Auf Einladung der Stadt Crailsheim trafen sich vergangene Woche Mediziner und Vertreter der umliegenden Gemeinden zum ersten Mal, um über die unzureichende hausärztliche Versorgung zu sprechen. Schnelle Ergebnisse sind nicht zu erwarten, der regelmäßige Austausch wird aber von allen Seiten als sinnvoll erachtet.
Von der Stadtverwaltung Crailsheim
Junge MedizinerInnen schrecken vor einer Praxisübernahme zurück
In Crailsheim und Umgebung gibt es bereits jetzt zu wenige Hausärzte. Viele Praxen haben einen Aufnahmestopp für Neupatienten. In ein paar Jahren wird sich die Situation voraussichtlich verschärfen. Aktuell sind in Crailsheim und Satteldorf 19 niedergelassene Hausärzte tätig. Hiervon sind 16 bereits über 60 und fünf über 65 Jahre alt. Die Zahlen machen deutlich: Sollte kein Nachwuchs gefunden werden, wird sich die Versorgungssituation verschlechtern.
Die Nachwuchssuche gestaltet sich aber nicht einfach. Das finanzielle Risiko bei einer Praxiseröffnung, aufwändige Bürokratie, die große Verantwortung und die hohe Arbeitsbelastung lassen junge Medizinerinnen und Mediziner vor einer Praxisübernahme zurückschrecken.
Hausarztberuf attraktiver gestalten
Einig war sich die Runde daher schnell, dass alle Kräfte der Region zusammenwirken müssen, um frisch ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten eine Ansiedlung in der Region schmackhaft zu machen. Das MVZ des Landkreises Schwäbisch Hall, das am Crailsheimer Klinikum angesiedelt ist und eine Anstellung von Ärzten ermöglicht, und Großarztpraxen mit gemeinsamer Struktur und Vertretung sind richtige Ansätze, den Hausarztberuf attraktiver zu gestalten. Zusätzliche Unterstützung durch Stadt und Landkreis, zum Beispiel durch die Bereitstellung von kostengünstigen Praxisräumen, gehören zu den Ideen, die verfolgt und weiter ausgearbeitet werden sollen.
Regelmäßige Treffen geplant
Es gehe aber auch darum, die eigenen Kräfte in der Region zu halten. Medizinstudentinnen und -studenten von hier dürfen den Kontakt zur Heimat erst gar nicht verlieren. Durch eine gute Zusammenarbeit von Klinikum, MVZ und niedergelassenen Ärzten bietet Crailsheim bereits gute und solide Ausbildungsmöglichkeiten für Ärzte. Der Neubau des Klinikums habe bereits positive Auswirkungen. Die Attraktivität des Klinikums als Ausbildungsstelle für junge Ärztinnen und Ärzte habe sich bereits merklich gesteigert, erklärte Dr. Bernhard Braun, Chefarzt der Inneren Abteilung am Klinikum Crailsheim. Neben weiteren strukturellen Verbesserungen müssen diese Vorteile nun gemeinsam durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit nach außen transportiert werden, war sich die „IG Doc“ einig. „Wir haben allein durch das erste Treffen ein gutes Fundament für die Zusammenarbeit von Ärzteschaft und Kommunen gelegt“, fasst Oberbürgermeister Rudolf Michl zusammen. Die „IG Doc“ wird sich nun regelmäßig treffen.
Die Teilnehmer der „IG Doc“:
Oberbürgermeister Rudolf Michl und Wirtschaftsförderer Kai Hinderberger konnten von ärztlicher Seite Dr. Helmut Kopp, Vorsitzender der Ärzteschaft Crailsheim, Dr. Bernhard Braun, Chefarzt der Inneren am Klinikum Crailsheim und Dr. Kim Hägele sowie Dr. Hans-Lorenz Werner, beide Praxisgemeinschaft Altenmünster begrüßen. Von den benachbarten Kommunen waren Bürgermeisterin Rita Behr-Martin, Wallhausen, Bürgermeisterin Petra Weber, Blaufelden, die Bürgermeister Robert Fischer, Kreßberg, Jörg Schmidt, Frankenhardt, Matthias Strobel, Stimpfach sowie der Satteldorfer Hauptamtsleiter Jürgen Diem dabei. Der Crailsheimer Gemeinderat war durch Charlotte Rehbach, Grüne, vertreten. Weitere Kommunen hatten an einer Teilnahme Interesse bekundet, waren aber terminlich verhindert.