Lang beschattete Täler – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden letzter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
Schluss
… Am anderen Morgen, vor der Abfahrt, saßen Paula und Carl einträglich zusammen beim Frühstück. Carl nützte die entspannte Stimmung, um mit Paula seine aktuellen Informationen von Findus abzugleichen. „Der Flachler hat am Tag des Todes von deinem Großonkel Ewald seine Kanzleiräume zur Beratung zur Verfügung gestellt. Der Tod des Onkels am Tag des Vertragsabschlusses war der erste Zufall. Da der Vertrag rechtskräftig war, als Ewald Bündner starb, mussten danach die restlichen Formalitäten erfüllt werden. Dies geschah durch Tante Luise und mit Hilfe vom Verwalter des Vermögens. Der Verwalter war schon eine Weile vor dem Tod des Ewald Bündners zur Entlastung eingesetzt. Der Florian Flachler kam aber erst ins Spiel, als der Verwalter hier vor Ort eine zuverlässige Vertretung brauchte“, fasste Carl zusammen.
Persönliches Versagen
„Ja“, bestätigte Paula: „Und weil der Onkel beim Vertragsschluss alles komplett abgelöst hat, bekam der Vorderschein dann sofort die Kohle, die er mit dem Urteil zugesprochen bekam.“ Carl zuckte zusammen, Paula erwähnte sein persönliches Versagen jedoch mit keiner Silbe. Stattdessen fuhr sie fort: „Der Vorderschein hat sich durch sein falsches Spiel, eine >berechtigte Forderung< erwirkt. Damit er Ruhe gab, bekam er von den Sparkässlern sein Siechenhaus günstig finanziert. Vorderschein wusste über alles Bescheid und hätte auspacken können. Weil der Vertrag noch rechtskräftig wurde, bevor der Onkel starb, hatte der Verwalter ja sofort alles unter sich. Er musste sich nur solange mit der Tante absprechen, bis sie ihm, nach den notariellen Eintragungen, dann die gesamte Vermögensverwaltung übertragen hat.“
Romantische Liebesgeschichte
„Dein Onkel hat die ganze Betrügerei glasklar durchschaut. Das muss man erst mal aushalten können. Er hat sich damals furchtbar über das ganze Theater aufgeregt und vielleicht war das zu viel für sein Herz?“, spekulierte Carl, fuhr aber, um zum Ende zu kommen, fort: „Ob er aus dem Weg geschafft wurde oder nicht, werden wir hier nicht klären, aber wie das mit dem Überfall auf dich war, das können wir nun vollends herausfinden Paula. Also, wenn niemand von deinen Reiseplänen gewusst hat, dann muss doch dein Vetter Wilhelm trotzdem auf irgendeine Art und Weise Wind davon bekommen haben“, und stellte nochmals klar: „Da muss es einen Plan gegeben haben. Der Zeitpunkt des Überfalls kann kein Zufall gewesen sein.“ Paula erinnerte sich daran, dass es im Sommer und Herbst 2016, in der Zeit vor dem Überfall, eine romantische Liebesgeschichte im Internet zu lesen gab. Die episodale Fortsetzungsgeschichte stellte die Lebensgewohnheiten von Carl und ihr recht ausführlich dar. „Vielleicht haben mein Vetter Wilhelm und sein Sohn Lucian diese Geschichte ja aufmerksam verfolgt? Der damalige Verlauf der Episoden ließ vermuten, dass wir ihnen bald auf die Schliche kommen würden. So dass sie sich zum baldigen Handeln gezwungen sahen“, mutmaßte Paula.
Informationen „frei Haus“
„Ja, aber wir haben die Schlüsselfrage immer noch nicht beantwortet: Woher wussten sie so genau von deinem Vorhaben?“, fragte Carl. Paula nestelte ungeduldig ihr mobiles Telefongerät aus der Hosentasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. Sie hatte genug von den dunkelgrünen Schwarzwaldtannen und wollte wieder heim. Da fiel es Carl wie Schuppen von den Augen: „Paula? Wie gehst du am Computer in dein E-Mailkonto?“ Paula sah auf: „Na wie schon? Ganz einfach.“ „Das heißt, du schaltest den Rechner ein?“, fragte Carl. „Nein, der läuft die ganze Zeit durch, nur die Maus bewegen oder auf die Tastatur drücken.“ Und Carl ergänzte: „Dann erscheint ganz automatisch die Bildfläche auf dem Monitor. Und auf dem Monitor ist ein Bildchen mit dem Zugang zu deinem E-Mailkonto. Das kann dann durch Anklicken direkt geöffnet werden.“ „Ja, das Passwort ist ja gespeichert“, meinte Paula lapidar. „Mhm“, machte Carl. „Tja dann, Paula, haben sie die Informationen über deine Vorhaben >frei Haus< bei dir im Laden abgeholt“, rief Carl aus.
