Milchbäuerinnen aus der Region wollen nicht zusehen, wie ihre Höfe zu Grunde gehen – Infoveranstaltung in Bühlertann

Wir Milchbäuerinnen aus dem Schwäbisch Haller und Hohenloher Kreis wollen nicht länger zusehen, wie unsere Höfe durch die Fehlentscheidungen der Regierung und der Macht- und Geldgier der Großkonzerne zu Grunde gerichtet werden. Wenn nicht wir, wer sonst soll wertvolle und gesunde Milch produzieren, die Landschaft pflegen und erhalten, Arbeitsplätze in ländlichen Regionen bieten und das Erbe unserer Eltern und Vorfahren bewahren?

Pressemitteilung der Milchbäuerinnen Anja Fuchs, Sandra Schirle, Waltraud Baumann

Wir laden Sie (alle Milchbäuerinnen, Frauen und Interessierte) am Freitag, 18. September 2009, um 20.30 Uhr herzlich nach Bühlertann in den Gasthof Zum Bären ein, zu einem Abend

Des Gesprächs: Wie geht es den anderen in der momentanen Situation?

Der Information: Was haben Politik, Molkerei, Verbandsvertreter mit uns vor?

Des Handelns: Was können wir unternehmen, wie können wir uns selbst helfen?

Der Begegnung: Gemeinsamkeit macht stark und gibt neuen Mut!!

Nur durch gemeinsames Aufstehen bilden wir Milchbauern- und bäuerinnen eine große Macht und können in Augenhöhe unseren Geschäftspartnern begegnen. Wir haben diese Möglichkeit – nutzen wir sie.

Wir freuen uns auf Sie:

Am Freitag, 18. September 2009, um 20.30 Uhr im Gasthof Zum Bären in Bühlertann.

Mit herzlichen Grüßen

Anja Fuchs, Sandra Schirle, Waltraud Baumann

Anja Fuchs Tel.07977-292

Anmerkung von Hohenlohe-ungefiltert:

Eine ähnliche Veranstaltung der Milchbäuerinnen aus den Landkreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohe hat bereits gestern Abend (Freitag, 11. September 2009) in Gottwollshausen bei Schwäbisch Hall stattgefunden. Am heutigen Samstag, 12. September 2009, ab 11 Uhr, demonstrierten die Bäuerinnen auf dem Milchmarkt in Schwäbisch Hall.

   Sende Artikel als PDF   

Europäischer Bauernaufstand ausgerufen – Daniel Kießecker aus Blaufelden-Wittenweiler lässt die Milch laufen

Bei einer Pressekonferenz des European Milkboard (EMB) am Donnerstag 10. September 2009, um 11.30 Uhr wurde der Bauernaufstand ausgerufen. Der Aufstand wurde von den beiden Präsidenten der französischen Milchbauernverbände unmittelbar begonnen und von den Mitgliedern umgesetzt. Er hat sich bis gestern, Freitag, 11. September 2009, auf  zehn europäische Länder ausgeweitet, darunter Deutschland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich Italien und das Nicht-EU-Mitglied Schweiz.

Von Walter Leyh, Schrozberg

Nächste Stufe des Protests könnten Molkereiblockaden sein

In manchen Regionen haben sich zwei Drittel der Erzeuger an Lieferstopps beteiligt. Nächste Stufe des Protests könnten Molkereiblockaden sein. Bereits ein Drittel der französischen Milcherzeuger lieferte gestern keine Milch mehr ab, damit fehlte den Molkereien 40 Prozent der Milch.

Milchbauer aus Wittenweiler öffnete Milchhahn vor laufenden Kameras

Gestern Nachmittag (Freitag) solidarisierten sich auch immer mehr Milcherzeuger aus Süddeutschland mit den französschen Milchbauern, so im Allgäu, dem Schwarzwald und Hohenlohe. Daniel Kießecker aus Blaufelden-Wittenweiler öffnete um 13.30 Uhr demonstrativ den Milchhahn vor laufenden Kameras. In Oberharmersbach kamen am Abend fast 1000 Milcherzeuger zusammen, die sich geschlossen für einen Lieferstopp ausgesprochen haben. Hintergrund der erneuten, diesmal noch breiteren Welle des Protestes ist der deutlich zu niedrige Milchpreis. Für die Bauern ist dieser bei weitem nicht kostendeckend. Selbst der etwas höher liegende Preis für Demeter-Milch liegt noch zwölf Cent unter der betriebswirtschaftlichen Deckung.

