„Endlich Abschalten!“ – 5000 Atomkraftgegner in Neckarwestheim

"Endlich Abschalten!" Neckarwestheim 21.03.2010

"Endlich Abschalten!" forderten etwa 5000 Demonstranten am 21. März 2010 vor dem AKW Neckarwestheim.

Bei der Anti-Atom-Kundgebung „Endlich Abschalten!“ am gestrigen Sonntag, 21. März 2010, waren unter den zirka 5.000 Teilnehmern auch mindestens 100 aus dem Landkreis Schwäbisch Hall. Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen sowie das Umweltzentrum Schwäbisch Hall hatten zwei Busse zur Fahrt nach Neckarwestheim organisiert.

Von Oliver Paul, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Ilshofen

Nach der Kundgebung vor dem Atomkraftwerk wurde das angeblich längste Anti-Atomkraft-Transparent der Welt mit einer Länge von zirka 1.300 Metern rund um den Kraftwerksbereich aufgestellt.

Fernsehbeitrag des Südwestrundfunks zur Anti-AKW-Demo in Neckarwestheim:

"Endlich Abschalten!" Neckarwestheim 21.03.2010 - Anti-Atom-Transparent 1.300m

Mit einer Länge von etwa 1300 Metern wurde rund um das Atomkraftwerk Neckarwestheim das vermutlich längste Anti-Atomkraft-Transparent der Welt aufgestellt.

http://www.swr.de/bw-aktuell/-/id=98428/did=6157970/pv=video/nid=98428/1tqxlfy/index.html

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Steuersünder Reinhold Würth muss sein „Großes Bundesverdienstkreuz“ vielleicht doch wieder abgeben

Reinhold Würth beim Besuch von Bundespräsident Horst Köhler im Haller Rathaus. FOTO: Garmatter / Januar 2010

Reinhold Würth beim Besuch von Bundespräsident Horst Köhler im Schwäbisch Haller Rathaus. FOTO: Garmatter / November 2009

Der als Steuersünder verurteilte Milliardär Reinhold Würth aus Künzelsau muss sich möglicherweise doch noch auf die Aberkennung seines Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland gefasst machen. Fast zwei Jahre nach dem Urteil des Amtsgerichts Heilbronn wartet das Bundespräsidialamt auf bei den Behörden in Baden-Württemberg angeforderte Unterlagen, wie der Sprecher des Bundespräsidenten am Samstag dem DAPD sagte und damit einen entsprechenden „Spiegel“-Vorabbericht bestätigte.

Gefunden von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Aktueller Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 21. März 2010 online nachzulesen:

Steuersünder Würth: Wird Orden doch aberkannt? http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2428046_0_9223_-steuersuender-wuerth-wird-ihm-der-orden-doch-aberkannt-.html

Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 8. März 2010 ebenfalls online nachzulesen:

„Eine Frage des Anstands“ Würth soll Orden zurückgeben http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2412310_0_9223_–eine-frage-des-anstands-wuerth-soll-orden-zurueckgeben.html

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Arbeitnehmer sollen strippen – Online-Verfassungsbeschwerde gegen ELENA-Datenspeicherung zum Unterzeichnen

Es spiegelt den Zustand unseres Landes wider, dass wir immer öfter zur Verteidigung unserer Grundrechte zur Verfassungsbeschwerde greifen müssen. Jetzt gibt es – ähnlich wie bei der Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung eine Massen-Verfassungsbeschwerde gegen das ELENA-Verfahren (elektronischer Entgeltnachweis), die jede/r unterstützen kann. Die zuvor von Aktivisten vermailte Petition gegen ELENA hat zwar die 50.000 Unterzeichner nicht erreicht, ist aber in der parlamentarischen Prüfung.

Von Jochen Dürr, Landessprecher der AG betrieb & gewerkschaft in der Partei Die LINKE Baden-Württemberg

Frist endet am Donnerstag, 25. März 2010

Das ELENA-Verfahren (elektronischer Entgeltnachweis) ist ein Verfahren, mit dem ab dem 1. Januar 2012 in Deutschland Einkommensnachweise elektronisch – mit Hilfe einer Chipkarte mit integriertem Zertifikat zur Erstellung qualifizierter elektronischer Signaturen – erbracht werden. Die Meldung der Daten durch die Arbeitgeber erfolgt seit dem 1. Januar 2010.

Zum Mitmachen bei der Verfassungsbeschwerde gegen ELENA sind lediglich folgende Schritte auszuführen:

1. Auf https://petition.foebud.org/ELENA die entsprechenden Formulare ausfüllen
2. Anschließend in der erhaltenen E-Mail auf den darin enthaltenen Link klicken.
3. Die vorausgefüllte Vollmacht herunterladen.
4. Die Vollmacht ausdrucken und eigenhändig unterschreiben.
5. Vollmacht per Post sofort an die eingedruckte Adresse senden.

Die Zeit drängt: Letzter Versendetermin ist Donnerstag, 25. März 2010. Später eintreffende Vollmachten können nur noch symbolisch gewertet werden.

Kritik an ELENA (aus dem Internetlexikon Wikipedia)

Das geplante ELENA-Verfahren wird von verschiedenen Datenschützern kritisiert. Die millionenfache Sammlung von Arbeitnehmerdaten bei der Zentralen Speicherstelle sei eine unzulässige Datenspeicherung auf Vorrat, da nicht abzusehen sei, ob die Daten überhaupt jemals benötigt werden. Außerdem würden Arbeitgeber in der Einführungsphase doppelt belastet, da vorerst trotz ELENA-Verfahren noch alle Bescheinigungen zusätzlich erstellt werden müssen.

Streikende werden erfasst

Kritisiert wurde ferner, dass ursprünglich jeder Streikende in dieser Datenbank erfasst worden wäre, egal ob bei einem offiziellen oder „wilden“ Streik (wie beim Opel-Streik). Erfasst würde auch, ob jemand vom Arbeitgeber „ausgesperrt“ wurde. Das Bundesministerium für Arbeit hat hierzu am 5. Januar 2010 mitgeteilt, dass das Verfahren dahingehend geändert worden sei, dass Streikzeiten nicht mehr als solche zu erfassen seien. Ferner sollten durch den ELENA-Beirat im Januar 2010 noch einmal alle zu erhebenden Daten auf ihre zwingende Notwendigkeit hin überprüft werden. Darüber hinaus solle noch im Jahr 2010 den Arbeitnehmervertretern ein gesetzlich verbrieftes Anhörungsrecht eingeräumt werden, wenn über den Inhalt der zu erhebenden Daten entschieden wird.

