„Mehr Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeit“ – Warnstreiks bei Recaro, Optima und Getrag

Die IG Metall ist sehr zufrieden mit der Beteiligung an den Warnstreiks bei Optima und Recaro in Schwäbisch Hall sowie Getrag in Neuenstein. Insgesamt 800 Beschäftigte legten dort die Arbeit nieder.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Forderung: 6,5 Prozent mehr Lohn

Die IG Metall fordert in der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie 6,5 Prozent mehr Lohn, die Übernahme der Auszubildenden in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis sowie mehr Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeit.

Arbeitgeber bieten drei Prozent

Seit einer Woche sind die Beschäftigten in der Region zu Warnstreiks aufgerufen. Erreicht werden soll ein verbessertes Angebot der Arbeitgeber. Bisher bieten sie drei Prozent mehr Geld und wollen eine Ausdehnung der Arbeitszeit. Zu den Forderungen bezüglich Übernahme und Leiharbeit gibt es von ihrer Seite keine konstruktiven Antworten. Die Antwort auf dieses Angebot, das für Heidi Scharf schlicht „eine Provokation“ darstellt, sind fast 4.000 Warnstreikende allein in der Region, landesweit 124.000.

Beschäftigte zeigten sich solidarisch

200 Beschäftigte von Recaro in Schwäbisch Hall machten sich zur Warnstreikkundgebung beim Nachbarbetrieb Optima auf den Weg. Dort trafen sie auf die genauso zahlreichen Kolleginnen und Kollegen des Verpackungsmaschinenherstellers. Solidarisch zeigten sich die IG Metaller des Saunaherstellers Klafs und kamen mit einer großen Gruppe von zwanzig Beschäftigten.

Tarifbindung bei Optima erreichen

„Die Beteiligung übertrifft unsere Erwartungen“, freuen sich die Metallerinnen von Recaro. Auch Rainer Koch, Betriebsratsvorsitzender von Optima ist sehr zufrieden mit dem Engagement seiner Kolleginnen und Kollegen. Sein Betrieb ist noch nicht tarifgebunden und ob in Zukunft dort eine Tarifbindung erreicht werden kann, „wird wesentlich davon abhängen, wie viele Kolleg/-innen sich an unseren Protest-Aktionen beteiligen“, mobilisierte die IG Metall die Beschäftigten im Vorfeld des Warnstreiks.

Weitere Informationen und Kontakt:

IG Metall Schwäbisch Hall, Haller Straße 37, 74523 Schwäbisch Hall

Internet: www.schwaebisch-hall.igm.de

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„Braune Wurzeln in BKA und BND“ – Gedenkrede 2012 von Martina Renner in Schwäbisch Hall-Hessental

Eine Gedenkrede an der KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall-Hessental hat die thüringische Landtagsabgeordnete Martina Renner (DIE LINKE) am 5. April 2012 gehalten. Das ehemalige Konzentrationslager Hessental, beim Bahnhof in Schwäbisch Hall-Hessental, war ein Außenlager des KZ Natzweiler im Elsaß. Martina Renner ist innenpolitische Sprecherin ihrer Landtagsfraktion und stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

Von Martina Renner, Abgeordnete der Frakion Die Linke im Landtag Thüringens

Sehr geehrte Anwesende, liebe Kollegen und Kolleginnen, liebe Kameradinnen und Kameraden,

heute (Anmerkung: am 5. April 2012) erinnern wir an den Hessentaler Todesmarsch. Von hier sollten die Geschundenen und Gemarteten des Zwangsarbeiterlagers am 5. April 1945 in das Außenlager Allach des KZ Dachau gebracht werden. Zuerst mit dem Zug, dann zu Fuß kam dies für viele in den letzten Tagen des faschistischen Regimes ein Todesurteil gleich. Die ausgezehrten und unterernährten Häftlinge starben an Entkräftung oder den Misshandlungen der SS und Wachmanschaften. Den Toten wird hier ein Name gegeben, hier gedacht. Die Überlebenden wurden befreit. Sie sind die Zeitzeugen.

Private, schmerzhafte, erschütternde biographische Notizen

Es ist ein großes Glück für uns, dass einige der ehemaligen Häftlinge bereit waren ihre Lebenserinnerungen preis zu geben. Private, schmerzhafte, erschütternde biographische Notizen. Was wäre die Erinnerungsarbeit ohne diese Interviews, Dokumentationen, Fotosammlungen, Zeichenskizzen. Alle, die sich wie ihre Initiative um ein würdiges Gedenken aber auch eine um die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen bemühen stehen vor einer großen Herausforderung. Die Zeitzeugen verlassen uns. Wer soll nun in die Schulklassen gehen, wer pflegt das Andenken, wer kann Emotionen wecken und berühren?

Wichtiges Projekt: „Die Zeugen der Zeugen“

Eine Antwort ist ein Projekt, das an der Gedenkstätte Neuengamme entwickelt wurde. „Die Zeugen der Zeugen“ ist der Name. Jugendliche und junge Erwachsene begleiten Überlebende über viele Wochen. Ein junger Mensch trägt die Verantwortung für die Weitergabe der Biographie eines Zeitzeugen. Nach und nach übernimmt der Zeuge des Zeugen unter Anwesenheit des Überlebenden die Vermittlung dessen Lebensgeschichte, nach und nach findet er sich in dessen Biographie ein, eine Biographie die dem jungen Menschen sehr nahe kommt, denn viele der damaligen Häftlinge waren ja selbst Jugendliche und das schafft Nähe und Vertrauen. Die jungen Menschen nehmen die Perspektive der Opfer ein und werden Mittler.

Perspektive der Opfer fehlt oft

Die Perspektive der Opfer, das ist das, was uns oft fehlt. Diese Erkenntnis haben viele antifaschistisch Engagierte die letzten Monate mit Bitternis feststellen müssen. Wir wussten um die braunen Wurzeln in BKA und BND, wir wussten um all die Nazis in Politik und Justiz nach 1945. Wir wussten um die Netzwerke der stillen Hilfe für ehemalige Naziverbrecher. Wir wussten um die Geschichte des rechten Terrors von Wehrsportgruppe Hoffmann, Bajuwarische Befreiungsfront, Wiking-Jugend usw. Wir wussten um paramilitärische Übungen, Waffen und Sprengstoff bei den Neonazis.

Empört Euch!

Neben dem riesenhaften Versagen des Staates bei der Einordnung, Verfolgung und einer frühzeitigen Verhinderung des NSU-Terrors, steht die Scham der Zivilgesellschaft. Warum haben wir die Hilferufe der Angehörigen, der Migranten-Community nicht gehört. Warum haben wir nicht jedes Mal einen Leserbrief geschrieben, wenn von Dönermorden die Rede war. Warum haben wir uns nicht empört, als Roma und Sinti für den Mord an der Polizistin in Heilbronn verantwortlich gemacht werden sollten. Die Polizei erklärte zum Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter 2007 öffentlich man suche die Täter im „Zigeunermilieu“. Ausreichend für diese rassistische Verdächtigung war der Umstand, dass Roma-Familien in der Region ihr Lager aufgeschlagen hatten und ein Busverkehr nach Rumänien auch Heilbronn anfuhr. Wer hat sich eigentlich damals außer dem Zentralrat der Sinti und Roma über diese rassistische Verdächtigung empört? Wo war unsere Solidarität?

