Verfolgungsfahrten mit höchster Geschwindigkeit, demolierte Polizeifahrzeuge, vermummte Polizisten und erfolgreiche Festnahmen sind Szenen, die viele Menschen aus Action-Filmen kennen. Am Mittwochabend, 13. Mai 2009, gegen 20.30 Uhr, spielte sich all das auf den Straßen zwischen Crailsheim und Kirchberg ab. Insgesamt mit einem aus polizeilicher Sicht positiven Ausgang: zwei polnische Männer, die möglicherweise schon seit längerer Zeit als Diebe hochwertiger Autos gesucht wurden, konnten festgenommen werden. Allerdings musste für diesen Erfolg einiges an Sachbeschädigungen in Kauf genommen werden.
Von der Pressestelle der Polizeidirektion Aalen
Tätergruppe seit März im Visier
Die Aalener Kriminalpolizei ermittelte seit einiger Zeit im Fall eines Diebstahls eines Mercedes Benz-Autos, das Anfang März vom Hof eines Autohauses gestohlen wurde. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen wurden Parallelen zu anderen Autodiebstählen in einem anderen Landkreis und einem anderen Bundesland erkannt und es ergaben sich Anhaltspunkte darauf, dass diese Taten durch dieselbe Tätergruppe ausgeführt worden sein könnten.
34-jähriger Pole wollte in Crailsheim flüchten und rammte ein Polizeiauto
Am Dienstag war es dann soweit. Die Polizei erhoffte sich, durch ihre Ermittlungen rechtzeitig von einem geplanten Diebstahl am Mittwoch in Crailsheim erfahren zu haben. Unter Federführung der Aalener Kriminalpolizei wurde, in enger Absprache mit den Kollegen der Crailsheimer KriPo-Außenstelle und unter Hinzuziehung von Spezialkräften, Vorbereitungen zur Festnahme der Diebe getroffen. Als diese um 20 Uhr, am Mittwochabend, auftauchten und sofort in einen von ihnen bereits vorher zum schnellen Diebstahl vorbereiteten Daimler-Benz 500 CLS einstiegen, schnappte die Falle zu. Das wegfahrende Auto wurde durch ein bereitgestelltes Fahrzeug der Spezialkräfte blockiert und am Weiterfahren gehindert. Der Autodieb versuchte jedoch, sich ohne Rücksicht auf Verluste, seiner Festnahme zu entziehen und wollte das Polizeifahrzeug von der Straße rammen. Zwar gelang ihm die Flucht nicht, der 34-Jährige konnte an Ort und Stelle festgenommen werden, jedoch richtete er an den Fahrzeugen hohen Sachschaden an.
Komplize versuchte die Polizei mit riskanten Fahrmanövern abzuschütteln – Festnahme in Kirchberg
Sein Komplize, der den Haupttäter nur abgesetzt hatte, erfasste die Situation schnell und flüchtete mit seinem Auto in Richtung Kirchberg. Die verfolgende Polizei versuchte er durch hohe Fahrgeschwindigkeit und riskante Fahrmanöver abzuschütteln. Um Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer so schnell wie möglich auszuschließen, entschloss sich die Polizei das flüchtende Auto mit ihren Fahrzeugen zu blockieren, was schließlich in Kirchberg/Jagst gelang. Auch dort rammte der Flüchtende die quergestellten Polizeifahrzeuge rücksichtslos, aber auch er konnte bei dieser Aktion durch die Polizei festgenommen werden. Da er sich beim Rammen der Polizeifahrzeuge Verletzungen zugezogen hatte, musste er stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden.
Sachschaden von rund 70000 Euro – Haftbefehl erlassen
Gegen die beiden Festgenommenen wurde durch die Staatsanwaltschaft Ellwangen Haftbefehl beantragt, der durch den zuständigen Haftrichter beim Amtsgericht Ellwangen erlassen wurde.
Der Sachschaden an den fünf beschädigten Fahrzeugen beträgt etwa 70.000 Euro. Die Polizei hat nun die Ermittlungen bezüglich Zusammenhängen zu weiteren, ähnlichen Diebstählen aufgenommen.
Kurzinterview von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert, mit der Pressestelle der Polizeidirektion Aalen:
Sind bei der Verfolgungsjagd Unbeteiligte geschädigt oder gefährdet worden?
Der hiesigen Polizei sind keine Schädigungen Unbeteiligter bekannt. Die Fahrweise des Flüchtenden war häufig zumindest abstrakt gefährdend. Da auch unbeteiligte Verkehrsteilnehmer zeitgleich auf der Fluchtstrecke unterwegs waren, können konkrete Gefährdungen anderer Verkehrsteilnehmer nicht ausgeschlossen werden. Entsprechende Anzeigen sind uns jedoch nicht bekannt.
Warum ist ein Großteil der eingesetzten Polizisten vermummt gewesen?
Bei den vermummten Polisten handelte es sich um die unterstützenden Spezialkräfte, in deren Einsatz- und Schutzphilosophie die Vermummung eine Standardmaßnahme ist.
Waren die vermutlichen Autodiebe besonders gefährlich?
Während der Einsatzvorbereitung handelte es sich für uns um unbekannte Diebe, über die keine polizeilichen Erkenntnisse bezüglich deren Gefährlichkeit vorlagen. Die Einsatzplanung musste deshalb flexibel auf verschiedene Verhaltensalternativen der Täter ausgerichtet werden. Darunter war selbstverständlich auch die Variante für den nicht ungefährlichen Täter.
Hatten die Täter Schusswaffen bei sich?
Das ist Gegenstand des laufenden Ermittlungsverfahrens, weshalb wir dazu keine Angaben machen.
Welche Nationalität haben die vermeintlichen Täter? Laut Augenzeugenberichten in Kirchberg soll es sich um ein polnisches Fluchtfahrzeug gehandelt haben.
Es handelte sich um zwei polnische Staatsangehörige.
Hat die Polizei das Fluchtauto überholt und dann die eigenen Autos quer gestellt – oder wie muss man sich den Ablauf der Festnahme in Kirchberg/Jagst vorstellen?
Auch das ist Gegenstand des laufenden Ermittlungsverfahrens, weshalb wir dazu keine Angaben machen.