In den kommenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen ist es von entscheidender Bedeutung, wie sich GewerkschafterInnen gegenüber der Politik positionieren. Die aktuelle Debatte um „pro oder contra zur GroKo“ ist Anlass genug für mich, dies zu tun.
Informationen zugesandt von Jochen Dürr aus Schwäbisch Hall, Vorsitzender des Fachbereich 3 des Ver.di-Bezirks Heilbronn-Neckar-Franken
Politik an gewerkschaftlichen Zielen messen
Dabei geht es mir als aktiver Gewerkschafter nicht um die Einwirkung auf die zur Zeit abstimmenden SPD-Mitglieder, sondern darum, die Politik an gewerkschaftlichen Zielen zu messen und die Politik mit gewerkschaftlichen Politikinhalten zu konfrontieren. Aus diesem Grunde habe ich in meiner ehrenamtlichen Funktion als Vorsitzender des Fachbereich 3 des Ver.di-Bezirks Heilbronn-Neckar-Franken den unten stehenden Aufruf mitunterschrieben.
Aufruf unterzeichnen:
https://www.sozial-statt-grokopolitik.de
Der Aufruf im Wortlaut:
*Für eine soziale Alternative zur Politik der Großen Koalition!*
Der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD wird trotz einiger positiver Elemente, wie beispielsweise die paritätischen Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung, den Anforderungen aus gewerkschaftlicher Sicht nicht gerecht.
*Keine Umverteilung*
Obwohl die Ungleichheit in Deutschland wieder das Ausmaß von vor hundert Jahren angenommen hat, verzichtet die GroKo auf Umverteilung von oben nach unten: keine Vermögenssteuer, keine Änderung der Erbschaftssteuer, keine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Die geplante Abschmelzung des Soli-Zuschlages führt zu erheblichen Einnahmeausfällen der öffentlichen Hand und entlastet vor allem Haushalte mit relativ hohen Einkommen.
*Investitionsstau*
Der Investitionsstau in Deutschland beläuft sich auf hohe dreistellige Milliardenbeträge. Es gibt riesige Bedarfe für Verbesserungen in der Infrastruktur und mehr Personal in Bildung, Gesundheitswesen und Pflege. Statt diese Herausforderungen ernsthaft anzugehen, setzt die große Koalition auf ein „weiter so“ mit nur kleinen und völlig unzureichenden Korrekturen.
*Altersarmut*
Die Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2025 ist ein Scheinerfolg. Laut Rentenversicherungsbericht liegt das Netto-Rentenniveau vor Steuern bis einschließlich 2024 sowieso mindestens bei 48 Prozent und knickt erst danach nach unten ab. Die geplante Grundrente ist unzureichend. Wenn die falschen Weichenstellungen in der Rentenpolitik nicht korrigiert werden, droht Millionen Beschäftigten Altersarmut.
*Zwei-Klassen-Medizin und Pflegenotstand*
Trotz der geplanten Wiedereinführung der paritätischen Beitragssätze sind wir meilenweit von einem solidarischen Gesundheitssystem entfernt: Tatsächliche hälftige Finanzierung der Gesundheitsversorgung, Schritte hin zu einer Bürgerversicherung, Einschränkung der Anbieterdominanz? Alles Fehlanzeige. Die Unterfinanzierung der Pflege bleibt bestehen, die 8.000 neu geplanten Stellen greifen viel zu kurz.
*Arbeitsmarkt*
Nichts findet sich zu dringend notwendigen Maßnahmen gegen prekäre Beschäftigung und den Missbrauch von Werkverträgen, zur Stärkung des Mindestlohns und der Tarifverträge, zur sozialen Regulierung digitaler Arbeit. Die Einschränkung grundloser Befristungen ist nur ein schwacher Kompromiss, Midi-Jobs sollen sogar ausgeweitet werden. Auch in der Arbeitsmarktpolitik gibt es keinen Kurswechsel: keine Verbesserung der durch die „Hartz-Gesetze“ eingeschränkten Leistungen (Bezugsdauer Arbeitslosengeld I, Leistungshöhe Arbeitslosengeld II, Zumutbarkeitsregelungen und Sanktionen). Unter dem Strich werden so in Deutschland prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne zementiert statt eingedämmt.
Der Gesamtbeitragssatz zu den Sozialversicherungen soll unter 40 Prozent gehalten werden. Damit werden Leistungskürzungen im Verlauf der 2020er Jahre vorprogrammiert.
