„Nach Brand 2020 und aktueller Sanierung“ – Jugendzentrum Crailsheim soll im Sommer 2023 wieder eröffnen

Das Crailsheimer Juze war so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr: Mitglieder von Gemeinderat und Jugendgemeinderat ließen sich vor Ort von der Stadtverwaltung und dem Verein Jugendzentrum Crailsheim über den Baufortschritt informieren. Die Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten standen nach einer Brandstiftung vor über zweieinhalb Jahren oft still. Die Gründe waren unterschiedlich und hingen meist mit dem Brand- oder Denkmalschutz zusammen. Jetzt läuft es wieder und das Juze soll im Sommer öffnen.

Informationen von der Stadtverwaltung Crailsheim

Zweiter Fluchtweg

Die meisten Räume im Jugendzentrum sind noch im Rohbau, Backsteine sind sichtbar, überall ist es staubig, Licht geben beim Vor-Ort-Termin am Dienstagabend nur Baustrahler. Schon von außen macht das Crailsheimer Juze seit Jahren nicht mehr viel her. Das Gebäude ist von Bauzäunen umgeben, einzig ein Treppengerüst ist seit geraumer Zeit von der Schönebürgstraße aus deutlich als „neu“ zu erkennen. Das sei der zweite Fluchtweg, der feuerpolizeilich vorgeschrieben ist, erklärte Götz Förg, stellvertretender Leiter des Ressorts Bauen & Verkehr, den anwesenden
Gemeinde- und Jugendgemeinderäten. „Dieser zweite bauliche Rettungsweg für jedes Stockwerk kostet uns deutlich mehr Geld“, ergänzte Sozial- und Baubürgermeister Jörg Steuler.

Juze-Gebäude wurde 1913 erbaut

Das Gebäude, in dem das Jugendzentrum untergebracht ist, wurde 1913 erbaut. Deshalb muss bei der Sanierung neben neuen Brandschutzvorschriften auch der Denkmalschutz beachtet werden – eine Mammutaufgabe, sind sich Bauplaner und Vereinsmitglieder einig. Deshalb mussten die Arbeiten immer wieder unterbrochen und teils sogar neu geplant werden. Dazu gehören vor allem Elektroarbeiten, die sich erweiterten, aber auch der Trockenbau und Brandschutztüren, beispielsweise zum Dachbodenraum.

Im Juni 2023 soll das Jugendzentrum wieder eröffnet werden

„Wir sind mit Hochdruck dabei, damit das Juze schnell wieder genutzt werden kann“, versicherte Götz Förg. Auf Nachfrage von Stadtrat Roland Klie (SPD), wann genau das sein könnte, wurde der kommende Juni 2023 genannt. „Es ist aber immer schwierig. Beim Bau gibt es immer Risiken und Termine können nicht immer gehalten werden“, gab Förg zu bedenken.

Stadt hat bisher mehr als 330.000 Euro bereitgestellt

Auch die Kosten waren bei der Besichtigung des im Augenblick überwiegend noch nackt dastehenden Juze-Inneren ein Thema. Nach diesen fragte unter anderem Gerhard Neidlein (CDU). Erst in der Sitzung vor Weihnachten hatte der Gemeinderat rund 11.000 Euro für zusätzliche Elektro-Arbeiten bewilligt. Somit beläuft sich die Summe inzwischen auf mehr als 330.000 Euro, die die Stadt für zusätzliche Arbeiten bereitgestellt hat. Das beinhaltet alles, was die Versicherung nach dem Brand nicht übernimmt, aber wegen Denkmal- und Brandschutz dringend getan werden
muss, damit das Juze wieder genutzt werden kann – so die Stadtverwaltung. Alleine neue Fenster, die teilweise getauscht werden mussten, kosteten pro Stück 2.500 bis 3.000 Euro. Deshalb wurden nur vom Feuer zerstörte Fenster ausgetauscht. „Im Konzertraum ist das nicht so schlimm, da sind wegen dem Lärm bei den Auftritten die Fensterläden meistens zu, damit die Nachbarn nicht gestört werden“, schmunzelte Johannes Stefan vom Juze-Verein.

Alle Räume neu geplant

Nicht nur dieser Raum wird durch die Sanierung neu geplant: Die Bar im Erdgeschoss wird kleiner, der Raum somit leichter zugänglich. Eine Küche ist geplant, wofür aber geklärt werden muss: Gaststättenbetrieb, es soll wieder viel gekocht werden mit den Jugendlichen oder geht es einfacher mit einer Sondernutzung? Wer übernähme da mögliche Zusatzkosten, wollte Stadtrat Klie wissen. „Die Stadt“, meinte Bürgermeister Steuler. Ein Podest für den zweiten Fluchtweg ist geplant, eine Sitzecke, dazu Glaskühlschränke für Getränke. Im Konzertraum gibt es eine neue Bühne, dazu ein Metallgestell für Scheinwerfer und Lautsprecher. Das bisherige DJ-Pult ist erhalten geblieben.
Auch die anderen Räume in den oberen Geschossen sind verplant: Der bisherige Tischtennisraum mit Billard- und Kicker-Tischen tauscht mit der Werkstatt. „So soll mehr Platz für eine offene Werkstatt, ein Repair-Café, geschaffen werden“, erklärte Vereinsmitglied Johannes Stefan.

