Unterschiedliche Positionen der Milchbauern können keine Ausrede für politisches Nichtstun sein

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. (BDM) hat es schon einmal klargestellt: Das Argument, der Bauernverband und der BDM müssten sich erst einmal einig werden, ehe man politisch tätig werden könnte, ist nichts als eine billige Ausrede.

Pressemitteilung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter vom 21. September 2009

Ausrede der Bundesregierung ist nicht stichhaltig

Der BDM wird angesichts der akuten Situation der Milcherzeuger die Regierung mit dieser Ausrede nicht aus der Verantwortung entlassen. Dass es zu den Wegen aus der Krise sachlich unterschiedliche Ansätze der Verbände gibt, ist unbestritten – das kann aber niemals die Begründung für politisches Nichtstun sein. Auch in der Parteienlandschaft gibt es schließlich unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Positionen – ohne dass dies zum Stillstand politischer Arbeit führen könnte. Selbst innerhalb der politischen Parteien gibt es unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen. Niemand käme auf die Idee, hier zu verlangen, dass es Einigkeit bräuchte, um politisch arbeiten zu können.

Es sind noch immer Mehrheiten, die zählen, nicht die absolute Einigkeit

Die Basis der Bauern will eine andere Politik als die, die von den regierenden Parteien aktuell betrieben wird. Sie will den Systemwechsel hin zu einer flexiblen Mengensteuerung in Erzeugerhand. Verschiedene Umfragen haben belegt, dass es hierzu in der Bauernschaft Mehrheiten von bis zu 80 Prozent gibt – unabhängig von Verbandszugehörigkeiten.

Betriebe stehen vor dem Aus, wenn Politik sich nicht besinnt

Wieder einmal nehmen die Erzeuger ihr Schicksal selbst in die Hand und liefern ihre Milch nicht ab. Das ist umso bemerkenswerter, als diese hierfür keinerlei Ausfallentschädigung erhalten. Sie zeigen immensen Einsatz, weil ihnen klar ist, dass ihre Betriebe ohnehin vor dem Aus stehen, wenn sich die Politik nicht schnell eines Besseren besinnt.

Manche haben den Glauben an die Politik schon verloren

Es wird Zeit, dass die Regierung diese Signale ernst nimmt und nicht mit fadenscheinigen Ausreden versucht, die Verantwortung von sich zu schieben. Dass sich nicht alle Bauern erheben und laut protestieren, ist kein Zeichen dafür, dass sie die Forderungen ihrer streikenden Kollegen nicht unterstützen würden. Es ist wohl eher ein Zeichen dafür, dass manche schon jeden Glauben an die Politik verloren haben. Es wird Zeit, diesen Wählern Hoffnung zu machen, dass auch in der Politik ein Umdenken möglich ist.

Weitere Informationen im Internet:

www.bdm-verband.de

Kundgebungen der Milchbauern vor den Länderagrarministerien mit großer Resonanz

Das Ergebnis der Länderagrarministerkonferenz in Helfta vergangene Woche war ein Schlag ins Gesicht der Milcherzeuger. Obwohl von der EU-Kommission als auch vom Bundesministerium positive Signale gekommen waren, die den Ministern mehr Handlungsspielraum gewährt hätten, um das Mengenproblem in Angriff zu nehmen, haben diese mit ihrer Blockadehaltung wieder einmal eine wichtige Chance ungenutzt verstreichen lassen, den Milcherzeugern zu helfen. In anderen europäischen Ländern wird dies anders gehandhabt: Hier gibt es aufgrund der Bauernproteste Gespräche zwischen Milchbauern und Regierung teilweise auch feste Zusagen, den nationalen Spielraum nutzen zu wollen.

Pressemitteilung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter vom 22. September 2009

Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. machen die deutschen Minister damit genau das, was sie angeblich nicht tun wollen – den nationalen Alleingang. Sie schaden mit ihrer Blockadehaltung allen europäischen Milcherzeugern, weil Deutschland seinen Teil zur europäischen Marktbereinigung und damit zur Lösung der Milchmarktkrise verweigert.

