches Verfahren einleiten können“, sagt Oberstaatsanwalt Willi Dreßen, Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen mit Sitz in Ludwigsburg.

Wegen der sechs Erschießungen am Kriegsende in Kirchberg erstattete der Autor dieser Dokumentation Anfang dieses Jahres Strafanzeige bei der Zentralen Stelle. Die Ermittlungen wurden mittlerweile an das Landeskriminalamt weitergegeben. „Mord und Beihilfe zum Mord verjähren nicht“, erklärt Dreßen. Wegen der chaotischen Zustände am Kriegsende sei es jedoch sehr schwierig noch Dokumente über solche Erschießungen ausfindig zu machen, oder gute Zeugen zu finden. Die meisten Täter seien mittlerweile 80 Jahre alt oder noch älter. Doch auch gegen diese Tatverdächtigen werden noch Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Wenn die Tatverdächtigen der Kirchberger Erschießungen noch ermittelt werden können, droht ihnen eine Anklage wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. „Wir täten den Opfern und ihren Angehörigen Unrecht, wenn wir diese Fälle nicht mehr verfolgen würden“, erklärt Dreßen.

Bürger können bei den Ermittlungsverfahren helfen, indem sie Anzeigen oder Überprüfungsanzeigen erstatten oder als Zeugen aussagen. „Viele sagen jedoch erst aus, wenn wir sie dem Namen nach kennen“, beschreibt Dreßen ein Problem. „Vor allem in kleineren Orten wollen sich die Leute aus solchen Sachen heraushalten.“ Es gebe auch Menschen, mit der Ansicht, daß Taten wie die Kirchberger Erschießungen, kein Unrecht darstellen.

Den Umgang der Gemeinde Kirchberg mit den Erschießungen hält Dreßen für „eigenartig“. Vor allem, daß auf dem Grabstein von Angela Galczinski kein Wort darüber steht, daß sie ermordet worden ist. „Da sind wohl Dinge passiert, auf die die Gemeinde nicht stolz ist“, vermutet Dreßen. „Dinge, die auch nach so langer Zeit nicht nach draußen dringen sollen.“ Anders sehe der Umgang mit dem Nationalsozialismus in Brettheim aus.

Die Entnazifizierung durch die Spruchkammern hält der Oberstaatsanwalt für einen „Schlag ins Wasser“. „Viele unserer Hauptbeschuldigten, gegen die später große Mordprozesse gelaufen sind, sind mit entsprechenden Persilscheinen recht elegant durch die Entnazifizierung geschlüpft“. Angesprochen auf die NS-Berichterstattung über Veranstaltungen auf lokaler Ebene, erklärte Dreßen: „Personen, die von der Presse zitiert wurden, haben diese Dinge auch meistens gesagt. Eine verfälschte Berichterstattung hätte sich ein Journalist nicht leisten können, sonst wäre er selbst drangewesen. Auch die Bürger hätten solche Zeitungsenten erkannt.“ Aus diesem Blickwinkel seien auch die Aussagen Kirchberger Lokalgrößen in der damaligen Lokalzeitung zu bewerten.

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Benno Galczinski stellte Entschädigungsanträge – Ergebnis:

Ansprüche seien erloschen

Landesamt für Besoldung schließt Verfolgungsmaßnahme nicht aus

Keinerlei Entschädigung für den Mord an ihrer Mutter Viktoria Angela Galczinski, geborene Eberwein, haben bisher Benno Galczinski (Jahrgang 1941) und seine Schwester Roswitha Münzenthaler (geboren 1938) erhalten. Benno Galczinskis Entschädigungsanträge an die Wiedergutmachungsstelle des Landesamtes für Besoldung und Versorgung Baden-Württemberg, an das Regierungspräsidium in Köln und die Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz wurden abgelehnt.

Die Landesversicherungsanstalt Rhein-provinz teilte Galczinski am 14. April 1997 mit, daß ein Anspruch auf Halbwaisenrente längstens bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres bestehe.