3-D-Drucker, Kreissäge und Drechselbank sollen gekauft werden

Geplant ist, einen 3-D-Drucker, eine Kreissäge und eine Drechselbank anzuschaffen. „Wir müssen sehen, was wir da bekommen“, sagte Stefan. Dafür zahlt die Versicherung nicht. Die bisherige Werkstatt, der kleinere Raum nebenan, wird zur Chill-Out-Area, auch das Büro des Jugendzentrum-Vereins findet in dieser Etage Platz. Die vergangenen Jahre musste die Schreibarbeit in verschiedenen Räumen erledigt werden, die die Stadt zur Verfügung gestellt hatte. „Wir freuen uns darauf, dass wir das wieder im eigenen Büro zu machen“, sind sich anwesende Vereins-Mitglieder einig.

Tonstudio im obersten Stock

Auch das Stockwerk unter dem Dachgeschossraum wurde durch das Feuer, das am frühen Morgen des 27. Mai 2020 im Erdgeschoss ausgebrochen war, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Sachschaden wurde auf rund 200.000 Euro geschätzt, als mutmaßliche Brandstifter ermittelte die Polizei zwei damals 17-Jährige. Dieser Anlass für die Sanierung des Juze war kurz Thema, dann widmeten sich alle wieder der neuen Gestaltung: Der bisherige Mehrzweckraum soll weiterhin als solcher genutzt werden, für Schulungen und Seminare beispielsweise. Außerdem ist in dem Stockwerk der Tonstudiobereich geplant, Radio Stöhrfunk zieht mit ein, es gibt Platz für Schlagzeug und Gitarren. Insgesamt ist der Raumbedarf im historischen Juze ausreichend, versichern die Vereins-Mitglieder. Auch das Kunstcafé kommt nebenan unter, an der Südseite mit viel Licht, Sofas, Arbeitstischen und einer kleinen Küchenzeile.

Generalsanierung steht noch an

CDU-Stadtrat Klaus-Jürgen Mümmler fragte, ob die ohnehin vorgesehene Generalsanierung nicht hätte vorgezogen werden können? „Das haben wir natürlich geprüft“, versicherte Baubürgermeister Jörg Steuler. Im Haushalt habe man das nicht finanzieren können. Die rund 330.000 Euro müssten jetzt sein, unter anderem wegen Brandschutzvorgaben, so Steuler. Bei der Generalsanierung könnten dann einige Fördertöpfe genutzt werden. „Wir beschränken uns bei den aktuellen Arbeiten auf das notwendige Minimum“, versicherte Götz Förg. Die derzeitige Feuertreppe würde dann vielleicht ersetzt, könnte aber problemlos anderweitig weitergenutzt werden.

Crailsheimer Juze seit fast 50 Jahren selbstverwaltet

Die Sanierungsarbeiten im Crailsheimer Jugendzentrum laufen und sowohl Stadtverwaltung als auch der Verein sind zuversichtlich, dass das Juze im Sommer wieder in vollem Umfang öffnen kann. Johannes Stefan fasste es
abschließend so zusammen: „Wir sind wirklich sehr froh, dass wieder viele Handwerkerautos vor der Tür stehen. Es läuft. Wir müssen jetzt durchhalten.“ Diese Einstellung lobten die Gemeinderäte. Die ehrenamtliche Arbeit des Vereins sei für die Crailsheimer Jugend sehr wichtig, betonte Stadtrat Mümmler. Und Magnus Krause (SPD) sagte: „Alle können sehr stolz darauf sein, dass wir hier das wohl älteste Juze in Baden-Württemberg haben, das in Eigenverantwortung seit fast 50 Jahren existiert.“

Info:

Der Jugendzentrum Crailsheim e.V. ist 1974 von Ehrenamtlichen gegründet worden, um als Dienstleister die städtische Jugendarbeit zu unterstützen. Seitdem ist es im Gebäude in der Schönebürgstraße 33 untergebracht. Finanziert wird die Arbeit durch Veranstaltungen, beispielsweise dem Volksfest, die Arbeit in der Landschaftspflege auf Streuobstwiesen, das Juze verkauft eigenen Apfelsaft, und durch Spenden aller Art. Im Jahr 2019 betrug der Umsatz nach Vereinsangaben rund 45.000 Euro. In den vergangenen drei Jahren beschränkte sich die Arbeit des Vereins vor allem auf die Planung der Sanierungsarbeiten. Trotzdem wurden verschiedene Veranstaltungen angeboten, wie der Mädchen-Treff, die Regenbogentage oder die Kinder- und Jugendkulturwoche. Zudem traf sich der Vorstand regelmäßig. Angeboten wurde alles in unterschiedlichen Räumen, die oft die Stadt zur Verfügung stellte.

Weitere Informationen und Kontakt:

https://www.crailsheim.de/site/Crailsheim/search/907885/quickSearchResult.html?query=Juze

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