„Der junge Teufel“
„Wenn der Lucian Teufel sich da nachts oder abends Zutritt verschafft hat, war es ein leichtes, deine E-Mails anzuschauen und in aller Ruhe zu erkunden was du so vorhast“, meinte Carl Eugen Friedner, der mit dem jetzt gefundenen Ergebnis fast zufrieden war. Paula überlegte: „Er könnte aber auch vom Flachler ins Haus gelassen worden sein. Die Tür vom Atelier ins Treppenhaus war nicht immer abgeschlossen. Und der Schlüssel lag innen, oben auf dem Sims. Den hätte auch der Wilhelm bei seinen Besuchen einfach nehmen können und nachmachen lassen. Das wäre mir nämlich gar nicht aufgefallen. Und das Schloss war eines, das man auch ohne kriminelle Energie leicht aufbrachte.“ Carl runzelte die Stirn: „Ja, dann haben sie sich wohl die Arbeit geteilt. Der junge Teufel hat die Vorarbeit geleistet und dich ausspioniert. Er hat die Details zum Überfall ausgekundschaftet. Mit dem freien Zugang zu deinen Emails waren die beiden dann stets über deine Vorhaben informiert. Sie konnten sich alles in Ruhe zurechtlegen und einen perfekten Plan aushecken. So könnte es gewesen sein“, schloss Carl diesen Gedankengang ab.
„Nur ich störte noch“
„Deswegen war er beim Überfall dann so souverän. Es setzt Übung voraus, jemanden gezielt zu erschlagen. Kaltblütig ist so ein kleiner Feigling, wie es dein Vetter Wilhelm zu sein scheint, nämlich nicht! Aber es bleiben immer noch offene Fragen: Was hat der Flachler eigentlich konkret mit deiner Verwandtschaft zu schaffen?“, dachte Carl erneut laut nach. Paula seufzte und fasste das fehlende Stück vollends für Carl zusammen: Mit dem geschehenen Betrug wollte man mir lediglich kurzerhand das geerbte Haus abnehmen. Damals hatte aber noch keiner von euch eine Ahnung von meinem Großonkel in Würzburg. Der lebte ja auch weit weg und musste sich als Schweizer überwiegend in seinem Heimatort Maienfeld zeigen. Als meiner gierigen Tante auf der Schwäbischen Alb dämmerte, dass mein Haus nun dem Ewald Bündner gehören würde, sah sie sich ihrem alten Plan, noch reicher zu werden, wieder näher. Um an das große Vermögen des Onkels und an das Haus in Hall zu kommen, störte ja nur ich. Daher sollte ich beseitigt werden.“
„Diese Bande“
„Oder sollen wir sagen, auch noch beseitigt werden?“, fragte Carl dazwischen und beantwortete die weitere Frage im Voraus: „Weil du die Erbin der Bündners warst, hättest du dein Haus ja sowieso irgendwann wieder zurückbekommen. Wenn man aber zwischen dem Tod deines Großonkels und dem deinen, das Testament fälscht, fällt das Vermögen selbstredend an den dann Begünstigten. Dazu war es ja praktisch, dass der Flachler vorher schon dem Verwalter des Vermögens beistand. Und jetzt wird es schlüssig: Diese Bande wollte dich beseitigen. Dann hätten die drei Teufel, der Verwalter und der Flachler, das Vermögen ungestört unter sich verteilen können.“
Fortsetzung in „Gelochte Augenblicke“
„Carl, was tun wir jetzt?“, fragte Paula Engel. Und Carl antwortete bestimmt: „Wir werden jetzt die nötigen Strafanzeigen machen. Komm Paula wir gehen nach Hause.“ Wie es mit Paula und Carl, dem >Karinafirlefanz< und den FreundInnen des Stausees an der Linach weitergeht, erfährt die Leserschaft in den Folgen aus >Gelochte Augenblicke< …
Erläuterungen:
Hinweis auf Paulas Lebensweise
42. Episode aus Irgendwo in Hohenlohe im Juli 2016: https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=20976
Offenlegung der betrügerischen Erbschleicherei 43. Episode im September 2016 https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=21171
Zeitvertreibender Spielfilm: https://www.lebeblog.de/besuch-vom-grunen-planeten-auf-der-erde/?cn-reloaded=1 auf dem nachfolgenden „Button“ kommt es gleich, zwar mit einem zuerst vielleicht seltsam gruseligen Bild, aber dann wird es „schön“ Film auf Dailymotion