„Breitbeinig, verlogen, bösartig – Seehofers Kreuzzug für mehr Abschottung und mehr Abschiebungen“ – Kommentar von Paul Michel aus Schwäbisch Hall

Seit einigen Wochen erleben wir eine CSU Kampagne für noch perfektere Abschottung, für noch weitergehende Entrechtung und die Freiheit zu ungehemmter Willkür gegen Flüchtlinge. Vor einigen Monaten wurden wir Zeugen einer Kampagne für eine von der CSU willkürlich definierte „Obergrenze“ für die Aufnahme von Flüchtlingen. Jetzt ist es ein vermeintlicher Masterplan des Innen- und Heimatministers Seehofer.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Mysteriöser Masterplan

Während weite Teile dieses „Masterplans“ offiziell noch gar nicht öffentlich bekannt sind, konzentriert sich die von der CSU entfachte Hysterie auf einen Punkt, die Frage, ob abgelehnte und „papierlose“ Flüchtlinge an deutschen Grenzen abgewiesen werden sollen.

Phantomdebatte

Wie schon bei der CSU Kampagne für eine „Obergrenze“ haben wir auch jetzt wieder eine von der CSU inszenierte Phantomdebatte, in der die CSU mit allen Finessen medialer Kunst den Eindruck erweckt als gehe es um Sein oder Nichtsein der Nation und redet einen nationalen Notstand herbei. Die Wirklichkeit und die nüchternen Fakten spielen in der systematisch geschürten Hysterie keine Rolle. Die Zahl der Flüchtlinge, um die es dabei geht, nennt die CSU bezeichnenderweise nicht. Die Wucht der Hetzkampagne suggeriert, als gehe es um Hunderttausende von Flüchtlingen. „Die aktuelle erhitzte Debatte passt nicht zu den Zahlen, die uns vorliegen“, sagt Dominik Bartsch, der Repräsentant des UNHCR-Hochkommissars in Berlin. Die Zahl der Personen, die vom Vorschlag von Innenminister Horst Seehofer betroffen wäre, so Bartsch sei nämlich „verschwindend klein“. Die Flüchtlingszahlen in der BRD sind absolut rückläufig. Ganze 186.644 Menschen ersuchten 2017 um Asyl in der BRD nach. Und die Personengruppe, die Seehofer und Söder zur Bedrohung der Nation hochstilisieren, umfasst gerade maximal zirka 60.000 Menschen. Es handelt sich um eine reine Phantomdebatte.

„Gefühlte Bedrohung“ – Wahn und Wirklichkeit

Dass die CSU mit dieser Methode durchkommt, ist ein Ausdruck dessen, wie stark Pegida und AfD mittlerweile die politische Debatte prägen. Erinnern wir uns. Als die sich als „besorgte Bürger“ kostümierenden Pegida-Wüteriche von Dresden jeden Montag ihre von Verschwörungstheorien und fremdenfeindlicher Hysterie strotzenden Dummheiten herumschrien, hieß es von Seiten von CDU und SPD man müsse „ihre Ängste ernst nehmen“. In der Zwischenzeit hat es sich auch in bürgerlichen Kreisen eingebürgert, die häufig erfundenen, stets bombastisch aufgeblasenen Bedrohungsphantasien wildgewordener Spießbürger als „gefühlte Bedrohung“, die es angeblich ernst zu nehmen gelte, zu verniedlichen. Ein Beispiel dafür ist das Thema Kriminalität. Die Kriminalitätsstatistik sagt, dass es 2017 im Vergleich zum Vorjahr rund zehn Prozent weniger Verbrechen erfasst worden, was den stärksten Rückgang seit mehr als 20 Jahren entsprach. Gleiches trifft offenbar für die Diskussionen über Flüchtlinge zu. Anstatt die nüchternen Fakten zur Kenntnis zu nehmen und auf dieser Grundlage eine rationale Diskussion um die realen Probleme zu führen, wird das pathologische Bedrohungsempfinden des verunsicherten Spießbürgers als „gefühlte Bedrohung“ zur Grundlage der Diskussion und Messlatte für Handeln. Diese Gemengelage kommt der AfD sehr entgegen. Sie braucht nur plakativ und lautstark provokativ jene rechten Dummheiten in die Welt setzen, die eh und je schon an deutschen Stammtischen die Lufthoheit hatten – und sie hat ein Thema gesetzt, an dem sich dann die anderen „konstruktiv“ abarbeiten.

