Belegschaft des Verpackungsmaschinenbauers Oystar Gasti in Schwäbisch Hall fordert konstruktive Verhandlungen – Anteilseigner blockiert

In einem Offenen Brief an die Geschäftsleitung fordern der Konzernbetriebsrat der Osytar-Gruppe, zu der auch der Schwäbisch Haller Maschinenbauer Gasti gehört, und die IG Metall die Geschäftsleitung zu konstruktiven Verhandlungen auf. „Der Vertreter der Anteilseigner, Herr Odewald, soll sich nicht weiterhin aus Eigeninteresse einer externen Lösung in den Weg stellen“, schreiben die Betriebsräte und Vertreter der IG Metall.

Von der IG-Metall, Kreisverband Schwäbisch Hall

Gesellschafter und Banken müssen sich an der Sanierung beteiligen

Zur Sanierung der hoch verschuldeten Oystar-Gruppe fordert die Geschäftsleitung durch Verzicht des Urlaubsgeldes und des Weihnachtsgeldes 2009 und 2010 sowie Reduzierung der Löhne und Gehälter um linear 10 Prozent einen „Beitrag“ der Belegschaft. 20 Millionen Euro sollen so in die Kasse des Unternehmens gelangen.  IG Metall und Betriebsräte haben deutlich gemacht, dass ein Beitrag der Beschäftigten nur dann in Frage kommt, wenn es auch von Seiten der Gesellschafter und der Banken Beiträge zur Sanierung von Oystar gibt.

Kernpunkt sind interne Strukturprobleme

Denn, so die IG Metall: „Das Kernproblem war und ist nicht die aktuelle Konjunktur oder interne Strukturprobleme. Oystar erstickt an den Schulden, die Herr Odewald dem Unternehmen aufgeladen hat Trotzdem hat Herr Odewald offenbar bestehende Angebote eines strategischen Investors, der aus der Branche kommt und ein langfristiges Interesse an den Produkten und Werken hätte, mal eben so abgelehnt – vermutlich, weil ihm das Angebot zu niedrig war. Und wieder soll die Belegschaft die Zeche dafür bezahlen.“Inzwischen wurde einseitig und rechtswidrig das Urlaubsgeld Ende Juni einbehalten. Aufgrund eines besonderen Auszahlungsmodus, nach dem das Urlaubsgeld nicht einmal im Jahr ausgezahlt wird, sondern pro Urlaubstag, ist davon Gasti in Schwäbisch Hall nicht betroffen.  An anderen Standorten kam es inzwischen zu Entlassungswellen und es sollen Kündigungen sollen ausgesprochen werden. „Vertrauen und offene Verhandlungen sehen ja wohl anders aus“, kritisieren die Belegschaftsvertreter das Vorgehen der Geschäftsleitung.

IG Metall und Betriebsräte halten daran fest: Zu Verhandlungen bereit, wenn ein zukunftsfähiges Konzept vorgelegt wird

„Wir sind jederzeit bereit zu Verhandlungen, wenn uns ein wirklich zukunftsfähiges Konzept vorgelegt wird, bei dem am Ende die Verschuldung deutlich niedriger ist als heute. Und wenn das illegal zurückgehaltene Urlaubsgeld – auch als Vertrauensbeleg – endlich ausbezahlt wird. Denn auch vor Gericht konnte das Unternehmen nicht bestreiten, dass der Anspruch der Belegschaft berechtigt ist.“ In dem Offenen Brief vom 31. August heißt es weiter: „Anstatt auf dieser Grundlage endlich zusammen mit uns nach einer Problemlösung zu suchen, haben Sie, Herr Graf, jetzt alle Verhandlungen für beendet erklärt und versuchen, die Beschäftigten mit Entlassungsdrohungen zu erpressen. Obwohl eine Zusage zur Standort- und Beschäftigungssicherung schon von IWKA der Belegschaft vor dem Verkauf 2007 gemacht wurde. Und obwohl Sie, Herr Graf, persönlich dies auf Betriebsversammlungen vor mehreren hundert Zeugen ausdrücklich bestätigt haben. Auch hier sollen bestehende Zusagen mal wieder einseitig für nichtig erklärt werden. Scheinbar ist die Geschäftsführung nicht lernfähig – aber auch dieser Versuch wird scheitern und nichts bringen, außer noch mehr zerschlagenes Porzellan.

Wir fordern die Geschäftsführung daher dringend auf: „Beenden Sie endlich diesen destruktiven Kurs und nehmen Sie eine konstruktive Haltung ein. Und wir fordern Herrn Odewald dringend auf: Stellen Sie sich einer externen Lösung nicht aus Eigeninteressen in den Weg, wenn diese für das Unternehmen und die Beschäftigten bessere Perspektiven bieten sollten.“

Informationen zu den Zahlungsschwierigkeiten bei Oystar:

www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/odewald-steht-bei-oystar-vor-scherbenhaufen;2434247

Umstrukturierung bei Oystar:

www.verpackungsrundschau.de/news/show/branchen-news/21309/Oystar_will_schnell_durchstarten

www.presseportal.de/pm/67878/1041939/oystar_the_process_packaging_group

www.faz.net/print/Wirtschaft/Oystar-erstellt-eine-Wunschliste-fuer-Akquisitionen

Die Oystar-Standorte:

www.oystar.de/global-locations.html

Informationen über die Gasti-Firmengeschichte von der Unternehmenshomepage (www.oystar.gasti.de/535.html?&L=1)

1900
Gründung unter dem Namen Ganzhorn & Kling zur Herstellung von Abfüll-
und Dosiermaschinen
1916
Weiterführung unter Ganzhorn & Stirn und der Marke GASTI
1948
Mit der Herstellung von Füll- und Verschließmaschinen für Blechdosen und Tuben wird die Produktion wieder aufgenommen
1962
Umzug von Steinbach ins neue Werk Hessental
1970
Entwicklung der ersten Becherfüll- und Verschließmaschine für Molkereiprodukte
1981
Übernahme durch die Rheinmetall AG
1982
GASTI wird Tochtergesellschaft der Jagenberg AG
1993
Bau des neuen Verwaltungsgebäudes in Hessental
2000
GASTI wird von der Jagenberg AG an die IWKA AG verkauft
Zusammenführung von Montage, Teilelager und Konstruktion, Service, Vertrieb
in Schwäbisch Hall, Raiffeisenstr. 8.
2007
Die Berliner Beteiligungsgesellschaft Odewald & Compagnie erwirbt die Verpackungssparte (Packaging) der IWKA AG.

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