„Lang beschattete Täler“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden neunundzwanzigster Teil

„Lang beschattete Täler“ –  Eine Fortesetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden neunundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXIX Schatten

… Die Freunde waren wieder beim Auto angelangt und Carl Eugen fuhr, ohne einen Kommentar von Paul zu erwarten, weiter nach Hoheitshausen. Mit Missfallen nahm er den vielen Unrat am Wegesrand wahr. Da lagen an den Böschungen und in allen Gräben leere und zerschlagene Glasflaschen und Verpackungsteile aus Aluminium, Pappe, Styropor und anderen Kunststoffen von Essen >TO GO< herum. Diese in letzter Zeit recht deutlich anwachsenden Ansammlungen, von gezielt oder im Unverstand aus dem Auto hinausgeworfenen Abfall, waren ihm bereits in Hohenlohe aufgefallen. Er aß ja selber auch ab und zu gerne etwas vom türkischen Schnellimbiss – was er, allein schon wegen den anfallenden Verpackungsmaterial, als eine Verschwendung ansah – jedoch war es für ihn selbstverständlich, danach den Müll wenigstens wieder zu trennen und anständig in Tonnen oder dem gelben Sack zu entsorgen.

Vermüllung

Warum, so fragte er sich, schmeißen die Leute ihren Unrat einfach in die Gegend? Da letzthin hatte ihm ein städtischer Straßenkehrer bei seinem frühmorgendlichen Gang zum Markt der Kocherstadt erklärt, dass die Stadtreinigung jetzt durch >Karina< bald das dreifache an Müll wegräumen muss. Die eigene Schachtel oder Tüte oder eigene Tasse mitzubringen, wird neuerdings als unhygienisch angesehen – was für ein Irrsinn – und das, wo kurz vor >Karina< auch die Letzten begriffen hatten, dass das oberste Gebot unserer Konsumgesellschaft, um unsere Erde zu schonen und weiteren Müll zu vermeiden, Wiederverwertung und Ressourcenschonung lauten muss.

Café Jadel

Als Carl Eugen kurz darauf in Hoheitshausen vor dem >Herrschaftlichen Hoheitshaus< parkte und sich umwandte, nahm er Pauls gequälten Gesichtsausdruck wahr. Carl fragte nur kurz: „Geht’s?“ Paul nickte stumm und murmelte: „Bis nachher im Jadel“, stieg wortlos aus, nahm seine Reisetasche aus dem Kofferraum, trottete gebeugt zu einem Seiteneingang, schloss umständlich die Türe auf und verschwand, ohne sich noch einmal umzuwenden, im Haus. Sie wollten eigentlich gemeinsam gemütlich durch Hoheitshausen schlendern, um sich dann im traditionsreichen Café Jadel gemütlich bei Kaffee und Kuchen niederzulassen.

Freiheit von Frondiensten

Nun blieb Carl eben nichts anderes übrig, als sich alleine zu einem Spaziergang durch den Ort aufzumachen. Die kleine Gemeinde Hoheitshausen lag sanft in einem leicht nach Osten abfallenden Tal des mittleren Schwarzwaldes eingebettet. Der durch Napoleon eingesetzte württembergische König Friedrich, unterzeichnete 1808 die Gründungsurkunde für Hoheitshausen und gab der damaligen >Commune< die Freiheit von Frondiensten, gewährte ihnen Zollfreiheit und die vor allem anderen gewünschte Religionsfreiheit. Mit der Ansiedlung, welche er mit vielen wirtschaftlichen Vorteilen ausstattete, erreichte der ehemalige Großherzog Friedrich zwar die von ihm gewünschte Belebung des Grenzgebietes, jedoch säte er damit auch Unfrieden in der Gegend. Die umliegenden Gehöfte und Dörfer waren nämlich seinerzeit habsburgisch-vorderösterreichisch, also katholisch geprägt, und so kam es, auch später noch, als Hoheitshausen längst badisch geworden war, zu ständigen Streitereien.

