„Ludendorff-Treffen:  Herbstkulturtagung in Baden-Württemberg, dann Herbstball in Thüringen“ – Stadt Kirchberg/Jagst verweigerte die Nutzung der Festhalle

Erst „Herbstkulturtagung“ in Baden-Württemberg, dann „Herbstball“ in Thüringen: In der ersten Oktoberhälfte fanden zwei wichtige Veranstaltungen der völkischen Szene statt. Allerdings verlief die Organisation des „Herbstballs“ alles andere als reibungslos.

Von Timo Büchner von der Internetseite Belltower News

Antisemitische und rassistische Ideologie Mathilde Ludendorffs

„Wir brauchen jede Menge Statisten“ – schrieb der „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.“ (BfG) in einer internen Einladung zu einer „Herbstkulturtagung“. Die Veranstaltung fand vom 30. September bis 2. Oktober 2022 im „Jugendheim Hohenlohe“ in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen (Baden-Württemberg) statt. Der BfG ist Teil des völkischen Ludendorff-Netzwerks. Das Netzwerk pflegt die antisemitische und rassistische Ideologie Mathilde Ludendorffs (1877-1966). Ludendorff begründete in den 1920er-Jahren die „Deutsche Gotterkenntnis“. Sie behauptete, es gäbe „Lichtrassen“ und „Schattenrassen“ mit unterschiedlicher Fähigkeit zum „Gotterleben“. Die „Schattenrassen“, insbesondere das jüdische Volk, strebten die „Rassemischung“ an. Das „Jugendheim“ ist seit 1972 in den Händen des Vereins. Der BfG ist in der extremen Rechten bestens vernetzt. Immer wieder finden neonazistische und völkische Treffen in dem alten Bauernhaus statt. So führte die Neonazi-Gruppierung „WIR Heilbronn“ im Oktober 2021 einen „Thing der Titanen“ und die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ im März 2022 ein „Aktivistenwochenende“ im Haus durch.

Buch „Triumph des Unsterblichkeitswillens“

Das „alljährliche Herbsttreffen mit Filmdreh“ begann mit „ersten Rollenproben“ ab 19.30 Uhr. „Jede Menge Statisten“, wie der BfG in der Einladung schrieb, waren für die Dreharbeiten nötig. Es ging beim Filmdreh einerseits ums Erntefest, Handarbeitstechniken, Volkstänze – und andererseits um die Ideologie Mathilde Ludendorffs. Unter den Drehthemen war die Auseinandersetzung mit dem Buch „Triumph des Unsterblichkeitswillens“ (1921) gelistet. Die Anmeldungen zur „Herbstkulturtagung“ nahm Ingrid Beck entgegen. Beck wohnt in Rieschweiler-Mühlbach (Rheinland-Pfalz) und ist in der Ortsgruppe Zweibrücken des Naturschutzbundes (NABU) aktiv. Laut NABU-Website ist sie die Sprecherin der Naturschutzjugend. Offenbar betreut Beck die Kinder- und Jugendgruppe.

Gudrun Klink aus dem hohenlohischen Ingelfingen ist die BfG-Vorsitzende

An der „Herbstkulturtagung“ nahmen zwei Dutzend Personen teil. Knapp die Hälfte der Personen waren Kinder und Jugendliche. Die Autos der Teilnehmenden kamen größtenteils aus Baden-Württemberg. Sie hatten Kennzeichen aus Böblingen, Esslingen, Heilbronn, Künzelsau, Stuttgart und Waldshut. Einzelne Autos kamen aus Bayern und Sachsen-Anhalt. Unter den Teilnehmenden waren Gudrun und Dr. Hartmut Klein aus Ingelfingen-Lipfersberg (Baden-Württemberg). Gudrun Klink ist die BfG-Vorsitzende. Zudem nahm Heidrun Beißwenger teil. Sie ist regelmäßige Autorin der BfG-nahen Zeitschrift „Mensch & Maß“ und betreibt seit einigen Jahren den verschwörungsideologischen Blog „Das Adelinde-Gespräch“. Zuletzt ist der Blog durch massive Pro-Putin-Propaganda aufgefallen.