*Sündenbock: Geflüchtete*
Das Ganze wird dann noch garniert mit Formulierungen, die stark an die von der CSU geforderte Obergrenze von Flüchtlingen erinnern. Suggeriert wird, dass Deutschland keine Verantwortung für die Fluchtursachen trägt. Zudem soll verstärkt aufgerüstet werden und Deutschland sich weiter an Militäreinsätzen des Westens beteiligen. Suggeriert wird ferner, dass etwaige Belastungen durch die Gesellschaft nicht aushaltbar wären. Beides ist falsch.
*Gewerkschaften müssen ihr politisches Mandat offensiv wahrnehmen!*
Die Umsetzung des GroKo-Vertrages wäre ungeeignet, die realen gesellschaftlichen Probleme, insbesondere die Armuts- und Reichtumsentwicklung, zu lösen. Statt den Koalitionsvertrag zu bejubeln, müssen die Gewerkschaften ihre inhaltlichen Anforderungen an die Koalition und die Regierung bekräftigen und diese durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen untermauern. Die Gewerkschaften müssen konsequent ihre Aufgabe als parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung der von Lohnarbeit abhängigen Menschen wahrnehmen. Eine soziale Alternative, ein Politikwechsel für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit und für Frieden ist und bleibt notwendig.
Wir engagieren uns im DGB und seinen Gewerkschaften insbesondere für
– eine Politik, die gute Arbeit für alle schaffen will, mit voller sozialer und tariflicher Absicherung und mehr Beschäftigung in gesellschaftlichen Bedarfsbereichen.
– eine Steuerpolitik, die auf Mehreinnahmen zielt und von oben nach unten umverteilt (z.B. Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Unternehmenssteuer und Spitzensteuersatz)
– eine Sozialpolitik, die ein auskömmliches Leben für alle ermöglicht (z.B. Nein zur Rente mit 67, Anhebung des Rentenniveaus auf vor Agenda-Niveau, Erwerbstätigen- und Bürgerversicherung, Anhebung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeld I, deutliche Anhebung des Arbeitslosengeld II, Sanktionsfreiheit des Existenzminimums)
– eine Politik gegenüber Migrantinnen und Migranten, die verdeutlicht: Der Gegensatz verläuft nicht zwischen drinnen und draußen, sondern zwischen oben und unten!
Solidarität und Verständigung statt Rassismus und Sündenbockpolitik!
Aufruf unterzeichnen:
https://www.sozial-statt-grokopolitik.de
ErstunterzeichnerInnen:
*Jan Arff, *Mitglied Landesfachbereichsvorstand Bildung, Wissenschaft, Forschung Berlin-Brandenburg l*Heinz Bayer, *GEW, Hanau l *Privatdozent Dr. Johannes M. Becker*, ver.di/ GEW, Friedens- und Konfliktforscher, Marburg l*Rolf Becker*, ver.di, Schauspieler, Hamburg l *Britta Brandau, *ver.di, Frankfurt l *Achim Brandt*, Betriebsratsvorsitzender Bosch l *Carsten Bremer*, Gewerkschaftssekretär l *Lothar Brendel*, ver.di, Personalratsvorsitzender der Zentral- und Landesbibliothek Berlin l *Lukas Bürger*, Gewerkschaftssekretär l *Monika Christann, *ver.di, Gewerkschaftssekretärin, Frankfurt l *Achim Craney,* ver.di Betriebsgruppe Krankenhaus Augsburg l *Jörg Conrad*, Schwerbehindertenvertrauensperson Siemens AG l *Prof. Dr. Frank Deppe*, Marburg l*DGB *Kreisverband Oberhavel l *Klaus Ditzel*, DGB Kreisvorsitzender, Hanau l *Jochen Dürr*, Vorsitzender FB 3, ver.di Bezirk Heilbronn-Neckar-Franken l *Ralf Doppel*, IG BAU Berlin l *Matthias Ebenau*, IG Metall, Gewerkschaftssekretär l *Kevin Eckert*, IG Metall, VK-Leiter Vacuumschmelze, Hanau l *Kai Eicker-Wolf*, Gewerkschaftssekretär, GEW