„Für eine menschliche Flüchtlingspolitik in den Kommunen“ – Welche Handlungsspielräume haben Städte, Gemeinden und Landkreise?

Die Politik in Bezug auf Flucht, Asyl und Migration wird zu einem großen Teil auf Bundes- oder Europaebene, teilweise auch auf Landesebene gemacht. Weder Städte noch Gemeinden oder Landkreise können beeinflussen, ob ein Asylantrag bewilligt oder abgelehnt wird oder ob beispielsweise Abschiebungen nach Afghanistan durchgeführt werden sollen. Aber es gibt durchaus einiges an Gestaltungsspielraum für die Kommunalpolitik, um Einfluss zu nehmen auf die Situation der Geflüchteten vor Ort.

Informationen des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg

Menschenwürdige Unterbringung

Container-Massenunterkunft im Industriegebiet oder dezentrale Unterbringung in der Stadt? Es existiert eine enorme Bandbreite an unterschiedlichen Unterbringungsformen. 2016 waren vielerorts kurzfristige Notlösungen unvermeidlich. Doch 2019 gibt es keine Ausreden mehr für Provisorien. Die Kommunen müssen sich darum kümmern, dass die Unterbringung so gestaltet wird, dass sie menschenwürdig ist, das Recht auf Privat-sphäre und freie Entfaltung der Persönlichkeit ebenso gewährleistet wie den Schutz besonders vulnerabler (Anmerkung: verletzbarer, verletzlicher) Personengruppen und die Integration fördert.

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

Um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ist es unerlässlich dass Unterkünfte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind und dass es in den Unterkünften freies Wlan gibt. Der Einsatz für bezahlbaren Wohnraum für alle Menschen ist eine wichtige kommunale Aufgabe, die über Jahre und Jahrzehnte vernachlässigt wurde. Wer dieses Problem angeht, hilft nicht nur den Geflüchteten, sondern hilft auch, Konkurrenzdenken und Vorurteile zu bekämpfen und stärkt damit die Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Bildung und Beratung

Ähnlich wie beim Thema „Wohnen“ machen sich strukturelle Defizite und jahrelange Versäumnisse auch in der Kinderbetreuung bemerkbar und betreffen alle in Form von fehlenden Kapazitäten, die zu langen Wartezeiten führen. Ein mangelnder Ausbau der Kinderbetreuungsplätze darf nicht zu Lasten geflüchteter Kinder gehen. Geflüchtete Kin-der haben – wie alle anderen Kinder auch – ein Recht auf Bildung. Schulen und Kindergärten müssen zudem geschützte Orte für alle Kinder und Jugendlichen sein. Deshalb müssen die Kommunen klarstellen, dass es keine Abschiebungen aus Bildungseinrichtungen in ihrer Trägerschaft geben wird. Vor allem im Interesse der Förderung der Teilhabe geflüchteter Frauen ist es wichtig, dass während der Integrations- und Sprachkurse Kinderbetreuung angeboten wird. Zudem müssen die Landkreise ausreichend Geld für psychosoziale Beratungsangebote sowie Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung stellen.

Gute Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen

Ehrenamtliche haben in den vergangenen Jahren enorm viel geleistet und damit auch die staatlichen Strukturen erheblich entlastet und teilweise vor dem Kollaps bewahrt. Es ist mehr als beachtlich, wie viele Menschen weiterhin mit großem Engagement ehrenamtlich mit Geflüchteten arbeiten. Viele Kommunen erkennen den Wert dieses Engagements an und sorgen dafür, dass die Ehrenamtlichen eingebunden und beteiligt werden und dass ihr Engagement unterstützt und gefördert wird. Sie stellen zum Beispiel Räume bereit, organisieren Fortbildungen und schaffen, beziehungsweise erhalten Stellen für Koordina-torInnen fürs ehrenamtliche Engagement.

Engagement praktisch unterstützen

Andernorts haben Ehrenamtliche jedoch das Gefühl, dass die Städte, Gemeinden und Landkreise sie eher als lästig empfinden. Alle Kommunen sollten die Ehrenamtlichen als wichtige AkteurInnen sehen, ihr Engagement wertschätzen und vor allem auch prak-tisch unterstützen. Gleichzeitig sollten sie ihre Unabhängigkeit respektieren und ihnen Freiräume zur selbstbestimmten Entfaltung ihres Engagements lassen. Sie sollten sie auch nicht unter Druck setzen, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt oder versuchen, sie zu Handlangern der Behörden zu machen.

Anträge auf Aufenthaltserlaubnisse

Anträge auf Asyl werden natürlich nicht auf kommunaler Ebene entscheiden, und für Duldungen ist zentral das Regierungspräsidium Karlsruhe zuständig. Doch wenn es zum Beispiel um die Bleiberechtsregelungen für gut integrierte Geduldete geht (§§ 25a und 25b AufenthG), werden diese Anträge von den lokalen Ausländerbehörden entschieden. Ein großes Problem ist, dass viele derjenigen, die möglicherweise von diesen Regelungen profitieren könnten, nicht hinreichend informiert sind. 2017 hat die Landesregierung beschlossen, dass die lokalen Ausländerbehörden Personen, die in den Anwendungsbereich fallen könnten, informieren sollte. Doch inwiefern wird dies tatsächlich umgesetzt? Die Kommunen sollen darauf achten, dass die Auslän-derbehörden sorgfältig potenziell Betroffene identifizieren und diese auf eine Art und Weise informieren, dass die Information tatsächlich ankommt und verstanden wird.

Anträge auf Beschäftigungserlaubnisse

Wer sich im laufenden Asylverfahren befindet, seit mindestens drei Monaten in Deutschland lebt und nicht mehr verpflichtet ist, in einer Erstaufnahmeeinrichtung zu leben, kann mit Zustimmung der Ausländerbehörde eine Beschäftigung aufnehmen. Die Ausländerbehörden sollten diese Anträge zügig, transparent und wohlwollend bearbeiten.

Entscheidung über Zuständigkeit für das Integrationsmanagement

Auf kommunaler Ebene wird entschieden, ob das Integrationsmanagement an freie Träger vergeben wird oder ob die IntegrationsmanagerInnen direkt bei der Kommune und / oder beim Landkreis angestellt sind. Um Interessenskonflikte zu vermeiden und um eine größtmögliche Unabhängigkeit der IntegrationsmanagerInnen zu gewährleisten, ist der Flüchtlingsrat der Meinung, dass das Integrationsmanagement an freie Träger vergeben werden sollte.