Um unmissverständlich klar zu machen, dass die Milcherzeuger es nicht hinnehmen werden, dass ihre eigenen Länderminister die Lösung der Milchkrise nicht nur auf deutscher, sondern damit auch auf europäischer Ebene blockieren, haben sich heute ein paar tausend Milchbauern in den „Hauptblockiererländern“ Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Saarland und Baden-Württemberg (Nordrhein-Westfalen fand gestern statt) zu einer Kundgebung vor dem jeweiligen Länderagrarministerium getroffen. Unter dem Motto „Dieser Milchsee ist so sauer wie wir!“ legten die Milcherzeuger Milchseen an, veranstalteten einen symbolischen Trauerzug, hingen z. T. eine Milcherzeuger-Strohpuppe an einen Galgen, stellten die Eingänge der Ministerien mit Milch-Tetra-Paks zu, etc.

Es ist eine nicht zu überbietende Scheinheiligkeit von Bauernverband, Molkereivertretern und Politikern, das Milchausbringen auf den Feldern mit Güllewagen als ethisch bedenklich zu verurteilen. Genau die, die mit ihrer verfehlten Politik dafür gesorgt haben, dass Milch billiger ist als Mist, heben nun den moralischen Zeigefinger.

Diejenigen, die mit ihrer Politik, die Milchmengen trotz gesunkener Nachfrage auszuweiten, dafür gesorgt haben, dass die Milch nichts mehr wert ist, besinnen sich nun darauf, dass es sich bei der Milch um ein wertvolles Nahrungsmittel handelt.

Das weiß niemand besser als die Milcherzeuger, die die Milch mit ihrer täglichen Arbeit produzieren. Seit Monaten verdienen sie nicht nur nichts mehr mit der Milch, sie legen beim Melken sogar drauf.

Es ist für jeden Milcherzeuger ein Drama, seine Milch regelrecht entsorgen zu müssen, um darauf aufmerksam zu machen, welcher politische Wahnsinn in diesem Land geschieht.

Die Milcherzeuger des BDM haben schon seit Dezember 2008 mit unzähligen für den Steuerzahler kostenneutralen Vorschlägen versucht, eine Umkehr der bisherigen Milchpolitik zu erreichen. Der einzige Lösungsansatz, der von Bauernverband und Molkereiindustrie kam, war, immer noch mehr Steuergelder für Exportsubventionen und Intervention zu verschleudern. Damit wurden überflüssige Mengen zu Dumpingpreisen in Drittländer verschleudert, die gar nicht erst hätten produziert werden sollen, wenn es nach dem Willen der Milcherzeuger des BDM gegangen wäre. Mit diesen mit Steuergeldern gedumpten Milchmengen hat man nicht nur hier die Preise gedrückt, sondern auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern notwendige bäuerliche Erzeugerstrukturen zerstört.

Letztlich ist jeder nicht benötigte Liter Milch, der hier auf dem Acker ausgebracht wird, ein Liter Milch weniger, der mit Steuergeldern finanziert in Drittländer verbracht wird.

Bauernverband, Milchindustrie und Politiker haben allen Grund sich für ihre Misswirtschaft zu schämen – da brauchen sie nicht auf diejenigen zeigen, die sich dagegen wehren.

Weitere Informationen im Internet:

www.bdm-verband.de

   Sende Artikel als PDF   

Heuschrecken von hier

Während die Bundeswahlkämpfer Opel »retten« und neue Arbeitsplätze versprechen, ruinieren ihre Private-Equity-Freunde Hunderte mittelständische Unternehmen

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Beispiel Monier: Hersteller von Dachziegeln (Marke »Braas«) und Schornsteinen. 1300 Beschäftigte an 15 Standorten in Deutschland, verzeichnet Milliardenumsatz, macht Gewinne, aber steht vor der Pleite. Wie ist das möglich? Ganz einfach: Monier wurde vom Private Equity-Investor PAI Partners gekauft. Nach der »Heuschrecken«-Methode, mit wenig Eigenkapital und hohen Krediten. Die wurden anschließend dem gekauften Unternehmen aufgebürdet, das dann dafür arbeitet, die Darlehen zurückzuzahlen. Schon beim geringsten Auftrags- und Einnahmerückgang wie jetzt kommt das Geschäftsmodell ins Schleudern.

