Übergriffe in Hohenlohe: Vortrag über die Misshandlungen von NS-Gegnern und Juden im März 1933

Über dem Crailsheimer Schloss weht die Hakenkreuzfahne: 1933 wurden dort Regimegegner und Juden misshandelt.

Über dem Crailsheimer Schloss weht die Hakenkreuzfahne: 1933 wurden dort Regimegegner und Juden misshandelt.

Einen Vortrag zum Thema „Übergriffe in Hohenlohe. Die Misshandlungen von NS-Gegnern und Juden im März 1933“ hält Annabel Walz am heutigen Mittwoch, 9. Dezember 2009, um 19.30 Uhr im Konvent der Crailsheimer Volkshochschule im Spital.

Information des Stadtarchivs Crailsheim

Zahlreiche Gewaltakte der Nazis gegen Regimegegner und Juden in Hohenlohe

Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es in zahlreichen Städten Hohenlohes, darunter auch in Crailsheim, zu schweren Ausschreitungen der SA gegen politische Gegner und Juden. Hauptverantwortlicher war der Heilbronner SA-Standartenführer Fritz Klein, beteiligt waren aber jeweils auch örtliche SA-Angehörige. Der Vortrag beleuchtet die damaligen Ereignisse, ihren Ablauf und ihre Hintergründe.

Kurzinformation:

Mittwoch, 9. Dezember 2009, 19:30 Uhr
VHS Konvent
EUR 5,00 (Abendkasse)
Eine Veranstaltung des Stadtarchivs Crailsheim.

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Leiharbeiter können Geld einklagen – IG Metall begrüßt Entscheidung zur Nicht-Tariffähigkeit Christlicher Gewerkschaften

Die IG Metall hat die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg zur Tariffähigkeit der Christlichen Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP) begrüßt.

Pressemitteilung der IG Metall Schwäbisch Hall

Um des Profit Willens auf Scheintarifverträge gesetzt

„Den Gefälligkeitstarifverträgen der Christlichen Gewerkschaften wird nun endlich ein Riegel vorgeschoben“, sagte Helga Schwitzer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, am Montag in Frankfurt. Die heutige Entscheidung in zweiter Instanz bestätige die Auffassung der IG Metall, wonach es sich bei der CGZP um ein nicht tariffähiges Gebilde handele. „Wer um des Profit Willens auf Scheintarifverträge setzt, war schon immer schlecht beraten und muss sich nun auf umfangreiche Nachzahlungen einstellen“, sagte Schwitzer.

IG Metall rechnet mit vielen weiteren Klagen von Leiharbeitnehmern

Die IG Metall rechnet infolge der Entscheidung mit einer Vielzahl weiterer Klagen von Leiharbeitnehmern, die auf Grundlage unwirksamer CGZP-Tarife entlohnt werden. Diese könnten ihren Anspruch auf das gleiche Entgelt eines vergleichbaren Stammbeschäftigten, auch rückwirkend bis zu drei Jahren, geltend machen.

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„Operation Übernahme“ bei der Firma Huber in Öhringen

Die Auszubildenden "übernehmen" den Betrieb bei Huber Verpackungen in Öhringen.

Die Auszubildenden "übernehmen" den Betrieb bei Huber Verpackungen in Öhringen.

„Wir brauchen berufliche Sicherheit und haben ein Recht auf eine Perspektive“, beschreibt Corinna Müller, Vorsitzende der Jugendvertretung bei Huber Verpackungen in Öhringen eine Aktion, mit der rund 30 Auszubildende bei Huber vergangene Woche für Aufmerksamkeit sorgten.

Von der IG-Metall Schwäbisch Hall

Ohne Berufserfahrung verliert eine Ausbildung schnell an Wert

Bei einem Rundlauf durch den Betrieb forderten sie, nach der Ausbildung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden und ihren erlernten Beruf ausüben zu können. Denn, so André Kaufmann von der IG Metall Schwäbisch Hall: „Ohne echte Berufserfahrung verliert auch eine abgeschlossene Ausbildung schnell an Wert.“ Bei Huber Verpackungen werden unter anderem Drucker, Industriekaufleute und Mechatroniker ausgebildet.

Chancen junger Menschen im Arbeitsleben verbessern

Tariflich konnte die IG Metall die Übernahme der ausgelernten Azubis in der Metall- und Elektroindustrie für zwölf Monate erreichen. Das Ziel der bundesweiten IG Metall-Kampagne „Operation Übernahme“ ist die Verbesserung der Chancen junger Menschen im Arbeitsleben.

