Das Interview mit Gregor Gysi in der FAZ halte ich besonders wegen seiner Einschätzung der SPD für die Zeit nach den Wahlen für interessant – tja, so wird es kommen …
Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert
„Nicht wenige sagen, wenn die Linkspartei wirklich mehrheitsfähig werden will, bleibt ihr auf Sicht nichts anderes übrig, als sich mit der SPD wieder zu vereinigen. Auch Oskar Lafontaine wird dieser Wunsch nachgesagt – wie steht Gregor Gysi dazu?
Um Gotteswillen, die Vereinigungen, die ich seit 1990 erlebt habe, reichen mir. Es ist für die Gesellschaft auch in Zukunft wichtig, dass es einen Korrekturfaktor links von der Sozialdemokratie gibt. Das Problem liegt eher bei der SPD: Wenn sie so bleibt, wie sie ist, macht sie sich überflüssig – eine zweite Union braucht kein Mensch. Deshalb muss sie sich resozialdemokratisieren, erst dann kann man über eine rot-rote Zusammenarbeit auch im Bund nachdenken. Im Moment ist die SPD dazu aber nicht in der Lage, vor allem nicht mit dem Duo Steinmeier und Müntefering. Das wird sie erst können, wenn die Linkspartei noch stärker wird und es endlich eine kleine Rebellion in ihr gibt.
Aber je sozialdemokratischer die SPD wieder wird, desto schlechter für Sie…
Nein, so gehe ich an Politik nicht heran. Es wird mir immer gesagt, wenn es den Menschen wieder besser geht, kriegt die Linkspartei weniger Stimmen – „na und?“, antworte ich. „Immerhin geht’s ihnen besser.“ Deswegen bin ich in die Politik gegangen, nicht wegen ein paar Prozentpunkten. Ich bitte Sie.
(…)
Wann wird die Zeit für Rot-Rot im Bund kommen?
Das ist schwer zu sagen, weil das auch vom Ausgang der Bundestagswahl abhängt. Ich vermute, dass es doch wieder zu einer großen Koalition kommen wird, weil es für Union und FDP nicht reicht. Ich hoffe – und glaube es auch -, dass die SPD bei der Wahl eins auf die Mütze kriegt. Dann machte sie die große Koalition trotzdem noch zwei Jahre, bis eine Rebellion in der Partei käme und endlich ihre Resozialdemokratisierung einsetzte. Wenn die kommt, kann die Welt anders aussehen.“
Siehe dazu auch einen anderen Artikel der FAZ: Requiem für eine Volkspartei
http://www.faz.net/s/Rub4D6E6242947140018FC1DA8D5E0008C5/Doc~E3D569FA6106B436990B38227406C30E0~ATpl~Ecommon~Scontent.html