Das baden-württembergische Landesamt bescheinigte Galczinski in einem Schreiben vom 15. April 1997 zumindest, daß es sich bei der Erschießung seiner Mutter „dem ersten Anschein nach um eine Verfolgungsmaßnahme im Sinne des Bundesentschädigungsgesetzes handeln könnte“. Als Hinterbliebener hätte Galczinski daher unter bestimmten Voraussetzungen „möglicherweise Anspruch auf eine Waisenrente oder Leistungen wegen eigener gesundheitlicher Schädigungen“. „Ob diese Voraussetzungen vorliegen, dürfen wir leider nicht mehr überprüfen, weil Anträge nach diesem Gesetz nur bis zum 31. Dezember 1969 geltend gemacht werden konnten“ bedauerte der Sachbearbeiter Marschall in seinem Absagebrief. Mit diesem Zeitpunkt seien nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes eventuelle Ansprüche endgültig erloschen. Eine Wiedereinsetzung in die versäumte Frist sehe das Gesetz nicht vor. Eventuell stünden dem Betroffenen jedoch Leistungen aus einem Härtefonds der Bundesregierung für Verfolgte nicht jüdischer Abstammung zu, machte der Sachbearbeiter Galczinski Hoffnungen. Auf Nachfrage berichtete Galczinski, daß ihm das Regierungspräsidium Köln mitteilte, er habe keinen Anspruch auf Beihilfe aus diesem Härtefallfonds „fr Verfolgte nicht jüdischer Abstammung zur Abgeltung von Härten in Einzelfällen im Rahmen der Wiedergutmachung vom 26. August 1981“. Galczinski überlegt sich, ob er mit seinem Fall vors Sozialgericht ziehen soll.

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Zeitungsverleger Wankmüller:

Nazi suchte Streit bei Kaufmann Blank

Der Gerabronner Zeitungsverleger Albert Wankmüller versuchte im heutigen Stadtgebiet Kirchberg Leser für seine Zeitung („Vaterlandfreund“, später „Der Franke“) zurückzugewinnen. Die NS-Presse hatte 1939 einen Feldzug gegen die „bürgerliche Gerabronner Presse“ angezettelt. Werber der NS-Presse aus Stuttgart versuchten, dem Gerabronner Blatt Leser mit folgendem Argument abspenstig zu machen: „Wer die Gerabronner Zeitung liest, stellt sich außerhalb der nationalsozialistischen Reihen.“ Grund: Die Verleger Adolf und Albert Wankmüller waren nach kurzer Eingliederung in den NS-Presseverband wieder aus diesem Verband ausgetreten. Dies paßte den Nazis jedoch nicht ins Konzept.

Albert Wankmüller ging auf seiner Werbetour für seine Zeitung in Gaggstatt auch in den Laden des Kaufmanns Blank. Dort entspann sich ein heftiger Streit zwischen einem Werber der NS-Presse und dem Gerabronner Verleger. Diese Auseinandersetzung gipfelte in dem Ausspruch des Nazis, daß die Wankmüller-Zeitung sowieso zugemacht werden würde. Dazu kam es jedoch nie. (Quelle: Spruchkammerakten von Adolf Wankmüller).

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Kirchberg, Lendsiedel, Gaggstatt und Hornberg

Wahlergebnisse 1932 bis 1938

Bereits im November 1932 wählten 72 von 133 Hornberger Wahlberechtigten die NSDAP

Die Nationalsozialisten versuchten den Bürgern gegenüber den Schein zu wahren, sie seien von der Bevölkerung durch Wahlen legitimiert. Doch die Wahlen während der nationalsozialistischen Herrschaft waren keine ordnungsgemäßen Wahlen mehr. Alternativen zur NSDAP und ihren Führern gab es spätestens ab 12. November 1933 nicht mehr. Alle politischen Gegenparteien waren mittlerweile verboten worden. Nur noch „Volksabstimmungen“ fanden ab diesem Moment statt. Dabei wurde abgefragt, ob die Bürger die Politik der Hitler-Regierung billigten, oder nicht. Mit großer Mehrheit – teilweise auch unter Druck – stimmten die Menschen auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Kirchberg für die Nazi-Regierung. Das Wahlalter lag bei 21 Jahren. (Quelle aller Wahlergebnisse: Lokalzeitungen „Vaterlandsfreund“ und „Der Franke“.)