Beteiligung am Visumsverfahren

Im Rahmen des Visumsverfahrens muss die Zustimmung der lokalen Ausländerbehörde eingeholt werden. Diese sind an Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften von Bund und Ländern gebunden, doch es gibt einiges an Spielräume für eine wohlwollende Zustimmung zum Ausstellen eines Visums. So erhalten etwa Schutzsuchende, die wegen ihrer Kunst, ihres Journalismus oder ihrer Autorenschaft verfolgt werden, mit Unterstützung des internationalen Netzwerkes Städte der Zuflucht (ICORN) und dessen deutschen Mitgliedsstädten Frankfurt am Main, Hannover und Berlin ein Visum für einen temporären Aufenthalt zur Fortführung ihrer Arbeit in diesen Städten. Auch bei der Beantragung von Visa zur Familienzusammenführung müssen die lokalen Ausländerbehörden zustimmen und haben Ermessensspielräume, die in unterschiedliche Richtungen verwendet werden können.

Neue Visa-Art einführen

Außerdem wäre die Einführung einer zusätzlichen Visa-Art zur kommunalen Aufnahme möglich, vorzugsweise zur Asylantragstellung oder humanitären Aufnahme in einer bestimmten Kommune. Dies können Kommunen allerdings nicht eigenmächtig durch-setzen. Stattdessen müssten sie es über ihre Landesregierung oder selbst (bzw. über Städ-te-Netzwerke wie den Städtetag) auf Bundesebene beim Auswärtigen Amt und den Gesetzgebungsinstitutionen anregen.

Interkulturelle Öffnung

Kommunen müssen das Signal aussenden, dass sie für alle EinwohnerInnen da sind. Hierzu gehört die Förderung von interkultureller Kompetenz des Personals in kommu-nalen Einrichtungen und Behörden, die mit entsprechenden Fortbildungen sensibilisiert und aufgeklärt werden müssen. Kommunen müssen auf einen respektvollen und wert-schätzenden Umgang ihres Personals mit allen Menschen bestehen und Diskriminierung bekämpfen. Kommunen sollten sich auch als Arbeitgeber öffnen, um Geflüchteten mit verschiedenen Maßnahmen wie Praktika, Einstiegsqualifizierungen und Ausbildungen den Prozess der Integration durch Arbeit zu unterstützen.

Dolmetscherpool organisieren

Die Organisation von Dolmetscherpools auf lokaler Ebene ist ebenfalls eine wichtige Auf-gabe. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Kommunen ein Zeichen der Offenheit an Geflüchtete und neu Hinzugezogene aussenden können, sind die mehrsprachigen lokalen Wegweiser, die es an einigen Orten gibt.

Proaktive und kreative Flüchtlingsaufnahmepolitik

Den Kommunen fehlen im aktuellen Rechtssystem bisher ausdrückliche Regelungen für die unmittelbare Aufnahme von Flüchtenden aus dem Ausland. Dass dieser Politikbereich ungeregelt ist, ermöglicht es ihnen jedoch, ihn proaktiv und kreativ im Sinne des Menschenrechtsschutzes von Flüchtenden neu zu gestalten. Über ihr kommunales Selbstbestimmungsrecht und als Teil der Länder dürfen sie im Hinblick auf die Etablierung von legalen Zufluchtswegen in die Kommunen tätig werden, wenn auch in beschränkter Weise. Sie können beispielsweise allein oder in Städte-Netzwerken auf Landes-, Bundes-, EU-, Europarats- oder UN-Ebene politische Debatten initiieren und öffentliche Erklärungen über ihre kommunale Aufnahmebereitschaft abgegeben, so wie es zum Beispiel Konstanz, Rottenburg und Heidelberg getan haben. Die Kommunen dürfen sogar zur Teilnahme an entsprechenden Demonstrationen aufrufen.

Kommunalwahlen 2019: Wo ist die Stimme der Engagierten?

Von den Großstädten bis in die kleinsten Ortschaften sind in ganz Baden-Württemberg tausende Menschen auf verschiedener Weise für Geflüchtete engagiert. Viele von ihnen berichten von Problemen im Umgang mit den Behörden. Auch von den politisch Verantwortlichen auf lokaler Ebene fühlen sie sich nicht immer vertreten. Für die am 26. Mai stattfindenden Kommunalwahlen werben die MandatsträgerInnen auf kommunaler Ebene um unsere Stimmen. Die Engagierten und alle, die für eine menschliche Flüchtlingspolitik auf lokaler Ebene sind, sollten diese Gelegenheit nutzen. Fragen Sie die KandidatInnen, wie sie die in diesem Dokument genannten Spielräume nutzen möchten. Überlegen Sie, welche KommunalpolitikerInnen und BewerberInnen in den letzten Jahren sich in Ihrem Sinne eingesetzt haben. Ermutigen Sie andere Engagierte und Personen aus Ihrem Umfeld, das Gleiche zu tun! Tragen Sie dazu bei, dass in den kommenden fünf Jahre in den Gemeinderäten und Kreistagen Baden-Württembergs eine starke Stimme für eine menschliche Flüchtlingspolitik vertreten ist!

Weitere Informationen zum Flüchtlingsrat Baden-Württemberg:

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg …

• unterstützt die Arbeit lokaler ehrenamtlicher Asylkreise mit Beratung, Fortbildungen, Veranstaltungen, Vernetzung und Informationsmaterial,

• informiert mit seinem Newsletter, seinem Rundbrief und seiner Website,

• tritt ein für eine menschliche Flüchtlingspolitik – durch Lobbyarbeit, öffentliche Meinungsäußerungen, Aufklärung und Kampagnen,

• berät und vermittelt Flüchtlinge an kompetente lokale Beratungsstellen oder RechtsanwältInnen und unterstützt sie durch Anträge an den Rechtshilfefonds von PRO ASYL,

• organisiert Tagungen und Veranstaltungen zu flüchtlingspolitischen Themen,

• fördert die Vernetzung von Akteur*innen der Flüchtlingsarbeit…. und dafür brauchen wir Sie! Der Flüchtlingsrat ist ein gemeinnütziger Verein, dem Sie als Mitglied beitreten können.

Als Mitglied …

• helfen Sie durch Ihren Beitrag, dafür zu sorgen, dass unsere Arbeit auch zukünftig fortgesetzt werden kann,

• bekommen Sie alle neuen Veröffentlichungen des Flüchtlingsrates zugeschickt.

• können Sie auf unserer Mitgliederversammlung über die personelle Zusammensetzung der Gremien des Flüchtlingsrates und die Ausrichtung seiner Arbeit mitbestimmen,

• können Sie die Arbeit des Flüchtlingsrates aktiv mitgestalten.

