„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierundzwanzigster Teil

„Lang beschattete Täler“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden vierundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXIV Malefiz*

… als Paula gegangen war, räumt Carl die Küche auf und beobachtete aufmerksam seine auftauchenden Gedanken, während er mit sich ins Gericht ging. Er würde es ihr offen gestehen müssen, warum er damals den Kopf in den Sand gesteckt hatte. Aber würde Paula ihm seine eigenen schofeligen Beweggründe nachsehen? Sein schlechtes Gewissen plagte ihn. Jedoch spürte er gleichzeitig immer noch erhebliche Widerstände sich Paula zu öffnen. Trotzdem wünschte er sich nichts mehr als endlich Versöhnung und einen Neuanfang mit seiner geliebten Paula.

Fassade

Carl Eugen war innerlich zerrissen. Wie sollte er ihr erklären, dass damals, als er ihre unwiderrufliche Niederlage durch den maßgeschneiderten Vorderscheinvertrag eingefädelt hatte, sogar eine gewisse Genugtuung in ihm aufkeimte? Seine aufpolierte Fassade vom edlen und treuen Freund würde zerfallen, und Paula wäre womöglich abermals wütend auf ihn. Carl hatte sich jahrelang mit seinem eigenen Innenleben beschäftigt, aber sein verdrehtes Seelenerleben vor Paula darzulegen, wagte er noch immer nicht; sobald er aussprechen wollte, was ihn tatsächlich bewegte, war er wie blockiert und schwieg.

Niedertracht

Was würde Paula wohl dazu sagen, wenn er gestand, dass er ihr damals eine Art von Bestrafung zukommen lassen wollte? So eine Erklärung wäre doch absurd. Sein Geständnis wäre für sie vermutlich inakzeptabel. Würde eine Frau wie sie seine Niedertracht verstehen oder gar verzeihen? Wie sollte er ihr erklären, dass er vor zwanzig Jahren als Mann Erwartungen hatte, die bereits damals, von einer eigenständig denkenden und selbstbewussten Frau auf keinen Fall erfüllbar waren. Versteckt in den damals noch unterbelichteten Kämmerchen seines Kopfes und seines Herzens, hatte er nämlich erwartet, Paula möge ihn als rettenden Anker anbeten und sich ihm auf jeden Fall bedingungslos unterordnen.

Mutter

Als sich im Lauf der Zeit zeigte, dass Paula Engel, trotz größter Bedrängnis durch ihre Widersacher, nicht im Entferntesten daran dachte ihn anzubeten, erfüllte sie nicht nur seine Erwartungen nicht, sondern beschnitt damit, ohne es zu ahnen, sein reichlich überhebliches Selbstbild. Carl Eugen Friedner sah sich als Studierter selbstredend in einer höheren Position als seine Mandantin und meinte diese dünkelhaft anmutende Überhöhung auch in einer engen Freundschaft zu Paula geltend machen zu können. Seine vermeintlich bessere Ausbildung als Akademiker war sein Garant dafür, dass eine Frau sich ihm zu fügen hatte. Als Paula es jedoch wagte, ihm in seinen Einschätzungen, sowohl als Künstlerin als auch als Handwerksmeisterin, hier und da fundiert zu widersprechen, erregte das sein Missfallen. Er fühlte sich bedroht und meinte, dass Paula sich damit über ihn erheben würde. Dies wiederum erinnerte ihn an seine extreme Bindung zu seiner Mutter.

Starke Frauen

Erschwerend hinzu kam Paulas Art sich in der Öffentlichkeit mit einer Leichtigkeit zu bewegen, welche ihn ärgerte. An allen Orten der Kreisstadt gern gesehen, wurde sie stets gegrüßt und er eher übersehen. Sie stellte ihn auch niemals anderen vor, weder als ihren Freund noch als ihren klugen Steuerberater und versierten Rechtsanwalt. Ihre vertraute Verbindung würdigte Paula bei anderen mit keinem Wort. Dieses Verhalten wertete er wiederum als Ignoranz, was in ihm ein Gefühl der Unterlegenheit auslöste. Carl fühlte sich von Paula benützt. Und zwei starke Frauen um sich herum ertrug Carl Eugen damals einfach nicht. Seine Mutter gab ihm bereits nicht die Anerkennung, die er brauchte und ließ ihn nicht sein Leben selbst gestalten; da wollte er nicht auch noch durch eine weitere Frau in der gleichen Manier frustriert werden und glaubte Paula mit einer kleinen gezielten Gemeinheit Einhalt gebieten zu können.