Reichstagswahl 6. November 1933:

Kirchberg: 632 Wahlberechtigte; NSDAP: 229 Stimmen. Lendsiedel: 608 Wahlberechtigte; NSDAP: 235 Stimmen. Gaggstatt: 406 Wahlberechtigte; NSDAP: 117 Stimmen. Hornberg: 133 Wahlberechtigte; NSDAP: 72 Stimmen.

Wahlergebnisse Reichstagswahl 5. März 1933:

Kirchberg: 632 Wahlberechtigte; NSDAP: 432 Stimmen. Lendsiedel: 608 Wahlberechtigte; NSDAP: 397 Stimmen. Gaggstatt: 406 Wahlberechtigte; NSDAP: 275 Stimmen. Hornberg: 133 Wahlberechtigte; NSDAP: 106 Stimmen.

Volksabstimmung 12. November 1933:

Dabei sprachen sich für die Politik der NSDAP-Regierung aus: Kirchberg: 601 von 603 Wählern; Gegenstimmen: eine. Lendsiedel: 607 von 614 Wählern; Gegenstimmen: fünf. Gaggstatt: 394 von 398 Wählern; Gegenstimmen: drei. Hornberg: 132 von 132 Wählern; Gegenstimmen: keine.

Volksabstimmung am 29. März 1936:

Abstimmungsergebnis des Oberamts Gerabronn: Von 16807 Wahlberechtigten gingen 16684 zur Wahl, davon stimmten 54 gegen Hitlers Liste, oder die Stimmen waren ungültig.

Ergebnis der Volksabstimmung am 10. April 1938 (Wahlbeteiligung: 100 Prozent):

Fr die Liste Adolf Hitlers stimmten in Kirchberg: 587 von 587 Wähler. Lendsiedel: 598 von 601 Wähler; Gegenstimmen: zwei. Gaggstatt: 377 von 377 Wähler. Hornberg: 142 von 142 Wähler.

Im gesamten Oberamt Gerabronn gab es bei 16150 Wahlberechtigten nur 53 Wähler, die sich bei dieser Volksabstimmung gegen die Politik Hitlers aussprachen. Die Lokalzeitung „Der Franke“ titelte am Montag, 11. April 1938: „Der Treueschwur des deutschen Volkes – Ein einziges Ja ! Glutvollen Herzens bekennt sich die ganze Nation zum Großdeutschland Adolf Hitlers.“

Bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 wurden die Bürger Deutschlands offensichtlich zum letzten Mal während der nationalsozialistischen Herrschaft zur Wahlurne gebeten.

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Rückblick und Ausblick

In der heutigen Gemeinde Kirchberg ist während des Nationalsozialismus großes Unrecht geschehen. Mindestens sechs Zivilisten fielen der NS-Ideologie im heutigen Stadtgebiet zum Opfer. Nur sehr wenige Kirchberger standen in Opposition zum Nazi-Regime. Die meisten haben wie so viele andere in Deutschland aus verschiedenen Gründen einfach mitgemacht. Sie beriefen sich auf den damaligen Zeitgeist, Mangel an politischen Alternativen oder führten Befehlsnotstand oder ihre Angst vor Bestrafung argumentativ ins Feld. Die Mitverantwortung der Kirchberger Bürger an den Erschießungen wurden geleugnet oder heruntergespielt. Dabei lassen die Aktenlage und auch Zeugenaussagen kaum einen anderen Schluß zu, als daß die sechs erschossenen Menschen Denunziationen Einheimischer zum Opfer gefallen sind.

