Zu den Bemühungen um eine Erhöhung der Erzeugerpreise der Milchbauern von Seiten des Bauernverbandes und des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) möchte ich kritisch anmerken, beide sind zahnlos in ihrem Kampf für einen höheren Milchpreis für die Erzeuger. Nur wenn unser auf rücksichtsloser Ausbeutung basierendes Wirtschaftssystem beim Milchpreis aus den Angeln gehoben wird, ist das Ziel erreichbar. Und das wiederum ist nur möglich, wenn die Betroffenen sich organisieren und ein Bündnis mit Millionen von VerbraucherInnen schmieden, in Form einer breiten Graswurzelbewegung. Von der Politik oder bestimmten PolitikerInnen eine Lösung der Probleme zu erhoffen, das ist naiv.
Kommentar von Manfred Scherrmann, Schwäbisch Hall
Milchbauern zerrieben zwischen Interessen der Verbraucher, Discounter und Politiker
Die Milchbauern und Milchbäuerinnen werden zerrieben zwischen den Interessen der Verbraucher, der Discounter und der Politiker. Wie wenig zielführend dabei die Rezepte des Bauernverbandes sind mit seinem immer wiederkehrenden, und damit nicht wirksameren Ruf nach Subventionen, das sollte so langsam allen klar werden. Auf der anderen Seite fordern die Bauern und Bäuerinnen vom BDM kostendeckende Preise durch die Wiedereinführung einer Milchquote, doch wie soll die Kanzlerin mit der Regierung in Berlin dies richten? Sie sind die falsche Adresse, auch wenn der Ruf nach den Politikern gerade groß in Mode ist.
Gier nach billig richtet großes Unheil an
Einzig Erfolg versprechend, einen höheren und fairen Milchpreis zu bekommen, ist, die Geschäftspraktiken vor allem von Aldi und Lidl massiv an den Pranger zu stellen mit Methoden des gewaltfreien Widerstandes, wie sie Gandhi entwickelt hat. Was fehlt, sind moralische Kriterien beim Einkaufen, die dann auch das Einkaufsverhalten bestimmen. Die Geiz-ist-geil-Mentalität muss und kann durch eine Bewegung von der Basis aus, von den Betroffenen, mit Hilfe einer breit angelegten Graswurzelbewegung, in eine Solidarbewegung verwandelt werden. Es darf nicht sein, dass die Gier nach billig, billig weiterhin so viel Unheil anrichtet bei denen, die uns mit wichtigen Nahrungsmitteln versorgen.
Mit solidarischem Verhalten gegen mächtige Konzerne
Wie so eine Revolution von unten gelingen kann, das können wir lernen von der Inderin Krishnammal Jagannathan, die im Dezember 2008 für ihr Lebenswerk den alternativen Nobelpreis bekommen hat, und die kürzlich in Hall darüber berichtete (siehe www.info-palmoel.de/30.html ). In Indien, in Brasilien und anderen, meist stark durch Korruption geprägten Gesellschaftssystemen, gibt es Basisbewegungen, die im Kampf gegen mächtige, skrupellose und geldgierige Konzerne beachtliche Erfolge erzielen. Wenn hier der Kampf entschlossen und mit Ausdauer geführt wird, können die Discounter dauerhaft gezwungen werden, dass an die Erzeuger kostendeckende Preise bezahlt werden. Dazu braucht es Zusammenhalt, Ausdauer und einen unbändigen Siegeswillen. Weltweit geht es überall um das Gleiche, nämlich ein menschenverachtendes und Natur zerstörendes Wirtschaften von mächtigen Konzernen zu bekämpfen und durch solidarisches Verhalten das Leben von Menschen und Natur zu fördern.