CSU in den Fußstapfen von FJ Strauß

Der CSU ist jene Art von Demagogie, die die AfD auszeichnet, beileibe nicht fremd. Die CSU kann an eine Kultur der Dummdreistigkeit anknüpfen, die in Bayern, der Hochburg der Bierzelte, wohl ausgeprägter ist als im Rest der Republik: Großkotziges Auftreten, Lautstärke und penetrantes Wiederholen banaler Stammtischweisheiten waren schon das Erfolgsgeheimnis von Franz-Josef Strauß. Die aktuelle Führungsriege der CSU versucht sich offenbar in einem Remake von Strauß. Wiederholt haben in jüngster Zeit CSU-Führer eine alte Maxime von FJ Strauß bemüht: Rechts von der CSU darf es nur die Wand geben. Mit ihrer aktuellen Kampagne nähern sich die bayrischen Christsozialen „den Rechtspopulisten, die sie eigentlich bekämpfen“ wollten, „immer weiter an,“ bemerkte etwa „Die Zeit“. Etliche der von der CSU bemühten Leerformeln ähneln sehr der AfD-Rhetorik. Der vom bayrischen Regionalfürst Söder verwendete Begriff „Asyltourismus“ ist ein Ausdruck dafür, wie weit die Verrohung bei CSU-Spitzenpolitikern bereits fortgeschritten ist. Söder ist sicher bekannt, dass das eine sprachliche Anleihe bei der NPD und anderen Hardcore-Nazis ist. Dennoch hat er keine Skrupel, damit hausieren zu gehen.

Seehofer gegen CDU-Modernisierer

Das gegenwärtige Schüren von Ressentiments hat wohl auch die Landtagswahlen vom Oktober 2018 in Bayern im Blick. Vieles deutet aber darauf hin, dass es Seehofer und Söder um mehr geht. Sie scheinen sich trotz sonstiger Hahnenkämpfe dahingehend einig zu sein, dass jetzt der Moment gekommen ist, eine nachhaltige Schwächung der Modernisier in der CDU, die Angela Merkel verkörpert, zu erreichen. Schon seit vielen Jahren ist die von Angela Merkel betriebene Modernisierung der CSU ein Dorn im Auge. Aber über lange Zeit hinweg war die Dominanz von Merkel so stark, dass die CSU zwar immer wieder meckerte, sich letztendlich aber, wenn auch widerwillig, fügte. Der seit 2015 maßgeblich von Pegida und AfD forcierte Rechtskurs in der Gesellschaft ist für die CSU einerseits eine Herausforderung, weil sich die AfD nun in politischen Gefilden breit zu machen sucht, die die CSU als ihren Vorhof sieht. Andrerseits sehen die gegenwärtigen CSU-„Größen“ jetzt für sich die Chance, das Kräfteverhältnis in der CDU/CSU entscheidend nach rechts zu verschieben. Die Wiedergewinnung eines explizit rechten, „konservativen“ Profils für CSU und CDU ist schon seit Jahren auch ein Anliegen der „Stahlhelmer“ in der CDU. De facto will die CSU die Unionsparteien in eine C-Partei mit AfD-Programmatik umbauen. In der Kampagne für „Obergrenzen“ hat die CSU dabei bereits einen Erfolg erzielt. Meinungsumfragen sehen in der Gesellschaft eine breite Zustimmung für Seehofer und Söder. Politische Beobachter in Berlin berichten, dass auch viele CDU-Abgeordnete Sympathien für Seehofer haben. Offenkundig ist Merkels Autorität in der CDU angeschlagen. Momentan wirkt der polternd rabaukige Stil der CSUler noch abstoßend auf einige CDUler und verschafft Merkel noch eine gewisse Unterstützung in ihrer eigenen Partei.

Wasser auf die Mühlen der AfD

Es ist durchaus vorstellbar, dass es Söder und Seehofer gelingt, einen Sturz von Merkel herbeizuführen. Im Endergebnis wird auf alle Fälle die Verrohung des öffentlichen Diskurses, die Barbarisierung der spätkapitalistischen Gesellschaft weiter vorangetrieben. Wenig spricht dafür, dass es Söder und Seehofer gelingt, damit die AfD zu marginalisieren. Nach einer Forsa-Umfrage vom 16. Juni 2018 verlor die Union seit Ausbruch des Streits um Seehofers „Masterplan“ bundesweit vier Prozentpunkte und kommt nur noch auf 30 Prozent. Nach einer anderen Umfrage des Instituts Civey vom 8. Juni 2018 erreicht die CSU bei den bayrischen Landtagswahlen 41 Prozent – ein Rückgang von 3,5 Prozentpunkten in den letzten zwei Monaten. Die AfD konnte im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent zulegen und ist mit 13,5 Prozent in Bayern noch vor der SPD zweitstärkste Kraft.