Ziel ist ein Milchpreis von 42 Cent pro Liter

Noch deutlicher ist die Diskrepanz bei konventionell erzeugter Milch. Deshalb wird jetzt (wieder) für einen Durchschnittspreis von 42 Cent gekämpft. Erschwerend kommen steigende Kosten für Futtermittel, Technik und Hygiene hinzu; auch Kredite müssen bedient werden. „Würden nicht auf vielen Höfen drei Generationen zusammenhelfen, stünden bereits noch mehr Betriebe unmittelbar vor dem Aus“, so ein Betroffener am Freitagabend bei einer Veranstaltung in Gottwollshausen bei Schwäbisch Hall. „Die Bauernfamilien werden aufgebeutet, von gerechtem Lohn kann hier nicht die Rede sein, wir werden immer mehr zu Einkommensschlusslichtern der Gesellschaft.“

Christian von Stetten (CDU) löste seine Versprechen nicht ein

Die Politik hilft den Michbauern in ihrer derzeit prekären Situation kaum weiter. Unterstützungszusagen des örtlichen Bundestagsabgeortneten Christian von Stetten (CDU) – obwohl schon vor Monaten gegeben – wurden bisher nicht eingelöst. Auch eine Äußerung von Landwirtschaftminister Hauk, die gestern Abend zitiert wurde, ist sicher nicht hilfreich, sondern schlicht beleidigend: „Die Frauen (Bäuerinnen) sind an ihrer Situation selbst schuld, sie suchen sich ihre Männer ja selbst aus.“ Die Milchbäuerinnen haben heute (Samstag 11 Uhr) am Milchmarkt in Schwäbisch Hall ihren Protest weiter zum Ausdruck gebracht. Weitere Aktionen sind geplant, so unter anderem am 13. und 14. September 2009 in Ulm. Den Verbrauchern soll deutlich gemacht werden, dass der Boykott der Existenzsicherung dient und so um Solidarität geworben wird. Auch soll mit den Aktionen deutlich gemacht werden, dass durch einen gemeinsamen Boykott mit vielen Beteiligten viel erreicht werden kann, während der Bauer als Einzelkämper oft auf verlorenem Posten steht.

Weitere Informationen zur kritischen Situation der Milchviehbetriebe:

EMB – European Milk Board, Office Bahnhofstraße 31, D – 59065 Hamm, Germany Tel.: 0049 – 2381 – 4360495 Fax: 0049 – 2381 – 4361153 office@europeanmilkboard.org www.europeanmilkboard.org

Pressemitteilung des European Milk Board (EMB) vom 10. September 2009

„Es geht absolut nicht mehr.“

Europäische Milcherzeuger nehmen Dahinsiechen ihrer Höfe nicht hin und verkünden entschlossen Aufstand der Bauern

Paris den 10.09.09: Bei einer Pressekonferenz des European Milk Board (EMB) in Paris haben französische Milchbauern heute entschlossen einen weitreichenden Aufstand angekündigt. Es sei davon auszugehen, dass viele Milchviehhalter bis zum äußersten gehen und ihre Milchlieferungen unterbrechen würden, schätzt Pascal Massol, französischer Milchbauer und Präsident der Milcherzeugerorganisation APLI, die Lage ein.  Allein in Frankreich seien Zehntausende Milchbauern wütend über das nachlässige und wirkungslose Vorgehen der Europäischen Politik bei der Bewältigung der katastrophalen Lage am Milchmarkt. Im Rest Europas sehe es ähnlich aus.

Politiker lassen die Bauern ins offene Messer laufen

Auch Daniel Condat, Präsident der französischen Milcherzeugerorganisation OPL, sieht die Situation sehr kritisch. „Es geht absolut nicht mehr. Die Politik lässt die Bäuerinnen und Bauern ins offene Messer laufen. So viele Familien kämpfen seit Monaten überall in der Landwirtschaft um das Überleben der Höfe, und alles was der EU-Rat und die EU-Kommission bisher getan haben, ist viel Geld für ungeeignete Maßnahmen auszugeben und weiter blind ihren Liberalisierungskurs zu fahren. Das gilt besonders für die Milch, aber auch für Obst und Getreide.“

EMB-Vertreter fordern bedarfsorientierte Mengensteuerung

Die Vertreter des EMB, die an diesem Tag in Paris zusammengekommen waren, riefen die EU-Politik geschlossen zu einer Neuorientierung in der Agrarpolitik auf. Gemeinsam bekräftigten die europäischen Milcherzeuger die Forderungen, die das EMB am 1. September 2009 der europäischen Politik bereits übergeben hatte. EU-Rat und EU-Kommission sind aufgefordert, mittelfristige Maßnahmen zur flexiblen und bedarfsorientierten Mengensteuerung in die Wege zu leiten. Angesichts eines wachsenden Überangebots fordert das EMB zudem, mittels einer raschen Reduzierung der Milchmenge zu einer ersten Entspannung der zugespitzten Preissituation beizutragen. Deutlich kritisierte Romuald Schaber, Präsident der europäischen Dachorganisation EMB und Präsident des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) die oberflächliche Politik von EU-Rat und EU-Kommission. „Wenn es so offensichtlich ist, dass ein Weg in die Irre führt, dann muss man den Mut haben, die Richtung zu ändern.“ Man müsse einen nachhaltigen Lösungsansatz im Auge haben und nicht versuchen, unverantwortlich die Löcher einer längst gescheiterten Politik zu stopfen.  „Maßnahmen wie Exportsubventionen bieten keine Lösung.  Sie können die Situation  nicht  wirkungsvoll  verbessern  und  schaden zudem Milchbauern  in Entwicklungsländern, indem sie deren Preise stark drücken.“

