Eine Podiumsdiskussion zur Landtagswahl 2011 hat vor kurzem in Schrozberg stattgefunden. Im Factory-Outlet (ehemalige Schuhfabrik Sioux) diskutierten die LandtagskandidatInnen des Wahlkreises 21 Hohenlohe, Barbara Bruhn (Grüne), Ute Oetinger-Griese (FDP), Hermann-Josef Pelgrim (SPD) und die CDU-Zweitkandidatin Susanne Schmezer. Gemeinsam eingeladen hatten der CDU-Ortsverband und der SPD-Ortsverein Schrozberg. Die Diskussion leitete Andreas Harthan, Redaktionsleiter des Hohenloher Tagblatts in Crailsheim. Hohenlohe-ungefiltert hat unten die Wortbeiträge der drei Kandidatinnen und des Kandidaten zum Thema „Ländlicher Raum“ zusammengestellt.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Wie soll es mit dem ländlichen Raum weitergehen?
Barbara Bruhn (Bündnis 90/Die Grünen): Ich finde es ganz toll auf dem Land. Als ehemalige Stadtbewohnerin schätze ich am Landleben die gute Gemeinschaft und das Vereinsleben. Die Kirche, die Feuerwehr, der Posaunenchor, der Sportverein – diese und andere Gemeinschaften machen das Land stark und machen auch die Kinder stark. Man darf auf keinen Fall die Schulen und Kindergärten den Bach runtergehen lassen.
Ute Oetinger-Griese (FDP): Ich bin Hohenloherin mit Leib und Seele. Mein Mann stammt aus Garmisch und ich habe ihn überzeugt, hier zu bleiben. Zwei oder drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis 21 (Hohenlohe) wären besser. Dadurch hätte der hiesige ländliche Raum eine größere Macht in Stuttgart. Von Forchtenberg bis an die bayerische Grenze ist es eine große Entfernung. Hier fahren wir weite Wege. Wir dürfen keine Kirchturmspolitik betreiben. Dies müssen wir auch nach außen kundtun. Innerhalb der Parteien müssen wir in den jeweiligen Fachausschüssen die Stimme für den ländlichen Raum erheben, um Gehör mit unseren Anliegen zu finden. Noch zu oft werden wir belächelt. Wir dürfen nicht vielstimmig sprechen, sondern mit einer gemeinsamen Stimme.
Hermann-Josef Pelgrim (SPD): Mehr Abgeordnete aus dem Wahlkreis im Stuttgarter Landtag finde ich auch gut. Bei allem, was wir tun und entscheiden, müssen wir daran denken, dass wir im weltweiten Wettbewerb stehen. Wir brauchen hier auf dem flachen Land die gleichen Rahmenbedingungen. Im Wesentlichen hat es in den vergangenen Jahren einen Abbau gegeben. Ich denke nur an den Abbau bei der Frankenbahn. Kriegsschäden sind teilweise noch heute zu sehen. Die Murrbahn ist noch immer einspurig. Die IT-Breitbandversorgung ist gerade hier eine Katastrophe. Wir können da mit anderen Regionen nicht mithalten. Es gilt, die Stimme laut zu erheben und zu sagen: „Wir sind auch da.“ Wir brauchen eine Phase, in der wir gemeinsam eine Marke Hohenlohe entwickeln. Es gilt, den ländlichen Raum als leistungsfähige Region zu vermitteln. Die Infrastruktur muss auch dem globalen Wettbewerb standhalten. In Sachen Bildung und Erziehung müssen wir ganz vorne mitspielen. Wir brauchen auch eine leistungsfähige Landwirtschaft. Es gibt die Chance, den Trend, die Abwanderung in die Stadt, umzukehren. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Menschen alle in die Stadt ziehen wollen.
Pelgrims Antwort auf eine Frage zu den billigeren Bahntarifen im Main-Tauber-Kreis (Niederstetten) als im Landkreis Schwäbisch Hall (Schrozberg): Das liegt am kleingliedrigen Denken. Da entscheiden die Kreistage im Main-Tauber-Kreis, Hohenlohe und Schwäbisch Hall unabhängig voneinander. Meiner Ansicht nach ist Schülerbeförderung eine Landesaufgabe und gehört mit zum Grundrecht auf Bildung. Das Land sollte das als zentrale Aufgabe übernehmen. Je größer die Entfernungen zu den Schulen, umso dringender wird das Problem.
Susanne Schmezer (CDU-Zweitkandidatin): Als Winzerin kann ich gar nicht woanders hin – ich bin an die Region gebunden. Leider haben sich die Straßen in den vergangenen Jahren verschlechtert. Wir bräuchten für Verbesserungen auch Geld aus den Mauteinnahmen. Beim Thema „Privatisierung von Straßen“ komme ich aber an meine Grenzen. DSL auf dem flachen Land ist ein großes Problem. Die Telekom stellt sich da sperrig an. Eine Versorgung mit einem leistungsfähigen DSL-Netz ist gerade für Schüler und Firmen wichtig. Für ein gutes Lernen brauchen wir das Internet. Bildung ist das A und O für die Unternehmen. Sie brauchen gute Ingenieure, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Probleme sehe ich auch bei langwierigen bürokratischen Hürden für bauwillige Handwerker. Es dauert oft zwei Jahre bis ein Handwerker bauen kann. Der Raum Langenburg, Blaufelden und Schrozberg hängt wirtschaftlich etwas hinter dem Kochertal hinterher. Wir brauchen für die Region langfristig auf jeden Fall weiterhin die Mittel aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR). Durch die Dorfentwicklung müssen wir das Gebiet für junge Leute attraktiver machen, um ihnen eine Zukunft bieten zu können.
Schmezers Antwort auf eine Frage zu den billigeren Bahntarifen im Main-Tauber-Kreis: Das Land zieht sich bei diesem Thema etwas aus der Affäre. Die Kreise sollten bei der Schülerbeförderung etwas zusammenrücken.