Erwerbslosenquote bei 15- bis 24-Jährigen fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung

Denn heute werden rund 50 Prozent der Auszubildenden nicht übernommen. Der größte Teil von ihnen wird arbeitslos. Insgesamt ist in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen die Erwerbslosenquote fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. „Das ist ein Skandal“, findet Heidi Scharf, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall.

Wichtiges Wissen und Können geht verloren

Auch die Unternehmer müssen ein Interesse an der Übernahme haben, denn junge Fachkräfte ohne qualifizierte Beschäftigung vor Ort wandern ab. Wichtiges Know-how geht verloren – und damit die Kaufkraft dieser Beschäftigten. Auch Auszubildende tragen zum betrieblichen Gesamtergebnis bei und nach der Ausbildung übernommene Arbeitnehmer müssen nicht erst eingearbeitet werden.

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Nach dem Tod eines Fuldaer Bundeswehrsoldaten: Gewerkschafter fordern Truppenabzug aus Afghanistan

Der aus Fulda stammende 24-jährige Fallschirmjäger Patrice S. von der Saarlandbrigade  gehörte im Oktober  zu den Opfern des deutschen Kriegseinsatzes in Afghanistan. Nach 14 Monaten  des Leidens verstarb er an den schweren Verletzungen, die er am 6. August 2008 bei einem Anschlag in Masar-i-Sharif erlitt.

Eingesandt an Hohenlohe-ungefiltert von Siegfried Hubele, Schwäbisch Hall

39 Deutsche starben in Afghanistan im Kriegseinsatz

Der junge Mann hatte sich zur Bundeswehr gemeldet, nachdem er keinen entsprechenden Ausbildungsplatz gefunden hatte. Wenn die vorliegenden Angaben stimmen sind bis Dezember 2009 beim Kriegseinsatz in  Afghanistan 36 Bundeswehrsoldaten und drei Polizisten ums Leben gekommen.

Ex-Verteidigungsminister Jung musste zurücktreten

Josef Jung, damals Kriegsminister, schwadronierte am Grab des jungen Mannes  vom „Einsatz für Frieden, Freiheit und Recht“ und bestand darauf,  Deutschland werde in Afghanistan „in seinem Engagement nicht nachlassen.“  Was Jung unter „Recht“ versteht, zeigte er mit der Vertuschung des verbrecherischen Luftangriffs vom 4. September 2009 bei Kundus, bei dem  über 140  Menschen, meist Zivilisten, ums Leben kamen. Der Druck der Partei Die Linke im und außerhalb des Bundestages und der Öffentlichkeit zwang Jung, seinen neuen Posten als Arbeitsminister im neuen schwarz-gelben Kabinett von Merkel-Westerwelle zu räumen.

Statt Töten und Sterben: Mittel für den zivilen Wiederaufbau bereitstellen

Der DGB-Kreisverband Fulda nahm den Tod des jungen Menschen zum Anlasse und initiierte einen Appell, in dem der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert wird. In dem Aufruf heißt es: „Wir sind bestürzt über die steigende Zahl der Opfer, die der Krieg in Afghanistan fordert. Junge Menschen werden in den Krieg geschickt, Töten und Sterben von den verantwortlichen Politikern billigend in Kauf genommen.“ Statt weiterer Aufstockung der Kontingente fordert der Appell den Abzug der Bundeswehr, die sofortige Einstellung aller Waffenlieferungen, keine logistische Unterstützung des Krieges, dafür die Bereitstellung von Mitteln für den zivilen Wiederaufbau.

Bisher rund 2000 Unterstützungsunterschriften

Zu den Erstunterzeichnern gehörten die hessischen Bundestagsabgeordneten sowie  Landtagsabgeordnete Hessens und Thüringens und weitere Funktionäre der Partei Die Linke (einschließlich der einstimmigen Zustimmung von deren Landesparteitagen), Funktionäre der SPD und von Bündnis 90/Grüne,  regionale DGB-Vorsitzende, Betriebsräte und ein breiter Kreis gesellschaftlicher Kräfte von  Hochschullehrern, Ärzten und  Schauspielern bis hin zu Persönlichkeiten der Kirchen, christlicher Organisationen/Institutionen (Pax Christi, der Bistümer, Ordensleute) der Freidenker, von Friedensforen, darunter des Darmstädter Signals, aber auch Freunde und Bekannte von ums Leben gekommenen Bundeswehrangehörigen sowie von Vereinigungen von Berufssoldaten. Von dem Anklang, den der  Fuldaer Aufruf findet, zeugen bisher die Unterschriften von zirka 2000 Unterstützern.

