„AÖL: Grün-Schwarz muss Haushaltsverhandlungen mutig nutzen, um Umbau der Landwirtschaft positiv zu begleiten“ – Baden-Württemberg muss seine Rolle als Stammland des Ökolandbaus weiter ausbauen

Angesichts der teilweise dramatischen Verwerfungen und anhaltender Preiskrisen in der konventionellen Landwirtschaft bietet der Südwesten erhebliches Potenzial für deutlich mehr Öko. Bereits im zurückliegenden Jahr stellte täglich ein landwirtschaftlicher Erzeugerbetrieb seine Produktion auf Bio um. Dieser Positivtrend setzt sich auch im Jahr 2017 ungemindert fort.

Von Imme Schäfer, Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V

Finanzausstattung verbessern

Eine vergleichbare Dynamik verzeichnet die ökologische Ernährungswirtschaft – und auch im Handel ist heimisches Bio gefragt wie nie zuvor. Diese Entwicklung muss auch die Politik erkennen und die Finanzausstattung entsprechend anpassen. Anlässlich der derzeit laufenden Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2018/2019 fordert der Spitzenverband der baden-württembergischen Land- und Ernährungswirtschaft die grün-schwarze Landesregierung dazu auf, die Rolle Baden-Württembergs als Stammland des Ökologischen Landbaus nicht zu verspielen.

Enkelgerechte Form der Landbewirtschaftung

Eine Bewirtschaftung nach den Prinzipien des Ökologischen Landbaus geht Hand in Hand mit der von Grün-Schwarz vorangetriebenen Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Umweltpolitik. Noch mehr Öko sollte daher im Interesse aller Ressorts sein. „Der Ökologische Landbau ist in vielerlei Hinsicht eine ‚Schlüsseltechnologie‘ für den Interessenausgleich zwischen Naturbewahrung, der wirtschaftlichen Erzeugung gesunder heimischer Lebensmittel und der Sicherung vitaler ländlicher Räume. Als enkelgerechte Form der Landbewirtschaftung sorgt unsere Wirtschaftsweise laut unabhängiger Untersuchungen dafür, dass auf biologisch bewirtschafteten Höfen per se deutlich mehr Biodiversität vorherrscht. So finden sich auf Öko-Äckern beispielsweise zwei- bis dreimal so viele Ackerwildkraut-Arten. Zudem ist die Nachfrage nach heimischen Bio-Erzeugnissen ungebrochen“, so Dr. Christian Eichert in seiner Funktion als Geschäftsführer der AÖL.

Öko-Erzeugnissen in den landeseigenen Kantinen voranbringen

An die Verhandlungspartner gerichtet erinnert die AÖL an die Vereinbarungen des Koalitionsvertrags. Dort sei hinterlegt, dass Grün-Schwarz den Ökologischen Landbau stärken und weiterentwickeln wird. So gelte es nun unter anderem die nötigen Mittel bereitzustellen, um die Verwendung von Öko-Erzeugnissen in den landeseigenen Kantinen voranzubringen, im Zuge einer zeitgemäßen Werbekampagne für die Verwendung von Bio-Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung zu sorgen, die dringend notwendigen Nachbesserungen und personellen Aufstockungen beim Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau KÖLBW auf der Hochburg in Emmendingen sicherzustellen sowie die Einrichtung einer Professur zum Ökologischen Landbau an der Universität Hohenheim finanziell abzusichern und zeitnah in die Tat umzusetzen.

Vier erste Bio-Musterregionen im Land

Den bald startenden Wettbewerb für die Einrichtung der vier ersten Bio-Musterregionen im Land betrachtet die AÖL als sehr gutes Konzept, um die ökologische Land- und Ernährungswirtschaft in Baden-Württemberg zielgerichtet zu stärken und das Thema Bio innovativ in die Breite der Bevölkerung zu tragen. Damit dieser Ansatz Wirkung erzielen kann und nachhaltig wirksame Projekte geschaffen werden können, gelte es jedoch, das in den Nebenabsprachen des Koalitionsvertrags hinterlegte Budget von jährlich zwei Millionen Euro zeitnah vollständig für den Ansatz der Bio-Musterregionen bereitzustellen. Darüber hinaus sieht die AÖL die Notwendigkeit, zusätzliche Mittel für die Agrarumweltmaßnahmen Umstellung und Beibehaltung der ökologischen Bewirtschaftung zu sichern.

Budget für eine verlässliche Förderung

„Wir möchten die grün-geführte Landesregierung heute an eines ihrer ureigenen Kernthemen erinnern. Es ist gut und richtig, dass die grün-schwarze Landesregierung weiterhin Gelder in den Umwelt- und Naturschutz lenkt. Dennoch plädieren wir dafür, dass dabei die Koalitionszusagen zum Ökologischen Landbau nicht auf der Strecke bleiben. Wir appellieren an die Verhandlungspartner, die selbst gesteckten Ziele verantwortungsvoll in den Blick zu nehmen. In Zeiten des fortschreitenden Umbaus der hiesigen Land- und Ernährungswirtschaft hin zu deutlich mehr Bio brauchen wir jetzt das klare Bekenntnis der Landesregierung und das dafür notwendige Budget für eine verlässliche Förderung“, so Eichert abschließend.

Hintergrund Koalitionsvertrag und Aussagen von Minister Peter Hauk (CDU) zum Ökologischen Landbau:

Dem Zeitplan hinterher

An prominenter Stelle nimmt die Koalitionsvereinbarung Bezug zum Ökologischen Landbau („Wir werden den ökologischen Landbau weiter voranbringen“). Im Rahmen einer Landtagsdebatte sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) jüngst: „Auch wir in Baden-Württemberg haben ein Ziel vor Augen. Aber wir wollen nicht 20 Prozent, wir wollen mindestens 25 Prozent der Fläche. Ich glaube, das entspricht auch der höheren Kaufkraft und dem Bedürfnis der Bürger in unserem Land.“ In ihrer Einjahresbilanz der grün-schwarzen Regierungsarbeit stellte die AÖL im Mai 2017 fest, dass die Regierungsfraktionen in vielen der politisch selbst gesteckten Ziele hinter dem Zeitplan zurückstehen und eine Umsetzung in konkrete Maßnahmen in einigen Bereichen bis heute ausgeblieben ist.

Hintergrund AÖL:

Die AÖL ist die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände in Baden-Württemberg. In dieser Funktion gestaltet die AÖL aktiv die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Land mit. Als Bindeglied zwischen Politik, Markt und Verbraucher fördert sie die Belange der Ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft durch ein aktives Tun. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen und anderen berufsständigen Organisationen arbeitet sie die gesellschaftlich erwünschten Stärken von ökologisch erzeugten und verarbeiteten Produkten – im Besonderen von heimischer Öko-Verbandsware – im Interesse des Verbrauchers als Konsument wie als Steuerzahler heraus.

Weitere Informationen und Kontakt:

Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL e.V.), c/o Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V., Schelztorstraße 49, 73728 Esslingen

Internet:

http://oekolandbau-bawue.de/ueber-uns/

http://www.demeter-bw.de/demeter-bw/a%C3%B6l

 

 

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