Die drei Windkraftanlagen der Firma Behlau neben dem Autobahnzubringer in Kirchberg/Jagst FOTO: Garmatter
Zwischen Lendsiedel und Kleinallmerspann (Stadtgebiet von Kirchberg/Jagst) stehen seit Spätsommer 2008 drei große Windkraftanlagen. Die Masten der Windkraftwerke ragen jeweils rund 105 Meter in die Höhe, die Flügelspitzen sind am höchsten Punkt 150 Meter über dem Grund. Viele Verkehrsteilnehmer, die den Autobahnzubringer zwischen Kirchberg und der A6-Auffahrt Kirchberg befahren, wundern sich seit Monaten, dass sich die Rotoren selbst bei besten Windbedingungen nicht drehen. Bis zum heutigen Tag (12. April 2009) wurde noch keine Kilowattstunde Strom produziert. Nach Angaben der Firma Behlau mit Sitz in Zug (Schweiz) und im nordrheinwestfälischen Salzkotten bei Paderborn läuft aber alles nach Plan.
Von Ralf Garmatter, Freier Journalist, Hohenlohe-ungefiltert
Auch die roten Warnlampen leuchten nachts schon seit einigen Monaten
Die Inbetriebnahme der Windkraftanlagen soll in den nächsten Wochen erfolgen, wenn die Stromleitungen von Kleinallmerspann zum Umspannwerk Obersteinach (Stadt Ilshofen) verlegt sind. Seit Wochen leuchten bereits Warnlampen auf den Masten der Windkraftwerke. Diese erhalten ihren Strom von Notstromaggregaten. Das frühe Aufstellen der Windkraftwerke sei darauf zurück zu führen, dass im Frühherbst 2008 „gerade Windkraftanlagen zu erhalten waren“, schreibt Nicole Walter, Sprecherin der Firma Behlau auf Nachfrage von Hohenlohe-ungefiltert. Von einem „unabhängigen Ingenieurbüro“ seien mehrere Anschlusspunkte geprüft und in verschiedener Hinsicht bewertet worden, so die Sprecherin weiter. „Eigentlich war die Lieferung der Windkraftanlagen für Anfang 2009 vorgesehen. Die Inbetriebnahme ist auch nach wie vor erst Anfang 2009 möglich. Aufgrund der Energiepreisentwicklungen ist die Nachfrage nach Windkraftanlagen deutlich gestiegen. Aufgrund der dadurch beim Windkraftanlagenhersteller verursachten Projektverschiebungen musste die Lieferung der Windkraftanlagen vorgezogen werden“, schrieb die Firma Behlau bereits in einer Pressemitteilung vom 13. Juli 2008.
Anschlüsse ans Kirchberger und Crailsheimer Stromnetz schieden aus
Nach Recherchen von Hohenlohe-ungefiltert sind für die Anlagen Stromanschlussmöglichkeiten in Kirchberg und Crailsheim im Gespräch gewesen, die aber aus technischen Gründen ausgeschieden sind. Keine Kritik übt die Firmensprecherin Nicole Walter an den Gemeinden. „Die beteiligten Behörden haben uns in jeder Hinsicht unterstützt und haben uns keine Steine in den Weg gelegt“, so Nicole Walter weiter. Betreiber der Windkraftanlagen ist die „Strategie Finanzberatung GmbH“, ein Unternehmen der Behlau Energie sowie ein privater Investor aus der Region Paderborn. Bereits im Dezember 2008 hatte die Brennessel, die Zeitschrift der Unabhängigen Grünen Liste Kirchberg/Jagst, über die stillstehenden Windkraftanlagen berichtet. Damals erklärte der Behlau-Mitarbeiter Mike Rico Trentzsch, dass durch die Erweiterung von zwei auf drei Windräder neue Einspeisepunkte und damit auch Kabeltrassen notwendig geworden seien. Die Länge der Trassen sei von vier auf sieben Kilometer gestiegen. Dies sei noch zu lösen, so dass „mit einem Betriebsbeginn im März (2009) gerechnet werden kann“. Dieser Zeitplan konnte nun nicht eingehalten werden. Laut Gerhard Kreutz, Vorsitzender der Energieinitiative Kirchberg sollen die drei Windkraftanlagen mit einer Leistung von zwei Megawatt pro Jahr jeweils vier Millionen Kilowattstunden erzeugen. Dies sei rund fünfmal soviel wie die ganz in der Nähe stehende kleinere Bürgerwindkraftanlage mit einer Leistung von 800 Kilowatt. Die Stromproduktion jeder der neuen Anlagen ist nach Angaben von Gerhard Kreutz „rechnerisch ausreichend für 1000 Haushalte“. Zusammen mit den anderen Erneuerbaren Energien in Kirchberg (Wasserkraft, Biogas und Photovoltaik) werde ab dem Frühjahr 2009 (Anmerkung: nach Inbetriebnahme der drei neuen Windkraftanlagen) mehr sauberer Strom erzeugt, als im Stadtgebiet benötigt werde. Dabei gebe es im Bereich Biomasse und Photovoltaik noch ein erhebliches Potenzial, meint Kreutz.