Alleinstehende Mutter einer zehnjährigen Tochter nicht vom Kriegseinsatz zurückgestellt

Bereits vor fünf Jahren beschäftigte der Tod einer aus Fulda stammenden Soldatin die Öffentlichkeit Hessens. Die  34-jährige Tatjana Reed mit deutscher und US-amerikanischer Staatsangehörigkeit kam als Sergeant der 66. in Kaiserlautern stationierten Transportkompanie der US-Besatzungsarmee am 22. Juli 2004 im Irak ums Leben. Verwandte berichteten damals, dass der alleinstehenden Mutter einer zehnjährigen Tochter eine Zurückstellung vom Kriegseinsatz nicht gewährt worden war.

Um den Druck auf Bundestag und Bundesregierung zu erhöhen, werben die Initiatoren des Fuldaer Appells um eine bundesweite Unterstützung ihres Aufrufs. Schließen Sie sich an, fordern Sie das Ende des Kriegseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan, verhindern Sie, dass weiter das Blut junger Deutscher vergossen wird.

Gerhard Feldbauer, Poppenhausen, Historiker, Publizist

Für weitere Unterstützungsunterschriften:

Die Fuldaer  Erklärung siehe http://www.kreisverband-fulda.dgb.de;
Online Unterzeichnung unter https://www.frieden-mitmachen.de/29/truppenabzug_jetzt!_frieden_statt_krieg!

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Helmut Stier und Barbara Bruhn sind neu im Grünen-Vorstand in Hohenlohe

Der neue Hohenloher Kreisvorstand mit dem ebenfalls neu gewählten Landesvorstand: Barbara Bruhn, Silke Krebs, Chris Kühn, Helmut Stier.

Der neue Hohenloher Kreisvorstand mit dem ebenfalls neu gewählten Landesvorstand: Barbara Bruhn, Silke Krebs, Chris Kühn, Helmut Stier.

Der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen Hohenlohe hat einen neuen Vorstand. Gleichberechtigt wurden der Landwirt Helmut Stier aus Rodachshof bei Künzelsau und die Rechtsanwältin und Mutter von drei Kindern, Barbara Judith Bruhn, von der Mitgliederversammlung gewählt.

Pressemitteilung des Grünen-Kreisverbands Hohenlohe

Für gentechnikfreies Europa

Der neue Vorstand möchte die Arbeit des alten Vorstands fortsetzen und vertiefen. Helmut Stier ist als Landwirt in den Vereinen Gentechnikfreies Europa sowie Landwirtschaft und Ökologisches Gleichgewicht Osteuropa sowie beim Bund Deutscher Milchviehhalter. Seine Schwerpunktarbeit bei den Grünen wird im Bereich Landwirtschaft, Erneuerbare Energien sowie Gentechnik liegen.

Für eine grüne regionale Energiepolitik im ländlichen Raum

Barbara Bruhn arbeitet in der Landesarbeitsgemeinschaft Christen bei den Grünen mit und ist deren Delegierte für die Bundesarbeitsgemeinschaft Christen bei den Grünen. Ihre Schwerpunkte liegen in der Rechtspolitik (Insolvenzrecht) sowie im sozialen Bereich. Beide haben im Wahlkampf den Direktkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, Harald Ebner aus dem Landkreis Schwäbisch Hall, unterstützt. Im nächsten wahlkampffreien Jahr 2010 will der neue Vorstand grüne Themen mit den Mitgliedern wie auch mit der Bevölkerung diskutieren und fortentwickeln. Ein erstes Thema soll dabei die grüne (regionale) Energiepolitik im ländlichen Raum sein.

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Emanzipation heißt Totalverweigern – Der Totalverweigerer Hannes gibt Hintergrundinformationen

In diesem Text geht es um theoretische Grundlagen zu meiner Totalverweigerung. Ein Bericht zu meiner derzeitigen Situation wird folgen. Nur soviel: Im Dezember 2008 habe ich in Göttingen nach zwei Monaten abgeleistetem Zivildienst totalverweigert. Inzwischen wird wegen Dienstflucht gegen mich ermittelt; der Gerichtsprozess wird vermutlich in Schwäbisch Hall stattfinden. Mehr aktuelle Infos gibt es auf meiner Seite www.herrschaftsfrei.blogsport.de.