Arbeitgeber erstellen einen monatlichen Entgeltdatensatz, ohne dass der Arbeitnehmer davon Kenntnis bekommt

Die Arbeitgeber erstellen einen monatlich zu meldenden Entgeltdatensatz, ohne dass der Arbeitnehmer davon Kenntnis bekommt und, wie beim Arbeitszeugnis, einen Einfluss darauf hat. Der Arbeitnehmer wird jedoch über den Versand des Datensatzes informiert und hat nach § 103 SGB IV das Recht, die über ihn gespeicherten Daten einzusehen. In dem Datensatz werden nicht nur Name, Geburtsdatum, Versicherungsnummer, Adresse etc. erfragt, sondern auch Fehlzeiten, Abmahnungen, mögliches „Fehlverhalten“ und nach ursprünglicher Planung auch Streikbeteiligung. Als Begründung wird angegeben, diese Angaben wären für eine Entscheidung über eventuelle Sperrzeiten nötig. Gemäß § 99 SGB IV haben nur die in das Verfahren integrierten abrufenden Stellen Zugriff auf die Daten. Zugriffe von Arbeitgebern oder Finanzbehörden sowie eine Beschlagnahmung der Daten durch eine Staatsanwaltschaft sind explizit ausgeschlossen. Dabei ist zu beachten, dass einige dieser Informationen bereits jetzt von den Arbeitsagenturen in der Bescheinigung zum Arbeitslosengeld abgefragt werden und sich durch ELENA lediglich der Transportweg ändert sowie die Speicherung der Daten nun bei einer zentralen Stelle erfolgt.

Wer kann auf die Daten zurückgreifen?

Einer der gewichtigsten Kritikpunkte ist, dass Ängste bestehen, wer in Zukunft auf die gespeicherten Daten zugreifen kann. Szenarien, dass bei einer Bewerbung die ELENA-Karte vorgelegt werden könnte, haben diese Angst geschürt. Dem steht entgegen, dass im ELENA-Verfahrensgesetz klar definiert ist, dass die Daten nur für die im Gesetz genannten Anwendungsbereiche verwendet werden dürfen und eine Übermittlung, Nutzung oder Beschlagnahme der Daten nach anderen Rechtsvorschriften unzulässig ist. Trotzdem haben diese Bedenken dazu geführt, dass zwei Online-Petitionen gegen ELENA beim Deutschen Bundestag initiiert wurden. Die Zeichnungsfrist ist am 2. März 2010 mit abgelaufen. Die Anzahl der Mitzeichner (27562 bzw. 5901) verpflichtet den Petitionsausschuss nicht, sich öffentlich damit auseinanderzusetzen.

Verfassungsbeschwerde gegen ELENA eingereicht

Nachdem das Urteil zur Vorratsdatenspeicherung verkündet wurde, an dessen Klage sich bereits über 34.000 Betroffene beteiligt hatten, initiierten der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung und der FoeBuD, innerhalb weniger Tage vor Ablauf der Jahresfrist, auch gegen das ELENA-Verfahren eine Massenklage.

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„Günter Wallraff unternimmt eine Expedition in die schöne neue Stuttgarter Arbeitswelt“ – Veranstaltung im Gewerkschaftshaus

Günter Wallraff bei einer Lesung in Linz (Österreich). Fotourheber: "Dein Freund der Baum"

Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff (67) bei einer Lesung in Linz (Österreich). Wallraff ist der bekannteste Undercover-Rechercheur Deutschlands. Fotourheber: "Dein Freund der Baum"

Günter Wallraff hat in seinem neuesten Buch aus der „schönen neuen Arbeitswelt“ berichtet. Seine „Expedition in die neue Arbeitswelt“ geht am Freitag, 26. März 2010, in Stuttgart weiter. Von 16 bis 18 Uhr unternimmt er mit den Besuchern eine Expedition mit „Filmen, Zeugenaussagen und Recherchen aus Stuttgarter Betrieben“ im Gewerkschaftshaus, Großer Saal, Willi-Bleicher-Straße 20, in Stuttgart. Der Eintritt ist frei. Eine Spende für Mobbingopfer ist erwünscht. Ab 19 Uhr liest Günter Wallraff im Gewerkschaftshaus aus seinem Buch „Aus der schönen neuen Arbeitswelt“.

Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di in Stuttgart

Sozialdumping, Gewalt gegen Unkündbare, Ungleichheit vor dem Gesetz

Die fortschreitende Korrosion der Arbeitsbedingungen, Verwerfungen in der wirtschaftlichen und sozialen Landschaft in Deutschland, kritische Auswüchse in der Rechtsanwendung und -entwicklung – das kann doch jederzeit auch in Stuttgarter Betrieben recherchiert werden. Wo stehen wir hier in Stuttgart in der Entwicklung von Sozialdumping, Prekarisierung, Gewalt gegen Unkündbare, Ungleichheit vor dem Gesetz, Ausbeutung und Diskriminierung in den Belegschaften? Wir ziehen gemeinsam mit Günter Wallraff die Stuttgarter Bilanz – und fordern wirksame Veränderungen zum Schutz und im Interesse der Betroffenen.