„In froher Runde das Tanzbein schwingen – unsere fröhlichen Musikanten spielen auf“

Am 8. Oktober 2022, nur eine Woche später, planten Völkische aus dem Ludendorff-Netzwerk einen „Herbstball“ in der Festhalle in Kirchberg/Jagst. In der Einladung, die lediglich intern beworben wurde, schrieben die Völkischen: „So laden wir Euch ein, in einer bunten Herbstnacht in froher Runde das Tanzbein zu schwingen – unsere fröhlichen Musikanten spielen auf!“ Das mag harmlos klingen. Aber: Der „Maitanz“, der vom 30. April auf den 1. Mai 2022 in Hüttlingen (Baden-Württemberg) stattfand, hat gezeigt, welches Klientel im Rahmen derartiger Veranstaltungen zusammenkommt. Es kamen Antisemit*innen, Rassist*innen und Neonazis. Zum Beispiel waren Mitglieder der sogenannten „Identitären Bewegung“ und vom „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ unter den Teilnehmenden.

Kein Personalausweis – Kein Mietvertrag für die Festhalle

Nach dem „Herbstball“ planten die Völkischen ihre Übernachtung im „Jugendheim Hohenlohe“. Es hieß in der Einladung: „Übernachten können wir im Heim im beschaulichen Herboldshausen. Dort gibt es mehrere große Räume mit Doppelstockbetten, sowie die Möglichkeit, in der schönen Tenne auf dem Holzfußboden zu schlafen.“ Allerdings kam der „Herbstball“ samt Übernachtung in Kirchberg/Jagst nicht zustande. Nach Angaben des Bürgermeisters Stefan Ohr habe eine Person im August des Jahres eine Anfrage zur Hallenanmietung an die Stadt gestellt. Laut Ohr ging aus der Anfrage keine Verbindung zum Ludendorff-Netzwerk hervor. Da die anfragende Person im Kirchberger Rathaus nicht bekannt war, wurde sie um Vorlage eines Personalausweises gebeten. „Nachdem kein Ausweis vorgelegt wurde“, so Ohr gegenüber der Lokalzeitung Hohenloher Tagblatt, „kam es auch nicht zum Abschluss eines Mietvertrages“.

Völkische wichen mit dem Herbstball nach Thüringen aus

Nachdem die Stadt Kirchberg/Jagst die Hallenvermietung an das Ludendorff-Netzwerk verweigert hatte, mussten die Völkischen nach einer Alternative suchen. Die Veranstaltung wurde in die Gaststätte „Zum Bahnhof“ in Marlishausen nahe Arnstadt (Thüringen) verlegt. Die Immobilie verfügt über einen großen Saal. Der Saal soll 120 Personen einen Platz bieten können. Ideal, um einen „Herbstball“ zu veranstalten. Die Mobile Beratung in Thüringen (MOBIT) berichtet in der Broschüre „Nach den rechten Häusern sehen. Immobilien der extrem rechten Szene in Thüringen“ (2018) über die Gaststätte: 2011 kaufte Fabian Rimbach die Immobilie. Einst war Rimbach in der völkischen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) aktiv. Die HDJ wurde 2009 durch das Bundesinnenministerium verboten. Heute ist Rimbach der Bundesvorsitzende der „Schlesischen Jugend“. Laut MOBIT fanden schon Veranstaltungen der „Identitären Bewegung“ und der „Schlesischen Jugend“ in der Gaststätte statt. Erst kürzlich, am 9. April 2022, veranstaltete die extrem rechte NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ ihren Bundeskongress in der Gaststätte.

Völkische Szene in der Bundesrepublik ist eng vernetzt

Es kamen knapp 100 Personen zum „Herbstball“. Laut Endstation Rechts nahm der verurteilte Holocaustleugner Nikolai Nerling („Der Volkslehrer“) an der Veranstaltung teil. Bundesweit reisten die Teilnehmenden an. Die Autos hatten Kennzeichen aus Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Mehrere Personen, die bereits an der „Herbstkulturtagung“ teilgenommen hatten, nahmen am „Herbstball“ teil. Die beiden Veranstaltungen stellten einmal mehr zur Schau, wie eng vernetzt die völkische Szene in der Bundesrepublik ist.

Lesetipp:

Im Oktober 2022 ist der Aufsatz „Das Ludendorff-Netzwerk in Baden-Württemberg“, der von Timo Büchner geschrieben und von der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg herausgegeben wurde, erschienen.