Hunderten Unternehmen geht es ähnlich. Die neuen Eigentümer haben das Eigenkapital geplündert und die Kreditwürdigkeit auf Null gedrückt. Auch selbst bekommen sie kaum mehr Kredite. Sie drehen deshalb noch heftiger an den Daumenschrauben: Lohnverzicht, Entlassungen, Immobilienverwertung. Sie schicken Scharen von ruppigen Anwälten und hochbezahlten Beratern, um kostensenkende »Restrukturierungen« durchzudrücken.

Es sind keineswegs nur US-amerikanische und britische Investoren. Zum Beispiel Odewald & Compagnie. Jens Odewald, Ex-Kaufhof-Chef, wurde 1990 durch seine Beziehungen zu Bundeskanzler Helmut Kohl Vorsitzender des Treuhand-Verwaltungsrats. Da lernte er, wie man Unternehmen ausplündert. Nach der Treuhand gründete er die Private-Equity-Firma. Die wirbt für sich als »Mittelstandsförderer«. Doch deren Spur der (profitablen) Verwüstungen ist lang. Auf ihr findet sich zum Beispiel trans-o-flex. Odewald kaufte das Speditionsunternehmen 2005 von der Deutschen Post und verkaufte es 2007 mit Gewinn an die Österreichische Post. In den zwei Jahren spaltete er das Unternehmen in vier Dutzend Einzel-GmbHs auf, entließ unkündbare Betriebsräte vor Ort, stellte Niedriglöhner ein.

http://www.jungewelt.de/2009/09-23/022.php

(Kommentar A.W.: Danke Rot-Grün – Ihr habt es möglich gemacht!
Als die Grünen die Heuschrecken fütterten https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3929)

   Sende Artikel als PDF   

Globalisierung und Massenarmut sind zwei Seiten einer Medaille – Kommentar von Manfred Scherrmann

Schlagzeilen wie: „Ausländische Geldgeber bluten Afrika aus“ und „BP zerstört in Brasilien die Savannen des Cerrado und bedroht die Regenwälder“ weisen darauf hin, der Kapitalismus ist wie eine Krake, die vor nichts und niemandem zurückschreckt. Gewinninteressen von Investoren haben weltweit Zerstörung und Massenarmut verursacht, wie das Beispiel des Agrobusiness zeigt. Wie muss sich bei uns die Politik ändern, dass in Zukunft Menschenrechte beachtet werden und sich Armut, Hunger und Elend nicht noch weiter ausbreiten?

Kommentar von Manfred Scherrmann, Schwäbisch Hall

Immer mehr Massenarmut, Hunger und Elend

Der Weltagrarbericht beschreibt, welche Auswirkungen die auf immer größere Produktionseinheiten ausgerichtete Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte auf die Natur und die Menschen hatte und hat. Ausgehend von den Industrienationen hat sich die Globalisierung wie ein überdimensionaler Teppich über die ganze Welt ausgebreitet. Unter diesem Teppich wurden riesige Naturräume zerstört, und mit ihnen die Lebensräume und Lebensmöglichkeiten von Millionen von Menschen. Unter dem Stichwort der „grünen Revolution“ wurde eine gigantische Steigerung der Nahrungsmittelproduktion versprochen. Viel Geld fraß sich daraufhin wie ein Moloch in intakte Natur- und Kulturräume und schuf riesige Monokulturen, ökologische Wüsten mit Millionen von Menschen, deren Lebenssituation sich einschneidend verschlechterte. In Folge dieser Politik nahmen Massenarmut, Hunger und Elend Ausmaße an, wie es sie noch nie gab. Annähernd eine Milliarde Menschen litten letztes Jahr an Hunger und Mangelernährung. Die Agrar- und Wirtschaftspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte ist dafür verantwortlich.