Deshalb rufen wir alle Engagierten der Flüchtlingsarbeit in Baden-Württemberg und alle, die sich für eine menschliche Flüchtlingspolitik stark machen wollen, dazu auf, Mitglied im Flüchtlingsrat Baden-Württemberg zu werden!

Weitere Informationen, Anmeldung und Kontakt:

Geschäftsstelle, Hauptstätter Straße. 57, 70178 Stuttgart

Telefon: 0711-55 32 83-4

Fax: 0711-55 32 83-5

E-Mail: info@fluechtlingsrat-bw.de

Internet:

www.fluechtlingsrat-bw.de

www.facebook.com/fluechtlingsrat.bw

www.youtube.com/c/FlüchtlingsratBadenWürttembergeV

Vereins- und Spendenkonto:

Flüchtlingsrat Baden-Württemberg e.V.

GLS Bank

Kto. Nr. 70 07 11 89 01

BLZ 430 609 67

IBAN: DE66 4306 0967 7007 1189 01

BIC: GENODEM1GLS

Informationen im Internet zum Verein Pro Asyl:

https://www.proasyl.de/thema/

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„Angeklagt – Gegen die Fluchtursachen und die reaktionäre Flüchtlingspolitik“ – Alassa Mfouapon lädt Innenminister Seehofer persönlich ein

Zum Tribunal „Angeklagt – Gegen die Fluchtursachen und die reaktionäre Flüchtlingspolitik. Für das Recht auf Flucht und für das Recht, die Welt zu verändern“, das am 8. Juni 2019, von 16.30 Uhr bis 18 Uhr, im Rahmen des Pfingstjugendtreffens in Truckenthal, Thüringen, stattfindet, hat Innenminister Seehofer eine persönliche Einladung von Alassa Mfouapon erhalten.

Von Adelheid Gruber, Freundeskreis Alassa & Friends

Sehr geehrter Herr Minister Seehofer,

als amtierender Minister des Inneren, für Bau und Heimat, zeichnen Sie maßgeblich verantwortlich für die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und die Änderungen in der Asylrechtsgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland.

Viele Klagen erfolgreich

Die gegenwärtige Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union, die über 20-fache Änderung der Asylrechts- Aufenthaltsgesetzgebung seit 2015 – nicht zuletzt Ihr Gesetzentwurf des „Geordnete-Rückkehr-Gesetzes“ – wird in verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen in Deutschland kontrovers diskutiert und beurteilt. Das Bundesverfassungsgericht hat 2012 bereits die Höhe der finanziellen Leistungen für Asylbewerber für verfassungswidrig erklärt. Gerichte haben in den ersten drei Quartalen 2018 rund ein Drittel der Entscheidungen des Ihnen unterstellten Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge kassiert.

Leidvolle Erfahrungen von Geflüchteten

Wir laden Sie ein – gerade auf dem Hintergrund dieser kontroversen Diskussion – zu einer öffentlichen Veranstaltung zur Flüchtlingspolitik am Samstag, 8. Juni 2019. Die Veranstaltung wird angesichts der leidvollen Erfahrungen von Geflüchteten in Form eines Tribunals unter dem Motto stattfinden: „Angeklagt – Gegen die Fluchtursachen und die reaktionäre Flüchtlingspolitik. Für das Recht auf Flucht und für das Recht, die Welt zu verändern.“

Persönlich äußern

Selbstverständlich wollen wir Ihnen als verantwortlichem Bundesminister und Vertreter der Bundesregierung die Möglichkeit geben, sich zu den entsprechenden Kritik- und Anklagepunkten persönlich zu äußern.

Flüchtlinge kommen zu Wort

Auf der Veranstaltung werden insbesondere Flüchtlinge sowohl ihre persönlichen, zumeist lebensbedrohlichen Erfahrungen und Beweggründe ihrer Flucht schildern sowie ihre jetzige Lebenssituation in Deutschland, die durch den Ausschluss von grundlegenden demokratischen Rechten und Freiheiten geprägt ist. Auch in der Flüchtlingshilfe (ehrenamtlich) Tätige werden zu Wort kommen.

Veranstaltung in Schalkau (Thüringen)

Die Veranstaltung findet im Rahmen des 19. Internationalen Pfingstjugendtreffens am 8. Juni 2019, von 16:30 Uhr bis 18 Uhr in Thüringen auf dem Gelände der Ferien-und Freizeitanlage Thüringer Wald, im Waldgrund 1, 96582 Schalkau statt.

Bitte um Rückmeldung

Bitte geben Sie uns zeitnah eine Rückmeldung, ob Sie an der Veranstaltung teilnehmen werden, einen Vertreter/ eine Vertreterin schicken oder sich gegebenenfalls. schriftlich dazu äußern wollen.

Für Fragen zum konkreten Ablauf der Veranstaltung stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Alassa Mfouapon, Freundeskreis Alassa & Friends

E-Mail: freundeskreis-alassa@gmx.de

Freundeskreis Alassa & Friends – openpetition.de/alassa

Online-Petition unterschreiben:

https://www.openpetition.de/petition/online/alassa-alarm-abschiebung-droht

Spendenkonto: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“

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„Ein schwarzer Grüner mit Herz für Autobosse“ – Leserbrief von Paul Michel über Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Wenn man Regeln verletzte, müsse man mit Sanktionen rechnen. „Wenn man sanktioniert wird, darf man nicht jammern“, sagte Wilfried Kretschmann mit Blick auf die Schüler, die gegen den Klimawandel bzw. das Nichtstun der Politiker demonstrieren.

Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Wo bleibt die angekündigte Demokratisierung der Gesellschaft?

Mit dieser oberlehrerhaften Zurechtweisung der SchülerInnen hat Kretschmann mittlerweile sogar den Bayern Markus Söder rechts überholt. Ein weiterer Fall, der zeigt, aus welchem Holz der Ober-Schwabe aus Sigmaringen geschnitzt ist. An Stelle der bei seinem Amtsantritt versprochenen Demokratisierung der Gesellschaft und Engagement für die Umwelt beschert der Ministerpräsident seinem Wahlvolk die gehabte Kungelei mit den Mächtigen, weitgehende Untätigkeit beim Umweltschutz, autoritäres Gehabe und Anbiederung an fremdenfeindliche Ressentiments.