Inbetriebnahme Ende April 2009 geplant
Nach Angaben der Stadtverwaltung Kirchberg/Jagst ist nun eine Inbetriebnahme der drei neuen Windkraftanlagen für Ende April 2009 geplant. Die Stadt Ilshofen hat „mit der Firma Behlau einen städtebaulichen Vertrag abgeschlossen über das Recht auf Leitungsführung (Erdkabel) in bestimmten Feldwegen bzw. Wegseitenflächen für die Einspeiseleitung vom Standort Kleinallmerspann bis Obersteinach (Umspannstation). Betroffen von der Trassenführung sind die Gemarkungen Kirchberg (Kleinallmerspann, Dörrmenz), Ilshofen (Ruppertshofen und Obersteinach), Gerabronn (Dünsbach)“, berichtet Ilshofens Bürgermeister Roland Wurmthaler auf Nachfrage von Hohenlohe-ungefiltert.
Weitere Infos: www.behlau-energie.com/
PRESSEINFORMATION der Firma Behlau vom 13. Juli 2008:
Windpark Kirchberg – drei neue Windkraftanlagen errichtet
Die Windenergie zählt heute zu den erfolgreichsten Vertretern der Erneuerbaren Energien und trägt mit fast 10 % bereits erheblich zum Energiemix bei. In der Stadt Kirchberg / Jagst
wird derzeit von der Firma BEHLAU ENERGIE aus Salzkotten ein Windpark mit drei Windkraftanlagen errichtet. Die Bauarbeiten wurden auch am Wochenende weitergeführt.
Dazu lag eine Sondergenehmigung des Landratsamtes Schwäbisch-Hall vor. So ist sicher gestellt, dass die Fahrzeuge für die Sondertransporte frühzeitig wieder für andere Projekte
bereit stehen.
Die BEHLAU ENERGIE hat auch die Windprojekte Lindlein und Ruppershofen realisiert. Da bei beiden Projekten die prognostizierten Erträge erreicht werden, wird davon ausgegangen,
dass auch der Windpark Kirchberg erfolgreich sein wird. Der Geschäftsführer Herr Trentzsch weist darauf hin, dass bei einer Orographie wie sie in der Region Hohenlohe vorliegt, die
Höhe über Grund von besonderer Bedeutung ist. Erst ab bestimmten Höhen werden die richtigen Winde erreicht. Darunter ist nicht nur die Windgeschwindigkeit zu gering, sondern
die für die Alterung der Anlage bedeutsamen Turbulenzen zu hoch. Um die optimale Höhe zu ermitteln wurde eigens ein Turbulenzgutachten erstellt.
Jede Windkraftanlage hat eine elektrische Maximalleistung von 2.000 kW. Bei einer Nabenhöhe von 105 m und einem Rotordurchmesser von 90 m beträgt die Gesamthöhe 150
m. In dieser Höhe stimmen Windgeschwindigkeit und Turbulenzintensität. Der Windpark wird über 12,6 Mio. kWh erzeugen und dadurch den Strombedarf für etwa
4.000 Privathaushalte, bzw. 9.000 Privatpersonen decken. Jährlich werden dadurch etwa 11.000 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) und fast 7 Tonnen Schwefel-
dioxid (SO2) eingespart. Eigentlich war die Lieferung der Windkraftanlagen für Anfang 2009 vorgesehen. Die Inbetriebnahme ist auch nach wie vor erst Anfang 2009 möglich. Aufgrund der
Energiepreisentwicklungen ist die Nachfrage nach Windkraftanlagen deutlich gestiegen. Aufgrund der dadurch beim Windkraftanlagenhersteller verursachten Projektverschiebungen
musste die Lieferung der Windkraftanlagen vorgezogen werden.
Insgesamt werden beim Windpark Kirchberg über 9 Mio. EUR investiert. Das Kapital wird ohne Zuschüsse von der BEHLAU ENERGIE aufgebracht. Die Vergütung wird durch das
Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geregelt und beträgt derzeit etwa 8 Ct je eingespeister Kilowattstunde. Damit erwirbt das Energieversorgungsunternehmen den Strom etwa 10 %
günstiger, als wenn es den Strom an der Leipziger Strombörse erwerben würde. Auf dem dortigen Spotmarkt wird der Strom mit etwa 9 Ct/kWh gehandelt. Das bedeutet, dass der
Strom aus Windenergie wettbewerbsfähig erzeugt wird.
Für eine der drei Windkraftanlagen wird die BEHLAU ENERGIE ein Beteiligungsangebot unterbreiten. Interessenten, die sich finanziell engagieren möchten, können sich direkt an
die BEHLAU ENERGIE wenden (Tel. 05258/9356-0 oder via eMail: info@behlau-energie.de).
Weitere Projekte der BEHLAU ENERGIE in der Region sind der Windpark Blaufelden und der Solarpark Steinriegele (bei Ulm). Beim Solarpark Steinriegele werden 20 nachgeführte Solar-
systeme des Typs SunDriver errichtet, die an Einzelinvestoren veräußert werden.