Link zum Artikel auf der Internetseite „Belltower News – Netz für digitale Zivilgesellschaft“:

https://www.belltower.news/ludendorff-treffen-unsere-froehlichen-musikanten-spielen-auf-140749/

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„Werden Teile der Karl- und Wilhelmstraße durch die Innenstadt 2023 für einige Monate gesperrt?“ – Crailsheimer Gemeinderat entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag

Diesen Donnerstag (20. Oktober 2022) wird der Gemeinderat Crailsheim nach Vorberatung im Bau- und Sozialausschuss darüber entscheiden, ob im Rahmen eines Verkehrsversuches Teile der Karl- und Wilhelmstraße im kommenden Jahr für einige Monate gesperrt werden sollen. In dieser Zeit soll die Strecke in eine temporäre Fußgängerzone verwandelt werden, die mit zahlreichen Elementen zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität führen soll. Das Projekt soll dabei laufend evaluiert werden, um die Ergebnisse später objektiv auswerten zu können.

Informationen der Stadtverwaltung Crailsheim

Fast einmalig in Deutschland: Bundesstraße führt durch Haupteinkaufspassage eines Mittelzentrums

11.200 Fahrzeuge befahren die Karlstraße jeden Tag. Wie ein heißes Messer durch die Butter teilt die B290 das Zentrum Crailsheims. Statt verbinden, trennt die vielbefahrene Straße demnach eher die Innenstadt. Dass damit eine Bundesstraße zeitgleich auch durch die Haupteinkaufspassage eines Mittelzentrums führt, ist fast in ganz Deutschland einmalig. Und für die Stadtverwaltung unter anderem ein Grund, wieso der hiesige Einzelhandel,
abgesehen von der Konkurrenzsituation mit dem Internet, immer mehr unter Druck gerät.

Lange und intensive Vorbereitungszeit

Die Verwaltung hat sich daher das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Im Mai 2021 stellte Sozial – und Baubürgermeister Jörg Steuler erstmals die Pläne einer Verkehrsberuhigung der Karl- und Wilhelmstraße vor. Im Herbst folgte ein Bürgerforum, bei dem Interessierte sich über die Pläne austauschten und eigene Ideen entwickelten. Und auch der Gemeinderat blieb nicht untätig und kam im Juli 2022 zu einer Klausursitzung zusammen, bei der sich drei von vier Arbeitsgruppen für einen Verkehrsversuch aussprachen.

Entscheidung im Gemeinderat

Und genau dieser soll nun am Donnerstag offiziell beschlossen werden. Geplant ist, die Karlstraße ab dem Karlsplatz bis zur Wilhelmstraße an der Einmündung Grabenstraße für den fließenden Verkehr zu sperren – und das
im kommenden Jahr zeitlich befristet von den Oster- bis zu den Sommerferien. Die Strecke soll dabei in eine temporäre Fußgängerzone umgewandelt werden.

Ein Versuch zur Belebung der Innenstadt – Frage nach der Henne und dem Ei

Ist die mangelnde Innenstadtattraktivität auf die durchwachsene Qualität im Einzelhandel zurückzuführen – oder fehlt es an ansprechendem Einzelhandel aufgrund der derzeitigen Innenstadtsituation? Diese Frage, wie bei der Henne und dem Ei, wurde sowohl im Bürgerforum wie auch bei der Klausursitzung mehrfach gestellt. Die Verwaltung hat sich dieser angenommen, in der sie probiert, an den Stellschrauben zu drehen, auf die
sie Einfluss hat. So merkten Kritiker des Verkehrsversuches an, dass die Stadtverwaltung zunächst für vernünftige Rahmenbedingungen, wie beispielsweise attraktive Verkaufsflächen sorgen sollte, ehe etwas versucht werde. Andernfalls würde sich die schwierige Situation für den Einzelhandel noch mehr verschärfen. Doch hier sind der Stadt die Hände gebunden, solange sie nicht Besitzerin der Gebäude ist. „Wir können Anreize im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung setzen, was wir auch machen. Und wir können aktiv das Gespräch mit den Immobilienbesitzern suchen, was wir ebenfalls bereits tun. Aber wir können niemandem vorschreiben, dass er seine Häuser sanieren soll, damit sie attraktiver für den Handel werden“, sagt Jörg Steuler.