Frauen neigen noch stärker zu rassistischen Vorurteilen als Männer

Ich möchte uns nicht pessimistisch stimmen, aber nachdenklich. Eine Schlussfolgerung aus dem historischen Faschismus, aber auch dem Neonaziterror ist, dass wir den ideologischen Wurzeln genau so viel Aufmerksamkeit schenken müssen, wir den faschistischen und neofaschistischen Organisationen und Gewalttaten. Gestern wie heute sind Theorien der Ungleichheit der Menschen in diesem Land mehrheitsfähig. Das hat nichts mit Ost und West zu tun, so wie hüben dem Antisemitismus mehr zugesprochen wird, ist es drüben der Rassismus. Das hat nichts allein mit Bildungsstand zu tun, wer schon mal auf einer Sarrazin-Lesung war, wird sich umzingelt fühlen von Akademikern und bürgerlich Situierten. Das hat auch nichts mit dem Geschlecht zu tun. Frauen neigen sogar noch stärker zu rassistischen Vorurteilen als Männer. Die Vorstellung, die Menschen sind qua Geburt, qua Herkunft ungleich ist dominant. Jeder der dagegen argumentiert, ist Sozialromantiker, sagt das Feuilleton, Inländerfeind sagt die NPD. Das ist der Resonanzboden des Naziterrors, nicht im Sinne eines simplen Basis-Überbau-Modells, sondern als Bezugsrahmen der Neonazis. Diese wähnen sich tatsächlich als Vollstrecker eines vermeintlich breit gefühlten Volkswillens.

Liebe Initiative, sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen,

wer Widerstand gegen den deutschen Faschismus übte, begab sich in Lebensgefahr. Nur eine Minderheit widersprach der Ideologie, bereicherte sich nicht an jüdischem Eigentum, tat nicht mit. Nur wenige steckten den Häftlingen auf den Todesmärschen Essen zu, nur wenige sprachen darüber, was sich vor ihrer Haustür vor ihrem Fenster abspielte. Mutige gab es, aber wenige. Heute kostet es nichts mutig zu sein. Aber es fällt uns schwer. Jeden Tag haben wir zigfach die Gelegenheit. Wir wundern uns über die Mordserie des NSU, über deren Rassenkrieg, ähnlich dem des Ku-Klux-Clan. Warum wundern wir uns? Wir sind umgeben von Rassismus gegen Muslime, Polen, Griechen – was eben gerade so auf der Agenda der Hassredner oben steht. Es ist ein mühsames Geschäft, das Engagement gegen Rassismus. Wer war schon mal in einer Moschee, obwohl diese jährlich einen Tag der offenen Tür durchführen? Wer traut sich im Betrieb zu sagen: „Wir sind alles Griechen“ – was dort an Sozialkahlschlag passiert, ist das Labor einer aggressiven kapitalorientierten europäischen Wirtschafts- und Finanzpolitik der Enteignung privater Einkommen und Kleinstvermögen.

Rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung abbauen

Welche Ängste wurden im Zusammenhang mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Folge der EU-Osterweiterung geschürt. In den Erinnerungen des Überlebenden Jakob Gutman, die Sie als Initiative veröffentlicht haben, heißt es: „Mit Lügen und Gewalt haben die Nazis ihre Pläne zur methodischen Vernichtung der europäischen Juden durchzusetzen versucht.“ Diese beiden Seiten des Faschismus müssen wir weiter thematisieren. Die Lügen und die Gewalt. Der Kampf gegen die neuen Nazis kann nur gelingen, wenn langfristig rassistische und rechtsextreme Einstellungen in der Bevölkerung abgebaut werden. Den Lügen treten wir mit Aufklärung gegenüber, die Gewalt erfährt unseren Widerstand. Wir müssen klar sagen: in einem Land, in dem Menschen Angst haben müssen, allein auf Grund ihrer Herkunft Opfer einer neonazistischen Gewalttat zu werden, in so einem Land wollen wir nicht leben.

Demokratie in Schwäbisch Hall und Erfurt verteidigen

Statt deutscher Interessen am Hindukusch müssen wir die Demokratie in Schwäbisch Hall und Erfurt verteidigen. Unsere Bezugspunkte sind ein konfessions- und weltanschaulich übergreifender Antifaschismus, die Grund- und Bürgerrechte für alle Menschen in diesem Land, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit statt Spaltung und Diskriminierung. Wir sind nicht von gestern, auch wenn das uns Neoliberale, Zyniker und Neue Rechte glauben machen wollen. Sondern wir schauen nach dem morgen und übermorgen in einem demokratischen Europa, das die Lehren aus dem Faschismus gezogen hat. Uns können mordende Neonazis in Norwegen so wenig egal sein, wie Schwarzhemden in Ungarn. Viele von Ihnen sind gewerkschaftlich aktiv, sie haben schon lange erkannt, dass die Verteidigung der Arbeitnehmerrechte und die Erkämpfung von sozialen Standards in den transnationalen Konzernen unter den Bedingungen der Globalisierung nur erfolgreich ist, wenn wir uns wenigstens europaweit vernetzen.

Opfern rechter Gewalt juristisch, psychologisch und finanziell helfen

Bei der Auseinandersetzung mit dem Neonazismus ist es ähnlich. Dafür kann die Erinnerungsarbeit ein wichtiger Impuls sein. Sie war schon immer international. Jedes Jahr wehen die Fahnen aus den Herkunftsländern der Verfolgten in der Gedenkstätte Buchenwald am Tag der Befreiung. Wir stehen vor vielen Herausforderungen. Was wir brauchen ist die lebendige Zeugenschaft des Nationalsozialismus; Die Bereitschaft von Schulen und Bildungseinrichtungen das Thema Nazismus nicht allein im Geschichtsunterricht zu behandeln, sondern in einer demokratischen Schule interkulturelles und interreligiöses Lernen und Leben fest zu verankern. Wir sollten den Opfern rechter Gewalt nicht nur Gehör schenken, sondern ihnen beiseite stehen in juristischen, psychologischen, sozialen Fragen.

Zwischen 1990 und 2011: Acht Todesopfer rechter Gewalt in Baden-Württemberg

Der Berliner Tagesspiegel führt eine Chronik der Todesopfer rechter Gewalt, die weit mehr Morde auflistet, als die offiziellen Polizeistatistiken. Für Baden-Württemberg sind für die Jahre 1990 bis 2011 8 Morde vermerkt, nur drei davon wurden offiziell als rechtsextreme Tat anerkannt. Eine Aufgabe ist es jetzt, Druck auf die Behörden und Politik zu machen, die rassistischen/neonazistischen Hintergründe der Taten endlich anzuerkennen. In Sachsen gibt es erste Erfolge. Zu einer Tat hat Polizei und Justiz ihre Einschätzung, dass ein politischer Hintergrund fehlte, nun revidiert. Weitere Überprüfungen sind von der dortigen Staatsregierung angekündigt. Wir brauchen diese Diskussion in jedem Bundesland und Menschen, die bereit sind diese zu führen. Es gilt jeder Verharmlosung, Relativierung oder Beschönigung des Nationalsozialismus UND der neuen Nazis entgegenzutreten.