Weltbank hat die Finanzierung der Palmölindustrie für sechs Monate gestoppt

Gewinner war die Agroindustrie mit ständig wachsenden Umsätzen, die darüber hinaus oft vom Staat große Summen an Subventionen bekam, ebenso wie andere Global Player im Agrobusiness, zum Beispiel Kapitalgesellschaften mit großem Landbesitz und private Großgrundbesitzer. Verlierer der Globalisierung sind bei uns viele Landwirte, die für ihre Produkte Dumpingpreise erhalten, zum Teil unter den Produktionskosten, wie zum Beispiel die Milchbauern. Verlierer gibt es weltweit, so auch Millionen von Kleinbauern in den Tropen, denen ihr Land geraubt wurde. In Mittel- und Südamerika, in Asien und in Afrika fand und findet Landkauf und Landraub in unvorstellbaren Dimensionen statt. Dagegen haben bisher einige Wissenschaftler und viele NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) Widerspruch eingelegt. In deren Folge gab es im September 2009 einen kleinen Lichtblick: Die Weltbank hat die Finanzierung der Palmölindustrie für sechs Monate gestoppt. Danach sollen in Zukunft soziale und ökologische Kriterien bei der Vergabe von Krediten beachtet werden. Das ist einmal ein im wörtlichen Sinne notwendiger Richtungswechsel.

Zur effektiven Armutsbekämpfung fehlte bisher der politische Wille

Ganz allgemein bekommt die Armutsbekämpfung in unserer globalisierten Wirtschaft nur eine sehr untergeordnete Rolle. Durch sie werden die Wunden der Globalisierung nur punktuell versorgt, wobei es für große Wunden allenfalls kleine Pflaster gibt. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Fischer fasst die Ergebnisse der Entwicklungspolitik in vier Thesen zusammen:

1.) Zur effektiven Armutsbekämpfung fehlte bisher der politische Wille.
2.) Die „Globalisierung“ stellt die „Soziale Frage“ des 21. Jahrhunderts – unter verschärften Bedingungen.
3.) Die gegenwärtigen Bedingungen der „Globalisierung“ vernichten die Existenzgrundlage von Millionen.
4.) Massenarmut als globales Problem kann nur in globaler Verantwortung beseitigt werden.

Reiche Länder wie Deutschland denken egoistisch

Die Bundesregierung reagiert laut Fischer wirtschaftspolitisch auf die Folgen der Globalisierung nach der Devise: „Wir setzen uns für die Beseitigung der globalen Armut ein, allerdings bestehen wir auf Vollbeschäftigung im eigenen Land und weltweitem Marktzugang für unser Kapital und unsere Produkte.“ Dadurch wird die Armutsbekämpfung der Bundesregierung eine Art Feigenblatt, das verdecken soll, wie wirklich zur Sache gegangen wird und was alles an negativen Folgen der eigenen Wirtschaftspolitik in Kauf genommen wird. Wer sich informiert, kennt die Doppelbödigkeit der deutschen Politik. Ohne Verzicht auf die Machtausübung durch private Kapitalgesellschaften und auf das Vorgeben der einseitigen Rahmenbedingungen, wie Zusammenarbeit zu geschehen hat, sind armutsorientierte Projekte im Rahmen sogenannter „Entwicklungszusammenarbeit“ auf der Ebene der Politik wenig glaubwürdig, denn sie haben nur marginale Auswirkungen. Der Trend hin zu Aufkauf und Ressourcenverwertung ist eindeutig, und diesen gilt es umzukehren. Solidarität kann nur gelingen bei Verzicht auf Privilegien und Ausbeutung.

Wer mithelfen will, dass der Trend nicht umgekehrt wird, wählt am kommenden Sonntag die FDP oder die CDU. Bei der SPD und den Grünen ist ziemlich unklar, wohin die Reise geht. Schon öfters verwandelten sich soziale Lippenbekenntnisse vor der Wahl in Makulatur nach der Wahl.

   Sende Artikel als PDF   

Was hat die Große Koalition in der Sozialpolitik geleistet?