Bauern kämpfen mit Angst und Wut um die Existenz ihrer Höfe

Die Situation der Milcherzeuger ist in ganz Europa absolut dramatisch. „Die Menschen können auch in vielen anderen europäischen Ländern nicht mehr mit ansehen, wie ein Milchbetrieb nach dem anderen kaputt geht, und darauf warten, bis sie an der Reihe sind“, so Ernst Halbmayr vom Vorstand des EMB und Sprecher des österreichischen Verbandes IG-Milch. „Die Wut und die Angst um die eigene Existenz und die Bereitschaft, um ihre Höfe zu kämpfen, ist nicht nur  bei den französischen Milchbauern akut. Die Regierungen der EU und die Spitze der EU-Kommission sind in der Pflicht, die notwendige Korrektur durchzusetzen.“

Kontakt:

Romuald Schaber, Präsident (DE): 0049/1515503 7174

Sieta van Keimpema, Vizepräsidentin (NL, EN, DE): 0031/612168000

Ernst Halbmayr, Vorstandsmitglied (DE): 0043/6649249635

Pascal Massol, Präsident APLI, Frankreich (FR): 0033/670517303

Daniel Condat, Präsident OPL, Frankreich (FR): 0033/6 07 08 62 40

   Sende Artikel als PDF   

Neues aus der Bananenrepublik Deutschland: Schmiergeld an Ärzte bleibt straffrei!

Ungezählte wirkstoffgleiche Medikamente konkurrieren auf dem heiß umkämpften Markt miteinander. Der Hersteller Ratiopharm half nach, Ärzte zur Verschreibung seiner Produkte zu motivieren – und durfte das wohl auch: Über 200 Korruptionsermittlungsverfahren wurden jetzt eingestellt.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

„Im derzeit größten Pharmakorruptionsverfahren der Republik bahnt sich nach Informationen des SPIEGEL ein überraschendes Ende an. Mehrere Staatsanwaltschaften stellten in den vergangenen Wochen die Strafverfahren gegen Ärzte ein, die vom Pharmaunternehmen Ratiopharm Geld oder Geschenke erhalten hatten. (…)
Die Staatsanwaltschaften, die nun die Ermittlungsverfahren eingestellt haben, beziehen sich in ihrer Argumentation auf ein nichtöffentliches Gutachten von Alexander Badle, dem Leiter der Ermittlungsgruppe Betrug und Korruption im Gesundheitswesen bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Er hat in einem mehr als 30-seitigen Gutachten dargelegt, weshalb die niedergelassenen Ärzte seiner Ansicht nach nicht bestraft werden können. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass, im Unterschied zu Ärzten an öffentlichen Kliniken, der Korruptionsparagraf bei niedergelassenen Ärzte keine Anwendung findet. Die Konsequenz aus Badles Gutachten ist, dass Schecks von Pharmaunternehmen an niedergelassene Ärzte nicht strafbar sind.“

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,648550,00.html

Siehe auch unsere älteren Beiträge zum Thema:
Die Ärzte, die Krankenhäuser und die “Kopfprämien” https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3815
Die Ärzte machen im Wahlkampf mobil https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3424
Ärzte kassieren kräftig ab https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3387
Noch einmal: Ärzteproteste und Honorarreform https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3014

   Sende Artikel als PDF   

Von adligen Zwillingen und der Erbschaftssteuer

Guttenberg im Wahlkampf. Wir haben schon einmal auf den absurden Hype um den Baron hingewiesen („Wofür alter Adel doch noch gut ist“ https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3514). Interessant an diesem Artikel ist vor allem die inhaltliche Nähe zu Christian von Stettens Kampf gegen die Erbschaftssteuer: Adel verpflichtet!

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Ein schöne, lesenswerte Abrechnung mit unserem Baron zu Guttenberg und damit auch seinem von den Plakatwänden herunterlachenden Zwilling Christian von Stetten.

„Der Baron zu Guttenberg ist der Held eines Bürgertums, das die Erbschaftssteuer abschaffen und die private Krankenversicherung retten will und es für einen Skandal hält, wenn die Kinder keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen. Applaus in Kronberg für Elterngeld und Herdprämie – Subventionen für den bürgerlichen Lebensstil. Eine der Blasen, die in der Finanzkrise geplatzt sind, ist die meritokratische Legitimation der Lebenschancenverteilung. Wo bürgerliche Privilegien kaum noch durch Verdienste zu rechtfertigen sind, wird der Adel zum Vorbild, der seine naturgegebenen Vorrechte in ästhetisches Kapital umgemünzt hat.
Wie definiert Guttenberg den Stil, den er nicht verändern will? Er ist „unbequem“. Der einzige Beleg dafür ist die Sage, er habe mit Rücktritt gedroht, als Staatsgeld an Opel fließen sollte. Das kolportierte Wort ersetzt die Tat. Auch faule Bürgersöhne sollten das Gymnasium besuchen dürfen, schön reden können sie hinterher bestimmt. Haltung muss sich wieder lohnen.“

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E0A28838D3013498198D7269F17C119C3~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html

   Sende Artikel als PDF