Etwa 250 interessierte Bürger der Gemeinde Satteldorf nutzten am 22. Februar 2018 in der Turnhalle Gröningen die Gelegenheit und ließen sich über die möglichen negativen Folgen eines Steinbruchs zwischen Gröningen und Bölgental sowie über die Möglichkeit dieses Vorhaben zu verhindern, informieren. Unter den Besuchern waren auch Vertreter der Presse, der Gemeinde- und Ortschaftsräte, der Gemeindeverwaltung und Satteldorfs Bürgermeister Wackler.
Von der Bürgerinitiative „Steinbruch Bölgental – Nein Danke!“ e.V.
BI will Steinbruch verhindern
Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßte das Vorstandsmitglied Bernd Ludwig die Anwesenden und stellte die Bürgerinitiative und deren Ziele vor. Die Bürgerinitiative (BI), mit derzeit 130 Mitgliedern, hat sich zum Ziel gesetzt, die geplante Eröffnung eines zirka 25 Hektar großen Steinbruchs, zwischen den Ortschaften Gröningen, Bölgental und der Bundesautobahn A6, zu verhindern, berichtete Bernd Ludwig. (Anmerkung von Hohenlohe-ungefiltert: 25 Hektar entsprechen etwa 35 Fußballplätzen).
Lärmbelastungen und Gebäudeschäden
Anschließend brachte Wolfgang Glasbrenner den Zuhörern die negativen Auswirkungen des Gesteinsabbaus, im dafür vorgesehenen Areal, näher. Das Explosionsgeräusch einer Sprengung bildete dabei den Einstieg. In einer ausführlichen Darstellung, mit zahlreichen Beispielen aus der in direkter Nachbarschaft gelegenen Ortschaft Wollmershausen, wurden die Gebäudeschäden in Folge der Sprengerschütterungen, verursacht im Wesentlichen durch den Abbaubetrieb im Steinbruch Kernmühle, aufgezeigt. Dass ein wesentlicher Teil dieser Gebäudeschäden ursächlich durch die Sprengerschütterungen entstanden sind, belegt ein, von der Bürgerinitiative und geschädigten Anwohnern aus Wollmershausen, in Auftrag gegebenes Gutachten, des unabhängigen Sachverständigen für Bergschäden Dipl.-Ing. Immekus, so Wolfgang Glasbrenner und betonte, dass solche Schäden auch den Gebäuden in Bölgental drohen können, sollte der Steinbruch kommen. Auch zum Thema Staubbelastung wurde berichtet. Dabei lag das besondere Augenmerk auf dem Gesteinsabbau als mögliche zusätzliche Quelle für Feinstaubemissionen. Dabei stellte Wolfgang Glasbrenner Erkenntnisse aus einer Mess-Studie, durchgeführt von einem Institut der Universität Stuttgart in einem sächsischen Kalksteinbruch, dar. Nicht vergessen hat Glasbrenner, auch auf mögliche Lärmbelastungen hinzuweisen. Dieser Lärm verursacht durch Großmaschinen, Brechanlagen, Verladevorgänge, Abtransport und natürlich dem Detonationsknall der Sprengungen, der bei Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Sprengung in der Nähe befinden, regelrecht einen Schock auslösen können. Das Gleiche gelte auch für Tiere im Stall, wusste Glasbrenner von Schilderungen einiger Landwirte zu berichten.
Absturz von losem Felsgestein entlang der Wanderwege
Begleitet durch Vogelgezwitscher, entführte Denise Pongratz die Zuhörer auf eine Wanderung in die Täler von Gronach und Jagst. Ein Reigen von wunderbaren Bildern führte den Anwesenden die Schönheit und weitgehende Unversehrtheit dieser Naturschutzgebiete vor Augen. Denise Pongratz wies die Zuhörer, im Verlauf ihrer Wanderung, auf die möglichen Zerstörungen und Verluste durch einen Gesteinsabbau, in Natur und Tierwelt hin. Überrascht nahmen die Zuhörer zur Kenntnis, dass bisher in den Planungen des potentiellen Steinbruchbetreibers, mögliche Auswirkungen auf die Schutzgebiete, dabei insbesondere die Möglichkeit des Absturzes von losem Felsgestein entlang der Wanderwege, nicht berücksichtigt wurden. Pongratz verwies dabei auf die Aussage aus Unternehmenskreisen – „Man werde dann, soweit notwendig, vor Sprengungen die Wege sperren und nach Abräumen des Gerölls wieder freigeben“.