Die Reichen verschont, die Arme belastet. Oder mit den Worten von Armutsforscher Christoph Butterwegge: Wenig! Eine Abrechnung mit der “Pferdeapfel”-Theorie.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Reichtumsmehrung statt Armutsverringerung – so lautete das heimliche Regierungsprogramm der Großen Koalition und ihrer Unions-Kanzlerin. Zwar vermittelt ein Regierungsbündnis der beiden großen „Volksparteien“ mit ihren unterschiedlichen programmatischen Traditionen den Eindruck, als ob die Interessen sämtlicher Bevölkerungsschichten angemessen repräsentiert seien. Dennoch haben CDU und CSU, aber auch die SPD, in den letzten vier Jahren eine Regierungspolitik nach dem Matthäus-Prinzip gemacht: Wer hat, dem wird gegeben. Und wer nur wenig hat, dem wird auch das zumindest teilweise noch genommen. Die Beispiele aus der Familienpolitik, der Bildungspolitik und der Steuerpolitik belegen das.

http://www.stern.de/wahl-2009/bundestagswahl/grosse-koalition-reiche-verschont-arme-belastet-1509737.html

Im ARD-Morgenmagazin (ab 3:07):
http://www.youtube.com/watch?v=ZLhwtpV1Yg0

   Sende Artikel als PDF   

Künftige Bundesregierung ohne Legitimation?

Verfassungswidrige Überhangmandate machen es möglich – CDU und FDP können wahrscheinlich bereits mit 44% Stimmanteil die Regierung stellen.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Wenn am Sonntagabend das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahlen vorliegt, kommen CDU und FDP zusammen auf 44% der abgegebenen Stimmen, während SPD, Grüne und Linke zusammen 47% der Stimmen auf sich vereinigen können. Doch in den Jubel der SPD über die neu erkämpfte Vizekanzlerschaft platzt die Pressemeldung, dass CDU und FDP bereits erste Sondierungsgespräche für eine schwarz-gelbe Koalition anberaumt haben. Merkel und Westerwelle planen nicht etwa eine Minderheitsregierung, sondern sie verweisen darauf, dass sie trotz eines Rückstands von drei Prozentpunkten die absolute Mehrheit der Sitze erringen konnten. Verantwortlich für dieses, auf den ersten Blick absurd klingende, aber dennoch sehr realistische Szenario ist eine Besonderheit des deutschen Wahlrechts – das Überhangmandat, das 2008 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt wurde.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31174/1.html

   Sende Artikel als PDF   

Übertreibt Christian von Stetten, oder hat er gegen Gesetze verstoßen? – Im Engel-Zelt sollen über 6500 Besucher gewesen sein – nur 6000 dürften rein

Hat sich der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) selbst angezeigt? Eigentlich müsste er dies tun. Der Mann hat zum wiederholten Mal Veranstaltungen organisiert, bei denen die Örtlichkeiten hoffnungslos überfüllt waren (zuvor schon im WM-Fandorf in Ilshofen – siehe www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=215). Wenn er sich nicht selbst anzeigt, könnte dies auch den Grund haben, dass er mal wieder eigenhändig die Besucherzahl in astronomische Höhen geschraubt hat – ein Besucherrekord macht sich im Wahlkampf immer gut.

Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Offensichtlich „über 500 Besucher“ über dem Erlaubten

Über 6500 Menschen sollen am vergangenen Donnerstag, 17. September 2009, den CDU/CSU-politischen Volksfestauftakt in Crailsheim mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg besucht haben. Dies teilt Christian von Stetten zumindest auf seiner eigenen Internetseite mit (www.christian-stetten.de/ sowie www.pr-inside.com/de/wahlkampfh-hepunkt-mit-ber-r1488216.htm). Ein Auszug aus dem dortigen Text: „Mehr als 6.500 Gäste drängten sich in das Engelbräu-Zelt. Die Biertische waren dicht besetzt, Hunderte von Menschen standen in den Gängen.“

Haben die örtlichen Behörden weggeschaut – oder hat Christian von Stetten mal wieder gelogen?