Neonazis jede Form von staatlicher Unterstützung entziehen

Gestern wie heute gilt. Faschistische Ideologie und Praxis ist mit Nichts gleichzusetzen oder zu vergleichen. Dem Rechts-Links-Gewäsch einer unwissenschaftlichen und ahistorischen Extremismusdoktrin müssen wir entschieden widersprechen. Wir brauchen praktische politische Schritte in Bund und Land, um Neonazis jede Form von staatlicher Unterstützung zu entziehen, angefangen bei einem NPD-Verbot, aber dieses nicht allein, sondern auch Verbot aller militanten Organisationen und Stop von Fördermitteln wie Existenzgründerdarlehen, Mittel aus Denkmalschutzbehörden etc. an Neonazis. Wir brauchen eine menschenrechtsorientierte Polizei, die gegen Rassismus in den eigenen Reihen vorgeht und Ermittlungsarbeit ohne gruppenbezogene Vorurteile ausübt.

Über Existenzberechtigung eines Geheimdienstes in einer Demokratie nachdenken

Wir müssen über die Existenzberechtigung eines Geheimdienstes in einer Demokratie nachdenken und die Verantwortung für das Versagen des Staates bei dem Entstehen und Wirken des Naziterrors klären. Antifaschismus ist kein historisch abgeschlossenes Projekt. Wir übergeben den Staffelstab von der Generation der Zeitzeugen, über unsere Generation, die sich mit den Verbrechen der Väter und Großväter beschäftigen musste zu einer neuen Generation, die überall in Deutschland auf der Straße sitzt, wenn Neonazis aufmarschieren. Somit wird uns nicht bange: „Nie wieder Faschismus“ ist keine Floskel, keine Vergangenheit, sondern Prüfstein der Demokratie in Europa.

Weitere Informationen und Kontakt:

http://schwaebisch-hall.vvn-bda.de/

http://www.kz-hessental.de/Ge_fr.html

Martina Renner, MdL DIE LINKE ( Thüringen): http://www.martinarenner.de/

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„Tier[isch] was los!“ – Kinderfest am Mittwoch, 16. Mai 2012, in Schwäbisch Hall

Wunderschöne Stadteinfahrtstafeln, die mit viel Liebe und Kreativität von Tageseinrichtungen für Kinder und von Schulen gestaltet wurden, weisen darauf hin: Am Mittwoch, 16. Mai 2012, ist Kinderfest in Schwäbisch Hall.

Von der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall

Zirka 1.700 Luftballons starten

Schon in der Nacht vor dem Kinderfest sind Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums bei St. Michael gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Werkhofs damit beschäftigt, 2.500 Luftballons mit Gas zu befüllen. In den Tageseinrichtungen für Kinder helfen Eltern den Erzieherinnen und Erziehern beim Befüllen. Dort starten zirka 1.700 Luftballons.

Kinder wecken den Oberbürgermeister

Nachdem der Tag mit dem Zug der Kleinen Sieder durch die Stadt beginnt, die auch den Oberbürgermeister wecken, treffen sich die Schulkinder zu dezentralen Gottesdiensten und laufen dann im Sternmarsch von der Katharinenkirche, dem Landratsamt und der Urbanskirche durch die Stadt zum Marktplatz. Musikalisch begleitet werden die drei Züge vom Großen und Kleinen Siedershof und vom Orga-Team.

Michelbacher Bilzköpfe und die Brass Kids

Um 10.30 Uhr eröffnet der 1. Hofbursche des Großen Siedershof das Programm. Oberbürgermeister Pelgrim, der wie immer von den Kleinen Siedern aus dem Rathaus abgeholt und auf den Marktplatz begleitet wird, begrüßt die Kinder auf der Treppe und zählt mit ihnen den Countdown zum großen Luftballonstart. Das Bühnenprogramm gestalten wieder die Michelbacher Bilzköpfe und die Brass Kids vom Evangelischen Schulzentrum Michelbach und der Chor der Realschule Schenkensee.

50 Gutscheine fürs Globe-Kindertheater

50 Kinder werden für einen Gutschein zum Besuch des Kindertheaters im Globe ausgelost, wenn ihre Luftballonkarte unter den Zurückgesendeten ist. Und wer mit dem Oberbürgermeister Eis essen gehen möchte, der sollte die Quizfrage richtig beantworten – ob es klappt, entscheidet ebenfalls die Losfee. Und natürlich tritt das Orga-Team auch in diesem Jahr mit einem Überraschungstanz auf. Der Tradition folgend, erhält jedes Kind an diesem Tag eine süße Kinderfestbrezel, die von den Bäckereien der Stadt eigens dafür gebacken wird.

Kocherhangeln und Baumklettern

Am Nachmittag geht das bunte Treiben ab 14 Uhr weiter. Neben vielen neuen Aktionen sind auch die beliebten Angebote wie Kocherhangeln, Baumklettern, Geschicklichkeitsparcours, Kinderschminken, Kistenstapeln, Krabbeltunnel, Rollenbahn, Hüpfkissen, Wettspritzen und Zirkus wieder dabei. Fast 80 Institutionen, Einrichtungen und Vereine haben sich zum Motto „Tier[isch] was los!“, Tolles ausgedacht.

„Zukunft für junge Menschen“

Dabei sind unter anderem städtische und kirchliche Kindergärten sowie Kindergärten anderer Träger, die Feuerwehr, die Jugendverkehrsschule, die Bürgerstiftung „Zukunft für junge Menschen“, die Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim, die Kunsthalle Würth, die Kinder- und Jugendarbeit der Stadt Schwäbisch Hall, der Deutscher Kinderschutzbund, das Ambulante Kinderhospiz, die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik, die Jugendfeuerwehr, das Trommelhaus, die Süddeutsche Gemeinschaft, die B&B Selbstsicherheitsschule und viele andere.

Tanz-, Ballett- und Musikvorführungen

Spiel und Spaß warten auf dem Markt-, dem Sparkassen- und dem Haalplatz sowie auf dem Unterwöhrd. Fleißige Kuchenbäckerinnen und -bäcker bereichern die Bewirtungsstände. Im Globe und auf der Bühne am Marktplatz zeigen Vereine, Tanzschulen und andere Einrichtungen ihr Können. Tanz-, Ballett- und Musikvorführungen werden zu sehen sein, aber auch Brasilianischer Kampftanz, Einradfahren, Bewegungsspiele, Selbstsicherheitsvorführungen, Trommeln und Ausschnitte aus „Das tapfere Schneiderlein“.

Kinderdisco im Alten Schlachthaus

Fleißige Kuchenbäckerinnen und -bäcker bereichern die Bewirtungsstände der Grundschule Gailenkirchen (Marktplatz), der Jugendfeuerwehr (Sparkassenplatz), der Wolfgang-Wendlandt-Schule (Haalplatz) und des Orga-Teams (Unterwöhrd). Mit dem Abschlusstanz der Kleinen Sieder um 17 Uhr auf dem Grasbödele endet das Kinderfest 2012, doch für die Sechs- bis Zwölfjährigen geht es noch bis 19 Uhr im Alten Schlachthaus mit Disco weiter.

Eine Busfahrt kostenlos

Der Stadtbus Schwäbisch Hall bietet auch in diesem Jahr wieder an, dass Kinder bis zu elf Jahren, die mit dem Bus kommen, mit dem Fahrschein für die Hinfahrt umsonst zurück fahren können.