Durchschnittlich ein Fahrzeug in 70 Sekunden
Zur möglichen Verkehrsführung des Schwerlastverkehrs, vom geplanten Steinbruch hin zur B 290, informierte Marcus Mayer die Anwesenden. Anhand von Karten wurde der mögliche Verlauf einer neu anzulegenden Straße, unter Überbauung bereits bestehender Feldwege, die bisher dem landwirtschaftlichen Verkehr vorbehalten sind, aufgezeigt. Marcus Mayer thematisierte dabei Fragen zur Ausbaubreite, zu Ausweichbuchten, einem notwendigen Flächenerwerb zum Bau, genauso, wie Fragen zu einem möglichen Wegfall der Straßennutzung durch die Landwirtschaft und einem daraus resultierenden Ausweichverkehr, über andere Straßen und Wege, auch durch Gröningen. Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, ob eine Straße, so wie vom potentiellen Steinbruchbetreiber angedeutet, überhaupt in der Lage wäre den Schwerlastverkehr, bei einer Frequentierung der Straße mit durchschnittlich einem Fahrzeug in 70 Sekunden, aufzunehmen, ohne erhebliche Wartezeiten für die Fahrzeuge in Ausweichbuchten. Dann nämlich, würde der Schwerlastverkehr auch durch Gröningen rollen, so Mayer. Den anwesenden Bürgern aus Gröningen zeigte Marcus Mayer auf, wie ihre Ortschaft zukünftig von Straßen mit Schwerlastverkehr eingekreist wird. Bereits heute im Süden durch die BAB A 6, im Osten durch die B 290 und zukünftig dann auch noch von Westen und Norden, durch diese neue Zufahrtsstraße des Steinbruchs. Zuletzt wurde von Mayer auf eine mögliche Verlagerung des Verkehrs Richtung Schnelldorf, durch die Satteldorfer Teilorte Helmshofen und Bronnholzheim, hingewiesen und angemerkt, dass trotz dieses Straßenneubaus auch weiterhin Schwerlastverkehr durch Satteldorf rollen wird.
Abstand zum ersten Gebäude von Bölgental beträgt 250 Meter
Die Vorsitzende der Bürgerinitiative Stephanie Rein-Häberlen erklärte den Zuhörern die ungeheuren Dimensionen des geplanten Steinbruchs. „Da wird ein Loch auf 25 Hektar Fläche entstehen, mit einer Abbautiefe zwischen 54 und 70 Metern“, so Rein-Häberlen und zog als Vergleich die im Bild zu sehenden Autobahnbrücken heran. Der Abstand zum ersten Gebäude von Bölgental, mit gerade mal 250 Metern, war ebenso Thema, wie die Situation einiger Flächen, die sich nicht im Besitz des Steinbruchbetreibers befinden, genauso wie die der Gemeinde gehörenden Wege, die durch das Areal führen. Dabei stellte Stephanie Rein-Häberlen dar, dass genau hier die Möglichkeit zur Verhinderung des Abbauvorhabens liegt. Gelingt es, den Verkauf bzw. die Nutzung der Wege und Flächen zu verhindern, wird das, dann noch für den Abbau zur Verfügung stehende Areal, derart verringert und zerklüftet, dass das Vorhaben Gesteinsabbau unmöglich oder wirtschaftlich unrentabel wird. Ohne Erschließung scheitert das Vorhaben insgesamt. Eine Enteignung der Flächen ist derzeit nicht möglich.