Veranstaltungsinfo:

Freitag, 26. März 2010
16.00 Uhr (bis gegen 18.00 Uhr)
Gewerkschaftshaus, Großer Saal
Willi-Bleicher-Straße 20, 70174 Stuttgart
Eintritt frei. Eine Spende für Mobbingopfer ist erwünscht.
Veranstaltende:
ver.di-Bezirk Stuttgart
ver.di-Fachbereich Medien, Kunst und Industrie Ortsverein Stuttgart

Aus der schönen neuen Arbeitswelt
Lesung mit Günter Wallraff
Im Anschluss an die Expedition laden wir zur Lesung mit Günter Wallraff ein. Er berichtet über seine letzten „undercover“-Einsätze und liest aus seinem neuen Buch „Aus der schönen neuen Arbeitswelt“.
Freitag, 26. März 2010, 19.00 Uhr
Gewerkschaftshaus
Großer Saal
Willi-Bleicher-Straße 20
70174 Stuttgart
Eintritt frei. Eine Spende für Mobbingopfer ist erwünscht.
Veranstaltende:
ver.di-Bezirk Stuttgart, www.stuttgart.verdi.de
ver.di-Fachbereich Medien, Kunst und Industrie, Ortsverein Stuttgart www.stuttgart.verdi.de/fachbereiche/fb08
Büchergilde Stuttgart http://www.buechergilde.de/veranstaltungen/ortsliste.jsp?ort=Stuttgart

Internetseite von Günter Wallraff: http://www.guenter-wallraff.com/

Biographie von Günter Wallraff auf dessen Internetseite:

Günter Wallraff wurde am 1. Oktober 1942 in Burscheid bei Köln geboren.

Sein Vater arbeitete bei Ford/Köln, seine Mutter stammte aus bürgerlichen Verhältnissen, ihre Eltern besaßen ein Klaviergeschäft.

Nach dem Besuch des Gymnasiums bis zur Mittleren Reife machte er eine Buchhändlerlehre und wurde Buchhändler.

Noch in den 50er Jahren begann er zu schreiben – zunächst als Verfasser lyrischer Gedichte, deren Vorbilder Wolfgang Borchert und expressionistische Dichter waren. Einige veröffentlichte er 1960/61 in der „Flugschrift für Lyrik“.

1963 wurde Günter Wallraff gemustert und zur Bundeswehr eingezogen. Sein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung wurde abgelehnt. Da er sich trotzdem beharrlich weigerte, eine Waffe in die Hand zu nehmen, wurde er zur Beobachtung in die psychiatrische Abteilung des Bundeswehrlazaretts Koblenz eingewiesen. Um in einer Umgebung, die ihn für verrückt hielt, überleben zu können, schrieb er ein Tagebuch – auch in der Hoffnung, seine Erfahrungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seine erste, allerdings noch unfreiwillige Rolle, die des Wehrdienstverweigerers und Psychiatrie-Patienten, war für ihn ein Schlüsselerlebnis und bildete den Ausgangspunkt seiner späteren Arbeiten.

Als „abnorme Persönlichkeit“ eingestuft, „für Krieg und Frieden untauglich“, wurde er entlassen. Dieses ärztliche Urteil ist von politischen Gegnern immer wieder aufgegriffen worden, um Günter Wallraff abzuqualifizieren.

Heinrich Böll ermutigte den Verfasser des „Bundeswehr-Tagebuches“, weiterzumachen und seine Erfahrungen niederzuschreiben. Das bestärkte Günter Wallraff in seinem Entschluß, nach seiner Entlassung nicht mehr in den Buchhandel zurückzukehren, sondern die bundesdeutsche Wirklichkeit von innen und von unten kennenzulernen.

Von 1963 bis 1965 arbeitete er in verschiedenen westdeutschen Großbetrieben. Seine Reportagen darüber erschienen zuerst in der Gewerkschaftszeitung „Metall“, 1966 als Buch unter dem Titel ‚Wir brauchen Dich. Als Arbeiter in deutschen Industriebetrieben“. (Taschenbuchausgabe 1970: „Industriereportagen“).

Heinrich Böll charakterisierte Günter Wallraffs Arbeitsmethode sehr treffend in einem Vorwort zur schwedischen Übersetzung der „13 unerwünschten Reportagen“ (1970):

„Er ist kein Reporter im Uberkommenden Sinn, der recherchiert, interviewt und dann seinen Bericht schreibt. Er ist kein Essayist, der sich informiert und dann abstrakt analysiert. Er gehört auch nicht zu den Autoren, die das, was man herablassend die Arbeitswelt zu nennen beliebt, zum Gegenstand von Romanen und Erzählungen macht. (…) Wallraff hat eine andere Methode gewählt, er dringt in die Situation, über die er schreiben möchte, ein, unterwirft sich ihr und teilt seine Erfahrungen und Ermittlungen in einer Sprache mit, die jede ‚Überhöhung‘ vermeidet, sich nicht einmal des Jargons bedient, der ja als poetisch empfunden werden könnte.“

(Heinrich Böll, Günter Wallraffs unerwünschte Reportagen. – In: Christian Linder (Hrsg.), In Sachen Wallraff, Köln 1975, S.9)

Die „Industriereportagen“ machten Günter Wallraff bekannt. Sie brachten ihn mit Schriftstellern der Dortmunder Gruppe 61 zusammen, vor denen er 1965 seine erste Lesung hatte.

1966 war er Mitarbeiter bei der „Hamburger Morgenpost“, ab Herbst bei der satirischen Zeitschrift „Pardon“. Seit 1968 arbeitet er für die Hamburger Zeitschrift „Konkret“.

Im selben Jahr wurde seine „szenische Dokumentation“ zum Grundgesetzartikel 1 unter dem Titel „Nachspiele“ vom westfälischen Landestheater im „jungen forum“ der

Ruhrfestspiele aufgeführt; das Stück vergleicht das Verfassungsgebot – „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – mit der bundesdeutschen Rechtswirklichkeit.

Im November 1968 wurde Günter Wallraff der Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für seine „Industriereportagen“ zugesprochen. Nachdem es zu Protesten gegen diese Verleihung gekommen war, erklärte der damalige Ministerpräsident des Bundeslandes öffentlich, daß man neben der fachlichen Bewertung der Preisträger in Zukunft „auch deren Verwurzelung in der freiheitlich-demokratischen Ordnung“ beachten solle. Gegen diese Einmischung einer staatlichen Instanz in die Belange von Literatur und Kunst protestierten daraufhin zahlreiche bekannte Schriftsteller, darunter auch Heinrich Böll. Günter Wallraff spendete die Preissumme je zur Hälfte an den Rechtshilfefonds der APO und an die Vietnam-Hilfe. Später entschuldigte sich der Ministerpräsident bei ihm.

Da die “Industriereportagen“ auf so großes öffentliches Interesse stießen, wurden in den Chefetagen der betroffenen Unternehmen schon frühzeitig sogenannte „Wallraff-Steckbriefe“ verfaßt, zur Vorwarnung für die Personalbüros anderer Firmen, in die sich Günter Wallraff „einschleichen“ könnte.