Nicht nur Blumenkübel

„Gleichwohl ist der Stadtverwaltung auch bewusst, dass es bei der Sperrung der Karl- und Wilhelmstraße nicht nur mit dem Aufstellen von ein paar Blumenkübel getan ist. „Es wurde von uns auch nie behauptet, dass wir
lediglich dies vorhaben.“ Tatsächlich sei geplant, „gemeinsam mit dem Verein Stadtmarketing sowie unserem Ressort Kultur & Soziales im Rahmen des Verkehrsversuches ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm
umzusetzen, was die Menschen in d ie Straßen lockt“, gibt Steuler einen Ausblick. Zudem werde intensiv in der Verwaltung daran gearbeitet, eine Grüngestaltung mit mobilen Bäumen sowie Sitzmöglichkeiten zu entwickeln, die einen Ausblick darauf geben sollen, wie die Straßen als Fußgängerzone irgendwann einmal aussehen könnten.

Wegfallende Parkplätze fallen nicht ins Gewicht

Ein weiteres Argument, was Steuler in Gespräch immer zu hören bekommt, sei die Zahl der wegfallenden Parkplätze. „Bei unserem Verkehrsversuch fallen insgesamt sieben Parkplätze weg. Doch mit dem ZOB, Parkhaus
Grabenstraße sowie der Tiefgarage Schweinemarktplatz bleiben weiterhin genug Abstellmöglichkeiten, die in weit weniger als fünf Minuten zu jedem Ziel in die Innenstadt führen“, so Steuler.

Ergebnisse analytisch betrachten

Es bringt der beste Versuch nichts, wenn es an der passenden Auswertung mangelt. Dieser Umstand ist auch der Stadtverwaltung bewusst. So sollen sowohl die Verkehrsströme als auch die Fußgängerfrequenzen später beurteilt werden. Auf der Umgehungsstrecke soll zudem im geplanten Zeitraum die Ampelsteuerung angepasst werden, um einen besseren Verkehrsstrom zu erzeugen. Entwickelt und vorgeschlagen wurden diese Empfehlungen vom Verkehrsplanungsbüro R+T aus Darmstadt, das den bisherigen Prozess begleitet und die Konzeption des Versuchs fachlich vorangetrieben hat. Ein mögliches Parkleitsystem soll ebenfalls während des Verkehrsversuchs installiert werden. Und ehe eine endgültige Entscheidung getroffen wird, die auch Umbaumaßnahmen an den Verkehrsknotenpunkten wie dem Kreisverkehr „Bullinger Eck“ notwendig machen würde, hat der Gemeinderat das letzte Wort.

Es ist lediglich ein Versuch

In den vergangenen Monaten war viel darüber diskutiert worden, ob die geplanten Maßnahmen überhaupt erfolgversprechend sind. „Genau deshalb machen wir diesen Versuch. Mit ihm überprüfen wir die Chancen und Risiken unter realistischen Bedingungen“, sagt Steuler. „Niemand spricht heute schon von einer endgültigen Sperrung.“ Möglicherweise würden sich durch den Versuch auch neue Lösungsansätze eröffnen, die heute noch niemand erkannt habe. Ob der Versuch überhaupt zustande kommt, entscheidet der Gemeinderat. Steuler macht deutlich, dass es für ihn nur eine Lösung geben kann: „Wir haben jetzt noch die Möglichkeit, zu handeln und die Gestaltung der Innenstadt selbst in die Hand zu nehmen. Oder wir belassen es so wie es ist, aber dann können wir uns später auch nicht beschweren, wenn unser städtisches Zentrum noch verlassener und unattraktiver erscheint, als es heute vielleicht schon der Fall ist.“ Jede Entscheidung habe ihre Folgen und Konsequenzen. Aus Sicht der Verwaltung sei jedoch klar, dass die Beibehaltung des heutigen Zustandes die schlechteste aller Möglichkeiten
sei.

Tagesordnung der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag, 20. Oktober 2022 um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses, Marktplatz 1, 74564 Crailsheim:

