Der Stresstest zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit des Bahnprojektes „Stuttgart 21“ ist nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen auch formal gescheitert, fasste das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 bei einer Pressekonferenz zusammen.
Vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
Mindestens zwei bis drei Züge weniger pro Stunde
Um Aufklärung in der Sache und um Wahrheitsfindung ging es bei der Präsentation des Studenten Heiko Frischmann, der einen Softwarefehler in der von der Deutschen Bahn AG verwendeten Betriebssimulation „RailSys“ aufgedeckt hatte. Dies wurde vom Hersteller der Software inzwischen als „Modellunschärfe“ eingeräumt. Das Problem: Zugverspätungen und daraus folgende Verzögerungen im Betriebsablauf werden von der Software nicht richtig abgebildet. Das führt dazu, dass in der Spitzenstunde des morgendlichen Berufsverkehrs, zwischen 7 und 8 Uhr, mindestens 2 bis 3 Züge weniger fahren können als bislang errechnet. Damit ist das ohnehin schon fragwürdige Leistungsziel von 49 Zügen pro Stunde unterschritten. [Präsentation im Anhang unten]
Tiefbahnhof hat eine deutlich niedrigere Kapazität als der bestehende Kopfbahnhof
Zahlreiche weitere massive Mängel des Stresstests und Verstöße gegen bestehende Eisenbahn-Richtlinien hat der Bahnexperte und Physiker Dr. Christoph Engelhardt aufgedeckt. Summiert man dies mit dem Softwarefehler, folgt die Konsequenz: der geplante Tiefbahnhof hat eine deutlich niedrigere Kapazität als der bestehende Kopfbahnhof.
Nicht weiter blind der Bahn vertrauen
„Der Stresstest ist damit Makulatur“, so die grüne Stadträtin Clarissa Seitz, eine der SprecherInnen des Aktionsbündnisses. Das Mindeste sei nun die Prüfung der Vorwürfe durch ein DB-unabhängiges Institut. Die grün-rote Landesregierung müsse die Zügel in die Hand nehmen und dürfe nicht weiter blind der Bahn vertrauen.
Milliarden Steuergelder für eine drohende Verschlechterung des Bahnhofs
Grün-Rot könne nicht tatenlos zusehen, wenn der Metropolregion Stuttgart ein Rückbau der Bahninfrastruktur drohe, so Dr. Eisenhart von Loeper, Co-Sprecher im Bündnis und Jurist. „Wir können doch nicht Milliarden Steuergelder für eine drohende Verschlechterung des Bahnhofs in den Sand setzen.“, so von Loeper. Das sei nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz nicht genehmigungsfähig und speziell für den Finanzminister Nils Schmid und für die Regierung insgesamt „grenzwertig“, weil dies Landesvermögen veruntreuen würde.
Offene Fragen kritisch prüfen
Auch sei es nicht zulässig, die zwingende kritische Prüfung der Fragen weiter mit Verweis auf die Volksabstimmung zuzudecken und zu verweigern. Schließlich hätten auch die Projektbefürworter die Leistungsverbesserung des Tiefbahnhofs um 30 % gewollt, keinesfalls jedoch die Leistungsverschlechterung.
Weitere Informationen zur wissenschaftlichen Untersuchung:
http://kopfbahnhof-21.de/fileadmin/bilder/diverse/presse/Folien_PK_Stresstest_Softwarefehler.pdf