Hintergrundbericht von Totalverweigerer Hannes, Text zuerst erschienen in der Schwäbisch Haller Zeitschrift Alpha Press, Ausgabe September/Oktober 2009

[Intro]

In Deutschland gilt zur Zeit eine allgemeine neunmonatige Wehrpflicht für alle tauglich gemusterten jungen Männer ab 18 Jahren, die in Form von Kriegs- oder Zivildienst abgeleistet werden muss. Wer den Dienst nicht antritt, wird entweder von den Feldjägern gesucht, bei Befehlsverweigerung in vorübergehende Militärhaft gesteckt (jeweils 21 Tage) und dann wegen Fahnenflucht verurteilt oder, bei anerkannter Kriegsdienstverweigerung, wegen Dienstflucht verurteilt. Die Urteile unterscheiden sich zum Teil stark, eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren ist nach deutschem Gesetz möglich, wurde aber noch nie annähernd ausgesprochen.

Zwangsarbeit

Eine Arbeit, zu der Mensch per Gesetz verpflichtet und durch Androhung von Strafe gezwungen ist, ist eine Zwangsarbeit. Das, was allgemein unter Arbeit verstanden wird, ist Lohnarbeit. Sie ist nicht etwa „schon immer da gewesen“ noch „natürlich“ im Sinne von naturgegeben, sondern resultiert aus der ökonomischen Abhängigkeit der allermeisten Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um überleben zu können. Lohnarbeit allein beruht also auf ökonomischem Zwang. Beim Kriegs- und Zivildienst bleibt es aber nicht dabei, vielmehr kommt hier die staatliche Gewalt als direkt handelnde und bestrafende Macht hinzu. Der staatliche Zwangsdienst unterliegt also gleich zwei Formen von Herrschaft; nämlich indirekt-struktureller Gewalt, die aus kapitalistischen Verwertungsverhältnissen resultiert und institutioneller Gewalt durch das Gewaltmonopol des Staates.

Kriegsdienst

Bei der Bundeswehr kommen ganz offensichtlich weitere Herrschaftsformen hinzu, sie wirkt als Herrschaftsinstrument nach außen und innen. Die Unterdrückung, Ermordung und körperlich-seelische Gewalt, die die Bundeswehr in ihren inzwischen weltweiten Auslands-Kriegseinsätzen ausübt, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Vielmehr dient ein modernes Militär zuallererst als Gewaltandrohung zur Durchsetzung nationaler Interessen – nach innen zusammen mit den weiteren ausführenden Staatsorganen als Garant für das Bestehen eben dieses zwangskollektiven Interesses, nach außen zu dessen Umsetzung. Die Bundeswehr wird zu einer Angriffsarmee umgerüstet, um diese Aufgaben effektiver lösen zu können. Jeder Kriegsdienstleistende sorgt dabei mit für die Legitimation und Akzeptanz dieser Entwicklung, wie auch der Existenz von Militär überhaupt. Dabei geht es mir jedoch nicht darum, jede Form von Gewalt pauschal als unmoralisch abzustempeln. Es kommt darauf an, in welcher Form und von wem sie (miss-)braucht wird. Daneben unterliegt der Kriegsdienstleistende krassen autoritäten Strukturen, die ihn vom handelnden Individuum zum ausführenden Objekt degradieren und ihm jegliche persönliche ethische Verantwortung nehmen.

Zivildienst

Im Zivildienst sind die Herrschaftsverhältnisse weniger sichtbar und weit mehr idealisiert als im Kriegsdienst. Geht es doch hier darum, eine echte soziale Alternative bereitstehen zu haben, in der junge Männer ihre Pflicht der„Allgemeinheit“, dem „Volk“ gegenüber zu leisten haben. Auch hier ist die naheliegende Frage: Wo liegt der Nutzen dabei? Weite Teile der sozialen Versorgung sind von billigen Arbeitskräften abhängig: 1-Euro-JobberInnen, PraktikantInnen und eben Zivildienstleistende dienen als leicht handzuhabendes und ersetzbares Humankapital, um die vorhandenen Lücken behelfsweise zu schließen. Sie stabilisieren ein schlingerndes Gesundheitssystem, bei dessen Zusammenbrechen ungeahnte soziale Kräfte frei würden… Grund genug also, von jedem „Deutschen“ das Seine zur Erhaltung nationaler Interessen, hier des Gesundheitswesens zu fordern. Und wieder stößt mensch auf diese spezifisch „deutschen Interessen“, auf das zu wahrende Allgemeinwohl. Und muss bei genauerer Betrachtung feststellen: „das Allgemeinwohl“ gibt es nicht, ist allenfalls konstruiert und folgt allein ganz speziellen Interessen, und das sind die Interessen von Kapital und Wertevermehrung, sind die Regeln der kapitalistischen Marktwirtschaft, die wie ein Subjekt über die Handlungen von millionen Menschen herrscht und doch selbst völlig leblos ist.