Weitere Informationen und Kontakt:

Stadtverwaltung Schwäbisch Hall, Fachbereich Jugend, Schule und Soziales, Astrid Winter

Telefon: 0791/751 392

Internet:

www.schwaebischhall.de

www.facebook.com/schwaebischhall

www.twitter.com/ob_schwaebhall

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„Farbe, Ton, Licht und Video“ – Musikalische Ausstellungseröffnung heute (Freitag) in Aalen

Eine musikalische Vernissage mit Günther Reger und Eddy Cichosz gibt es am heutigen Freitag, 11. Mai 2012, ab 19 Uhr, im Weinmusketier Aalen (Bahnhofstraße 119, 73430 Aalen).

Von Nicole Stillhammer, (Festivalbüro), kunterbunt e.V, Aalener Jazzfest

Multimediales Instrumentarium

Der Maler und Saxofonist eröffnet persönlich am 11. Mai 2012 seine Ausstellung im Aalener Weinmusketier, die bis zum 7. Juli zu sehen ist. Malender Musiker oder klangbildnerischer Maler? Bei Günther Reger verliert das „oder“ seine Bedeutung, greift doch der geborene Heidenheimer für seine Performances und seine dauerhaften Werke in ein wahrhaft multimediales Instrumentarium mit Farbe, Ton, Licht und Video.

„Installation mit auftauenden Instrumenten“

Geboren in Heidenheim, prägt ihn das Studium der Malerei im Berlin der aufmüpfigen 1970er Jahre. Unterschiedlichste Pole markieren seine künstlerische Laufbahn. Von der „Installation mit auftauenden Instrumenten“ auf der Documenta 8 und der Musikperformance „WAKAPI“ für das Goethe-Institut und „Images in Lightbox Phase I Bühnenmodell“ für die Multimediamesse in Stuttgart bis zu Rockjazz auf dem Montreux Festival, Krautrock mit Kraan und der Tournee mit Willy de Ville reicht das erstaunliche künstlerische Spektrum Regers.

Bilder in Mischtechnik, abstrakt, rätselhaft, in überraschenden Farb- und Materialkompositionen

Die Ausstellung eröffnet der Musiker Reger mit seinen Saxofonen im Dialog mit dem Aalener Schlagwerker Eddy Cichosz. Im Aalener Weinmusketier präsentiert die Galerie Zaiss den Maler Reger. Bilder in Mischtechnik, abstrakt, rätselhaft, in überraschenden Farb- und Materialkompositionen, immer wieder eines der Leitmotive in Regers Werk darstellend: den Kreis, rätselhaft schimmernd, schillernd, leuchtend, sich gegen jede Interpretation wehrend und doch augengleich vertraut.

Montag bis Samstag geöffnet:

Günter Regers Ausstellung ist wochentags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr im Weinmusketier in der Bahnhofstraße 119 in Aalen zu besichtigten.

Weitere Informationen und Kontakt:

Nicole Stillhamme, (Festivalbüro), kunterbunt e.V., Aalener Jazzfest, Bahnhofstraße 119, 73430 Aalen

Telefon: +49 (0) 7361 555160

Fax: +49 (0) 7361 555161

E-Mail: nicole@aalener-jazzfest.de

Internet:

www.aalener-jazzfest.de

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„Banken müssen mit Nahrungsmittel-Spekulation aufhören“ – Bankenspaziergang in Schwäbisch Hall am Samstag

Zum Bankenspaziergang lädt die attac-Gruppe Schwäbisch Hall am Samstag, 12. Mai 2012, um 11 Uhr ein. Die Akton beginnt vor der VR-Bank im Kocherquartier, begleitet von Samba Salina.

Von Uli Simon und Uli Gierschner von der attac-Gruppe Schwäbisch Hall

Öffentlichen Druck erzeugen

„Wir wollen nochmals öffentlichen Druck machen, dass die Banken endlich mit der Spekulation mit Nahrungsmitteln aufhören und dem Beispiel der Sparkassen-Gruppe/Deka folgen.“ Der Bankenspaziergang gestaltet attac gemeinsam mit den Grünen, dem Katholischen Bildungswerk und der SPD.

Rückblick auf die bisherigen Veranstaltungen unserer Veranstaltungswochen:

Alle waren sehr gut besucht und inhaltlich sehr interessant. Die Veranstaltung am Mittwoch, 9. Mai 2012, musste leider wegen Erkrankung des Referenten ausfallen.

Noch vier Veranstaltungen liegen vor uns:

Freitag, 11. Mai 2012, 19 Uhr: Medienraum des Hällisch Fränkischen Museums, Keckenhof 6

Können Banken auch anders?

Wilfried Münch, Leiter der GLS-Bank-Filiale in Stuttgart.

Können Banken tatsächlich nachhaltig und verantwortungsbewusst wirtschaften? Gibt es tatsächlich die Möglichkeit, dass sich eine Bank nicht auf die Jagd nach der größten Rendite begibt, sondern mit Anlagen, die auch ethisch vertretbar sind, am Markt besteht? Kann man als Kunde tatsächlich sein Geld so anlegen, dass man selbst versteht, wo es gerade „arbeitet? Ja, sagt die GLS-Bank und wirtschaftet schon seit 1974 mit einem alternativen Geschäftmodell.

Freitag, 11. Mai 2012, 20 Uhr: Musiksaal, Haus der Bildung, Salinenstraße 6–10

Akteure oder Getriebene?

Die Rolle der Banken, der Medien und der Politik in der Finanzkrise

Mit: Evelyne Gebhardt, Mitglied des europäischen Parlaments, Nicolette Kressl, Mitglied des Bundestags, Nik Sakellariou, Mitglied des Landtags, Hermann Josef Pelgrim, Oberbürgermeister, Schwäbisch Hall

Moderation: Tanja Kurz, Redaktionsleiterin des Haller Tagblatts

Veranstalter: SPD Schwäbisch Hall

Samstag, 12. Mai 2012, 11 Uhr: Bonhoeffer-Platz (VR-Bank)

Bankenspaziergang

Samba, Straßentheater, Action, Kurz-Infos. Der bunte Bankenspaziergang steht unter dem Motto: „Verbietet endlich die Spekulation mit Nahrungsmitteln!“ Er beginnt vor der VR-Bank, dann geht es zur Post-/Deutsche Bank. Dann zur BW-Bank und zur Commerzbank am Milchmarkt.

Veranstalter: attac, Die Grünen/B90, Katholisches Bildungswerk Kreis Schwäbisch Hall und SPD Schwäbisch Hall

Dienstag, 15. Mai 2012, 20 Uhr: Brenzhaus, Mauerstraße 5

Let’s make money

Film von Erwin Wagenhofer, österreichischer Filmautor. Der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer setzt mit „Let‘s Make Money“ seine Globalisierungskritik fort, die mit dem Film „We Feed the World“ begann. In „Let‘s Make Money“ begleitete er Investmentbanker und Fondsmanager über mehrere Jahre durch die oft undurchsichtige Finanzwelt. Seine Reise auf der Spur des Geldes führt ihn unter anderem in das Finanzzentrum London, auf den afrikanischen Kontinent, nach Indien, auf die Kanalinsel Jersey, in die Berge der Schweiz und an die Costa del Sol.