Zerwürfnis innerhalb der Bevölkerung abwenden
Das von der Bürgerinitiative in Gang gesetzte Verfahren „Bürgerbegehren/ Bürgerentscheid“ hat unter anderem zum Ziel, genau diesen Verkauf der Wege, durch die Gemeinde an den Steinbruchbetreiber, zu verhindern und auf den Flächen, welche im Eigentum Dritter stehen, so Rein-Häberlen, habe man die Hand. Dabei betonte Sie ganz ausdrücklich, die Gemeinde habe es selbst in der Hand, einen Bürgerentscheid zu verhindern, indem sie entscheidet, dem Inhalt der Frage des Bürgerentscheids und damit dem Willen der Bevölkerung entsprechend, alles dafür zu tun, um dieses Abbauvorhaben zu verhindern. An die Adresse der Mitglieder des Gemeinderats erging der Appell, sie müssen endlich in der Sache Verantwortung übernehmen und für die Interessen der Bevölkerung einstehen, denn dazu wurden sie gewählt. Es kann nicht sein, dass ein Zerwürfnis innerhalb der Bürger entsteht. Dieses Risiko bietet häufig ein Bürgerentscheid. Bei einem derart eindeutigen Signal der Bürger (32 Prozent) müssen die dafür Zuständigen ein Zerwürfnis innerhalb der Bevölkerung abwenden und zudem den Bürgern zeigen, dass sie ihren Willen repektieren. Für einen positiven Bürgerentscheid reichen letztlich 20 Prozent aus.
Quorum deutlich überschritten
Den letzten Sachbeitrag hatte sich Martin Doderer, Vorsitzender der Bürgerinitiative, vorgenommen. Darin stellte er das zweistufige Verfahren mit Bürgerbegehren und Bürgerentscheid vor, erklärte dabei die notwendigen Quoren und einzuhaltende Fristen. Er zeigte auf, was dies auf die Satteldorfer Verhältnisse übertragen, bedeutet. Dabei konnte er darauf verweisen, dass die Bürgerinitiative bereits zum Zeitpunkte der Übergabe der Unterschriftenlisten an die Gemeinde, das für den Bürgerentscheid erforderliche Quorum (7 Prozent) , deutlich überschritten (zirka 32 Prozent) hat. Auch Martin Doderer merkte noch einmal an, dass der Bürgerentscheid entfallen kann, wenn der Gemeinderat entsprechend der im Antrag gestellten Frage entscheidet.
Beeindruckende Schilderungen von Bürgern aus Wollmershausen
Zum Sahnehäubchen entwickelte sich dann das Schlusswort, wiederum von Frau Rein-Häberlen geleitet. Nach dem Appell an die Anwesenden, die Bürgerinitiative zu unterstützen und sollte es zum Bürgerentscheid kommen, dann auch an der Abstimmung teilzunehmen, hatten die Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Zahlreiche Anwesenden nahmen diese Gelegenheit wahr und stellten Fragen, auch einige kritische waren darunter und alle Fragenden bekamen von Frau Rein-Häberlen ausführliche Antworten. Viele Zuhörer meldeten sich mit ihrer offen ausgesprochenen Ablehnung des Abbauvorhabens zu Wort. Diese Wortmeldungen wurden mit überwältigendem Beifall der Menge quittiert. Für die Zuhörer ganz besonders beeindruckend, waren die Schilderungen, der vom Steinbruch Kernmühle betroffenen Bewohner aus Wollmershausen und deren Appellen an Satteldorf, doch alles zu versuchen, diesen Steinbruch bei Bölgental zu verhindern.
Dem Wohl von 5500 Satteldorfer Bürgern bewusst werden
Der Applaus der Anwesenden sollte den Verantwortlichen in den Ohren geklungen haben und hoffentlich wirkt der Nachhall des Beifalls dahingehend, dass den Verantwortlichen in Verwaltung und Gemeinderat ihre Verantwortung gegenüber dem Wohl von 5500 Satteldorfer Bürgern bewusst wird.
Weitere Informationen und Kontakt:
https://bi-boelgental.de/