Herrschaftsförmige und ungerechte Welt

Wer dann den Blick weiter auf diese gesellschaftliche Ebene richtet wird feststellen: Jedes kollektive nationale Interesse und jede Legitimation, die sich auf ein Volk und dessen angeblich gemeinsames Interesse bezieht, verschleiert die individuellen Interessen und Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen als auch die gemeinsamen ökonomischen Interessen einer gesellschaftlichen Klasse und sorgt weiter für das Bestehen einer herrschaftsförmigen und ungerechten Welt.
Auch die Argumentation, der Zivildienst sei vom Kriegsdienst völlig losgelöst geht ins Leere, da der Zivildienstleistende im Kriegsfall als ziviler Kriegsdienstleistender ebenso in die nationale Verteidigung eingebunden ist – ob an der Waffe oder in der Versorgung ist für das Funktionieren des Krieges nebensächlich. Und durch den hohen Bedarf an Zivildienstleistenden ist die Existenz des Kriegsdienstes gesichert, denn die Gesetze und Handhabungen bauen aufeinander auf. Wie im Kriegsdienst, aber weniger offensichtlich wird auch der Zivi in seinen sowieso spärlichen Bürgerrechten beschnitten und in eine unfreiwillige Kooperation gezwungen, was nicht selten Depressionen und eine krasse Einschränkung der persönlichen Entfaltung bedeutet.

Rollenbilder

Dem gesellschaftlichen Diskurs folgend reproduziert und prägt der Kriegs- und Zivildienst vorhandene Rollenbilder und reiht sich damit in einen sexistischen, militaristischen, patriarchalen, verwertungsbezogenen und nationalistischen Alltag ein. Zunächst wird vorausgesetzt, dass biologisch männliche Menschen auch dem gesellschaftlichen männlichen Geschlecht entsprechen und damit bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die sie zu geeigneten Kriegs- und Zivildienstleistenden machen. Auf eine biologistische Art werden bestimmte soziale und körperliche Merkmale als zusammengehörig definiert (typisch männlich, z.B. stark, produzierend, dominant/typisch weiblich z.B. weich, reproduzierend etc…) und so Menschen von klein auf in ihre Geschlechterrolle gedrängt. Genauso die Kategorisierung in Nationalität (nur deutsche Männer sind wehrpflichtig) und Gesundheit/Aussehen (wer als nicht gesund/groß genug angesehen wird, wird ausgesondert). Natürlich würde die Forderung nach einer Wehrpflicht für alle nicht weniger herrschaftsförmig sein!

[Exit!]

Jeder Zwangsdienst basiert auf Herrschaft und somit der Grundlage für ökonomische und gesetzliche Zwänge, Unterdrückung und Umweltzerstörung, Krieg und Nationalismus. Und jeder Zwangsdienst reproduziert Herrschaft, wenn er als völlig normal wahrgenommen und nicht hinterfragt wird. Niemand hat das Recht, über einen anderen Menschen zu bestimmen und dessen Autonomie in Frage zu stellen. Emanzipation heißt: Sämtliche Zwangsdienste abschaffen, Herrschaft abschaffen, Kapitalismus abschaffen und der Aufbau freier statt gezwungener Kooperation.
Für eine freie und solidarische Gesellschaft – Deutschland Totalverweigern!

