„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden neununddreißigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXXIX Schwarz

… In der Talsperrenwirtschaft ließen sich die fünf das vom Wirt vorbereitete Vesper mit Schwarzwälder Schinken und Schwarzbrot samt dem alkoholfreien Tannenzäpfle gut schmecken. Beim Leeren der Bretter und Flaschen entspann sich eine Diskussion über den Sinn und Zweck von regionalen Problemlösungen.
„Mancherorts findet noch nicht einmal der vielgepriesene Fernunterricht an den Berufsschulen statt. Die Lehrer, welche es sich einfach machen, stellen lediglich Aufgaben ins Netz, und lassen die Auszubildenden damit alleine. Wenn nicht bei uns zum Beispiel engagierte Meister und Techniker den Prüflingen mit Nachhilfestunden und brauchbaren Erklärungen beistehen würden, wären viele der Lehrlinge komplett aufgeschmissen“, wusste Paul aus seinem beruflichen Alltag zu berichten. Violetta spann am Faden seiner Worte fort: „Damit unsere ethischen Werte wieder umgesetzt werden, müssen die Regelschulen, Kindergärten, Tagestätten und alle anderen Fort-, Weiter- und Bildungseinrichtungen umgehend wieder öffnen und die Maskenpflicht komplett abgeschafft werden. Unsere Kinder und Jugendlichen sollten künftig mit viel mehr Personal betreut und belehrt werden. Ich halte es für dringend erforderlich, dass BürgerInnen aus verschiedensten Berufen und allen Teilen unserer Gesellschaft in den Regelschulen präsent sind. Lehren und Lernen müssen einen Bezug zur Wirklichkeit herstellen. Ergänzend sollten die studierten Pädagogen alle fünf Jahre für zwei Jahre aus dem Schuldienst austreten, um je nach Eignung oder Neigung im Einzelhandel, in der Pflege oder in der Landwirtschaft tätig zu sein“, ergänzte Violetta.

Dichter und Denker demontiert

„An mehreren Fachhochschulen in Baden-Württemberg wurden jetzt die Prüfungen auf Mai verschoben“, wusste Paula Engel aus Schwäbisch Hall zu berichten: „Und im April sollten eigentlich bereits die Folgesemester beginnen – aber wie soll man denn wissen, welche der jungen Menschen überhaupt zugelassen sind? Da blickt doch keiner mehr durch.“ Paul Malibo grinste und erzählte, dass im Quellenlandkreis, da letzthin sechshundert Prüflinge der Polizeihochschule in eine Halle gequetscht wurden und kommentierte: „Es macht den Eindruck, als würden gerade die Dichter und Denker demontiert, aber der Polizeistaat um jeden Preis und gegen jede Regel verstoßend, aufgerüstet.“

Gierige Aktionäre

Violetta gab sich daraufhin betont konstruktiv. Sie sprach das nächste heiße Eisen klar und deutlich an: „In der Altenpflege und Krankenbetreuung sind unbedingt neue Modelle vonnöten. Man muss nicht nur die Wasser- und Energieversorgung, sondern auch das Gesundheits- und Betreuungswesen wieder zurück in die Hände der Allgemeinheit führen. Ein Arzt muss so viele Tupfer nehmen können, wie er für nötig hält und nicht nur einen, weil dann das zugeteilte Kontingent erschöpft ist. Und anstatt nimmersatte und gierige Aktionäre zu füttern, sollte es wieder dezentrale kleine Krankenhäuser geben. Es sollte in kleinen Küchen überall direkt vor Ort und ganz frisch gekocht werden. Damit unsere Kranken und Alten insgesamt gesünder bleiben, braucht es einen Wandel hin zu einer Pflege, die sich >liebevoll und nährend< nennt.“ Und sie ergänzte ausführlich: „Sämtliche Krankenhäuser und Altenheime sollten sofort enteignet werden. Es ist eine Schande, Gesundheits- und Altenherbergen als gewinnorientierte Aktiengesellschaften zu erlauben. Es ist nicht jeder Heilprozess und auch nicht jede Geburt von teurer intensivtechnischer Apparatemedizin abhängig. Außerdem ist die deutliche Erhöhung der Vergütung der Pflegekräfte überfällig. Das ganz am Anfang der >karinösen< Panikmache gegebene Versprechen an die sogenannten >Helden der Arbeit< muss endlich eingelöst werden!“

Beschauliches für die Seele gönnen

Nach Violetta Zylinders überzeugender Rede herrschte bedächtiges Schweigen in der Runde. Man war sich darüber einig, dass nur eine gemeinsame Anstrengung diese vielen gesellschaftlich missratenen Dinge wieder in Ordnung bringen kann. Carl Eugen brachte die Gefühle der Runde zum Ausdruck: „Ich möchte einfach wieder ausgehen, und zwar wann und wohin es mir grad einfällt. Mir etwas Beschauliches für die Seele gönnen. Einen Musikabend bei der Volkhochschule, eine Ausstellung vom Kunstverein, eine Lesung hören, einem Vortrag mit anderen Gedanken lauschen.“ „Ja, und sich danach ausgiebig bei Kaffee oder Bier austauschen“, fügte Paula hinzu.

Demokratische und dezentrale Strukturen

Nachdem der Wirt, die Pause nutzend, geflissentlich den Tisch abräumte, läutete Heiner Grün den Abschluss ein: „Ich danke euch für die wundervollen Ideen. In vielen Bereichen werden die verkommenen Umgangsformen durch wesentlich clevere Modelle ersetzt werden. Wir brauchen demokratische und dezentrale Strukturen, um die neuen Techniken darin solidarisch einzusetzen. Was an lebensgerechten Vorschlägen und Ideen jetzt noch nicht für die Landtagswahl im Ländle eingebracht werden kann, muss halt zur Bundestagswahl im Herbst eingefädelt werden“, lautete Heiners Vorschlag. Carl Eugen lenkte mit der Frage, wie die zellulare Versorgung ganz konkret funktionieren solle, das Thema wieder auf die dezentrale Energieversorgung zurück.