Trotz solcher Präventivmaßnahmen gelang es ihm immer wieder, in die „Intimsphäre“ von Wirtschaft und Staat einzudringen, um über skandalöse Arbeits- und Herrschaftsverhältnisse, über undemokratische und unmenschliche Ansichten und Verhaltensweisen von Unternehmern, Managern und Amtsträgern berichten zu können. Dazu schlüpfte er jedesmal in eine fremde Rolle. Für die 1969 erschienenen „13 unerwünschten Reportagen“, zuerst in „Pardon“ und „Konkret“ abgedruckt, war er Alkoholiker in einem Irrenhaus; Obdachloser; ein Student, der ein Zimmer sucht; ein katholischer Fabrikant, der katholische Geistliche befragt, ob es mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren sei, Napalm zu produzieren; usw.

Nach Veröffentlichung des Buches wurde ihm der Prozeß wegen Amtsanmaßung gemacht. Um an Informationen über den Aufbau halbmilitärischer Werkschutzeinheiten zu kommen, hatte er sich bei verschiedenen Großbetrieben telefonisch als „Ministerialrat Kröver“ von einem frei erfundenen „Zivilausschuß“ des Bundesinnenministeriums ausgegeben.

In seiner Verteidigungsrede vor dem Frankfurter Schöffengericht am 9.12.1969 berief sich Günter Wallraff auf das Recht der Öffentlichkeit auf Information. Seine Arbeitsmethode habe zum Ziel, „in einer fremden Rolle Sachverhalte aufzudecken, die anders nicht zu erfahren sind“ (zit. nach: Christian Linder (Hrsg.), In Sachen Wallraff, S.28). Zu dem Anklagepunkt der Amtsanmaßung erklärte er:

„Ich wählte das Amt des Mitwissers, um ein Stück weit hinter die Tarnwand von Verschleierung, Dementis und Lügen Einblick nehmen zu können. Die Methode, die ich wählte, war geringfügig im Verhältnis zu den rechtsbeugenden Maßnahmen und illegalen Erprobungen, die ich damit aufdeckte.“ (a.a.O., S.28/29)

Das Gericht sprach Günter Wallraff frei.

1970 erschien die Reportagensammlung „Von einem, der auszog und das Fürchten lernte“ ; sie enthielt auch das „Bundeswehr-Tagebuch“, das zuerst in einer Jugendzeitschrift veröffentlicht worden war.

Im Juni 1970 wurde der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ gegründet, als organisatorische und inhaltliche Alternative zur Gruppe 61. Repräsentanten der Dortmunder Gruppe hatten sich immer mehr auf die Produktion von Literatur im engeren Sinne und auf die Geltung herkömmlicher literarischer Qualitätsmaßstäbe verlegt, so daß sich schreibende Arbeiter mehr und mehr ausgeschlossen fühlten. Diese bildeten bald eine eigene Arbeitsgemeinschaft, die sich an der Tradition der Arbeiterkorrespondenten in der Weimarer Republik orientierten. Günter Wallraff unterstützte die Neugruppierung von Anfang an und war auch Gründungsmitglied des „Werkkreises“, der aus der Arbeitsgemeinschaft hervorging. Auf der ersten Tagung in Gelsenkirchen forderte er in einem Grundsatzreferat die entschiedene Hinwendung der Literatur zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.

1971 sendete das ZDF einen Fernsehfilm Günter Wallraffs über die Fürsorgeerziehung unter dem Titel „Flucht vor den Heimen“ . Im selben Jahr wurde Wallraff Mitglied im P.E.N.-Club.

1972 veröffentlichte er „Neue Reportagen, Untersuchungen und Lehrbeispiele“, darunter Recherchen über den Wahrheitsgehalt einer“BILD“ -Story und über Praktiken der Managerausbildung sowie den „Melitta-Report“ .

Zunehmend arbeitete Günter Wallraff mit anderen Autoren zusammen. Mit Jens Hagen schrieb er die „Chronik einer Industrieansiedlung“: „Was wollt ihr denn, ihr lebt ja noch“ (1973); zusammen mit Bernt Engelmann seinen ersten Bestseller „Ihr da oben – wir da unten“ (erschienen im selben Jahr). Das letzte Buch entstand aus einer besonderen ‚Arbeitsteilung‘: Engelmann, schon vorher Kenner der „Oberen Zehntausend“, nahm sich „die da oben“ vor und berichtete über deren Ansichten und Lebensgewohnheiten, während Wallraff wieder in verschiedene Rollen „der da unten“ schlüpfte, um herauszufinden, wie die Oberen ihren aufwendigen Lebensstil finanzieren.

1974 entstand das Fernsehspiel „Ermittlungen gegen Unbekannt“ (mit Jürgen Alberts) für das ZDF.

Im Mai des Jahres reiste Günter Wallraff als Mitglied des Solidaritätskomitees für politische Gefangene nach Griechenland. Am 10.5. kettete er sich an einen Laternenmast auf dem Athener Syntagmaplatz an und verteilte Flugblätter, in denen er gegen die Mißachtung der Menschenrechte durch das griechische Militärregime protestierte, speziell die Praktiken willkürlicher Verhaftungen politischer Gegner und deren Folterung anprangerte. Daraufhin wurde er von Geheimpolizisten zusammengeschlagen, verhaftet und im Hauptquartier der Sicherheitspolizei gefoltert. Seine Identität als Deutscher stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest: Günter Wallraff hatte vorher alle Hinweise darauf entfernt und auch keine Ausweispapiere dabei, so daß man ihn für einen gewöhnlichen griechischen Oppositionellen hielt.

Erst als man erfuhr, wen man vor sich hatte, ließen die Folterspezialisten von ihm ab. Er wurde zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt, im August, nach dem Sturz der Militärjunta, wieder freigelassen.

