Die ukrainische Führung fordert seit Wochen die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern. Mit systematisch verbreiteten Siegesmeldungen erweckt sie den Eindruck als befinde man sich auf der Siegesstraße und die Niederlage Russlands stehe unmittelbar bevor.
Leserbrief von Paul Michel aus Schwäbisch Hall
Zahlen über Verluste werden geheim gehalten
Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Es gibt seit Wochen einen Stellungskrieg, bei dem die eine oder andere Seite unter Einsatz von gewaltiger Feuerkraft an der einen oder anderen Stelle geringfügige Gebietsgewinne erzielt – allerdings um den Preis gewaltiger menschlicher Verluste. Bei den Kämpfen werden die betroffenen Städte in Schutt und Asche gelegt. Der hohe amerikanische General Mark Milley geht davon aus, dass inzwischen beide Seiten jeweils über 100 000 Tote und Verwundete zu beklagen haben. Die ukrainische Führung schweigt sich hartnäckig darüber aus. Zahlen über Verluste fallen unter Geheimhaltung.
Wirklichkeitsfremd und größenwahnsinnig
Eine weitere Lieferung von schweren Waffen wird am gegenwärtigen Gleichgewicht des Schreckens auf dem Schlachtfeld nichts ändern. Das von der ukrainischen Propaganda verbreitete Ziel eines totalen Siegs über Russland und die Befreiung es ganzen gegenwärtig von Russland besetzten Gebiets sowie die Eroberung des Donbass und der Krim sind völlig wirklichkeitsfremd und größenwahnsinnig.
Grobes Schwarz-Weiß-Schema: Russland schlecht – Ukraine gut
In der BRD zeichnet praktisch die gesamte veröffentlichte Meinung die Zustände in der Ukraine in einem groben Schwarz-Weiß-Schema: Russland schlecht – Ukraine gut. Stimmen, die nicht mit diesem Schema konform gehen, sind aus der Öffentlichkeit verbannt. So bekommt Heribert Prantl, der frühere Chef-Kommentator der „Süddeutschen Zeitung“, wegen seiner Haltung zum Ukrainekrieg, auf den Seiten der „SZ“ keinen Raum mehr.
Russland und Ukraine: Kleine Oligarchenschicht eignet sich den gesellschaftlichen Reichtum an
Die Unterschiede des ukrainischen zum russischen Regime sind allenfalls gradueller Art. In beiden Regimes eignet sich eine kleine Oligarchenschicht den gesellschaftlichen Reichtum an. Beide Regimes sind nicht demokratisch. In beiden Ländern ist die Opposition verboten, sind gewerkschaftliche Rechte außer Kraft gesetzt. Bei der Wahl ihrer militärischen Mittel sind beide Seiten nicht zimperlich. Dass die russischen Truppen keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen, wissen wir aus der täglichen Berichterstattung. Die alltäglichen Angriffe ukrainischen Militärs auf die Zivilbevölkerung im Donbass sind aber bei uns ebenso wenig Thema wie zum Beispiel der systematische Einsatz von Streumunition.
Schluss mit der Doppelmoral
Es geht hier nicht darum, die Grausamkeit der russischen Kriegsführung herunterzuspielen. Es muss aber endlich Schluss sein mit der hierzulande üblichen Doppelmoral. Wenn schon moralische Maßstäbe gelten sollen, dann müssen diese auch für die Handlungen des ukrainischen Militärs und die Politik der ukrainischen Führung gelten.
Krieg besser heute als morgen beenden
Dieser Krieg in der Ukraine ist eine dreckige und grausame Angelegenheit. Um weiteres Leiden von den Menschen und weitere Zerstörung des Landes zu verhindern, muss der Krieg besser heute als morgen beendet werden.