Dumm nur, dass das Festzelt der Crailsheimer Engel-Brauerei laut einer Pressemitteilung der Stadt Crailsheim nur 6000 Besucher fasste (siehe www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=4267). Hat der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten unter den Augen der Crailsheimer Feuerwehr, der örtlichen Polizei, des Rettungsdienstes und des Crailsheimer Ordnungsamts über 500 Menschen zu viel in das Zelt reingepackt? Das dürfte einem Mann nicht passieren, der seit über einem Jahrzehnt einen Teil seines Geldes auch als Veranstaltungsmanager verdient. Es stellen sich einige Fragen: Waren die Fluchtwege noch frei? War die Versorgung mit Frischluft gesichert – oder nur die mit Festbier? Hat die entsprechende Behörde die Überfüllung genehmigt? Wenn sich so viele Menschen „ins Engel-Zelt drängten und Hunderte von Menschen in den Gängen standen“, warum haben haben Christian von Stetten, die Polizei, der Rettungsdienst, die Feuerwehr und das Crailsheimer Ordnungsamt nicht reagiert und haben das Festzelt wegen Überfüllung geschlossen? Die überzähligen Gäste hätten dann das Zelt verlassen müssen, ehe die Veranstaltung beginnen konnte. Das war aber offensichtlich nicht der Fall. Oder – wie bereits erwähnt, Christian von Stetten hat bei den Besucherzahlen mal wieder gelogen.

Was hat „Popstar“ Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) in Crailsheim gesungen?

Es gibt also Fragen über Fragen, die einer Beantwortung durch Christian von Stetten, durch die Polizei, die Feuerwehr, den Rettungsdienst und das Ordnungsamt im Crailsheimer Rathaus harren. Hohenlohe-ungefiltert fragt bei allen genannten Beteiligten nach deren Sicht der Dinge beim Besuch des „Popstars“ im Engel-Zelt. Hat der (Karl-Theodor zu Guttenberg) auch etwas anderes als die deutsche Nationalhymne – üblich am Ende von CDU/CSU-Großveranstaltungen – gesungen?

Text auf der Internetseite von Christian von Stetten über „Wahlkampfhöhepunkt mit über 6.500 Besuchern im Festzelt“:

www.christian-stetten.de/

www.pr-inside.com/de/wahlkampfh-hepunkt-mit-ber-r1488216.htm

Die Reden von CvS und Guttenberg zum Nachhören (Teil 1)

Die Reden von CvS und Guttenberg zum Nachhören (Teil 2)

(Anmerkung A.W.: leider haben sich meine kurz zuvor gekauften Batterien für mein Aufnahmengerät als so gut wie leer herausgestellt, deswegen nur die ersten 15 Minuten …)

   Sende Artikel als PDF   

„Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze“ – Bundestagskandidatin Annette Sawade (SPD) auf Wahlkampftour in Bretzfeld

Annette Sawade (Zweite von links) und SPD-Unterstützer in Bretzfeld.

Annette Sawade (Zweite von links) und SPD-Unterstützer in Bretzfeld.

Im Rahmen ihrer Wahlkreistour besuchte Annette Sawade, die SPD-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe, die Gemeinde Bretzfeld. Die Gemeinderätinnen Sabine Weber, Christine Meichsner, der SPD Ortsvereinsvorsitzende Manfred E. Scholl, die stellvertretende Kreisvorsitzende Caroline Vermeulen und Wahlkampfleiter Rolf Felix Zwiener begleiteten die Kandidatin.

Pressemitteilung der SPD-Geschäftsstelle Crailsheim

Bildungszentrum besichtigt

Nach dem Besuch im Bretzfelder Rathaus besichtigte Annette Sawade mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Bebauung der Brettachtalaue und ließ sich die noch ausstehende Überplanung der Bürgerwiese und des alten Sportplatzes von Caroline Vermeulen erklären. Weiterhin wurde das Bildungszentrum in Bretzfeld von Tassilo Höllmann vorgestellt und rundete die Begehung ab.

Ausbau der erneuerbaren Energien schafft Arbeitsplätze

In der anschließenden öffetnlichen Diskussion im Sportheim zeigte Annette Sawade auf, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit über den Ausbau der erneuerbaren Energien möglich sei. Neben vielen anderen Themen und Anliegen, die die Bürgerinnen und Bürger ihr mit auf den Weg gegeben haben, sagte Annette Sawade ganz klar, dass sie für den Ausstieg aus der Atomenergie kämpfe, keine Verlängerung der Laufzeiten wolle, da dadurch unter anderem auch die Förderung erneuerbarer Energien gefährdet würden. Der Ausbau des Bildungssystems und Konsequenzen der Finanzkrise waren weitere Diskussionsthemen.