Abgeholzt

Carl ging durch den neu angelegten kleinen Park, der etwas ungleichzeitig anmutete. Vermutlich lag es daran, dass der barocke Stil nicht ganz zu den schlichten Gebäuden passte, welche diese Ortsmitte umfassten. Man hatte hier einen alten und dichten Lindenbaumbestand* gegen den Willen vieler Bürger abgeholzt. Kein einziger der vielen sinnvollen Vorschläge aus der Bürgerschaft, um den dichten und hohen Baumbestand zu erhalten, wurde von der Verwaltung erhört. Man fällte irgendwann Baum um Baum. Die gesunden Stämme wurden ziemlich zackig abtransportiert – die Stämme bei denen sich tatsächlich Schäden zeigten, ließ man wochenlang deutlich sichtbar liegen – damit nachher niemand mit Fug und Recht behaupten konnte, es wäre doch sinnlos gewesen, bis auf zwei Bäume, welche jetzt völlig einsam ohne ihre geliebten Kameraden dastehen mussten, alles andere abzuholzen.

Flächenfraß

Der barocke Park war zum auferstandenen Wahrzeichen eines erbitterten Streites der Hoheitshausener untereinander und dem tiefen Riss in der Einwohnerschaft geworden. Carl Eugen Friedner ließ mit schweren Gedanken den besonderen Bau des Kirchsaals hinter sich und steuerte auf den Gottesacker zu. Dort lagen lauter gleichförmige Steine auf den Gräbern – das dahinterliegende Gedankengut, welches hier zum Ausdruck gebracht wurde, dass nämlich vor dem Herrn letztlich alle gleich seien, fand Carls uneingeschränkte Zustimmung. Immer noch grübelnd spazierte Carl am Rathaus vorbei und fragte sich, wie es sein konnte, dass Gläubige verschiedenster Konfessionen und mit traditionell anmutenden Einstellungen, gleich zweierlei einschneidende Umweltzerstörungen dulden konnten? Kaum war nämlich das legitime Ansinnen zum Erhalt des alten Baumbestandes niedergeschmettert worden, erfolgte die Planierung weiterer lebensspendender Grundlagen – der Gemeinderat genehmigte, unbegreiflicher Weise, am Rand von Hoheitshausen, einen zerstörerischen Flächenfraß* für zwei Handelsriesen. Wer erkannte, dass der Grünflächenverbrauch nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland mittlerweile erschreckende Ausmaße annimmt, konnte doch einen solchen Beschluss nur mit schlechtem Gewissen fassen. Aber Carl wusste: obwohl die Erde schon weltweit und deutlich sichtbar verblutete, so manche Bürgermeister es mit tiefem Bückling begrüßten, was im Berliner „Bundesumweltzerstörungsministerium“* geplant wurde, um den unsinnigen Flächenfraß noch mehr zu fördern. Und das obwohl, wie auch in Hoheitshausen, in den Ortsmitten, genügend Leerstände zu beklagen waren, die sinnvoll ausgefüllt, als Einkaufsmöglichkeiten der Einwohner dienen könnten – wenn man wollte.

Sorgen vergessen

Paul wartete bereits im Café auf Carl, er saß im behaglichen mit dunkelgrünem Leder bezogenen Rondell und begrüßte Carl mit den Worten: „Da kommst du ja endlich, ich habe uns von dem mandelgedeckten Apfelkuchen wegstellen lassen“, und strahlte übers ganze Gesicht. Der Apfelkuchen im Jadel war ein Gedicht; akribisch achtete Jadel Junior auf die ausschließliche Verwendung hochwertiger Zutaten und garantierte damit höchste Qualität seiner Konditoreiwaren. Aromatische Boskopschnitzchen* verströmten mit den gezuckerten Mandeln zusammen einen herrlichen Duft. Gotthold Jadel führte das Café bereits in der fünften Generation; er stellte dienstbeflissen vor jeden einen Kuchenteller auf die marmorierte Granittischplatte. Die zu Rosenblüten geformten Sahnetupfer nahmen sich an die knusprigbraune Mandeldecke gefügt wie Pirouetten tanzende Schaumkronen neben schaukelnden Holzbötchen aus. Als Jadel Junior dann noch zwei Tassen mit dampfender heißer Schokolade anmutig auf den runden Tisch gleiten ließ, vergaßen die Freunde für eine kleine Weile ihre Sorgen.

