Einen Offenen Brief zur Schließung des DRK-Kurheims Adelheidstift in Kirchberg/Jagst hat die Bundestagsabgeordnete Annette Sawade (SPD) geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Offenen Brief in voller Länge (siehe unten).
Informationen zusammengestellt von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Anmerkung der Redaktion:
Die Bundestagsabgeordnete Annette Sawade bezieht sich mit „Offener Brief“ auf ein Schreiben des Kirchberger Bürgermeisters Stefan Ohr an den DRK-Landesvorsitzenden Dr. Menz und dessen Geschäftsführer Heinz, der in Kopie an alle (Bundestags- und Landtags-Abgeordneten des Wahlkreises ging. In diesem Brief zeige sich Bürgermeister Ohr enttäuscht über die Schließung, bittet darum, diesen Entschluss nochmals zu ändern und lädt zu einem Gespräch ein – und bittet die örtlichen Abgeordneten um Mithilfe in dieser Sache. Es war somit ein Offener Brief für die Abgeordneten. Diese zusätzlichen Informationen zur Offenen Brief von Annette Sawade teilte Christian Gaus, Büroleiter der Bundestagsabgeordneten Sawade auf Nachfrage von Hohenlohe-ungefiltert mit.
Weitere Informationen und Kontakt:
ANNETTE SAWADE, Mitglied des Deutschen Bundestage, Wahlkreisbüro, Keltergasse 47, 74653 Künzelsau
Telefon: 07940 / 982 9947
Fax: 07940 / 982 4604
E-Mail: annette.sawade@wk.bundestag.de
Internet: www.annette-sawade.de
Wortlaut des Offenen Briefes von Annette Sawade zur Schließung des DRK-Kurheims Adelheidstift:
Ihr Offener Brief zur Schließung des DRK-Hauses Adelheidstift
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ohr,
besten Dank für die Übersendung Ihres Offenen Briefes an mich. Ich war auch ziemlich verwundert als ich aus der Zeitung von der Schließung des DRK-Hauses (Anmerkung der Redaktion: des Deutschen Roten Kreuzes) erfahren habe.
Ich hatte am vergangenen Montag (13.8.2012) in Stuttgart mit dem Präsidenten des Roten Kreuzes Baden-Württemberg, Herrn Dr. Menz und seinem Geschäftsführer Herrn Heinz ein längeres Gespräch über die Situation des Adelheidstiftes. Leider sieht die Situation wirklich nicht sehr gut aus. Wie Sie mit Sicherheit bereits wissen, ist jährlich ein Defizit von zirka 300.000 Euro auszugleichen. Die Belegung des Hauses ist zwar momentan gesichert, es gibt aber keine Wartelisten. So auch die Auskunft des Leiters des Stiftes, Herrn Starke.
Nur bei einer baulichen Investition von zirka elf Millionen Euro mit einer Erweiterung der Platzkapazität auf 100 Plätze könnte sich das Heim finanziell besser tragen. Eine Sicherheit dafür konnte dem DRK von Beratern und möglichen Investoren aber nicht gegeben werden. Ein Problem ist hier auch die zurückhaltende Bewilligungspraxis der Kassen. Verhandlungen mit den Kassen um eine Erhöhung des Tagessatzes hätten, so die Geschäftsführung, erhebliche Forderungen nach baulichen Investitionen zur Folge.
Ich habe den Eindruck, dass das Problem schon lange bekannt ist, man aber immer versucht hat, irgendwie das Heim aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich wäre ein früheres „SOS“ besser gewesen, auch um mehr Zeit zu einer Lösungsfindung zu haben.
Vielleicht findet sich, Herr Bürgermeister Ohr, aber im Umkreis von Kirchberg noch eine Immobilie, die sich dafür eignet und nicht diese hohen Investitionskosten benötigt? Vielleicht fragen Sie auch mal bei Ihren Kollegen nach?
Ich habe zugesagt, nochmal den Kontakt mit der AOK zu suchen. Ich finde es nicht korrekt, wenn für Mutter-Kind-Kuren mit Kindern ohne Behinderung die gleichen Sätze gezahlt werden, wie für Kuren mit behinderten Kindern. Ich persönlich finde es sehr traurig, dass gerade für diese Fälle offensichtlich bisher keine Lobby da ist, die sich für eine bessere Finanzierung einsetzt. Auch bei meinem Gespräch mit Landrat Bauer ist uns keine Lösung eingefallen.
Positiv habe ich aus dem Gespräch mit Herrn Dr. Menz mitgenommen, dass sie sich auf jeden Fall für eine optimale Lösung für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Adelheidstiftes einsetzen wollen. Diese haben ja in der Vergangenheit viele Einbußen zugunsten des Stiftes hingenommen, sie sollten jetzt nicht auch noch als Verlierer aus der Situation herausgehen, sondern eine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung finden. Auch der Leiter der Arbeitsagentur Herr Rebstock ist informiert – ich hatte das Problem bei meinem Besuch in der Agentur angesprochen – und er hat seine Unterstützung zugesagt.
Leider kann ich bei dem Gespräch im September nicht dabei sein (Beginn der Haushaltsberatungen im Bundestag), deshalb habe ich versucht, mir im Vorfeld ein Bild zu machen.
Gerne helfe ich weiterhin bei der Suche nach Interessenten, die das Adelheidstift beziehungsweise seine Angebote eventuell übernehmen könnten, damit diese wichtige soziale Einrichtung für die Mütter mit ihren Kindern nicht verloren geht.