Weitergehende Informationen:

Zur Zeit gibt es mehrere bekannte Totalverweigerer: Jonas und Daniel, die beide bei solid’ Gießen organisiert sind (solid-giessen@gmx.de) und Jan-Patrick, der inzwischen mehrmals in Bundeswehrhaft saß (totalverweigerung@riseup.net, www.totalverweigerung.blogsport.de).
Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär unterstützt Kriegsdienst- und Totalverweigerer (www.kampagne.de)

Die Internetseite von Totalverweigerer Hannes: www.herrschaftsfrei.blogsport.de / Lesen Sie auch den Artikel in Hohenlohe-ungefiltert über die erste Gerichtsverhandlung von Hannes im Amtgericht Schwäbisch Hall www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=5827

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Hier Bauersnot – dort Hungertod: Landwirte sind Opfer einer Politik, die die Industrie vorrangig fördert

Unser Wirtschaftssystem basiert auf der rücksichtslosen Ausbeutung von Natur und Menschen durch die Großindustrie, und auch durch die Agroindustrie. Das müsste so nicht sein, niemand auf der Welt müsste hungern, bei mehr Fairness und Solidarität. Eine andere Welt ist möglich.

Von Manfred Scherrmann, Schwäbisch Hall

Saatguthersteller, Pharmamultis und andere wirtschaftliche Bigplayer regieren Indien

Die Inderin Vandana Shiva, alternative Nobelpreisträgerin, stellt die aktuelle Situation an den Pranger. Am 30. Mai 2008 sagte sie in einer Rede bei medico zum Thema: Optionen der Veränderung – solidarisches Handeln im Katastrophenkapitalismus:

„Die Habgier von unternehmerischem Kapitalismus drängt die Menschheit an den Rand. Saatguthersteller, Pharmamultis und andere wirtschaftliche Bigplayer sind es, die unser Land regieren. Das ist für mich Diktatur und keine Wirtschaftsdemokratie. Ein Wandlungsprozess hat stattgefunden weg von einer Politik aus dem Volk für das Volk, durch das Volk hin zu einer Politik aus den Konzernen, für die Konzerne, durch die Konzerne.“

Das schwindende Licht der Demokratie

Die Indische Bestsellerautorin Arundhati Roy aus einer Rede, gehalten am 9. September 2009 zur Eröffnung des Literaturfestivals in Berlin zum Thema: Das schwindende Licht der Demokratie:

„ Die Frage lautet: Was haben wir der Demokratie angetan? Zu was haben wir sie gemacht? Was geschieht, wenn sie aufgebraucht, wenn sie hohl und sinnentleert geworden ist? Was folgt, wenn ihre Institutionen als gefährliche Krebsgeschwüre wuchern? Wie wirkt die Fusion von Demokratie und freiem Markt, ihre Verschmelzung zu einem einzigen räuberischen Organismus, in dem eine abgemagerte, beschränkte Vorstellungskraft nur noch Gewinnmaximierung kennt? Ist dieser Prozess umkehrbar? Lässt sich die Mutation zurückbilden? Kann Demokratie wieder zu dem werden, was sie einst war? Ohne eine langfristige Vision kann unser Planet nicht überleben. Dürfen wir diese aber von Regierungen erwarten, deren eigene Existenz vom unmittelbaren und kurzfristigen Profit abhängt?“

Ganz aktuell, am 4. Dezember 2009 wurde im Haller Tagblatt unser neuer „Entwicklungshilfeminister“ Dirk Niebel (FDP) zitiert:

„Ich will die Entwicklungspolitik stärker an deutschen Wirtschaftsinteressen ausrichten. Die Hilfe soll zwar nicht direkt an Aufträge gekoppelt werden, aber die Tür zu öffnen für den deutschen Mittelstand, das ist richtig, wichtig und darum auch meine Aufgabe.

Das Volk und ihre gewählten Institutionen müssen die Macht zurückerobern

Jean Ziegler, der ehemalige UN-Sonderberichtserstatter für das Recht auf Nahrung rief schon im Jahr 2001 zum Kampf gegen das aktuelle neoliberale Wirtschaftssystem in einem Vortrag in Schwäbisch Hall auf:

„Nicht mehr die Nationalstaaten, sondern die multinationalen Gesellschaften sind heute die Herren der Welt. Ihre Herrschaft führt das Gesetz des Dschungels ein, den wirtschaftlichen Kampf aller gegen alle. Der Stärkere siegt über den Schwachen. Gerechtfertigt wird dies mit einer `naturgegebenen Auslese`. Den multinationalen Gesellschaften kommt heute eine Macht zu, wie sie nie zuvor ein Kaiser oder König hatte. Diese Macht muss durchbrochen werden. Es gilt dafür zu kämpfen, dass das Volk und ihre gewählten Institutionen die Macht zurückerobern, über ihr Schicksal selber zu entscheiden.