Der Durchwinker von Stuttgart 21

Im März 2011 hatten die Grünen die Landtagswahlen nicht zuletzt wegen ihrer Gegnerschaft zu Stuttgart 21 gewonnen. Bald darauf war von Gegnerschaft zu S21 bei Kretschmann nichts mehr zu bemerken. Seither heißt es „Kritisch begleiten“ bzw. Augen zu und durch. Mit Verweis auf das Ergebnis der Volksabstimmung bürstet Kretschmann heute alle Forderungen nach einem Baustopp für Stuttgart 21 ab. Unterschlagen wird von ihm, dass in dieser Volksabstimmung die Leute nach Strich und Faden belogen wurden. Stuttgart 21 werde 4,5 Milliarden Euro kosten und keinen Cent mehr, wurde damals steif und fest behauptet. Heute geht der Bundesrechnungshof von 10 Milliarden Euro aus und die Bahn gibt zu, dass S21 ein Draufzahlprojekt ist. Für Kretschmann aber kein Grund, seine (Fehl-) Entscheidung zu überdenken.

Rekord-Gleisneigung bei Stuttgart 21

Skandalös ist zudem, wie Kretschmann Hinweise auf die Gefahren von Stuttgart 21 abbürstet: Mit 15 Promille hat der Tiefbahnhof von Stuttgart 21 eine Rekord-Gleisneigung, die sechsmal so hoch ist wie erlaubt. Kretschmann weiß das, lässt die Bahn aber gewähren. Stuttgart 21 ist aufgrund eines fahrlässigen Brandschutzkonzepts brandgefährlich. Hans-Joachim Keim, ein international renommierter Brandschutz- Experte sagt dazu: „Es ist eine Katastrophe mit Ansage. Im Unglücksfall haben Sie die Wahl: Will ich ersticken? Oder zerquetscht werden? Oder verbrennen?“ Und was tut Kretschmann? Er und seine Minister weigern sich (wie auch der Grüne Stuttgarter OB Kuhn), ein Gutachten, das die Gefahren beim Brandschutz aufzeigt, überhaupt entgegenzunehmen.

Kretschmann der „Dieselgarant“

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Kretschmann noch gewagt, eine Selbstverständlichkeit auszusprechen: „Weniger Autos sind besser als mehr“. Die öffentlichen Prügel, die er dafür von der Autolobby bezog, waren ihm eine Lehre. Seither ist er ein wackerer Schutzpatron der Autoindustrie und praktiziert den Schulterschluss mit Daimler-Boss Dieter Zetsche. Als beim Parteitag der Grünen 2016 beschlossen wurde, ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zur Produktion zuzulassen, bekam Kretschmann einen Tobsuchtsanfall. Nach dem Auffliegen von Dieselgate konnten die Autobosse auf Kretschmann als Schutzpatron bauen. Im Gleichklang mit der Autoindustrie erklärte Kretschmann, Hardware- Nachrüstungen seien nicht machbar. Als die Gerichte wegen der zu hohen Feinstaub- und Stickoxidwerte Fahrverbote für Stuttgart aussprachen, kämpfte Kretschmann vehement dagegen und wollte auch Zwangsgelder in Kauf nehmen. Von der „Wirtschaftswoche“ bekam Kretschmann folgerichtig den Ehrentitel „Dieselgarant“ verliehen.

Grottenschlechte Umweltbilanz

Die Bilanz der Ära Kretschmann beim Umweltschutz ist grottenschlecht. Kein Wunder, dass Baden-Württemberg die Klimaziele krachend verfehlte und sogar noch schlechter als der Bundesdurchschnitt war.

Der Mauschelmann

Als jemand, dem vor allem am Tete-a-Tete mit den Mächtigen im Land gelegen ist, setzt Kretschmann auf die Methode, die den Mächtigen an meisten zusagt: Die Mauschelpolitik im Hinterzimmer. Als herauskam, dass es neben dem offiziellen Koalitionsvertrag mit der CDU noch eine ganze Reihe von Geheimabsprachen zwischen Strobl und Kretschmann gab, platzte es aus dem Ober-Schwaben heraus: „Ich mauschele schon immer“. Kretschmann und Strobl hatten offenbar einen Abbau von 5000 Stellen bei den Landesbeschäftigten bis 2020 verabredet und weitere Sparmaßnahmen vereinbart.

Populist ohne Schamgrenze

Kretschmann schreckt bei seinem Buhlen um Wählerstimmen auch vor Anbiederung beim rechtpopulistischen Klientel nicht zurück. Baden-Württemberg hat als einziges grün regiertes Bundesland Zustimmung für das Begehren der CDU signalisiert, die Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien als sichere Herkunftsländer zu bestimmen und somit das Asylrecht weiter verschärfen. Wer die Praxis bei den Anhörungsverfahren für Asylanträge kennt, weiß, was das bedeutet: Die auf dem Papier noch bestehende Einzelfallprüfung für Menschen aus diesen Ländern ist damit in die Tonne getreten. PRO ASYL reagierte empört, auch viele Grüne in Baden-Württemberg waren fassungslos. Offene Kritik aus den Reihen der Grünen gab es aber kaum.

Den Häuptling in die Wüste schicken

Die Gallionsfigur der Grünen sollte eigentlich grünen Parteimitgliedern die Schamröte ins Gesicht treiben. Wäre den Grünen an den Zielen gelegen, für die sie angetreten sind, müssten sie ihren Häuptling in die Wüste bzw. in Pension schicken. Die Tatsache, dass dies nicht zu erkennen ist, lässt nur einen Schluss zu:

Wem Engagement für die Umwelt, mehr Demokratie und mehr soziale Gerechtigkeit ein Anliegen ist, für den/die sind die Grünen nicht wählbar.

Wer Grün wählt, wird sich schwarz ärgern!

Viele GegnerInnen von Stuttgart 21 wissen, von was sie reden.

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„Wo er recht hat, hat er recht, der Kevin“ – Leserbrief von Paul Michel zur Diskussion über Juso-Chef Kevin Kühnerts Äußerungen zu BMW

Weil er den Kapitalismus überwinden will, das Privateigentum an Großkonzernen in Frage gestellt und sich positiv für einen „demokratischen Sozialismus“ ausgesprochen hat, ist der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert beim politischen Establishment und weiten Teilen der Medien zum Buhmann geworden. Mit Blick auf BMW sagte er: Eine demokratische Kontrolle der Verteilung der Profite schließe aus, „dass es einen kapitalistischen Eigentümer dieses Betriebes gibt“.

Leserbrief von Paul Michel, Schwäbisch Hall

1,1 Milliarden Euro für ein Jahr Aktionärsdasein

Wo er recht hat, hat er recht, der Kevin. 2018 haben die beiden Großaktionäre von BMW, die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten, für ein Jahr Aktionärsdasein von BMW 1,1 Milliarden Euro erhalten. Womit haben sie sich das „verdient“? Damit, dass sie 25,8 Prozent (Stephan Quandt) bzw. 20,9 Prozent (Susanne Klatten) der Stammaktien von BMW besitzen.