Keiner der damaligen Kirchberger hat offensichtlich die Opfer vor der drohenden Erschießung gewarnt, obwohl sich die einmarschierten deutschen Soldaten beim stellvertretenden Bürgermeister und dem Ortsgruppenleiter am Abend vor der Tat über die späteren Opfern erkundigten. Es wäre noch genügend Zeit gewesen, diese Menschen zu warnen. Es stimmt sicher, daß sich kein Kirchberger direkt die Finger blutig gemacht hat. Denn die Todesschüsse haben SS-Männer abgegeben. Aber es stellt sich trotzdem die Frage nach der moralischen Schuld der Kirchberger. Keiner setzte sich für die Totgeweihten ein. Hinter einer „namenlosen SS“ und deren Drohungen verschanzten sich auch die damaligen NS-Aktivisten Kirchbergs bei ihren Spruchkammerverhandlungen (Entnazifizierung).

Schuld haben diejenigen Kirchberger Bürger auf sich geladen, die ihre Verantwortung für diese Taten „beschwiegen“ und nichts nach außen dringen lassen wollten. Möglicherweise billigten manche sogar die Taten der Todesschützen. Wie ist es sonst zu erklären, daß kein Gedenkstein und keine Grabinschrift in Kirchberg an die feigen Morde an den harmlosen Zivilisten erinnert? Wie sonst ist es zu erklären, daß ein Kirchberger 1995 in einer Gemeinderatssitzung öffentlich äußert, Angela Galczinski habe keine besondere Ehrung als Opfer des Nationalsozialismus verdient?

Ein Gedenkstein an einem zentralen Platz in Kirchberg ist das Mindeste, was die heutige Gemeinde Kirchberg für das damals an diesen Menschen geschehene Unrecht aufbringen müßte. Wenn auch dadurch keine Wiedergutmachung möglich ist, so sollte doch ein Beschweigen der NS-Greuel im eigenen Ort in Kirchberg ein Ende haben. Vorbild könnte die Ortschaft Brettheim und ihr Umgang mit den „Nazi-Verbrechen der letzten Stunde“ sein. Brettheim errichtete 1992 ein informatives kleines Museum darüber in seinem ehemaligen Rathaus.

(Anmerkung des Autors vom 14. April 2017: Im Jahr 2003 hat die Stadt Kirchberg ein Mahnmal auf dem Frankenplatz zur Erinnerung an die sechs Erschießungsopfer vom 14. April 1945 eingeweiht.)

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Impressum

Redaktion: Ralf Garmatter

Redaktionsschluß: 1. September 1997

Copyright: Ralf Garmatter

Spendenkonto: Stichwort „NS-Dokumentation Kirchberg“

Volksbank Hohenlohe / IBAN: DE60620918000032219008 / BIC: GENODES1VHL

Vielen Dank all denjenigen, die zum Gelingen dieser Dokumentation beigetragen haben. Dieses Werk wurde vom Autor vollständig selbst bezahlt. Helfen Sie bei der Finanzierung durch eine Spende mit.

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„Eine gute Rente für ein gutes Leben im Alter“ – Veranstaltung der Partei DIE LINKE in Öhringen

„Eine gute Rente für ein gutes Leben im Alter“ forderte die Partei Die Linke bei einem multimedialen Vortrag im Öhringer Restaurant „Schillerplatz“. Der Rentenexperte Stefan Dreher aus Horb am Neckar spannte einen Bogen von der Rentenreform von 1957 unter Konrad Adenauer über die Einführung der Riester-Rente und der Privatisierung der Altersvorsorge bis heute.

Von Kai Bock, Sprecher des Kreisvorstands der Partei DIE LINKE Schwäbisch Hall/Hohenlohe

Solidarische Mindestrente von 1050 Euro

Im Anschluss wurde das Rentenkonzept der LINKEN vorgestellt, das unter anderem eine Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent, eine solidarische Rentenversicherung in die alle Bürger einzahlen, eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, ein Zurückdrängen prekärer Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit und Werkverträge sowie eine solidarische Mindestrente von 1050 Euro vorsieht.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://die-linke-sha.de/

 

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„Holz- und Pelletheizungen sind an der Erhöhung des Feinstaubs viel stärker beteiligt als der Verkehr“ – Kommentar von Guy Franquinet aus Crailsheim

Einen Leserbrief zu einem Artikel des Hohenloher Tagblatts (HT) vom 28. Februar 2017 hat Guy Franquinet geschrieben. Die Überschrift des HT-Artikels lautete „Wie Kretschmanns Bündnis für Klimaschutz die Welt erobert“.