Solidarität mit Merkel ?

Bedeutet das für uns Linke, dass wir uns im unionsinternen Streit vor Merkel stellen sollten? Gewiss nicht. Die Kanzlerin steht für alles andere als einen humanen Umgang mit Flüchtlingen. Sie hat in der Vergangenheit eine Politik der systematischen Asylrechtsverschärfung betrieben und sie tritt auch gegenwärtig für eine Verschärfung der Abschottungspolitik ein. Sie will die Grenzschutzorganisation FRONTEX weiter verstärken. Und sie will wie Seehofer und Söder Internierungslager für Flüchtlinge in Libyen, obwohl das Auswärtige Amt den libyschen Flüchtlingslagern noch vor wenigen Monaten in einem durchgesickerten geheimen Bericht „KZ-ähnliche Zustände“ attestierte.

 

Merkel hat betont, sie könne 62 von 63 Punkten von Seehofers „Masterplan“ für Abschottung und Abschiebung unterstützen. Sie ist für „Ankerzentren“, wo Flüchtlinge bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens in großen Lagern, isoliert von der Bevölkerung festgehalten werden sollen. Sie unterstützt die von Seehofer vorgeschlagenen Kürzungen bei den Asylleistungen, ihren Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt und das Errichten höherer Hürden für staatliche Integrationsmaßnahmen. Sie hat nicht einmal grundsätzlich etwas gegen die Zurückweisung von Flüchtlingen, deren Daten schon in anderen „sichern EU-Staaten erfasst wurden. Sie will lediglich vorher dafür mit den anderen Staaten gemeinsam entsprechende bilaterale oder multilaterale Verträge schaffen, während die CSU-„Größen“ in Anlehnung an Donald Trump eine Politik des „Deutschland zuerst“ propagieren und einfach Fakten schaffen wollen, ohne das mit anderen Regierungen abzusprechen.

Solidarität statt Hetze

Es ist ein Skandal, dass im Jahr 2018 in der BRD in weiten Teilen der veröffentlichten Meinung und bei den bürgerlichen Parteien die Schicksale und die konkrete Lebenssituation von Flüchtlingen kaum ein Thema sind, während die „gefühlte Bedrohung“, die vermeintlichen Nöte von AfD-Wählern ständig rauf und runter dekliniert werden. Es geht darum, praktische Hilfe zu leisten und gleichzeitig politisch der Hetze von AfD und CSU entgegenzutreten und den Protest gegen eine Regierungspolitik zu organisieren, die gezielt auf Entrechtung und Schikanierung und Abschottung abzielt. Grenzen werden immer undurchdringlicher gemacht, Flüchtlinge in Lager weggesperrt, dort ihre Bürgerrechte systematisch beschnitten und dort wo sie noch existieren kaltschnäuzig umgangen. Mit der Einsetzung von Hans-Eckhard Sommer, einem notorischen Hardliner aus dem bayrischen Innenministerium, zum neuen Chef des BAMF ist zu befürchten, dass von der BAMF-Spitze der Druck auf die Entscheider über Asylanträge wächst, Ablehnungsbescheide zu produzieren.

Erschreckender Entwicklung entgegenstellen

Leider zeigt sich die Linke (in all ihren Schattierungen) der Situation nicht gewachsen. Schon anlässlich der CSU-Kampagne zu den „Obergrenzen“ gab es keine erkennbaren linken Gegenreaktionen zur Demagogie der CSU. In der aktuellen Hetze sieht es ähnlich aus. Wir sollten die Köpfe zusammenstecken und überlegen, wie wir uns dieser erschreckenden Entwicklung entgegenstellen können, wie wir es schaffen, die Zersplitterung zu überwinden und zu mehr Austausch und mehr gemeinsamem Handeln kommen. Vom besorgten Beobachten allein ändert sich nichts.

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„Medizinische Hilfe für die kurdische Region Afrin“ – Benefizfestival in Schwäbisch Hall

Ein Benefizkonzert „Medizinische Hilfe für Afrin“ findet am Samstag, 14. Juli 2018, von 17 bis 22 Uhr, in Schwäbisch Hall, Im Lindach auf der Minigolfinsel statt. Es präsentieren sich vielfältige Künstler aus den Bereichen Folk, Jazz, World-Music, A-Capella und mehr. Veranstalter sind Solidarität International und der Solidaritätskreis Afrin.