Mit den besten Grüßen
Annette Sawade, MdB
Inhalt eines Offenen Briefes des Treffpunkts Poststraße Kirchberg/Jagst vom 24. Juli 2012:
Treffpunkt Poststraße, Fraueninitiative Poststraße 24, 74592 Kirchberg Kirchberg
Offener Brief
An die Presse: Hohenloher Tagblatt
An den Landesverband des DRK Baden-Württemberg
An die Belegschaft, den Betriebsrat und die Leitung des Adelheidstiftes in Kirchberg an der Jagst, Herrn Olaf Starke
An den Bundestagsabgeordneten Herrn Harald Ebner
An den Bürgermeister der Stadt Kirchberg an der Jagst, Herrn Stefan Ohr
An die Fraktionen des Gemeinderates der Stadt Kirchberg:
Aktive Bürger, Unabhängige Grüne Liste, Unabhängige Wählervereinigung
An die evangelischen Kirchengemeinden:
Kirchberg, Herrn Pfarrer Alfred Holbein, den Kirchengemeinderat
Lendsiedel, Herrn Pfarrer Herrmann Beck, den Kirchengemeinderat
Gaggstatt, Herrn Pfarrer Rainer Hinderer , dem Kirchengemeinderat
Lobenhausen, Frau Pfarrerin Karin Nelius-Böhringer, den Kirchengemeinderat
Zur Schließung des Kurheimes „Adelheidstift“ in Kirchberg:
Gerade rechtzeitig vor der „ Sommerpause“ wurden Tatsachen geschaffen. Mit Erschrecken haben wir in der Presse von der Schließung des „Adelheidstiftes“, der Kureinrichtung für Mütter mit behinderten Kindern und allgemein, Menschen mit Behinderung, gelesen.
Zu diesem Vorgang:
Wir sind bestürzt darüber, dass mit dieser Maßnahme das bundesweit letzte Haus, in das behinderte bedürftige Menschen, zur Regeneration und Erholung kommen können dem Rentabilitätsdenken zum Opfer fällt. Mütter mit behinderten Kindern sind eine Randgruppe der Gesellschaft und bedürfen ohne Frage der besonderen Fürsorge. Sie sind in außerordentlichem Maße auf adäquate, fachlich qualifizierte Pflege und Förderung angewiesen, also auf bestens fachlich qualifizierte Menschen die zu dem mit Empathie und emotionaler Intelligenz ausgestattet sind und entsprechend mit bedürftigen Menschen umgehen können. Diese Einrichtung mit dem in dieser Weise gut ausgebildeten Personal konnte diesen sehr individuellen Bedürfnissen der Patienten in besonderer Weise entsprechen.
Wir sind überzeugt, dass die Mütter mit ihren Kindern und die andere Patienten mit Behinderungen in Kirchberg in den richtigen Händen und in der richtigen Umgebung sind, dass das DRK-Kurheim „Adelheidstift“ aus unserer Stadt nicht wegzudenken ist. Über viele Jahre sind wir Kirchberger mit den dort arbeitenden Menschen und den Gästen zusammengewachsen. Immer wieder sind die Kurgäste willkommen in unserer Stadt. Sie beleben das „ Städtle“, nutzen die Angebote der Läden, der Gastronomie und nehmen an unseren Festen und vielfältigen kulturellen Veranstaltungen teil. Auch diese Tatsache trägt zum Kurerfolg bei. Wir wissen, dass das DRK viele gute Projekte finanziert.
Wir fragen:
Warum wird nicht weiterhin das Adelheidstift in Kirchberg gefördert? Wir sind der Auffassung, dass ein Haus unter der Ägide des DRK anderen Werten als allein denen der betriebswirtschaftlichen Rentabilität verpflichtet sein und bleiben muss. Basiert doch auf dem Prinzip der Mitmenschlichkeit die Motivation dem DRK-Verband Geld zu spenden!
Wir sind der Überzeugung, dass die Menschlichkeit nicht ein weiteres Mal auf der Strecke bleiben darf.
Wir erwarten von den Entscheidungsträgern des DRK- Verbandes, sich vertieft Gedanken über Möglichkeiten zum Erhalt der Einrichtung unter der Maxime der Menschlichkeit zu machen.
Von unserem Bürgermeister, Herrn Ohr, und dem Gemeinderat erwarten wir, dass er und der Gemeinderat sich für den Erhalt des Adelheidstiftes aktiv einsetzt und Möglichkeiten zum Erhalt der Einrichtung unter Einbeziehung kompetenter Bürger und Fachleute erörtert und entwickelt. Dieser Findungsprozess und die daraus erwachsenden Ergebnisse sollen öffentlich gemacht werden.
Von den kirchlichen Vertretern erwarten wir Stellungsnahmen zu dem Vorgang und ein Wort für die betroffenen Menschen.
Wir wissen:
Das Schicksal des Adelheidstiftes und der mit diesem Haus verbundenen Menschen geht uns alle an.
Die Vorstandsfrauen, Karin Greiner und Monika Hinderer und die Frauen vom Mittwochskaffee.
Anmerkung der Redaktion Hohenlohe-ungefiltert:
Im Internet besteht die Möglichkeit, eine Offene Petition zum Erhalt des Adelheidstifts in Kirchberg/Jagst zu unterschreiben:
Weitere Informationen zum Adelheidstift in Kirchberg/Jagst in Hohenlohe-ungefiltert:
“Vielfalt leben – Gemeinsam für den Erhalt des Adelheidstifts” – Offene Petition für Behindertenkurheim in Kirchberg/Jagst unterschreiben https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=14257