BMW ein wichtiger Player bei „Dieselgate“

Im Fall von BMW geht es nicht nur um eine gerechtere Verteilung der in der Produktion erwirtschafteten Gewinne. Es geht auch darum, dass BMW ein wichtiger Player bei „Dieselgate“ war, jenem Kartell deutscher Autokonzerne, das die Kunden wegen ein paar Euro Zusatzprofit nach Strich und Faden belogen hat und sich nach wie vor weigert, das fällige Hardware-Update kostenfrei vorzunehmen.

Lügen und Betrügen ist Teil des Geschäftsmodells

Das Lügen und Betrügen ist kein einmaliger Ausrutscher, sondern Teil des Geschäftsmodells großer Konzerne. Dazu kommt: BMW ist einer der drei deutschen Produzenten der Premium-Klasse, die extrem Sprit schluckende Autos bauen, die das Leben in den Städten mit Krach und Auspuffgasen verpesten und deren CO2-Ausstoß maßgeblich zum Klimawandel beiträgt. Die PS-strotzenden Stinker werden in immer höherer Stückzahl produziert, nicht weil sie nützlich sind, sondern sie den Aktionären von BMW hohe Renditen einbringen. Lieber fahren diese Konzerne den Planeten an die Wand, als dass sie auf diese einträgliche Form der Profitmacherei verzichten.

Verkehrswende hin zu Bussen und Bahnen

Wenn wir wirklich die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindern wollen, brauchen wir eine Verkehrswende weg von den Autos (auch keine Elektroautos) hin zu Bussen und Bahnen. Die schlichte Einsicht „Unser Leben ist wichtiger als ihre Profite“ führt uns im Falle von BMW, Daimler, VW und Co direkt hin zur Eigentumsfrage. Wie sagte doch Kevin Kühnert? „Was unser Leben bestimmt, soll in der Hand der Gesellschaft sein und demokratisch von ihr bestimmt werden.“ Deswegen: Enteignung von BMW und Co? Na klar!

 

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„Viele haben über uns gesprochen, jetzt reden wir“ – Pressekonferenz und Kundgebung wegen des illegalen Polizeieinsatzes 2018 in der LEA Ellwangen

„Viele haben über uns gesprochen, jetzt reden wir“, heißt es bei der Pressekonferenz und der Kundgebung am Freitag, 10.Mai 2019, um 17 Uhr in Ellwangen beim Fuchseck.

Vom Freundeskreis Alassa & Friends

Hand in Hand für Demokratie

Am 3. Mai 2018 war die illegale Polizeiattacke in der LEA Ellwangen. Wir klagen die Misshandlung von Flüchtlingen in den „Anker-Zentren“ an. Flüchtlinge und die einheimische Mehrheitsbevölkerung gehen Hand in Hand für Demokratie und Menschenrechte und werden auch unseren Aktivisten Alassa unterstützen, der zusammen mit seiner Frau seit vielen Monaten zu leiden hat.

Gemeinsam gegen Seehofers, Meuthens, Salvinis und Orbans europäische Einwanderungspolitik!

Informiert eure Freunde und Verwandten und Bekannten zu diesem Ereignis zu kommen, das wir euch in Zusammenarbeit mit dem ‚Freundeskreis Alassa & Friends‘ anbieten. Verständigt uns über jede Unterstützungs- und Hilfsmaßnahme, egal welcher Art, über folgende E-Mail-Adresse: freundeskreis-alassa@gmx.de

Spenden: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“

 

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„Für Frieden, sozialen Fortschritt, Solidarität mit den Schwächsten, für ein gutes Leben für alle Menschen“ – Rede von Siegfried Hubele (DGB) bei der Maikundgebung 2019 in Schwäbisch Hall

Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht die Mai-Rede von Siegfried Hubele. Der DGB-Kreisvorsitzende hat sie am 1. Mai 2019 in Schwäbisch Hall gehalten.

Rede von Siegfried Hubele bei der Maikundgebung 2019 in Schwäbisch Hall

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich begrüße Euch zur 1.-Mai-Kundgebung der DGB-Kreisverbände Schwäbisch Hall und Hohenlohe. Bevor unser Kollege Arne Gailing von verdi die Mai-Rede halten wird, lasst mich einige Dinge zum diesjährigen Motto des DGB-Maiaufrufes sagen. „Europa. Jetzt aber richtig“, fordern die Mitgliedsgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) angesichts der Wahlen zum EU-Parlament am 26. Mai 2019.

„Wertegemeinschaft“

„Jetzt aber richtig“ – bedeutet, dass sehr vieles falsch läuft in dieser EU. Die Akzeptanz einer EU nimmt europaweit ab und rechte Demagogen wollen gar nichts von einer „Wertegemeinschaft“ wissen, die für alle Menschen in Europa gilt, die hier leben und arbeiten wollen oder auch aus Gründen, die die EU Politik zu verantworten hat, hierher geflüchtet sind.

„NATO gehört aufgelöst“

Als da wären wirtschaftliche Knebelungsverträge vieler Staaten Afrikas durch die EU und eine Außenpolitik und Aufrüstungspolitk, die sich kritiklos der NATO anschließt und Krieg und Vertreibung weltweit mitzuverantworten hat. Nebenbei bemerkt: diese NATO gehört schon lange aufgelöst – wie vor Jahrzehnten der „Warschauer Pakt“, die NATO ist ein Relikt aus dem „Kalten Krieg“ und passt nicht in unsere Welt, die bei Drohung ihres Untergangs nur durch Entspannung, friedlichem und sozialem Ausgleich überleben kann. Als aktiver und kritischer Gewerkschafter wundert mich nicht, dass sich viele Menschen enttäuscht von der EU abwenden und sie nicht als ihr Projekt sehen, weil die Profitinteressen der Konzerne, der Banken der Superreichen Vorrang haben vor sozialen Belangen für die Mehrheit der europäischen Lohnabhängigen.

