Die Gedenksteine in Jagsthausen für die SS-Einheiten „17. Panzergrenadierdivision Götz von Berlichingen“ und „Panzerdivision Wiking“ gibt es nicht mehr. Bis vor wenigen Wochen standen sie noch auf einem frei zugänglichen Grundstück der Götzenburg Jagsthausen. Nun sind die Steine entfernt worden.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Es gibt keine Kranzabwurfstelle mehr für SS-Fans
Wahrscheinlich hängt dies mit einem Artikel in der Kontext:Wochenzeitung aus Stuttgart vom 22. Januar 2014 zusammen. Fakt ist: Die SS-Gedenksteine wurden kurz nach der Veröffentlichung des Kontext-Artikels weg gemacht. Auf dem Schlossgelände in Jagsthausen gibt es keine Kranzabwurfstelle für SS-Fans mehr – und das ist gut so.
Hier ein Textausschnitt des Artikels in der Kontext:Wochenzeitung vom 22. Januar 2014:
Roman Herzog (79), ehemaliger Bundespräsident, ist es zu verdanken, dass der 27. Januar zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde. Zweimal hat der CDU-Politiker selbst die Gedenkrede im Deutschen Bundestag gehalten. Beide Male fand der Jurist deutliche Worte. Zu den SS-Gedenksteinen vor seiner Bürotür fehlen sie ihm.
Von Kontext:Wochenzeitung
Feigheit ist das Letzte, was ich von meinem Volk erleben möchte
Roman Herzog 1999: „Ich habe es schon des Öfteren gesagt und wiederhole es hier bewusst: Für mich ist jeder Versuch, die Verbrechen des Nationalsozialismus aus der geschichtlichen Erinnerung auszublenden, letztlich nur eine besondere Form intellektueller Feigheit, und Feigheit ist das Letzte, was ich von meinem Volk erleben möchte.“
Um den Bundespräsidenten a. D. ist es in den vergangenen Jahren still geworden. Seit einiger Zeit lebt er im Schloss Jagsthausen (Landkreis Heilbronn), der Burg des legendären Götz von Berlichingen (1480 bis 1562). Laut „Bild“-Zeitung vom 5. November 2013 wohnt Roman Herzog dort mit seiner zweiten Frau, Alexandra Freifrau von Berlichingen (71), die er 2001 heiratete. Seine erste Frau Christiane war 2000 an einem Krebsleiden gestorben.
In der Götzenburg in Jagsthausen hat Herzog ein Arbeitszimmer, in Heilbronn sein offizielles Büro als ehemaliger Bundespräsident. Kaum 100 Meter von Herzogs Jagsthausener Arbeitszimmer entfernt stehen zwei große Gedenksteine für militärische Einheiten. Ende November 2013 war der eine mit einem frischen Kranz, der andere mit einem frischen Blumengesteck geschmückt. Alltag in Deutschland im November, könnte man meinen: Die Menschen gedenken ihrer toten Familienangehörigen.
Die Inschriften der beiden Gedenksteine verheimlichen aber mehr, als sie preisgeben. Das könnte so gewollt sein. Hinter den Inschriften „Unseren Kameraden – 17. PZ. GREN. DIV. ‚GÖTZ VON BERLICHINGEN'“ und „Den Gefallenen der PZ. DIV. WIKING – Errichtet von ihren Pionieren“ verbergen sich zwei Divisionen der Waffen-SS, die im Zweiten Weltkrieg an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt waren. Darüber will in Jagsthausen aber keiner sprechen. Niemand will sagen, wer die Steine aufgestellt hat und wer dort alljährlich im November frischen Blumenschmuck ablegt.
Die Soldaten dieser SS-Einheiten waren im Krieg nicht zimperlich. In der Zentralen Stelle der Landesjustizanstalten zur Verfolgung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg sind „insgesamt 16 Aktenbände recherchierbar, die Ermittlungen gegen Angehörige der SS-Divisionen ‚Götz von Berlichingen‘ und ‚Wiking‘ zum Gegenstand haben“. Im Buch „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ von Sönke Neitzel und Harald Welzer (2011 erschienen) werden die beiden SS-Divisionen „Götz von Berlichingen“ und „Wiking“ als äußerst brutal dargestellt. (…)
Link zum ganzen Artikel in der Kontext:Wochenzeitung:
http://www.kontextwochenzeitung.de/pulsschlag/147/schweigen-auf-der-burg-1977.html