Kommentar von Guy Franquinet, Crailsheim

Was machen die da oben mit uns?

In dem HT-Artikel war zu lesen, dass das Bündnis für Klimaschutz eine so wörtlich „CO2 freie Gesellschaft anstrebt“. Wer in der Schule aufgepasst hat, fragt sich jetzt natürlich, ob die Politik uns alle umbringen will, denn ein Mensch kann ohne CO2 ja gar nicht leben. Wer dann noch bedenkt, dass die gesamte Menschheit mit allem Drum und Dran gerade Mal mit drei Prozent zum CO2-Gehalt in der Luft beiträgt, dann fragt man sich doch, wer dort mit Kretschmann und Herrmann am Werke ist. Vor allem frage ich mich, von welcher Unwissenheit wir eigentlich regiert werden. Nur wenige Tage zuvor wurden wir überrascht, dass Dieselfahrzeuge ab 2018 nur noch bedingt in der Innenstadt von Stuttgart zugelassen werden. Angeblich wegen deren Feinstaub bzw. Rußpartikel. Nun stammen aber nur sieben Prozent aller Feinstaubpartikel aus dem Auspuff der Fahrzeuge und gut 40 Prozent wegen Abrieb an Bremsen und Reifen. Noch schlimmer, die von den Grünen über Jahrzehnte befürwortete Holz- bzw. Pelletheizung ist an der Erhöhung des Feinstaubs viel stärker beteiligt als der Verkehr. Angeblich sei die Verbrennung von Holz nachhaltig. Als ob ein klein gepflanztes Bäumchen einen ausgewachsenen Baum von 50 Jahren von Anfang an ersetzen könnte. Da fragt man sich doch, was machen die da oben mit uns?

Einiges abwählen

Ein weiterer Schlag ins Wasser kommt aus Berlin. Angeblich soll ab 2030 kein Benzin- oder Dieselfahrzeug mehr zugelassen werden. Aber will man nur einen kleinen Teil aller deutschen Fahrzeuge auf E-Mobil umstellen, braucht man alleine dafür die Weltjahresproduktion von verschiedenen seltenen Metallen wie Lithium oder z.B. Nickel. Es scheint, es handelt sich allenthalben um Aktionismus ohne wirkliche Auswirkung auf die Umwelt oder in der Sache unmöglich, aber wir sind diesen Unsinnigkeiten ausgeliefert. In die gleiche Richtung geht der Wink aus Berlin, während der Fastenzeit das Auto stehen zu lassen, als ob in der Fastenzeit der Arbeitsplatz zu uns kommt und nicht umgekehrt. 2017 ist das Jahr der Wahlen, hoffentlich machen viele Wähler davon Gebrauch, Ballast abzuwerfen und einiges abzuwählen. Zumindest brauchen wir wegen den Abgewählten kein schlechtes Gewissen zu haben. Viele unserer Damen und Herren Abgeordneten haben sich ihre Pension auf unsere Kosten schon längst neuwertig gesichert, anständige Abgeordnete und Saubermann-Ministerpräsident Kretschmann, der angeblich so etwas immer nur aus den Medien erfährt, ausgenommen.

Link zum HT-Artikel vom 28. Februar 2017:

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/wie-kretschmanns-buendnis-fuer-klimaschutz-die-welt-erobert-14515502.html

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„Erhalt des Krankenhauses Künzelsau“ – SWR-Fernsehsendung „Zur Sache Baden-Württemberg“

Einen aktuellen Fernesehtipp gibt ein Hohenlohe-ungefiltert-Leser. Am Donnerstag, 30. März 2017, um 20.15 Uhr, sendet der Südwestdeutsche Rundfunk  (SWR) einen Beitrag „Zur Sache, Baden-Württemberg“. Darin geht es um die Situation des Krankenhauses Künzelsau.

Informationen zugesandt von einem Hohenlohe-ungefiltert-Leser

Kamerateam filmte in Künzelsau

Ein Kamerateam des SWR war am Mittwoch, 29. März 2017. ab dem Nachmittag in der Stadt und auch bei der Mittwochsdemo.