Mindestlohn in Peking höher als in Litauen und Polen

Mit dramatischen Einschnitten in Tarifverträge, mit der Ruinierung des Gesundheitssystems, der Altersversorgung und der erzwungenen Privatisierung von Schiffs- und Flughäfen hat z.B. das EU-Land Griechenland erfahren müssen, was mit den kapitalistischen Grundfreiheiten, wie dem freien Kapitalverkehr, an Armut und Elend in der EU erzeugt wird. Wie zweitrangig die Interessen unserer KollegInnen z.B. in EU-Mitgliedsstaaten wie Bulgarien, Rumänien wahrgenommen werden, zeigt sich auch daran, dass der Mindestlohn in Rumänien, Bulgarien, Litauen und Polen heute niedriger ist als der Mindestlohn in Shanghai oder Peking! (Bulgarien: 1,42 Euro, Litauen: 2,35 Euro, Polen: 2,65 Euro, Peking: 2.86 Euro). Die Kritik des DGB an der EU trifft deshalb den Kern, dass die „Interessen der Märkte oft Vorrang haben vor sozialen Belangen.Tausende Lobbyisten tümmeln sich in Brüssel und beeinflussen erfolgreich Gesetzgebungsverfahren. Insbesondere westeuropäische Unternehmen haben Strategien entwickelt, mit denen sie das Sozial- und Wohlstandsgefälle zwischen Ost- und Westeuropa ausnutzen und mit jeder Verlagerung von Produktion – Arbeits-, Lohn- und Sozialstandards unterlaufen.

Rund 50 Prozent aller Berufe werden verschwinden

Wir Gewerkschafter sind nicht blauäugig, wir kennen die Wirkungsweise der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Mit der „Digitalisierung der Arbeit“ und der „Elektromobilität“ verändert sich die Arbeitswelt rasant. Schon heute sind die Folgen erkennbar. Rund 50 Prozent aller Berufe werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren verschwinden, ebenso wie das Normalarbeitsverhältnis. An ihre Stelle tritt dann der „Solo-Selbstständige“, verstärkt Leiharbeit Teilzeitjobs und weitere schlecht bezahlte Arbeit. Die Bundesregierung begleitet den Umbau unter dem Begriff „Industrie 4.0“ mit Millionenbeträge ohne auf die Folgen einzugehen.

Leiharbeit und Werkverträge verbieten

Wir Gewerkschafter sagen: Der Einsatz von Computertechnologie in Industrie und Verwaltung war und ist nur möglich wegen der Wertschöpfungsarbeit unserer Kolleginnen und Kollegen, als Ingenieure, Facharbeiter und Produktionsarbeiter. Deshalb muss die erweiterte Anwendung dieser Technologien zu allererst den Beschäftigten nutzen und nicht der Profitmaximierung. Leiharbeit und Werkverträge sind deshalb im Grundsatz zu verbieten. Die Folgen des technologischen Wandels wird ohne spürbare Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich nicht zu bewältigen sein. Darum sollten wir in den Betrieben, Verwaltungen und in den Gewerkschaften ringen.

Unvereinbarkeitsbeschluss für AfD-Mitglieder

Liebe Kolleginnen, einiges an der vorgetragenen EU Kritik kann falsch verstanden werden, weil Rechtsradikale in ganz Europa die Unzufriedenheit der Menschen für ihre unsolidarische, menschenunwürdige und rassistische Politik nutzen. Die AfD verkauft sich gerne als Protestpartei der „kleinen Leute“. Auch in unseren Reihen hat sie damit Erfolg. Für viele von uns unverständlich, da sie auf Ausgrenzung, Hass, unsoziale Lösungen und neoliberale Marktgläubigkeit setzt. Die AfD ist grundsätzlich für eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Arbeitgeber sollen die Arbeitslosenversicherung nicht mehr mitfinanzieren, die Vermögenssteuer für die Reichen soll abgeschafft werden. Die AfD steht voll zu dem ruinösen NATO-Beschluss „zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes in die Aufrüstung zu stecken. Die AfD spaltet die Lohnabhängigen indem sie rechtsorientierte Vereinigungen für Arbeitnehmer gründet oder Betriebsratsgremien spaltet und rechts ausrichtet. Schon lange ist ein Unvereinbarkeitsbeschluss für AfD-Mitglieder in den DGB Gewerkschaften überfällig.

Internationaler Solidaritätstag

Für die Wahl zum EU-Parlament fordern wir euch deshalb auf: Geht wählen, keine Stimme den rechten Parteien – sie verarschen die Lohnabhängigen. Wir Gewerkschaften stehen für Frieden, sozialen Fortschritt, Solidarität mit den Schwächsten, für ein gutes Leben für alle Menschen, die in Europa leben und arbeiten. Herzlichen Dank an die sehr symphatischen Männer der hohenlohisch-fränkischen Spitzen Band „ALAKART“. Danke schön auch an die Technik. Für schweinswürstige und vegetarische Kost ist gesorgt. Fair gehandelten Kaffee gibt’s am Stand des „Dritte-Welt-Laden“. Da einige Anwesende im Wahlmodus sind, begrüße ich keine Parteien und Kandidaten – wir freun uns aber über jeden/jede der/die zu uns steht – die Gewerkschaften unterstützt– gerade am 1. Mai, dem internationalen Solidaritätstag der arbeitenden Menschen.

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„Für ein soziales Europa kämpfen“ – Rede von Gewerkschaftssekretär Arne Gailing bei der Mai-Kundgebung 2019 in Schwäbisch Hall

Verdi-Gewerkschaftssekretär Arne Gatling war am heutigen 1. Mai 2019 der Hauptredner bei der Mai-Kundgebung in Schwäbisch Hall. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht das Redemanuskript in voller Länge. Der Redner ist teilweise vom geschriebenen Text abgewichen, hat das Manuskript aber zur Veröffentlichung frei gegeben.

Rede von Arne Gailing bei der Mai-Kundgebung 2019 in Schwäbisch Hall

„Europa. Jetzt. Aber richtig!“

„Europa. Jetzt. Aber richtig!“, unter diesem Motto steht der diesjährige 1. Mai (2019), 25 Tage vor den Europawahlen. Am 26. Mai, ist Europawahl. Knapp 300 Millionen Menschen in 27 EU-Mitgliedsstaaten sind aufgerufen, 705 Abgeordnete zu wählen – davon werden 96 aus Deutschland kommen. Diese Wahl betrifft uns alle – die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Gesellschaft als Ganzes. Wenn es die Europäische Union nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Seit mehr als siebzig Jahren herrscht Frieden in Europa, länger als je zuvor. Und Europa ist die Antwort auf viele Herausforderungen der heutigen Zeit: Globalisierung, Klimawandel, globaler Zusammenhalt und Frieden, denn die machen vor keiner Staatsgrenze halt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mein Name ist Arne Gailing, ich bin Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft ver.di und für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständig. Einem Bereich unter vielen, der sich intensiv mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck einer globalisierten und gut vernetzen Wirtschaftswelt auseinandersetzen muss. Ich in meiner Generation, ich bin Jahrgang 1986, habe die Vorzüge von Europa für den einfachen Menschen aus reichen Ländern kennengelernt. Seit 70 Jahren herrscht in den meisten Teilen Europas Frieden. Die Wirtschaft boomt, zumindest bei uns. Reisen in andere Länder ohne Geld zu tauschen, Reisen ohne Grenzen, Reisen ohne Visum und ohne Reisepass. 27 Länder kann ich noch bereisen von Zypern bis Irland von Portugal bis Finnland.

