Hohenlohe-ungefiltert hat allen sechs Crailsheimer Oberbürgermeisterkandidaten zwischen zehn und zwölf Fragen gestellt. Die Kandidaten-Interviews werden in der Reihenfolge des Eingangs veröffentlicht. Volker Rainer Kilian (CDU und CSU) hat als Erster geantwortet. Als Einziger nicht geantwortet hat Günther Freisleben (CDU).
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Bei zwei Wahlveranstaltungen mit Ihrer Beteiligung war die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert anwesend. Bei den zwei Wahlkampfgroßveranstaltungen haben Sie durch Ihre Äußerungen am meisten Heiterkeit beim Publikum erregt. Was wollen Sie als künftiger Oberbürgermeister von Crailsheim tun, damit Sie von den Bürgerinnen und Bürgern, den Stadträten und den Wirtschaftskapitänen ernst genommen werden?
VOLKER RAINER KILIAN: Ich werde durch mein Handeln überzeugen. Ich kann jederzeit zu jedem Thema vor 10000 Menschen aus dem Stegreif eine freie Rede halten. Mein Stil ist aufgeheitert. Politik kann auch im aufgelockerten Stil betrieben werden.
Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden – und: warum gerade in Crailsheim?
Crailsheim ist meine zweite Heimat – mit Crailsheim verbinde ich Möglichkeiten, die es anderswo nicht gibt. Meine Halbschwester hat hier in Crailsheim ein Imperium bestehend aus Hotel, Wohnungen, Brauereien etc. aufgebaut. Schon allein dafür würde es sich dafür lohnen sich hier bei der Wahl anzutreten.
Kritiker von Ihnen bemängeln, dass Sie sprunghaft sind, nervös, fahrig, bisweilen planlos wirken, sich Menschen aufdrängen, keinen wirklichen Durchblick und kein Gespür dafür zu haben scheinen, was in Crailsheim tatsächlich läuft. Haben diese Kritiker recht? Was werden Sie als Oberbürgermeister tun, um nicht die Marionette des Gemeinderats und von Lobbyisten zu werden?
Ich werde die Drahtzeiher der Waffenaffaire zuerst beseitigen. Ich werde Projekte (erneuerbare Energien etc. ) in Crailsheim und auch im Magischen Dreieck aufbauen und vorant1reiben. Ich werde immer schon gehandelt haben, wenn andere erst nachdenken – somit werde ich die anderen zu Marionetten von mir machen.
Sie sind bereits 64 Jahre alt. Warum glauben Sie – nachdem Sie in Ihrem alten Beruf als Verwaltungsbeamter des Landratsamts Ansbach bereits im Vorruhestand sind – dass Sie der Stadt Crailsheim die nötigen Impulse für eine gute Entwicklung geben können? Warum sind Sie überhaupt in den Vorruhestand gegangen – hat das gesundheitliche Gründe?
Ich befinde mich in der ATZ-Freistellungsphase (Altersteilzeit – das ist kein Vorruhestand, da ich meine Stunden dafür schon abgearbeitet habe). Ich fühle mich gesundheitlich saugut. Deshalb läuft auch mein Wahlkampf sehr gut.
Wie stellen Sie sich als Oberbürgermeister den Umgang mit Kritikern – im Gemeinderat, in der Rathausverwaltung, in der Bürgerschaft, in der lokalen Wirtschaft und in den Medien vor – insbesondere, wenn Sie in der Sache hart angegangen werden?
Ich werde mit allen Gremien, den Medien und mit allen Parteien im Team zusammenarbeiten. Ich werde versuchen, allen gerecht zu werden und werde auch diesen oder jenen Kompromiss einzugehen. Ich werde aber auch meine Zielrichtungen vorgeben .
Wie wollen Sie es schaffen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Crailsheim ihre Vorbehalte Ihnen gegenüber als wirklich ungewöhnlicher Oberbürgermeisterkandidat abbauen? Was befähigt Sie, der Rathauschef einer Großen Kreisstadt mit 33.000 Einwohnern zu werden?
Durch gute überzeugende Arbeit. Ich werde das Magische Dreieck Ellwangen, Crailsheim und Dinkelsbühl zum Leben erwecken. Das Factory Outlet wird das erste Projekt sein, das ich hier durchziehen werde. Meine politischen Freunde wie (….) sind daher schon bei mir vorstellig geworden.
Stichwort Transparenz: Wer finanziert Ihren Wahlkampf? Wie teuer ist Ihr Wahlkampf? Wie viel Geld bezahlen die beiden Parteien, in denen Sie nach eigenen Angaben Mitglied sind (CDU und CSU) für Ihren Wahlkampf? Wer hat Sie dazu animiert, als Oberbürgermeister zu kandidieren und wer unterstützt Sie derzeit? Es heißt aber auch, dass der CDU-Kreisverbandsvorsitzende Helmut W. Rüeck Sie aus der CDU ausschließen lassen will – warum will er das und was sagen Sie dazu?