Zu den geplanten Themen gehören am Donnerstag, 30. März 2017, um 20.15 Uhr:

Kliniksterben – ist die medizinische Versorgung in Gefahr?

Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hält große Kliniken mit ihrem technisch und medizinisch gebündelten Knowhow für leistungsfähiger als kleine „Tante-Emma-Krankenhäuser“. Daher werden in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren wahrscheinlich von 260 nur noch 200 Kliniken bestehen. Gast in der Sendung ist der Tübinger Medizinethiker Urban Wiesing. Seiner Ansicht nach müssten noch mehr Kliniken geschlossen werden. Die Medizin habe sich weiterentwickelt und sei komplizierter geworden. Kleinere Häuser könnten da nicht mithalten. „Es soll keiner in schlecht ausgerüsteten Krankenhäusern sterben, nur weil Landkreise ihre Kliniken behalten wollen“, sagte er gegenüber dem SWR.

Vor Ort in Künzelsau – ohne Krankenhaus sind wir abgehängt

Das Krankenhaus in Künzelsau mit 280 Betten soll in vier Jahren geschlossen werden. SWR-Reporterin Alexandra Gondorf hört von Krankenhaus-Geschäftsführer Jürgen Schopf, wie es dazu kam. Von zwei Krankenhäusern im Kreis soll nur die Klinik im 25 Kilometer entfernten Öhringen bestehen bleiben. Doch die Bürgerinnen und Bürger protestieren. Sie haben Angst, dass dann eine schnelle ärztliche Versorgung nicht mehr gewährleistet ist.

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„Gesundheitsge­fahren durch das Ackergift Glyphosat seit Jahren vertuscht“ – Studie „Gekaufte Wissenschaft“ zum Herunterladen: Online-Petition (EBI) unterschreiben

Monsanto und andere Hersteller des Ackergifts Glyphosat haben die wissen­schaftlichen Be­le­ge für die Gesundheitsge­fahren durch das Pestizid seit Jahren vertuscht. Der BUND hat, gemeinsam mit der Europäischen Bür­ger­initiative (EBI) „Stop Glyphosat“ dazu eine Studie unter dem Titel „Gekaufte Wis­sen­schaft“ vorgelegt.

Vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND)

Informationen des BUND zu Glyphosat:

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/glyphosat-und-krebs-gekaufte-wissenschaft/

Die Studie „Gekaufte Wissenschaft“ zum Herunterladen als PDF-Datei:

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/umweltgifte/Glyphosat_und_Krebs_Gekaufte_Wissenschaft_BUND_23032017.pdf

Keine Generalabsolution für Glyphosat. Hinweise auf Schädigung menschlicher Organe

https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/keine-generalabsolution-fuer-glyphosat-hinweise-auf-schaedigung-menschlicher-organe/

WHO: „Wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“

Ende 2017 steht in der EU eine wichtige Entscheidung an: Ob das Pestizid Glyphosat für weitere 10 bis 15 Jahre zugelassen wird. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft. Gemeinsam können wir jetzt ein starkes Zeichen gegen das meistgespritzte Pestizid der Welt setzen! Wir fordern: Keine Wiederzulassung für Glyphosat und transparentere Zulassungsverfahren für Pestizide in der EU!

Mindestens eine Million Unterschriften europaweit notwendig

Für die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat müssen wir europaweit in den kommenden Monaten mindestens eine Millionen Unterschriften sammeln. Werden Sie jetzt Teil der Europäischen Bürgerinititative gegen Glyphosat!

Die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat unterschreiben

https://aktion.bund.net/europäische-bürgerinitiative-gegen-glyphosat

 

Unter diesen Aufruf setzen Sie damit Ihren Namen:

Unsere Europäische Bürgerinitiative (EBI) hat ein Verbot von Glyphosat sowie weitere EU-weite Maßnahmen zum Schutz der Menschen und der Umwelt vor giftigen Pestiziden zum Ziel. Im Einzelnen fordert unsere EBI die Europäische Kommission dazu auf, die EU-Mitgliedsstaaten zu ersuchen,

Glyphosat-haltige Herbizide zu verbieten. Sie stehen in direktem Zusammenhang mit Krebserkrankungen beim Menschen und schädigen die Ökosysteme.