Veranstalter: Evangelische Gesamt-Kirchengemeinde Schwäbisch Hall und Evangelisches Kreisbildungswerk

Montag, 21. Mai 2012, um 19.30 Uhr: Brenzhaus Schwäbisch Hall

Einen mit Sicherheit interessanten philosophischen Beitrag, nämlich einen Vortrag von Christian Horn über Georg Simmels „Philosophie des Geldes“. Er findet am Montag, 21. Mai 2012, um 19.30 Uhr im Brenzhaus statt (im Rahmen des diesjährigen „Philosophischen Cafés“).

Uli Simon: „Bei unserem heutigen Informationsstand hat mich ein Bekannter auf eine äußerst interessante „Nachdenkseite“ (www.nachdenkseiten.de) hingewiesen. Die ist diesem Mail angehängt. Die dort abgebildeten Schaubilder machen deutlich, dass die krass steigende Staatsverschuldung in den Mittelmeerländern vor allem der Finanzkrise, sprich der Finanzspekulationen geschuldet sind. Es ist aber den Mächtigen gelungen, das Wort „Finanzkrise“ durch das Wort „Staatsschuldenkrise“ in den Meinungsmedien zu ersetzen und damit von den Ursachen der wachsenden Staatsschulden abzulenken. Und die Hauptursache ist eben nicht eine verschwenderische Haushaltspolitik dieser Länder… Dazu passt dann das Zitat des ehemaligen Goldman Sachs-Managers und heutigen Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi: „Das Sozialstaatsmodell hat ausgedient“.

Amerikanische Häuserkrise, Lehman-Pleite, Finanzkrise, Staatenkrise…

Seit nunmehr 2007 überschlagen sich die Ereignisse. Von der amerikanischen Häuserkrise, über die durch die Lehman-Pleite ausgelöste Bankenkrise hin zur Staatsschuldenkrise in Europa. Rettungspakete von Hunderten von Milliarden Euro wurden geschnürt und in wenigen Tagen mit dem Hinweis auf die ominösen Märkte als „alternativlos“ durch die Parlamente geschleust. Das Volumen der weiter unkontrolliert agierenden Hedgefonds steigt wieder steil an. Schwäbisch Haller Kirchen, Bildungseinrichtungen, Verbände, Parteien, Organisationen und Gewerkschaften haben sich zusammengefunden, um in einer Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Spielkasino Finanzmarkt – Wo ist hier der Notausgang?“ nach Antworten auf viele offene Fragen zu suchen, Fragen wie zum Beispiel: Ist unser Wohlstand durch das weltweite Spielcasino auf den Finanzmärkten gefährdet? Warum werden die Spekulationen mit Nahrungsmitteln nicht gestoppt? Blockieren die Banken-Rettungsprogramme dringend notwendige Investitionen für die kommenden Generationen? Investitionen zum Beispiel in Bildung, Energiewende und Klimaschutz? Warum werden die Super-Reichen in der Finanzkrise immer noch reicher und warum werden sie als Hauptnutznießer nicht an den Krisen-Kosten beteiligt? Warum wird jede Handwerker-Leistung mit Mehrwertsteuer belegt, aber nicht Finanzgeschäfte? Wann kommt endlich die Finanztransaktionssteuer? Wo bleibt die soziale Gerechtigkeit? Was muss geschehen, um Demokratie und soziale Gerechtigkeit in Europa zu sichern und weiterzuentwickeln?

Bei allen Unterschieden in der Bewertung und Analyse einzelner Sachverhalte eint uns das Ziel, eine bürgerschaftliche Diskussion in Hall anzustoßen, um für demokratische, sozial gerechte Alternativen zu werben. Wir laden Sie herzlich ein die Veranstaltungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zu besuchen. Für die inhaltliche Ausrichtung sind die jeweiligen Veranstalter verantwortlich.

Häufig gestellte Fragen: Was ist angesichts der hohen Staatsschulden am Fiskalpakt so falsch?

Von Wolfgang Lieb

Der steile Anstieg der Staatsverschuldung in den letzten Jahren macht viele Menschen besorgt. Mit dem Fiskalpakt soll – nach deutschem Vorbild – eine „Schuldenbremse“ auf europäischer Ebene festgeschrieben werden. Das ist doch vernünftig oder etwa nicht?

Vorbemerkung: Es soll hier in erster Linie nicht um die Frage gehen, ob eine „Schuldenbremse“, wie sie in Deutschland vor einiger Zeit sogar ins Grundgesetz eingefügt worden ist, sinnvoll ist und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind. Es geht hier zunächst nur um die aktuell anstehende Entscheidung über die Ratifikation des auf der Ebene der Regierungschefs ausgehandelten Fiskalpakts, der eine Schuldenbremse nunmehr für alle Unterzeichnerstaaten vorschreibt, um Europa aus der Krise zu führen.

Was ist angesichts der hohen Staatsschulden am Fiskalpakt so falsch?

Vor allem in Deutschland ist es unter dem Einfluss der Bankenlobby und mit Hilfe von sogenannten Finanz-Experten sowie der Meinungsmache der einflussreichsten der Medien gelungen, die Banken- und Finanzkrise politisch in eine „Staatsschuldenkrise“ umzudeuten. Nur eine „Schuldenbremse“ könne aus der „Staatschuldenkrise“ wieder herausführen, so lautet das gängige Rezept. Mit der Einführung des Begriffes der „Staatsschuldenkrise“ ist es gelungen, die Ursache für die Eurokrise – von den Finanzmärkten weg – einer unsoliden Finanzpolitik der europäischen Staaten zuzuschieben.

Alle verfügbaren Daten belegen jedoch glasklar, dass welt- und europaweit die Staatsschulden vor allem nach der Finanzkrise dramatisch gestiegen sind.

Auch wenn man die jährliche Neuverschuldung im Verhältnis zur jeweiligen Wirtschaftsleistung betrachtet, so lag diese von 2001 bis 2005 im Euroraum zwischen zwei und drei Prozent, 2006 und 2007 sogar in einer Spanne von unter einem bis unter zwei Prozent. Selbst in den jetzt von der Eurokrise am meisten betroffenen Ländern lag sie vor der Finanzkrise nur ein wenig höher als in den „starken“ Ländern wie etwa Deutschland oder Frankreich. Das jetzt rettungs(schirm)bedürftige Spanien konnte sogar jahrelang Haushaltsüberschüsse erzielen und hatte 2007 noch einen Staatsverschuldung von weniger als 40 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt – also sogar weit unter der Maastricht-Obergrenze von 60 Prozent. Noch heute liegt das zu den besonders gebeutelten „PIGS-Staaten“ (pig heißt englisch Schwein!) gezählte Spanien unter der Verschuldungsquote Deutschlands. (Vgl. die Grafiken oben, siehe dazu auch das Handelsblatt)

In Folge der Finanzkrise stiegen die Defizite aufgrund der Kosten für die Bankenrettung und teilweise durch die erforderlich gewordenen Konjunkturprogramme zur Stabilisierung der abstürzenden Realwirtschaft dramatisch an. Allein in Deutschland in den Jahren 2009 und 2010 auf bis über 83 Prozent.

Quelle: Haushaltssteuerung

Alle diese Daten belegen, dass die Eurokrise ihre Ursache nicht in der staatlichen Geldverschwendung hat oder darin liegt, dass die Menschen in Europa „über ihre Verhältnisse“ lebten. Die Ursache lag ganz überwiegend in der Finanzkrise und den danach beschlossenen politischen Rettungsmaßnahmen.