Zellulare Stromversorgung

Heiner Grün jedoch forderte die Runde mit einem Gleichnis zum Gehen auf: „Ja, dann beenden wir die Einkehr, danken für die gute Bewirtung und gehen zur Mauer.“ Er stand auf und die fünf machten sich auf den Weg zur Staumauer. Den silbern glitzernden See betrachtend schlenderten sie über das begehbare Bauwerk hinweg und bogen am Ende links ab. Nach wenigen Metern stand dort eine modern geformte, bunt gestaltete Sitzbank. „Darf ich vorstellen“, Heiner holte mit seiner Hand zu einer präsentablen Geste aus: „Hier, Violetta, das ist sozusagen dein neuer Amtssitz. Der ist aber nur für regenerative Überlegungen gedacht. Sobald du als gewählte Bürgermeisterin über das Gelingen deiner Amtsgeschäfte und die Stromversorgung deiner Gemarkung nachdenken willst, kannst du dich hier frei inspirieren lassen.“ Dann ging die Runde wieder auf die andere Seite der Anlage, wo Heiner ausführlich die Umsetzung der zellularen Stromversorgung erläuterte.

Mitverantwortung übernehmen

Für die Sicherstellung einer stabilen Stromversorgung sei die Selbstorganisation in autonomen Energiezellen, anstatt einer hierarchischen Steuerung geeignet. Lokal erzeugte Elektrizität würde direkt an lokale Kunden geliefert. Die automatische Abrechnung würde durch eine moderne Echtzeitmessung ermöglicht. Zu einem umfassenden Energiemanagement würden vielfältige Speicherkapazitäten in allen Hierarchieebenen des Gesamtsystems gehören. Mit Hilfe der Verbindung von Energie-, Informations- und Kommunikationstechnik, wäre dann eine Vielzahl von Energiezellen vernetzbar. Die Energieassistenzsysteme seien dazu befähigt, Mitverantwortung für ein stabiles und sicheres Energiesystem zu übernehmen. Diese würden wie ein Orchester in Teilen autonom und gleichzeitig doch gemeinschaftlich zusammenwirken. Energiezellen würden durch ihr robustes System nicht nur eine hohe Versorgungssicherheit nach außen hin bieten, sondern auch störende Ereignisse innerhalb des Systems weitgehend abfedern. Im Falle eines großflächigen Stromausfalls wären diese Energiezellen nämlich befähigt eine Not-Versorgung aufrecht zu erhalten.

Kleine Probleme brauchen nur kleine Lösungen

„Heiner, ich erkenne hier nur, dass man die Herstellung und Versorgung von Energie durch technische Vernetzung sehr gut überwachen und steuern kann. Und das mag ja auch sicherlich Notfällen entgegenwirken – aber was soll an diesem zellularen Energieversorgungssystem denn nun demokratisch oder gar solidarisch sein?“, fragte Violetta nach. „Die lokalen Bürger-Energie-Gemeinschaften, mit ihren jeweiligen Interessensschwerpunkten“, antwortete Heiner und führte weiterhin aus: „Weil man sich eher kennt und voneinander weiß, wäre es möglich, in der Region lebende, finanzschwache Bezieher einfach mitzunehmen, also mit Strom zu versorgen, ohne ihnen gleich den Saft abzudrehen und folgenschwere Mahnverfahren anzuzetteln. Das gleiche könnte dann auch für Betriebe in einer Krise gelten. Pauschal kann man sagen, dass große Probleme große Lösungen erfordern – kleine Probleme, aber nur kleine Lösungen brauchen. Und die findet man vor Ort, also dezentral angegangen zügiger und effektiver, als in einer zentralistisch und hierarchisch angelegten Energieorganisation.

„Wir brauchen ein Wunder“

Solidarität lässt sich in kleinen Einheiten und auf überschaubaren Gebietsflächen eher herstellen, als in bundesweiten Dimensionen. Versorgungseinheiten mit Dorfcharakter und regionalem Bezug, können sich nach innen sinnvoll und schnell organisieren. Diese Zellen können sich dann wiederum untereinander einvernehmlich austauschen. Und so in einer weiteren Fläche effektiv zusammenwirken.“ Mit der Bemerkung: „Aber um das tatsächlich umzusetzen, brauchen wir ein Wunder“, schloss Heiner Grün seine Rede ab. … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

Überwachungskapitalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Shoshana_Zuboff

Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und von dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen: Die Weiße Rose 1943
https://www.youtube.com/watch?v=jDuiA-NDqIk

Bildungswissenschaft:
Beitrag von Dr. Matthias Burchhardt, Bildungsphilosph und Anthropologe, ab Stunde:Minute:Sekunde 2:30:30 in Sitzung Nr. 37
https://corona-ausschuss.de/sitzungen/

Bestellte Wissenschaft: https://kaisertv.de/2021/02/07/bestellte-wissenschaft-soll-schockwirkung-erzielen/

Maskenmüll: https://utopia.de/video-mundschutz-wird-zum-umweltproblem-183762/

Polizeiprüfung in Villingen-Schwenningen: https://www.welt.de/regionales/baden-wuerttemberg/article225751097/600-Polizei- Studenten-geprueft-Gewerkschaft-uebt-Kritik.html

Energiewunder:
https://www.dieter-schaefer.eu/newpage9002110d

https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/AbBEkDaseinsvorsor ge%2520final%2520Jan-21.pdf

Liedwunder: https://www.youtube.com/watch?v=FZXMVlwUSVE

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