In Griechenland wurde die Solidaritätsdemonstration für die politisch Inhaftierten als Zeichen der Hoffnung verstanden. In der Bundesrepublik, nachdem ein Film über die Ereignisse auf dem Syntagmaplatz vom Fernsehmagazin „Panorama“ ausgestrahlt worden war, entwickelte sich eine kontroverse Diskussion. So warf man Günter Wallraff vor, er habe mit seiner Aktion vor allem für sich Reklame machen wollen und von der Situation der politischen Gefangenen in Griechenland letztlich abgelenkt. Gleichwohl erreichte er mit seiner Demonstration, daß beim bundesdeutschen Publikum die griechischen Verhältnisse unter einer faschistischen Militärdiktatur schlaglichtartig bewußt wurden.

Für ihn selbst war es eine Möglichkeit, „wieder von ganz unten, in einer Rolle durch und durch etwas zu erleben, was aufgrund der privilegierten Rolle als Autor, als Journalist nicht mehr möglich wäre.“ (a.a.O., S. 58)

1975 veröffentlichte Günter Wallraff seine Erfahrungen, zusammen mit Eckart Spoo, unter dem Titel „Unser Faschismus nebenan. Griechenland gestern – ein Lehrstück für morgen“ (erweiterte Neuauflage 1982).

Ebenfalls 1974 unternahm er einen ersten Rollentest als Gastarbeiter. Ein Film des Westdeutschen Fernsehens dokumentiert, wie er zusammen mit einem türkischen Freund verschiedene Vermieter aufsucht, um ein Zimmer zu bekommen.

1975/76 fand der zweite Versuch statt, Günter Wallraffs Recherchiermethode zu kriminalisieren. Der Kölner Gerling-Konzern, wo Wallraff zwei Monate als Bote gearbeitet hatte (1973; veröffentlicht in „Ihr da oben – wir da unten“ ), warf ihm den Gebrauch falscher Ausweispapiere vor. Auch dieser Prozeß endete mit Freispruch.

Im März 1976 traf Günter Wallraff in Düsseldorf den portugiesischen General Spinola, mit dessen Kreisen er während seines dreimonatigen Portugal-Aufenthaltes (er arbeitete

dort auf einer Landarbeiter-Kooperative mit) zufällig in Kontakt gekommen war, in der Rolle eines Waffen- und Strauß-Unterhändlers. Ihm gelang es so, Spinolas Putschpläne durch Veröffentlichung (im „Stern“ und in „Konkret“ ) zu vereiteln.

(Buchveröffentlichung im selben Jahr, mit Hella Schlumberger, unter dem Titel

„Aufdeckung einer Verschwörung. Die Spinola-Aktion“; Neuveröffentlichung 1982 in:

„Unser Faschismus nebenan. Erfahrungen mit Nato-Partnern“ )

1977 arbeitete Günter Wallraff vier Monate unter dem Decknamen Hans Esser als Reporter in der Hannoveraner BILD-Redaktion und deckte in dem anschließenden Buch „Der Aufmacher. Der Mann, der bei BILD Hans Esser war“ ( 1977) die unverantwortlichen Recherchiermethoden, Verfälschungen und politischen Manipulationen der Boulevardzeitung auf

Die Veröffentlichung dieses Berichts setzte ihn einer beispiellosen Hetz-Kampagne durch BILD und andere Springer-Zeitungen aus. Er wurde öffentlich verleumdet und heimlich bespitzelt, Wanzen wurden in seiner Wohnung gelegt und Telefone abgehört.

Der Springer-Konzern strengte einen Prozeß gegen Wallraff an, zunächst mit dem Ziel, das Buch verbieten zu lassen. Das gelang jedoch nicht; stattdessen erschien „Der Aufmacher“ in veränderten Neuauflagen.

1981 endete die Prozeßkette vor dem Bundesgerichtshof mit einem Erfolg für Günter Wallraff. Das Gericht bescheinigte ihm das Recht, seine Erfahrungen in der BILD-Redaktion zu veröffentlichen, da sich sein Buch mit „gewichtigen Mißständen“ befasse und „Fehlentwicklungen eines Journalismus aufzeige“, an deren Erörterung die Allgemeinheit „in hohem Maße“ interessiert sein müsse. Gegen dieses Urteil legte der Springer-Konzern eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Dessen Grundsatzurteil, das 1983 erging, bestätigte jedoch den Spruch des Bundesgerichtshofs.

Auf den „Aufmacher“ folgte 1979 der Band „Zeugen der Anklage. Die BILDbeschreibung wird fortgesetzt“, in dem Opfer von BILD zu Wort kommen und Zeugen, die über jahrzehntelange Erfahrungen in dem Blatt verfügen. Die Anti-Bild Trilogie schloß 1981 mit dem „BILD-Handbuch. Das BlLD-Handbuch bis zum BILDausfall“. In einem Interview verglich Günter Wallraff seinen Kampf gegen den Pressegiganten mit dem Vorgehen eines Arztes, der sich stufenweise einer Krankheit nähert und Mittel zu ihrer Heilung sucht:

„Der Aufmacher“, das war vergleichbar einer Anamnese, einer Erforschung der Vorgeschichte… „Zeugen der Anklage“, das war die Diagnose. Hier wurde sichtbar, wie weit in das Leben der Menschen in unserem Land BILD hineinwirkt. Das „BILDHandbuch“ geht zur Therapie über.

Neben weiteren Dokumenten, Analysen und Selbsterfahrungsberichten enthält der dritte ‚BILD-Band‘ als Hilfe zur Selbsthilfe eine Reihe von Beispielen, in denen sich Betroffene mit Hilfe des Presserechts erfolgreich gegen den Springer-Konzern wehren konnten.

Bevor Günter Wallraff seine gesammelten BILD-Zeitungen von 15 Jahren endgültig dem Altpapier-Container und damit einem sinnvolleren Zweck überließ, stellte er eine Auswahl von BILD-Schlagzeilen zusammen, die er 1985 als „Günter Wallraffs BILDerbuch“ veröffentlichte.

Zu den Recherchen bei BILD-Hannover 1977 entstand auch die erste längere Filmarbeit, die Jörg Gfrörer besorgte. Der WDR, der den Dokumentarfilm ursprünglich produziert hatte, setzte jedoch eine geplante Ausstrahlung ab, nachdem Gefolgsleute des Springer-Konzerns außerhalb des Pressehauses dagegen Einspruch erhoben hatten. Der BILD-Film – „Informationen aus dem Hinterland“ – kam dann in die Kinos.