Wenn jedoch schon die Diagnose der Ursachen für die „Staatsschuldenkrise“ falsch ist, dann kann auch die Therapie mit einer „Schuldenbremse“ nicht richtig sein. (Siehe dazu „Fiskalpakt: Selbstmord aus Angst vor dem Tod“ )

Indem die Schuld an der Eurokrise den Staaten (und damit letztlich der Politik) in die Schuhe geschoben werden konnte, wurden „die Märkte“ wieder heiliggesprochen. Gerade die Finanz-„Märkte“, die doch so kläglich versagt hatten, werden als über der Demokratie (Merkel: „marktkonforme Demokratie“) und der Politik stehende, höhere Macht dargestellt. Diese Marktgläubigkeit passt vollständig in die Ideologie der konservativen und (neo-) liberalen Parteien. (Und dazu gehören auch die Grünen und die SPD, die sozialdemokratische Führungstroika ist ja ganz stolz darauf, dass die „Schuldenbremse“ „von uns aktiv vorangebracht“ wurde.)

Diese Glaubenslehre erklärt Steuererhöhungen zum Tabu und Sparen, womöglich sogar gepaart mit Steuersenkungen als die Erlösung aus allen Übeln. „Hungert den Staat aus, der Markt kann alles besser“, das ist eben die Parole der Neoliberalen seit Margret Thatchers und Ronald Reagans Zeiten.

Obwohl mit der Finanzkrise selbst die verbohrtesten Anhänger dieser Ideologie eingestehen mussten, dass „die Märkte“ versagt haben, hören wir nun – als hätte es dieses Versagen nie gegeben – wieder täglich die Parole, dass man das „Vertrauen der Märkte“ zurückgewinnen müsse. Der Philosoph Jürgen Habermas nennt, was wir derzeit erleben, zu Recht eine Erpressung der Politik durch die Finanzmärkte.

Die hunderte von Milliarden, die derzeit hinter den Kürzeln EFSV und ESM versteckt werden, sind nichts anderes als eine zweite Bankenrettung, einmal mehr auf das Risiko und die Kosten der Steuerzahler.

Eine Schuldenbremse für ganz Europa – noch strenger als das deutsche Vorbild – wird die Verschuldung der Staaten nicht bremsen, sondern sie wird im Gegenteil staatliche Wirtschaftsbelebungen nicht nur verhindern, sondern noch mehr, die lahmende europäische Konjunktur sogar noch (prozyklisch) abwürgen. Das bedeutet aber letztlich noch weniger Steuereinnahmen und – das Gegenteil was eine „Schuldenbremse“ bewirken soll – noch mehr Schulden. Und diese zusätzlichen Schulden müssen dann nach der herrschenden Logik durch noch mehr Einsparungen aufgefangen werden. Die Politik kann aber künftig beim weiteren sozialen Kahlschlag ihre Hände in Unschuld waschen, denn die „Schuldenbremse“ zwingt ja dazu.

„Das Sozialstaatsmodell hat ausgedient“, konstatierte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, im Wallstreet Journal. Denn wo in dieser wirtschaftlichen Situation gespart wird, das können wir europaweit beobachten: bei den Sozialleistungen, bei den Löhnen, bei den Beschäftigten. Die ohnehin Benachteiligten in unserer Gesellschaft werden noch mehr zur Kasse gebeten und die Zukunftschancen der künftigen Generationen werden verbaut.

Man konnte es aber doch gerade in den letzten beiden Jahren in Deutschland wieder einmal beobachten: Das wirkungsvollste Sparprogramm ist eine gute Konjunktur.

Mit dem Fiskalpakt, wird ein klammheimlicher Systemwechsel vollzogen und – da praktisch unkündbar – dauerhaft festgeschrieben. Damit wird aber das historische Kernelement der parlamentarischen Demokratie, nämlich das Budgetrecht des Parlaments in grundgesetzwidriger Weise eingeschränkt. Weil man zu feige ist, über diese unwiderrufliche Souveränitätsübertragung auf eine bürokratische europäische Ebene eine Volksabstimmung zu wagen, umgeht die Bundesregierung jetzt nicht nur das Grundgesetz sondern auch noch die Europäischen Verträge und verlagert die Einführung einer europäischen „Schuldenbremse“ in einen als harmlos dargestellten zwischenstaatlichen Vertrag.

Dass mit dem Fiskalpakt letztlich eine europäische Föderation im Sinne einer Fiskalunion geschaffen wird, könnte man grundsätzlich politisch wollen. Aber nach dem Urteil unseres höchsten Gerichts, lässt dies unser Grundgesetz nicht zu. Es fordert über einen derartigen tiefgreifenden Souveränitätsverzicht eine Volksabstimmung.

Der Bundestag wird also künftig europarechtlich gezwungen sein, über zwanzig Jahre je nach Konjunkturverlauf jährlich bis zu 25 Milliarden an Schulden abzubauen. Die Konsequenzen sind kaum auszumalen. Wenn man allerdings die Debattenbeiträge der etablierten Parteien anlässlich des Auftaktes der parlamentarischen Beratungen zum Fiskalpakt gehört hat, so scheinen die Parlamentarier noch überhaupt nicht erkannt zu haben, was sie da beschließen. Einzig Gregor Gysi ist auf den Kern der Sache eingegangen, was aber nur zu betretenem Schweigen von Regierung und in den Reihen der übrigen Opposition geführt hat.

Wie schon bei der Finanzkrise erleben wir erneut auch ein Versagen der Medien. Und es ist geradezu tragisch, dass die große Mehrheit der Journalisten für eine so grundlegende Frage des künftigen gesellschaftlichen Zusammenlebens in Deutschland und Europa nicht in Ansätzen einen vergleichbaren Rechercheaufwand betreibt, wie das zum Beispiel bei der Jagd nach den letzten Details des Fehlverhaltens des zurückgetretenen Bundespräsidenten der Fall war.

Weitere Informationen und Kontakt:

Fact-Sheet zur Nahrungsmittelspekulation als PDF: factsheet_nahrungsmittelspekulation_pb

http://www.attac.de/schwaebisch-hall

http://www.schwaebisch-hall.igm.de/termine/termin.html?id=51166

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„Krisenregime stürzt Millionen Menschen Europas in Not und Elend“ – Kommentar von Paul Michel zum Blockupy-Verbot in Frankfurt

In der Zeit vom 16. bis 19. Mai 2012 hat das Bündnis ‚Blockupy Frankfurt“ zu europäischen Aktionstagen in Frankfurt gegen die Krisenpolitik von EU und Europäischer Zentralbank (EZB) aufgerufen. „Blockupy“, das sind mehr als 40 Organisationen und Initiativen, darunter Attac, die Interventionistische Linke (IL) und die Partei „Die Linke.

Kommentar von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Einer der Ausgangspunkte: das Frankfurter Bankenviertel

Mit mehrtägigen Protestaktionen wollen Tausende Menschen für eine Rekultivierung der kapitalismuskritischen Protestaktionen sorgen. Dabei wollen die Demonstranten neue Zeltlager einrichten und unter anderem die Zugänge zur Europäischen Zentralbank blockieren. So soll am Freitag, 18. Mai 2012, verhindert werden, dass dort gearbeitet werden kann. Am Samstag, 19. Mai 2012 soll es eine Großdemonstration geben. „Wir wollen den Widerstand gegen ein Krisenregime, das Millionen Menschen in vielen Ländern Europas in Not und Elend stürzt, an einen seiner Ausgangspunkte tragen: mitten ins Frankfurter Bankenviertel“, so der Aufruf für die Aktionstage.

