„Einfacher, bürgerInnenfreundlicher, kostengünstiger“ – Alternativen zum Schildbürgerprojekt „Bahnhofsareal Nord“ in Schwäbisch Hall sind möglich, schreibt Paul Michel im dritten Teil seiner Kritik an dem Großprojekt in Schwäbisch Hall.
Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall
Alternativen haben viele Vorteile
Eigentlich ist eine Lösung gar nicht so schwierig: Belassung der Parkplätze auf dem Areal „Bahnhofareal Nord“, Einrichtung von vier Bushaltstellen in dem Bereich, wo sie gegenwärtig sind. Dann bleibt es bei den kurzen, bequemen Wegen für Umsteiger zwischen Bus und Bahn. Sie müssen keine Straße (mit oder ohne Ampel) überqueren und auf keinen fließenden Autoverkehr achten. Sie sparen sich Ärger, wenn es mal schnell gehen muss. Und die Autofahrer in der Steinbacher Straße werden nicht durch Ampeln, Nadelöhr und Stau genervt.
Gelände oberirdisch aufhübschen
Im Bahnhofsvorfeld braucht es weder sechsstöckige Gebäude noch ein unterirdisches Parkhaus, das für zehn bis zwanzig Millionen Euro Ersatz für die oberirdisch überbauten Parkplätze schaffen soll. Ein Bruchteil des so gesparten Geldes würde reichen, um das ganze Gelände oberirdisch aufzuhübschen, dass es auch zum Aufenthalt und Verweilen einlädt. Die Böschung zur Steinbacher Straße und die Bäume oben auf dem Bahnhofsvorfeld bleiben erhalten. Dazwischen ein paar Bänke, von denen man/frau den Blick auf die Altstadt genießen kann. Statt Kopfsteinpflaster könnte die von PKWs benutzte Fläche mit einem wasserdurchlässigen Belag versehen werden und damit der Versiegelung des Bodens entgegengewirkt werden. Das Fahrradparkhaus, das jetzt teuer im Berg vergraben werden soll, kann im Bereich der Schuppen viel kostengünstiger und freundlicher oberirdisch angelegt werden. Bahnhofsvorplatz und Gleis 1 könnten durch eine kürzere und damit deutlich kostengünstigere Unterführung mit dem geplanten Gleis 2 und dem Wohngebiet „Bahnhofsareal Süd“ verbunden werden. Wenn die Unterführung im Bereich rechts vom Bahnhofsgebäude angelegt wird, lässt sich problemlos eine Rampe als Zugang einrichten, die Radfahrerinnen, Kinderwägen und Rollstuhlfahrerinnen nutzen können.
Wiederbelebung der alten Bahnhofsgaststätte
Von dem im Vergleich zur aktuellen Planung massenhaft eingesparten Geld ließen sich das Bahnhofsgebäude und der Bahnsteig so herrichten, dass sie nicht nur für Fahrgäste zu Orten werden könnten, wo Menschen sich gerne aufhalten: Im Erdgeschoss ein Aufenthaltsort, wo Fahrgäste auf die Ankunft der Züge warten (natürlich mit Toilettenzugang am besten auch mit Schalter). Eine Wiederbelebung der alten Bahnhofsgaststätte mit Biergarten. Die Räume im ersten Stock könnten wie in Sulzdorf als Zimmer für Monteure oder als Wohnungen genutzt werden.
Keine Betonarchitektur
Mit einer solchen Lösung würden viele besser fahren: Die Fahrgäste von Bus und Bahn, ja selbst die Autofahrer, die von Staus in der Steinbacher Straße verschont blieben. Und natürlich würden die Böschung und die Bäume sich freuen, weil sie nicht einer Betonarchitektur weichen müssten. Fast alle BürgerInnen von Schwäbisch Hall hätten den Nutzen, weil ihnen unnötige Ausgaben in Millionenhöhe erspart blieben. Nur eine Gruppe würde sich nicht freuen, die Bauindustrie und eine kleine Gruppe mit ihr verbandelter Leute, die bei solchen Großprojekten in der einen oder anderen Weise etwas für sich abzweigen können.