Branka Mayer.
Hohenlohe-ungefiltert hat allen sechs Crailsheimer Oberbürgermeisterkandidaten zwischen zehn und zwölf Fragen gestellt. Die Kandidaten-Interviews werden in der Reihenfolge des Eingangs veröffentlicht. Branka Mayer hat als Zweite geantwortet. Günther Freisleben (CDU) hat die ihm gestellten Fragen als Einziger nicht beantwortet.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Bei bisher zwei Wahlveranstaltungen mit Ihrer Beteiligung war die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert anwesend. In keiner der zwei Veranstaltungen haben Sie konkret dargelegt, warum Sie Ihren bisherigen Job als Immobilienberaterin aufgeben wollen. Warum wollen Sie Ihren bisherigen Job nicht mehr ausüben?
BRANKA MAYER: Ganz einfach, weil mein Kollege, bei dem ich als selbstständige Maklerin tätig war, mir meine Provision nicht bezahlt, er zieht es vor, sich lieber selbst an meiner Arbeit zu bereichern. Da ich vertraglich noch daran gebunden bin, kann ich meine Tätigkeit nicht mehr ausüben.
Warum wollen Sie Oberbürgermeisterin werden – und: warum gerade in Crailsheim?
Für mich war es eine Bewerbung wie jede andere. Ich denke, Frauen haben eine andere Sicht der Dinge. Wie heißt es so schön: „Eine Mutter kann zehn Kinder ernähren, aber zehn Kinder nicht eine Mutter.“ Weil ich Crailsheim liebe, „hier bin i dahoim“. In Crailsheim fühle ich mich wohl, sicher und gut aufgehoben, nicht zuletzt, weil in meiner Stadt die besten Menschen der Welt leben.
Kritiker von Ihnen bemängeln, dass Sie nicht genügend Durchsetzungsvermögen und rhetorische Fähigkeiten hätten, um sich beim Crailsheimer Gemeinderat mit Ihren Ideen Gehör zu verschaffen. Was werden Sie als Oberbürgermeisterin tun, um nicht die Marionette des Gemeinderats und der Lobbyisten zu werden?
Was bringt eine rhetorische Fähigkeit allein? Was ich zu sagen habe, kann ich auch in gut deutsch und sogar in schwäbisch. Meine Sprache ist einfach, so dass es jeder verstehen kann. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann kann mich keiner so leicht davon abbringen, auch nicht ein Gemeinderat oder eine Lobby. Eine Marionette war ich in meinem Leben genug, aber nur so lange ich eine sein wollte. Mein Leben hat mich geprägt, und heute sage ich auch „bis hierher, aber keinen Schritt weiter“.
Sie haben offensichtlich keine Angst, sich einem großen Publikum öffentlich zu stellen. Können Sie die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Crailsheim aber auch als Vorgesetzte führen? Können Sie auch eine Sitzung des Gemeinderats zu schwierigen und komplexen Themen leiten?
Ich denke schon, dass ich Mitarbeiter führen kann. Wissen Sie, ich habe in meinem Leben schon mehrere Firmen mit aufgebaut, die teilweise heute noch gut laufen, die anderen gut verkauft oder von späteren Nachfolgern ruiniert. Auch im Gemeinderat sitzen Menschen, wie „Du und Ich“. Wichtig ist ein gutes Ergebnis vor allem zu schwierigen Themen. Nichts ist unmöglich!
Wie stellen Sie sich als Oberbürgermeisterin den Umgang mit Kritikern – im Gemeinderat, in der Rathausverwaltung, in der Bürgerschaft, in der lokalen Wirtschaft und in den Medien vor – insbesondere, wenn Sie in der Sache oder persönlich hart angegangen werden?
Vor Kritik habe ich keine Angst, weil ich weiß: Keiner von uns ist perfekt. Kritik kann auch positiv angesehen werden. Warum sollte ich hart angegangen werden, ich habe nichts Schlechtes im Sinn. Im Gegenteil, meine Gedanken gehen zwar etwas in eine andere Richtung, aber ich versichere Ihnen, nur zum Wohle des Menschen.
Wie wollen Sie es schaffen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Crailsheim ihre Vorbehalte Ihnen als Immobilienmaklerin gegenüber abbauen? Was befähigt eine Immobilienmaklerin wie Sie dazu, Rathauschefin einer Großen Kreisstadt mit 33.000 Einwohnern zu werden?
Es tut mir leid, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Crailsheim Vorbehalte gegenüber „Immobilienmaklern“ haben. Ich habe selbst schon viel davon gehört, wie manche Kollegen arbeiten. Ich kann Ihnen versichern, dass ich in meinem ganzen Leben fair und ordentlich gearbeitet, beziehungsweise meine Brötchen ehrlich verdient habe. Kein Mensch, der mich kennt, kann etwas Nachteiliges über mich sagen. Ich habe mich immer zum Wohle meiner Mitmenschen eingesetzt, sei es als Maklerin, Mutter, Ehefrau, Altenpflegerin, Omi, Nachbarin, Freundin usw….
Meine Lebenserfahrung und meine Liebe zum Menschen befähigt mich dazu, eine Große Kreisstadt wie Crailsheim zu leiten und vor allem jeden Menschen „zurück in die Zukunft“ zu begleiten!