1981 entstand für das ZDF der Fernsehfilm „Knoblauch, Kölsch und Edelweiß“, in dem Günter Wallraff sein Wohnviertel, Köln-Ehrenfeld, vorstellte.

In „Nicaragua von innen“ berichtete er 1983 von einem Aufenthalt in diesem Land nach dem Sturz des Somoza-Regimes. Über seine journalistischen, literarischen und politischen Vorbilder legte er 1984 in „Mein Lesebuch“ Rechenschaft ab.

Schon nach Abschluß der Anti-BlLD-Trilogie begann Günter Wallraff, sich auf seine bisher letzte Rolle, die des Türken Ali Levent, vorzubereiten. Genau 11 Jahre nach seinem ersten Anlauf in der Ausländerrolle erlebte er dann bundesdeutsche Wirklichkeit aus einer Perspektive, die Deutschen sonst nicht zugänglich ist, und machte Erfahrungen, die eher an das südafrikanische Apartheitsregime erinnern als an den vielgerühmten demokratischen Rechtsstaat.

In seiner Rolle war er unter anderem Hilfskraft in einer Filiale von McDonald’s, Leiharbeiter auf einer Großbaustelle sowie bei einem Arbeiterverleiher bei Thyssen /Duisburg und Versuchskaninchen bei einem Medikamentenversuch. Er erlebte, wie Türken buchstäblich als „der letzte Dreck“ angesehen und behandelt werden, gebraucht nicht nur als „Lückenbüßer“ der wirtschaftlichen Konjunktur, sondern vor allem als Billigarbeitskräfte für jeden Zweck, für dreckigste und gefährlichste Arbeiten.

Trotz gesundheitlicher Schädigungen, trotz aller Menschenverachtung und Demütigungen, die er zu spüren bekam, erfuhr Günter Wallraff in seiner Ali Levent-Rolle auch Positives, ihn Aufbauendes: die Solidarität und Freundschaft seiner Kollegen. Anders als während seiner Arbeit in er BIL D-Redaktion wo er sich vollständig verleugnen mußte, war er immer auch ein Stück er selbst, auch wenn er seine Identität nicht preisgeben durfte.

Das Echo auf die Veröffentlichung seiner Erfahrungen in dem Buch „Ganz unten“ (Oktober 1985) war unvergleichlich groß. Fernsehen und Presse nahmen sich des Themas Leiharbeit engagiert an und übten dadurch Druck auf Politiker und Unternehmer aus. In Nordrhein-Westfalen haben zahlreiche illegale Leiharbeitsfirmen Besuch vom Staatsanwalt bekommen, entsprechend sind auch gerichtliche Verfahren eingeleitet worden.

Um Ausländern wirksam helfen zu können, richtete Günter Wallraff den Hilfsfonds „Ausländersolidarität“ ein. Für ein in Duisburg geplantes Wohnmodell, in dem Ausländer und Deutsche zusammen leben werden, stiftete er den Großteil seiner Honorare.

Weitere Preise und Auszeichnungen:

1979 Gerrit-Engelke-Literaturpreis der Stadt Hannover

1983 Monismanienpreis / Göteborgs Nation und Universität Uppsala (S)

1984 Carl von Ossietzky-Medaille

1985 Literaturpreis der Menschenrechte (Frankreich) zusammen mit James Baldwin

1987 British Academy Award / of Film and Television Art

1987 Französicher Medienpreis Prix Jean d’Arcy für den Film „Ganz unten“

Weitere Biographien, 2007 in gebundener Form erschienen:

Gottschlich, Jürgen: Der Mann, der Günter Wallraff ist. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007

Braun, Ina: Günter Wallraff – Leben, Werk, Wirken, Methode. (ISBN 978-3-8260-3542-5) Königshausen + Neumann, Würzburg 2007

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Dubiose Nebengeschäfte: Ärzte als Pillenhändler

Der Arzt soll heilen und nicht verkaufen – so sagt es die Berufsordnung. Dabei geht es nicht zuletzt um Vertrauen. Denn kein Patient soll befürchten müssen, seine Diagnose bekomme er nur, damit der Arzt ihm anschließend die dazu passenden Pillen verkaufen kann. Derartige Geschäfte sind den Medizinern deshalb gesetzlich untersagt. Doch immer mehr findige Ärzte umgehen dieses Gebot.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Sie deklarieren etwa einen Raum ihrer Praxis als “Praxisparalleles Institut” – ein eigenes Gewerbe, meist geführt auf den Namen des Ehepartners oder einer Arzthelferin. Hier können sie dann in einem Graubereich des Gesetzes Geschäfte machen. Besonders häufig werden Vitaminpräparate verkauft. Mittelchen also, deren Wirksamkeit nicht belegt ist, die durch die Empfehlung des Arztes aber gewissermaßen “veredelt” werden können.

Video:
http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama418.html

Text:
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2010/panoramaaerzte102.html

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Aktionstag gegen Kahlschlagpläne bei Getrag – Beschäftigte fordern Erhalt der Arbeitsplätze und Einhaltung der Tarifverträge

Die Beschäftigten bei Getrag nehmen die Kahlschlagpläne der Geschäftsleitung nicht hin und wehren sich gegen den geplanten Stellenabbau und die angekündigte Standortschließung am ehemaligen Firmenstammsitz in Ludwigsburg. Von den geplanten Kündigungen ist auch der Standort Neuenstein im Hohenlohekreis betroffen.

Pressemitteilung des IG Metall-Bezirks Baden-Württemberg

Beschäftigte fordern Zukunftsperspektiven für das Unternehmen

Im Rahmen eines Aktionstages fordern sie die Geschäftsleitung auf, die Pläne vom Tisch zu nehmen und sich an bereits geschlossene Verträge zu halten. Frank Iwer von der IG Metall-Bezirksleitung: „Wir fordern den Erhalt der Arbeitsplätze und das Einhalten der Tarifverträge. Statt Kündigungen brauchen wir belastbare Zukunftsperspektiven für das Unternehmen
und für die Beschäftigten.“ Um ein deutliches Signal gegen den geplanten Kahlschlag zu setzen, wollen sich am Dienstag, 23. März 2010, um 14 Uhr Beschäftigte aller deutschen Getrag-Standorte zu einer Kundgebung vor der Hauptverwaltung des Unternehmens in Untergruppenbach (Kreis Heilbronn) treffen. Es spricht bei der Kundgebung unter anderem der baden-württembergische IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann.