   Sende Artikel als PDF   

Mit „Singeclub Ernesto Che Guevara“, Marbacher und Des Geiers schwarzer Haufen – Erste Nacht der Lieder im Heilbronner Gewerkschaftshaus

Die Band Marbacher spielt Lieder, die politisch Stellung beziehen.

Die Band Marbacher spielt Lieder, die politisch Stellung beziehen.

Die erste „Nacht der Lieder“ findet am Freitag, 25. September 2009, ab 19 Uhr, im Heilbronner Gewerkschaftshaus statt. Anlass des vollgepackten Liederprogramms mit insgesamt drei Gruppen ist das 35-Jahr-Jubiläum der MARBACHER, die aus Heilbronn, Winnenden und Ludwigsburg kommen. Neben den Marbachern treten auch noch die Gruppen „Des Geyers Schwarzer Haufen“ und der „Singeclub Ernesto Che Guevara“ auf.

Pressemitteilung von Bernhard Löffler, Regionsvorsitzender DGB Heilbronn-Franken

Politische Lieder, die Stellung beziehen

Vor ziemlich genau 35 Jahren entstanden die MARBACHER als eine Kulturgruppe der Naturfreunde, die sich aus bescheidenen Anfängen rasch zu einer immer professioneller auftretenden Musikgruppe entwickelte. In all den Jahren haben sie mehr als 500 Auftritte im In- und Ausland absolviert und drei CDs veröffentlicht. Inhalt sind seitdem „Politische Lieder, die Stellung beziehen“. Dabei traten sie mit bekannten Künstlern wie Hannes Wader, Konstantin Wecker, Hans-Dieter Hüsch, Udo Lindenberg, den Schmetterlingen, Stoppok, Ton-Steine-Scherben und vielen anderen auf.

Singeclub Ernesto Che Guevara aus Dresden tritt auf

Per Zufall lernten die MARBACHER den Singeclub Ernesto Che Guevara aus Dresden (Lieder Arbeiterbewegung) vor einigen Jahren kennen, die sich ebenfalls vor 35 Jahren gründeten. Bereits zum 30. Geburtstags-Jubiläum gab es einen gemeinsamen Auftritt in Berlin beim „Fest des Politischen Liedes“. Beide Gruppen eint das Bedürfnis, sich zu den anstehenden Problemen in unserer Gesellschaft und weltweit mit musikalischen Mitteln zu äußern.

Headliner: Des Geyers Schwarzer Haufen

Headliner des Liedabends sind „Des Geyers Schwarzer Haufen“ – eingeweihten Fans durch ihre mittelalterliche Spielmannskunst bekannt. Sie bieten Mittelalter-Folk-Musik in der Tradition der Spielleute – nicht puristisch, aber immer mit großer Authentizität.

Neben diesen drei Gruppen ist die Bühne noch für spontane Musikeinlagen offen, so dass es insgesamt ein politischer Lieder-Abend zu den Bundestagswahlen wird. Für Speisen und Getränke ist gesorgt, die Musikliebhaber sind herzlich eingeladen.

   Sende Artikel als PDF   

Auf dem Weg in den Überwachungsstaat? – Harald Ebner und GRÜNEN-Landesvorsitzender Daniel Mouratidis spazieren „überwacht“ durch Schwäbisch Hall

Harald Ebner (links) und Daniel Mouratidis.

Harald Ebner (links) und Daniel Mouratidis.

An zahlreichen Stationen in der Schwäbisch Haller Innenstadt machten der Landesvorsitzende der baden-württembergischen GRÜNEN, Daniel Mouratidis, und der hiesige Kreisvorsitzende und Bundestagskandidat Harald Ebner auf aktuelle und geplante Entwicklungen in der digitalen Datenwelt aufmerksam, die den Rechtsstaat und die individuellen Freiheitsrechte mehr und mehr aushöhlen und gefährden.