Öffentliche Sitzung

  1. Bürgerfragestunde
  2. Anfragen und Anträge
  3. Verkehrsversuch Innenstadt 2022/354
    Entscheidung
  4. Weisungsbeschlüsse für die Vertreter der Stadt Crailsheim im
    Zweckverband Wasserversorgung Jagstgruppe
    2022/285
    Entscheidung
  5. Weisungsbeschluss an die Gesellschafterversammlung der Stadt-
    werke Crailsheim GmbH zur Änderung des Gesellschaftervertrags
    2022/286
    Entscheidung
  6. Annahme von Spenden 2022/363
    Entscheidung
  7. Festlegung des Verkaufspreises im geplanten GE Rotebachring
    Roßfeld
    2022/364
    Entscheidung
  8. Organisationsuntersuchung – Information über die Ergebnisse im
    Bereich der Kernverwaltung, Zielstruktur für das Gebäudema-
    nagement und damit einhergehende Abgrenzung der Geschäfts-
    kreise
    2022/365
    Entscheidung
  9. Gestaltung Außenflächen Albert-Schweitzer-Gymnasium als Er-
    gebnis der Einbeziehung von Schülermitverwaltung und Jugend-
    gemeinderat
    2022/245
    Entscheidung
  10. Antrag der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
    Anhörung Elternbeirat zur Erhebung von Elternbeiträgen in städ-
    tischen Kindertageseinrichtungen
    2022/295
    Kenntnisnahme
  11. Antrag der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
    Änderung der Berechnungsgrundlage der Elternbeiträge für den
    Besuch der Kindertageseinrichtungen
    2022/294
    Entscheidung
  12. Antrag der CDU-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Zucker
    Änderung der Berechnungsgrundlage der Elternbeiträge für den
    Besuch der Kindertageseinrichtungen
    2022/297
    Entscheidung
  13. Interkommunaler Gutachterausschuss „Altkreis Crailsheim“:
    Benennung zweier Gutachter/innen und neue Stellvertreter/in-
    nen-Regelung im interkommunalen Gutachterausschuss
    2022/299
    Entscheidung
  14. Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim , Änderung A-2022-1F,
    “Sauerbronnen I“, Feststellungsbeschluss
    2022/351
    Entscheidung
  15. Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim, Änderung Nr. 04-2017
    “Wohnbaufläche, landwirtschaftliche Fläche und gemischte Bau-
    fläche Aubergstraße“, Crailsheim-Jagstheim, geänderter Aufstel-
    lungsbeschluss
    2022/349
    Entscheidung
  16. Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim, Änderung Nr. I-2022-1F
    “Feuerwache Westgartshausen“, Crailsheim, Auslegungsbeschluss
    2022/319
    Entscheidung
  17. Flächennutzungsplan der VVG-Crailsheim, Änderung 0-2017,
    “Wolfsacker, Tiefenbach“ Feststellungsbeschluss
    2022/366
    Entscheidung
  18. Antrag der AWV-Fraktion und SPD-Fraktion vom 20.07.2022 /
    Stadträte S. Klunker und Arendt, Evaluierung des ZOB-Antrages
    2022/362
    Entscheidung
  19. Radweg Crailsheim-Beuerlbach; Trassenführung 2022/348
    Entscheidung
  20. Geförderter Wohnungsbau „Heckenbühl“ –
    Bereitstellung von Haushaltsmitteln
    2022/359
    Entscheidung
  21. Bekanntgaben
    21.1. Vergabe von Mehrfamilienhausbauplätzen im Wohngebiet „He-
    ckenbühl“ – hier: Änderungen in der Ausführung bei Vergabe Los
    2
    2022/355
    Kenntnisnahme
    21.2. In nichtöffentlicher Sitzung gefasste Beschlüsse des Bau- und So-
    zialausschusses
    2022/333
    Kenntnisnahme
    21.3. Einteilungskriterien für die städtischen und kirchlichen Kinder-
    gärten
    2022/353
    Kenntnisnahme
    21.4. Bahnübergänge Maulach –
    Abschluss von Vereinbarungen mit der DB Netz AG
    2022/360
    Kenntnisnahme
    21.5. Anfrage der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
    Anfragen aus dem Gemeinderat im Stadtblatt
    2022/361
    Kenntnisnahme
    21.6. Anfrage der GRÜNEN-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Karg
    Einrichtung von Bezirksbeiräten in den Stadtteilen Altenmünster,
    Ingersheim (inklusive Rotmühle), Kreuzberg, Roter Buck, Sauer-
    brunnen (inklusive Fliegerhorst), Schießberg und Innenstadt (in-
    klusive Türkei und Kalkäcker)
    2022/303
    Kenntnisnahme
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„Völkische weichen für ihren Herbstball von Kirchberg/Jagst-Herboldshausen nach Thüringen aus“ – Vertreter des Bund für Gotterkenntnis Ludendorff wollte bei der Stadtverwaltung Kirchberg seinen Ausweis nicht vorlegen

Die antisemitischen Ludendorffer weiten ihre Aktivitäten im Brauchtumsbereich aus. Eigene Räumlichkeiten reichen dafür nicht mehr.