Verstoß gegen die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit

Die Stadt Frankfurt, in Person des Ordnungsdezernenten Markus Frank (CDU) und der Noch-Oberbürgermeisterin von Frankfurt, Petra Roth (CDU), hat am Nachmittag des 4. Mai 2012 die Demonstration am 19. Mai 2012 und alle anderen vom Bündnis „Blockupy-Frankfurt“ geplanten Aktionen verboten. Die VeranstalerInnen der Aktionstage wehren sich gegen das Verbot der Stadt – bis zum Bundesverwaltungsgericht.. Ulrich Wilken, Landesvorsitzender der Partei „Die Linke“ in Hessen und einer der Anmelder der Aktionen erklärt dazu: »Das Verbot aller Veranstaltungen und Kundgebungen im Rahmen der Blockupy-Aktionstage vom 16. bis zum 19. Mai ist ein fundamentaler Verstoß gegen die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit. Wir werden dies nicht hinnehmen, sondern umgehend Klage einreichen.

Schwarz-grüne Stadtregierung Handlanger der Großbanken

Mit dem Verbot will der schwarz-grüne Magistrat der Stadt Frankfurt am Main die friedlichen und kreativen Proteste gegen die Zerstörung des Sozialstaats, die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen und die Milliarden-Geschenke an die Banken verhindern. Anstatt den Protestierenden die Tore der Stadt weit zu öffnen, die aus ganz Europa nach Frankfurt kommen werden, macht sich die schwarz-grüne Stadtregierung zum Handlanger der Großbanken. Wer friedlichen Protest verbietet, dreht in verantwortungsloser Art und Weise am Rad der Eskalation.

Proteste in einer kreativen und friedlichen Atmosphäre

Wir haben in der Öffentlichkeit und auch gegenüber dem Ordnungsamt deutlich gemacht, dass sämtliche Proteste in einer kreativen und friedlichen Atmosphäre stattfinden werden. Das Ausmaß an Gewaltfantasien, das neoliberale Ordnungspolitikerinnen und -politiker in Frankfurt umtreibt, ist erschreckend. Ich fordere den schwarz-grünen Magistrat der Stadt Frankfurt am Main auf, das Grundgesetz einzuhalten und das Verbot sofort zurückzunehmen.«

Protest muss möglich sein!

Inzwischen gibt es einen Aufruf „Rücknahme des Verbots: Protest muss möglich sein“ der bereits von zahlreichen Menschen unterzeichnet wurde. Zu den Unterzeichnern zählen auch viele Politiker, darunter der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag, Thomas Spies, Andrea Ypsilanti von der SPD Hessen, der grüne Europarlamentarier Sven Giegold, Astrid Rothe-Beinlich, Vizepräsidentin des Thüringer Landtags und Mitglied im Grünen-Bundesvorstand, die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht von der Linken. Ebenfalls unterschrieben haben zahlreiche Gewerkschafter, Vertreter der Friedensbewegung, Wissenschaftler und Künstler, etwa der Liedermacher Konstantin Wecker. Auch unter den zahlreichen Unterzeichnern im Ausland sind viele Prominente, darunter die bekannten Professoren Michael Hardt (USA) und John Holloway (Mexiko).In dem Aufruf heißt es unter anderem:

„…Dieses Verbot ist eine offene Verletzung des verfassungsrechtlich garantierten Demonstrationsrechts. Wir bestehen darauf, dass der Protest gegen die Krisenpolitik auch im Frankfurter Bankenviertel und am Sitz der EZB stattfinden kann, – so wie es auch der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes entspricht. Alle Demokratinnen und Demokraten können über dieses rechtswidrige und undemokratische Vorgehen nur aufs Äußerste entsetzt sein und eine sofortige Rücknahme dieses Totalverbots fordern. Was auf dem Tahrirplatz in Kairo, an der Puerta del Sol in Madrid oder im Zucotti Park von New York möglich war, muss auch in Frankfurt am Main möglich sein!“

 

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„Plenarsitzung im Stuttgarter Landtag miterleben“ – Noch Plätze frei

Noch freie Plätze bei der Fahrt in den Landtag nach Stuttgart des Schwäbisch Haller SPD-Landtagsabgeordneten Nikolaos Sakellariou am Donnerstag, 24. Mai 2012.

Vom SPD-Wahlkreisbüro Schwäbisch Hall

Diskussion mit SPD-Abgeordnetem

Der Haller Abgeordnete Nikolaos Sakellariou lädt an diesem Tag interessierte Bürgerinnen und Bürger aus seinem Wahlkreis zu einer Fahrt in den Stuttgarter Landtag ein. Mit dem Zug geht es in die Landeshauptstadt. Nach der Einweisung durch das Landtagspersonal nimmt die Gruppe an einem Teil der Plenarsitzung im Landtag teil. Im Anschluss haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit zu einem direkten Austausch mit ihrem Wahlkreisabgeordneten Nik Sakellariou.

Anmeldung noch bis 14. Mai 2012

Die Teilnehmerplätze sind leider begrenzt. Bitte rasch anmelden. Anmeldungen nimmt das Wahlkreisbüro des SPD-Abgeordneten in Schwäbisch Hall vormittags von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 0791- 8875 oder E-Mail: wahlkreisbuero.nik@t-online.de bis Montag, 14. Mai 2012, entgegen. Dort erhalten interessierte Bürgerinnen und Bürger weitere Informationen über den Ablauf des Besuchs.

 

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„Songs von Mick Jagger und Keith Richards“ – Konzert mit But Stones in Gaildorf

Party mit But Stones heißt es am Samstag, 19. Mai 2012, ab 20, in der Kulturkneipe Hä„berlen in Gaildorf.

Von der Kulturschmiede Gaildorf

Begeisternde Musik der Rolling Stones

Die sieben Musiker spielen mit Begeisterung die Musik der Rolling Stones. Die Songs von Mick Jagger und Keith Richards werden weder in einer Soft- noch in einer Hardrockversion dargeboten, sondern im Original.

Kartenreservierungen telefonisch bis sechs Stunden vor Konzertbeginn:

Telefon: 07943-9438631 (A. Kauer)

Weitere Informationen im Internet: www.kulturschmiede.de

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„Auf den Spuren der Sinti- und Romakinder in Mulfingen“ – Gedenkvortrag heute Abend (Mittwoch) in Mulfingen

Heute jährt sich zum 68. Mal der Jahrestag der Verschleppung der Sinti- und Roma-Kinder aus der St. Josefspflege in Mulfingen ins Konzentrationslager Auschwitz. Dazu gibt es heute, Mittwoch, 9. Mai 2012, um 20 Uhr eine Gedenkveranstaltung im Container der Bischof-von-Lipp-Schule in Mulfingen (Bachgasse 90).

