„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden fünfundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
XXV Heinrich
… sonst wollte sie immer schon recht bald wieder umkehren, oder peilte ein Bänkle am Wegesrand an, aber heute schritt Paula unermüdlich aus und strahlte ihn immer wieder mit ihrem wunderbaren Lächeln an. Carl nützte zwar jede Pause, die sie einlegte, um von sich zu erzählen, aber es waren einfach zu viele Jahre vergangen, als dass sie sich ihre Erlebnisse in der kurzen Zeit gegenseitig vermitteln konnten. Und unversehens war der geplante Spazierweg abgelaufen und sie würden nun zu ihm nach Hause fahren. Er war aufgeregt wie ein Jüngling bei seinem allerersten Rendezvous, und fragte sich still, ob ihr das Arrangement im Garten wohl gefallen würde – Paula war noch gar nie bei ihm daheim gewesen.
Vertraute Gemeinsamkeit
Er hatte sie damals nie zu sich eingeladen, zu sehr hatte er sich vor diesem Schritt gescheut. Aber er war sich nicht sicher, ob seine Angst vor einer Abfuhr damals größer gewesen war, als die, ihre Zusage zu erhalten. Carl Eugen Friedner hatte damals überhaupt zu viel Bedenken aller möglichen Art, aber damit war jetzt Schluss. Er wollte sie ganz und gar für sich gewinnen und spielte jetzt eben mit vollem Einsatz. Als sie dann beim Kaffee im Garten saßen, kehrte eine friedliche Stille zwischen ihnen ein. Ein recht ungewöhnlicher Zustand für dieses Paar, aber sie ließen es geschehen, endlich war es möglich sich aneinander zu freuen und die kleinlichen Streitereien zugunsten einer vertrauten Gemeinsamkeit beiseite zu lassen.
Zahlungskräftiger Investor
Irgendwann fingen sie dann an, ganz leise über die Zeit vor ihrem Schweigen zu reden. Der plötzliche Tod des Großonkels, welcher ihr damals im allerletzten Moment half das schöne Stadthaus nicht ganz zu verlieren. Sein Tod, mitten in den schlimmsten Streitereien war für Paula immer noch unfasslich und der Verlust des cleveren Geschäftsmannes hatte zudem einen Streit um die Erbschaft hinterlassen. Paula war zwar durch das Eingreifen ihres Großonkels Ewald Büdner, sicher verbriefte Eigentümerin ihrer Geschäftsräume geblieben, jedoch der weitaus größere Teil ihres Hauses musste dann vom Großonkel selbst übernommen werden. Landolin Dreist, bestand immer wieder auf einer Übernahme durch einen zahlungskräftigen Investor und Paula konnte sich irgendwann nicht mehr gegen diese Forderung des Kreditinstitutes zur Wehr setzen.
Umfangreiche Hinterlassenschaft
Zudem war es nach dem Tod ihres Großonkels Ewald nicht gelungen zu dessen Frau, ihrer angeheirateten Großtante Luise das ehemals so gute Verhältnis zu erhalten. Es gab erhebliche Unstimmigkeiten über das Testament von Ewald Bündner. Luise Bündner sah sich aufgrund ihres Alters und ihres fehlenden Wissens um die Geschäfte ihres Mannes auch gar nicht in der Lage für die Großnichte Klarheit zu schaffen. Letztlich gab sie die gesamte Verwaltung der umfangreichen Hinterlassenschaft in die Hände eines Verwalters.
Oft Paulas einziger Trost
Die Sonne war hinter den Bäumen verschwunden – aber weder Paula noch Carl bemerkten in ihrer gespannten Aufmerksamkeit füreinander, dass es langsam etwas kühler wurde. Paula erzählte auch von ihrer süßen Katze Muller, ein schlanker grau melierter Kater, der ihr vor zehn Jahren zugelaufen war. Eigentlich hatte Muller ein anderes Zuhause, das interessierte den Kater aber wenig. Der Filou streunte durch die Stadt und blieb wo es ihm gefiel. Es gab in der Innenstadt ziemlich viele Schüsselchen, die für ihn stets randvoll mit den feinsten Katzenleckerbissen gefüllt wurden, warum sollte er sich diese entgehen lassen? Eine kleine Schmuserei auf dem Weg ins nächste nächtliche Abenteuer, und die Schüssel wurde umgehend aufs Neue gefüllt. Er war in den letzten Jahren oft Paulas einziger Trost gewesen, denn sie musste zu dem Verlust des Onkels auch noch den ihres geliebten Katers Heinrich verkraften.
Heini bevorzugte Frauen
Heinrich war ein wunderhübscher roter Katzenmann, sein Fell war dick und sein Anblick verlockte einen sofort dazu, ihn auf den Arm zu nehmen und an sich zu drücken. Wenigstens wollte jeder sich hinab beugen und über das herrlich leuchtende Fell streichen. Carl mochte Heini damals sehr und diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit. Das war verwunderlich, denn Heini war eigentlich schrecklich männerscheu. Er ging tatsächlich allen männlichen Menschen aus dem Weg und bevorzugte Frauen; aber selbst ihnen gegenüber war er sehr wählerisch. Paula musste ihm oft gut zureden, wenn etwa Kundschaft kam, die den roten Kater sehen wollte, dieser aber vollkommen unwillig zurückwich, weil er sich durch diese
Neugierde beim Fressen gestört fühlte. Aber sobald Carl das Ladengeschäft von Paula betrat, strich ihm Heini wie selbstverständlich um die Beine, schmuste ihn an und miaute ihm freundlich zu, ließ sich von Carl streicheln und ohne Federlesen schmiegte er sich bei ihm in den Arm.
Glitzernder Schimmer in den Augen
Carl seufzte bei der Erinnerung an diese Zeit – würde die neue Vertrautheit anhalten? Er nahm Paulas Hand und sah ihr tief in ihre sanften grünen Augen. Über Paulas Gesicht zog eine leichte Röte, seine Geste machte sie verlegen, aber sie erwiderte seinen Blick mit einem glitzernden Schimmer in den Augen…. Fortsetzung folgt.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?
Sollte sich jemand aus der Leserschaft durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.
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