Zur Eröffnung der Wanderausstellung „#StolenMemory“ lädt die KZ-Gedenkstätteninitiative Hessental am Freitag, 30. Juli 2021, um 18 Uhr auf den Haalplatz beim Haalbrunnen in Schwäbisch Hall ein. Zur Ausstellungseröffnung spielt die Band ewo2 [elektronisches Weltorchester aus Mannheim] internationale Lieder gegen Faschismus und Krieg sowie aktuelle eigene Songs.
Von Siegfried Hubele, KZ-Gedenkstätten-Initiative Schwäbisch Hall-Hessental
Nazis raubten KZ-Häftlingen wertvolle Gegenstände
Die Ausstellung „#StolenMemory“ ist in Schwäbisch Hall von Samstag, 30. Juli 2021 bis Dienstag, 10. August 2021, täglich von 13 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Die „Arolsen Archives – International Center on Nazi persecution“ präsentieren in Zusammenarbeit mit der KZ Gedenkstätte Hessental eine Ausstellung über persönliche Gegenstände, die KZ-Häftlingen und ZwangsarbeiterInnen von den Nazis geraubt wurden. Die Arolsen Archives sind seit Jahren bemüht, Angehörigen diese Gegenstände zurück zu geben. In der Ausstellung werden auch einige Schicksale von Häftlingen und ZwangsarbeiterInnen vorgestellt.
Den Angehörigen die Erinnerungsstücke zurückgeben
Ob Uhren, Eheringe, Brieftaschen, Modeschmuck, Brillen oder Fotos mit Widmungen, die Nationalsozialisten nahmen Häftlingen bei ihrer Einlieferung in die Konzentrationslager jede persönliche Habe ab. 4700 Umschläge mit diesen so genannten Effekten kamen 1963 nach Arolsen in das umfangreichste Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Der Auftrag war und ist, dieses Raubgut an die Überlebenden oder Angehörigen der Opfer zurückzugeben. Denn die Gegenstände erzählen von den Menschen, die sie einst besessen haben, und sind oft das einzige Erinnerungsstück an einen geliebten Menschen. Es ist eine Detektiv-Arbeit, die wir seit 2016 mit viel Engagement und der Unterstützung vieler Freiwilliger neu aufgegriffen haben. Die Ausstellung #StolenMemory tourt nun und berichtet davon. Jede/r kann mitmachen und uns helfen, die Gegenstände in die Hände der Familien zu geben.
Floriane Azoulay,
Direktorin der Arolsen Archives
Machen Sie mit!
Helfen Sie dabei, die von den Nazis gestohlenen Erinnerungsstücke in die richtigen Hände zu geben! Es ist eine Arbeit gegen die Zeit. Mit etwas Spürsinn, Durchhaltevermögen und vor allem Interesse für Ihre Landesgeschichte und die Geschichte der NS-Verfolgung können Sie einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an die Verfolgten leisten. In unserem Online-Archiv finden Sie Fotos aller in den Arolsen Archives aufbewahrten Effekten und die Namen der BesitzerInnen. Im Online-Archiv können Sie anhand der Namen direkt weiter recherchieren (aroa.to/archiv). Auf unserer Website haben wir eine Reihe nützlicher Tipps und Hinweise zusammengestellt, wie Sie bei Ihrer Recherche vorgehen können (aroa.to/mitmachen). Ein guter Einstieg für die Recherche kann außerdem die von den Arolsen Archives entwickelte georeferenzierte Karte zu den Geburts- und letzten Wohnorten der Effektenbesitzerinnen sein. Oft ist der regionale Bezug ein spannender erster Schritt, um sich auf die Suche zu begeben (aroa.to/map)
Weitere Informationen und Kontakt:
Arolsen Archives
International Center on Nazi Persecution
Große Allee 5-9
34454 Bad Arolsen
Germany
Telefon: +49 5691 629-0
Fax: +49 5691 629-501
E-Mail: pr@arolsen-archives.org
Internet:
arolsen-archives.org
stolenmemory.org
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Internet: https://stolenmemory.org/
Pressemitteilung der Arolsen Archives zur Ausstellung über persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen in Schwäbisch Hall
Die Arolsen Archives eröffnen am Freitag, 30. Juli 2021, um 18 Uhr in Schwäbisch Hall die Open-Air-Wanderausstellung „#StolenMemory“. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.
Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container auf dem Haalplatz vor dem Haalbrunnen.
„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlinge bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 500 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.
Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzerinnen und den Rückgaben an ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die BesucherInnen über eine App Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.
Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede/r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und ihrer Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.
Der emotionale Wert der Effekten
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen“, so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten.“ Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.
Ausstellung findet ihre Fortsetzung in Schwäbisch Hall
„Für die KZ-Gedenkstätte waren die Besuche und Kontakte mit den Arolsen Archives von großer Bedeutung. Wir konnten zum Beispiel mit Hilfe der Dokumente aus Arolsen den gequälten, misshandelten und ermordeten KZ-Häftlingen des Außenlagers Hessental durch eine Gedenkplatte auf dem ehemaligen Appellplatz ihre Namen und Identitäten zurückgeben“, erklärt Siegfried Hubele von der KZ-Gedenkstätten-Initiative Hessental. „Wir wissen aus Archivmaterial, dass auch bei exhumierten Toten des „Hessentaler Todesmarsches“ Fotos, Brieftaschen, Urkunden und andere Gegenstände gefunden wurden. Offensichtlich ist es einigen Häftlingen gelungen, persönliche Gegenstände vor den Nazis zu verstecken. Solche Effekten warten in Arolsen immer noch auf eine vielleicht mögliche Rückgabe an Angehörige. Dazu will auch die Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental mit der Präsentation der Ausstellung #StolenMemory beitragen.“
Ausstellung und Website
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung durch Deutschland. Das Projekt konnte von den Arolsen Archives dank der Fördermaßnahme „Kultur in ländlichen Räu-men“ (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) umgesetzt werden. Auf Grund der großen Nachfrage gibt es seit 2021 einen zweiten Container, der nun auch größere Städte ansteuert.
Material für Schulen und andere Bildungseinrichtungen
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme-Online-Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet. Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.
Kurzinformationen zur Ausstellung in Schwäbisch Hall:
Wo: Am Haalplatz, 74523 Schwäbisch Hall
Eröffnung: Freitag, 30. Juli 2021, 18 Uhr
Wann: Samstag, 31. Juli bis Mittwoch, 11. August 2021
Öffnungszeiten: täglich von 13 Uhr bis 19 Uhr
Link zur Website #StolenMemory:
https://stolenmemory.org/