Weitere Informationen im Internet:
www.bw.igm.de
www.aktivfuertarif.igm.de
www.igmetall.de

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„Schuld am Umweltskandal ist die Gemeindeverwaltung“ – Artikel auf der Internetseite „Fichtenauer Forum“

Laut eines aktuellen Berichts der Interseite „FICHTENAUER FORUM – FÜR BÜRGER, DIE MITREDEN WOLLEN“ (Freitag, 19. März 2010) hat die Gemeinde Fichtenau am Dienstag, 16. März 2010, damit begonnen, zu unterbinden, dass Abwässer eines Anwesens in der Dinkelsbühler Straße in Unterdeufstetten ungeklärt in die Rotach fließen.

Gefunden von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Abwässer flossen jahrzehntelang ungeklärt in die Rotach

Schuld an der jahrzehntelangen Zweckentfremdung der Rotach als kommunale Kläranlage sind laut „Fichtenauer Forum“ weder die Bewohner des betreffenden Hauses in der Dinkelsbühler Straße noch irgendeine ominöse Tiefbaufirma aus grauer Vergangenheit – „schuld daran ist einzig und allein die Gemeindeverwaltung selbst“.

Gesamter Artikel auf der Internetseite „Fichtenauer Forum – Für Bürger, die mitreden wollen“:

http://fichtenauerforum.blogspot.com/2010/03/ein-umweltskandal-der-zum-himmel-stinkt.html

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„Gegengift zu Sportbild und Kicker“ – Lesung „11 Freunde“ in Schwäbisch Hall… nicht nur für Fußball-Fans

Schon in der Vergangenheit unterhielten die beiden Redakteure der Fußballzeitschrift „11 Freunde“, Philipp Köster und Jens Kirschneck, mit Entertainerqualitäten ihr Publikum mit bemerkenswerten Themen wie der bizarren Sonnenbrille von Lothar Matthäus, das lange Warten auf Bernd Schneider oder den schönsten Fußballfragen auf 9Live. Am Samstag, 20. März 2010, um 20 Uhr kommen sie zu einer Lesung ins Alte Schlachthaus nach Schwäbisch Hall.

Pressemitteilung der Veranstalter

Hübsche Filmchen á la „Die Top 10 der Schwalbenkönige“

Aber auch die Gummibänder von Jürgen Klinsmann, Uli Hoeneß´ Synchronstimme, Kevin Kuranyis Logopädin, betrunkene Schiedsrichter und bizarre Maskottchen stehen regelmäßig auf dem Redaktionsplan. Meistens mit dabei: 11FREUNDE-Kolumnist Günter Hetzer mit seinen feuchtfröhlichen Abenteuern bei der Adlertruppe. Die unterhaltsame Fußball-Lesung wird eingerahmt durch hübsche Filmchen á la „Die Top 10 der Schwalbenkönige“, den schönsten Stammel-Interviews am Spielfeldrand und vielleicht, last but not least: Dem immer wieder angekündigten, nie verwirklichten 11FREUNDE-Quiz mit Zuschauerbeteiligung und Preisen aus der Restekiste.

Gegengift zu „Sportbild” und „Kicker”

11 Freunde ist seit fünf Jahren „Deutschlands bestes Fußballmagazin” (Zitat: Der Tagesspiegel). Die Zeitschrift erscheint bundesweit und monatlich in einer Auflage von 80 000 Exemplaren. Gegründet im Jahr 2000 in Berlin ist „11 Freunde” schnell zum Gegengift zu „Sportbild” und „Kicker” avanciert – mit hintergründigen Reportagen, opulenten Bildstrecken und hartnäckigen Interviews wendet sich die Zeitschrift an den lesenden, an den denkenden Fußballfan. Mit großem Erfolg: 13 000 Abonnenten zählt das Blatt und beinahe ebenso viele hymnische Besprechungen in Zeitungen und Zeitschriften, von „Süddeutsche Zeitung” über die „Frankfurter Allgemeine Zeitung” bis hin zur „Zeit” loben die Fußballberichterstattung jenseits der drögen Tabellen, aber auch jenseits der Boulevard-Geschichten über Helden und Versager. Die „Zeit” schrieb: „Die Mischung aus Pop-Ästhetik und einem wehmütigen Blick auf die traditionelle Fankultur macht das Magazin so erfolgreich!” Und weil das Konzept so erfolgreich ist, gibt es „11 Freunde” neuerdings auch im Fernsehen. „11 Freunde TV” lief zum ersten Mal vor dem Champions League-Endspiel am 25. Mai 2009 auf „Premiere”. Die Berliner „taz” sah „eine gute Kombination hintergründiger Fußball-Berichterstattung mit Leidenschaft”.

Info: Die 11-Freunde-Lesung findet am Samstag, 20. März 2010 im Alten Schlachthaus in Schwäbisch Hall statt. Beginn ist um 20 Uhr.

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Sozialbürgermeister ohne Sozialkompetenz – Claus Boldt, der ehemalige Sozialdezernent des Haller Landratsamts an seiner neuen Wirkungsstätte

Vergangenes Jahr (2009) ging die Kündigung einer Altenpflegerin in Konstanz wegen Mitnahme von sechs Maultaschen durch die Presse – als einer der vielen Fälle von Bagatellkündigungen. Nach 17 Jahren Betriebszugehörigkeit verlor die 58-jährige Frau ihren Arbeitsplatz in einem Altenheim der Konstanzer Spitalstiftung.