Ausbeutung, Wettbewerb, Förderung privater Einzelinteressen zum Schaden des Gemeinwohls

Zum Weltsozialforum im Januar 2009 in Brasilien hier ein Ausschnitt aus der Abschlussresolution:

Das gegenwärtige System beruht auf Ausbeutung, Wettbewerb, Förderung privater Einzelinteressen zum Schaden des Gemeinwohls und der fieberhaften Anhäufung von Reichtümern durch eine Handvoll reicher Menschen. Es führt zu blutigen Kriegen, heizt Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und religiösen Fundamentalismus an und verschärft die Ausbeutung von Frauen und die Kriminalisierung von sozialen Bewegungen. Im Zusammenhang mit der derzeitigen Krise werden den Menschen systematisch Rechte vorenthalten.

Es gab in vielen Ländern Hungerrevolten

Hunger auf der Welt müsste nicht sein. Die unwürdige Situation, in der hier viele Landwirte stecken, müsste nicht sein. Doch letztes Jahr ist die Zahl der Hungernden auf der Welt trotz weltweit betrachtet guter Ernten auf eine Milliarde Menschen angestiegen, davon mehr als die Hälfte Kinder. Der Grund waren durch Börsenspekulationen bedingte drastische Preissteigerungen bei mehreren Getreidearten, vor allem beim Reis, beim Mais, und dann auch beim Weizen. Die Nahrungsmittel wurden dadurch plötzlich schlagartig so teuer, dass viele arme Menschen hungerten, weil sie sich das essen nicht leisten konnten. Es gab in vielen Ländern Hungerrevolten. Ein weiterer Grund war, immer mehr Nahrungsmittel wurden zu Agrosprit verwandelt, z.B. Mais und Soja zu Bioethanol, als Beimischung zu Benzin. Dadurch hat sich weltweit die Situation auf dem Getreidemarkt verschärft.

Zufällig wurde zeitgleich ein Bericht des Weltagrarrates veröffentlicht. Dieser besteht aus zirka 400 Wissenschaftlern aus mehr als 90 Ländern, die vier Jahre lang über die Nahrungsmittelproduktion und die Agrarpolitik der letzten Jahre geforscht haben und die zu einem vernichtenden Urteil gekommen sind, was die bisherige Agarpolitik betrifft.

Bäuerliche Strukturen fördern – nicht Großprojekte

„Nicht Großprojekt und die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion der Großgrundbesitzer mit hohem Einsatz von Maschinen, Dünger, Spritzmitteln bringen den Fortschritt, sondern die Förderung bäuerlicher Strukturen mit ihrem Wissen über eine angepasste Landwirtschaft mit ihrer engen Verzahnung zwischen Land, Kultur, Mensch und Wirtschaft.“

Der ehemalige Schwäbisch Haller Bürger, inzwischen Beauftragter für Welternährungsfragen beim Evangelischen Entwicklungsdienst, Rudolf Bunzel, zu diesem Bericht:

Ausgangspunkt aller Bestrebungen muss der Bauer bzw. die Bäuerin sein. Die Wissenschaft hat es völlig versäumt, das zu erkennen. Das ist die Krise der Agrarwissenschaft, und damit der Welternährung, denn die Menschheit ist in Zukunft nur zu ernähren, wenn sich die Wissenschaft mit dem Wissen und den Zielen der Bauern und Bäuerinnen verbindet.

Landwirte in unserer Region sind Opfer einer Politik, die die Industrie vorrangig fördert

Zwei Folgerungen hier zum Abschluss: Regional betrachtet sind viele Landwirte in unserer Region Opfer einer Politik, die die Industrie, also die Großen, vorrangig fördert und einen gnadenlosen Preiskampf zulässt wie aktuell bei der Milch. Weltweit betrachtet sind Milliarden Menschen Opfer genau dieser auf individuellen Profit ausgerichteten neoliberalen Politik. Wir, das Volk, sitzen fast alle im gleichen Boot. Es wird Zeit, dass das Volk dafür sorgt, dass es nicht untergeht. Eine andere Welt, eine Welt der Solidarität und Fairness ist möglich. Wer daran nicht glaubt, hat schon verloren.

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Pascal Briggs spielt Urban Folk und Outlaw Country in der Crailsheimer Bar „7180“

Pascal Briggs.

Pascal Briggs.