Von Wilhelm Maier, Schwäbisch Hall

Vorverkauf hat begonnen

Eintrittskarten für sieben Euro, ermäßigt fünf Euro, gibt es in Schwäbisch Hall im Vorverkauf beim Dritte Weltladen, beim Weltladen, beim Cribu-Tattoo-Studio, beim Friseurgeschäft Hair Backstage und beim Shisha-Shop, alle in der Gelbinger Gasse sowie beim Minigolfplatz.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://solidaritaet-international.de/index.php?id=669&no_cache=1

https://solidaritaet-international.de/index.php?id=802

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„Im Betrieb: Gegen Rechts“ – Vortrag in Schwäbisch Hall von André Kaufmann, Gewerkschaftssekretär der IG Metall

Einen Vortrag mit dem Titel „Im Betrieb: Gegen Rechts!“ hält André Kaufmann, Gewerkschaftssekretär der IG Metall am Mittwoch, 4. Juli 2018, um 18 Uhr im Haus der Gewerkschaften (Tagungsraum), Schlichtweg 4, 74523 Schwäbisch Hall. Veranstalter sind der IG Metall-Kreisverband Schwäbisch Hall und der IG Metall-Ortsverein Schwäbisch.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Rechte wollen Arbeitnehmer spalten

Seit geraumer Zeit versuchen Rechte aller Couleur, darunter auch Faschisten, in den Betrieben Fuß zu fassen und sich den Beschäftigten als vermeintliche „Alternative“ anzubieten. Beispiele dafür wären die Versuche der AfD in Ostdeutschland, über den Scharfmacher Björn Höcke und seinem „Alternativen Arbeitnehmerverband Mitteldeutschland“ (kurz: ALARM!) die Belegschaften zu spalten, so geschehen bei der Demo gegen die Schließung des Siemens Werks in Erfurt oder bei einer Protestkundgebung der IG Metall bei Opel in Eisenach.

Zentrum Automobil konnte sich weiter ausdehnen

Desweiteren existiert seit 2009 im Untertürkheimer Daimler-Werk ein rechtsgerichteter  betrieblicher Zusammenschluss namens „Zentrum Automobil“. Dieser wurde von FaschistInnen gegründet, wie z.B. dem Rechtsrocker Oliver Hilburger, der auch Kontakte zum NSU pflegte. Dieser ist aber nur die Spitze des Eisbergs: in der gesamten Organisation geben sich verschiedenste Rechte die Klinke in die Hand, sodass auch „Zentrum Automobil“ von verschiedenen rechten Initiativen wie „Ein Prozent“ oder dem braunen Hetzblatt „Compact“ und Teilen der AfD massiv unterstützt wird. Anlass dazu waren die Betriebsratswahlen Anfang des Jahres. Leider ist es Zentrum gelungen, sich weiter auszudehnen. Ableger bestehen mittlerweile bei den Daimler-Werken in Rastatt und Sindelfingen, aber auch bei Stihl in Waiblingen. Darüber hinaus wohnen viele Zentrum-Funktionäre im Rems-Murr-Kreis.

Rechte Scheingewerkschaften

Das Ziel der Gegenseite ist klar: über Lügen und Hetze einen Keil in die Belegschaften zu treiben, um dort Rassismus und Chauvinismus zu verankern. Dementsprechend müssen wir uns damit beschäftigen, wie wir die Rechten zurück drängen und die eigene Gewerkschaftsarbeit verbessern können. Wir laden daher zu einem Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde über das „Zentrum Automobil“ ein, bei der ein langjähriger Gewerkschaftssekretär Einblicke in die aktuellen Entwicklungen gibt und über die Aktivitäten rechter Betriebsräte und Betriebsstrukturen informiert. Im Fokus stehen auch die Verlogenheit rechter Scheingewerkschaften und die Tatsache, dass rechte Phrasen sogar bei manchen Gewerkschaftsmitgliedern Anklang finden. Neben dem informativen Teil wollen wir auf der Veranstaltung auch diskutieren, wo wir stehen und was wir gegen Faschisten im Betrieb konkret machen können.

Weitere Informationen und Kontakt:

Silvia Wagner, DGB-Kreisvorstand Schwäbisch Hall, Schlichtweg 4, 74523 Schwäbisch Hall, Gewerkschaftssekretärin, DGB-Bezirk Baden-Württemberg, Büro Schwäbisch Hall, Schlichtweg 4, 74523 Schwäbisch Hall

Telefon: 0791 950290

Mobil: 0170 8514009

Telefax: 0791 9502932

E-Mail: silvia.wagner@dgb.de

Internet:

http://nordwuerttemberg.dgb.de/ueber-uns/kreisverbaende/kv-schwaebisch-hall

www.nordwuerttemberg.dgb.de

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Mitglied in einer DGB Gewerkschaft werden:

https://www.dgb.de/service/mitglied-werden/index.html

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