Artikel aus dem Schwäbisch Haller Monatsmagazin Alpha Press, Ausgabe Februar/März 2010

Maultaschen, Boni, Boldt

Dazu war im Landesinfo der LINKEN im November 2009 zu lesen: mediales Unverständnis und Entsetzen ist nach der gerichtlichen Bestätigung des Rausschmisses die Folge. Gleichzeitig zahlt dieselbe Spitalstiftung offenbar an Mitarbeiter in der Führungsebene unverhältnismäßig hohe Boni aus. Den verantwortlichen Dezernenten Claus Boldt ficht dies alles nicht an, er hüllt sich in beiden Fällen in beredes Schweigen. Holger Reile, Stadtrat der LINKEN LISTE Konstanz, hat jetzt in einem offenen Brief die Frage aufgeworfen, ob solch ein „Sozial“bürgermeister noch tragbar ist….Ich habe explizit darum gebeten, diesem auch für die Stadt schädlichen Treiben ein schnelles Ende zu setzen. Der dafür verantwortliche Bürgermeister Claus Boldt hätte die Pflicht gehabt, rechtzeitig zu intervenieren. Doch offensichtlich sind alle Appelle spurlos an ihm vorüber gegangen – Krisenmanagement in verantwortlicher Position sieht anders aus. Seine aktuellen Äußerungen während der letzten Gemeinderatssitzungen im Stile eines eiskalten Technokraten, dem Sozialkompetenz ein Fremdwort zu sein scheint, werfen die Frage auf: Ist Herr Boldt den Anforderungen seines Dezernats noch gewachsen und in dieser verantwortungsvollen Position noch weiter tragbar?

Damals in Schwäbisch Hall…

Schwäbisch Hall hat ihn als Sozialdezernenten recht lange getragen, von 1991-2005, und durch besondere Sozialkompetenz hat er sich hier auch nicht gerade hervorgetan. Wichtig war die Karriere und nicht so ein Sozialschnullikram. Im Jahr 1993 wollte er sich als Professor für Sozialwesen an die Fachhochschule Kiel absetzen, aber das war dann wohl wegen der Frauenquote zu unsicher. Obwohl er sich moniert hatte, er bekäme zu wenig bezahlt und die Kreisräte seien bei der Karriereplanung unsichere Partner. Einige Kreisräte wollten dann auch sogleich die selbige Stelle abschaffen.

Er hat sich für die Abschaffung des dreijährigen Mutter-Kind-Programms eingesetzt

1998 zeigte er dann außergewöhnlichen Einsatz zur Abschaffung des dreijährigen Mutter-Kind-Programms: „Wir haben zwischenzeitlich eine Reihe von Gesetzesänderungen gehabt“, so Claus Boldt. Dadurch sei die Situation alleinerziehender Frauen ohne Mutter- Kind-Projekt so verbessert worden, dass sie sich nur noch in zwei Punkten von Alleinerziehenden innerhalb des Projektes unterscheide. Im Projekt gebe es im dritten Jahr 200 Mark höheres Landes-Erziehungsgeld, also 2400 Mark im Jahr. Und: innerhalb des Projektes gebe es Gruppenbetreuung. “Gruppenbetreuung=Zusammenrottung gefährlicher alleinerziehender Frauen? Und eigentlich hätte Herr Boldt, selber „Geringverdiener“, den Frauen doch die 200 D-Mark gönnen müssen. Aber er wollte ja nur Zwangsberatung vorbeugen und außerdem seien die meisten dieser Frauen in Wirklichkeit gar nicht alleinerziehend…“

Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht

Auch Radio StHörfunk hatte keine Freude mit dem guten Mann. Drei Jahre hatte er den Antrag des Vereins als Träger der Freien Jugendhilfe anerkannt zu werden, nicht dem Jugendhilfe-Ausschuss vorgelegt: wegen Zweifel an der Programmausrichtung im Sinne der demokratischen Grundordnung. Anlass waren Sendungen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und ein Mitglied der PDS im Vorstand. Der Förderverein reichte Beschwerde beim Regierungspräsidium und eine Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht ein. Nach langem Hickhack mit der Verwaltung wurde Radio Sthörfunk vom Jugendhilfeausschuss anerkannt, zumal die ausgestrahlten Sendungen nie zu beanstanden waren. Zuvor wollte Boldt jedoch vom Verein eine Erklärung unterschrieben haben, in der man sich von angeblich verfassungsfeindlichen Äußerungen der VVN distanziere, dann gäbe es auch die gewünschte Anerkennung. Da das Recht zur Kontrolle von Programminhalten aber allein bei der Landesanstalt für Kommunikation (und nicht beim Sozialdezernenten) liegt, ließ sich das Radio keinen Maulkorb verpassen und unterzeichnete nicht.

Zwischendurch widmete sich Boldt, wenn auch erfolglos, seiner Karriereplanung, indem er zweimal als Bürgermeister kandidierte und einmal gegen Leibrandt und dann gegen Pelgrim verlor (Teufel mit Beelzebub ausgetrieben?).

„Kein weiterer Bedarf an Sachverstand“

Seit 2005 ist er nun 1. Beigeordneter und Bürgermeister des Dezernats II für Soziales, Kultur, Sport und Gesundheit in Konstanz. Eine Besserung, außer wahrscheinlich bezüglich der Entlohnung, ist bei ihm wohl nicht eingetreten. So titelte die Internetzeitung www.dornroeschen.nu am 22. September 2009: Claus Boldt: „Kein weiterer Bedarf an Sachverstand“. Hintergrund ist die Umwandlung des Klinikums Konstanz in eine privatrechtliche GmbH. Experten der Gewerkschaft ver.di sollten auf Veranlassung des Klinikpersonalrates vor dem Gemeinderat über die Konsequenzen für die Beschäftigten referieren. Boldt jedoch sieht keinen weiteren Bedarf für eine sachverständige, gewerkschaftliche Begleitung des Umwandlungsprozesses am Klinikum.

Hintergrundinformationen zur Kündigung der Klinikmitarbeiterin wegen sechs mitgenommener Maultaschen:

Eine etwas eigene Sicht der Dinge hat der Anwalt der Spitalstiftung: „Dass ein Rauswurf wegen einer Lappalie empörend wirken kann, versteht selbst der Vertreter der Spitalstiftung, Georg Jauch. Dennoch kommt es nach seiner Ansicht nicht auf den Wert einer gestohlenen Ware an, sondern auf die “Unehrlichkeit und Illoyalität”, wie bei der Pflegerin. “Der Vertrauensverlust ist maßgeblich.” Völlig anders liege der Fall, wenn sich ein Manager mit dem ihm zur Verfügung stehenden Kapital vertue. “Er hat nicht in Eigentumsrechte seines Arbeitgebers eingegriffen.” spiegelonline 16.10.2009

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