„Neofaschismus in Deutschland“. Von Mittwoch, 9. bis Dienstag, 22. November 2011, gibt es zu diesem Thema eine Ausstellung, Vorträge, eine Lesung und einen Film in der Schorndorfer Manufaktur.
Von der Manufaktur in Schorndorf
Seit 1990 bereits über 100 Todesopfer durch neofaschistische Gewalt
Text einer Bilderwand: „In der Bundesrepublik werden Menschen beschimpft, bedroht, zu Tode getreten oder bei lebendigem Leib verbrannt, weil sie als Fremde oder Andersdenkende gehasst werden – über 100 Todesopfer hat die neofaschistische Gewalt seit 1990 bereits gefordert.“ Dies stand in der Einleitung der 1. Fassung dieser Ausstellung, die wir 2003 in Schorndorf zeigten. Leider gilt das noch immer und die rechten Aktivitäten und Gewalttaten sind verstärkt vor unserer Haustür angekommen, wie Weiler, Korb und der rassistische Mordanschlag in Winterbach zeigen. Die Ausstellung will dazu beitragen, dass diese Bilder nicht auf Dauer zum deutschen Alltag gehören. Sie will über Ideologie und Praxis des Neofaschismus informieren. Sie will Ursachen für die Ausbreitung rassistischen, nationalistischen und militaristischen Denkens und Handelns benennen. Die extreme Rechte hat inzwischen sehr unterschiedliche Erscheinungsformen angenommen. Zu den Stiefel-Nazis sind die Nazis in Nadelstreifen und der nette Nazi von nebenan hinzugekommen. Neu und anders sind neben den Erscheinungsformen auch die Anknüpfungspunkte an gesellschaftliche Debatten geworden (Finanz- und Wirtschaftskrise) und die politische Struktur der neofaschistischen Szene. All diese Veränderungen dokumentiert und analysiert die vorliegende Ausstellung. Mit eindrucksvollen Bildern und knappen Texten beschreibt die Ausstellung die Ausdehnung der rechtsextremen Netzwerke, ihre Ideologien, ihre Führer und Geldgeber. Der Anspruch der Ausstellung ist, viele Menschen, vor allem Jugendliche, zu erreichen, aufzurütteln und zum Handeln zu bewegen.
Ausstellung für Schulklassen besonders geeignet
Die Ausstellung eignet sich ganz besonders für Schulklassen. Es gibt einen Ausstellungskatalog und bei Bedarf werden Führungen für Schulklassen oder Gruppen angeboten. Die Ausstellung ist täglich während der Öffnungszeiten der Manufaktur zu besichtigen. Gruppenführungen außerhalb der Öffnungszeiten sind nach Anmeldung im Manufakturbüro möglich (07181-61166)
Die Veranstaltungen im Begleitprogramm:
Freitag, 11.11.2011; 19:30 Uhr: Neofaschismus in Deutschland | Rechtsrock Rechtsrock und NS-Metal dienen dazu Nachwuchs für die Szene zu werben, Erlebnisse zu schaffen und nationalistische, antisemitische und gewaltverherrlichende Einstellungen zu transportieren.
Montag, 14.11.2011; 19:30 Uhr: Neofaschismus in Deutschland | Rechtsradikalismus und sein Umfeld Josef Held, Leiter der Tübinger Forschungsgruppe, stellt die Ergebnisse und daraus resultierende Handlungsempfehlungen vor. Die Untersuchung in einem Kreis mit vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit und niedrigem Migrantenanteil zeigt den wesentlichen Anteil des latenten Faschismus in den Milieus der Mehrheitskultur an der Entstehung von Rassismus, Nationalismus und Intoleranz.
Mittwoch, 16.11.2011; 19:30 Uhr: Neofaschismus in Deutschland | Paris – Boulevard St. Martin No. 11 Peter Gingold (1916–2006), einer der profiliertesten jüdischen Widerstandskämpfer und Kommunisten in der Bundesrepublik, hat einiges zu berichten: Die Zeit des aufkommenden Faschismus in Deutschland, Widerstand in den Reihen der Résistance, Flucht aus den Fängen der Gestapo und Teilnahme am Aufstand zur Befreiung von Paris 1944. Den 8. Mai 1945, das »Morgenrot der Menschheitsgeschichte«, erlebte er in Turin mit der italienischen Resistenza.
Dienstag, 22.11.2011; 19:30 Uhr: Neofaschismus in Deutschland | Die industrielle Tötung von Menschen begann in Württemberg
Der Stuttgarter Filmemacher und Buchautor Hermann G. Abmayr zeigt den Dokumentarfilm „Spur der Erinnerung“ und liest ein Kapital aus dem von ihm herausgegebenen Buch „Stuttgarter NS-Täter“. Der Film dokumentiert eine Bürgeraktion auf der Spur von der ersten Mordfabrik Deutschlands in Grafeneck zum Ort der Schreibtischtäter im Innenministerium in Stuttgart. Die Lesung folgt einem der Stuttgarter Täter vom Chemiker der Vernichtung in die bürgerliche Wohlanständigkeit im adenauerschen Nachkriegsdeutschland.
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, um Spenden wird gebeten.
Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Kreisvereinigung Rems-Murr, Forum Politik in der Manufaktur
Mitveranstalter: DGB Region Nordwürttemberg, DGB Ortsverbände Schorndorf, Fellbach,Winnenden, IG Metall Verwaltungsstelle Waiblingen, VIAK Waiblingen
Weitere Informationen und Kontakt:
http://www.club-manufaktur.de/programm/vorschau.html