Privilegiert

Nicht nur reisen kann ich, sondern auch arbeiten wo ich will. Das ist geil, das macht Spaß, das genieße ich. Aber ich gehöre auch zu den Privilegierten. Ich bin Deutscher – habe einen deutschen Namen – Ich lebe in Deutschland – Ich bin männlich – Ich habe eine relativ gut qualifizierten und krisensicheren Job. Außerdem ist Europa Export-Weltmeister. Wirtschaftlich profitiert Deutschland enorm von der EU: Jährlich gehen knapp 60 Prozent unserer Exporte in EU-Länder; fast 30 Prozent der deutschen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt vom Export ab. Europa geht es im Durchschnitt gesehen ziemlich gut, laut neuesten Statistiken sind die Arbeitslosenzahlen in Europa auf einem Tiefpunkt.

Wo geht das ganze Geld hin?

Und obwohl Europa als Gesamtpaket ziemlich gut da steht, kann man sich fragen: Wo geht das ganze Geld hin? Denn – viele europäische Länder durch die Sparpolitik geknechtet – Der Billiglohnsektor ausgebaut – Arbeitsplätze sind Abbau oder Verlagerung bedroht – Sozialleistung abgebaut – Staatliche Einrichtungen, lebenswichtige Infrastruktur, Einrichtungen der Daseinsvorsorge werden privatisiert – Die Jugendarbeitslosigkeit ist von 2004 bis 2014 um fast vier Prozent im Durchschnitt gestiegen. In manchen Ländern hat sie sich fast verdoppelt (https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/225124/jugendarbeitslosigkeit-in-europa).

Gewinne privatisiert und Verluste vergesellschaftet

Wie kann es sein, dass Unternehmen immer reicher und die Menschen immer ärmer werden? Wie kann es sein, dass Gewinne privatisiert und Verluste vergesellschaftet werden? Das ist nicht nachvollziehbar, nicht erklärbar und nicht Gerecht. Dabei hilft es nicht, über Europa oder die Globalisierung zu schimpfen und sich in Protektionismus und in nationales Denken zurückzuziehen. Den gesellschaftlichen Frieden auf der Welt können wir nur sichern, indem wir uns alle jeden Tag über unser Handeln und unseren Wohlstand bewusst werden. Es gibt keine einfache und bequeme Antwort auf komplexe und unangenehme Fragen.

Unsicherheit über den eigenen Lebensstandard

Wir fragen uns, wie kann es sein, dass die Rechten in Europa und der Welt wieder so einen Aufwind haben? Es kommt von der Unsicherheit, die Unsicherheit über den eigenen Lebensstandard mit der Folge, dass Neid entsteht, an Stellen wo es keinen Neid geben muss. Da kein Lebensstandard durch andere Menschen bedroht ist. Wie kann es sein, dass ein rumänischer Landwirt und Metzger seine Familie und seinen kleinen, aber funktionierenden Betrieb zurücklassen muss, um in einem Fleischwerk als Billiglöhner in Deutschland im Akkord Schweine zu zerlegen, die anschließend für billiges Geld auch nach Rumänien exportiert werden und dort und an vielen anderen Orten auf der Welt die heimische Wirtschaft zerstören?

Wenige Unternehmen und Menschen füllen sich die Taschen

Das Problem dabei: Es machen sich wenige Unternehmen und Menschen die Taschen voll. Immer mehr Reichtum ist im Besitz von immer weniger Menschen. Und gleichzeitig fragt sich eine alleinerziehende Mutter mit zwei Jobs, wie sie ihre Miete zahlen soll. Das müssen wir ändern! Es ist unsere Aufgabe als Gewerkschaften und als Gesellschaft dafür zu sorgen, dass jeder Mensch auf der Welt das bekommt, was zum Leben gebraucht wird. Dafür brauchen wir starke Gewerkschaften mit starken Tarifabschlüssen, eine starke Solidarität, das Verständnis und den Zusammenhalt in der Gesellschaft, damit wir es schaffen, das Geld wieder zu den Menschen zurückzubringen, die die Werte geschaffen haben. Das gilt für Deutschland, das gilt für Europa, das gilt für die gesamte Welt.

Wir brauchen eine soziale Globalisierung

Wir haben zwar eine wirtschaftliche Globalisierung, brauchen aber vor allem soziale Globalisierung. Dabei geht es nicht nur um die Verteilung von Geld, es geht im Wesentlichen um die Ausbeutung von Ressourcen und Menschen zu unseren Gunsten. Das muss ein Ende haben. Nur so können wir die Herausforderungen von morgen bewältigen.

Massiver Fachkräftemangel in Krankenhäusern

Jetzt möchte ich aber zu meinem eigentlichen Themenfeld meiner Arbeit kommen. Die natürlich auch im Zusammenhang mit Europa und der Globalisierung gesehen werden kann. Seit langem (seit mehr als 30 Jahren) zeichnet es sich ab, dass wir in den sozialen Systemen, im Speziellen im Krankenhauswesen auf einen massiven Fachkräftemangel zusteuern. Das ist im wesentlichen die Folge, dass immer mehr Leistungen durch Staat, Land und Kommunen sowie Kostenträger gekürzt wurden. Früher war es so, dass die Kosten, die ein Krankenhaus (Investition, Material, Energie, Verpflegung, Personal) und die Behandlung einer Krankheit verursacht haben, von den Kostenträgern erstattet werden mussten. Mit der Einführung der DRG…. – Keine Ausgaben, Einsparung außer bei Personal – Die Folge: Immer mehr Krankenhäuser mussten schließen oder werden schließen.