Der Songwriter Pascal Briggs gastiert am Donnerstag, 10. Dezember 2009, ab 20 Uhr in der „7180 Café-Bar“ in Crailsheim.

Von Harald Haas, Betreiber der 7180 Café-Bar

Früher Punkrock, jetzt Urban Folk und Outlaw Country

Pascal Briggs bewegte sich einige Jahre mit verschiedenen Bands in der Punkrockszene, um sich nun ganz und gar dem Urban Folk oder auch dem Outlaw Country zu widmen. Billy Bragg trifft Johnny Cash, die beiden rufen Joe Strummer an und gehen zusammen einen heben in Woodie Guthries Bar. Genau dieser Mix und seine markante Stimme werden die Zuhörer begeistern. An diesem Abend wird er nur mit seiner Ausstrahlung und Gitarre bewaffnet seine neue Platte „The Mercenary“ vorstellen.

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Insolvenzverfahren für Acument GmbH & Co. OHG wurde jetzt eröffnet – Auch Werk in Schrozberg betroffen

Das Amtsgericht Düsseldorf hat gestern (Dienstag, 1. Dezember 2009) das Insolvenzverfahren für die Acument GmbH & Co. OHG („Acument Deutschland“) mit Verwaltungssitz in Neuss eröffnet. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Wolf von der Fecht, Partner der Sozietät Metzeler von der Fecht, wurde zum Insolvenzverwalter bestimmt.

Pressemitteilung von Rebekka Lacombe, HERING SCHUPPENER Consulting, Strategieberatung für Kommunikation GmbH

Insolvenzantrag wurde am 6. August 2009 gestellt

Bei Acument Deutschland handelt es sich um den deutschen Geschäftsbereich von Acument Global Technologies, Inc. („Acument“), einem weltweit führenden Lieferanten von mechanischen Verbindungssystemen für die Automobilindustrie. Der deutsche Geschäftsbereich hatte am 6. August 2009 Antrag auf Insolvenz gestellt. (Anmerkung der Redaktion: Von der Insolvenz ist auch ein Werk in Schrozberg im Landkreis Schwäbisch Hall betroffen.)

Insolvenzplan soll den Gläubigern im Frühjahr 2010 zur Abstimmung vorgelegt werden

Im Antragsverfahren wurde in enger Abstimmung zwischen dem Management, dem Betriebsrat und dem Team des vorläufigen Insolvenzverwalters ein detailliertes Maßnahmenpaket für die Restrukturierung des Unternehmens entwickelt. Dieses dient nun als Grundlage für einen Insolvenzplan, der den Gläubigern im Frühjahr nächsten Jahres zur Abstimmung vorgelegt wird. „Ziel ist es, Acument Deutschland schnell aus der Insolvenz zu führen und die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen. Gemeinsam mit der Geschäftsführung arbeiten mein Team und ich intensiv daran, das Unternehmen langfristig solide aufzustellen. Wir sind auf einem guten Weg dorthin“, sagt Dr. Wolf von der Fecht.

Restrukturierungsplan sieht bis Ende 2010 einen schrittweisen Stellenabbau vor

Mit Beginn des Insolvenzverfahrens werden nun die Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt, die den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit in der vergangenen Woche vorgestellt wurden. Das Maßnahmenpaket beinhaltet im Wesentlichen eine stärkere, effizientere Integration der Standorte in den Bereichen Logistik und IT. Zudem sieht der Restrukturierungsplan bis Ende 2010 einen schrittweisen Stellenabbau vor. Alle betroffenen Mitarbeiter erhalten das Angebot, in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu wechseln.

Über Acument Global Technologies:
Acument Global Technologies, Inc. mit Hauptsitz in Troy, Michigan (USA) ist einer der weltweit führenden Hersteller von mechanischen Befestigungssystemen für die Automobil-, die Schwertransporter- sowie für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Mit rund 6.500 Mitarbeitern in 17 Ländern beliefert Acument Kunden mit Produkten, Systemen und Dienstleistungen in 150 Ländern. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.acument.com.

Über die Sozietät Metzeler von der Fecht:
Die Sozietät Metzeler von der Fecht mit Büros in Düsseldorf, Duisburg, Essen und Wuppertal ist eine der führenden Kanzleien in Deutschland für Insolvenzverwaltung, außergerichtliche Sanierung sowie Liquidationen. Gegründet im Jahr 1975 von Friedrich Wilhelm Metzeler, bündelt die Kanzlei die Kompetenzen von Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.mevdf.de.

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