Die Realität ausgeblendet – so die treffende Analyse von Harald Schumann im Tagesspiegel. Mit beängstigender Dreistigkeit verweigerten die beiden Kandidaten und ihre Parteien die Antwort auf die mit Abstand wichtigste Frage: Wem wollen sie die 100 Milliarden Euro jährlich wegnehmen, die auf Jahre hinaus in der Staatskasse fehlen werden?
Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert
Mit 85 Milliarden Euro Mindereinnahmen rechnen die Steuerschätzer allein schon für das Jahr 2010. Gleichzeitig wird die Zahl der Arbeitslosen um mindestens eine Million anwachsen und mit ihnen das Defizit in den Sozialkassen. Die Verheerungen, die die Krise in den öffentlichen Haushalten anrichten wird, könnten daher auch gut doppelt so groß ausfallen. Vor diesem Hintergrund ist jedes Versprechen auf pauschale Steuersenkungen eine simple Verweigerung der Realität.
Stattdessen müsste offen darüber gestritten werden, wer die Zeche fürs „Komasaufen auf den Finanzmärkten“ zahlen soll, wie es der manchmal noch sozialdemokratische Finanzminister Peer Steinbrück so schön plastisch nannte. Dabei war er immerhin ehrlich genug, „harte Verteilungskämpfe“ anzukündigen. Nur auf welcher Seite er dabei stehen will, sagte er lieber nicht.