Pressemitteilung des Grünen-Kreisbüros Schwäbisch Hall

Überwachungsstaat: Angriff auf die bürgerliche Freiheit

Bei ihrer Aktion unterstützt wurden sie von Frank Hansen, Gründungsstifter der Stiftung „bridge – ‚Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft“, der seit langem auf gefährliche Tendenzen im Umgang mit persönlichen Daten hinweist und deshalb Bewegungen wie „bridge“ unterstützt beziehungsweise ins Leben gerufen hat. Nicht dabei sein konnte zu seinem Bedauern der kürzlich mit dem Literaturpreis der Stadt Schwäbisch Hall ausgezeichnete Autor Ilja Trojanow, der in diesem Jahr ein Buch mit dem Titel „Angriff auf die Freiheit“ verfasst hat. „Ich stehe voll und ganz hinter dem, was Sie da mit Ihrer Aktion bewirken wollen“, so der Comburg-Stipendiat, der durch andere Termine verhindert war. Schon mit einem einfachen Handy-Telefonat geben die Menschen eine Unmenge Daten von sich preis: sobald das Handy eingeschaltet ist, weiß der Mobilfunkbetreiber, wo sich die Person aufhält, da das Telefon sich in die mobile Funkzelle einbucht. Und er speichert, wer mit wem wann und wie lange telefoniert oder eine SMS verschickt – praktisch also jeden Schritt – dann sechs Monate lang. Hierdurch können Bewegungsprofile erstellt, geschäftliche und private Kontakte rekonstruiert oder Freundschaftsbeziehungen nachvollzogen werden.

Schäuble-freie Zone nutzt nicht gegen Mobilfunkortung

Da half auch nicht die „schäuble-freie Zone“, die die GRÜNEN zuvor per Absperrband vor dem GRÜNEN Kreisbüro markiert hatten, denn die Mobilfunkwellen machen auch hier nicht Halt. Auch im email-Verkehr im Internet greift die Vorratsdatenspeicherung, so Mouratidis bei der nächsten Station, einem Internet-Café. „Das ist ein gravierender Eingriff in die Privatsphäre jedes Einzelnen“, erläuterte Mouratidis. Mit der Datenspeicherung ohne jegliches Verdachtsmoment wandle sich der Rechtsstaat in einen Präventionsstaat. Durch die Anhäufung von Daten, könne gegen jede und jeden schon bei minimalen Verdachtsmomenten ermittelt werden. Diese Umkehrung des Unschuldsvermutungsprinzips stelle ein Charakteristikum eines totalitären Staatssystems dar. Frank Hansen bewertet die Vorratsdatenspeicherung sogar als einen Schritt in den Überwachungsstaat.

Unbescholtene Bürger im Visier der Ermittler

Vor einer Arztpraxis sprachen die „Überwachungsspaziergänger“ mit Passanten über Risiken und Nutzen der elektronischen Gesundheitskarte. Einerseits könne sie bei integrierten Versorgungsketten hilfreich sein, andererseits werde ein vollkommen „gläserner“ Patient erreicht, ohne dass ein hinreichender Datenschutz gegeben sei. Am Rathaus waren die biometrischen Daten im neuen Reisepass und die im Flugreiseverkehr übermittelten Daten über die Fluggäste Stein des Anstoßes. „Allzu schnell gerät man als völlig unbescholtener Bürger ins Visier der Ermittler“, so Mouratidis. Bestes Beispiel sei der jetzige Bundesvorsitzende der GRÜNEN, Cem Özdemir, der sogar als Mitglied des Europäischen Parlaments zwei Stunden am Flughafen in New York festgehalten worden sei, weil er drei Eigenschaften erfüllte, die den US-Terrorfahndern schon genügten: er ist Moslem, Vegetarier und hat einen deutschen Pass. Auch an weiteren Stationen wiesen Ebner und seine Begleiter auf weitere Gefahren hin: Videoüberwachung an Parkplätzen in der Innenstadt, Payback-Karten im Supermarkt, Datenchips an den Waren im Regal: Stück für Stück ergänzt sich das digitale Mosaik einer ungeheuren Fülle an persönlichen Daten, die über jede einzelne und jeden einzelnen angelegt werden. „Bislang musste man verdächtig sein, bevor ermittelt werden konnte, heute ist jeder schon im Vorfeld verdächtig, so das Resumé von Mouratidis am Ende des Spaziergangs. „Dieser ungeheure Verlust unserer Bürgerrechte geschieht im Stillen, nahezu unbemerkt von der Gesellschaft“, ergänzte Ebner, „aber wer die Freiheit opfert, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren“.

   Sende Artikel als PDF