Selbst wenn die Hohenloher Landwirte im Vergleich mit den Kollegen im Nordosten Deutschlands diesen Sommer mit einem blauen Auge überstehen sollten, sind nach Beobachtungen des kreisweiten Umweltzentrums (UZ) auch hier die negativen Auswirkungen der Trockenheit deutlich wahrnehmbar. Besonders in freien Kuppen- und Hanglagen zeigen sich beim Mais und im Grünland starke Schäden.
Vom Umweltzentrum Schwäbisch Hall
Teure Versicherungspolicen sind der falsche Weg
In den Augen der Naturschützer sind deswegen weite Teile unserer Agrarlandschaft den immer offensichtlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr gewachsen. Sie halten deswegen ein umfassendes und weitreichendes Anpassungskonzept für notwendig. Allein mit dem Einsatz anderer Sorten, vermehrtem Fruchtwechsel oder einer besseren Bodenbearbeitung ist dem Problem nicht beizukommen. Und auch teure Versicherungspolicen sind laut Umweltzentrum-Vorsitzendem Manfred Mächnich auf Dauer nicht nur unbezahlbar, sondern der falsche Weg.
Hecken als Erosionsbremse
Letztendlich müsse sich deswegen auch die Agrarlandschaft den veränderten Witterungsbedingungen anpassen. UZ-Geschäftsstellenleiter Martin Zorzi hat im Rahmen seiner jahrelangen Geländearbeiten festgestellt, dass besonders die großen Ackerblöcke, die in den letzten Jahrzehnten durch Flurneuordnung oder Zusammenpachten entstanden sind, zum einen schneller austrocknen, zum anderen bei Starkregenereignissen auch bei geringer Hangneigung zur Erosion neigen. Fehlt durch solches Abspülen die Humusschicht, kann der Boden bei der nächsten Trockenheit noch weniger Wasser speichern. So sind die Auswirkungen beider Witterungsextreme oft miteinander verknüpft. Entsprechend gibt es laut Zorzi auch eine Reihe von Maßnahmen, die gegen beide Probleme helfen. In freien, ausgesetzten Lagen – also einem Großteil der Hohenloher und Haller Ebene – hilft vor allem die Anlage von Windschutzhecken in oder am Rande der Ackerschläge. Untersuchungen zeigen nämlich, dass der Ertrag wohl unmittelbar neben der Hecke geringer ist, dann aber im weiteren Abstand jedoch über eine längere Distanz deutlich erhöht ist. Gleichzeitig dienen die Hecken als Erosionsbremse.
Wasserabfluss verlangsamen
Bremsen müsse man nach Erkenntnis des Ökologen auch den gesamten Oberflächenabfluss – schnurgerade und „kurzrasierte“ Gräben führen das Regenwasser viel zu schnell ab. Das unterbinde eine ausreichende Grundwasserneubildung, was wiederum Dürreschäden wahrscheinlicher macht. Eine Verlangsamung des Abflusses mittels Gewässerrenaturierung vermindere zudem gleichzeitig Hochwasserschäden am Unterlauf der Bäche. Gegen die Folgen von Starkregen hilft laut Umweltzentrum auch, vermehrt Raine und Brachestreifen anzulegen. Insgesamt müsse die Agrarlandschaft wieder feingliedriger und abwechslungsreicher werden – dies helfe den Landwirten und der Natur gleichermaßen. Möglicherweise könne ein solches Ziel mithilfe einer „ökologischen Flurneuordnung“ erreicht werden. Ein Punkt liegt Manfred Mächnich besonders am Herzen: „Die Landwirtschaft selbst muss viel stärker einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“. Das heißt „Verzicht auf Futtermittelexporte, Verringerung der Tierproduktion und weniger Düngereinsatz“ helfen enorm, Treibhausgase zu verringern. Handel und Verbraucher müssen dieses Engagement durch eine faire Bezahlung honorieren – so der abschließende Appell des UZ-Vorsitzenden.
Dem Umweltzentrum Schwäbisch Hall angeschlossene Verbände und Gruppierungen (Stand Februar 2017):
Aktive Bürger Michelfeld; Arbeitsgruppen Hall u. CR des Landesnaturschutzverbandes; Angelsport- bzw. Fischereivereine Brettachtal, Crailsheim, Eckartshausen, Honhardt, Kirchberg u. Untersontheim; AG Gesunde Lebensweise Schw. Hall; Bäuerliche EZG Schwäb. Hall; Bezirksverein f. Bienenzucht Gaildorf; Bürgerforum Brennnessel Mainhardt; BUND-Gruppen Crailsheim, Frankenhardt u. Schw. Hall; Bundesverband Kanu; Energie-Initiative Kirchberg; Förderkreis Regionaler Streuobstbau (FÖS); Heimatvogelschutz Langenburg; EZG Hohenloher Höfe; Imkerverein Mainhardter Wald; Jägervereinigungen Crailsheim und Schwäb. Hall; Jugendzentrum Crailsheim e.V.; NABU-Gruppen Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn, Ilshofen, Kirchberg, Mainhardt, Rot am See u. Schwäb. Hall; Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Hohenlohe e.V.; TV Naturfreunde Ortsgr. Schwäb. Hall; SAV-Hauptverein sowie Ortsgr. Crailsheim, Gaildorf, Mainhardt, Satteldorf u. Schwäb. Hall; Tierschutzverein Crailsheim; Umweltstiftung BI Westernach; VCD-Kreisverband Schwäb. Hall; Verein für Speläologie Hohenl.-Franken.
Weitere Informationen und Kontakt:
Vorstand: 1. Vorsitzender Manfred Mächnich, Kirchberg; 2. Vorsitzender Helmut Fischer, Mainhardt;
Bankverbindung:
KSK SHA-CR
IBAN 45622500300000199227; BIC: Solades1SHA;
Geschäftsstellenleiter: Dipl.-Biol. Martin Zorzi; Geschäftszeiten:, Mo 9-12, Di + Mi 9-16, Do 13:30-17 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Anschrift:
Umweltzentrum Kreis Schwäbisch Hall e.V., Vereinigung und gemeinsame Geschäftsstelle der Naturschutzverbände im Landkreis Schwäbisch Hall, Gelbinger Gasse 85, 74523 Schwäb. Hall
Telefon: 0791/55967 Fax 9540780
E-Mail: umweltzentrumSHA@web.de
Internet:
www.umweltzentrum-schwaebisch-hall.de