Von Andrea Röpke auf der Internetseite Endstation Rechts

Ausweis nicht vorgelegt

Der Herbstball der Ludendorffer war für den 8. „Gilbhard“ (Oktober) in Kirchberg an der Jagst-Herboldshausen (Baden-Württemberg) geplant. Ähnlich wie beim völkischen Tanz in den Mai im nahen Hüttlingen sollte dafür sogar eine regionale Stadthalle angemietet werden. Dazu kam es nicht, weil anscheinend die Vorlage eines Ausweises für die Anmeldung verweigert wurde. Auf Widerstand stießen die Mitglieder des antisemitischen „Bund für Gotterkenntnis-Ludendorff“ im Landkreis Schwäbisch Hall lange nicht. Seit 1972 trifft sich die Anhängerschaft der Mathilde Ludendorff im eigenen Domizil, dem „Jugendheim Hohenlohe“ in Herboldshausen.

Politischer Knotenpunkt in Herboldshausen

Dort finden Recherchen des Journalisten Timo Büchner zufolge nicht nur eigene, sondern auch Veranstaltungen anderer neu-rechter und rassistischer Organisationen statt. Im Juni 2022 hatten erstmals 220 AntifaschistInnen gegen die Ludendorff-Sekte in Herboldshausen demonstriert und auf die neonazistische Vernetzung in der Region hingewiesen. Nicht nur Büchner betrachtet das geräumige Bauernhaus mit Anwesen im Dorf als politischen „Knotenpunkt“ in Baden-Württemberg. Daher sollte auch die größere „Festhalle“ in Kirchberg für den Herbsttanz angemietet werden. Doch der anmeldende Veranstalter-Vertreter wollte bei der Stadtverwaltung Kirchberg seinen Personalausweis nicht vorzeigen. Deshalb scheiterte laut Kirchbergs Bürgermeister Stefan Ohr der Herbstball der Ludendorffer in der Kirchberger Festhalle. Das alljährliche Brauchtumsevent musste kurzfristig von den Organisatoren nach Thüringen verlegt werden.

Bekannter Szene-Treff

Die „Volkstanzfreunde“ wichen an keinen unbekannten Ort aus: Der Gasthof von Fabian Rimbach in Marlishausen bei Arnstadt gilt längst als vielfältiger Szene-Treff. Am letzten Samstag reisten mindestens 30, zum Teil voll besetzte Fahrzeuge mit überwiegend jungen Leuten und Kindern u.a. aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt an. Nicht alle der Anreisenden schienen mit Volkstanz vertraut, es schien eine eher offene, für Szeneinteressierte gedachte Veranstaltung zu sein.

Leiterin von Kinderfreizeiten des NABU-Nachwuchses in Zweibrücken

Mehrere TeilnehmerInnen kamen aus Berlin wie Alrik D., der für den Einlass in Marlishausen sorgte. D. entstammt einer Ludendorff-„Sippe“, studierte an der Bergbauuniversität in Freiberg. Bekanntester Gast des Herbsttanzes war der neonazistische Blogger Nikolai Nerling, der seit längerem die Nähe zu dieser Organisation sucht. Es reisten AnhängerInnen der Identitären Bewegung aus Schwaben an sowie aus dem völkischen Kreis des Sturmvogel-Deutscher Jugendbund. Mit dabei auch eine Frau aus Brandenburg, die mehrmals an den Schetinin-Seminaren der ISKA Akademie im niedersächsischen Lüsche teilgenommen hatte. Mit Familie erschien die langjährige Ludendorff-Organisatorin Ingrid B. aus dem Saarland, die in Einladungen namentlich benannt wird. B. ist nebenher auch als Leiterin von Kinderfreizeiten des NABU-Nachwuchses in Zweibrücken tätig. Herbsttanz-Teilnehmer Gerfried Soyka zählte zu den Älteren – auch er entstammt einer bekannten Ludendorff-Familie. In Oberösterreich war Soyka als Lokalpolitiker der FPÖ tätig.