Wer hat Sie zur Kandidatur motiviert – und warum? Von welchem Personenkreis erhielten Sie die mindestens 50 Unterstützungsunterschriften? Wer unterstützt Sie jetzt im Wahlkampf?
Die Bewohner Crailsheims. So einfach ist diese Antwort. Es waren Menschen aus allen Schichten, Menschen, die mir manchmal nur einen Augenblick ihrer Zeit geschenkt haben, andere schenkten mir ihr Gehör. Manche schenkten mir ganz einfach ihr Vertrauen. Wer mich im Wahlkampf unterstützt? Da sage ich wieder „Meine Crailshojmr“. Übrigens: Ich kämpfe nicht, ich kandidiere, mehr nicht!
Sie sagten bei der Wahlveranstaltung in der Hirtenwiesenhalle zu einem jungen Fragesteller, der zum Thema Jugend und Jugendgemeinderat nachgefragt hatte: „Ich liebe euch alle“ – Sie gaben an diesem Abend dem Publikum auch ein Küsschen ins Mikrofon. Was wollen Sie den Menschen in Crailsheim mitteilen? Was bewegt Sie bei der Kandidatur im Innersten Ihres Herzens?
Was mich nicht nur im Innersten meines Herzens, sondern aus der Tiefe meiner Seele bewegt, ist der „Mensch“. Ja, ich liebe alle, egal welche Klasse oder Rasse, Jung oder Alt, Reich oder Arm. Was ich sage, das meine und fühle ich auch. Ich habe die tollsten Erfahrungen in meinem Leben mit Menschen gemacht. Leider gab es in meinem Leben auch sehr schlechte Momente, und das mehr wie mir lieb war. Sie können mir glauben, ich weiß wie bitter die Tränen sein können, vor allem, wenn sie einem das Liebste, was man hat, einfach wegschwemmen und zu Bächen der Verzweiflung anschwellen lassen. Manchmal habe ich mich an einem Lächeln, einem Augenblick, einer Umarmung „fremder Menschen“ wie an einem Strohhalm festgehalten und diesem Festhalten verdanke ich mein Leben.
Immer wieder erwähnten Sie in den beiden großen Wahlkampfveranstaltungen, dass Sie den Menschen in Crailsheim unendlich dankbar sind. Für was sind Sie den Menschen in Crailsheim so dankbar? Gibt es jemanden oder einige Menschen, denen Sie besonders dankbar sind?
Ich denke, dass ich dies schon ein bisschen bei den vorherigen Fragen beantwortet habe. Was mich bei der ersten Veranstaltung überwältigt hat, war die Tatsache, dass mich so viele Crailsheimer für „voll“ genommen haben. Mir hat es fast die Sprache verschlagen. Tränen der Rührung schossen mir in die Augen. Tränen der Dankbarkeit flossen in der Nacht über mein Gesicht, nachdem man mich ein Jahr zuvor für den Rest meines Lebens wegsperren wollte, einfach so, weil ich angeblich ausgedient hatte. Ich wünsche mir von Herzen, dass es nie wieder einen Menschen gibt, der meinen Leidensweg gehen muss, und deshalb kandidiere ich.
Ja, es gibt jemanden, dem ich besonders dankbar bin, und dieser Jemand heißt „Gunther Erhard“. Ihm verdanke ich mein Leben. Er hat mich durch die schwerste Krise meines Lebens bis heute getragen. Als er von meinem Schicksal erfuhr, hat er meine bitteren und verzweifelten Tränen geteilt. Danach kamen mir immer mehr Crailsheimer Herzen entgegen. Ich kann sie nicht alle beim Namen nennen, es würde Ihre Zeitung im Internet sprengen, aber ich denke, meine Crailsheimer wissen, dass sie gemeint sind, denen meine Dankbarkeit gehört. Nochmals „merci“ an alle!
Wo sehen Sie in Crailsheim derzeit die größten Schwächen – was muss zuallererst verändert werden, damit es ein besseres und friedlicheres Zusammenleben in der Stadt und den Ortsteilen gibt?
Ich denke, wir müssen uns als Allererstes um unsere Mitmenschen kümmern, sei es die Burgbergsiedlung, unsere Bettler, unsere Nachbarin, die nicht mehr als 100 Euro zum Überleben hat, unsere Kinder, die täglich hungern müssen, weil sie allein gelassen werden oder weil die Eltern nicht in der Lage sind, sie anständig zu versorgen. Dann unsere Mitmenschen, die irgendwo in Heimen leben, die jeden Tag auf ihren Tod warten, weil sie einsam sind, verzweifelt und sich abgeschoben fühlen und nicht zuletzt unsere Jugendlichen, die keine Hoffnung in ihrem Leben sehen, sie werden überhäuft mit unnötigen Dingen, sei es materieller Art, unnützigem Lehrstoff, Computer, Gameboys, Filmen usw…
Ich frage Sie, wäre es nicht höchste Zeit, uns endlich die Hand zu reichen und uns auf das wahre Leben vorzubereiten, was doch unser Geburtsrecht ist!