Hessen l *Ulrike Eifler*, Gewerkschaftssekretärin, Hanau l*Arno Enzmann,* ver.di, Gewerkschaftssekretär i.R., Wiesbaden l *Michael Erhardt*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Barbara Fanderl*, NGG, Betriebsratsvorsitzende Nestlé, Biessenhofen l *Katharina Fassnacht*, NGG, Betriebsratsvorsitzende Karwendel-Werke Buchloe l *Frank Firsching*, Gewerkschaftssekretär, Schweinfurt l *Ernst Frick*, Betriebsrat ABB, Hanau l *Benjamin Gampel*, ver.di Betriebsgruppe Krankenhaus Augsburg l *Sebastian Gasior*, Gewerkschaftssekretär l *Bernd Gehrke*, ver.di, Teamer, Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West l *Günther Gehrmann*, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Bosch l *Andrea Germanus*, ver.di, Gewerkschaftssekretärin, Potsdam l *Axel Gerntke*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Olaf Giese*, NGG Bremen l *Norbert Göbelsmann*, Gewerkschaftssekretär l *Heiko Glawe*, Gewerkschaftssekretär, Berlin l *Horst Gobrecht*, Gewerkschaftssekretär l *Conny Gramm*, IG Metall, Hanau l *Roland Hamm*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Christian Haß*, ver.di, Vorsitzender FB 13 Berlin l *Raymond Haße*, IG Metall l *Harry Hauke*, NGG, Bremen l *Gordon Herlett*, NGG, Bremen l *Gertrud Herrmann*, NGG, Betriebsratsvorsitzende Hochland, Heimenkirch l *Günter Hoetzl*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Karlheinz Hofmann*, IG BCE, Betriebsratsvorsitzender Dentsply Sirona, Hanau l *Renate Hürtgen*, GEW, Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost-West l *Tobias Huth*, Gewerkschaftssekretär, Hanau l *Jorge Jacinto*, NGG, Bremen l*Stefanie Jahn, *IG Metall, 1. Bevollmächtigte l *Barbara Jantowski* l *Olaf Kämpfer, * IG Metall*, *Betriebsratsvorsitzender Schmitz Cargobull Gotha l *André Kaufmann*, IG Metall, Gewerkschaftssekretär l *Cordula Kiank*, ver.di, Gewerkschaftssekretärin l*Berthold Kipka*, Betriebsratsvorsitzender ABB, Hanau l *Olaf Klenke*, NGG, Gewerkschaftssekretär l *Stephan Klimzcyk*, IG BCE, Hanau l *Birgit Koch*, Landesvorsitzende GEW Hessen l *Catrin Köhler-Gerken*, NGG, Bremen l *Markus Kornemann*, NGG, Bremen l*Sascha Kraft*, ver.di, Mitglied der Tarifkommission Charié Facility Management, Berlin l *Kalle Kunkel*, Gewerkschaftssekretär, Berlin l *Mario Kunze*, ver.di, Vertrauensmann l *Winfried Lätsch*, Seniorenarbeitskreis, NGG Region Berlin-Brandenburg l*Bärbel Lange*, Landesvorstandsmitglied GEW-Berlin und Sprecherinnenteam Landesfrauenausschuss**l *Hans-Joachim Langhans*, Mitglied ver.di-Bezirks- und Landesvorstand FB 05, Berlin l *Sven Leuschner*, Mitglied Landesvorstand GEW Berlin l *Carsten Liedlich*, IG Metall, Betriebsratsvorsitzender Paul Beier GmbH l *Tim Lubecki*, NGG Geschäftsführer Region Schwaben l *Dr. Isolde Ludwig*, Bildungsreferentin, Frankfurt l *Dana Lützkendorf*, ver.di, Betriebsgruppensprecherin Charié l *Peer Luttmann*, NGG, Bremen l*Thomas Maier, *IG Metall, Gewerkschaftssekretär l *David Matrai, *ver.di, Gewerkschaftssekretär, Hannover l *Torsten Meier*, Betriebsratsvorsitzender Automotive Lighting Botterode l *Bernd Messerschmidt*, IG Metall, Gewerkschaftssekretär l *Pit Metz, *DGB Kreisvorsitzender, Marburg l *Sven Meyer*, ver.di, Präsidium FB 13, Berlin-Brandenburg l *Stefan Mißbach*, NGG, Bremen l *Marina Möller*, GEW, Hanau l *Andreas Müller*, EVG, Gewerkschaftssekretär l *Heiko Müller*, IG