Übermächtig

Carl Eugen Friedner resümierte über seine Verhaltensweisen: Nähe zu anderen Menschen war ihm befremdlich. Er hielt trotz aller Zuneigung und den anwachsenden Liebesgefühlen, auch zu Paula stets Abstand. Als sie ihm dann die Anbetung, die er voraussetzte, nicht gab, fühlte er sich wie eine Nummer. Paula brachte ihm aus seiner Sicht, anstatt der ihm sehr wohl zustehenden Anerkennung, nur noch unbeugsamen Widerstand entgegen. Carl war damals nicht in der Lage seine Ambivalenz aufzulösen und so geschah es, dass er das Bild seiner übermächtigen Mutter von der realen Frau, seiner geliebten Paula, nicht mehr trennen konnte. Derart gesonnen, dachte er sich klammheimlich eine folgenschwere bösartige Strategie gegen Paula aus. Und wurde, fataler Weise, genau damit zum willfährigen Spielball ihrer gierigen Widersacher.

Energiepolitik

Mitten in Carls tiefsinnige selbstkritische Gedanken hinein läutete das Telefon. Er nahm ab und schon schallte es aus dem Hörer: „Heiner hier, Carl wie sieht es aus? Kommst Du? Und was ist mit Paul? Kommt er auch mit?“ und Heiner fuhr ohne eine Antwort abzuwarten unbeirrt fort, „Du Carl, ich brauche eure Unterstützung. Wir dürfen nicht weiter in der verordneten Vereinzelung versinken. Jetzt sollten wir noch beharrlicher die wichtigen Ziele in der Energiepolitik verfolgen.“ Carl freute sich über den Anruf des Freundes. War er doch wie eine erfrischende Brise, welche umgehend seine Schwermut vertrieb, und er sagte Heiner sofort seine Unterstützung zu.
In ihrem Dreiergespann herrschten ähnliche Auffassungen zur Energiepolitik, und somit unterstützten er und Paul Malibo den Heiner in seinen aktiven Bestrebungen. Nach Carls Zustimmung führte Heiner weiter aus: „Wir sollten unseren Standpunkt klar mitteilen. Um eine ernsthafte öffentliche Diskussion zur Demokratisierung im Energiebereich zu erreichen, könnten wir eine Mailaktion* machen. Da stelle ich mir nachhaltige Argumente vor. So in etwa im Sinne von: >… und im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Demokratisierung im Energie-Bereich endlich eingeführt werden muss!<. Oder: >Wir haben ein Klima-Problem und wir haben ein Energie-Problem! Wir haben aber auch ein Demokratie-Problem! Und so lange das so ist, können die Menschen zwar demonstrieren, aber sie können nicht anpacken, um das Problem an der Wurzel zu lösen< Deswegen müssen wir erklären, wozu die angestrebte Demokratisierung über das EEG* hinaus führt.

Bürger-Energie

Es geht jetzt um die Weichenstellung in die Zukunft. Dazu sollte eigentlich Jede und Jeder gehört werden. Und um viele Menschen zu erreichen, bedarf es einer breit aufgestellten konzertierten Aktion.“
Heiner war Feuer und Flamme und Carl stimmte ihm zu: „Es gibt da ja unzählige von Forderungen, und es wird von der so genannten Bürger-Energie gesprochen. Aber die absolute Selbstständigkeit der Bürger, die Freiheit der Bürger vor Ort, um die örtlichen Energien selbstbestimmt zu nutzen. Genau die wird nicht thematisiert. Dabei wäre die RED II die richtige Forderung, um die demokratische Forderung zu verdeutlichen, dort müsste man einhaken!“ … Fortsetzung folgt.

*Malefiz: Schweres Kapitalverbrechen, bzw. eine kriminelle, rechtliche, moralische oder ethische Verfehlung. Quelle: https://www.wortbedeutung.info/Malefiz/

*Umweltinstitut:
http://newsletter.umweltinstitut.org/m/7618994/747208- 414a97fd5bc89baf3457cc450b539b3f

*RED II: https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/RED-II-Fachtagung-19-12-13-Kasten.pdf

*Probleme sind lösbar: https://soundcloud.com/user-564290903 https://www.unendlich-viel-energie.de/

*Demokratische Stromerzeugung / Energie aus einer Gemeinschaftsanlage: https://www.dieter-schaefer.eu/newpage7cfb3f5e

   Sende Artikel als PDF