Hass und Aggression

Die vorhandenen Krankenhäuser schließen sich zu großen Verbünden zusammen, die häufig auch von Privatinvestoren betrieben werden. Profitabel können Krankenhäuser nur betrieben werden, wenn diese eine nahezu hundertprozentige Auslastung haben und dann auch noch die Diagnosen der Patienten stimmen. Jetzt sind in der Politik die Lampen angegangen, aber es ist fast zu spät. Vor kurzem habe ich in einem Interview die Aussage von einer Beschäftigten aus dem Rettungsdienst gelesen. In dem Interview ging es um Gewalt im Rettungseinsatz und um Fachkräftegewinnung: „Wenn man in einer Gesellschaft lebt, in der man gefühlt jeden Tag um das Überleben kämpft, dann ist es kein Wunder dass die, die den Schwächsten in der Gesellschaft helfen, der Hass und die Aggression entgegenschlagen.“

Verfolgung von Cum-Ex-Geschäften droht zu verjähren

Wie kann es sein, dass wir uns auf der einen Seite seit Jahren Cum-Ex-Geschäfte in Milliardenhöhe leisten, deren Verfolgung droht jetzt wegen des Mangels an Fahndern zu verjähren. Auf der anderen Seite wird jeder Hartz-IV-Fall überprüft, um im Jahr ein paar Millionen Euro von den Leistungsempfängern zurückzufordern. Wir haben die breite Stimmung in der Gesellschaft, dass Jede und Jeder glaubt, ums Überleben und um die Daseinsgrundlagen und die Daseinsberechtigung kämpfen zu müssen. Der Weg nach unten geht schnell, der Weg nach oben ist schwer.

„Solidarität ist unsere Stärke“

Wir müssen dafür kämpfen, dass wir wieder ein soziales Europa bekommen, dass wir Verantwortung übernehmen und nicht nur mit Ellbogen durch die Gegend laufen. Das zeigt sich auch in den sozialen Systemen, dazu zähle ich Gesundheitsversorgung, Bildung Angebote der gesellschaftlichen Teilhabe. Solidarität ist unsere Stärke, gemeinsam sind wir stark! Lasst uns mehr werden! Lasst uns gemeinsam kämpfen, jeden Tag in den Betrieben, auf den Straßen bei Tarifrunden und auch in der Gesellschaft und in der Politik. Werbt für die Europawahl und Kommunalwahlen am 26. Mai 2019, damit wir es schaffen, ein gemeinsames Europa zu entwickeln von dem nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren. In diesem Sinne einen kämpferischen ersten Mai und vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Weitere Informationen und Kontakt:

Arne Gailing, Gewerkschaftssekretär, ver.di –Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Heilbronn-Neckar-Franken, Gartenstraße 64, 74072 Heilbronn

Telefon: 07131-9616800

Mobil:    0160-93602379

Fax: 07131-9616199

E-Mail: Arne.Gailing@verdi.de

Internet: www.heilbronn.verdi.de

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“Europa. Jetzt aber richtig!“ – Maikundgebung 2019 in Schwäbisch Hall

„Europa. Jetzt aber richtig!“, lautet das Motto der diesjährigen Maikundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Die Demonstration in Schwäbisch Hall beginnt am Mittwoch, 1. Mai 2019, um 10.30 Uhr vor der Agentur für Arbeit in der Bahnhofstraße. Nach einem Demonstrationszug durch die Innenstadt startet die Kundgebung um 11.30 Uhr im Hospitalhof (Goethe-Institut).

Vom DGB Nordwürttemberg

Die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen

Bernhard Löffler, DGB-Regionsgeschäftsführer in Nordwürttemberg, zu den Inhalten des 1. Mai 2019: „Europa. Jetzt aber richtig! heißt: Die Menschen müssen im Mittelpunkt der europäischen Politik stehen. Die sozialen Interessen der Bürgerinnen und Bürger, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen Vorrang haben vor den Interessen der Unternehmen. Es heißt auch: Europaweite Standards für gute Arbeitsbedingungen statt Dumping-Wettbewerb zwischen den Mitgliedsstaaten mit prekärer Arbeit und niedrigen Löhnen. Wir brauchen mehr Tarifbindung in ganz Europa und armutsfeste Mindestlöhne in jedem EU-Mitgliedsstaat. Europa braucht keine Grenzen und garantiert Frieden.“

Sozialer Fortschritt in Europa

Der hohenloher DGB-Kreisverbandsvorsitzende Ernst Kern ergänzt: „Sozialer Fortschritt in Europa, das lässt sich nur gemeinsam erreichen. Die Rechtspopulisten und Nationalisten in Europa bieten keine Lösungen – im Gegenteil: Die Brexit-Abstimmung in Großbritannien und ihre Folgen haben gezeigt, wohin es führt, wenn diejenigen, die Oberhand gewinnen, die Ängste schüren, aber keinerlei Konzepte für die Zukunft haben. Am 1. Mai zeigen wir klare Kante gegen Rechts und alle, die unser Land und Europa spalten wollen. Wir sagen Nein zu Intoleranz, Nationalismus, Rassismus und Rechtspo-pulismus. Der 1. Mai ist unser Tag der Solidarität. Wir demonstrieren gegen Krieg und Intoleranz, Rassismus und Rechtspopulismus, für ein soziales Europa.“

Weitere Informationen und Kontakt:

DGB-Bezirk Baden-Württemberg, Büro Schwäbisch Hall, Schlichtweg 4, 74523 Schwäbisch Hall

Telefon: 0791 950290

Mobil: 0170 8514009

Telefax: 0791 9502932

E-Mail: silvia.wagner@dgb.de

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Internet:

www.nordwuerttemberg.dgb.de

www.bw.dgb.de

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Mitglied in einer DGB Gewerkschaft werden:

https://www.dgb.de/service/mitglied-werden/index.html

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„Die gesundheitliche Wirkung der Mobilfunkstrahlung – Faktencheck“ – Film wird in Gaildorf gezeigt

Ein Film zum Thema „Die gesundheitliche Wirkung der Mobilfunkstrahlung – Faktencheck“ läuft am Donnerstag, 2. Mai 2019, 19.30 Uhr in der Kulturkneipe Häberlen in Gaildorf. Der Eintritt ist frei.

Von der BI Risiko-Mobilfunk Gaildorf e.V.

Film überprüft Fakten

„Der Film von Film von Klaus Scheidsteger und Lothar Moll überprüft die relevanten und aktuellen Fakten aus Wissenschaft und Forschung, wirft ein Augenmerk auf die natürlichen Strahlungsfrequenzen und deren Wirkungen auf das Leben, ist verständlich, ausgewogen und sachlich“, schreiben die Veranstalter in ihrer Pressemitteilung.

 

Weitere Informationen im Internet:

Die gesundheitliche Wirkung der Mobilfunkstrahlung – Faktencheck https://vimeo.com/328401540

www.faktencheck-mobilfunkstrahlung.de

https://faktencheck-mobilfunkstrahlung.de/idee/

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