Herdenimmunität

Nachdem Paul und Carl sich an der süßen Speise gelabt und sich an dem gefälligen Jugendstilambiente des Jadel sattgesehen hatten, setzte Paul zu einer Frage an: Sag Carl, was hältst du davon, dass die WHO* ganz still und leise die seither geltende Definition zur Herdenimmunität geändert hat?“ Carl dämmerte zwar was Paul meinte, aber ließ sich den Sachverhalt gern auch mit Pauls Sichtweise erklären: „Man kann ja bei einem Infektionsgeschehen auf gewöhnlich entstehende Herdenimmunität setzen. Dabei kann man auf alte und gut bewährte Hausmittel setzen, um die Auswirkungen von Infektionen schonend abzumildern. Zum Beispiel gibt es vielerlei Kräuter und deren ungezählte, aber höchst wirkungsvolle Anwendungsvarianten. Sich nötigenfalls zur Fieberruhe ins Bett zu begeben und sich liebevoll versorgen lassen, ist ebenfalls eine segensreiche Möglichkeit, um mit einer ganz normal durchgemachten Infektion Immunität zu erlangen. Carl blickte seinen Freund aufmerksam an; und wartete ab worauf Paul eigentlich hinauswollte.

Entmündigung der Weltbevölkerung

„Aber Carl“, rief Paul nun empört aus. „Damit hat die WHO eine Impfung als die einzige Möglichkeit Immunität zu erlangen, festgelegt – das ist nicht nur die komplette und globale Entmündigung der Weltbevölkerung und bedeutet die Ausschaltung von guten Ärzten und Heilpraktikern, sondern es verbirgt sich dahinter der über die Hintertür eingeführte Impfzwang.“ Carl folgte hellwach den Ausführungen seines Freundes. Er folgerte aus diesem tückischen Schachzug der Pharmaindustrie richtig, dass in Zukunft nur noch derjenige eine Daseinsberechtigung hätte, der oder die geimpft war. Alles andere würde komplett abgelehnt werden; und man würde beginnen, Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, zu diskriminieren, dann zu diskreditieren und letztlich zu kriminalisieren. Carl war darüber ebenfalls zutiefst empört. … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*TO GO: Aus dem englischen Sprachschatz übernommen, „zum Gehen“ für Speisen und Getränke die man anstatt in Ruhe und im Sitzen, relativ niveaulos auf dem Weg, in Eile, und im Gehen verzehrt.

*Commune: Die Wurzeln der Herrnhuter Unität liegen in der vorreformatorischen Zeit um 1457.
https://www.ebu.de/startseite/ http://ekivill.de/bezirk-und-gemeinden/gemeinden/koenigsfeld/

*Gemeine: Selbstbezeichnung von Mitgliedern, siehe Herrnhuter Brüdergemeine. https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine

*Lindenbaumbestand am Zinzendorfplatz: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.koenigsfeld-alter-baumbestand-wertet- das-kleinklima-auf.fbfb0800-5df9-47e6-92ed-1280881df7ee.html

*Unterschriftenaktion des NABU zum *Flächenfraß in Deutschland: https://mitmachen.nabu.de/de/flaechenfrass

*Boskop: Apfelsorte zum Kochen und Backen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ner_aus_Boskoop

*WHO-Beschluss im November 2020: https://2020news.de/who-aendert-definition-der-herdenimmunitaet/

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