Metall, Betriebsratsvorsitzender Bachmann Elektronik Gumpenstadt l * Claudius Naumann*, ver.di, stellv. Vorsitzender FB Bildung Wissenschaft Forschung Bezirk Berlin l *NGG* Regionsvorstand Allgäu l *Gisela Neunhöffer*, Gewerkschaftssekretärin l *Dieter Nickel*, NGG Geschäftsführer Region Bremen-Weser-Elbe l *Andreas Nolte*, Gewerkschaftssekretär l *Dennis Olsen*, IG Metall, Gewerkschaftssekretär l *Taskin Özcelik*, NGG, stellv. Betriebsratsvorsitzender Hochland, Heimenkirch l*Annette Pum, *Betriebsratsvorsitzende Cohlein l *Frank Raabe-Lindemann*, Gewerkschaftssekretär l *Wolfgang Räschke*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Michael Rau*, GEW Berlin l *Jan Richter*, ver.di, Berlin l *Benjamin Roscher*, Landesfachbereichsvorsitzender, ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg, FB 13 l *Josephine Roscher*, ver.di, Gewerkschaftssekretärin, Berlin l *Stefan Sachs*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l*Robert Sadowsky*, IG Metall, ehem. 1. Bevollmächtigter l *Anton Salzbrunn*, Vorsitzender GEW Bayern l *Hilke Sauthof-Schäfer*, ver.di, Gewerkschaftssekretärin, Hanau l *Jens Schäfer*, IG Metall, Betriebsratsvorsitzender l*Heidi Scharf*, IG Metall, ehem. 1. Bevollmächtigte l *Günter Schneider*, NGG, Bremen l *Peter Schmidt*, NGG, Referatsleiter Internationales l *Sascha Schmidt*, Vorsitzender DGB Wiesbaden-Rheingar-Taunus l *Lukas Schmolzi*, ehem. Betriebsrat Botanischer Garten Berlin l *Klaus Schüller*, EVG, Vorsitzender DGB Senioren Hessen-Thüringen und Mitglied im AfA-Bundesvorstandl*Eberhard Schüttpelz, *Sprecher der DGB Senioren Hanau l *Bernd Schumann*, ver.di-Bezirksvorsitzender Saar/ Trier l *Tony Schwarz*, stellv. Landesvorsitzender GEW Hessen l *Martin Simon Schwärzel*, KBR-Vorsitzender Asklepios Kliniken, Langen l *Jana Seppelt*, Gewerkschaftssekretärin, Berlin l *Maik Sosnowsky*, BetriebsratsvorsitzenderCharité CFM Facility Management l*Yvonne Sotorrios*, Gewerkschaftssekretärin l *Andreas Stangert*, IG Metall, Betriebsratsvorsitzender l *Matthias Stein*, NGG, Bremen l*Thomas Steinhäuser, *Gewerkschaftssekretär l *Angela Stephan*, ver.di, Präsidium FB 13 Berlin-Brandenburg l *Karola Stötzel*, stellv. Landesvorsitzende GEW Hessen l *Jörg Tetzner*, Landesvorstandsmitglied GEW Berlin l *Auke Tiekstra*, Vertrauenskörperleitung VW l *Frank Traemann*, NGG, Bremen l *Roland Tramm*, Vorstand Betriebsgruppe Freie Universität l *Alexander Ulrich*, IG Metall, 2. Bevollmächtigter l *Mario Vagnoni*, NGG, Bremen l *Christoph Wälz*, Mitglied im Landesvorstand GEW Berlin l *Manfred Wagner*, GEW, Hanau l *Sabine Wagner*, NGG, stellv. Betriebsratsvorsitzende Hochland Schongau und Hauptvorstandsmitglied l *Sebastian Walter*, Gewerkschaftssekretär, Ostbrandenburg l *Stefan Weigand*, Betriebsrat ABB, Hanau l*Sybille Weiner*, NGG, Betriebsratsmitglied Edelweiss, Kempten**l *Robert Weissenbrunner*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Claudia Weixler*, NGG Geschäftsführerin Allgäu l *Gerhard Wick*, IG Metall, 1. Bevollmächtigter l *Maike Wiedwald*, Landesvorsitzende GEW Hessen l *Matthias Wilhelm*, Gewerkschaftssekretär l *Sabrina Wirth*, IG Metall, 1. Bevollmächtigte l *Rainer Witzel*, Landesvorstandsmitglied GEW Berlin l *Norbert Zirnsak*, IG Metall, Gewerkschaftssekretär, Würzburg l *Steffen Zucker*, Betriebsratsvorsitzender GFT GmbH Gotha
Aufruf unterzeichnen:
https://www.sozial-statt-grokopolitik.de