Rüeck ist derzeit dabei sich sein eigenes politisches Grab zu schaufeln (Anmerkung: Stichwort Waffenaffäre). Ich weiß nicht wieviel Geld ich in den Wahlkampf investiert habe, aber ich habe seit dem Sommer doch einiges an Zeit investiert. Da ich aber in den letzten Jahren permanent auf politische Veranstaltungen zugegen war und dort immer wichtige Politiker und Wirtschaftskapitäne getroffen habe ist es mir ein leichtes Spiel diesen Wahlkampf zu bestreiten. Wegen mir könnte der Wahlkampf nochmals drei Monate länger dauern.
Warum haben Sie Ihre Bewerbung gleich am ersten Tag der Bewerbungsfrist abgegeben – und was denken Sie über Bewerber, die bis zum letzten Tag der Bewerbungsfrist abwarten?
Ich habe mich bereits am ersten Tag als OB bworben um der Stadt Crailsheim, der Bevölkerung Crailsheims…. ein Zeichen zu setzen, dass der Oberbürgermeister von Crailsheim hinter seinen Menschen steht und wenn es sein muss Missstände lückenlos aufklärt.
Am letzten Tag der Frist seine Bewerbung abzugeben halte ich als grob fahrlässig, da sich auch jederzeit ein Formfehler einschleichen kann. Es vermittelt den Bürgerinnen und den Bürgern auch kein gutes Gefühl, wenn kurz vor Torschluss Bankrotteure oder Dauerkandidaten (…) sich als Kandidaten aufstellen lassen.
Warum haben Sie Christian von Stetten (CDU) im Bundestagswahlkampf so stark unterstützt? Was haben Sie im Wahlkampf konkret für Ihn getan? Wie hat er sich dafür bedankt und erkenntlich gezeigt? Was können Sie von Christian von Stetten in der Politik lernen – und was er von Ihnen?
Ich habe Freiherr von und zu Stetten Senior und Junior in ihren Wahlkämpfen persönlich unterstützt, da es nur ein Frage der Zeit ist bis Christian von und zu eine wichtige Position in der Bundesregierung einnehmen wird. Außerdem bin ich mit Senior und Junior sehr gut befreundet.
Sie sagen immer wieder, dass Sie in der Landespolitik in Bayern und Baden-Württemberg persönliche Kontakte bis in die höchsten Positionen (beispielsweise Seehofer und Oettinger) haben? Hat noch keiner der Spitzenpolitiker daran gedacht, Sie als Berater einzustellen – von welchen Spitzenpolitikern werden Sie im Wahlkampf unterstützt?
Ich habe für meine Wahlkampfveranstaltung am 4.11.2009, von 15.30 – 16.30 Uhr in der Hirtenweisenehalle die Weinkönigin Hirsch-Gurr bereits als Redner gewonnen.
In Internetforen – zum Beispiel Hohenlohe-ungefiltert – schreiben Sie zum OB-Wahlkampf in Crailsheim häufig Kommentare unter falschen Namen – unter anderem auch als Ben Cohen – so heißt auch ein bekannter Rugbyspieler. Welche falschen Namen verwenden Sie und warum tun Sie das? Warum schreiben Sie die Kommentare nicht unter ihrem richtigen Namen Volker Rainer Kilian?
Ich habe bisher keinen einzigen der Kommentare in ihrem Internetforum Hohenlohe ungefiltert selbst verfasst bzw. geschrieben. Ich habe aus persönlichen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass ich doch einige Anhänger habe. Ich gehe davon aus, dass die Einträge von meinen Anhängern verfasst werden.
Noch immer wissen die Crailsheimer Bürgerinnen und Bürger nicht, welche genauen Hintergründe der Waffendiebstahl im Rathaus hatte und was an den Korruptionsvorwürfen beim Crailsheimer Volksfest dran ist. Werden Sie eine offensive Öffentlichkeitsarbeit machen – nicht nur bei diesen beiden Themen – oder wollen Sie die Bürger nur in kleinen Häppchen über wichtige Dinge informieren? Wer soll im Falle Ihrer Wahl Chef der Öffentlichkeitsarbeit im Crailsheimer Rathaus werden – und: wer soll Ihr persönlicher Referent werden?
Die Waffenaffaire ist meine Chefsache. Sie wird schnell und schonungslos aufgeklärt werden, damit endlich Ruhe herrscht und wir uns produktiveren Themen widmen können. Herr Rilk wird evtl. eine wichtige Rolle bei mir einnehmen können.