Kulturkampf

Fabian Rimbach betreibt nicht nur den Landgasthof am alten Bahnhof in Marlishausen, er braut zudem Bier, tritt für die AfD als „sachkundiger Bürger“ an und nahm die szeneinterne Laienspielgruppe „Friedrich Schiller“ bei sich auf, als die 2018 für ihr „Tell“-Stück in Bischofswerda probten. Rimbach führte die „Schlesische Jugend“ als Bundesvorsitzender an. Dennoch findet seine Immobilie im aktuellen Verfassungsschutzbericht Thüringens als rechtsextremer Szenetreffpunkt keine Erwähnung mehr. Dabei fand dort noch im Juli 2022 ein „Lesertreffen“ der „Deutschen Warte“ statt, an dem u.a. Axel Schlimper von der mittlerweile aufgelösten Europäischen Aktion, diverse NPD-Mitglieder und eine Frau aus der Kerngruppe des Anastasia-Landsitzes „Weda Elysia“ teilnahmen. Im April 2022 fand der Bundesparteitag der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ in dem Lokal statt, wie Fotos von Recherche Nord belegen.

Elitäres Volksgefühl

Ähnlich wie am Ludendorff-Standort im brandenburgischen Kirchmöser bemühen sich die „Gottgläubigen“ um personellen Zulauf. Deren Kulturkampf wird über Volkstanz-, und Musik als identitätsstiftendes Merkmal geführt. Ebenso wie einige extrem rechte Bünde und völkische Organisationen treten auch die Ludendorffer offensiver auf, über vermeintlich harmloses Brauchtum scheuen sie weniger die Öffentlichkeit. Als Motto für die Einladung zum Herbsttanz wurde ausgerechnet ein dem 1914 von einem Nazi in Paris ermordeten Sozialisten Jean Jaurès zugeschriebenes Bonmot verwendet: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche“. Und mit einem abgewandelten Zitat von Victor Hugo heißt es weiter: „Der Tanz drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Entwendete Worte, die dazu dienen, einem innigen elitären Volksgefühl unauffällig Ausdruck zu verleihen.

„Radikal antisemitisches und antichristliches völkisch-religiöses Deutungssystem“

Die selbst ernannte Religionsgemeinschaft basiert auf der von Mathilde Ludendorff im Laufe der 1920er Jahre begründeten ideologischen Grundlage, der „Deutschen Gotterkenntnis“. Ihr Ehemann, der General des Ersten Weltkriegs und Erfinder der Dolchstoß-Legende, Erich Ludendorff, sah in der „Deutschen Gotterkenntnis“ das „größte Geschenk“ an die Menschheit und die „größte Revolution, die die Welt seit Jahrtausenden, ja je erlebt“ habe, schreibt Journalist Büchner in einem umfassenden Artikel für die Böll-Stiftung in Baden-Württemberg.

Im Nationalsozialismus blieb die „Gotterkenntnis“ als Religion geduldet

Die Historikerin Annika Spilker dagegen hält diese Ideologie für ein „radikal antisemitisches und antichristliches völkisch-religiöses Deutungssystem“. Spilker promovierte zur Biographie und Ideologie Mathilde Ludendorffs. Die fanatische Ärztin war der Ansicht, jede „Rasse“ besitze die Fähigkeit zum „ureigenen Gotterleben“. Allerdings stünden die „Edelrassen“ der Gotterkenntnis näher. Während des Nationalsozialismus überwarfen sich die Ludendorffs mit Hitler, dennoch blieb die „Gotterkenntnis“ als Religion geduldet. Nach 1945 war der Bund zunächst von den Alliierten verboten, bildete sich jedoch schnell wieder. Als das Ludendorff-Netzwerk 1961 durch das bayerische Innenministerium verboten wurde, bestand es, Recherchen von Büchner zufolge, aus knapp 4.000 Mitgliedern. 1976 hob das Bundesverwaltungsgericht das Verbot auf Grund von Verfahrensfehlern auf.

Jugendheim Hohenlohe und Hof Märkische Heide als Begegnungsstätte

Neben dem Jugendheim Hohenlohe in Kirchberg/Jagst-Herboldshausen betreibt eine Seminar- und Ferienhof GmbH von Anhängern den Hof Märkische Heide in Kirchmöser bei Brandenburg. Beide Immobilien dienen vor allem dem völkischen und rechtsbündischen Nachwuchs als kulturelle Begegnungsstätte, aber auch NPD-Jugend und Identitäre Bewegung sind anzutreffen.

Link zum Artikel auf der Internetseite „Endstation rechts“:

https://www.endstation-rechts.de/news/voelkische-weichen-nach-thueringen-aus

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