Sicherzustellen, dass die für die offizielle EU-Genehmigung notwendige Beurteilung von Pestiziden ausschließlich auf publizierten Studien basiert, welche von zuständigen Behörden in Auftrag gegeben wurden und nicht von der Pestizidindustrie.

EU-weite, obligatorische Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden festzulegen, um das mittelfristige Ziel einer pestizidfreien Zukunft zu erreichen.

Die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat unterschreiben

https://aktion.bund.net/europäische-bürgerinitiative-gegen-glyphosat

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„Die Linke will die Rente reparieren“ – Vortrag in Öhringen mit dem Rentenspezialisten Stefan Dreher

„Die Linke will die Rente reparieren“ lautet der Titel einer Veranstaltung am Donnerstag, 6. April 2017, um 19 Uhr im Öhringer Gasthaus „Schillerplatz“ (Schillerstraße 43). Dazu lädt die Linke des Kreisverbands Schwäbisch Hall/Hohenlohe ein.

Von Kai Bock, Kreissprecher DIE LINKE Schwäbisch Hall/Hohenlohe und Kandidat zur Bundestagswahl 2017 für den Wahlkreis Schwäbisch Hall/Hohenlohe

Gefahr der Altersarmut bannen

In seinem Vortrag erläutert der Rentenspezialist Stefan Dreher (Horb), wie es  sich die Linke vorstellt, die gesetzliche Rentenversicherung so zu reparieren, dass in Zukunft die Gefahr der Altersarmut gebannt ist. Der Referent wendet sich vor allem an ein jüngeres Publikum. Dabei ist auch Bundestagskandidat Kai Bock, der im Anschluss gemeinsam mit Steffan Dreher, gern auf Fragen des Publikums eingehen wird.

Gesetzliche Rente wurde beschädigt

„Altersarmut muss nicht sein“, davon ist Stefan Dreher überzeugt. In seinem knapp einstündigen Vortrag zeigt er auf, wie die gesetzliche Rente beschädigt wurde, und wie sie mit einfachen Mitteln auch wieder repariert werden kann: „Jeder weiß, dass nicht nur die Riester-Rente gescheitert ist. Mit der Niedrigzinspolitik der EZB ist eine verlässliche private Vorsorge quasi unmöglich geworden. Der durchschnittlich verdienende Berufseinsteiger wird im Laufe seines Arbeitslebens um einen hohen fünfstelligen Betrag geprellt. Die Reparatur der gesetzlichen Rente ist ein vernünftiger und finanzierbarer Ausweg aus dem Dilemma.“ Dreher verweist auf die Rente in Österreich, die nach seinen Angaben „im Schnitt um 800 Euro höher liegt“.

Echte Argumente, statt argumentative Nebelkerzen

Entlang der Konfliktlinien um die Teilprivatisierung der Rente zeigt Dreher, an welchen Schrauben gedreht wurde, und wie die Reparatur der Rente aussehen kann: „Mit dem Schulz-Hype wird soziale Gerechtigkeit und damit auch Altersarmut und die Rente wieder zu einem zentralen Thema“, so Dreher: „Nach dem Vortrag wird der Unterschied zwischen echtem Argument und argumentativer Nebelkerze klar sein. Vor allem weiß man dann, wer mit welchem Interessenhintergrund am Thema arbeitet.“

Weitere Informationen und Kontakt:

Internet: http://die-linke-sha.de/termin/die-linke-will-die-rente-reparieren-multimedialer-vortrag-mit-stefan-dreher/

Kai Bock, Kreissprecher DIE LINKE Schwäbisch Hall/Hohenlohe, Kandidat zur Bundestagswahl 2017 für den Wahlkreis Schwäbisch Hall/Hohenlohe, Steinäcker 12, 74639 Zweiflingen

Telefon: 07947/9434088

Mobil: 0172/6910468

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