Von der St. Josefspflege Mulfingen

Referent: Diözesanhistoriker Dr. Stephan Janker

Der Diözesanhistoriker Dr. Stephan Janker hält einen Vortrag mit dem Titel „Auf den Spuren der Sinti- und Romakinder in Mulfingen“. Herzliche Einladung geht an die älteren Schülerinnen und Schüler der Bischof-von-Lipp-Schule und an die gesamte Mulfinger Bevölkerung sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Buchempfehlung:

Michael Krausnick „Auf Wiedersehen im Himmel“ – Die Geschichte der Angela Reinhardt, Verlag Arena Life

Pressemitteilung der Dözese Rottenburg-Stuttgart:

„Der schwärzeste Tag“  – Historiker Janker klärt Deportation von Sinti-Kindern aus Mulfingen auf

Rottenburg/Mulfingen. 8. Mai 2012. Der 9. Mai 1944 war für den katholischen Pfarrer des hohenlohischen Ortes Mulfingen der „schwärzeste Tag“ im Leben der örtlichen St. Josefspflege. An diesem Tag wurden 33 Kinder aus Sinti-Familien von den Nationalsozialisten in Mulfingen abgeholt und zum Bahnhof Crailsheim gebracht.

39 Kinder und eine Schwangere nach Auschwitz verschleppt

Von dort wurden insgesamt 40 Sinti, eine Schwangere und 39 Kinder, in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Der Rottenburger Diözesanhistoriker Stephan Janker konnte jetzt anhand von Archivmaterialien nachweisen, dass die Untermarchtaler Schwestern, die das Heim in Mulfingen betreuten, entgegen anders lautender hartnäckiger Gerüchte keine aktive Rolle bei der Deportation übernahmen. „Sie begleiteten die Kinder aus Fürsorgepflicht bis Crailsheim, sie waren selber Opfer des NS-Regimes“, sagt der promovierte Historiker.

Es war eine herzzerreißende Szene

Zu den von Janker ausgewerteten Dokumenten gehört ein Brief, in der die Oberin an eine Mutter schreibt: „Es war ein schwerer Tag und eine schwere Stunde, als der große Wagen anfuhr und die Kinder, von der Liste abgelesen, einsteigen mussten. Der Abschied ging gegenseitig sehr schwer. Es war eine herzzerreißende Szene. Auch die Leute vom Ort nahmen warmen Anteil an den Kindern und unserem Wehe. Auf unsere Bitte hin durften Fräulein Lehrerin und ich die Kinder begleiten bis Crailsheim. Von hier bis Künzelsau ging die Fahrt mit dem Postauto, in Künzelsau mussten wir in den abgedunkelten, abgesperrten Gefängniswagen einsteigen. In Crailsheim wurden noch eine Frau und mehrere Kinder dazugeladen. Nochmals munterten wir die großen Kinder auf, für die Kleinen besorgt zu sein, wieder herzzerreißendes Weinen und Wehklagen – wir zwei mussten den Zug verlassen und sehen, wie wir über Geleise und Schienen wieder auf einem Wege uns zurecht fanden.“

Rassische und eugenische Selektion

Mit weiteren Dokumenten kann Historiker Janker zeigen, wie willkürlich das NS-Regime mit kirchlichen Fürsorgeanstalten umgesprungen ist. Die Josefspflege in Mulfingen war durch den württembergischen NS-Heimerlass von 1938 zur ausschließlichen Aufnahme von schulpflichtigen Kindern der Kategorie V – „Zigeuner und Zigeunerähnliche“ – bestimmt worden. Über die rassische und eugenische Selektion der Heimkinder entschied und wachte der Landesjugendarzt Dr. Max Eyrich.

Pfarrer Volz sorgte sich vor „feindlicher Übernahme des Heims durch die Nationalsozialisten“

In einem von Janker gefundenen Schreiben an das Bischöfliche Ordinariat zeigt sich der Pfarrer und Anstaltsleiter Alois Volz zwei Tage nach der Kinderdeportation besorgt, das Mulfinger Heim könne gewissermaßen feindlich von den Nationalsozialisten übernommen werden. Seiner Ansicht nach sei „mit noch mehreren Aktionen in ein Lager zu rechnen …, da noch nicht alle Kinder, die nach Rasse dafür bestimmt sind, am letzten Dienstag fortgebracht [worden] sind.“ Die Sorge des Pfarrers galt nun den verbliebenen Sinti-Kindern, von denen mindestens zwei nachweislich sterilisiert worden sind.

Acht Kinder auf den Empfang der Erstkommunion vorbereitet

Für Janker ist nach Sichtung der historischen Dokumente klar, dass Pfarrer und Schwestern unter dem Zwang des Regimes praktisch keine Handlungsalternativen hatten. Als ihnen bekannt wurde, wer von den Kindern für die Deportation ausgesucht worden war, entschlossen sie sich, noch acht der Kinder auf den Empfang der Erstkommunion vorzubereiten. Dies gelang ihnen nur, wie die Oberin an anderer Stelle mitteilte, weil „der Transportwagen … einige Tage später eingelaufen [ist] als angesagt war“.

Reisekostenrechnungen der Kriminalpolizei Stuttgart gefunden

Als kleine Sensation bezeichnet der Diözesanhistoriker die von ihm aufgefundenen Reisekostenrechnungen der Kriminalpolizei Stuttgart. In ihnen sind die Verantwortlichen der Deportation namentlich genannt. Demnach reiste am 9. Mai 1944 der Leiter der „Dienstelle für Zigeunerfragen“ bei der Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart, Adolf Scheufele, nach Crailsheim, um die Abwicklung der Deportation zu überwachen. Nachdem der Deportationszug Crailsheim um 18:44 Uhr verlassen hatte, kehrte Scheufele nach Stuttgart zurück. Eine zweite „Reisekostenabrechnung“ gibt mehr Auskunft. Sie berichtet „über eine auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamts Berlin (RSHA) nach Auschwitz ausgeführte Dienstreise“ der Kriminalassistentin Kienzle aus Esslingen von 9. bis 15. Mai 1944. Als Zweck der Reise gibt Kienzle an: „Transport von Zigeunerkindern mit mehreren Begleitern“. Auf dem Rückweg unterbrach sie ihre Dienstreise, um den Sonntag in Wien zu verleben.

Ein Verbrechen, das an unschuldigen Kindern verübt wurde

Der Befund sei zweifelsfrei, sagt Janker: „Die Kripo Stuttgart, die für die Deportation der Sinti zuständig war, stellte für den Kindertransport nach Auschwitz extra eine weibliche Kriminalpolizistin ab. Die angesprochene Frau ist im Jahr 2002 verstorben.“ Zehn Jahre nach ihrem Tod dürfe nun ihr Name genannt werden. Der Transport aus Mulfingen traf bekanntlich am 12. Mai 1944 in Auschwitz ein. Nur vier Kinder überlebten. „Ein Verbrechen, das an unschuldigen Kindern verübt wurde, das wahrlich zum Himmel um Rache schreit“, heißt es in der Mulfinger Pfarrchronik.

Am Mittwoch, 9. Mai, gedenken in der Mulfinger Josefspflege Kinder und Eltern der Opfer der damaligen Deportation.

Ergänzung durch Hohenlohe-ungefiltert:

Bei einem Gottesdienst am Mittwoch, 9. Mai 2012, um 11 Uhr in der katholischen Kirche in Mulfingen gedachten die Schülerinnen und Schüler der Bischof-von-Lipp-Schule den deportierten Sinti- und Roma-Kindern. Heute Abend (Mittwoch, 9. Mai 2012, um 20 Uhr) hält der Diözesanhistoriker Dr. Stephan Janker einen Vortrag mit dem Titel „Auf den Spuren der Sinti- und Romakinder in Mulfingen“.

 

 

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